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Benutzername: 
Uli Geißler
Wohnort: 
Fürth/Bay.

Bewertungen

Insgesamt 768 Bewertungen
Bewertung vom 28.10.2014
Gscheitgut - Franken isst besser

Gscheitgut - Franken isst besser


ausgezeichnet

Ergebnisse der Initiative für Regionale Küche in Franken

Wo gibt’s denn so was? Dieses Buch ist etwas Besonderes. Gewissermaßen ist ein wissenschaftliches Ergebnis aus dem Projektseminar „Regionprodukte“ des Instituts für Geographie der Universität Erlangen-Nürnberg.

Unterteilt in den Jahreszeiten angepassten Kapiteln werden in dem Sammelband gastronomische Betriebe und Einrichtungen aus der Fränkischen Schweiz zwischen Aufseß und Regensberg, Weigelshofen und Gößweinstein samt einiger hervorgehobener Gericht vorgestellt.

So ist das Buch zwar kein Reiseführer für das wanderbare Gebiet im regionalen Viereck Bamberg – Bayreuth – Pegnitz – Forchheim, allemal jedoch ein Ratgeber zu wunderbarer Kulinarik.

Manche der edel mit Appetit anregenden Aufnahmen dargebotenen Gerichte entstammen traditionellen Rezepten, andere muten an wie moderne Kunst und sind doch oft einfach nur Weiterentwicklungen der experimentierfreudigen Küchen der Wirtshäuser und Restaurants. Bei allen Rezepten bietet – neben des Fotos – ein knapper einleitender Text für einen inhaltlichen Zugang zur jeweiligen Speise, bevor dann in einzelnen Arbeitsschritten die Zubereitung erklärt wird. Die Zutaten sind in einer eigens abgesetzten Aufstellung zu finden. Darüber hinaus finden sich bei einigen Rezepten noch besondere Tipps oder Hinweise und persönliche „Küchengeheimnisse“ ergänzen das eine oder andere Rezept.

Die Kapitel-Auftakttexte erzählen aus der Landschaft und weisen auf regionale Eigenheiten oder historische Ereignisse in den jeweiligen Orten hin und bieten so genügend Hintergrund, um nicht völlig unbedarft bei einer Einkehr in den Lokalitäten eine Bestellung aufzugeben.

Allein beim Lesen und Blättern beginnt die Tour in die Fränkische Schweiz, man schmeckt geradezu schon dass Spinatsüppchen mit Bröckerla, die Holunderquarkcreme auf Kirschcocktail, die Fränkische Bratwurstsülze, das Kotelett vom Juralamm auf warmen Bohnensalat, die Kartoffel-Wirsing-Roulade oder den Rehrücken im Kräuterpfannkuchen mit Preiselbeerschmarrn.

Es gibt einen hilfreichen Index der Rezepte, die Adressen der vorgestellten Gastronomischen Betriebe sowie einen Saisonkalender aller wesentlichen Zutaten sowie eine Übersicht der Mitwirkenden. Dieses Buch ist mehr als ein Kochbuch. Es weckt das Interesse an einem Landstrich, an den Gebäuden, der Historie und der Kultur, ganz besonders aber an dem kulinarischen Genuss alter und neuer regionaler Kochkünste. Das ist wahrlich „g’scheit gut“.

(c) 10/2014, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.10.2014
Love Letter (Kartenspiel)

Love Letter (Kartenspiel)


sehr gut

Leichtes Spiel zum Liebesbeweis
Zu der Zeit, als es noch keine „I-love-you-App“ oder „Ich-mag-Dich“-Icons gab, schrieb man der angebeteten Person noch so genannte Liebesbriefe. In diese Zeit ist man mit dem Spiel „Love Letter“ fix versetzt. Es gilt, als Letzter im Spiel zu bleiben, um bei der Angebeteten anzukommen. Bei dem schnellen Kartenspiel gibt es lediglich 16 Spielkarten, welche 8 verschiedene Charaktere mit unterschiedlichen Zahlenwerten zeigen. Einige Karten gibt es nur einmal, einige zweimal und die „Wächerin“ sogar fünfmal.

Vom gemischten Kartensatz werden an jede/n Spielende/n eine verteilt, eine beiseite gelegt und beim Zweierspiel drei offen ausgelegt sowie der Restkartenstapel verdeckt auf den Tisch gelegt. Wer an die Reihe kommt, zieht zur erhaltenen Handkarte eine weitere vom Stapel und kann nun auswählen, welche davon sie oder er auswählt, um den Punktwert der Handkarte des Gegenübers zu übertreffen.

Die unterschiedlichen Karten haben verschiedene Funktionen, welche durchdacht angewendet werden sollten. Beispielsweise kann man mit der „Wächterin“ die Handkarte eines Gegenspielers benennen und wenn dieser Tipp richtig war, scheidet der Gegner diese Runde aus. Der „Prinz“ bietet die Möglichkeit, eine Handkarte – die eigene oder auch nach Ansage die von jemand aus der Spielrunde - unausgespielt gegen eine neue Karte vom Nachziehstapel zu tauschen.
Wer bei Rundenende noch „übrig“ ist, erhält einen Punkt und nach beispielsweise 7 Runden endet das Spiel und es gewinnt, wer nach mehreren Runden die höchste Punktezahl erreichte.

Auch wenn ein gewisser Glücksanteil beim Erhalt der Karten nicht unwesentlich ist, lässt sich durch Bluffen und deduktive Überlegung ein gewisses Maß an Taktik anwenden. Da jede Runde nur wenige Minuten dauert, ist jeglicher kurzer Ärger über einen Rundenverlust schnell verflogen. Ein neuer Versuch kann umgehend gestartet werden. Die Spielregeln sind einfach, auch zumal auf den Karten in Kurzform steht, was zu tun ist. Die schöne Kartengestaltung schafft eine „königliche“ Atmosphäre und so wird man „Love Letter“ lange als gutes, witziges und schnelles Kartenspiel lieben.

(c) 10/2014, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Spiel- und Kulturpädagoge, Fürth/Bay.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.10.2014
Glow, deutsche Ausgabe
Beauman, Ned

Glow, deutsche Ausgabe


sehr gut

Superdroge erzeugt Globalisierungskritik

Es dauert, bis man in die skurril-absurde und ungewöhnliche Geschichte über den urbanen Lebensbewältiger, Drogentester und mit merkwürdiger Zirkadianer Schlaf-Wach-Rhythmusstörung behafteten Raf hinein findet. Anfangs will man den abgedrehten Roman vielleicht schon aus der Hand legen, tut aber gut daran, weiterzulesen. Mehr und mehr entfaltet der Autor trotz seiner bisweilen kruden Ideen eine spannende Geschichte.

Raf, der sich an sich am liebsten noch mehr mit seiner schönen Zufallsbekanntschaft Cherish aus dem Londoner Waschsalon befassen oder zumindest bei illegalen Raves herumtreiben würde, gerät in ein unglaublich wildes Entführungs- und Verschwörungsdrama, will er doch mehr über die geheimnisvolle Superdroge „Glow“ herausfinden. Die Verfolgung der weißen Kleinbusse, die Cherish vor seinen Augen entführten, zieht Raf immer weiter in die undurchschaubare Welt des sehr suspekten Minenkonzerns Lacebark, eines Drogenkartells und einer globalen Verschwörung hinein, getrieben immer auch von einem gewissen Anteil aufkeimender Liebe oder zumindest Sehnsucht nach Nähe zu der hübschen Halbburmesin.

Als schließlich Füchse in London auftauchen und Raf feststellen muss, dass diese bei der Produktion von „Glow“ eine Rolle spielen, weicht der erste Gedanke an einen vermutlich durch das Lesen des Buches übertragenen unbemerkten Eigen-Drogengenuss langsam der Erinnerung an den von der Schleichkatze Fleckenmusang produzierten Katzenkaffee „Kopi Luwak“.

Es zeigt sich im Verlauf der verwinkelten Zusammenhänge, dass die unterschwellig in der verrückten und doch höchst anregenden Geschichte auch aufkeimende Globalisierungskritik sich gewissermaßen als „Glow“, also ein sich hinter die Handlung legender Schein entfaltet. So bleibt trotz aller unglaublichen aber doch fesselnder Handlung ein Stück intelligenter Reflexion aktueller Lebensrealität.

(c) 10/2014, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

4 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.09.2014
Voll eklig!
Oftring, Bärbel

Voll eklig!


ausgezeichnet

Abscheu mit Interesse
Kinder lernen erst mit etwa vier Jahren, sich vor etwas zu ekeln. Vorher haben sie selten Berührungsängste vor Würmern, Schleim oder unschönen Tierchen. Die so empfundenen unangenehmen Tiere, Gerüche oder Körperausscheidungen haben freilich alle ihre Bedeutung, was nicht heißt, dass man sie deswegen gleich mögen muss.

Die Autorin stellt immerhin 55 eklige Erscheinungen vor und erklärt diese toll illustriert und übersichtlich ansprechend. Dabei erläutert sie immer verständlich, was das anwidernde jeweils ist, woraus es besteht oder wie es dazu kommt, sie stellt interessante Quiz-Fragen, die am Ende des Buches aufgelöst werden, berichtet in den „Aha“-Kästen immer auch sehr neutral Wissenswertes und Nützliches und gibt „Nicht-mehr-ekeln“-Tipps.

Wer sich also mal über Aas, Durchfall, Eiter, Kakerlaken, Körperwürmer, Erbrochenes (Kotze), Schleim, Spinnen, Merkwürdige Insektenmahlzeiten, Zecken und dergleichen mehr informieren möchte, wird in diesem Buch fündig und gut aufgeklärt.
Weil das Buch nicht nur passiv gelesen werden soll, gibt es auch einige Aktivaufgaben. Man kann anhand eines Ekel-Barometers das eigene Empfinden eintragen und es werden Ekel-Experimente angeregt. Mädchen und Jungen wird sicher am besten gefallen, einige der so genannten „Ekel-Rezepte“ zuzubereiten und zum Verzehr anzubieten. Diese Speisen sehen in der Regel gruselig aus, sind aber doch wohlschmeckend und harmlos. Am Ende gibt es auf drei Seiten die Möglichkeit, eine eigene Ekel-Hitparade mittels Ekel-Steckbriefen zu erstellen.

Ein wenig muss die Scheu vor diesem Buch wohl abgelegt werden, dann aber gibt es sehr schnell aufregend interessante, bisweilen sogar witzige, auf jeden Fall aber sehr aufklärende Informationen und geradezu wissenschaftliche Erkenntnisse über das eher verschmähte und selten besprochene, endlich aber einmal aufbereitete Thema.

(c) 9/2014. Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.09.2014
Camel Up (Spiel des Jahres 2014)

Camel Up (Spiel des Jahres 2014)


ausgezeichnet

Wüste Höcker Wette

Kamelrennen gehören zur Wüste, wie die Höcker zum Kamel. In dem diesjährigen „Spiel des Jahres“ gilt es während eines derartigen Lasttierrennens auf das richtige Kamel zu wetten. Wer im Rennverlauf öfter mal richtig tippt, wird am Ende damit das meiste Geld und somit auch das ganze Spiel gewonnen haben.

Auf einem Rundkurs bewegen sich die Besitzerlosen Kamele und werden anhand von Würfeln, welche auf geheimnisvolle Weise aus einer gerüttelten und mit einem kleinen aber gut funktionierenden Auswurfmechanismus versehen heraus kullern. 1-3 Felder kann ein Kamel dann ziehen wobei es auch mal auf den Rücken eines anderen Kamels aufspringt, wenn dieses auf dem jeweiligen Zielfeld steht. Da kann auch mal ein ganzer Kamelturm entstehen.

Als Spielzüge kann man auf den Runden- oder Gesamtsieg eines Kamels wetten, würfeln und aufgrund einer gezogenen Fortbewegungskarte (Farbe) eines der „Wüstenschiffe“ ein Feld weiter ziehen oder auch ein Oasen- oder Wüstenplättchen (+1 Feld / -1 Feld) legen.

Sobald alle fünf Kamele gezogen wurden, endet jeweils eine Runde und es erfolgt eine Wertung samt Auszahlung der Gewinnmünzen oder Ahndung der falschen Reihenfolgevermutungen. Dann geht es in die nächste Wett- und Zugrunde. Sobald ein Kamel die Ziellinie übertrampelt, endet das Wettrennen, die Platzierungen werden festgestellt, entsprechende Wettgewinne ausbezahlt und die Siegerin oder der Sieger des "Camel Cup" gekürt.

Das reizvolle und funktionale Material zeigt gestalterisch schon in die Richtung Familienspiel, was es ohne Zweifel darstellt. Das Spiel gefällt sowohl Älteren, ohne dass es für sie zu kindlich wird und für Jüngere ist der Spaß auch ausreichend gegeben, da das Spiel auch nicht zu komplex oder schwierig ist.

Die geringe Beeinflussbarkeit und der immer präsente Glücksfaktor ist zwar für strategisch denkende Vielspieler wenig motivierend, doch gerade diese unvorhersehbaren Wendungen im Spiel bringen in der Spielrunde oft den Spaß, zumal alles sehr schnell gehen kann, dass Zurückliegende plötzlich doch wieder eine Chance erhalten oder Führende den sicher gewähnten Sieg auf einmal wieder gefährdet sehen.

Das sorgt für ein in der Regel vernehmliches Abwägen und Überlegen, überraschte Ausrufe, kluge Kommentare oder hundertprozentige Vorhersagen, die flugs dann doch wieder mit einem süffisant gelegten Wüstenplättchen hinfällig gemacht werden. Ein bisschen gemein darf sein …

Da im Prinzip bis zu zwei Spielgruppen gleichzeitig mitspielen können (8 Kameltreibende), die Spielregeln einfach sind, das Material geradezu zum Spielen auffordert, eignet sich „Camel up“ fast schon als Partyspiel für die unterschiedlichsten Anlässe. Sehr gute Qualitäten als „normales“ Familienspiel für 3-4 Personen birgt es ohnehin. Also: Auf in die Wüste …

(c) 9/2014, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Spiel- und Kulturpädagoge, Fürth/Bay.

15 von 17 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.09.2014
Sauerkrautkoma / Franz Eberhofer Bd.5
Falk, Rita

Sauerkrautkoma / Franz Eberhofer Bd.5


sehr gut

Stadtluft für den Landkommissar

Normalerweise wird man von der Stadt aufs Land strafversetzt, doch für den Landkommissar Eberhofer aus Niederkaltenkirchen ist das genau anders herum. Er wird wegen guter Leistung in die Metropole beordert, was allerdings nicht heißen soll, dass er dort bleiben wird. Dazu hat er schließlich so gar keine Lust. Nicht mal das über Beziehungen zu seinem alten Spezi Rudi Birkenhofer vermittelte Zimmer ist dem Franz genehm. So pendelt er lieber die Strecke hin und her, zumal daheim ohnehin mehr los zu sein scheint, als in der Millionenstadt – vor allem privat.

Schön skurril kommt die Geschichte dieses Mal in Schwung. Eberhofers Vater und Oma kommen im alten Opel Admiral zu Besuch nach München. Dann wird der Oldtimer auf einmal geklaut und wenig später mit einer schwangeren Leiche im Kofferraum beladen im Dachauer Forst wieder gefunden. Der Franz Eberhofer ist der einzige, der sich des Falls annimmt, da sonst ja niemand zuständig zu sein scheint (besser: will). Dabei zeigt sich schon bald, dass eigentlich ganz andere – private – Herausforderungen Aufmerksamkeit bräuchten: die knisternde Spannung mit der neuen Kollegin in der neuen Dienststelle, der Kampf gegen Susis alten neuen Verehrer Karl-Heinz - der ein alter Schulfreund Leopolds ist – und der sich dadurch ergebene Verlobungsdruck und Hochzeitsdrang sowie nicht zuletzt die Belastung durch den Wiedereinzug seines ungeliebten Bruders Leopold in das elterliche Heim und die gemütliche Landidylle aufgrund dessen Ehekrise.

Wieder einmal gelingt es der Autorin, die heimelig-spannende Welt des ländlichen Verbrechens ansprechend, regional und doch allgemein lesbar darzustellen und durch die Zutaten Großstadt und die sich aufdrängenden privaten Belastungen einerseits so zu bereichern, dass die Serie einen neuen Impuls erhält und eine spannende, realistisch wirkende Geschichte zu lesen ist. Andererseits erscheint das Private dieses Mal aber fast zu intensiv und Detailfreudig erzählt, so dass der Kriminalfall stark im Hintergrund bleibt, was man im Kontext der Serie gerne in Kauf nimmt, als Einzelgeschichte das Genre dann aber doch verblassen lässt.
Wie immer runden ein paar Originalrezepte aus der Region das unterhaltsame Buch gut ab.

(c) 11/2013, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.

9 von 10 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.