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Benutzername: 
cho-ice
Über mich: 
Ich liebe gute Bücher! :-)

Bewertungen

Insgesamt 230 Bewertungen
Bewertung vom 29.05.2017
Der Schattendoktor
Plass, Adrian

Der Schattendoktor


gut

Absolut begeistert war ich, als ich sah, dass Adrian Plass einen neuen Roman geschrieben hat! Seit vielen Jahren gehöre ich zu seiner treuen deutschen Fangemeinde, ich habe nicht alle, aber doch die meisten seiner Bücher gelesen und die meisten sehr genossen. „Der Schattendoktor“ reicht jedoch leider nicht an das Kaliber seiner früheren Romane heran.

Zum Inhalt:
Der ledige Jack verliert zu Beginn des Buches seine geliebte Großmutter, was eine große Lücke, aber auch eine seltsame Visitenkarte von einem gewissen „Schattendoktor“ in seinem Leben hinterlässt. Neugierig lässt er sich auf diesen merkwürdigen Mann ein, der eine ganz eigene Art hat, den inneren Wunden der Menschen zu begegnen. Jack ist gleichermaßen fasziniert wie furchtsam, als ihm der „Doc“ ein eigenartiges Angebot macht …

Auf dem Cover ist eine Empfehlung von William P. Young, dem Autor von „Die Hütte“ abgedruckt. (Übrigens auch auf dem englischen Original.) Mein Eindruck ist, dass die Verlage wussten, dass dieses Buch solch eine Empfehlung nötig hat, denn leider überzeugt es nicht. Es blitzt zwar an vielen Stellen die Genialität des Autors auf, die sich in überraschenden Wendungen, pointiertem Wortwitz und tiefen Gedanken der Protagonisten äußert. Doch am Ende des Buches blieben mir zu viele Fragen offen. Es schreit förmlich nach einer Fortsetzung!

Darüber hinaus fand ich so manchen Gedanken, den Plass seinen Figuren (oder auch Gott) in den Mund legt, grenzwertig. Es ist in meinen Augen eine Sache, ehrlich über Zweifel, Versagen, Wut und Ängste zu sprechen. Es ist eine andere, über die herzuziehen, die diesen Dingen aufrichtig begegnen möchten und dabei Zweifel eher zu schüren als zu entkräften. Dieses Buch eignet sich daher nicht für Menschen, die noch nicht lange Jesus nachfolgen. Zu selten wird hier klar Position bezogen, zu oft der Leser allein gelassen mit seinen Fragen und möglichen Schlussfolgerungen.

Schade – die Geschichte hat wirklich Potenzial, wirkt aber unausgegoren.

Bewertung vom 29.04.2017
Es werde Licht!
Dziewas, Dorothee

Es werde Licht!


sehr gut

Ich gehöre nicht zu den Christen, die die Fastenzeit auf besondere Weise begehen oder jedes Jahr während dieser 7 Wochen bewusst auf etwas verzichten. Doch ich schätze Dorothee Dziewas als Übersetzerin und Autorin und so machte mich dieses kleine Büchlein neugierig.

Insgesamt ist es ein sehr gelungener Fastenführer. Frau Dziewas schreibt einfach schön und man spürt, dass viele gute Gedanken und Liebe in die Gestaltung der einzelnen Wochen und Tage geflossen sind. Jeder Tag wird nach einem kurzen Impuls (ca. 1 Seite lang) ergänzt von einem Tagestipp (meist etwas Praktisches), Schöpferwort (Abschnitt aus der Bibel), Denkanstoß oder sonntags einem Gebet. So ist mal etwas zum Innehalten und Nachdenken dabei, aber auch mal etwas, das man praktisch umsetzen kann.

Für meine Lebensphase (junge Mutter mit Kleinkind) passten die Tipps und Impulse teilweise nicht so gut. Aber man kann ja auch nicht immer jedem gerecht werden. Schön fand ich, dass das Buch sehr alltagsbezogen und im besten Sinne geerdet ist. In vielem habe ich mich so doch wiedergefunden und wurde innerlich berührt.

Ich hätte mir eine noch schönere Gestaltung des Buches gewünscht. Wohl aus Kostengründen wurde nicht jedem Tag ein Anfang auf einer neuen Seite zugestanden. Das fand ich etwas schade. Auch grafisch war es leider sehr nüchtern und kaum etwas „fürs Auge“. Dabei ist das Thema Schöpfung doch eigentlich so gegenständlich. Sollte das Buch also gut ankommen und nachgedruckt werden, empfehle ich eine Neugestaltung des Inneren.

Mein Fazit: Ein gelungenes Buch, das in der Fastenzeit (und darüber hinaus!) sehr bereichern kann. Für junge Muttis aber nur mit Abstrichen geeignet und eine schönere Gestaltung hätte dem an sich auch schönen Inhalt gutgetan.

Bewertung vom 21.02.2017
Schlafen ist ein Geschenk des Himmels
Bergren, Lisa T.

Schlafen ist ein Geschenk des Himmels


ausgezeichnet

„Schlafen ist ein Geschenk des Himmels“ ist ein weiteres Bilderbuch aus der „Geschenk des Himmels“-Reihe von Lisa T. Bergren (die übrigens auch Jugendbücher geschrieben hat, die ins Deutsche übersetzt wurden). Wir kannten bereits den ersten Band, „Du bist ein Geschenk des Himmels“, und wussten daher ein wenig, was uns erwartet.

Zunächst einmal zeichnet diese Reihe einfach wunderschön gezeichnete Bilder aus. Vielleicht sind sie durch die Pastelltöne für die Mütter etwas ansprechender als für die Väter, ;-). Sie sind jedoch bis auf wenige Ausnahmen nicht überladen, sondern einfach gehalten, und haben genau die richtige Portion Text dazu. Auch die Schriftart ist gut und passend gewählt.

In diesem Buch geht es – Überraschung! – um das (für Eltern) sehr sensible Thema Schlafen. Das Bilderbuch vermittelt auf rund 35 Seiten, warum Tiere (und Menschen) Schlaf brauchen und warum es uns manchmal nicht so leicht fällt, einzuschlafen. Es handelt sich um ein eindeutig christliches Bilderbuch, da Mama Bär ihrem kleinen Sohn auch erzählt, dass es Gott war, der die geniale Idee mit dem Schlafen hatte und uns den Schlaf gern schenkt.

Meiner Meinung nach ist es ein ideales Vorlesebuch für Kinder ab 2,5 Jahren. So alt ist mein Sohn, dem es sehr gut gefallen hat und der der Geschichte ohne Probleme folgen konnte.

Mich hat das Buch absolut überzeugt. Es ist eine ruhige Geschichte, die das Thema sehr schön auf ansprechende und kindgerechte Weise umsetzt. Die tollen Bilder machen es zu einem wirklich tollen Bilderbuch für Kindergartenkinder und alle, die es bald werden. Dazu noch ein relativ günstiger Preis. Klare Kaufempfehlung!

Bewertung vom 16.12.2016
Deutschsein für Anfänger
Pohl, Emitis

Deutschsein für Anfänger


sehr gut

In diesen Tagen wird heiß diskutiert über die Frage, was erfolgreiche Integration bedeutet. Emitis Pohl, als Iranerin geboren, aber seit vielen Jahren in Deutschland lebend und arbeitend, legt hier eine 250 Seiten starke Streitschrift mit ihren persönlichen, praxiserprobten Antworten vor.
In DER Silvesternacht in Köln war sie live dabei, mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern. Was sie erlebt hat, so schreibt sie, habe sie dazu bewegt, sich öffentlich zu äußern. So entstand 2016 auch dieses Buch.

„Deutschsein für Anfänger“ beschreibt zunächst auf humorvolle und klare Weise den einzigartigen Weg der Zugewanderten hinein in die deutsche Kultur und Gesellschaft. Und gerade weil sie aus erster Hand weiß, was Integration sie gekostet hat und welche Hürden ihr dabei begegnet sind, kann sie so überzeugend allgemeingültige Leitlinien für den Umgang mit Flüchtlingen und Asylsuchenden vorstellen.

Der Untertitel „Integration ist meine Pflicht“ beschreibt prägnant ihr Herzensanliegen und ihre tiefe Überzeugung: Ja, eine erfolgreiche Integration kann durch das Umfeld und die Aufnahmegesellschaft gefördert werden – aber letztlich ist der eigene Wille zur Integration entscheidend. Umso wichtiger ist es daher, diesen Willen zu fördern und auch zu fordern, auf vielfältige Weise.

Die lebendige Sprache, die inhaltliche Dichte und der leicht ironische Unterton haben mich stellenweise an die (sehr guten) Bücher von Markus Spieker erinnert. Ich hatte beim Lesen oft das Gefühl, ich würde Frau Pohl bei einer Tasse Kaffee (oder vielleicht doch einem längeren, leckeren Abendessen?) gegenübersitzen und sie säße vor mir, leidenschaftlich sprechend und dabei lebhaft gestikulierend. Ihr Temperament scheint auf jeden Fall auch durch die schwarz-weißen Zeilen hindurch – ein großes Plus des Buches und daher ein dickes Lob an den Verlag!

Einen Stern Abzug vergebe ich trotzdem aus zwei Gründen:
Zum einen gab es für meinen Geschmack zu viele Wiederholungen kleinerer Details aus Frau Pohls Leben. Das ist sicher der nicht streng chronologischen Erzählstruktur geschuldet. Es ergibt zwar durchaus Sinn, die Kapitel nach Themen zu ordnen, aber die Umsetzung hätte meines Erachtens noch etwas besser sein können. Man kann dem Leser zutrauen, die beschriebenen Hintergründe auch über mehrere Seiten hinweg zu behalten.
Zum anderen schweigt sich Frau Pohl bis auf wenige Randbemerkungen zum Thema Religion und ihren eigenen Überzeugungen dazu völlig aus. Der Glaube ist scheinbar bewusst kein Thema. „Warum erscheint das Buch dann in einem christlichen Verlag?“, frage ich mich.

Abgesehen von diesen beiden Kritikpunkten ist „Deutschsein für Anfänger“ aber ein wichtiges, authentisches und überzeugendes Buch, dem ich eine weite Verbreitung wünsche. Ich empfehle es allen, die sich mit der Flüchtlingsfrage und ihrer Bedeutung für die deutsche Gesellschaft auseinandersetzen – und allen, die gern ansprechende Biografien lesen.

Bewertung vom 29.09.2016
Auf der Welle des Erfolgs
Kingsbury, Karen

Auf der Welle des Erfolgs


sehr gut

Karen Kingsbury gehört schon seit vielen Jahren zu meinen liebsten christlichen Autorinnen. Mit „Auf der Welle des Erfolgs“ hat sie meine Geduld streckenweise sehr strapaziert, aber am Ende doch noch die Kurve gekriegt.

Da es sich um den 2. Band einer Serie handelt (und das Spin-off zweier anderer Reihen), wird nicht mehr so viel erklärt wie im Vorgänger „Große Träume“, sodass es Neueinsteigern wahrscheinlich schwerfällt, nicht den Faden zu verlieren. Für alle anderen gilt, dass sich der Roman wie üblich flüssig lesen lässt und neben großen Gefühlen auch der Glaube an Gott und die Beziehung zu ihm eine sehr zentrale Rolle spielen.

Ein kurzer Handlungsüberblick: Chase und Keith, die beiden gläubigen Filmemacher, stehen vor der Verwirklichung ihres ersten großen Hollywoodfilms, doch Chases Ehe leidet zunehmend unter der räumlichen Distanz. Keiths Tochter Andi erhält als Studentin die Chance, in einem Kurzfilm mitzuspielen, doch entfernt sich dabei immer mehr von den Werten, die ihre Eltern ihr als ehemalige Missionare vermittelt haben. Ihre Mitbewohnerin und Freundin Bailey ist derweil (immer noch) zwischen zwei jungen Männern hin und her gerissen …

Zwischenzeitlich habe ich mich gefragt, ob ich mit Anfang 30 zu alt für diese Art von Büchern bin. Doch dadurch, dass nicht nur eine, sondern mehrere Personen und Handlungsstränge im Mittelpunkt der Erzählung stehen, ist die Reihe generationenübergreifend ansprechend. Mit der jungen Bailey und den Sorgen um ihr Liebesleben (eine typische Dreieckskiste) konnte ich zugegeben wenig anfangen. Doch das, was Keith und Chase und ihre Frauen bewegt, hat mich mitgerissen und – typisch Kingsbury – wirklich bewegt, trotz der kulturellen Unterschiede zwischen Deutschland und den USA.

Was zählt wirklich im Leben und wie kann der Glaube auch durch schwierige Situationen tragen? Auf diese Fragen gibt die Autorin mit ihrem Roman glaubhafte und wunderschön in Worte gegossene Antworten. Trotz mancher Längen und teilweise zu viel „Teeniegeplänkel“ ein empfehlenswertes Buch!

Bewertung vom 07.09.2016
X-World
Arndt, Jörg

X-World


ausgezeichnet

Ron, ein genialer, aber auch abgebrannter Programmierer, erhält die Chance, ein neues Online-Rollenspiel rund um einen Cyber-Helm zu entwickeln. Mit Feuereifer macht er sich ans Werk und entwirft eine paradiesähnliche Umgebung, die einschlägt wie eine Bombe. Doch ein alter Kollege von ihm kann Vergangenes nicht ruhen lassen und bricht mit Hacks in diese neue Welt ein. Um die Kontrolle nicht zu verlieren, muss Ron Dinge tun, die er nie tun wollte …

Wow! Jörg Arndts Debütroman ist ein Sahnestück der Sci-Fi-Unterhaltung! Clever konstruiert, kreativ umgesetzt und gespickt mit hintersinnigen Gedanken. Zurecht hat er dieses Jahr den C.S.Lewis-Preis gewonnen, der Romane auszeichnet, die in herausragender Weise eine christlich geprägte Perspektive auf Leben und Gesellschaft eröffnen. Wer fromm geprägt ist,wird an den mehr oder weniger versteckten biblischen Bezügen sicherlich Vergnügen finden. Wer diesen sozialen Hintergrund nicht teilt, verpasst aber auch nichts, denn die Geschichte hat eine starke Eigendynamik und vor allem wirklich aktuelle Relevanz.

Ich kann mich der Kritik, was Fäkalsprache und sexuelle Bezüge angeht, nicht anschließen. Ja, Arndt findet deutliche Worte, aber mir erschien alles angemessen und realistisch. Es handelt sich an keiner Stelle um zu detaillierte oder süffisante Beschreibungen, vielmehr beschreibt der Autor treffend, was Menschen beschäftigt und wo die Gefahren und Schattenseiten des anonymen Online-Rollenspiels liegen (umso mehr, wenn Cyber-Gear im Spiel ist). Es ist ihm meiner Meinung nach hoch anzurechnen und spricht für die Qualität des Buches, dass er hier wohl dosiert vorgeht und manches auch nur andeutet. Trotzdem kann ich als Lesealter frühestens eine Empfehlung von 14 Jahren angeben, besser noch 16, da die Handlung schon recht komplex ist.

Mein Fazit: Jörg Arndt ist hier ein tolles Debüt gelungen. Ich hoffe, bald ist noch mehr von ihm zu lesen.