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Benutzername: 
Nina
Wohnort: 
Sankt Augustin
Über mich: 
www.eseloehrchen.de

Bewertungen

Insgesamt 182 Bewertungen
Bewertung vom 08.04.2015
BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
Elsberg, Marc

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät


ausgezeichnet

Beklemmend realistisch!

Wer kennt nicht den Ärger, wenn der Strom mal für kurze Zeit ausfällt. Aber ich hatte bisher nicht die geringste Vorstellung davon, was es bedeutet, wenn der Strom für mehrere Tage oder Wochen ausfällt. Und nicht nur in meinem Landstrich, sondern in ganz Europa. Eine schreckliche Vorstellung! Und genau dieses Szenario beschreibt Marc Elsberg in seinem Thriller Blackout.

Dabei geht er nicht behutsam vor, sondern wirft mich sofort mitten in das Geschehen. Schon nach den ersten Seiten hatte ich heftiges Herzklopfen, aber das war erst der Anfang. Marc Elsberg eröffnet nach und nach wahnsinnig viele Schauplätze und führt mich an die verschiedensten Orte. Das macht er so versiert, dass ich nie die Orientierung verliere. Hilfreich sind dabei natürlich die Ortsüberschriften, mit denen er jeden neuen Abschnitt beginnt.
Beklemmend fand ich die Kennzeichnung der einzelnen Kapitel. Es beginnt mit Tag 0 und endet mit Tag 23. Und dazwischen liegen Tage voller Grauen, voller Bangen, voller Angst und Hoffnung. Ich hätte nie gedacht, was so ein Stromausfall alles nach sich ziehen kann. Da gibt mir Marc Elsberg auf sehr eindrucksvolle Weise Nachhilfe. So eindrucksvoll, dass ich mich einige Szenen bis in meine Träume verfolgten. Ich lese normalerweise immer vor dem Einschlafen. Das habe ich hier schnell gelassen. Dieses Buch musste ich tagsüber lesen, sonst hätte ich meine Nachtruhe vergessen können.

Ja, Blackout hat mich total umgehauen. Es ist zwar Fiktion, aber doch so nah an der Realität, dass es mir Angst macht und ich immer noch sehr viel darüber nachdenken muss. Ich fürchte, ich werde zukünftig keinen noch so kurzen Stromausfall erleben ohne an dieses Buch zu denken. Das Buch beschäftigt mich immer noch extrem, ich habe meine Vorratshaltung überdacht und die Gedanken, was ich in so einem Fall machen würde, werden mich noch eine Zeit lang begleiten.

Blackout bewegt, rüttelt auf und macht sehr nachdenklich.

Marc Elsberg versorgt mich mit wahnsinnig vielen Informationen rund um das Thema Strom. Vieles davon war mir völlig neu. Und obwohl ich in Technikfragen nicht sehr bewandert bin, habe ich alles gut verstanden und fand diese Ausführungen äußerst interessant.

Marc Elsberg führt mich an viele verschiedene Orte und so erlebe ich die Katastrophe aus vielen unterschiedlichen Perspektiven. Ich erlebe die verzweifelte Suche nach einer Lösung seitens der Stromversorger, der Regierungen und der Sondereinheiten. Ich erlebe den Kampf ums Überleben einzelner Menschen und das fand ich besonders schlimm. Die anfängliche Hilfsbereitschaft untereinander weicht schnell dem gesunden Egoismus, der fürs Überleben wichtig ist. Besonders diese Szenen hat Marc Elsberg sehr eindrucksvoll und anschaulich geschildert und ich wurde Zeuge von vielen Abscheulichkeiten. Die Verzweiflung der Menschen war unglaublich greifbar nah. Marc Elsberg hat nichts ausgelassen und manchmal hatte ich Angst umzublättern, weil ich nicht wusste, welche Hiobsbotschaft mich auf der nächsten Seite erwartete.

Die einzelnen Abschnitte sind recht kurz, die Ortswechsel rasant. Der Schreibstil ist präzise und fließend. Geschickt platzierte Cliffhanger ließen mich teilweise durch die Zeilen rasen. Die Spannung steigerte sich fast ins Unerträgliche. Und als es zu Ende war, hatte ich das Gefühl, dabei gewesen zu sein. Und war froh, dass alle meine Lichtschalter funktionierten!

Blackout ist eines der eindrucksvollsten Bücher, die ich in der letzten Zeit gelesen habe und vergessen werde ich es wohl nie.

13 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.03.2015
Todesurteil / Sabine Nemez und Maarten Sneijder Bd.2
Gruber, Andreas

Todesurteil / Sabine Nemez und Maarten Sneijder Bd.2


ausgezeichnet

Das Superhirn ist zurück!

Endlich gab es für mich ein Wiedersehen mit Maarten S. Sneijder. Ich durfte den „ollen Knötterkopp mit Herz“ bereits in dem Thriller Todesfrist kennen lernen. Sein scharfer Verstand, sein gewöhnungsbedürftiger Humor, seine Schlagfertigkeit und seine Gradlinigkeit haben es mir von Anfang an leicht gemacht, ihn zu mögen. Nicht unbedingt auf den ersten Blick, aber dafür um so inniger.

Auch in Todesurteil läuft er von Anfang an zu seiner gewohnten Hochform auf. Ich bin immer wieder fasziniert, welche Schlüsse fähige Ermittler ziehen können und da steht Sabine Nemez ihrem Mentor in nichts nach. Den Gegenpart in Wien besetzt die äußerst taffe und gleichzeitig liebenswerte Staatsanwältin Melanie Dietz, die mich durch ihre unkonventionelle Art direkt begeistert hat.

Andreas Gruber erzählt in zwei Strängen, die sich abwechseln. Anfangs hatte ich überhaupt keine Ahnung, wie die ungelösten Fälle in Wiesbaden und die Entführung in Wien zusammen hängen. Ab und zu wirft Andreas Gruber mir kleine Informationshäppchen zu, die mir Nahrung für unzählige Spekulationen geben. Manche Hinweise habe ich gar nicht als solche erkannt und manchmal führten sie mich in eine komplett falsche Richtung.

Andreas Gruber hat seinen Plot sehr raffiniert konstruiert und führt mich ganz schön an der Nase herum. Und immer wieder überrascht er mich mit verblüffenden Wendungen. Mit dem Ergebnis, dass ich mich kaum trennen konnte von Todesurteil. Dieses Buch hat für einen Thriller ungewöhnlich viele Seiten, durch die ich fast geflogen bin. Das lag zum einen an der sehr spannenden Story, aber auch an Grubers flottem und fließendem Schreibstil.

Todesurteil gliedert sich in neun Tage bzw. Abschnitte, die alle mit einem stimmungsvollen und passenden Zitat eingeleitet werden. Die einzelnen Kapitel sind nicht besonders lang und durch die wechselnden Handlungsorte baut Andreas Gruber eine enorme Spannung auf, die zuweilen kaum auszuhalten ist. Manche Abschnitte enden mit einem Ausflug in den „Schlund der Hölle“ und da sind Gänsehaut und Herzklopen garantiert.

Je weiter ich gelesen habe, um so gespannter war ich auf die Auflösung. Und damit hat mich Andreas Gruber dann wirklich überrascht. Das beste daran war, dass ich anfangs fast auf der richtigen Spur war, diese dann aber wieder verloren habe, weil ich mich auf andere Wege verleiten ließ. Großes Kompliment an Andreas Gruber, das ist wahrlich meisterhaft.

Fazit: Brillant konstruierter und nicht vorhersehbarer Thriller, der mich gefesselt und fasziniert hat!

7 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.02.2015
Zorn des Himmels
Dübell, Richard

Zorn des Himmels


ausgezeichnet

Und dann kam die Flut ...

Der Tsunami im indischen Ozean und auch die europäischen Hochwasserereignisse der letzten Jahre sind uns allen noch gut im Gedächtnis. Aber wer wusste, dass im Juli 1342 das schlimmste Hochwasser des gesamten 2. Jahrtausends im mitteleuropäischen Binnenland statt gefunden hat? Diese Bildungslücke hat Richard Dübell mit „Zorn des Himmels“ eindrucksvoll geschlossen, denn das Magdalenenhochwasser, wie es auch genannt wird, bildet den historischen Hintergrund für seinen Roman.

Und da geht es von Anfang an sehr heftig zur Sache. Und humorvoll, so wie ich es von Richard Dübell gewohnt bin. Der Dübell´sche Humor ist mittlerweile legendär und er findet sich schon in der Personenliste ganz am Anfang wieder. Ein Service, den ich gerade bei historischen Romanen sehr zu schätzen weiß. Für mich war es eine schöne Einstimmung.

Dann betritt einer nach dem anderen die Bühne in Frankfurt und ich bin hingerissen von der Lebendigkeit, mit der Richard Dübell seine Figuren beschreibt. Ich habe zwar schnell meine Lieblinge gefunden, aber jeder ist auf seine Weise höchst interessant, amüsant und stark. Besonders gefreut habe ich mich über Philippa. Sie ist natürlich ein Kind ihrer Zeit, aber sie hat ihren eigenen Kopf, ist mutig und schlagfertig und auf der Suche nach dem Abenteuer ihres Lebens. Und genau wie der Fluss, mit dem sie seit Kindertagen eng verbunden ist, aus den Fugen gerät, so gerät auch Philippas Leben aus den Fugen. Und das ist genau so spannend wie die Beschreibung der Flutwelle, die über Frankfurt hereinbricht. Ich habe so etwas zum Glück noch nicht am eigenen Leib erfahren müssen, aber Richard Dübell hat mich mitten rein gezerrt in diese Katastrophe und mir das Gefühl gegeben, das alles selbst zu erleben. Das war Kopfkino vom Allerfeinsten.

Richard Dübell erzählt sehr dicht, es passiert unheimlich viel in kürzester Zeit. Manchmal kann ich kaum atmen vor Spannung, dann wieder muss ich schmunzeln über diesen Humor, den ich so liebe. Er blitzt immer wieder fein zwischen den Zeilen hervor und beherrscht auch die stimmigen Dialoge. Aber Richard Dübell zeichnet sich nicht nur durch seinen einzigartigen Humor aus. Er ist für mich mittlerweile ein wahrer Meister der Actionszenen. Ich kenne kaum jemanden, der atemberaubende Szenen so gut in Worte fassen kann. Auch hier läuft jedes mal ein fantastisches Kopfkino ab. Und wenn es mal so richtig heftig wird, dann fängt er mich auch wieder auf. Deshalb habe ich mich trotz der dramatischen Ereignisse so wohl mit diesem Buch gefühlt.

Der Showdown, der sich lange ankündigt, ist einfach grandios. Ich habe gezittert und gebibbert und war dann sehr zufrieden mit dem Ende. Auch das ist für mich wichtig, ich möchte ein Buch am Ende mit einem guten Gefühl zuklappen. Dieses hier habe ich mit einem Lächeln zugeklappt.

Fazit: Atemberaubende Spannung, feinster Dübell´scher Humor und eine erstklassig erzählte Geschichte vor der Kulisse des Magdalenenhochwassers in Frankfurt machen „Zorn des Himmels“ zu einem Lesegenuss der Extraklasse!

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.12.2014
Engelsgleich / Kommissar Kalkbrenner Bd.4
Krist, Martin

Engelsgleich / Kommissar Kalkbrenner Bd.4


ausgezeichnet

Grandios!

Es geht heftig los im neuen Thriller von Martin Krist. Das Anfangsszenario bekomme ich nicht mehr aus dem Kopf, weil mir da schon klar ist, dass die Geschichte kein gutes Ende nehmen wird. Dann springt Martin Krist in der Zeit etwas zurück. Er versteht es wahrhaftig, von Anfang an Spannung aufzubauen und den Spannungsbogen konstant oben zu halten. Ich bin jedes Mal aufs Neue fasziniert, wie geschickt Martin Krist seinen Plot aufbaut, viele Handlungsstränge eröffnet, sie nach und nach ineinander fließen lässt und am Ende stimmig zusammen führt. Das ist für mich ganz große Thrillerkunst, die leider nur wenige Autoren beherrschen. Martin Krist beherrscht sie perfekt!

Auch dieses Mal – wie schon in der Kalkbrenner-Trilogie – beschäftigt er sich mit Themen, die unter die Haut gehen. Denn er hat nicht seine Fantasie spielen lassen. Nein, diese schrecklichen Dinge passieren … direkt vor seiner Haustür. Auch diesem Thriller merkt man an, dass Martin Krist sich auskennt. Er ist mit den Örtlichkeiten vertraut und er hat gut recherchiert. Und gibt seiner Wut über die schrecklichen Vorkommnisse durch Kommissar Kalkbrenner eine Stimme.
Er erzählt ausgesprochen vielschichtig und seine Figuren sind bemerkenswert authentisch. Er fängt den Alltag in der Patchworkfamilie von Juliane und Yvonne sehr gut ein. Ich habe mich anfangs ein bisschen einlullen lassen von der familiären Atmosphäre und dann kommt ein Anruf, der die Idylle zerstört. Und genau so passiert es, immer wieder. Familien und Beziehungen zerbrechen, wenn ein Kind verschwindet. Er lässt Juliane erzählen. Von ihrer verzweifelten Suche nach ihrer Pflegetochter, von ihrer eigenen problembehafteten Vergangenheit. Ich habe das Gefühl, dass sie mir gegenüber sitzt. Auch wenn ich ihr Handeln teilweise übertrieben fand, musste ich dennoch die ganze Zeit überlegen, ob ich mich in dieser Situation nicht genau so verhalten hätte.
Das Thema, das Martin Krist in den Focus gestellt hat, ließ mich frösteln, die ganze Zeit.
Aber zwischen all den Grausamkeiten ist noch Platz für Gefühle, die Liebe zu einem Kind, die zarte Pflanze der ersten Verliebtheit. Ich konnte mich über das Wiedersehen mit Kommissar Kalkbrenner freuen, den ich für seinen Humor und sein Mitgefühl liebe. Und seine familiären Belange hat Martin Krist perfekt mit der gnadenlos spannenden Story verwoben.
Und wieder überlässt er es mir, ob ich die grausamen Dinge in meinem Kopfkino aufleben lasse oder die Informationen abspeichere und weiter lese. Es muss nicht alles bis ins kleinste Detail beschrieben werden. Martin Krist erzeugt Spannung auf ganz andere Art.

Viele Cliffhanger, sprachliche Feinheiten und vollkommene Übergänge, all das sind die Markenzeichen von Martin Krist, die jeden seiner Thriller zu etwas Besonderem machen.
Am Ende flossen Tränen, was mir bei einem Thriller äußerst selten passiert. Aber Martin Krist hat es geschafft, dass mir sein Thriller Engelsgleich verdammt nah gekommen ist und noch einige Zeit nachwirken wird.

Engelsgleich verbindet auf wunderbare Weise Trieb mit dem Drecksspiel und steht dennoch für sich alleine. Man kann es lesen, ohne die anderen beiden Bücher zu kennen. Aber nach Engelsgleich wird man das Drecksspiel mit ganz anderen Augen sehen und es noch mal lesen wollen.

Das Warten hat sich gelohnt und Martin Krist hat mit Engelsgleich einmal mehr bewiesen, dass er zu den besten Thrillerautoren gehört, die unser Land zu bieten hat.

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.12.2014
Kinder des Meeres
Lyne, Charlotte

Kinder des Meeres


sehr gut

Die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft

Charlotte Lyne schreibt so einzigartig und speziell, dass ich schon nach wenigen Sätzen wusste, dass ich ein „Charlie-Buch“ lese. Ich durfte wieder viele schöne Sätze genießen und habe mich treiben lassen auf den Wogen dieser unnachahmlichen Sprache. Sie erzählt die Geschichte einer bedingungslosen Freundschaft zwischen drei Menschen, die verschiedener nicht sein könnten. Fenella, die „nur“ ein Mädchen und somit nichts wert ist, bekommt die Anerkennung, die sie braucht, von Anthony und Sylvester. Sylvester ist der „Gute“ in der Geschichte, der Strahlende, der so unendlich viel Liebe in sich trägt. Anthony ist der Exot mit autistischen Zügen.

Ich begleite die drei Werftkinder, die zur Zeit von Henry VIII aufwachsen, insgesamt 33 Jahre, erlebe Höhen und Tiefen, Harmonie und Konflikte und sehr dramatische Szenen. Mein Lieblingskönig hat ein paar kurze „Auftritte“, die für mich kleine Highlights waren und auch Anne Boleyn, die Charlotte Lyne so beschreibt: „Sie war auf eine gewaltsame, nicht leicht erträgliche Art schön“ (S. 237), hat ihren Platz in der Geschichte. Die heimliche Hauptrolle spielt die Mary Rose.
Das Buch besteht aus fünf Teilen. Die einzelnen Kapitel sind unterschiedlichen Personen gewidmet und werden jeweils aus deren Sicht erzählt. Das hat mir sehr gut gefallen. So konnte ich das Geschehen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten.

Charlotte Lyne mutet ihren drei Werftkindern einiges zu, sie lässt sie leiden und lieben. Manche Stellen waren so wunderschön beschrieben, dass ich beim Lesen inne halten musste, um sie zu genießen. Von manchen Szenen ging ein Zauber aus, der mich ganz andächtig gemacht hat.
Leider macht die Geschichte im letzten Drittel eine Wendung, die mir persönlich nicht gefallen hat. Ich habe mich an der schönen Sprache weiterhin weiterhin erfreut, mich aber auch über das Verhalten der Werftkinder mehr als gewundert. Da war zu viel Gefühlsduselei, die ich nicht so mag. Auch kam mir der historische Hintergrund ein wenig zu kurz. Im Vordergrund stehen die Probleme, die so eine innige Freundschaft zwischen drei Menschenkindern nun mal mit sich bringt.

Und so habe ich das Buch mit etwas gemischten Gefühlen beendet. Ich liebe es für seine wunderschöne und intensive Sprache. Aber die Geschichte konnte mich leider nicht hundertprozentig überzeugen.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.11.2014
Der Club der Traumtänzer
Izquierdo, Andreas

Der Club der Traumtänzer


ausgezeichnet

So leicht, so zauberhaft und doch so tiefsinnig!

So ein sympathischer „Mistkerl“ wie Gabor ist mir noch nie begegnet. Andreas Izquierdo hat ihm so einiges, was Frauenherzen höher schlagen lässt, mitgegeben. Die ersten Zeilen gehören ihm alleine, ihm und seinem unnachahmlichen „Badabing“. Ich lerne ihn tanzend vor dem Spiegel kennen, nackt, nur mit Socken bekleidet und schon da konnte ich mir ein amüsiertes Grinsen nicht verkneifen. Schon nach wenigen Seiten hat mich der „Izquierdo-Zauber“ wieder gepackt.
Und dann kommt Kathrin. Die Sonderschuldirektorin ist augenscheinlich immun gegen Gabors Reize, im Gegenteil, sie reizt ihn bis zum Äußersten … und holt so das Beste aus ihm raus. Sie lässt Gabor durch eine harte Schule gehen und da hilft ihm teilweise nur sein Humor. Und der ist vom Allerfeinsten, so tiefsinnig, so akzentuiert, so köstlich.
Aber es geht natürlich nicht nur humorvoll zu in dieser Geschichte, die so mitten im Leben spielt. So sehr, dass sie mich auch nach dem Lesen beschäftigt hat. Ich wurde zu einem Teil dieser skurrilen Truppe. Die Personen sind so authentisch, die Dialoge sind so authentisch. Vieles erkenne ich aus meinem Alltag wieder.
Andreas Izquierdo schreibt so wunderbar leicht, so charmant. Und geht dabei gleichzeitig so sehr in die Tiefe. Die Schicksale der fünf Kinder gehen unter die Haut und ich habe solche Achtung vor diesen jungen Menschen, die sich nicht unter kriegen lassen und ihren Weg gehen. Gabor wendet sehr unkonventionelle Methoden an und ist damit - nach der Überwindung einiger Fettnäpfchen – sehr erfolgreich. Wunderschöne Situationen wechseln sich ab mit tieftraurigen Momenten. Und beide bereiten mir eine heftige Gänsehaut.
Auch von diesem Buch geht genau wie beim Glücksbüro ein ganz besonderer Zauber aus. Lachen und weinen liegen so nah beieinander. Das wurde mir durch diese wundervolle Geschichte aufs Neue klar. Die Tränen kullerten sehr oft. Denn diese Geschichte ist zum Weinen schön! Und dann musste ich wieder lächeln mit Tränen in den Augen, so etwas schafft kaum ein Autor bei mir!

Andreas Izquierdo findet für alles die richtigen Worte, er kurbelt mein Kopfkino an und lässt mein Herz schneller schlagen. Ich bin sehr dankbar für dieses wundervolle Buch, das nachdenklich macht, mich lachen und mich weinen lässt und das ich mit einem wohligen Schauer zugeklappt habe.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.11.2014
Der Zug der Waisen
Kline, Christina Baker

Der Zug der Waisen


ausgezeichnet

„Was, wenn niemand mich will?“

„Ich glaube an Geister“ … so beginnt der Prolog, in dem die mittlerweile 91- jährige Vivian ein bisschen über sich erzählt. Schon da überkam mich ein leichter Schauer, denn zwischen den Zeilen paaren sich Traurigkeit mit Mut. Eine eigenwillige Mischung, die Vivian bei ihrem Weg geholfen hat.

Zunächst lerne ich sie in 2011 kennen und ihr Humor hat mir von Anfang an gefallen. Sie und Molly trennen so viele Jahre und Vivian gelingt es so nach und nach, Mollys Vertrauen zu gewinnen. In gewisser Weise sind sie Seelenverwandte, beide haben ihre Eltern früh verloren, beide haben Wurzeln, die als Makel ausgelegt werden.

Der Übergang in die Vergangenheit ist perfekt gelöst und in diesen Abschnitten erzählt Vivian von ihrer freudlosen Kindheit.

Zwischen 1854 und 1929 brachten die sogenannten „Orphan Trains“ (Waisenzüge) mehr als zweihunderttausend Kinder in eine ungewisse Zukunft. Vivian ist eines dieser Kinder und sie erzählt stellvertretend für viele ihrer Leidensgenossen über das, was damals passiert ist. Ihre Geschichte beginnt 1929. Da hieß sie noch Niamh und war gerade mit ihrer Familie von Irland nach Amerika übergesiedelt in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Diese Hoffnung löste sich in nur einer Nacht in Luft auf. Ich musste oft heftig schlucken, diese Kinder wurden fast wie Sklaven behandelt, vorgeführt und „verschachert“. Und es waren so viele ...

Die Autorin wechselt immer wieder in die Gegenwart und so erkenne ich immer mehr Gemeinsamkeiten zwischen der alten Dame Vivian und Molly. Hier erzählt Christina Baker Kline in der 3. Person, in der Vergangenheit lässt sie Vivian in der Ich-Form und im Präsens erzählen. Und so kommt mir ihre Geschichte verdammt nah. Die Gewissheit, dass es sich hier nicht um reine Fiktion handelt, macht das Ganze um so trauriger. Aber gleichzeitig macht die Geschichte auch Mut, denn Vivian lässt sich nicht unterkriegen, arrangiert sich mit ihren jeweiligen Situationen. Und da ich sie ja auch 2011 kennen lerne, weiß ich ja, dass sie ein langes Leben hatte und es ihr nicht schlecht geht.

Christina Baker Kline erzählt sehr einfühlsam und mit einer gesunden Portion Humor. Das macht die traurigen Passagen etwas erträglicher. Ich begleite Vivian bis 1943 und immer wieder gibt es Momente, wo mich mit ihr freue und dann wieder schießen mir die Tränen in die Augen. Es ist ein sehr emotionales Buch und am Ende hatte ich Gänsehaut!

Fazit: Ein sehr bewegendes Buch über Verlust, Mut und Freundschaft!

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.11.2014
Sturz der Titanen / Die Jahrhundert-Saga Bd.1
Follett, Ken

Sturz der Titanen / Die Jahrhundert-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Die Geschichte unseres Jahrhunderts!

Ich wollte dieses Buch einfach so für mich lesen, ohne eine mögliche Rezension im Hinterkopf zu haben. Aber ich kann nicht anders, ich muss einfach eine Lobeshymne auf den ersten Band der Jahrhunderttrilogie von Ken Follett anstimmen. Ich bin seit vielen Jahren ein großer Fan seiner Bücher und auch dieses hier hat mich wieder so begeistert. Ken Follett hat mich schon auf der ersten Seite abgeholt und mich mitgenommen auf die Reise in unsere dunkle Vergangenheit.
Er postiert seine Protagonisten in England, Deutschland, Russland und Amerika. So bekomme ich viele verschiedene Eindrücke aus verschiedenen Blickwinkeln. Ken Follett erzählt die großen Ereignisse, legt aber sehr viel Wert auf kleine Begebenheiten, die mir viele Dinge verständlicher gemacht haben. Er führt mich in ein englisches Bergwerk und lässt mich an einem Grubenunglück erschauern, er lässt mich Zeuge werden, als die Frauen endlich wählen durften. Er lässt mich in den Schützengräben erzittern und mich ärgern über unverständliche Entscheidungen der angeblich so gebildeten Aristokraten.

Er lässt seine Charaktere leiden und lieben, kämpfen und siegen und … verlieren. Und er legt so viel Gefühl in die Ereignisse, die ich beim Lesen ausleben musste. Ich konnte mich gar nicht dagegen wehren. Manchmal kullerten die Tränen, manchmal musste ich den Text anlächeln. Er schafft es, mir seine Personen in kurzer Zeit so nah zu bringen, dass ich wirklich das Gefühl habe, sie persönlich zu kennen.

Vieles, was damals passiert ist, war mir gar nicht so klar, die Feinheiten hat mir niemand im Geschichtsunterricht erzählt. Aber jetzt habe ich Erinnerungen, sehe einiges anders, manches klarer. Die geschichtlichen Ereignisse sind natürlich kein Geheimnis und dennoch ist dieses Buch so unglaublich spannend. Ken Follett hat es wieder einmal geschafft, mich auf so vielen Seiten zu fesseln. Und manches Mal musste ich grinsen über seinen unnachahmlichen feinen britischen Humor. Und er ist ein Meister der erotischen Szenen. Ich kenne kaum einen männlichen Schriftsteller, der so niveauvolle und doch prickelnde Erotik schreiben kann. Sein Schreibstil ist so fesselnd und mitreißend wie eh und je, er ist für mich einfach der Beste!

Ja, ich bin hellauf begeistert von dem Start in die Jahrhundert-Trilogie und freue mich auf die nächsten beiden Bände. Ken Follett lesen ist für mich wie nach Hause kommen!

11 von 12 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.11.2014
Hope Forever
Hoover, Colleen

Hope Forever


sehr gut

„Ein wild gemischter Emotionscocktail“

Was sich im ersten Moment wie eine Liebesgeschichte anhört, ist doch sehr viel mehr. Wer schon bei Layken und Will Tränen vergossen hat, weiß, dass Colleen Hoover es ihren Figuren nicht leicht macht.
Sie lässt Sky in der Ich-Form erzählen und benutzt dabei eine Sprache, die so herrlich locker und modern, aber dennoch nicht übertrieben platt ist. Genau so reden junge Leute und Colleen Hoover fängt viele Situationen sehr authentisch ein. Gleichzeitig ist ihr Schreibstil ungemein leicht und ich bin durch die Zeilen geflogen.

Ich finde Sky ziemlich cool im wahrsten Sinn des Wortes. Die innere Taubheit, die sie fühlt, wenn sie mit einem Jungen zusammen ist, wird sehr gut beschrieben. Ich habe von Anfang an damit gerechnet, dass es dafür einen triftigen Grund gibt. Und je weiter die Geschichte voran schreitet, umso mehr bestätigt sich meine Vorahnung. Das fand ich ein bisschen vorhersehbar, aber trotzdem hat die Spannung nicht wirklich darunter gelitten.

Sky erzählt hauptsächlich von der Gegenwart. Irgendwann dreht sich alles um Holder. Die Beiden kommen sich auf eine sehr schöne Art immer näher und Sky lässt mich Teil haben an ihrem Gefühlschaos. Auch hier findet Colleen Hoover die perfekten Worte und Beschreibungen.
Die kurzen Ausflüge in die Vergangenheit finden zunächst nur in Skys Träumen statt und dann holt sie die Realität ein. Obwohl ich einiges geahnt habe, hat Colleen Hoover es doch geschafft, mich zu überraschen. Mit einigen Wendungen habe ich absolut nicht gerechnet und so kommt auch die Spannung nicht zu kurz. Sie hat sich einen sehr interessanten Plot ausgedacht, aber die Liebesgeschichte ist mir dann doch etwas zu schnulzig und zu konstruiert. Sky gefällt mir bis zum Schluss, aber Holder, der anfangs etwas undurchsichtig war, ist mir irgendwann zu perfekt und zu glatt. Das war mir einfach zu viel und ich habe mehrfach beim Lesen die Augen verdreht. Aber das ist natürlich Geschmackssache. Romantikerinnen werden es mögen.

Wunderschön erzählte Liebesgeschichte mit einer guten Portion Spannung und einer kleinen Portion Kitsch.

8 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.