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Lilli33
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 481 Bewertungen
Bewertung vom 08.03.2023
Morgen, morgen und wieder morgen
Zevin, Gabrielle

Morgen, morgen und wieder morgen


sehr gut

Ein Paradebeispiel für Nicht-Kommunikation

Inhalt:
Sadie und Sam lernen sich als Kinder in einem Krankenhaus kennen, wo sie gemeinsam gegen die Langeweile anzocken. Es entsteht eine innige Freundschaft, die jedoch einer Zerreißprobe nicht standhält. Als die beiden sich in den 1990er Jahren als Studenten zufällig wieder treffen, geben sie ihrer Freundschaft noch mal eine Chance. Das Gamen ist immer noch ihre Leidenschaft, und so entwickeln sie zusammen ein Videospiel, das der Grundstein für ihren beruflichen Erfolg ist. Es könnte alles so schön und einfach sein. Doch immer wieder muss die Freundschaft der beiden auf den Prüfstand, nichts läuft glatt …

Meine Meinung:
Ich gehöre sicherlich nicht zur Zielgruppe dieses Buches und habe mit Videospielen nichts am Hut. Einige der in dem Roman erwähnten kenne ich von meinen Kindern, aber selbst habe ich kaum mal gespielt. Und es interessiert mich auch nicht wirklich. Trotzdem hat mich dieses Buch fasziniert. Die Autorin geht ein bisschen in die Tiefe, was die Entwicklung eines Games betrifft und beschreibt das auch für mich als absoluten Laien sehr fesselnd und informativ.

Natürlich hat mich aber die Beziehung zwischen Sadie und Sam (und ihrem gemeinsamen Freund Marx) viel mehr interessiert. Diese entpuppt sich als Achterbahn der Gefühle. Es geht auf und ab, hin und her. Man ahnt selten im Voraus, wie es auf der nächsten Seite zwischen den Beteiligten stehen wird. Das macht die Sache so spannend.

Gelungen ist hier auch der Erzählstil. Es gibt so viele verschiedene Arten, wie Gabrielle Zevin erzählt, über verschiedene Perspektiven, verschiedene Medien. Das ist total bunt und abwechslungsreich.

Mir ist nur eines sauer aufgestoßen: Die ganze Geschichte beruht im Prinzip darauf, dass die Protagonist*innen nicht ehrlich bzw. gar nicht miteinander kommunizieren. Dadurch jagt ein Missverständnis das andere, eine Fehlinterpretation reiht sich an die vorhergehende. Das mag menschlich und realistisch sein, aber hier empfand ich das als zu geballt. Hinzu kommt, dass die Charaktere sich in dieser Hinsicht kein Stück weiterentwickeln und mit Mitte dreißig noch genauso dämlich reagieren wie mit zehn.

Bewertung vom 07.03.2023
Nur ein paar Nächte
Neidhardt, Fabian

Nur ein paar Nächte


ausgezeichnet

Wie ein Kaleidoskop

Inhalt:
Für Ben, 34, alleinerziehender Vater der 12-jährigen Mia, kommt es knüppeldick. Die Mutter erzählt am Telefon gerade vom Seitensprung des Vaters, als dieser auch schon mit seiner Reisetasche vor Bens Tür steht, um für ein paar Nächte bei ihm unterzukommen. Als dann auch noch die Polizei Mia nach Hause bringt, die in Hamburg nach ihrer Mutter suchen wollte, kommt Ben ins Straucheln …

Meine Meinung:
Schon der Debütroman des Autors, „Immer noch wach“, konnte mich absolut begeistern. So musste ich natürlich auch sein zweites veröffentlichtes Werk lesen, das mich nicht enttäuscht hat. Fabian Neidhardt - ein Name, den ich mir definitiv auch weiterhin merken werde.

Mit leichter Feder skizziert Neidhardt das Bild einer außergewöhnlichen Familie. Wie in einem Kaleidoskop ändert sich dieses Bild aber immer wieder. Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit, Wechsel zwischen den verschiedenen Personen bringen immer wieder andere Ansichten an den Tag.

Es gibt viel Unausgesprochenes, das zu Kränkungen führt. Entschuldigungen, die auf sich warten lassen. Lebenspläne, die sich dann als doch nicht so genial und einfach erweisen. Dabei schafft der Autor es, die Figuren sehr plastisch darzustellen und mir die Handlungsweisen der einzelnen Personen sehr gut nachvollziehbar zu beschreiben. Oft werden Themen von zwei Seiten betrachtet, zum Beispiel Kinderwunsch. Der eine will, die andere nicht. Beide Seiten kommen hier zu ihrem Recht, niemand wird verurteilt.

Mit knapp 250 Seiten wirkt der Roman nicht besonders mächtig, aber da steckt noch so viel mehr zwischen den Zeilen drin. Es werden viele Themen angerissen, über die man sich noch lange Gedanken machen kann. Ben und vor allem seine tolle Tochter Mia werden daher sicher noch lange in mir nachhallen.

Bewertung vom 20.02.2023
Männer sterben bei uns nicht
Reich, Annika

Männer sterben bei uns nicht


sehr gut

Fesselnde Familiengeschichte

Inhalt:
Unter der Herrschaft der Großmutter lebt Luise mit ihrer Mutter, ihrer Schwester Leni, ihrer anderen Großmutter Vera, ihrer Tante Marianna, ihrer Cousine Olga sowie der Haushälterin Justyna auf einem Anwesen am See. Die Männer der Familie, sofern sie mal vorhanden waren, sind den Frauen abhanden gekommen, worüber niemand besonders traurig zu sein scheint. Doch auch das Zusammenleben der Frauen und Mädchen ist nicht eitel Sonnenschein. Nach dem Tod der Großmutter gibt es einiges aufzuarbeiten …

Meine Meinung:
Mit ihrem wunderschönen Schreibstil zaubert Annika Reich eine ganz besondere Atmosphäre. Er ist leicht zu lesen, aber bildgewaltig und intensiv. Trotz eher karger Beschreibungen erwachte die Szenerie vor meinem inneren Auge zum Leben. Es fiel mir leicht, mir die Personen sowie das herrschaftliche Anwesen vorzustellen. Die Interaktionen der verschiedenen Charaktere konnte ich gut nachvollziehen.

Erzählt wird aus der Ich-Perspektive von Luise, beneideter Augenstern und Haupterbin der Großmutter. Die Autorin springt dabei zwischen verschiedenen Zeiten hin und her. Mal ist Luise noch ein Kind, dann treffen wir sie zwanzig Jahre später bei der Beerdigung der Großmutter. So ergibt sich nach und nach ein ziemlich umfassendes Bild der Familie, wobei allerdings auch vieles zwischen den Zeilen zu lesen ist.

Am Ende hätte ich mir gewünscht, Annika Reich hätte ihre Geschichte noch weiter erzählt. Einiges bleibt leider noch in der Schwebe, bietet dadurch aber natürlich auch Raum, die Handlung selbst zu vertiefen.

Bewertung vom 20.02.2023
In blaukalter Tiefe
Hauff, Kristina

In blaukalter Tiefe


ausgezeichnet

Packende Story

Inhalt:
Zwei ungleiche Paare, Caroline und Andreas sowie Daniel und Tanja, ein einsamer Skipper, Eric, und ein Segelboot, das schon bessere Zeiten gesehen hat. Sie treten gemeinsam einen Segeltörn in der Ostsee an mit Ziel Stockholmer Schärengarten. Doch was scheinbar so harmlos und fröhlich beginnt, wird bald zur Zerreißprobe.

Meine Meinung:
Kristina Hauff konnte mich mit ihrem Roman von der ersten Seite an fesseln. Sie versteht es, eine unheilvolle Atmosphäre heraufzubeschwören, auch wenn die Sonne scheint. Doch zwischen den Zeilen brodelt es von Anfang an. Je weiter man liest, desto mehr Hintergründe kommen ans Tageslicht. Dass die vier Urlauber nicht harmonieren, wird schnell klar. Und auch Eric hat so seine Geheimnisse und trägt nicht unbedingt zur Deeskalation bei.

Die Autorin erzählt abwechselnd aus der Sicht von Caroline, Andreas, Tanja und Daniel. Jede/r von ihnen nimmt andere Dinge wahr, empfindet Situationen anders. Das kommt durch die verschiedenen Perspektiven gut heraus. Man lernt diese vier Protagonisten dadurch recht genau kennen und kann auch ihre Handlungsweisen gut nachvollziehen - selbst wenn sie furchtbar schlechte Entscheidungen treffen. Nur Eric bleibt bis zum Schluss ein wenig mysteriös. Er gibt wenig von sich preis, greift aber kräftig ins Geschehen ein.

Auch wenn der Roman ein wenig offen endet, hat mir vor allem auch der Schluss gut gefallen.

Der Schreibstil ist sehr ansprechend. Hin und wieder tauchen Begriffe aus dem Seglerlatein auf, die aber in der Regel erklärt werden, und den Lesefluss überhaupt nicht stören. Im Gegenteil, sie sorgen für die entsprechende Atmosphäre, sodass das Kopfkino anspringt und man das Gefühl hat mitzusegeln.

Bewertung vom 14.02.2023
Die Klinik / Erdmann und Eloglu Bd.2
Borck, Hubertus

Die Klinik / Erdmann und Eloglu Bd.2


sehr gut

Gute Unterhaltung

Inhalt:
Über Jahre „erlöst“ die Krankenschwester Mecki todkranke Patienten von ihren Leiden, ohne dass ein Verdacht auf sie fällt. Erst als ein junger Familienvater, der nach einem schweren Fahrradunfall wieder über den Berg war, in der Klinik unerwartet stirbt und die Ehefrau Fremdverschulden vermutet, wird das Pflaster für Mecki heiß. Kriminalhauptkommissarin Franka Erdmann und ihr junger Kollege Alpay Eloğlu treten gegen mauernde Klinikbetreiber und polizeiinterne Behinderungen an …

Meine Meinung:
Dies ist bereits der 2. Band der Reihe um das ungleiche Ermittlerpaar Franka und Alpay. Vorkenntnisse sind jedoch nicht nötig, da der Fall abgeschlossen ist und bisher Geschehenes im Privat- und Berufsleben der beiden entweder keine Rolle spielt bzw. hier noch einmal kurz erwähnt wird. Mir waren beide Ermittler ziemlich sympathisch. Franka ist eine erfahrene, selbstbewusste Kommissarin, die Alpay genügend Freiraum für seine Entwicklung lässt, aber nötigenfalls korrigierend eingreift. Alpay ist erst seit einem halben Jahr bei der Truppe vom LKA Hamburg und entsprechend unerfahren. Doch seine Intuition und Kombinationsgabe helfen ihm, dies auszugleichen.

Die Story an sich ist ganz locker zu lesen, auch wenn ein paar Perspektivwechsel weniger angenehmer gewesen wären. Zudem vermag Hubertus Borck die Leserschaft zu fesseln, beschreibt er doch Umstände, die jedem von uns zum Verhängnis werden können, wie Pflegenotstand, Fehler durch Überlastung und Menschen, die sich als Herrscher über Leben und Tod aufspielen. Diese gibt es ja leider auch in der Realität immer wieder.

Richtig spannend wird es vor allem in der zweiten Hälfte. Hier muss man um eine liebenswürdige Person bangen und es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Der Autor legt etliche falsche Spuren; als Krimi-Vielleserin war mir vieles jedoch schon früh klar, sodass mich der Schluss nicht überraschen konnte.

Fazit:
Guter Schreibstil, fesselnde Story, gute Unterhaltung, aber kein absolutes Highlight.

Die Reihe:
1. Das Profil
2. Die Klinik

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.02.2023
Spiel ab!
Goosen, Frank

Spiel ab!


sehr gut

Humorvoll-Tiefgründiges aus dem Förster-Kosmos

Inhalt:
Fränge hat Probleme mit seinem pubertierenden Sohn Alex. Um dem abzuhelfen, bietet er sich als Trainer von dessen Fußballmannschaft an. Als Co-Trainer muss Förster herhalten und bald stößt auch Brocki dazu. Die drei bekommen es mit Herausforderungen ganz besonderer Art zu tun, an denen sie selbst, aber auch die Jugendlichen wachsen.

Meine Meinung:
Schon in Frank Goosens Romanen „Förster, mein Förster“ oder „Kein Wunder“ lernt man die drei Freunde aus dem Ruhrgebiet kennen (und lieben). Es besteht eine Männerfreundschaft, bei der keiner ein Blatt vor den Mund nimmt, wo man sich gegenseitig frotzelt, im Zweifelsfall aber füreinander einsteht. Genau das ist es auch, was die Fußballtrainer den Jungs der C-Mannschaft beibringen wollen - abgesehen vom Fußballspielen. Mal mehr, mal weniger erfolgreich hangeln sie sich durch manch kuriose Situation, was sehr amüsant zu lesen ist. Ich hatte fast ständig ein Dauergrinsen im Gesicht und wurde wirklich gut unterhalten. Allerdings auch in meiner Abneigung dem Fußballkult gegenüber, da hier alle meine Vorurteile bestätigt werden. ;-)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.02.2023
Toffee
Crossan, Sarah

Toffee


ausgezeichnet

Beklemmend, aber auch voller Wärme

Inhalt:
Die fünfzehnjährige Allison sieht keinen anderen Ausweg mehr, als von ihrem gewalttätigen Vater abzuhauen. Sie findet Unterschlupf im Haus einer dementen alten Frau, Marla, die Allison für ihre Kindheitsfreundin Toffee hält.

Meine Meinung:
Wie schon die letzten Bücher der Autorin ist auch dieses wieder in Versform geschrieben. Sarah Crossan gelingt es dadurch, mit nur wenigen Worten so viel auszusagen. Die Sprache ist sehr intensiv, dabei aber ganz locker zu lesen, wortgewaltig und ausdrucksstark.

Es werden zwei Hauptthemen angesprochen, nämlich Kindesmisshandlung (psychisch und physisch) sowie Demenz. Beides harte Brocken für die Lesenden, von den Betroffenen mal ganz abgesehen. Was Allison zu Hause alles mitmachen musste, erfährt man nach und nach in eingestreuten Rückblenden. Und auch, dass das Leben für Marla kein Zuckerschlecken ist, kommt klar heraus. Mal ist sie klar bei Verstand und erkennt ihre missliche Lage, dann wieder lebt sie komplett in der Vergangenheit. Dass dieser Zustand auch für ihre Familie nicht einfach ist, wird ebenso beschrieben.

Allison versteht es, hervorragend auf Marlas Bedürfnisse einzugehen, und so entwickelt sich nach und nach eine wunderbare Freundschaft zwischen diesen beiden so unterschiedlichen Frauen, von der beide profitieren.

Fazit:
„Toffee“ ist ein Roman, der bedrückt, der aber auch Hoffnung gibt und Mut macht. Von mir gibt es eine ganz klare Leseempfehlung für junge Lesende ab ca. 14 Jahren und für Erwachsene.

Bewertung vom 31.01.2023
Die Herzchirurgin
Jordan, Jack

Die Herzchirurgin


sehr gut

Ein spannendes Dilemma

Inhalt:
Dr. Anna Jones ist Herzchirurgin. Als ihr achtjähriger Sohn Zack entführt wird, steht sie vor der Wahl, sein Leben zu retten, indem sie bei der bevorstehenden Operation einen beliebten Politiker sterben lässt, oder Zacks Ermordung durch die Entführer in Kauf zu nehmen. Keine leichte Entscheidung für eine Ärztin und Mutter!

Die Krankenschwester Margot hält sich mit Diebstählen über Wasser, erkennt aber die Chance auf ein besseres Leben, als sie ihr über den Weg läuft.

DI Rachel Conaty ermittelt im Fall von Annas ermordeter Nachbarin. Ihr Bauchgefühl ist untrüglich, doch sie findet einfach keine Beweise.

Meine Meinung:
Insgesamt ist dieser Thriller wirklich spannend und unterhaltsam. Besonders gut hat mir die erste Hälfte des Buches gefallen. Hier ist das Dilemma, in dem Anna steckt, das Hauptthema. Sehr gut stellt der Autor ihre inneren Nöte dar. Man bangt unweigerlich mit der Mutter des entführten Jungen mit und fragt sich, wie man selbst in einer solchen Situation entscheiden würde. Sie sucht verzweifelt nach einem Ausweg, erwägt alle möglichen Alternativen. Bis zur bzw. bis zum Ende der OP wusste ich tatsächlich nicht, wie sie sich entscheiden würde und hing deshalb gebannt an den Seiten.

Im zweiten Teil nimmt die Story dann etwas ab. Anna erscheint immer unsympathischer, ebenso Margot. Hier konnte ich noch am meisten mit Rachel mitfiebern, denn sie war mir sehr sympathisch und wurde von ihren Vorgesetzten grausam missverstanden.

Die Handlung hat dann noch ein paar überraschende Wendungen parat. Kaum denkt man, man könnte nun die Richtung vorhersehen, dreht sich im nächsten Kapitel wieder alles. Das wirkt zwar ein wenige konstruiert, erhält aber definitiv die Spannung.

Der Schreibstil ist vollkommen in Ordnung, nichts Aufregendes, aber gut und flüssig zu lesen. Die abwechselnde Erzählung aus den Ich-Perspektiven der drei Protagonistinnen fügt die Geschichte nach und nach zusammen und gewährt den Lesenden einen guten Einblick in die Charaktere.

Bewertung vom 31.01.2023
Getraut / Andrea Schnidt Bd.12
Fröhlich, Susanne

Getraut / Andrea Schnidt Bd.12


sehr gut

Köstlicher Humor und ernster Hintergrund

Inhalt:
Andrea Schnidts Ex-Schwiegervater Rudi und seine Irene wollen heiraten. Aber dann platzt der Termin und es geht drunter und drüber. Auch Andrea wartet sehnsüchtig auf einen Antrag ihres Lebensgefährten Paul, doch der denkt gar nicht dran. So versucht Andrea sich in den Seminaren des charismatischen Jerome selbst zu verwirklichen …

Meine Meinung:
Dies ist nun schon der 12. Band der Reihe um Andrea Schnidt und ihre Familie. Sicher kann man ihn auch ohne Vorkenntnisse lesen, aber noch mehr Spaß macht es, wenn man den „Werdegang“ der Figuren kennt.

Wie immer gerät Andrea in allerlei skurrile Situationen, aus denen sie mit mehr Herz als Verstand wieder herauskommt. Dies liest sich zumeist sehr lustig und sorgt für ein Lächeln oder ein Grinsen im Gesicht der Lesenden. Allerdings war mir die Geschichte mit der Hundekacke viel zu breit ausgewalzt und nicht wirklich schön zu lesen. Dafür habe ich mich über andere Dinge bzw. Personen umso mehr amüsiert. Die ach so etepetete Ragnhild ist ein toller Gegensatz zu Andrea, und zu zweit sind sie zum Totlachen. Auch in der Rolle als Oma hat mir Andrea gut gefallen.

Der Schreibstil ist wie immer klasse und flutscht nur so. Alles wirkt so lebendig und dynamisch, da kommt keine Langeweile auf. Eine besondere Freude ist mir immer Rudi, der ein unheimlich großes Herz hat und in schönstem Hessisch direkt sagt, was er denkt. Herrlich!

Fazit:
Für Fans der Reihe ein Muss!

Die Reihe:
1. Frisch gepresst
2. Frisch gemacht!
3. Familienpackung
4. Treuepunkte
5. Lieblingsstücke
6. Lackschaden
7. Aufgebügelt
8. Wundertüte
9. Feuerprobe
10. Verzogen
11. Abgetaucht
12. Getraut

Bewertung vom 24.01.2023
Die Gewinner / Björnstadt Bd.3
Backman, Fredrik

Die Gewinner / Björnstadt Bd.3


ausgezeichnet

Ein absolutes Highlight

Inhalt:
Zwei Jahre sind vergangen, seit ein Riss durch die Bevölkerung von Björnstadt ging. Vieles hat sich seitdem verändert, noch mehr ist gleich geblieben. Immer noch identifizieren sich die Menschen über ihren Eishockey-Klub - egal ob sie Eishockey lieben oder nicht. Immer noch besteht eine extreme Rivalität zwischen Björnstadt und der Nachbarstadt Hed. Immer noch liegt Gewalt in der Luft …

Meine Meinung:
Ich war schon von den ersten beiden Björnstadt-Romanen begeistert, aber mit „Die Gewinner“ übertrifft Fredrik Backman sich noch einmal selbst. Ich bin jetzt schon sicher, dass ich dieses Jahr nicht viele Bücher lesen werde, die mich dermaßen beeindrucken werden, einfach weil es auch nicht viele der ca. 4000 Bücher, die ich in meinem bisherigen Leben gelesen habe, konnten.

Die Handlung baut auf den Vorgängerbänden auf, lässt sich aber vielleicht auch ohne Vorkenntnisse verstehen. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass eine Vielzahl von bereits bekannten Personen eine Rolle spielen, die hier natürlich nicht mehr so detailliert eingeführt werden wie vorher. Sie sortiert zu bekommen und zu verstehen, könnte etwas schwierig werden. Daher empfehle ich, lieber die Vorgänger zu lesen. Es lohnt sich!

Die Erzählung beginnt mit einem Orkan, einem Tod und zwei jungen Menschen, die nach Björnstadt, nach Hause, zurückkehren. Und der Prophezeiung, dass ein junger Mann jung sterben wird. Ein allwissender Erzähler hält uns Lesende auf dem Laufenden, schaut den Protagonist*innen in die Köpfe, blickt in die Zukunft, um uns mit düsteren und freundlichen Vorhersagen zu fesseln, die oft nur Andeutungen sind, manchmal aber auch konkrete Sachverhalte beschreiben.

Es wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt; zuweilen wird eine Szene auch aus unterschiedlichen Richtungen beleuchtet. So entsteht ein umfassendes Bild des Geschehens und lässt uns die einzelnen Handlungsweisen besser nachvollziehen. Backman versteht es dabei glänzend, die zum Teil für normale Menschen abstrus anmutenden Vorgehensweisen seiner Figuren klar verständlich darzulegen, ja sie geradezu folgerichtig erscheinen zu lassen. Er spielt mit den Gefühlen der Charaktere und mit denen der Lesenden. Über der gesamten Story hängt wie eine Glocke eine unheilvolle Atmosphäre, die nur hin und wieder von ein paar fröhlichen, glücklichen und hoffnungsvollen Momenten vertrieben wird. Diese sind aber auch nötig, damit man beim Lesen mal wieder aufatmen kann.

„Sie kommt aus einer Stadt mit Trauer im Herzen und Gewalt in der Luft“ (S. 949)

Sowohl die Trauer als auch die Gewalt haben mich innerlich schier zerrissen. Beides ist so greifbar, zieht einen tief in die Geschichte hinein und lässt einen nicht mehr los. Ich war wütend, ich war traurig, ich wollte die ganze Welt umarmen.

Als ich erfuhr, dass dieser Roman sich über 960 Seiten erstreckt, war ich ein wenig geschockt. Nun habe ich sie gelesen und war von der ersten bis zur letzten Seite fasziniert. Ich hätte auf keine davon verzichten wollen. Im Gegenteil, ich hätte sehr gerne noch mehr davon gelesen.

In der Danksagung schreibt der Autor: „Ich hoffe, sie [die Geschichte] hat euch etwas gegeben, denn ich habe absolut alles gegeben.“ Ja, die Geschichte hat mir so viel gegeben! Und das Herzblut, mit dem sie geschrieben wurde, ist nicht zu übersehen. Danke, Fredrik Backman!

Fazit:
Ein beeindruckender Roman um Liebe und Hass, Zusammenhalt und Gewalt, um gute und schlechte Entscheidungen. Ein Roman, der zeigt, welche Auswirkungen der Flügelschlag eines Schmetterlings haben kann. Absolute Leseempfehlung für die ganze Trilogie!

Die Trilogie:
1. Björnstadt (erstmals als „Kleine Stadt der großen Träume“ veröffentlicht, dann als „Stadt der großen Träume“)
2. Wir gegen euch
3. Die Gewinner

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.