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M.

Bewertungen

Insgesamt 358 Bewertungen
Bewertung vom 13.03.2023
Straßenmusik
Behr, Markus

Straßenmusik


gut

Zwei verlorene Seelen in der großen Stadt


Jonas und Chiara treffen im Zug nach Amsterdam aufeinander.
Und dann auch vor Ort - immer wieder. Zunächst zufällig, dann mit Absicht dahinter.
Beide wirken wie verlorene Seelen in einer viel zu großen Stadt, mit viel zu vielen Menschen und zu wenig Verständnis von ihrer Umwelt. Beiden scheint die Musik das Wichtigste zu sein und bald wird sie auch das, was sie miteinander verbindet.

Es klingt ein wenig wie der Beginn einer Liebesgeschichte, allerdings macht Autor Markus Behr schnell klar, daß Chiara auf Frauen steht, womit der Weg für eine gute Geschichte über Freundschaft geebnet wäre, zumal das Buch ja auch mit dem Satz "eine Beziehung, die über Höhen und Tiefen hin zu einer echten Freundschaft führt..." beworben wird.

Leider sehe ich das anders.
Zum Einen läßt Behr Jonas oft so dastehen, als würde er doch auf Chiara stehen, was ihn eigenartig und irgendwie auch unsympathisch wirken läßt.
Nicht, daß Chiara sympathischer erscheint: Ihre unkontrollierten (und mir auch unerklärlichen) Wutausbrüche, machen sie nicht gerade zu einer Traum-Protagonistin.
Und zum Anderen kam die "Beziehung" zwischen Jonas und Chiara bei mir nie so rüber, als wären sie wirklich Freunde geworden. Dazu gibt es viel zu wenig Kommunikation zwischen den Beiden und wenn dann geht es meist um Musik. Diese ist wirklich ein raumgreifendes Thema, was bei einem Titel wie "Strassenmusik" natürlich nahe liegt und tatsächlich als Rahmen der Handlung gut funktioniert.

Dennoch fehlt mir das Auflösen des Ballastes, den Beide mit sich rumschleppen; das wirkliche Zueinanderfinden durch die Musik. Das wird einfach nur angedeutet ohne, daß mir als Leser klar wird, wieso ausgerechnet diese Beiden eben nicht nur Musik miteinander machen, sondern tatsächlich befreundet sein sollen.

Die knapp 220 Seiten sind dennoch schnell gelesen. Der Text ist unaufgeregt und modern. Deswegen sollte man auch der englischen Sprache mächtig sein, da beinahe alle Dialoge in Amsterdam in englisch geführt werden.

Fazit:
Wäre die Charakterzeichnung der Protagonisten ein wenig ausführlicher ausgefallen, die Beziehung zwischen Jonas und Chiara ein wenig klarer definiert und das Augenmerk mehr auf die Protagonisten, als auf zufällige Nebenfiguren gelegt worden, dann hätte der Werbetext vielleicht eher gestimmt und mir das Buch insgesamt auch besser gefallen!

Bewertung vom 08.03.2023
Dein Taxi ist da
Guns, Priya

Dein Taxi ist da


gut

Klare Worte, wichtige Themen


Damani ist mit dem geerbten Auto ihres Vaters für eine Fahrdienst-App unterwegs und kommt damit eher schlecht, als recht über die Runden. Als wäre das nicht schlimm genug, muß sie sich um ihre trauernde Mutter kümmern und versuchen ihr Privatleben irgendwie im Zaum zu halten. Alles leichter gesagt, als getan.

Pryia Guns ist mir ihrem Debut "Dein Taxi ist da" ein rasanter Roman gelungen, der sich - nicht nur aufgrund der teilweise sehr übersichtlichen Kapitel - sehr gut lesen läßt und es schafft in seinen Bann zu ziehen.
Dabei werden gleich mehrere heiße Eisen (von Rassismus, über Polizeigewalt bis hin zu Homophobie und etlichem mehr) angepackt, die alle ihre Wichtigkeit haben und ganz sicher nicht mit geschönten Worten in chichi-rosa-Umverpackung gehüllt werden. Ganz im Gegenteil: alles wird genauso ausgedrückt wie es ist: mal ungeschönt, mal rau, aber dabei immer ehrlich!

Leider ist das Tempo im Buch aber ein wenig im Ungleichgewicht, so daß ich das Gefühl hatte das in der ersten Hälfte des Buches relativ wenig passiert, während sich die Ereignisse in der zweiten Hälfte beinahe überschlagen, dafür aber - für meinen Geschmack - ein wenig zu schnell "abgearbeitet" werden.

Mir war auch das Verhalten von Protagonistin Damani gerade zum Ende hin nicht immer schlüssig und ein wenig mehr Introspektive wäre hier sicher hilfreich gewesen. Genau wie ein überzeugenderes Ende.

Dennoch: ein Buch, das zum Mit- und Nachdenken anregt und auf keinen Fall verschenkte Zeit ist!

Bewertung vom 06.03.2023
Teds und Nancys total verrücktes Abenteuer / Grimmwald Bd.1
Shireen, Nadia

Teds und Nancys total verrücktes Abenteuer / Grimmwald Bd.1


sehr gut

Verrückt, skurril und herrlich anders


Mit Ted und Nancy hat Autorin Nadia Shireen ein Fuchs-Geschwisterpaar erfunden, das zum Einen nicht unterschiedlicher, zum Anderen aber auch nicht liebenswürdiger sein könnte.
Die Beiden erleben in der "großen Stadt" und im titel-gebenden Grimmwald einen Haufen dermaßen verrückter Dinge und Abenteuer, daß das Buch eigentlich viel dicker sein müßte.

Aber auch die 240 Seiten, die es letzten Endes wurden, haben es in sich:
Durchzogen ist die ganze Geschichte von kleinen, aber feinen Zeichnungen, die den Humor des Buches, der an sich doch sehr britisch ist, nur noch zusätzlich unterstreichen. (Sie sind allerdings ein wenig eigen und auch nicht bunt, so daß mein Vorlese-Kind sie nicht mochte und daher kein Interesse am Buch hatte.)
Kinder könnten, meiner Meinung nach, auch einige der Spitzen, von denen es im Buch doch ein paar gibt, nicht verstehen. Das mag für deren Gesamtverständnis nicht ausschlaggebend sein, die erwachsene Leserschaft wird aber vermutlich mehr Freude daran haben.
Wichtiger für die Kleinen ist aber sicher die Botschaft, daß man nicht allein ist; daß Familie und Freunde wichtig sind und es manchmal nicht schadet, auch um Hilfe zu bitten.

Ansonsten habe ich selten so viel Spleeniges auf einem Haufen gesehen, so daß "Grimmwald" insgesamt einfach nur ein skurriles Vergnügen der etwas anderen Art ist.
Allerdings gibt es einen Handlungsstrang, der für mich nicht richtig zu Ende gebracht wurde. Schade, da das Buch so ein wenig unrund wirkte.
Eine kleine Internet-Recherche zeigte aber, daß es tatsächlich zumindest im englischen Original eine Fortsetzung gab. Bleibt zu hoffen, daß die auch auf dem deutschen Markt erscheinen wird. Ich für meinen Teil bin auf jeden Fall bereit für weitere "verrückte Abenteuer" mit Ted und Nancy und habe bis dahin hoffentlich auch das Vorlese-Kind überzeugen können!

Bewertung vom 22.02.2023
Die dunklen Sommer (eBook, ePUB)
Beverly-Whittemore, Miranda

Die dunklen Sommer (eBook, ePUB)


weniger gut

Zog sich wie Kaugummi


Man könnte sagen, daß der Tod ihres kleinen Bruders das Leben von Saskia von jetzt auf gleich verändert:
Bruder weg, Eltern weg und von der Großmutter zu einer befreundeten Familie geschickt, da das Leben dort besser sei. Aber ist es wirklich besser plötzlich in eine sektenähnlichen Gemeinde verschleppt zu werden?

Ich glaube diese Sekte, dieses "Zuhause" war schon mein erstes Problem, das ich mit dem Buch hatte. Irgendwie schien mir das von der Autorin (zumindest zu Beginn) alles ein wenig zu hippie-mäßig und ungefährlich beschrieben.
Unabhängig davon (oder vielleicht gerade deswegen) zog sich für mich die Handlung wie Kaugummi. Daran änderten weder die von Kapitel zu Kapitel wechselnden Zeitstränge, noch die zum Teil sehr übersichtlichen Kapitellängen etwas.

Wirklich: ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so sehr mit einem Buch zu kämpfen hatte, einfach weil ich es wirklich langatmig und ja, auch langweilig fand, was insofern enttäuschend ist, da die Wendung mit einer Bedrohung 20 Jahre nach der Flucht aus "Zuhause" schon ein wenig Spannung versprach. Nur leider war die Autorin der Meinung alles, aber wirklich alles, erst in den letzten paar Kapiteln "aufklären" zu wollen. Und dann war im Grunde nichts daran wirklich überraschend.

Dazu noch die ständigen lateinischen Begriffe aus der Natur, überbordende Beschreibungen von jeder Kleinigkeit und ein Konglomerat an Menschen, deren Namen ich bis zum Schluß durcheinander brachte, so daß mir als Fazit nur "anstrengend und enttäuschend" bleibt!

Bewertung vom 18.02.2023
Lichte Tage
Winman, Sarah

Lichte Tage


sehr gut

Sonnenblumen, Autobeulen und erschöpfte Schwalben


Ich weiß nicht so recht, was ich von diesem Buch erwartet habe, glaube aber im Endeffekt auf jeden Fall irgendwie "mehr", als was auch immer es war, bekommen zu haben.

Bin ich zunächst davon ausgegangen die Geschichte einer vergangenen Liebe erzählt zu bekommen, entwickelte sich das Ganze bald zu einer Art Lebens- und Liebesgeschichte, sowie einer Geschichte über Freundschaft, Verlust und dem Suchen und Finden im Leben:
Die Geschichte von Ellis, dem Metallhandwerker aus dem britischen Oxford, von Michael, der Halbwaise und Ellis bestem Freund, und von Annie, die Beide später kennen und lieben lernt.

Es ist eine außergewöhnliche Dreiecksbeziehung, in die man als Leser*in gesogen wird und die ich, für meinen Teil, so nicht erwartet hatte, die mich aber auch nicht überraschte.

Die überraschende Wendung in den Geschehnissen, mit der ich wirklich nicht gerechnet hatte, kam erst im hinteren Teil des Buches, die aber letztlich nur dafür sorgte das die Geschichte irgendwie runder, wahrer wirkte.

Autorin Sarah Winman gelingt es in einem beinahe melancholisch pragmatischen Ton ihre Protagonisten auferstehen, lieben und leiden zu lassen. Alles in gleichzeitig schnörkelloser und doch mitreißender Sprache.

Und dabei schafft sie kleine, aber feine Sätze, die so zart und doch so wahr sind, wie folgendes Beispiel:
"Ich hatte akzeptiert, dass ich nicht der Schlüssel zu seinem Schloss war. Sie sollte erst später kommen." (Seite 155)

Es gibt einige Sätze, die wunderschön sind und die im Endeffekt dafür gesorgt haben, daß mich dieses Buch mit Tränen in den Augen und zugleich einem Lächeln auf den Lippen zurückgelassen hat. Und die mir ganz sicher noch eine Weile in Erinnerung bleiben werden. Allen voran wohl der nachfolgende mit dem ich enden möchte:
"Ich frage mich, wie es wohl klingt, wenn ein Herz bricht. Ich glaube, es wäre leise, kaum wahrnehmbar, und gänzlich unspektakulär - wie eine erschöpfte Schwalbe, die sanft zu Boden fällt." (Seite 194)

Bewertung vom 16.02.2023
Witches of Brooklyn - Eine Stadt voller Hexen
Escabasse, Sophie

Witches of Brooklyn - Eine Stadt voller Hexen


sehr gut

Der Zauber geht weiter


Nach dem Band 1 der "Witches of Brooklyn" im Grunde nur eine Art Einführung war, geht es jetzt in Band 2 "Eine Stadt voller Hexen" erst richtig rund, denn schnell zeigt sich, daß nicht nur Effie und ihre Tanten Hexen sind, sondern auch noch viele andere Frauen.

Als wäre das aber noch nicht Aufregung genug, gibt es auch eine neue Mitschülerin, die Effie ihre beste Freundin ausspannt. Und so zeigt sich, daß selbst Hexe-sein nicht vorm alltäglichen Ärger des Lebens schützt.

In diesem Sinne ist dieses Buch, wenn man von der ganzen Hexerei mal absieht, nicht nur ein wenig lebensnaher, als Band 1, es wirkt auch wesentlich stringenter bzw. scheint die "Nebengeschichte" hier nicht so halbherzig wie im ersten Teil, sondern organisch und wird direkt mit in die Hauptgeschichte eingewoben.

Der Comic-Stil sorgt dafür, daß man nur so durch die 220 Seiten fliegt und der Charme und Witz, den bereits Band 1 innehatte, sorgen auch hier für kurzweilige Unterhaltung.

Interessant fand ich auch die Ideenskizzen zur Geschichte, die am Ende des Buches gezeigt werden.

Fazit: Eine wirklich gute Fortsetzung, die bereits jetzt Vorfreude auf Band 3 aufkommen läßt.

Bewertung vom 14.02.2023
Roxy
Bülow, Johann von

Roxy


gut

Die Geschichte einer Freundschaft!?


"Roxy" wird als eine Art Freundschafts-Roman vermarktet. Und eigentlich sind das auch immer Geschichten, die mich begeistern können.

Hier war das leider nicht ganz der Fall:
In fünf Teile aufgeteilt, haben sich - für mich - die ersten drei doch sehr gezogen. Ich bin einfach nie in einen richtigen Lesefluß geraten und habe lange gebraucht, um diese knapp 200 Seiten zu lesen.

Zu sprunghaft erschien mir die Erzählung, die aus einem Zeitstrang im Hier und Jetzt und Episoden aus der Vergangenheit bestanden. Für mich entwickelte sich da nie ein roter Faden. Und auch wenn es eigentlich um die Freundschaft zwischen Roy und Marc gehen sollte, so war es doch eher eine eigenwillige Coming-of-age-Geschichte.
Das muß an sich nichts Schlechtes sein, aber ich bin mit den Protagonisten irgendwie nie ganz warm geworden. Weder mit Marc, noch mit Roy. Gerade Letzterer wurde als verletzliches Bonzen-Kind dargestellt, für den ich allerdings keinerlei Mitleid aufbringen konnte. Und so ging es mir auch mit Marc. Marc, der verzweifelt versucht irgendwo dazuzugehören, aber sein Ich dabei irgendwie auf der Strecke läßt.

Merkwürdigerweise waren die Teile 4 und 5 dann viel schneller gelesen.
Das mag daran liegen, daß, vor allem in Teil 4, Carolin "richtig" in Erscheinung tritt. Ihre Geschichte wirkt interessanter, als alles was die Jungs so erlebt haben. Bleibt dann aber irgendwie unvollendet.

Ähnlich wie die Geschichte zwischen den beiden Freunden. Sie hat zwar einen Beginn und auch ein Ende, es gibt jede Menge dazwischen, das mal mehr, mal weniger langweilt, aber die Geschichte wirkt irgendwie nicht rund. Und ich glaube, das ist das was mich am Meisten stört.

Obwohl ich das Gefühl habe, daß dieser Roman mehr hätte sein können und ich hier offensichtlich nicht in Begeisterungsstürme ausbreche, so kann ich zumindest festhalten, daß mir das Ende dann doch ein paar Tränchen in die Augen getrieben hat.

Johann von Bülow kann schreiben, aber ich denke ein wenig mehr Stringenz hätte "Roxy" ganz gut getan.

So zogen sich die knapp 330 Seiten gerade zu Beginn doch sehr und ein Teil der Leserschaft könnte da möglicherweise schon das Handtuch werfen und das Buch bei Seite legen.