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dark_angel
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Ulm

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Insgesamt 162 Bewertungen
Bewertung vom 22.04.2010
Die Chroniken der Reisenden. Staub-Kristall
Zehm, Carsten

Die Chroniken der Reisenden. Staub-Kristall


sehr gut

Karen und Mihai verbringen ihre Hochzeitsreise beim Wandern im Erzgebirge. Doch kaum haben sie ein idyllisches und ruhiges Plätzchen gefunden, an dem sie ein paar Tage verweilen wollen, verschwindet Mihai in einer Felswand. Karen, die ihm folgt, passiert ungewollt mit ihrem Mann die Schwelle in eine Parallelwelt, die von Echsen, Vögeln und Insekten in noch nie gesehenen Formen bevölkert wird. Der Rückweg in ihre Welt ist versperrt und ehe sie es sich versehen, werden sie von den Krex - menschengroße Echsen - gefangen genommen...

Carsten Zehm hat mit seinem Debutroman "Staub-Kristall" den Grundstein für die 'Chroniken der Reisenden' gelegt in der eine 'Schwelle' die Reisenden aussucht und sie in eine Parallelwelt schickt, um dort eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. In welcher Parallelwelt die Reisenden jeweils landen und welche Aufgabe sie zu erfüllen haben, erfahren sie vom 'Hüter der Schwelle'.
In "Staub-Kristall" müssen Karen und Mihai nicht nur die Welt der Krex retten, sondern sich auch ihren größten Ängsten und Problemen stellen.

Dem Autor ist eine sehr anschauliche, detailreiche Parallelwelt gelungen, die von verschiedenen Lebewesen bevölkert wird. Und obwohl es sich um einen Fantasyroman handelt, bleibt er gleichzeitig auf dem Boden der Tatsachen. Karen und Mihai sind ein frisch verheiratetes Paar, das bereits einiges gemeinsam erlebt hat. Und auch wenn sie glauben, ihre Probleme bewältigt zu haben, so treten sie nun in dieser fremden Welt wieder zum Vorschein und bedrohen ihre Beziehung. Sie kämpfen nicht nur für die Krex, sondern auch um ihre Liebe. Die Charaktere kommen dadurch äußert real und glaubwürdig rüber.

Vielleicht hätte sich der Leser an der einen oder anderen Stelle etwas mehr Fantasy gewünscht, doch dies tut der abenteuerlichen und spannenden Unterhaltung keinen Abbruch und man darf auf die weiteren 'Chroniken der Reisenden' gespannt sein. Denn der Roman wirkt gut durchdacht, liest sich flüssig, spannend und unterhaltsam.

9 von 12 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.03.2010
Das Siegel des Feuers / Grim Bd.1
Schwartz, Gesa

Das Siegel des Feuers / Grim Bd.1


sehr gut

Der Gargoyle Grim ist ein Schattenflügler, dessen Aufgabe darin besteht, das steinerne Gesetz zu wahren. Kein Mensch darf von der Existenz seines Volkes erfahren. Doch eines Tages kreuzt sich sein Weg mit dem der sterblichen Mia, die zugleich eine Seherin des Möglichen ist. Dadurch ist es ihr möglich, die Wesen und die Welt von Anderwelt zu sehen. Sie ist im Besitz eines mysteriösen Pergaments, deren Schriftzeichen sie nicht entziffern kann. Zusammen mit Grim macht sie sich auf in eine abenteuerliche Reise, um das Rätsel des Pergaments zu lösen...

Mit "Grim - Das Siegel des Feuers" hat Gesa Schwartz den Auftakt zu einer neuen Urban-Fantasy-Reihe der etwas anderen Art eingeleitet. Denn hier geht es zur Abwechslung mal nicht um Vampire, obwohl diese am Rande auch vorkommen, sondern um Gargoyles, Kobolde, Werwölfe und andere Wesen, die in der Anderwelt zu Hause sind.
Der Leser wird bereits von der ersten Seite an mit dieser neuen Welt und seinen Bewohnern konfrontiert. Denn die Geschichte beginnt aus der Sicht des Gargoyles Grim, an dessen Gedanken und Gefühlen der Leser sogleich teilhat. Dadurch befindet man sich gleich mitten drin in der Geschichte, die jeweils abwechselnd aus der Perspektive von Grim und Mia geschildert wird.
Die Autorin schreibt in einem flüssigen, lebendigen Stil. Die Ausarbeitung und Charakterisierung der Wesen von Anderwelt - sowohl gute wie böse - sind der Autorin sehr gut gelungen. Der Leser kann sich diese Wesen sehr gut vorstellen. Sie wirken glaubwürdig, besitzen Tiefe und der eine oder andere wächst einem sicher gleich ans Herz.

Das Erstlingswerk von Gesa Schwartz weiß zu überzeugen und versetzt den Leser in eine andere Welt, die neben der unseren existiert. Zusammen mit Grim und seinen Gefährten begibt er sich auf eine spannende Reise voller Gefahren. Auch der Witz und Humor bleiben dabei nicht auf der Strecke. Denn es gibt so manche Szene, bei der man sich ein Schmunzeln nicht verkneifen kann.

11 von 18 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.03.2010
Der Pfahl
Laymon, Richard

Der Pfahl


ausgezeichnet

Der Horrorautor Larry und seine Frau Jean gehen zusammen mit ihren Freunden Pete und Barbara auf Entdeckungstour in der nahe gelegenen Geisterstadt Sagebrush Flat. In einem verlassenen Hotel entdecken sie die Leiche einer jungen Frau, in deren Brust ein Holzpfahl steckt. Ob sie jemand umgebracht hat, weil er sie für einen echten Vampir hielt oder war sie tatsächlich einer? Diese Frage lässt Larry nicht mehr los, bis er eine folgenschwere Entscheidung trifft...

Der bereits 1991 veröffentlichte Roman von Richard Laymon kann auch heute bedenkenlos gelesen werden. Denn man merkt der Geschichte das Alter nicht an und hat dadurch nichts von ihrer Aktualität verloren.
Was Richard Laymons Werke anbelangt, so dürfte sich mittlerweile rumgesprochen haben, dass man ihn und seinen Stil entweder mag oder eben nicht. Und das ist auch hier nicht anders. "Der Pfahl" hat einen etwas ruhigeren, erzählerischen Stil inne und geht bei manchen Szenen nicht allzu sehr ins Detail. Die Details entfalten sich vielmehr im Kopf des Lesers, so dass er sich das Geschehen selbst vorstellen kann. Dadurch ist es nicht unbedingt ein schlechterer Roman als seine Vorgänger, sondern einfach nur anders. Dem Autor ist es damit erneut gelungen, den Leser und Fan zu überraschen.

Die Charaktere, allen voran die Hauptfigur Larry, wirken überaus glaubwürdig und man ist immer wieder gespannt, wie es weiter geht bzw. welche Schritte Larry unternehmen wird. Es fehlt somit nicht an Spannung, Horrorelementen und einer guten Portion schwarzen Humors.
Zudem gelingt es dem Autor geschickt, nebenher eine zweite Geschichte laufen zu lassen, in der Larrys Teenager-Tochter Lane die Hauptrolle spielt.

Richard Laymon hat es wieder einmal geschafft, dass man das Buch nur ungern aus der Hand legt, bis man nicht am Ende angelangt ist. Nicht so brutal und actionreich wie z.B. "Die Jagd", aber dafür eins der ruhigen Art mit viel Liebe zur Erzählkunst.

9 von 14 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.03.2010
Rendezvous um Mitternacht / M.J.Holliday Geisterjägerin Bd.1
Laurie, Victoria

Rendezvous um Mitternacht / M.J.Holliday Geisterjägerin Bd.1


ausgezeichnet

M. J. Holliday betreibt gemeinsam mit ihrem besten Freund Gilley eine Geisterjägeragentur. Dank ihrer Fähigkeiten als Medium gelingt es ihr im Auftrag ihrer Klienten, Kontakt mit den Geistern aufzunehmen und verhilft ihnen zum Übertritt ins Jenseits.
Eines Tages wird sie vom gut aussehenden Dr. Steven Sable engagiert. Sein Großvater, der vor kurzem Selbstmord begangen hat, ist ihm als Geist erschienen. Dr. Sable ist davon überzeugt, dass beim Tod seines Großvaters nicht alles mit rechten Dingen zuging...

"M. J. Holliday: Geisterjägerin. Rendezvous um Mitternacht" von Victoria Laurie ist der Auftakt zu einer neuen humorvollen und spannenden Fantasy-Reihe. Bereits von der ersten Seite an befindet sich der Leser mitten in der Handlung und kommt nicht umhin, gleich den einen oder anderen Charakter in sein Herz zu schließen. Denn der Autorin ist es gelungen, Charaktere mit unterschiedlichen Eigenschaften zu erschaffen und hat ihnen damit Glaubwürdigkeit und Tiefe verliehen.

Die Handlung beginnt bereits mit einem leichten Gruselfaktor, verbunden mit einer guten Portion Humor und Witz. Einmal zur Hand genommen, fällt es einem schwer, mit dem Lesen aufzuhören.
Die Geschichte ist flüssig geschrieben, verliert dabei aber nichts von ihrer Spannung. Denn es geht hier nicht nur um ein bisschen prickelnde Erotik zwischen M. J. und Dr. Sable, die Freundschaft zwischen M. J. und Gilley und M. J.'s geschwätzigen Papagei, sondern auch um einen Mord und deren Aufklärung. Dies alles zusammen ergibt die perfekte Mischung für eine gelungene Unterhaltung mit einigen Überraschungseffekten.

8 von 16 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.03.2010
Die Eiswolf-Saga, Teil 1: Brudermord
Weinbach, Holger

Die Eiswolf-Saga, Teil 1: Brudermord


ausgezeichnet

Im ostfränkischen Reich des Jahres 956 wird mitten in der Nacht die Burg des Grafen Farold, die bisher als uneinnehmbar galt, angegriffen. Doch wie ist das möglich? Hat gar jemand den königstreuen Grafen Farold verraten?
Während Graf Farold um sein Leben kämpft, flüchtet seine Frau Sigrun mit Sohn Rogar. Brandolf, Sohn des Edelherren Gerold, eilt dem Grafen zu Hilfe und kämpft tapfer gegen die Angreifer, kann jedoch das Leben des Grafen nicht retten. Ihr Leben opfernd gelingt es Sigrun, Rogar zur Flucht zu verhelfen. Rurik, der jüngere Bruder des Grafen Farold, der seinen Besuch für den nächsten Tag angekündigt hatte, erreicht bereits kurz darauf die Burg und beendet den Schrecken. Da der junge Rogar nirgends auffindbar ist, wird Rurik zum neuen Grafen ernannt.
Ohne Erinnerungen an sein früheres Leben wächst Rogar indessen unter dem Namen Faolán in einem Benediktinerkloster auf. Abt Degenar und sein Freund Ivo versuchen alles, um die Identität des Jungen geheim zu halten. Denn auch die Klostermauern besitzen Ohren und so mancher Ordensbruder verfolgt seine eigenen Interessen...

Holger Weinbach hat mit "Die Eiswolf-Saga: Brudermord" ein überaus viel versprechendes Debüt zu einer neuen historischen Roman-Reihe geliefert, die auf sechs Teile ausgelegt ist. Er entführt den Leser in ein finsteres und bedrohliches Mittelalter und verstrickt auf gelungene Weise die verschiedenen Handlungsebenen miteinander.
Zu empfehlen ist der Roman vor allem auch an jene Leser, die sonst wenig bis gar keine historischen Romane lesen. Denn die Geschichte lebt hauptsächlich von ihren Charakteren und deren Erlebnissen. Der Autor hat wunderbar glaubwürdige und authentisch wirkende Charaktere erschaffen. Man freut sich und leidet mit ihnen auf ihrem weiteren Weg.

Spannend von Anfang bis Ende kann man das Buch nur schwer zur Seite legen. Die Geschichte ist flüssig zu lesen, mit Action behaftet, aber zugleich auch sehr tiefgründig und liebevoll gestaltet. Die bildhafte Sprache erschafft im Kopf des Lesers eine klare Vorstellung jener Zeit und der darin handelnden Charaktere.
Kaum zu glauben, dass es sich hierbei um den ersten Roman von Holgar Weinbach handelt. Denn er kann durchaus mit Büchern wie z.B. "Der Medicus" oder gar "Die Säulen der Erde" mithalten, ohne den Leser dabei mit historischen Daten und Fakten zu ermüden oder gar zu erschlagen. Hut ab!

9 von 18 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.03.2010
Prinzessin Rauschkind
Wieninger, Manfred

Prinzessin Rauschkind


ausgezeichnet

Der Harlander Detektiv Marek Miert erhält von Silvia Sladki den Auftrag, ihren verschwundenen Liebhaber zu finden. Dieser verließ eines Abends die gemeinsame Wohnung, um sich am Automaten eine Packung Zigaretten zu holen und kam nicht wieder. Obwohl seine Auftraggeberin ihm gerade mal ein paar Euros bezahlen kann, lässt sich Marek Miert trotzdem erweichen und nimmt den Auftrag an. Doch kaum hat er den Auftrag angenommen, stolpert er im wahrsten Sinne des Wortes über eine Leiche, die dem Gesuchten sehr ähnlich sieht. Und ehe er es sich versieht, gerät er selbst unter Mordverdacht...

Der Autor Manfred Wieninger hat mit Marek Miert einen Helden erschaffen, der nicht ganz der Norm entspricht und man ihn trotzdem - oder gerade deswegen - in sein Herz schließt.
Marek Miert nennt sich selbst einen Diskont-Detektiv mit einem Hang zu Mozartkugeln und Manner-Schnitten. Er kann sich mit seinen Aufträgen kaum über Wasser halten und ist ständig am Rande des finanziellen Ruins. Doch er kann einfach nicht Nein sagen, wenn die Leute ihn verzweifelt um seine Hilfe bitten und dabei nicht viel Geld in der Tasche haben. So geschieht es auch hier im 6. Teil der Krimi-Reihe um Marek Miert, als ihn Silvia Sladki aufsucht.

Unter einem fast harmlos oder gar alltäglich wirkenden Auftrag verbirgt sich viel mehr, als man zu Anfang vermutet. Der in der Ich-Person verfasste Krimi lässt den Leser direkt an Mareks Seite ermitteln und erlebt alles zeitnah mit, so auch Mareks Gesellschaftskritik zur Stadt Harland und Österreich und seine tiefsinnigen Gedanken. Aber es gibt auch witzige und ironische Beschreibungen. Dies alles zusammen trägt zu einer perfekten, kurzweiligen Krimi-Unterhaltung mit einem liebenswerten und überaus authentisch wirkenden Charakter.

8 von 17 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.02.2010
Engelskuss / Gilde der Jäger Bd.1
Singh, Nalini

Engelskuss / Gilde der Jäger Bd.1


sehr gut

Die Welt ist das Reich der Engel und sie herrschen wie Könige über die Menschen und Vampire. Einzig sie vermögen es, Vampire zu erschaffen, um sie als ihre Sklaven zu halten. Elena Deveraux arbeitet in New York für die Gilde der Jäger und ist eine geborene Vampirjägerin, die ausgerissene Vampire einfängt und ihren Herren zurückbringt. Ihre besonderen Fähigkeiten machen sie zur besten Jägerin, die die Gilde jemals hatte.
Eines Tages erhält Elena vom Erzengel Raphael den Auftrag, einen anderen - abtrünnig gewordenen - Erzengel aufzuspüren. Dabei stößt sie auf eine Mordserie von unfassbarem Ausmaß, dem sie so schnell wie möglich Einhalt gebieten muss. Für Elena ist es eine Gratwanderung für einen Erzengel zu arbeiten, der als einer der gefährlichsten und unbarmherzigsten Geschöpfe auf der Welt gilt. Ein Fehler ihrerseits könnte sie das Leben kosten. Aber am Schwierigsten ist es für sie, seinen Reizen zu widerstehen. Denn sie fühlt sich unweigerlich zu ihm hingezogen...

Der Autorin Nalini Singh ist mit "Engelskuss" ein wunderbarer Auftakt zu ihrer neuen Reihe "Gilde der Jäger" gelungen. Sie erschafft eine neuartige Welt, in der Erzengel und Engel die Oberhand haben und Vampire eine untergeordnete Rolle spielen. Die Erzengel sind jedoch nicht die netten Geschöpfe, für die man sie hält. Sie besitzen unglaubliche Macht und herrschen über ihr Reich, wie es ihnen gefällt. Sie leben offen unter den Menschen und scheuen auch nicht vor Gräueltaten zurück. Sehr interessant fand ich dabei den Ansatz, dass Vampire im Gegenzug für die Unsterblichkeit eine gewisse Zeitspanne als deren Sklaven gehalten werden.

Den Einstieg in die Geschichte empfand ich als ein wenig gewöhnungsbedürftig. Auch hatte ich kurzzeitig das Gefühl, es handle sich nur um eine Aneinanderreihung von Geschehnissen ohne klares Ziel. Einige Szenen wirkten deshalb fast zu gewollt und lieblos, andere wiederum mitreißend. Vor allem schien mir die Autorin die Haupthandlung - die Ergreifung des abtrünnigen Erzengels - aus den Augen zu verlieren und als Nebenhandlung ablaufen zu lassen. Doch ich blieb am Ball und wurde bald schon mit einer Menge Konflikte, Leidenschaft, Action, Spannung und sogar Witz belohnt. Einmal angefangen, konnte ich das Buch nur schwer aus der Hand legen.
Die Hauptcharaktere entwickeln sich während der ganzen Handlung kontinuierlich weiter. Können sich Elena und Raphael zu Anfang nicht leiden und besitzen festgefahrene Meinungen, so vollzieht jeder von ihnen eine Wandlung, die sehr glaubhaft rüberkommt. Die Autorin hat zudem Nebencharaktere erschaffen, die einem genau so ans Herz wachsen und man gespannt sein darf, ihnen in den weiteren Bänden aus der Reihe "Gilde der Jäger" zu begegnen. Hierzu wurden in "Engelskuss" bereits die Weichen und das Potential für weitere fesselnde Geschichten gelegt.

19 von 34 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.02.2010
Sektion 3 Hanseapolis - Schlangenfutter
Pharo, Miriam

Sektion 3 Hanseapolis - Schlangenfutter


sehr gut

Wir schreiben das Jahr 2066. Die einstigen Hansestädte im Norden Deutschlands existieren nicht mehr. Hamburg ist zu Hanseapolis geworden - eine Megacity mit über 20 Millionen Einwohnern, die niemals schläft. Louann Marino, vor kurzem zum Morddezernat von Hanseapolis versetzt, untersucht zusammen mit ihrem neuen Partner Elias Kosloff den Mord an einer jungen Frau. Die Spuren führen sie in die Abgründe von Hanseapolis...

Miriam Pharo ist die Mischung eines spannenden Krimis mit einem ungleichen Ermittler-Duo, das in der Zukunft spielt, wahrlich gelungen. Luann Marino ist nach sieben Jahren Polizeidienst die Neue im Morddezernat. Elias Kosloff hingegen ist einer der besten Ermittler, die das Morddezernat zu bieten hat. Außerdem gehört er einer Elite an, um die sich geheimnisvolle Gerüchte ranken. Und er ist partout nicht erfreut, eine Partnerin zu bekommen, die ihm vielleicht in die Quere kommen könnte. Trotzdem verbindet die beiden ihr Tatendrang, den Fall zu lösen. Sie wollen den Mörder der jungen Frau unbedingt zur Strecke bringen. Dies schweißt sie unweigerlich zusammen.

Die Geschichte liest sich, sobald man sich eingelesen hat, sehr flüssig und ist geprägt von kurzen Sätzen, ohne viel ausschmücken zu wollen. Dies verhilft einem dazu, sich die Szenen klar und deutlich vor Augen zu führen. Es wirkt fast so, als befände man sich mitten drin. Einziges Manko dabei ist, dass die Charaktere zum Teil kühl und distanziert rüberkommen. Spannend bleibt die Geschichte aber allemal.
Futuristische Begriffe werden nicht nur im Laufe der Handlung durch kleine Info-Tafeln erklärt, sondern können auch im Glossar nachgeschlagen werden. Zudem gibt es auch einige nette Illustrationen als kleine Beigabe, so dass sich der Leser alles noch viel besser vorstellen kann und der Einstieg nicht allzu schwer fällt. Einzig die fett-kursiv geschriebenen Zeilen wirkten etwas störend. Denn mir war nicht immer ersichtlich, ob es nun ein innerer Monolog, Gedanke oder schlichtweg als Aufhänger dienen sollte.

"Sektion 3 | Hanseapolis - Schlangenfutter" ist der Auftakt eines Zweiteilers und besteht aus den Episoden "Das rote Pendel" und "Das Attentat". Der Auftakt ist wahrlich gelungen und endet mit einem raffiniertem Cliffhanger, so dass man es kaum erwarten kann, den nächsten Band in die Hände zu bekommen. Ich bin gespannt, wie es weiter geht...

11 von 20 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.02.2010
Man down
Pilz, André

Man down


ausgezeichnet

Ein schwerer Arbeitsunfall reißt den 25jährigen Kai Samweber in den Abgrund. Um seinen Lohn betrogen und ohne Aussicht auf eine erneute Beschäftigung, wird er zum Bezieher von Hartz IV und haust in einer heruntergekommenen Wohnung. Shane ist als einziger Freund übrig geblieben und nur der Alkohol und die Drogen vermögen es, dass Kai kurzweilig seinem tristen und aussichtslosen Dasein entfliehen kann. Als er Marion begegnet, schöpft er wieder Hoffnung. Er spürt, sie ist seine große Liebe und mit ihr an seiner Seite könnte sich alles ändern. Doch da verlangen Shanes Brüder ihr Geld zurück und zwingen ihn in illegale Machenschaften, um seinen Schuldenberg zu tilgen. Kai muss bald erkennen, dass nichts so ist, wie es den Anschein hatte...

André Pilz liefert mit "Man Down" nicht nur einen schonungslos offenen und brutalen Roman über das Leben einer verzweifelten Generation, sondern auch eine Geschichte von Liebe, Sehnsucht und Freundschaft. Der Autor bleibt dabei sehr direkt, kompromisslos und beschönigt nichts.
Der aus der Ich-Perspektive erzählende Kai spricht die Dinge an, wie er sie sieht und leider oft auch der Wahrheit entsprechen. Beim Lesen wird man nicht drum rumkommen, ihm beizupflichten, bestätigend zu nicken oder fassungslos den Kopf zu schütteln. Der Hauptcharakter Kai steht dabei z.B. stellvertretend für so viele Menschen, die im Leben hart gearbeitet und am Ende mit Nichts dastehen, während andere auf deren Rücken das große Geld machen. Erschwerend kommt hinzu, dass Kai mit 25 noch ein sehr junger Mann ist und bereits keinen Lebenswillen mehr hat und sich in unserer Wohlstandsgesellschaft verloren fühlt.
Trotz der traurigen Situation, in der sich der Hauptcharakter befindet, so scheint es aber auch Lichtblicke zu geben. Die Begegnung mit Marion ist so einer. Er verspricht Licht am Ende des Tunnels, bringt Leidenschaft in Kais Leben und spendet Hoffnung auf ein besseres Leben.

André Pilz hat Charaktere erschaffen, die authentisch wirken. Die Aussichtslosigkeit und Verzweiflung, in der sich Kai befindet, ist zum Greifen nah und verleihen ihm eine unglaubliche Tiefgründigkeit. Man leidet und hofft mit ihm, begleitet ihn einen Stück seines Weges. Dabei hat man ganz klare Bilder vor Augen, so als würde sich alles wie in einem Film abspielen. Aber wie es genau in Kais Innerem aussieht, das erfährt man durch die Briefe, der er an seinen Bruder Florian schreibt.

"Man Down" ist für mich eines der besten Bücher des Jahres 2010. Es ist direkt, brutal, schonungslos offen und regt zum Nachdenken an. Den Inhalt wird man so schnell nicht vergessen, weil er einen auch Tage und Wochen danach noch beschäftigt.

11 von 21 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.