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Anne Lay

Bewertungen

Insgesamt 156 Bewertungen
Bewertung vom 15.06.2016
Der Werwolf von Münster
Rhein, Maria;Beckmann, Dieter

Der Werwolf von Münster


ausgezeichnet

Heinrich Maler arbeitet für die preußische Geheimpolizei. Sein Auftrag führt ihn in seine Heimatstadt Münster, wo er, als Kommissar getarnt, vorgeblich für die Polizei arbeiten und gleichzeitig den katholischen Bischof ausspionieren soll.
Gleichzeitig treibt ein Unbekannter in Münster sein Unwesen, dem der Volksmund schnell den Namen "Werwolf" gibt. Bestialische Morde geschehen und Maler ermittelt.

Der Einstieg in den Roman fällt mir leicht. Die Personen sind schnell vorgestellt und so lebendig beschrieben, dass ich ihnen in die Stadt Münster vor 150 Jahren folge.
Da ich Münster kenne und liebe, verfolge ich beim Lesen fasziniert die Wege, die Ortsbeschreibungen und die ortstypischen Mosaiksteinchen. So erlebe ich z.B. den kauzigen Professor Landois, den Gründer des zoologischen Gartens (heute Allwetterzoo Münster, neugebaut in den 1970ern).
Zwischen Aufklärung, Politik und Spiritismus begegnen mir verschiedene Figuren, die allesamt in Beziehung zu Heinrich Maler stehen und ich mache mir so meine Gedanken, wer denn der Werwolf sein könnte.

Das Buch ist in zwei Teile unterteilt und während ich dem ersten Teil gespannt gefolgt bin, fiel mir der Einstieg in den zweiten Teil schwerer. Auch das Ende hält nicht ganz das, was ich mir nach dem vielversprechenden Einstieg erhofft hatte.

Mein Fazit ist aber, dass "Der Werwolf von Münster" trotzdem ein spannender historischer Kriminalroman ist, der eine eher unbekannte Zeit in Westfalen beleuchtet. Insgesamt absolut lesenswert würde ich für das Ende einen halben Stern abziehen, was gerundet wieder 5 Sterne ergibt.

Bewertung vom 13.04.2016
Kinder, Koks und Limonade (eBook, ePUB)
Jensen, Stina

Kinder, Koks und Limonade (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wenn ein kleines Mädchen herausfinden will, was sie zum Geburtstag bekommt, und dabei auf eine Tablettenhülle stößt, auf der Wochentage aufgedruckt sind ... kann das Folgen haben.
In diesem Fall muss die werdende Mutter ins Krankenhaus und so steht ihr Gatte, der smarte Banker, plötzlich allein da zwischen Job, Haus und den drei Kindern. Als nach seinem Urlaub keine Besserung in Sicht ist, bittet er seine Mutter um Hilfe, sagt seiner Frau jedoch zunächst nichts. Weiß er doch, dass sich die beiden Damen nicht verstehen ...
Was alltäglich beginnt, wächst sich zu einer turbulenten Komödie aus, zwischen verbohrten Charakteren, Verführungen des großen Geldes, Überleben in der Bankenkrise, und den genannten "Zutaten" Kindern, Koks und Limonade.
Die unterschiedlichen Charaktere wurden auf authentische Weise lebendig. Ich durfte ihre Entwicklung begleiten und konnte das Buch schließlich kaum noch aus der Hand legen.
Ich habe den Roman gern gelesen und möchte es jedem empfehlen, der turbulente Familiengeschichten mitten aus dem Leben mag, gewürzt mit Zutaten, die man hoffentlich nur aus Filmen und Büchern kennt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.04.2015
Bucht der Schmuggler / Gold des Südens Bd.1-5 (eBook, ePUB)
Schiewe, Ulf

Bucht der Schmuggler / Gold des Südens Bd.1-5 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Jan van Hagen segelt zufrieden mit der letzten Handelsreise zurück nach Bremen. Statt den Vater mit dem Erlös unterstützen zu können, kommt jedoch alles anders ...
Schnell ist mir dieser junge Mann sympathisch, der trotz seiner 24 Jahre schon ein erfahrener Schiffsführer ist und um seine Stärken und Schwächen weiß.
Im Kontrast dazu springt die Handlung dann nach Hispaniola. Die Verhältnisse der spanischen Kolonie mit ihren Einschränkungen durch Gesetze und Handelsmonopole, und die Wege der ansässigen "Pflanzer", damit "umzugehen", bilden den zweiten Handlungsstrang.
Es dauert nicht lange, bis eine mögliche Verbindung dieser beiden Erdteile im Roman angedacht und schließlich verwirklicht wird.

Hervorstechend an diesem Roman sind die authentischen Figuren. Von der ersten Seite an haben mich die Protagonisten mit in ihre Welt genommen und mitgerissen.
Ein weiteres Element ist die lebendige Sprache. "Show, don't tell", ist hier hervorragend umgesetzt. Die Figuren agieren lebendig und auch die Gegenden entstehen beim Lesen vor meinem inneren Auge.
Ich konnte das Buch kaum weglegen, so sehr hat mich die Handlung gefangen genommen.


Die Mischung aus Historie, Abenteuer und Exotik durch den karibischen Schauplatz ist meines Erachtens sehr gut gelungen.

Mein Fazit: Das Werk ist ein lesenswerter historischer Abenteuerroman, in dem auch menschliche Beziehungen nicht zu kurz kommen, und durch den ich wieder nebenbei etwas hinzulernen konnte. Für mich eine der Faszinationen, die historische Romane ausmachen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.10.2014
Meine Schwester, die Hummelkönigin (eBook, ePUB)
Zannini, Patrizia

Meine Schwester, die Hummelkönigin (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ally kommt nach Hause, Jahre nachdem sie ihr Elternhaus fluchtartig verlassen hat. Ihr Mutter ist gestorben und zu diesem traurigen Anlass stellt sie sich ihrer Vergangenheit.
Warum sie gegangen ist, erfahre ich erst nach und nach. Zunächst stehen die Begegnungen mit wichtigen Menschen "von früher" im Mittelpunkt, das Eintauchen in Gegend, Haus und Gepflogenheiten ihrer Kindheit.

Eindrucksvoll wird hier ein Bild entworfen, das mich vom ersten Moment an in seinen Bann zieht. Die Fahrt auf die (Halb)Insel, meine erste Begegnung mit Emma, die Beerdigung, die so gar nicht alltäglich ist... Ich leide mit Ally, wenn sie hin- und hergerissen zwischen alten Gefühlen, Peinlichkeiten und dem Ärger über ihre Schwester verzweifelt.
Patrizia Zannini gelingt es mit ihrer einfühlsamen Erzählweise, mich in Allys Welt mitzunehmen. Immer wieder knüpfen ihre Details an meine Erfahrungen an, so dass ich förmlich höre, rieche und schmecke, was sie beschreibt. Sinneseindrücke dieser Art spielen eine große Rolle in der Geschichte. Blaubeeren, die Ally auch im fernen Los Angeles an ihre Herkunft erinnerten, der Hummer, dem ein ganzes Fest gewidmet ist, Gewürze, die Emma einzeln herausschmecken kann, und immer wieder die Nähe zum Meer, dessen Rauschen ich fast höre.

Die Figuren des Romans sind liebevoll entworfen und agieren authentisch, sei es das schwule Nachbarpärchen, die ältere Nachbarin, die immer nach Kampfer riecht, Freunde aus Kindheit und Jugend und natürlich die beiden Schwestern. Mit gelingt es schnell, mich in Ally, aus deren Sicht erzählt wird, hineinzuversetzen. Ich fühle mich ihr nah.

Im Mittelteil dachte ich kurz, das Spiel mit Klischees sei ausgereizt und das Werk insgesamt vorhersehbar. In Teilen ist es auch so. Oft hatte ich eine Idee, wie es weitergeht und es kam tatsächlich so. Aber es gab auch überraschende Momente, so dass für mich die Mischung insgesamt stimmte.

Mit Bedauern schaltete ich meinen Reader nach den letzten Zeilen aus.

Wer eine einfühlsam geschriebene Geschichte um ein Leben in einer Küstenkleinstadt lesen mag, die sich um die Beziehungen der Menschen zueinander rankt, wer Menschen und ihre Besonderheiten mag, der wird hier auf seine Kosten kommen.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.09.2014
Die Hure und der Spielmann
Ziebula, Thomas

Die Hure und der Spielmann


ausgezeichnet

Zwei Menschen, die eine aus Stockholm, der andere aus Prag, stoßen in den Wirren des dreißigjährigen Krieges aufeinander.
Krinstina ist die Tochter eines Kaufmanns aus Stockholm. Um dem ihr zugedachten Schicksal, einer günstigen Heirat mit einem älteren einflussreichen Mann zu entkommen, stürzt sie sich in ein unüberschaubares Abenteuer und gerät so mitten in das Kriegsgeschehen, lange bevor Schweden in den den Krieg eintritt.
Auch Tonda hat es zu Hause schwer. Nachdem sein leiblicher Vater gestorben ist, wird er von seinem Stiefvater drangsaliert und gerät unter die Fittiche eines freundlichen Magisters. Dieser erkennt die vielfältigen Talente und die Haltlosigkeit des Jungen und macht sich diese zu nutze, im Sinne seines Auftraggebers...

Ausgehend von der Nacht, nach der Schlacht, in der König Gustav Adolf von Schweden getötet wird, springt die Handlung Jahre zurück zu den beiden jugendlichen Protagonisten. Abwechselnd folge ich ihnen durch ihr Leben, erlebe ihre Nöte und auch was und wer ihnen hilft.
Schnell wird Spannung aufgebaut und ich möchte mehr erfahren, wissen, wie es den beiden sympathischen jungen Menschen ergeht.
Nebenbei werden nach und nach die Gräuel dieses Krieges, die Hintergründe, die Philosophie der Kriegstreiber beschrieben. Ohne zu ausschweifend zu werden, fließt diese Information in die Handlung und die Gespräche ein, so dass ich nie in Versuchung komme, Passagen zu überblättern.
Schnell gerate ich in einen Sog, kann das Buch immer schlechter weglegen.

Genau so mag ich historische Romane. Eingebettet in historische Gegebenhieten agieren fiktive Personen und lassen so ein Bild entstehen, wie es gewesen sein könnte. Geschichte wird lebendig.
Was hat die Menschen damals bewegt? Wie haben sie gedacht?

Mein Fazit: Wer sich für die Zeit des dreißigjährigen Krieges interessiert, vielleicht ein wenig für Kirchengeschichte(n), und bereit ist, eine faszinierende Geschichte zweier Menschen zu lesen, kommt hier voll auf seine Kosten.

Bewertung vom 14.08.2014
Das klare Sommerlicht des Nordens
Oelker, Petra

Das klare Sommerlicht des Nordens


sehr gut

Zwei für ihre Zeit ungewöhnliche Frauengestalten werden hier beschrieben.
Auf der einen Seite Sidonie Wartberger, vom Schicksal nicht nur verwöhnt, obwohl sie aus gutem Hause stammt und sich daher nicht um ihren Lebenunterhalt sorgen muss.
Dora, die andere junge Frau, muss genau dies: Ihre eigenen Ideen immer wieder hintenanstellend, verdient sie ihren Lebensunterhalt als Akkordnäherin in einer Manufaktur.
Immer wieder wechseln die Erzählstränge und zu Beginn fiel es mir etwas schwer, die vielen Personen und Schauplätze zu sortieren, dann aber war ich im Geschehen angekommen und habe gespannt verfolgt, was den beiden Frauen widerfährt.
Für mich ist das eine der Stärken dieses Buches. Die Figuren sind lebensnah und mitreißend gezeichnet und quasi nebenbei entsteht ein Bild der damaligen Gesellschaft aus zwei vollständig unterschiedlichen Perspektiven. Einfühlsam werden die Veränderungen in Kunst, Arbeitswelt und Gesellschaft beschrieben, die sich vollziehen und die sich für die nahe Zukunft andeuten.
Für mich ist das Buch aber nicht abgeschlossen. Abrupt endet der Roman mit einem Epilog, in dem die meisten Erzählstränge beendet werden. Gerade noch in der sorgsam aufgebauten Welt schwelgend, wurde ich herausgerissen. Zwar habe ich "das Ende" erfahren (einige Fäden werden auch offen gelassen), aber zumindest einige der beschriebenen Entwicklungen hätte ich mir auch innerhalb des Romans beendet gewünscht. Schade.
Die Erzählkunst der Autorin hat mich sehr beeindruckt. Ihr Wissen über Zeit, Kunst und Gesellschaft machen einen großen Reiz in diesem Werk aus.
Für den etwas schwierigen Einstieg und das abrupte Ende ziehe ich jedoch einen Stern ab. Andere Leser mögen dies anders empfinden, insofern kann ich nur empfehlen, sich selbst ein Bild zu machen und das Werk zu lesen.