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Benutzername: 
Igelmanu
Wohnort: 
Mülheim

Bewertungen

Insgesamt 1023 Bewertungen
Bewertung vom 03.09.2023
Acqua alta / Commissario Brunetti Bd.5
Leon, Donna

Acqua alta / Commissario Brunetti Bd.5


sehr gut

»Als Commissario Brunetti von der venezianischen Polizei an dem Ort ankam, wo der Direktor des wichtigsten Museums der Stadt ermordet worden war, hatte er in der rechten Hand eine weiße Einkaufstüte, die in roten Lettern den Namen eines Supermarktes trug. In der Tüte war ein Paar Gummistiefel Größe zweiundvierzig.«

In Venedig steigt das Wasser, das jährliche Hochwasser „acqua alta“ droht. Trotzdem geht das normale Leben weiter und für Brunetti und seine Kollegen bedeutet das, dass sie in Gummistiefeln ermitteln. Und zu tun gibt es genug. Zumindest für Brunetti, der den brutalen Überfall auf eine amerikanische Archäologin nicht einfach als versuchten Raub abhaken will. Doch als zwei Tage danach ein hochangesehener Museumsdirektor ermordet wird, ist die Öffentlichkeit in Aufruhr. Und Brunetti erkennt, dass beide Verbrechen zusammenhängen…

Die Besonderheiten bei diesem Fall sind zum einen die Kulisse, das jährliche Hochwasser, das bereits im Titel gewürdigt wird. Und dann der Hintergrund der Verbrechen, bei dem sich alles um Kunst dreht. Entsprechend wird den Beschreibungen von Kunstgegenständen, dem Fälschen, Schmuggeln, ihrem Diebstahl und der Hehlerei reichlich Raum gegeben. Die Archäologin ist zudem mit einer berühmten Operndiva liiert, weshalb auch noch Arien und andere Werke der klassischen Musik thematisiert werden. Ein ungewöhnlicher, aber reizvoller Hintergrund.

Ich mag diese Reihe, das war jetzt der sechste Band, den ich gelesen habe und weitere werden folgen. Ich mag es, dass Brunetti ein ganz normaler Mensch ist, dass er weder Alkoholiker ist noch private Traumata mit sich rumschleppt und ein völlig normales Familienleben führt. Ich amüsiere mich über die allgegenwärtigen Vorurteile gegenüber allen Italienern aus dem Süden und über die Art der Ermittlungen, die zu einem nicht unwesentlichen Teil darauf beruht, dass man jemanden kennt, der jemanden kennt, der einem einen Gefallen schuldet.

Fazit: Wieder ein spannender Fall, ich freue mich schon auf den nächsten Band.

Bewertung vom 27.08.2023
Venezianische Scharade / Commissario Brunetti Bd.3
Leon, Donna

Venezianische Scharade / Commissario Brunetti Bd.3


ausgezeichnet

»Soweit ich weiß, stecken sich diese anständigen, schwer arbeitenden Männer, um die Sie so besorgt sind, mit Aids an, weil sie diese „Perversen“ dafür bezahlen, dass sie Ihnen den … … dürfen. Und vergessen wir auch nicht, dass dieser Tote, wer immer er sein mag, ermordet wurde und es unsere Pflicht ist, seinen Mörder zu finden. Auch wenn der ein anständiger, schwer arbeitender Mann war.«

Es ist heiß in diesem August in Venedig. Und statt mit seiner Familie in die kühlen Berge in Urlaub zu fahren, muss sich Commissario Brunetti mit einem verzwickten Mordfall herumschlagen. Das Opfer, brutal erschlagen, war ein Mann in Frauenkleidern – für die Öffentlichkeit und leider auch einige von Brunettis Kollegen ist der Fall ganz simpel: Da hatte ein Transvestit Ärger mit einem Freier. Eine schlimme Sache, aber weit entfernt von der Welt der normalen, anständigen und ehrbaren Leute. Von denen sich einige bald ärgern werden, denn Brunetti macht es sich nicht so einfach und schaut genauer hin…

Ein großartiger Krimi war das! Abgesehen von der mal wieder sehr gelungen und atmosphärisch dargestellten Kulisse fesselte mich die Aufklärung dieses Falls in hohem Maße. Wie Brunetti nach und nach die Hintergründe aufdeckt, das Puzzle zusammenfügt und üble Fälle bürgerlicher Doppelmoral entlarvt, war ein großes Lesevergnügen.

Fazit: Toller Fall, tolle Atmosphäre. Ich suche mir gleich den nächsten Brunetti raus.

Bewertung vom 22.08.2023
Prost, auf die Feinschmecker
Kalpenstein, Friedrich

Prost, auf die Feinschmecker


sehr gut

»Wir beide sind Ermittler. Wenn dem Herrn Polizeioberrat das nicht passt, wie wir ermitteln, soll er das nächste Mal daheim bei sich essen. Dann ist er auch nicht einen Mordfall verwickelt.«

Und wieder einmal wird das beschauliche Brunngries mitten im Chiemgau von einem Mordfall erschüttert. Der pensionierte Lehrer Klaus Busch brach nach einem gemeinsamen Essen mit seinem Gourmet-Kochclub tot zusammen. Eindeutig vergiftet, wie sich schon bald herausstellt.
Im Fokus der Ermittler stehen da natürlich die anderen Feinschmecker, darunter der Bürgermeister und Polizeioberrat Schwenk, was den beiden nicht gefällt, Hauptkommissar Constantin Tischler aber herzlich egal ist.

Ich mag diese Reihe und hatte auch am siebten Fall für Tischler und seinen Kollegen Felix Fink viel Spaß. Der Stil ist unterhaltsam und leicht, trotzdem wird ordentlich ermittelt und der Fall schlüssig aufgelöst. Große Freude machen mir regelmäßig die Frotzeleien zwischen den Ermittlern und Tischlers Unterhaltungen mit Dackeldame Resi. Überhaupt Resi, wer könnte ihr widerstehen? Ich ganz sicher nicht und freue mich jedes Mal, wenn ihr eigentliches Herrchen als Running Gag im Trachtenanzug mindestens einmal pro Buch einen Grund findet, weshalb er seinen Vierbeiner mal wieder in Tischlers Obhut geben muss.

Fazit: In Kürze erscheint der nächste Band und ich bin wieder dabei. Resi hoffentlich auch.

Bewertung vom 18.08.2023
Endstation Venedig / Commissario Brunetti Bd.2
Leon, Donna

Endstation Venedig / Commissario Brunetti Bd.2


sehr gut

»Er rief nicht an, und bei seinen Besprechungen mit Patta erwähnte er die Morde nicht, weder den einen, der so rasch von der Presse vergessen, noch den anderen, der niemals Mord genannt worden war.«

Warum habe ich eigentlich so lange keinen Fall mehr für Commissario Brunetti gelesen? Diese Frage stellte ich mir schon nach kurzer Zeit, denn das Buch gefiel mir sehr gut.

Ich fand es höchst erholsam, einen Ermittler zu erleben, der keine Traumata mit sich herumschleppt, kein Drogenproblem hat und nicht einmal geschieden ist. Morgens ist er ein Muffel und der pubertäre Sohn verhält sich altersgerecht – das war’s an privaten Problemen. Umso größer ist sein Potential, sich für seine Fälle einzusetzen. Und das ist auch notwendig, denn obwohl Brunetti fest davon überzeugt ist, dass der junge Mann, der tot aus dem Kanal gezogen wurde, nicht einfach nur das bedauerliche Opfer eines Raubüberfalls ist, werden ihm weitere Ermittlungen untersagt.

Brunetti jedoch lässt sich nicht so einfach ausschalten, sondern bohrt heimlich weiter. Schon bald erhält er von Bekannten den gutgemeinten Rat, sich besser zurückzuhalten, denn er stochert in einem Nest aus schmutzigen Geschäften…

Der Krimi ist einer von der ruhigen Sorte, für mich ist das fein, wenn alles andere stimmt. Ich mag Brunetti, ich mag seine Art zu ermitteln und die stimmungsvollen Beschreibungen der Stadt. Und die Frage, ob es gelingen wird, hier für etwas Gerechtigkeit zu sorgen, fand ich sehr spannend.

Fazit: Mit meinem nächsten Brunetti lasse ich mir nicht so lang Zeit. Ruhiger Krimi, stimmungsvoll und spannend zugleich.

Bewertung vom 14.08.2023
Blutige Stille / Kate Burkholder Bd.2
Castillo, Linda

Blutige Stille / Kate Burkholder Bd.2


sehr gut

»Taten wie diese kann der Verstand nicht fassen. Sie brechen einem das Herz. Sie fressen einen innerlich auf, wenn man es zulässt.«

Eine ganze Familie, Eltern, fünf Kinder, darunter ein Baby, grausam in einer Nacht ermordet, die Mädchen zusätzlich gefoltert - ein solches Verbrechen erschüttert selbst den hartgesottensten Ermittler. Die Familie gehörte zur amischen Gemeinde von Painters Mill und niemand kann sich erklären, wie es zu einer solchen Bluttat in ihrem Farmhaus kommen konnte. Polizeichefin Kate Burkholder ist fest entschlossen, den Mörder nicht davonkommen zu lassen…

Ich muss sagen, auch mich hatte das Gemetzel an einer Familie schockiert, zumal die Ermittlung des Tathergangs und die Untersuchung der Leichen das ganze Ausmaß der Brutalität zeigt. Auch im weiteren Verlauf des Buchs werden Taten geschildert, die für empfindliche Leser nicht gut verdaulich sein dürften. Zusammen mit den Ermittlern fieberte ich der Aufklärung des Verbrechens und der Ergreifung des Täters entgegen! Das war enorm spannend!

Die Polizeiarbeit empfand ich größtenteils als realistisch dargestellt, viel mühsame Kleinarbeit, einige Irrwege – Kate und ihr Team haben alle Hände voll zu tun. John Tomasetti vom BCI ist auch wieder von der Partie, wobei es außerdem um seine persönlichen Probleme und die Beziehung zwischen ihm und Kate geht.

Kates Aktionen sind mir manchmal etwas zu krass. Zwar zu erklären, wenn man ihre Vergangenheit berücksichtigt, aber trotzdem… Ich mag, wie sie sich reinhängt, würde aber von einer Frau in ihrer Position mehr Beherrschung erwarten. Daraus resultiert bei mir ein Punkt Abzug bei diesem ansonsten großartigen Thriller.

Fazit: Der Charakter der Protagonistin wäre mir etwas weniger krass lieber, aber der Krimi ist extrem spannend.

Bewertung vom 28.07.2023
Rungholts Ehre / Patrizier Rungholt Bd.1
Meister, Derek

Rungholts Ehre / Patrizier Rungholt Bd.1


sehr gut

»Er bemühte sich, Ruhe zu bewahren. Ein guter Hanseat hatte seine Gefühlswallungen im Griff. Noch ein Schluck Wein, aber es wollte nicht unbedingt besser werden. Zu ungeheuerlich war die Anschuldigung gegen Daniel und damit gegen Rungholt als Lehrmeister.«

Lübeck, 1390. Bis auf seine Zahnschmerzen war die Welt für Kaufmann Rungholt bislang in Ordnung, plante er weitere erfolgreiche Geschäfte und die ebenfalls finanziell aussichtsreiche Verlobung seiner Tochter. Doch nun wird sein Lehrling Daniel beschuldigt, den Fremden, der ermordet aus der Trave gezogen wurde, auf dem Gewissen zu haben. Rungholt fühlt sich Daniel verpflichtet – und außerdem in seiner Ehre angegriffen, schließlich würde ein Mörder in seinem Haus auch seinem Ansehen schaden. Er beginnt, nach dem wahren Täter zu suchen. Doch die Zeit drängt, der Termin für Daniels Hinrichtung steht bereits fest…

Schon nach kurzer Zeit war ich hier richtig in die Handlung eingetaucht. Die ist durchaus packend, denn schon bald kommt der Verdacht auf, dass eine Intrige im Gange ist und Rungholt neben dem Mord an dem Fremden noch ganz anderen Verbrechen auf die Spur kommen könnte. Die Mittelalter-Kulisse präsentiert sich in ihrer ganzen „Pracht“, hier wird nichts romantisiert, die Beschreibungen von Gestank und Schmutz dominieren.

In einer Nebenhandlung verfolgt man einen anderen Kaufmann, der gemeinsam mit seinem kleinen Sohn um sein Leben kämpfen muss. Hier scheint es geheimnisvolle Hintergründe zu geben, die sich später aufklären, wenn die beiden Handlungsstränge zusammenlaufen. Und dann gibt es noch Mirke, Rungholts Tochter, die in Kürze verlobt werden soll. Während sie die damit verbundenen Vertragsverhandlungen verfolgt, gehört ihr Herz eigentlich jemand anderem.

Rungholt ist ein ungewöhnlicher Ermittler und interessanter Charakter. Vom Äußeren her abstoßend, fettleibig und stinkend. Intelligent und mit Ehrgefühl, aber auch jähzornig und mit einigen dunklen Flecken auf seiner Vergangenheit. Seine Angst, trotz stärkster Zahnschmerzen einen Heiler aufzusuchen, konnte mich da schon leicht amüsieren.

Fazit: Intrigen im Mittelalter, stinkende Kulissen und ein ungewöhnlicher Ermittler.

Bewertung vom 23.07.2023
Die Zahlen der Toten / Kate Burkholder Bd.1
Castillo, Linda

Die Zahlen der Toten / Kate Burkholder Bd.1


ausgezeichnet

»Wer das getan hat, war nicht in Eile. Das war geplant. Gut vorbereitet.«
»Genau wie damals.«

Ist der „Schlächter“ wirklich nach sechzehn Jahren zurückgekehrt? Nicht nur Kate Burkholder, Polizeichefin in Painters Mill, Ohio, drängt sich dieser Gedanke auf, alle Kollegen und überhaupt die gesamte Bevölkerung ist höchst beunruhigt, schließlich wurde der grausame Mörder nie ermittelt. Und die furchtbar zugerichtete Frauenleiche, die auf einem Feld gefunden wurde, lässt leider auf einen Täter schließen, der aus Lust tötet.
Kate weiß etwas, was sie vor den anderen geheim hält. Ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit. Wenn es bekannt wird, dürfte es schlimme Konsequenzen für sie und ihre amische Familie haben. So versucht sie, gleichzeitig das Geheimnis zu wahren und den Täter zu ermitteln, doch die Zeit drängt, denn bald wird er sein nächstes Opfer ausgesucht haben…

Dieses Buch hat mich gleich von der ersten Seite an gefesselt. Die Einblicke in die amische Gesellschaft fand ich faszinierend, die spannende Handlung tat ihr übriges. Der Täter agiert extrem grausam, für empfindliche Leser ist das wohl nicht geeignet. Die Perspektive ist meist die von Kate, zwischendurch wird aber auch die Opferperspektive gewählt. Man merkt sofort, dass von diesem Serientäter eine extreme Gefahr ausgeht und fragt sich, wie viele junge Frauen noch sterben müssen, bevor er gefasst wird.

Kate ist eine hochinteressante Protagonistin. Dazu trägt sicher ihre Vergangenheit als Amisch bei, sie ist aber auch mit Leib und Seele Polizistin. Das dunkle Geheimnis und ein paar charakterliche Schwächen lassen sie sehr menschlich wirken, allerdings gibt es auch Punkte, die man als durchaus fragwürdig bezeichnen kann. Unter ihren Kollegen finden sich ebenfalls einige interessante Charaktere, eine besondere Rolle möglicherweise auch in Folgebänden kommt John Tomasetti zu, der in Sachen Schwächen und Fragwürdigkeiten ganz vorne mitspielt.

Fazit: Sehr spannend, mit faszinierenden Einblicken in die Welt der Amisch und einer hochinteressanten Protagonistin. Diese Reihe verfolge ich gerne weiter.

Bewertung vom 16.07.2023
Die Henkerstochter / Die Henkerstochter-Saga Bd.1
Pötzsch, Oliver

Die Henkerstochter / Die Henkerstochter-Saga Bd.1


ausgezeichnet

»Es ging nicht darum, ob die Stechlin schuldig war; das Wohl der Stadt ging vor. Ein kurzer Prozess, und der Frieden würde endlich wieder einziehen.«

Schongau, ein beschaulicher kleiner Ort in Bayern, im Frühjahr 1659. Mit dem Frieden ist es vorbei, als ein brutal ermordeter Junge gefunden wird. Auf seiner Schulter findet sich eine Tätowierung, die sofort als Hexenzeichen identifiziert wird. Und noch schneller ist die dazugehörige Hexe ausgemacht, Martha Stechlin, die Hebamme. Jakob Kuisl, der Henker Schongaus, soll sie der Folter unterziehen und zum Geständnis bringen. Doch Kuisl ist von der Unschuld Marthas überzeugt und macht sich auf die Suche nach dem wahren Täter. Unterstützt wird er dabei von dem jungen Medicus Simon Fronwieser und seiner Tochter Magdalena. Leider drängt die Zeit, denn es kommt zu weiteren Opfern und mysteriösen Vorfällen und das Volk will die in seinen Augen verantwortliche Hexe brennen sehen…

Wieder einmal las in ein Buch, das ziemlich lang in meinem Regal gewartet hatte. Ich glaube, ich hatte wegen des Titels Vorurteile, aber nachdem mich die Totengräber-Reihe des Autors so begeistern konnte, gab ich auch der Henkerstochter endlich eine Chance. Und ich wurde nicht enttäuscht!

Zu meiner großen Freude steht der Henker im Mittelpunkt der Handlung, seine Tochter kommt eigentlich nur als Nebencharakter vor. Erwartungsgemäß gibt es eine völlig unschickliche Romanze zwischen ihr und dem jungen Medicus, der Schwerpunkt liegt aber in der Suche nach den wahren Schuldigen. Eine heikle und gefährliche Mission, aber zum Glück ist der Henker jemand, den so leicht nichts umwirft.

Kuisl war gleich mein Lieblingscharakter. Ich hätte nicht gedacht, dass mir das mal bei einem Henker passieren würde, aber seine Figur ist mit einigen wirklich positiven Eigenschaften angelegt. Ich halte es auch für durchaus möglich, dass es solche mitfühlenden Scharfrichter gab, schließlich wurden sie meist in Henkersfamilien hineingeboren und hatten kaum Möglichkeiten, einen anderen Beruf zu ergreifen. Interessant fand ich die Tatsache, dass der Autor selbst ein Nachfahre der Kuisls ist, die über Jahrhunderte hinweg die berühmteste Henker-Dynastie Bayerns waren. Im Nachwort erläutert Pötzsch, was er im Rahmen seiner Recherchen herausfand und welche realen Fakten in die Handlung des Buches eingeflossen sind.

Das Buch liest sich leicht und fesselte mich von der ersten Seite an. Die Thematik ist natürlich gruselig, aber so funktionierten viele Menschen leider schon immer und tun es noch heute. Wenn etwas Schlimmes geschieht, muss als erstes sofort ein Schuldiger her. Hexen, Juden, Ausländer, Flüchtlinge… es ist im Grunde immer dasselbe. Und wer über das finstere Mittelalter die Nase rümpft, braucht bloß eine Tageszeitung mit vielen Bildern aufzuschlagen oder die Propaganda „alternativer“ Parteien zu verfolgen um zu sehen, wie viele Parallelen es doch gibt. Daher lese ich gerne Geschichten über Menschen, die nicht den einfachen vermeintlichen Lösungen und Vorurteilen anhängen, sondern sich um die Wahrheit bemühen.

Fazit: Fesselnde Story und ein Henker als Sympathieträger, das hat mir gut gefallen und ich verfolge die Reihe gerne weiter.

Bewertung vom 06.07.2023
Knochenlese / Tempe Brennan Bd.5
Reichs, Kathy

Knochenlese / Tempe Brennan Bd.5


sehr gut

»Das Objekt war dünn wie ein Bleistift und hatte einen schräg abstehenden Fortsatz, der in einer furchigen Oberseite endete. Am Ende des Fortsatzes eine winzige Kugel. Um Kugel und Fortsatz eine kreisrunde Höhlung. Oberschenkelknochen und Becken. Die Hüfte eines kaum zwei Jahre alten Kindes.«

In ihrem fünften Fall reist Dr. Temperance Brennan, forensische Anthropologin, nach Guatemala, um dort aus einem Massengrab Opfer eines Massakers aus Zeiten des Bürgerkriegs zu bergen. Vor Ort muss sie sich nicht nur mit den furchtbaren Funden auseinandersetzen, sondern auch erfahren, dass ihre Arbeit nicht von allen Seiten gern gesehen wird. Als die Polizei vor Ort sie auch noch in einem aktuellen Fall, bei dem das Wirken eines Serienmörders befürchtet wird, hinzuzieht, werden ihr stetig Steine in den Weg gelegt. Doch Tempe wäre nicht Tempe, würde sie sich leicht einschüchtern lassen…

Ich mag diese Reihe, hatte bereits die vier Vorgängerbände gelesen und ließ mich auch von diesem Band sofort fesseln. Tempe ist in ihrem Job eine richtig starke Frau, privat hat sie so einige Schwächen, die sie menschlich und damit sehr sympathisch wirken lassen. Kathy Reichs lässt in ihre Romane ihre eigene berufliche Erfahrung einfließen, schließlich arbeitet sie selbst als forensische Anthropologin und war beispielsweise an der Identifizierung der Opfer des 11. Septembers sowie von Opfern aus Massengräbern in Guatemala und Ruanda beteiligt. Die Bücher zeichnen sich durch äußerst präzise Schilderungen der Bergung und Untersuchung menschlicher Körper bzw. Körperteile aus, definitiv nicht für empfindliche Leser geeignet. Auch darf man sich auf ausführliche wissenschaftliche Erläuterungen freuen, was ich hochinteressant finde, was aber auch nicht jeden Leser ansprechen dürfte.

Beim Lesen war ich mal wieder erschüttert, was Menschen anderen Menschen antun können. Und ich bewundere Menschen wie Tempe (oder natürlich Kathy Reichs), deren schwierige und belastende Arbeit bei der Aufklärung vieler Verbrechen unverzichtbar ist und die mithelfen, Angehörigen Sicherheit und den Opfern eine Identität und ein wenig Gerechtigkeit zu geben.

Fazit: Grauen erregend, aber auch fesselnd. Der nächste Band wartet bereits auf mich!

Bewertung vom 28.06.2023
Mordsfreunde / Oliver von Bodenstein Bd.2
Neuhaus, Nele

Mordsfreunde / Oliver von Bodenstein Bd.2


gut

»Das ist zweifellos die linke Hand eines Menschen. Sie wurde kurz oberhalb des Handgelenks abgetrennt. Und das nicht unbedingt mit chirurgischer Präzision.«

Juni 2006. Eine gefundene Hand auf der Elefantenanlage des Opel-Zoos in Kronberg ruft Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff von der Kripo Hofheim auf den Plan. Während überall im Umfeld das Fußball-Sommermärchen gefeiert wird, suchen die Ermittler nach dem Mörder von Hans-Ulrich Pauly, einem Lehrer und engagiertem Umweltschützer, der sich einige Feinde gemacht hat. Und wie so oft bleibt es nicht bei einem Toten…

Ich hatte kurz zuvor den ersten Band dieser Reihe gelesen und gleich mit dem Folgeband weitergemacht, weil mir der Stil des Krimis gefiel. Ich weiß noch, dass ich mir noch kein richtiges Bild der Ermittler machen konnte und wünschte mir in dieser Hinsicht einen besseren Eindruck. Nun ja, den habe ich bekommen. Allerdings habe ich mich speziell über Pia jetzt so sehr geärgert, dass ich mit der Reihe mindestens eine Pause einlegen werde. So distanzlos und unprofessionell, das soll menschlich wirken, passt aber nicht zu meinem Wunsch, einen möglichst realistischen Eindruck zu bekommen.

Davon abgesehen war der Krimi gelungen und unterhaltsam. Viel Polizeiarbeit, immer neue Spuren und Irrwege im Umfeld von Umweltschützern, Geschäftemachern und Gamern, dazu einige gefährliche Situationen und weitere Verbrechen – das war schon spannend.

Fazit: Der Krimi selbst war gelungen, aber speziell über das Verhalten der Ermittlerin habe ich mich geärgert.