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Benutzername: 
Zabou1964
Wohnort: 
Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 188 Bewertungen
Bewertung vom 02.11.2012
Zorn - Vom Lieben und Sterben / Hauptkommissar Claudius Zorn Bd.2
Ludwig, Stephan

Zorn - Vom Lieben und Sterben / Hauptkommissar Claudius Zorn Bd.2


ausgezeichnet

Auf dieses Buch bin ich durch eine Leseprobe bei „Vorablesen“ aufmerksam geworden. Mir war diese Reihe, die in Halle/Saale spielt, bisher völlig unbekannt. Schon das Cover ist ein echter Hingucker. In großen Lettern prangt der Name des Hauptkommissars Zorn darauf, wobei das „O“ aussieht wie ein Durchbruch in einer Mauer. Die Buchstaben sind reliefartig auf den Buchdeckel geprägt.

In Halle/Saale passiert nicht viel. Hauptkommissar Claudius Zorn und sein Kollege Schröder, der frisch aus dem Krankenhaus entlassen wurde, müssen sich mit einer Einbruchserie in einer Kleingartensiedlung herumschlagen. Bis eines Morgens ein Radfahrer tot aufgefunden wird, der durch ein Drahtseil, das quer über einen Weg gespannt war, beinahe geköpft wurde. Doch dieser junge Mann soll nicht das einzige Opfer bleiben. Schon bald wird ein zweiter Toter gefunden: ein Freund des ersten Ermordeten. Die Ermittlungen der beiden unkonventionellen Kommissare laufen auf Hochtouren.

Neben der extrem spannenden Handlung bietet dieser Thriller außergewöhnliche Figuren. Claudius Zorn ist ein eher unzufriedener, fauler Polizist, der unter der Trennung von seiner Freundin leidet. Unangenehme Arbeiten schiebt er auf seinen Kollegen Schröder ab. Dieser ist, obwohl er dick ist, wesentlich agiler als sein Vorgesetzter. Schon bald wird klar, dass er mit einem privaten Problem zu kämpfen hat, das dem Leser allerdings erst am Ende offenbart wird. Die junge Staatsanwältin Frieda Borck ist eine resolute Frau, die Zorn immer wieder Dampf machen muss. Auch über sie erfährt der Leser erst im letzten Drittel etwas Privates.

Der Fall selbst ist sehr spannend, da es nicht bei den zwei Opfern bleibt. Die Kommissare nehmen immer wieder neue Spuren auf und ermitteln in alle Richtungen. Obwohl der Leser durch den auktorialen Stil der Polizei manchmal etwas voraus ist, war mir bis zum Ende nicht klar, wer der Mörder ist.

Zart besaitete Leser sollten jedoch lieber die Finger vom Buch lassen, da es ein paar sehr brutale und blutige Schilderungen gibt. Was die Todesarten angeht, hat der Autor eine sehr rege Fantasie. Bei einigen Szenen musste ich tief durchatmen und das Buch kurz beiseite legen. Diese Phasen haben allerdings nie lange gedauert, weil ich viel zu dringend wissen wollte, wie es weitergeht.

Obwohl ich den ersten Teil dieser Reihe nicht gelesen hatte, konnte ich der Handlung sehr gut folgen. Den ersten Band habe ich mir allerdings bereits gekauft und werde ihn bald lesen. Ich hoffe sehr, dass diese Reihe um die Hauptkommissare Claudius Zorn und Schröder fortgesetzt wird.

Fazit:
Spannung pur gepaart mit originellen Figuren und einer plausiblen Geschichte, das sind die Zutaten, aus denen ein Thriller gemacht sein muss. Ich vergebe die volle Punktzahl.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.10.2012
Katzenmond / Kater Serrano ermittelt Bd.2
Anlauff, Christine

Katzenmond / Kater Serrano ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Kater Serrano und Kommissar Liebermann waren mir nach „Katzengold“, dem ersten Teil dieser Reihe, sehr ans Herz gewachsen. Lange habe ich auf eine Fortsetzung warten müssen. Nun ist sie endlich erschienen und durfte selbstverständlich sofort bei mir einziehen. Schon das Cover ist ein echter Hingucker: Auf einem leuchtenden Lila prangt die Zeichnung eines gelb getigerten Katers, neben ihm steht ein Mann mit einer Lupe in der Hand.

In dem Potsdamer Viertel, in dem sowohl Serrano als auch Liebermann leben, hat eine ominöse Schule eröffnet, die sich „Aphrodite“ nennt. Die Gerüchte kochen auf Katzen- wie auch auf Menschenseite. Kater Serrano erfährt nicht nur von übel zugerichteten Katern, die um die drei Perserkatzen im Aphrodite herumgeschlichen waren und dabei von einem geheimnisvollen Schatten überfallen wurden. Auch seine Tochter Krümel ist verschwunden. Liebermann tritt seine neue Stelle in der Mordkommission an und wird mit einer Wasserleiche konfrontiert. Beide nehmen, zunächst getrennt voneinander, die Ermittlungen auf. Aber schon bald zeigt sich, dass es Zusammenhänge zwischen den Fällen gibt.

Sowohl bei Kommissar Liebermann als auch bei Serrano haben sich „berufliche“ Veränderungen ergeben. Liebermann wird Chef eines neuen Teams. Dabei trifft er auf einen Kollegen, der bei der Beförderung übergangen wurde und ihm nun das Leben nicht gerade leicht macht. Serrano dagegen hat die Führung des Viertels an seinen Sohn Caesar übergeben. Beide tappen lange im Dunkeln mit ihren Fällen. Die Autorin hat geschickt immer wieder Fährten gelegt, die zu den Tätern zu führen schienen. Bis zur Auflösung war ich mir unsicher, wer die Täter gewesen sein könnten.

Das Besondere an Christine Anlauffs Katzenkrimis ist das Zusammenspiel der beiden Ermittler. Die Passagen, die die Ereignisse aus Serranos Sicht beschreiben, sind mit viel Humor beschrieben. Wie er und die anderen Katzen die Zweibeiner sehen, ist köstlich zu lesen und hat mich oft schmunzeln lassen. Liebermanns Ermittlungen sind spannend geschildert. Hier konnten mich die Zusammentreffen mit der eigenwilligen Pathologin Franziska und Liebermanns muffeligen Kollegen Müller begeistern.

Der Roman spielt in Potsdam, der Heimat der Autorin. Ich konnte merken, dass sie ihre Stadt liebt. Auch ich habe sofort Lust bekommen, der Stadt an der Havel wieder mal einen Besuch abzustatten.
Das Ende hält noch eine Überraschung für den Leser parat, die Hoffnung auf einen weiteren Teil in dieser Reihe macht.

Fazit:
Christine Anlauff kann erneut mit ihren humorvollen und spannenden Schilderungen der Ermittlungen der beiden „Schnüffler“ Serrano und Liebermann überzeugen.

Bewertung vom 03.10.2012
Die Ketzerin von Carcassonne
Vanek, Tereza

Die Ketzerin von Carcassonne


ausgezeichnet

Tereza Vaneks Bücher zeichnen sich durch eine hervorragende Recherche, außergewöhnliche Themen und glaubhafte Charaktere aus. Deshalb habe ich bis jetzt jedes ihrer Werke mit großer Begeisterung gelesen. Auch mit „Die Ketzerin von Carcassonne“ konnte sie mich wieder überzeugen.

Thema dieses Romans sind die Katharer zu Anfang des 13. Jahrhunderts. Im Languedoc können sie lange Zeit in Frieden leben und ihrem Glauben nachgehen. Doch der katholischen Kirche sind diese Andersgläubigen ein Dorn im Auge. Der Konflikt gipfelt in einem Kreuzzug gegen die Katharer und allen, die mit ihnen sympathisieren.

Am Beispiel der Schwestern Adelind und Hildegard führt die Autorin den Leser in dieses dunkle Kapitel der katholischen Kirche. Die beiden wachsen in einem Kloster auf, bis Hildegard von einem Pfarrer sexuell missbraucht und schwanger wird. Sie wird des Klosters verwiesen. Adelind steht ihr bei. Bei einer Gauklertruppe werden die Schwestern aufgenommen und gelangen mit ihnen in den Süden Frankreichs. Hier finden sie ein neues Zuhause bei einer Glaubensgemeinschaft, die ihnen bislang nicht bekannt war – den Katharern.

Ich konnte mich besonders mit der eher wankelmütigen Adelind identifizieren. Obwohl sie gläubig ist, sehnt sie sich nach einem Partner und der Liebe. Hildegards einziger Wunsch dagegen ist es, ein keusches und gottesfürchtiges Leben zu führen. Mit ihrem Hintergrund ist das für mich durchaus nachvollziehbar. Dennoch schlug mein Herz für die kluge Adelind, die leider immer wieder durch ihre Schwester in ihrer Entwicklung gehemmt wurde.

Die Beschreibungen der Landschaft Südfrankreichs und des Lebens der Gaukler sind so bildhaft, dass ich mich an der Seite der Schwestern wähnte. Das Handeln der Kreuzritter und dessen Folgen sind natürlich recht grausam. Die Autorin geht allerdings nicht zu sehr ins Detail, sodass auch zartbesaitete Leser diese Szenen lesen können.

Durch die Flucht aus dem Kloster, das Herumreisen und später die Verfolgung durch die Kreuzritter hält sich die Spannung konstant durch die ganze Geschichte. Adelinds Konflikt zwischen ihrem Glauben und ihrer Liebe sorgt für weitere aufregende Momente. Zudem hat die Schilderung des Lebens der Katharer mich fesseln können. Obwohl mir als Liebhaberin historischer Romane diese Glaubensgemeinschaft nicht unbekannt war, habe ich noch Neues erfahren können.

Eine Zeittafel und ein ausführliches Nachwort der Autorin ergänzen dieses Werk und geben noch ein paar Hintergrundinformationen über das, was damals wirklich passiert ist.

Fazit:
Das einzige Manko, was dieses Buch hat, ist, dass ich nun wieder auf ein neues Werk Tereza Vaneks warten muss. Aber Vorfreude ist bekanntlich die größte Freude. Dieses, wie jedes andere ihrer Bücher, kann ich jedem Freund von historischen Romanen nur empfehlen.

Bewertung vom 20.09.2012
Kölner Persönlichkeiten
Keller, Stefan

Kölner Persönlichkeiten


ausgezeichnet

Stefan Keller war mir bisher nur als Krimiautor im Gmeiner Verlag bekannt. Als ich sah, dass er ein Buch über seine Wahlheimat Köln geschrieben hat, musste ich dieses sofort lesen. Obwohl ich nur 60 km von Köln entfernt wohne, kenne ich es längst nicht so gut, wie ich es gerne kennen würde. Dieser ungewöhnliche Reiseführer hat mir viele Ecken gezeigt, die mir bisher fremd waren, und das auf äußerst unterhaltsame Weise.

Auf dem Cover ist das Maskottchen des 1. FC Köln abgebildet, der Geißbock Hennes. Das ist ein echter Hingucker und ein ungewöhnliches Titelbild. Endlich prangt mal nicht der Kölner Dom, den ich natürlich auch sehr mag, auf einem Reiseführer.

In diesem Buch werden nicht einfach die Sehenswürdigkeiten aufgezählt. Der Autor verbindet diese mit 66 Kölner Persönlichkeiten, denen jeweils eine Doppelseite gewidmet ist. Auf der linken Seite gibt es sehr geschmackvolle Fotografien der Bauwerke und Denkmäler, auf der rechten schildert der Autor, was die Persönlichkeit mit der Sehenswürdigkeit verbindet.

Aufgeteilt ist das Buch in diverse Kölner Bezirke: die Altstadt, das Rheinufer, Kölner Straßen, den östlichen Teil der Stadt, den Grüngürtel und die Neustadt. Verteilt auf das Buch gibt es zudem elf „Veedelshistörchen“, also Einblicke in besondere Stadtviertel. Auf jeder Seite gibt es zusätzlich einen besonderen Tipp, was man sich anschauen sollte. Ab und an eingeworfene Kölner Mundart lockern das Werk auf, ohne jedoch für Verwirrung zu sorgen. Der Autor erklärt die Begriffe im Zusammenhang.

Je eine Karte der Altstadt und der Umgebung derselben runden diesen Reiseführer ab. Das einzige Manko ist, dass durch die Form der Doppelseite für jede Persönlichkeit der Platz für die Informationen begrenzt ist. Über manche Plätze oder Personen hätte ich gerne mehr erfahren.

Fazit:
Ein Reiseführer mit besonderem Charme, der den Blick des Touristen auch mal auf unbekanntere Sehenswürdigkeiten und Persönlichkeiten lenkt.

Bewertung vom 02.09.2012
Trallafitti
Ullrich, Sonja

Trallafitti


gut

Ich bin ein großer Fan von Sonja Ullrichs Krimis, insbesondere von ihrer Protagonistin Esther Roloff. Deshalb hatte ich bereits sehnsüchtig auf diesen dritten Teil der Reihe gewartet. Leider konnte er mich nicht so sehr begeistern wie die beiden Vorgänger, was hauptsächlich daran lag, dass die Handlung streckenweise etwas verwirrend war.

Nach ihrem letzten Fall „Fummelbunker“, bei dem sie eine Geldwäscherbande auffliegen ließ, hat die chaotische Privatdetektivin fluchtartig Bochum verlassen, weil sie Angst vor der Rache der Täter hatte. Als sie nach einer ziemlich langen Auszeit nach Hause zurückkehrt, findet sie vor ihrer Wohnungstür einen Mann, der offensichtlich zu ihr wollte. Sein Anliegen kann sie jedoch nicht mehr erfragen, denn er ist tot. Der hinzugerufene Notarzt diagnostiziert einen Herzinfarkt. Aber der Polizist Edgar Ansmann glaubt nicht an einen natürlichen Tod. Ihm scheint der Tote nicht unbekannt zu sein. Und ehe Esther es sich versieht, steckt sie schon mitten in ihrem nächsten Fall.

Ich mag Esthers chaotische und unkonventionelle Art. Mit großem Sprachwitz lässt die Autorin die Privatdetektivin in der Ichform ihre turbulenten Ermittlungen erzählen. Daneben muss Esther sich noch mit ihrem Chef Metin herumschlagen, der die Detektei wegen eines einträglicheren Geschäftes an sie abgeben möchte. Und dann taucht auch Gregor Pankowiak wieder auf der Bildfläche auf und sorgt für einige Verwirrungen.

Leider war auch ich stellenweise etwas verwirrt und konnte der Handlung nicht immer folgen. Sonja Ullrich wechselt – besonders zum Ende hin – ständig zwischen dem Fall um den Toten vor der Haustüre und Gregors Problemen mit seinem ehemaligen Arbeitgeber, der Polizei. Obwohl sie immer wieder in kurzen Rückblenden auf die beiden vorherigen Bände dieser Reihe verweist, dürfte es Quereinsteigern schwerfallen, die Hintergründe zu verstehen.

Ich fand es durchaus interessant, etwas über die Arbeit von verdeckten Ermittlern zu erfahren. Besonders bewegt hat mich Gregors Geschichte nach dem Ausstieg aus dem Programm. Er ist eine interessante Figur, die dem Leser hoffentlich auch in den nächsten Bänden dieser Reihe erhalten bleibt.

Die Auflösung des eigentlichen Falles ist eher dem Zufall und den Informationen aus diversen Quellen zu verdanken als Esthers Ermittlungsarbeit. Ich hatte den Eindruck, dass sie mit den Ereignissen überfordert war. Zumindest erging es mir stellenweise so. Spannung kam diesmal leider erst am Ende der Geschichte auf.

So sehr ich die Bücher aus dem Gmeiner Verlag schätze, muss ich diesmal doch etwas zur Verarbeitung und zum Lektorat schreiben. Die Klebebindung der Bücher ist dermaßen schlecht, dass trotz sehr vorsichtiger Handhabung bereits ein paar Seiten lose sind. Zudem sind leider so viele Fehler in Form von doppelten Wörtern, unkorrekter Satzstellung und ähnlichem im Buch, dass dies meinen Lesefluss extrem gestört hat. Diese Tatsache führt allerdings nicht zu einer schlechteren Bewertung. Ich möchte es nur erwähnen.

Auch wenn dieser Band mich nicht hundertprozentig überzeugen konnte, freue ich mich schon sehr auf weitere Fälle für die liebenswerte Chaotin Esther Roloff.

Fazit:
Durch den zu häufigen Wechsel zwischen zwei Handlungssträngen konnte mich dieser Krimi nicht wirklich fesseln. Für den Sprachwitz, die sympathischen Charaktere und eine Entwicklung, die mich auf den nächsten Band hoffen lässt, vergebe ich gute drei von fünf Sternen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.08.2012
Schweig still, süßer Mund
Clark, Janet

Schweig still, süßer Mund


ausgezeichnet

Das Cover dieses Buches sieht mit seinem Blümchenmuster eher verspielt aus. Einzig der schwarze Rand und das Wort „Thriller“ weisen darauf hin, dass es sich hier nicht um ein romantisches Mädchenbuch handelt. Spätestens die Lektüre der Inhaltsangabe lässt keinen Zweifel mehr zu: Es wird spannend. Und das war es auch für mich, obwohl ich nicht zur eigentlichen Zielgruppe der 14- bis 17-jährigen gehöre.

Jana ist 17 und lebt zusammen mit ihrer Mutter und ihrer zwei Jahre älteren Schwester. Ihre beste Freundin seit der gemeinsamen Kindergartenzeit ist die 18-jährige Ella, ein Mädchen aus einer wohlhabenden Familie. Als Ella eines Tages nicht zu einer Verabredung erscheint, schöpft Jana sofort Verdacht, dass etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Ella würde niemals kurz vor der Premiere die Theaterprobe, die ihr so wichtig ist, verpassen. Außerdem steht sie kurz vor dem Abitur. Die Polizei, die Jana und ein Freund einschalten, will allerdings nicht auf die Suche nach Ella gehen. Schließlich ist sie schon volljährig. Jana beginnt notgedrungen zunächst selbst, nach Ella zu suchen. Dabei begibt sie sich in große Gefahr und erfährt Dinge über ihre Freundin, die sie sich niemals hätte vorstellen können.

Dieser Jungendthriller beschreibt eine Freundschaft, die seit der frühen Kindheit der Mädchen besteht. Dabei könnten die Elternhäuser nicht unterschiedlicher sein. Jana lebt in einer sehr herzlichen Umgebung. Die Mutter muss zwar für den Lebensunterhalt der Familie als Krankenschwester in Wechselschicht arbeiten, ist aber trotzdem für ihre Töchter da, wenn sie sie brauchen. Ella dagegen hat reiche Eltern, die sie alleine lassen, weil sie nach einem Streit auf eine Weltreise aufgebrochen sind. Als Ella das Gymnasium wechselt, sehen sich die Mädchen immer seltener. Und so bekommt Jana einige Entwicklungen in Ellas Leben nicht mit. Umso erschrockener ist sie, als sie bei ihren Nachforschungen nach und nach Details aus Ellas Leben erfährt. Aber sie hält an der Freundschaft zu Ella fest, schreibt ihr sogar jeden Tag einen Brief.

Die Suche nach der Vermissten gestaltet sich sehr spannend, denn auch dem Leser werden immer mehr Dinge über Ella klar. Dabei gelingt es der Autorin, immer wieder Fährten auszulegen, die sich dann aber doch als falsch erweisen. Sehr gut hat mir auch gefallen, dass Jana als normaler Teenager beschrieben wird, die sich trotz der quälenden Angst um ihre Freundin auch für Jungen interessiert.
Das Ende fand ich ganz hervorragend und gefühlvoll geschildert. Weshalb das so ist, werde ich hier natürlich nicht verraten.

Der Verlag hat sich zu diesem Buch noch etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Es gibt eine Website, die genauso heißt wie die, die Jana und ihre Freunde ins Netz gestellt haben. Auf "wo-ist-ella" findet der Leser Hintergrundinfos zu den Figuren im Buch, aber auch Tipps, was man selbst tun kann, wenn ein Freund oder eine Freundin verschwinden.

Sehr erfreut hat mich die Tatsache, dass die Autorin eine Deutsche ist. Bei ihrem Namen hatte ich eher an eine Engländerin oder Amerikanerin gedacht. Bisher ist von ihr noch ein Thriller für Erwachsene erschienen, den ich mit Sicherheit bald lesen werde. Ich hoffe aber, dass sie auch weitere Bücher für Jugendliche schreiben wird. Dafür hat sie nämlich ein großartiges Talent.

Fazit:
Janet Clark ist mit „Schweig still, süßer Mund“ ein Jugendthriller gelungen, der auch mich als Erwachsene spannend und gefühlvoll unterhalten hat. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für Jung und Alt.

8 von 8 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.07.2012
In einem Land vor meiner Zeit
Raki, Ina

In einem Land vor meiner Zeit


ausgezeichnet

Als ich dieses Buch auf der diesjährigen Buchmesse Leipzig am Stand des Aufbau Verlags sah, habe ich sofort danach gegriffen. Das auffällige Cover in einem strahlenden Gelb mit typischen Gegenständen aus der DDR ist ein echter Hingucker. Auch die Inhaltsangabe hat mich sofort neugierig gemacht. Als sich mir dann die Gelegenheit bot, an einer Leserunde mit der Autorin bei Lovelybooks teilzunehmen, habe ich natürlich sofort begeistert mitgemacht.

Der Roman ist eine etwas ungewöhnliche Zeitreisegeschichte. Die 14jährige Alina wird nicht nur ins Jahr 1984 versetzt, sie landet auch noch im Körper ihrer Mutter in der damaligen DDR. Zunächst ist sie vollkommen befremdet vom Leben im „Steinzeithausen“. Es gibt weder Fernseher noch Telefon oder etwa gar Computer. Der Tagesablauf in der Familie, der Schulstoff und die Freunde ihrer Mutter sind ihr vollkommen fremd. Zudem sieht sie sich damit konfrontiert, dass in diesem System nicht einfach jeder seine Meinung äußern darf. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten lernt sie recht bald auch die positiven Seiten der DDR kennen. Aber sie will zurück in ihr eigenes Leben im Jahr 2011. Ob und wie ihr das gelingt, solltet Ihr unbedingt selber lesen.

Neben vielen lustigen Begebenheiten schildert die Autorin auch die negativen Seiten der DDR. Insbesondere die Tatsache, dass man unfrei war und nicht alles sagen durfte, was man dachte, wird in den Mittelpunkt gerückt. Dies aus der Sicht eines 14jährigen Mädchens aus der Gegenwart zu schildern, ist eine geniale Idee. So können sich Teenager, die die eigentliche Zielgruppe dieses Romans sind, mit Alina identifizieren und die fremde Welt mit deren Augen entdecken. Aber auch ich als erwachsene Frau, die 1964 in Westdeutschland das Licht der Welt erblickte, habe mich gut unterhalten gefühlt und auch einiges erfahren, das mir bisher so nicht bekannt war.

Ganz besonders hat mir auch das Erscheinungsbild des Buches gefallen: Es ist nicht nur in Tagebuchform geschrieben, es ist auch wie ein solches gestaltet. Eingefügte Smileys, ein handgeschriebener Stundenplan und ähnliche Dinge zieren Alinas Tagebucheinträge. Im Anschluss findet der Leser ein Glossar und ein sehr aufschlussreiches Nachwort der Autorin.

Fazit:
Mit ihrem Debüt konnte die Autorin mich restlos begeistern. Ich finde, dieses Buch sollte jeder Jugendliche lesen, damit er die DDR kennenlernt. Aber auch Erwachsenen empfehle ich die Lektüre, damit sie nicht vergessen.

Bewertung vom 26.07.2012
Bernsteinerbe / Die Wundärztin Bd.3
Rehn, Heidi

Bernsteinerbe / Die Wundärztin Bd.3


ausgezeichnet

Nachdem mich schon die ersten beiden Teile der Trilogie um die Wundärztin Magdalena begeistert haben, wollte ich auch „Das Bernsteinerbe“ lesen. Auch mit diesem Werk konnte Heidi Rehn mich wieder voll in ihren Bann ziehen.
Magdalena und ihre Tochter Carlotta leben mittlerweile seit vier Jahren in Königsberg. Das Mädchen ist zu einer jungen Frau geworden, die auf den Spuren der Mutter als Wundärztin wandelt. Magdalena selbst dagegen hat sich dem Kontor ihrer Vorfahren angenommen. Seit dem Tod ihres geliebten Mannes Eric mag sie nicht mehr als Wundärztin tätig sein. Als im Jahre 1662 die kurfürstliche Armee in die Stadt am Pregel einzieht, verändert sich die Situation der beiden selbstbewussten Frauen schlagartig. Sie werden verdächtigt, mit den Belagerern zu kooperieren und mit ihren Heilkünsten nur Schaden anzurichten. Als sich die Lage immer weiter zuspitzt, verlassen sie Königsberg.
In diesem dritten – und leider letzten – Teil der Reihe übernimmt die 17jährige Carlotta die Rolle der Hauptfigur, Magdalena tritt etwas in den Hintergrund. Von dem klugen und selbstbewussten Mädchen war ich sofort begeistert. Ihre Liebe zu dem jungen Arzt Christoph Kepler wird immer wieder überschattet von Eifersucht und der Tatsache, dass sowohl Christophs Vater als auch Carlottas Mutter von dieser Verbindung nur wenig begeistert sind. Als Mathias, der mittlerweile beim kurfürstlichen Heer ist, plötzlich wieder auftaucht, ist Carlotta hin- und hergerissen. Besonders ihr Schicksal hat mich sehr bewegt. Aber auch Magdalena kommt in eine unangenehme Situation, als sie sich entgegen ihrer Vorsätze eines kranken Patienten annimmt. Einige liebgewonnene Figuren aus den beiden Vorgängerbänden tauchten zu meiner Freude auch wieder auf.
Man merkt der Autorin ihre Liebe zu Königsberg an. Mit ihren bildhaften Schilderungen der Stadt und der Landschaft hat sie in mir den Wunsch geweckt, mir diese Gegend auch einmal anzuschauen. Ihre Figuren zeichnet sie mehrdimensional, sodass ich immer wieder von deren Handeln und deren Reaktionen überrascht wurde. Auch die Romantik und die Gefühle kamen nicht zu kurz. Das Ende dieser Trilogie hat mich das Buch mit einem zufriedenen Seufzer zuklappen lassen.
Obwohl dies bereits der dritte Teil der Trilogie ist, kann man den Roman auch lesen und der Handlung folgen, ohne die beiden Vorgänger zu kennen. Heidi Rehn erklärt in kurzen Rückblenden, die geschickt in die Geschichte eingeflochten sind, was bisher geschah. Allerdings rate ich jedem, sich nicht um den Genuss der beiden ersten Bücher der Trilogie zu bringen.
In einem Nachwort schildert Heidi Rehn, welche Ereignisse und Figuren real existiert haben und welche ihrer Fantasie entsprungen sind. Man merkt dem Roman eine gründliche Recherchearbeit an. Eine Karte der Gegend am Anfang des Buches und ein Glossar runden diesen großartigen historischen Roman ab. Ich bin schon sehr gespannt auf weitere Werke aus der Feder der Autorin.

Fazit:
Auch dieser letzte Teil der Trilogie um die Wundärztin Magdalena konnte mich wieder bestens unterhalten und voll und ganz überzeugen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.07.2012
Die Bucht des grünen Mondes
Beto, Isabel

Die Bucht des grünen Mondes


ausgezeichnet

Die junge Amely wächst wohlbehütet bei ihrem Vater, einem Fabrikanten von Fahrrädern, im Berlin des späten 19. Jahrhunderts auf. Sie steht kurz vor ihrer Verlobung mit Julian, einem Angestellten ihres Vaters, als sie erfährt, dass ihr Vater sie mit einem wesentlich älteren Verwandten verheiraten will, der zudem noch in Brasilien lebt. Kilian Wittstock ist einer der Kautschukbarone, die durch die Ausbeutung der brasilianischen Bevölkerung zu unermesslichem Reichtum gekommen sind. Amely erwartet nicht nur ein fremdes Land voller Exotik und ein Leben im Luxus. Ihr Ehemann erweist sich als brutaler Patriarch, der ihr das Leben zur Hölle macht. Durch einen Zufall lernt sie den Indio Aymáho kennen, der ihr ihre neue Heimat auf ganz andere Art und Weise zeigt. Doch ihre Liebe wird überschattet von der Gefahr, die durch die Gier der Kautschukbarone droht.

Auf dieses wunderbare Buch bin ich durch die außergewöhnliche Gestaltung aufmerksam geworden. Das Cover zeigt eine Bucht mit türkisfarbenem Wasser, umrandet von grünen Pflanzen. Über dem Nachnamen der Autorin ist ein Tukan abgebildet. Der Buchschnitt ist mit grünen Verzierungen geschmückt.

Der außergewöhnliche Handlungsort Brasilien und die Zeit der Kautschukbarone haben mich zudem gereizt, dieses Buch zu lesen. In der Biografie Isabel Betos steht, dass sie die Farben Südamerikas schon immer fasziniert haben. Diese Begeisterung hat sie in der Geschichte exzellent zum Ausdruck gebracht. Ich fühlte mich, als sei ich mit Amely im Dschungel und habe durch ihre Augen die fremde und exotische Welt kennenlernen dürfen. Aber auch die Welt der Kautschukproduzenten mit ihrem Prunk und Protz, der im Bau der Oper von Manaus ihren Höhepunkt fand, hat die Autorin sehr gut beschrieben. Mir war diese Oper bisher nur aus dem Film „Fitzcarraldo“ mit Klaus Kinski bekannt. Es war sehr interessant, etwas mehr über den Bau dieses Monuments zu erfahren.

Das Leben der Indianer ist dem der Yanomami nachempfunden, wie die Autorin in einem Nachwort erklärt. Selbst die Sprache der Indianer hat sie recherchiert. Die Passagen, die im Urwald spielen, haben mich absolut fasziniert. Sie haben mir einen Einblick in eine vollkommen fremde Welt ermöglicht. Ein Glossar wäre allerdings sehr hilfreich gewesen, um die fremden Begriffe nachschlagen zu können. Da die Autorin aber alles im Text erklärt hat, bin ich auch ohne zurechtgekommen.

Sehr eindrucksvoll wird auch die Entwicklung der Figuren beschrieben, allen voran natürlich die Amelys. Aus dem verschüchterten Berliner Mädchen wird nach und nach eine erwachsene und selbstbewusste Frau, die ihren Weg mit allen Mitteln gehen will. Aber auch die Wandlung Kilians vom zunächst netten Ehemann zum Scheusal oder die Aymáhos vom skeptischen Indio zum Vertrauten und Geliebten Amelys ist der Autorin wunderbar gelungen. Ich habe mit den Figuren gelebt, gelitten und geliebt.

Dieser Roman ist das Debüt der Autorin. Aber bereits im Dezember wird es ein neues Buch aus ihrer Feder geben, das ich auf jeden Fall auch lesen werde.

Fazit:
Ein großartiges Debüt Isabel Betos, das mich mit Spannung und Romantik in eine komplett fremde und exotische Welt entführt hat. Ich hoffe, es werden noch sehr viele Bücher dieser Autorin erscheinen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.