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Zabou1964
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Krefeld

Bewertungen

Insgesamt 195 Bewertungen
Bewertung vom 17.02.2013
Die vierte Zeugin
Kinkel, Tanja; Schiewe, Ulf; Klaus, Marlene; Burseg, Katrin; Pötzsch, Oliver; André, Martina; Prange, Peter; Müller, Titus; Koschyk, Heike; Falkenhagen, Lena; Leue, Alf; Benedikt, Caren

Die vierte Zeugin


ausgezeichnet

Dieser historische Kriminalroman ist ein Gemeinschaftswerk von zwölf Autoren des Autorenkreises „Quo Vadis“. Er basiert auf einem wahren Prozess, der in Köln im 16. Jahrhundert verhandelt wurde. Das Besondere an dieser Geschichte ist, dass sie von den verschiedenen Autoren jeweils aus einer anderen Perspektive erzählt wird. So bekommt der Leser einen Eindruck aus zwölf verschiedenen Blickwinkeln.

Angeklagt ist die Tuchhändlerwitwe Agnes Imhoff. Ihr unter seltsamen Umständen verstorbener Ehemann Andreas hat den englischen Geschäftsmann Richard Charman betrogen. Im Prozess soll geklärt werden, ob die Witwe für den von ihrem Mann verursachten Schaden haftbar gemacht werden kann. Eigentlich sind Frauen zu dieser Zeit nicht geschäftsfähig gewesen. Es hat sich allerdings als Unsitte eingebürgert, dass Männer ihren Ehefrauen ihr Eigentum überschrieben, damit sie bei Betrügereien nicht zur Rechenschaft gezogen werden konnten. An Agnes Imhoff soll nun ein Exempel statuiert werden.

Besonders interessant fand ich an diesem Werk die unterschiedlichen Sichtweisen der verschiedenen Charaktere auf das Geschehen. Dass hier jeder der zwölf Autoren eine andere Figur beschreibt, machte den Roman für mich zu einem echten Leseerlebnis. Obwohl der Ausgang der Gerichtsverhandlung recht schnell klar wird, verlor die Geschichte nicht an Spannung. Denn es blieb weiterhin ungewiss, inwieweit Agnes Imhoff Schuld an dem Betrug trägt.

Anlass für dieses Werk war der Einsturz des Kölner Stadtarchivs im Jahr 2009. Die Mitglieder des Autorenkreises „Quo Vadis“ haben sich durch Lesungen und diesen Roman für die Wiederherstellung der Prozessakten des Falles Agnes Imhoff eingesetzt. In einem Nachwort erklären die Herausgeber Heike Koschyk und Alf Leue die Hintergründe.

Fazit:
Dieser Roman ist wahrlich ein spannendes Meisterwerk mit einem realen Hintergrund.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 17.02.2013
Liebe unter Fischen
Freund, René

Liebe unter Fischen


ausgezeichnet

Auf dieses Buch aufmerksam geworden bin ich durch den ungewöhnlichen Titel und das Cover, das sofort mein Interesse geweckt hat. Zu sehen ist ein Angelhaken, der im Wasser schwimmt. Die Leseprobe hat mich dann endgültig überzeugt, dieses Buch lesen zu wollen.

Die Geschichte beginnt in Berlin. Alfred Firneis ist ein Lyriker, der von seiner Verlegerin Susanne gedrängt wird, endlich ein neues Werk abzuliefern. Doch der Künstler versinkt im Chaos, ist benebelt vom Alkohol und hält seine eigenen Gedichte für Müll. Nach einem Zusammenbruch kann Susanne ihn überzeugen, in ihre einsame Hütte in den Alpen zu fahren, um auf andere Gedanken zu kommen. Nach anfänglichem Sträuben lässt Fred sich schließlich darauf ein und macht sich auf nach Grünbach am See, wo er nicht nur neue Seiten an sich entdeckt, sondern auch auf interessante Menschen trifft.

Die Szenen in der Hauptstadt und die Ankunft in Österreich bedienen durchaus einige Klischees, die mich immer wieder zum Schmunzeln brachten. Mit seinem feinen Humor hat der Autor sich direkt in mein Herz geschrieben. Der Aufenthalt am See in den Alpen und die Wandlung Alfreds weisen jedoch eher poetische Züge auf. Hier hat mir ganz besonders die Figur des Revierförsters August gefallen, der mit seiner einfachen und zupackenden Art Fred so manches Mal den richtigen Weg weist. Während der Dichter ins Lamentieren verfällt, stellt August lapidar fest „Es ist, wie es ist!“.

Mit der slowakischen Biologin Mara verbindet Alfred schnell eine Freundschaft, die sich zu einer zarten Liebe entwickelt. Doch bevor er das realisiert, ist Mara schon wieder verschwunden. Im letzten Drittel nimmt der Roman eine überraschende Wendung, die die Geschichte noch einmal richtig spannend macht.

Was den Vergleich mit den Werken Daniel Glattauers, mit dem der Verlag wirbt, betrifft, so muss ich sagen, dass mich diese normalerweise eher abschrecken, ein Buch zu lesen. Jeder Autor schreibt auf seine Weise und lässt sich nicht mit anderen Autoren vergleichen. In diesem Fall hat es mich zum Glück nicht davon abgehalten, dieses wunderbare Werk von René Freund zur Hand zu nehmen.

Fazit:
Eine kleine und feine Geschichte voller feinsinnigem Humor und Poesie.

© Simone Kühlewind

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.01.2013
Die schönsten Dinge
Jordan, Toni

Die schönsten Dinge


sehr gut

Della Gilmores Familie verdient sich ihren Lebensunterhalt mit Gaunereien. Ihr Vater, ihre Stiefmutter, ihr Bruder, ihre Cousins, Onkel und Tante, alle machen mit. Es gibt strenge Regeln, wie die „Kunden“ ausgenommen werden. Das funktioniert reibungslos, bis Della sich eines Tages als Evolutionsbiologin Ella Canfield um eine Unterstützung für ein Forschungsprojekt bei der Metcalf-Stiftung bewirbt. Sie will ein lebendes Exemplar des seit Jahrzehnten als ausgestorben geltenden Tasmanischen Tigers suchen. Daniel Metcalf, der attraktive und schwerreiche Vorsitzende der Stiftung, ist interessiert an ihrem Projekt. Doch bevor er ihr das Geld gibt, will er sie bei ihren Forschungen in einem Naturschutzgebiet begleiten. Schon bald muss Della feststellen, dass ihr Plan nicht so funktioniert, wie sie es sich vorgestellt hat, und dass Daniel ein Geheimnis hat.

Obwohl die Gilmores eigentlich eine Familie von Verbrechern sind, waren sie mir auf Anhieb sympathisch. Die raffinierte Art und Weise, wie sie ihre Gaunereien planen, hat mich oft schmunzeln lassen. Der Vater achtet mit Akribie auf das kleinste Detail. Die Familie lebt komplett im Verborgenen. Das geht soweit, dass die Kinder nicht mal eine Schule besucht haben. Della ist eine hochintelligente Frau, die sich geschickt aus so mancher brenzligen Situation retten kann. Ich habe mit ihr gefiebert, ob es ihr gelingt, Daniel Metcalf das Geld aus der Tasche zu ziehen. Die Geschichte nimmt immer wieder überraschende Wendungen. Am Ende habe ich das Buch lächelnd zugeschlagen.

Die Geschichte ist in der Ichform aus Dellas Sicht geschrieben. Etwas gewöhnungsbedürftig fand ich, dass die Autorin den Präsens verwendet. Aber mit der Zeit hatte ich mich eingelesen. Den Anfang fand ich etwas schleppend, weil zunächst alle Familienmitglieder und ihre Rollen vorgestellt wurden. Als ich die Zusammenhänge erfasst hatte, wurde Dellas Geschichte für mich aber zu einem Lesevergnügen.

Was das Cover, das verschiedene Federn zeigt, und der Titel mit der Geschichte zu tun haben, erschließt sich mir leider nicht. Der Originaltitel „Fall Girl“ erscheint mir wesentlicher passender. Zudem gibt es einige Rechtschreib- und Grammatikfehler im Buch, die meinen Lesefluss gehemmt haben. Die hochwertige Ausstattung des Buches mit farbigem Vorsatzpapier und Lesebändchen hat mir dagegen sehr gut gefallen.

Fazit:
„Die schönsten Dinge“ ist eine humorvolle Gaunergeschichte mit vielen überraschenden Wendungen.

Bewertung vom 20.01.2013
Das Geheimnis der Maurin
Korte, Lea

Das Geheimnis der Maurin


ausgezeichnet

Nachdem mir bereits der erste Band um die Maurin Zahra sehr gut gefallen hatte, wollte ich natürlich wissen, wie ihre Geschichte weitergeht. Der Roman beginnt mit der Flucht der Familie nach Portugal. Die Christen haben Andalusien zurückerobert, auch Granada ist in ihre Hände gefallen. Zahra und Jaime fliehen nach Portugal, wo noch Glaubensfreiheit herrscht. Doch auf dem Weg dorthin werden sie überfallen, die vierjährige Chalida wird entführt. Zahra ist außer sich vor Sorge um ihr Kind. Um Chalida aus den Händen der Entführer befreien zu können, kehrt sie mit ihren Lieben nach Granada zurück. Was sie und ihre Familie dort erwartet, übertrifft jedoch ihre schlimmsten Befürchtungen.

In diesem zweiten Band treten die Konflikte zwischen den Religionen sehr stark in den Vordergrund. Zahras Familie ist ein gutes Beispiel für das friedliche Miteinander verschiedener Glaubensgemeinschaften. Sie selbst ist Muslima und erzieht ihre Kinder im muslimischen Glauben. Ihr Geliebter Jaime, Vater ihrer Kinder, ist Christ. Ihre Schwägerin Deborah ist Jüdin. Als die Christen jedoch immer mehr versuchen, die Muslime zu bekehren, die Juden sogar zwangsgetauft werden, wird Zahra immer verbitterter. Ihr Hass auf die Christen überschattet auch ihre Liebe zu Jaime, der zu allem Übel in die Dienste der kastilischen Könige getreten ist. Besonders im zweiten Teil des Romans, der in der Zeit von 1499 bis 1502 angesiedelt ist, nehmen die Konflikte überhand.

Man merkt, dass Lea Korte für diesen Roman sehr gut recherchiert hat. Ihre historischen Kenntnisse machen dieses Buch authentisch. Besonders am Beispiel Zahras erkennt der Leser, wie die Mauren die Machtübernahme durch die Christen empfunden haben mögen. Aber auch Jaime als Christ, der mit einer Maurin zusammenlebt, dient als Beispiel für die „andere Seite“. Denn obwohl er in den Diensten des Erzbischofs Talavera steht, fühlt er sich doch Zahra und seinen Kindern verbunden und versucht, sie zu schützen. Die Geschichte ist spannend erzählt. Es fiel mir sehr schwer, das Buch aus der Hand zu legen.

Obwohl man dieses Buch auch ohne Kenntnis des ersten Bandes verstehen könnte, empfehle ich „Die Maurin“ zuvor gelesen zu haben. Die Entwicklung Zahras wird besonders deutlich, wenn man den Anfang ihrer Geschichte kennt.

In einem Nachwort erklärt Lea Korte die historischen Zusammenhänge. Ein Personenverzeichnis, ein Glossar, zwei Landkarten sowie der Stammbaum der kastilischen Königsfamilie bieten weitere Details und runden diesen historischen Roman ab.

Fazit:
Lea Korte ist mit „Das Geheimnis der Maurin“ ein spannender, bewegender und historisch glaubwürdiger Roman gelungen.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.12.2012
Die Hure Babylon
Schiewe, Ulf

Die Hure Babylon


ausgezeichnet

Ich hatte das große Glück, diesen Roman in einer begleiteten Leserunde gemeinsam mit dem Autor lesen zu dürfen. Bereits die beiden Vorgänger „Der Bastard von Tolosa“ und „Die Comtessa“ hatten mich sehr begeistert. Deshalb war ich sehr gespannt, wie sich das Schicksal der Figuren aus diesen beiden Geschichten weiterentwickelt.

Arnaut de Montalban ist ein Ritter und Edelmann. Er ist der Geliebte von Ermengarda, der Vizegräfin von Narbona. Doch ihre Beziehung steht unter keinem guten Stern. Ermengarda ist zwar eine Scheinehe eingegangen, aber dennoch eine freie und selbstbewusste Herrscherin. Als sie durch eine Fehlgeburt ihr Kind verliert, fühlt Arnaut sich schuldig. Er glaubt, Gott verurteile die Liebe zwischen ihm und Ermengarda. Um seine Schuld zu tilgen, schließt er sich einem Kreuzzug ins Heilige Land an. Doch schon bald muss er erkennen, dass dieser „Heilige Krieg“ nichts mit Gott zu tun haben kann. Und er beginnt, am Glauben zu zweifeln.

Laut eigener Aussage hat Ulf Schiewe mit diesem Roman ein „Anti-Kriegsbuch“ geschrieben, „das nichts verklären soll“. Wer also romantische Beschreibungen von heroischen Kriegern sucht, der sollte die Finger von diesem Buch lassen. Die Schilderungen der Geschehnisse sind sehr realistisch und oft auch brutal. So brutal und grauenhaft, wie dieser sinnlose Krieg nun einmal war. Der Autor hat die historischen Ereignisse seiner Geschichte zugrunde gelegt und einige Figuren hinzuerfunden. Im Anhang gibt es ein Personenregister, das sehr genau erklärt, welche Charaktere real existiert haben. Die Darstellungen der Orte und Schlachten sind sehr detailliert und somit nichts für zartbesaitete Leser. Die Zeiten waren hart und genauso beschreibt Ulf Schiewe sie. Hier wird nichts beschönigt.

Dieser Roman wird mich noch lange beschäftigen. Ulf Schiewe regt mit seiner Geschichte zum Nachdenken an. Der zentrale Satz ist für mich „Religion ist Macht“. Die Parallelen zur Gegenwart sind nicht von der Hand zu weisen. Wann lernen die Menschen endlich, den Glauben der Anderen zu respektieren? Wie viele Kriege sollen noch im „Namen des Herrn“ geführt werden? Und wer ist überhaupt der „richtige“ Gott? Glauben nicht alle im Grunde an denselben Gott?

Fazit:
Ulf Schiewe ist erneut ein grandioses Meisterwerk gelungen. Fesselnd und spannend führt er den Leser durch die Zeit des Zweiten Kreuzzugs im Jahre 1147 bis 1149, wobei er die Ereignisse sehr realistisch schildert und die Motive dieses „Heiligen Krieges“ kritisch hinterfragt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.11.2012
Das Pestzeichen / Pest-Trilogie Bd.1
Zinßmeister, Deana

Das Pestzeichen / Pest-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Als Fan der Autorin ist jedes ihrer Werke für mich ein Muss. Nach Ausflügen ins Thüringische spielt ihr neuestes Werk nun wieder in ihrer Heimat, dem Saarland. Außergewöhnlich gut gefällt mir hier das Cover, das mal kein liebliches Frauengesicht zeigt, wie sonst bei historischen Romanen üblich. Zu sehen ist lediglich eine Frauenhand vor einem Stück Holz, auf das das Pestzeichen aufgemalt ist.

Die Geschichte spielt in der Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg, also Mitte des 17. Jahrhunderts. Deutschland ist geprägt von Armut und nahezu ausgestorbenen Landstrichen. Hunger und Pest sind die Plagen, mit denen die Menschen zu kämpfen haben. Entsprechend viel Neid und Aberglaube herrscht in der Bevölkerung. In diesem düsteren Szenario durchlebt die Heldin Susanna ein Wechselbad der Gefühle. Zurückgekehrt von ihrer Tante, der sie eine Ziege brachte, findet sie den elterlichen Hof verwüstet und ihre Familie ermordet vor. Lediglich der Vater hat schwer verletzt überlebt und vertraut ihr in seinen letzten Minuten ein Geheimnis an. Es gibt ein Heft mit magischen Formeln, das zu einem Schatz führt. Doch dieses Büchlein ist der Grund für den Überfall auf das Bauernhaus. Und die Schurken, die es in ihren Besitz bringen wollten, geben noch lange nicht auf. Susanna bleibt nur die Flucht, auf der sie dem jungen Schweizer Urs begegnet. Gemeinsam begeben sie sich auf die gefährliche Suche.

Der Autorin ist es wieder einmal hervorragend gelungen, die düstere Stimmung der damaligen Zeit zu schildern. Insbesondere der Aberglaube der Menschen und die panische Angst vor der Pest prägen diese Geschichte. Susanna ist ein selbstbewusstes Mädchen, das trotz zahlreicher Rückschläge ihr Ziel im Auge behält. In einigen Szenen erschien sie mir dagegen etwas naiv, was für eine junge Frau ihres Alters jedoch völlig natürlich ist. Ihr Weggefährte Urs möchte eigentlich Heiler werden, wird aber vom Vater genötigt, sich als Soldat einzuschreiben. Er fügt sich zunächst in sein Schicksal, entwickelt sich im Laufe der Geschichte aber weiter und wird mutiger. Auch die Beweggründe für Jeremias’ Handeln schildert die Autorin nachvollziehbar.

Am Anfang des Buches bietet ein ausführliches Personenregister dem Leser die Gelegenheit, sich zu orientieren. In einem Nachwort berichtet die Autorin über ihre Recherchearbeit und erklärt ihren Lesern, welche Figuren und Orte real sind und was ihrer Fantasie entsprungen ist.

Fazit:
Der Autorin ist es gelungen, eine spannende und mitreißende Geschichte über ein Mädchen in einer dunklen Zeit, die von Aberglaube und Neid geprägt war, zu schreiben.
© Simone Kühlewind

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 12.11.2012
Bei Tränen Mord / Kommissar Frank Kraus Bd.1
Lauriel, Angelika

Bei Tränen Mord / Kommissar Frank Kraus Bd.1


sehr gut

Auf dieses Buch aufmerksam geworden bin ich bei Facebook. Diverse positive Meinungen von Lesern ließen mich neugierig werden. Das Cover konnte mich bereits begeistern. Es zeigt eine Hälfte des Gesichtes einer jungen Frau mit verlaufener Wimperntusche. Die Inhaltsangabe versprach einen Genremix zwischen Frauenroman und heiterem Krimi. Meinen Entschluss, dieses Werk zu lesen, habe ich nicht bereut.

Lucy arbeitet in einem Call-Center. Sie ist Single und mit ihrem Leben soweit zufrieden. Wenn es nicht immer wieder Kunden gäbe, die vollkommen aus der Rolle fallen und sie am Telefon beschimpfen. Eigentlich ist sie keine Heulsuse, wie sie immer wieder betont, aber ab und an kommen ihr doch die Tränen bei den verbalen Attacken, denen sie häufig ausgesetzt ist. Nach und nach geschehen immer mehr seltsame Unfälle. Deren Opfer haben eine Gemeinsamkeit: Sie haben alle kurz zuvor mit Lucy telefoniert und sie zum Weinen gebracht. Dem ermittelnden Polizisten Frank wird schnell klar, dass es sich nicht um Unfälle handelt und dass der Täter in Lucys Umfeld zu suchen ist. Sie selbst schließt er als Täterin aus, denn sie ist für ihn viel mehr ...

Die Geschichte wird abwechselnd aus Lucys und Franks Perspektive beschrieben, wobei Lucys Sicht der Dinge in der Ichform verfasst ist. Besonders gut haben mir die Zwiegespräche ihrer inneren Stimmen – der Heulsuse und Lady Tough – gefallen. Als immer mehr Anrufer zu Schaden kommen, beginnt Lucy langsam aber sicher an ihrem Verstand zu zweifeln. Mir war dagegen relativ schnell klar, wer hinter diesen ominösen Unfällen steckt. Aber das tut dem Unterhaltungswert der Geschichte keinen Abbruch. Denn auch die zarten Bande zwischen Frank und Lucy gestalten sich recht kurzweilig. In Frank habe ich mich während des Lesens sogar ein wenig verliebt.

Die Story spielt in Saarlouis. Einige Beschreibungen ließen ein Bild der mir unbekannten Stadt vor meinem Auge entstehen. Besonders gelungen fand ich die nicht zu häufigen Dialoge im saarländischen Dialekt. Obwohl ich diesen überhaupt nicht beherrsche, hatte ich keine Schwierigkeiten zu verstehen, worum es geht.

Die Schilderungen der einzelnen, zum Teil skurrilen Figuren, wie z. B. Lucys Chef oder einem Schuster, der Lucys ruinierte Manolos (sehr teure Designerschuhe) repariert, haben mich immer wieder schmunzeln lassen. Einige Charaktere waren bis ins Klischeehafte überzeichnet, was für mich eine gute Satire ausmacht. Ich werde mir in Zukunft jedenfalls überlegen, wie ich mich gegenüber Call-Center-Mitarbeitern verhalten.

Dies war meine erste Begegnung mit der Autorin. Ich hoffe, dass es schon bald weitere Werke von ihr geben wird. Über eine Fortsetzung der Geschichte um Lucy und Frank würde ich mich besonders freuen.

Fazit:
Eine perfekte Mischung aus heiterem Frauenroman, Krimi und Satire, die ich sehr gerne weiterempfehle. Ich vergebe vier von fünf Sternen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.11.2012
Zorn - Vom Lieben und Sterben / Hauptkommissar Claudius Zorn Bd.2
Ludwig, Stephan

Zorn - Vom Lieben und Sterben / Hauptkommissar Claudius Zorn Bd.2


ausgezeichnet

Auf dieses Buch bin ich durch eine Leseprobe bei „Vorablesen“ aufmerksam geworden. Mir war diese Reihe, die in Halle/Saale spielt, bisher völlig unbekannt. Schon das Cover ist ein echter Hingucker. In großen Lettern prangt der Name des Hauptkommissars Zorn darauf, wobei das „O“ aussieht wie ein Durchbruch in einer Mauer. Die Buchstaben sind reliefartig auf den Buchdeckel geprägt.

In Halle/Saale passiert nicht viel. Hauptkommissar Claudius Zorn und sein Kollege Schröder, der frisch aus dem Krankenhaus entlassen wurde, müssen sich mit einer Einbruchserie in einer Kleingartensiedlung herumschlagen. Bis eines Morgens ein Radfahrer tot aufgefunden wird, der durch ein Drahtseil, das quer über einen Weg gespannt war, beinahe geköpft wurde. Doch dieser junge Mann soll nicht das einzige Opfer bleiben. Schon bald wird ein zweiter Toter gefunden: ein Freund des ersten Ermordeten. Die Ermittlungen der beiden unkonventionellen Kommissare laufen auf Hochtouren.

Neben der extrem spannenden Handlung bietet dieser Thriller außergewöhnliche Figuren. Claudius Zorn ist ein eher unzufriedener, fauler Polizist, der unter der Trennung von seiner Freundin leidet. Unangenehme Arbeiten schiebt er auf seinen Kollegen Schröder ab. Dieser ist, obwohl er dick ist, wesentlich agiler als sein Vorgesetzter. Schon bald wird klar, dass er mit einem privaten Problem zu kämpfen hat, das dem Leser allerdings erst am Ende offenbart wird. Die junge Staatsanwältin Frieda Borck ist eine resolute Frau, die Zorn immer wieder Dampf machen muss. Auch über sie erfährt der Leser erst im letzten Drittel etwas Privates.

Der Fall selbst ist sehr spannend, da es nicht bei den zwei Opfern bleibt. Die Kommissare nehmen immer wieder neue Spuren auf und ermitteln in alle Richtungen. Obwohl der Leser durch den auktorialen Stil der Polizei manchmal etwas voraus ist, war mir bis zum Ende nicht klar, wer der Mörder ist.

Zart besaitete Leser sollten jedoch lieber die Finger vom Buch lassen, da es ein paar sehr brutale und blutige Schilderungen gibt. Was die Todesarten angeht, hat der Autor eine sehr rege Fantasie. Bei einigen Szenen musste ich tief durchatmen und das Buch kurz beiseite legen. Diese Phasen haben allerdings nie lange gedauert, weil ich viel zu dringend wissen wollte, wie es weitergeht.

Obwohl ich den ersten Teil dieser Reihe nicht gelesen hatte, konnte ich der Handlung sehr gut folgen. Den ersten Band habe ich mir allerdings bereits gekauft und werde ihn bald lesen. Ich hoffe sehr, dass diese Reihe um die Hauptkommissare Claudius Zorn und Schröder fortgesetzt wird.

Fazit:
Spannung pur gepaart mit originellen Figuren und einer plausiblen Geschichte, das sind die Zutaten, aus denen ein Thriller gemacht sein muss. Ich vergebe die volle Punktzahl.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.10.2012
Katzenmond / Kater Serrano ermittelt Bd.2
Anlauff, Christine

Katzenmond / Kater Serrano ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Kater Serrano und Kommissar Liebermann waren mir nach „Katzengold“, dem ersten Teil dieser Reihe, sehr ans Herz gewachsen. Lange habe ich auf eine Fortsetzung warten müssen. Nun ist sie endlich erschienen und durfte selbstverständlich sofort bei mir einziehen. Schon das Cover ist ein echter Hingucker: Auf einem leuchtenden Lila prangt die Zeichnung eines gelb getigerten Katers, neben ihm steht ein Mann mit einer Lupe in der Hand.

In dem Potsdamer Viertel, in dem sowohl Serrano als auch Liebermann leben, hat eine ominöse Schule eröffnet, die sich „Aphrodite“ nennt. Die Gerüchte kochen auf Katzen- wie auch auf Menschenseite. Kater Serrano erfährt nicht nur von übel zugerichteten Katern, die um die drei Perserkatzen im Aphrodite herumgeschlichen waren und dabei von einem geheimnisvollen Schatten überfallen wurden. Auch seine Tochter Krümel ist verschwunden. Liebermann tritt seine neue Stelle in der Mordkommission an und wird mit einer Wasserleiche konfrontiert. Beide nehmen, zunächst getrennt voneinander, die Ermittlungen auf. Aber schon bald zeigt sich, dass es Zusammenhänge zwischen den Fällen gibt.

Sowohl bei Kommissar Liebermann als auch bei Serrano haben sich „berufliche“ Veränderungen ergeben. Liebermann wird Chef eines neuen Teams. Dabei trifft er auf einen Kollegen, der bei der Beförderung übergangen wurde und ihm nun das Leben nicht gerade leicht macht. Serrano dagegen hat die Führung des Viertels an seinen Sohn Caesar übergeben. Beide tappen lange im Dunkeln mit ihren Fällen. Die Autorin hat geschickt immer wieder Fährten gelegt, die zu den Tätern zu führen schienen. Bis zur Auflösung war ich mir unsicher, wer die Täter gewesen sein könnten.

Das Besondere an Christine Anlauffs Katzenkrimis ist das Zusammenspiel der beiden Ermittler. Die Passagen, die die Ereignisse aus Serranos Sicht beschreiben, sind mit viel Humor beschrieben. Wie er und die anderen Katzen die Zweibeiner sehen, ist köstlich zu lesen und hat mich oft schmunzeln lassen. Liebermanns Ermittlungen sind spannend geschildert. Hier konnten mich die Zusammentreffen mit der eigenwilligen Pathologin Franziska und Liebermanns muffeligen Kollegen Müller begeistern.

Der Roman spielt in Potsdam, der Heimat der Autorin. Ich konnte merken, dass sie ihre Stadt liebt. Auch ich habe sofort Lust bekommen, der Stadt an der Havel wieder mal einen Besuch abzustatten.
Das Ende hält noch eine Überraschung für den Leser parat, die Hoffnung auf einen weiteren Teil in dieser Reihe macht.

Fazit:
Christine Anlauff kann erneut mit ihren humorvollen und spannenden Schilderungen der Ermittlungen der beiden „Schnüffler“ Serrano und Liebermann überzeugen.

Bewertung vom 03.10.2012
Die Ketzerin von Carcassonne
Vanek, Tereza

Die Ketzerin von Carcassonne


ausgezeichnet

Tereza Vaneks Bücher zeichnen sich durch eine hervorragende Recherche, außergewöhnliche Themen und glaubhafte Charaktere aus. Deshalb habe ich bis jetzt jedes ihrer Werke mit großer Begeisterung gelesen. Auch mit „Die Ketzerin von Carcassonne“ konnte sie mich wieder überzeugen.

Thema dieses Romans sind die Katharer zu Anfang des 13. Jahrhunderts. Im Languedoc können sie lange Zeit in Frieden leben und ihrem Glauben nachgehen. Doch der katholischen Kirche sind diese Andersgläubigen ein Dorn im Auge. Der Konflikt gipfelt in einem Kreuzzug gegen die Katharer und allen, die mit ihnen sympathisieren.

Am Beispiel der Schwestern Adelind und Hildegard führt die Autorin den Leser in dieses dunkle Kapitel der katholischen Kirche. Die beiden wachsen in einem Kloster auf, bis Hildegard von einem Pfarrer sexuell missbraucht und schwanger wird. Sie wird des Klosters verwiesen. Adelind steht ihr bei. Bei einer Gauklertruppe werden die Schwestern aufgenommen und gelangen mit ihnen in den Süden Frankreichs. Hier finden sie ein neues Zuhause bei einer Glaubensgemeinschaft, die ihnen bislang nicht bekannt war – den Katharern.

Ich konnte mich besonders mit der eher wankelmütigen Adelind identifizieren. Obwohl sie gläubig ist, sehnt sie sich nach einem Partner und der Liebe. Hildegards einziger Wunsch dagegen ist es, ein keusches und gottesfürchtiges Leben zu führen. Mit ihrem Hintergrund ist das für mich durchaus nachvollziehbar. Dennoch schlug mein Herz für die kluge Adelind, die leider immer wieder durch ihre Schwester in ihrer Entwicklung gehemmt wurde.

Die Beschreibungen der Landschaft Südfrankreichs und des Lebens der Gaukler sind so bildhaft, dass ich mich an der Seite der Schwestern wähnte. Das Handeln der Kreuzritter und dessen Folgen sind natürlich recht grausam. Die Autorin geht allerdings nicht zu sehr ins Detail, sodass auch zartbesaitete Leser diese Szenen lesen können.

Durch die Flucht aus dem Kloster, das Herumreisen und später die Verfolgung durch die Kreuzritter hält sich die Spannung konstant durch die ganze Geschichte. Adelinds Konflikt zwischen ihrem Glauben und ihrer Liebe sorgt für weitere aufregende Momente. Zudem hat die Schilderung des Lebens der Katharer mich fesseln können. Obwohl mir als Liebhaberin historischer Romane diese Glaubensgemeinschaft nicht unbekannt war, habe ich noch Neues erfahren können.

Eine Zeittafel und ein ausführliches Nachwort der Autorin ergänzen dieses Werk und geben noch ein paar Hintergrundinformationen über das, was damals wirklich passiert ist.

Fazit:
Das einzige Manko, was dieses Buch hat, ist, dass ich nun wieder auf ein neues Werk Tereza Vaneks warten muss. Aber Vorfreude ist bekanntlich die größte Freude. Dieses, wie jedes andere ihrer Bücher, kann ich jedem Freund von historischen Romanen nur empfehlen.