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Benutzername: 
brenda_wolf
Wohnort: 
Oberfranken

Bewertungen

Insgesamt 173 Bewertungen
Bewertung vom 29.03.2020
Die stummen Wächter von Lockwood Manor
Healey, Jane

Die stummen Wächter von Lockwood Manor


weniger gut

Spannung blitzt nur kurzzeitig auf

Meine Meinung:
Ich ging mit großen Erwartungen an diesen Debütroman heran, hatte mir eine Geschichte in der Art von Daphne du Mauriers „Rebecca“ erhofft. Das Setting, mit dem ausladenden Herrenhaus von Lockwood Manor, erschien mir geradezu optimal. Und das angedeutete Geheimnis hatte mein Interesse geweckt. Leider stockte die Handlung zu oft, verlor sich in langweiligen Details. Die Spannung ging dabei verloren. Die Hauptprotagonistin Hetty empfand ich als langweilig, obwohl sie in manchen Dingen tatsächlich sehr modern agierte. Die Tochter des Hauses, die labile Lucy und ihre vom Wahnsinn ergriffene Mutter übten schon eher Faszination auf mich aus. Unsympathisch hingegen empfand ich Lucys Vater, dem Herren von Lockwood Manor.

Der Schreibstil selbst ist leicht und flüssig lesbar, jedoch versteht es die Autorin nicht, einen Spannungsbogen aufzubauen und auch zu halten. Nur kurzzeitig blitzt Spannung auf und ist im nächsten Moment auch schon wieder weg. Und das ist letztlich zu wenig, um den Leser zu fesseln.

Obwohl der Schluss noch eine Überraschung parat hielt, konnte mich „Die stummen Wächter von Lockwood Manor“ nicht überzeugen.

Fazit: Mich hat „Die stummen Wächter von Lockwood Manor“ leider überhaupt nicht erreicht.

Bewertung vom 16.03.2020
Stell dir vor, die Zukunft wird wundervoll und du bist schuld daran
Zobel, Franziska Viviane

Stell dir vor, die Zukunft wird wundervoll und du bist schuld daran


ausgezeichnet

Meine Meinung:
Die Autorin und Illustratorin Franziska Viviane Zobel liegt mit „Stell dir vor, die Zukunft …“ einen kleinen, aber feinen Wegweiser zu einem bewussteren Lebensstil vor. Sie fordert uns auf anzufangen und umzudenken. Ausreden wie: Was kann denn ich schon bewirken, gelten nicht. Denn viele kleine Schritte können die Welt tatsächlich verändern und zu einem besseren Ort werden lassen. Ihr Ratgeber hält viele Tipps bereit, wie jeder Einzelne von uns seinen Alltag nachhaltiger gestalten kann. Wer das Büchlein zu Hand nimmt, wird feststellen, dass das absolut machbar ist. Es sind manchmal nur winzig kleine Veränderungen im Alltag nötig, die nicht mal weh tun. Wir sind alle gefordert, für eine bessere Zukunft aktiv zu werden.
Denn die Wissenschaftler sind sich einig, dass die Klimakrise von uns Menschen verursacht wird. Jeder Einzelner kann was dafür tun, dass sich sein eigener CO2-Fußabdruck verringert, sei es das Auto einfach mal stehen lassen, kurze Strecken laufen oder per Fahrrad von A nach B. Fahrgemeinschaften bilden oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Das ökologische Bewusstsein muss wachsen. Den Slogan „Jute statt Plastik“ gibt es schon über 40 Jahre. Damals wurden die Verfechter noch müde belächelt als Grüne Spinner. Heute ist das Thema aktueller denn je. Unsere Ozeane versinken im Plastikmüll. Microplastik ist besonders gefährlich und findet sich sogar in Kosmetika. Hier wird empfohlen unbedingt die Liste der Inhaltstoffen zu lesen, und sobald die Silbe Poly- auftaucht, sollten sofort alle Alarmglocken schrillen.
Und was ist mit der Kleidung? Ja, auch hier bitte ökologisch. Wir sollten wirklich ein Bewusstsein entwickeln, wofür wir unser Geld ausgeben, uns fragen, woher diese Billigklamotten kommen und unter welchen Umständen sie entstanden. Warum nicht in Secondhandläden stöbern oder auf Tauschbörsen mal schauen, ob sich da nicht was Tolles findet.
Zu viele Lebensmittel landen auch in Privathaushalten auf dem Müll. Was für eine Verschwendung. Ein abgelaufenes Mindesthaltbarkeitsdatum ist noch lange kein Grund Essen zu entsorgen. Hier wird empfohlen sich auf Augen, Nase und Mund zu verlassen.
Die Autorin gliedert ihr Büchlein in verschiedene Abschnitte: ein neuer Tag, Unterwegs, arbeiten und lernen, Einkaufen, Haushalt, das Ende vom Tag. Zu jedem Abschnitt gibt es nützliche Tipps und Hinweise. Im Anhang finden sich Produktempfehlungen zu Nahrungsmitteln, Kosmetika, Putzmitteln, Mode,usw. Auch eine Liste mit Quellenangaben, wo der Leser sich weiter über bestimmte Themen informieren kann.
Besonders ansprechend fand ich die Blätter zwischen den einzelnen Kapiteln. Sie sind wunderschön gestaltet, mit jeweils einem inspirierenden Spruch.
Fazit: Ein wichtiges Buch! Viele kleine Dinge können Großes bewirken. Lasst uns anfangen!

Bewertung vom 14.03.2020
#Fatboysrun
Jordan, Philipp

#Fatboysrun


sehr gut

Das MEHR als Programm
Inhalt:
Philipp Jordan ist Läufer. Aber das Laufen ist für ihn nicht nur irgendein Sport. Unterwegs beim Joggen kann er sich finden und loslassen. Vor allem aber führt es ihn an seine Grenzen. Jordan tut nichts im Leben nur halb. Er ist süchtig nach mehr. Und im Laufen hat er endlich sein perfektes Mehr gefunden.
Angefangen hat Jordan aber ganz langsam: als „Fat Boy“ nach jahrelanger Sportabstinenz. Mit viel Witz und Ehrlichkeit erzählt er in seinem Buch „#Fatboysrun“ von seiner Persönlichkeitsentwicklung und seinen ersten Abenteuern in Laufschuhen, von Graffiti, Kunst und auch von Drogen. Die meisten seiner Storys sind mindestens genauso verrückt wie seine Leidenschaft für den Laufsport!
Vom Sprecher der bekannten Laufpodcasts „FatBoysRun“ und „Läuft bei mir“
Die außergewöhnliche Lebensgeschichte eines Läufers und Lebenskünstlers
How-to-Buch und Appetitmacher in einem: Motivation fürs Training und die eigenen Ziele im Leben
Humorvoll vom Autor illustriert mit Daumenkino und dem „Mehrmonster“
Geschichten über das Mehr im Laufen und im Leben

Meine Meinung:
Philipp Jordan hat in den Augen vieler Menschen einen Hang zum Extremen. Als ehemaliger Graffiti-Sprayer fühlte er sich von der Polizei verfolgt. Überraschenderweise wurde ihm nie der Prozess gemacht. Später rief er einen der erfolgreichsten Film-Podcasts ins Leben. Philipp Jordan ist süchtig, süchtig nach mehr. Er ist maßlos in allem was er anfängt, ob im Malen, im Essen oder in der Enthaltsamkeit. Auch im Konsum von Rauschmitteln, er lässt nichts aus. Ist in allem extrem. Entweder kompletter Verzicht oder ungezügelter Konsum. Schließlich entdeckt er im Laufen die Antwort auf alle seine Fragen. Und auch hier gibt es kein Halten. Das MEHR ist Programm. Er ruft eine Challange ins Leben. Laufen für einen guten Zweck. Sein Sohn Sam erkrankte an Kinderrheuma, damals 2 Jahre alt. Er sammelt Geld für eine Studie. Im Juni 2017 läuft er zwei Wochen lang 700 Kilometer von Utrecht bis nach Karlsruhe mit seinen Gepäckziehwägelchen um den Bauch geschnallt. „Der Weg ist das Ziel, aber vom Ziel aus betrachtet, ist der Weg am Schönsten.

Im Rückblick, fing seine sein krasser MEHR-Virus bereits in seiner Jugend mit dem Skateboarden an.

Warum aber ist er so extrem in allen Dingen? Liegt der Auslöser in seiner Krebserkrankung in der Jugend? Hodenkrebs, war eine furchtbare Diagnose. Ich nehme ihn nicht ganz ab, dass für ihn wenige Monate nach der OP schon alles vergessen war. Die Ursache seine Drogenkarriere sieht er selbst in seiner Krebserkrankung. Das High durch die Schmerzmittel könnte ihn dahingehend getriggert haben.

Philipp Jordan ist vielen bekannt aus seinem Podcast „FatBoysRun“ den er zusammen mit Michael Arend betreibt. Ein sehr abwechslungsreicher Podcast, interessant nicht nur für Läufer.

Das Buch ist locker geschrieben, liest sich leicht und flüssig und ist trotz mancher ernsten Themen immer unterhaltsam.

Fazit: Unbedingt Lesen.

Bewertung vom 13.03.2020
Meier
Goerz, Tommie

Meier


ausgezeichnet

Toller Oberfranken-Krimi

Meine Meinung:
„Es ist erschreckend, wie die Tage ineinanderfließen und jede Kontur verlieren, wenn man nichts vor sich hat als eine Wand.“ Meier, unschuldig wegen Mord zu 12 Jahren Haft verurteilt, wird nach 10 Jahren wegen guter Führung entlassen. Die Zeit im Knast hat ihn geprägt. Meier hatte Zeit zum Nachdenken über Gerechtigkeit und Wiedergutmachung. Meier ist intelligent und er lernt. Im Knast lernt man Vielerlei, dass man sonst nirgendwo lernt.
Das erworbene Wissen setzt er auch sofort konsequent ein. Er geht dabei sehr sorgfältig und überlegt vor. Meier ist ein sympathischer Protagonist. Deshalb drückte ich ihn von Anfang an die Daumen, dass er damit durchkommen wird. Ob und wie ihm das gelungen ist, verrate ich hier nicht.
Der Autor schreibt gut lesbar und flüssig, zum Teil auch humorvoll. Die Kapitel sind kurz und knackig. Die Spannung ist durchgehend vorhanden. Ich war wirklich gespannt, wie das Ende aussieht. Die Schauplätze sind authentisch skizziert. Ich wohne in der Gegend. Das Buch beschreibt die fränkische Seele. Und die Menschen in dem kleinen Dorf kommen mir zumindest bekannt vor. Zum Glück leben in unserem kleinen Dorf nur nette Nachbarn, aber ich kenne diesen Schlag Menschen aus anderen Orten.
Fazit: Ein Oberfranken-Krimi nach meinem Geschmack. Tommie Goertz „Meier“ hat mich begeistert.

Bewertung vom 13.03.2020
Ich erwarte die Ankunft des Teufels
MacLane, Mary

Ich erwarte die Ankunft des Teufels


gut

Rebellion oder Narzissmus?

Meine Meinung:
Ich durfte die Autorin im Rahmen einer Leserunde kennenlernen. Mir war Name der Autorin bisher kein Begriff. Mary MacLane beschreibt in Tagebucheinträgen, die ca. vier Monate umspannen ihr Leben, ihre Gefühle, ihre leidenschaftliche Seele. Die neunzehnjährige lebte vor über Hundertjahren in einer kleinen Stadt in Montana.
Mary MacLane ist ein kluges, selbstbewusstes und sehr eigensinniges Mädchen. Eigentlich gleicht sie eher einem modernen Teenager, als dass sie in ihre Zeit passen würde. Sie will schockieren, provozieren, Ketten sprengen. Sie fühlt sich in einem Leben gefangen, dass sie langweilt. So schreibt sie, sie trägt den Keim eines intensiven Lebens ins sich.

Die Autorin einzuschätzen fällt mir schwer. Ist sie wirklich so, wie sie sich beschreibt? Ich vermute, es ist alles sehr überzogen. Oder ist sie tatsächlich die perfekte Narzisstin? Zweifellos ist es ein feministisches Buch einer rebellischen junge Frau.

Bewertung vom 10.03.2020
Nach Mattias
Zantingh, Peter

Nach Mattias


sehr gut

Spuren

Meine Meinung:
Schon das Cover hat mich angesprochen. Der minimalistische Stil vermittelt Trauer und Einsamkeit. Der Rücken der Schwimmerin liegt halb im Schatten und halb im Licht und das macht Hoffnung.

Ein leiser Roman über das Leben. Menschen treten in unser Leben, begleiten uns für eine Weile und hinterlassen Spuren. Spuren, die unter Umständen nicht mal sichtbar sind, dennoch verändert sich die Welt, denn alles hängt mit allem zusammen. Mich hat „Nach Mattias“ von Peter Zantingh sehr nachdenklich gestimmt. Die Geschichte um Mattias hat mich berührt. Der Autor schreibt schnörkellos und genau auf den Punkt. Die Sätze sind kurz und knackig. Es versucht nicht den Leser emotional zu beeinflussen. Sein Text spricht für sich.

Acht verschiedene Personen werden nacheinander näher beleuchtet. Alle Protagonisten haben Mattias gekannt, manche waren eng mit ihm befreundet oder waren Familienangehörige, andere kannten ihn nur flüchtig und dennoch sind ihre Leben miteinander durch Mattias verbunden. Der Leser bleibt zunächst im Unklaren wie Mattias ums Leben kam und genau das macht den Roman so spannend.

Es geht in diesem Roman nicht explizit um Trauer, oder Trauerbewältigung, auch andere Themen spielen mit rein, Beziehungen die sich auseinanderleben, Alkoholsucht, usw. Am Ende wartet der Autor mit einer Überraschung auf, die mich versöhnlich stimmt. Und ganz zum Schluss gibt es noch ein Interview mit dem Autor, in dem er seine Beweggründe offenbart.

Fazit: Ein wunderbar leiser Roman, der berührt.

Bewertung vom 01.03.2020
Milchmann
Burns, Anna

Milchmann


gut

Kein Buch für Jedermann

Inhalt:
Mit Milchmann legte Anna Burns das literarische Großereignis des vergangenen Jahres vor. Ein Roman über den unerschrockenen Kampf einer jungen Frau um ein selbstbestimmtes Leben – weltweit gefeiert und ausgezeichnet mit dem Man Booker Prize.

Eine junge Frau zieht ungewollt die Aufmerksamkeit eines mächtigen und erschreckend älteren Mannes auf sich, Milchmann. Es ist das Letzte, was sie will. Hier, in dieser namenlosen Stadt, erweckt man besser niemandes Interesse. Und so versucht sie, alle in ihrem Umfeld über ihre Begegnungen mit dem Mann im Unklaren zu lassen. Doch Milchmann ist hartnäckig. Und als der Mann ihrer älteren Schwester herausfindet, in welcher Klemme sie steckt, fangen die Leute an zu reden. Plötzlich gilt sie als »interessant« – etwas, das sie immer vermeiden wollte. Hier ist es gefährlich, interessant zu sein.

Meine Meinung:
Nach dem mich die Leseprobe richtig angefixt hatte, war ich sehr gespannt auf den „Milchmann“ von Anna Burns. Leider konnte mich das restliche Buch dann doch nicht begeistern.

Der Schreibstil ist tatsächlich außergewöhnlich, ja experimentell. Es gibt keine Namen, es gibt nur einen Milchmann, einen Schwager Drei, eine Älteste Schwester, einen Vielleicht-Freund, Irgendwer, McIrgendwas usw. Und das macht es für den Leser extrem schwer, sich an die Charaktere anzunähern. Als Schauplatz dachte ich zuerst an Israel, erst später wurde mir klar, dass wir hier im Nordirland der 70/80iger Jahre sind. Protestantische und katholische Gruppierungen in Nordirland radikalisierten sich. Gegenseitige Geisteshaltungen prallten aufeinander. Bürgerkriegsähnliche Zustände und Straßenkämpfe beherrschten den Alltag.

Die 18jährige Protagonistin erzählt ihre Geschichte fast emotionslos. Sie sucht nicht die Aufmerksamkeit, sie will nicht im Mittelpunkt stehen. Und doch gelingt es ihr nicht im Hintergrund zu bleiben. Mittelschwester, so wird die Protagonistin genannt, wächst als eines von zehn Geschwistern in einer katholischen Stadt in Nordirland auf. Die Menschen in der kleinen Stadt sind kleingeistig, stürzen sich auf Klatsch und Tratsch. Den liefert ihnen die Erzählerin ungewollt, nachdem ein älterer, verheirateter Mann ihr nachstellt.

Der Roman ist einesteils spannend, weil der Leser oft im Unklaren ist und versucht ist, alle Geheimnisse aufzudecken, auf der anderen Seite zieht sich die Geschichte endlos hin und ist oft quälend langweilig.

Fazit: Kein Buch für Jedermann. Vom Schreibstil her ungewöhnlich. Muss man mögen. Meinen Geschmack hat es definitiv nicht getroffen.

Bewertung vom 25.02.2020
Natürlich high
Kauffmann, Kyra;Kauffmann, Sascha

Natürlich high


ausgezeichnet

Glückshormone und Wohlbefinden
Inhalt:
Burnout, Depressionen, Antriebslosigkeit – viele der weit verbreiteten psychischen Probleme sind auf einen Mangel an den Neurotransmittern Serotonin, Dopamin, Noradrenalin und GABA zurückzuführen. Verantwortlich für die unzureichende Bildung dieser Glückshormone sind Ernährungsfehler, Bewegungsmangel und unnatürliche Lichtverhältnisse. Mit dem wissenschaftlich fundierten Selbsttest der Heilpraktiker Kyra und Sascha Kauffmann kann ein Botenstoffmangel bestimmt werden. Bestimmte Lebensstilveränderungen und Behandlungsmethoden helfen, die körpereigenen Hormone zu aktivieren, um dauerhaft Energie und Lebensfreude zurückzugewinnen.

Meine Meinung:
Auf so ein Buch habe ich schon lange gewartet!

Worum geht es in diesem Buch? Es geht darum, wie in unserem Gehirn durch biochemische Prozesse Glücksempfinden und Glücksgefühle entstehen. Die beiden Autoren Kyra und Sascha Kauffmann verraten uns, wie wir es erreichen, in einen Natürlichen-High-Zustand zurückzufinden und wie das für jeden von uns auch tatsächlich praktisch umzusetzen ist.

Tatsächlich leiden viele Menschen an einem Glückhormonmangel und greifen dann als letztem Strohhalm zu Psychopharmaka, die in die Biochemie des Gehirns eingreifen und die Emotionen verändern. Der Psychopillenmarkt boomt wie noch nie. Die Autoren raten dringend vom Griff zu Psychostimmulanzien ab, da die Gefahr der Entwicklung einer körperlichen Abhängigkeit besteht. Doch es gibt auch einen anderen Weg. Ohne Nebenwirkungen! Davon schreiben die beiden Heilpraktiker Kyra und Sascha Kauffmann. Das Buch ist übrigens auch für den Laien gut verständlich.

Ich habe „Natürlich high“ mit wachsendem Interesse gelesen und einiges ausgetestet. Und ich habe erfahren, welche Botenstoffe für meine Glückshormone verantwortlich sind.
Serotonin Es macht gute Laune, Optimismus und ein gesundes Selbstbewusstsein
Dopamin Es ist verantwortlich für den Entdeckerdrang, erhöht die Wahrnehmungsfähigkeit und Aufmerksamkeit
Noradrenalin Es produziert Durchhaltevermögen, Konzentration, Energie und ein gutes Gedächtnis
GABA (Gamma-Amino-Buttersäure) Es sorgt für Entspannung, guten Schlaf und Mut.

Außerdem empfehlen die Autoren die Low-Carb-Ernährung als optimale Ernährungsform. Unverständlich, dass die DGE immer noch High-Carb_Ernährung favorisiert und nicht auf die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse entsprechend reagiert, und dass vor dem Hintergrund einer starken Zunahme von krankhaftem Übergewicht und Diabetes Typ II und das auch schon bei Kindern.

Überrascht hat mich, die Wichtigkeit einer ausreichende Jodversorgung. Ich fürchte, da bin ich, wie die meisten Menschen, schlicht unterversorgt. Die Verwendung von jodiertem Speisesalz ist für die Abdeckung des täglichen Bedarfs völlig unzureichend. Auch von Folatmangel hatte ich bis lang noch nie was gehört. Dabei gilt Folatmangel schon lange als Risikofaktor für Depressionen. Die Autoren schreiben, dass Folat entscheiden für den Dopamin-, Noradrenalin- und Serotoninaufbau entscheidend ist. Und genau diese Botenstoffe sind ja für unser Wohlbefinden verantwortlich.

Und das ist noch lange nicht alles, es geht auch um Stress, um Bewegung, um unsere Mitochondrien, Vitamin D, verschiedene Unverträglichkeiten. Also einfach lesen!!!

Es gibt in dem Buch übrigens auch einen Selbsttest. Und sehr anschauliche Listen zu den einzelnen Glückhormonnährstoffen. Auch das 8 Wochen-Programm ist unbedingt zu empfehlen.

Ein absolut tolles Nachschlagewerk. Aber wie bei allem, sollte man nicht leichthin alles schlucken. Man sollte vor allem seinen Körper beobachten, brauche ich das wirklich, tut es mir gut. Das ist entscheidend und zugleich mein Rat.

Fazit: Ich kann „Natürlich high“ uneingeschränkt empfehlen. Ich werde es immer mal wieder zur Hand nehmen und nachlesen.

6 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.02.2020
Feuerland
Engman, Pascal

Feuerland


ausgezeichnet

Unvorstellbare Verbrechen

Meine Meinung:
Der Autor, war früher Journalist. Mit seinem Thrillerdebüt „Der Patriot“ hat er sich bereits einen Namen gemacht. Ich habe diesen hochbrisanten Thriller erst kürzlich als Hörbuch atemlos gelauscht. Nun legt der Autor mit „Feuerland“ den Auftaktband zu einer Kriminalreihe um die Kommissarin Vanessa Frank vor. Und wie zuvor schon „Der Patriot“ spielt auch „Feuerland“ in Schweden und Chile.

Pascal Engman pflegt einen gut lesbaren Stil, mit kurzen knackigen Kapiteln, die oft mit einem Cliffhanger enden. Insgesamt gliedert sich das Buch in 11 Teile. An Spannung war dieser Thriller nicht zu überbieten. Der Autor packt auch in diesem Thriller heiße Eisen an. Das harte Schicksal der Straßen- und Flüchtlingskinder in Verbindung mit der Organmafia lässt dem Leser den Atmen stocken.

Die Hauptprotagonisten Vanessa und Nicolas sind authentisch dargestellt und kommen sympathisch rüber. Amüsiert hat mich die Szene, in der Vanessa ihrer Psychotherapeutin gegenübersitzt. Da musste ich tatsächlich ganz breit Grinsen. Aber zum Lachen ist dieser Thriller absolut nicht. Gut gezeichnet ist auch der Chilene Carlos, dieser widerwärtige, großkotzige Möchtegern-Herr-und-Gebieter, der sich herausnimmt, mit Menschen zu verfahren, wie es ihm passt.

Natürlich handelt es sich um eine fiktive Geschichte, die aber jederzeit so geschehen sein könnte. Das ist das Erschreckende. Denn machen wir uns nichts vor, Organhandel ist grausige Realität. Und was sich in der Colonia Dignidad, vor allem während der Pinochet-Diktatur hinter abgeschotteten Mauern abgespielt hat, kann jeder nachlesen. Und schon Paul Schäfer, der Gründer der Colonia, entführte Kinder aus Deutschland und Österreich unter der Vorgabe einer Chorfreizeit nach Chile. Die zurückgebliebenen Eltern bemühten sich damals erfolglos, ihre Kinder wieder nach Hause zu holen.

Fazit: Atemlose Spannung, aber nichts für schwache Nerven.

Bewertung vom 13.02.2020
Long Bright River
Moore, Liz

Long Bright River


ausgezeichnet

Meine Meinung:
Die Autorin Liz Moore war zunächst Musikerin in New York, anschließend begann sie zu Schreiben. „Long Bright River“ ist ihr vierter Roman, jedoch der erste, der ins Deutsche übersetzt wurde. Sie lebt mit ihrer Familie in Philadelphia, und genau dort spielt auch der Roman.

„Long Bright River“ ist ein beeindruckender Roman, der sich schwer in ein Genre einordnen lässt. Teilweise ein Krimi, erzählt er doch gleichzeitig die Geschichte einer zutiefst verwundeten Familie, zudem zeichnet er ein detailliertes Bild vom tristen Leben in den Straßen von Philadelphias berüchtigten Stadtteil Kensingthon, von Drogen, Prostitution und Kriminalität. Tatsächlich nennt man die Kensingthon Aveneu den größten Open-Air-Narkotika-Markt der Ostküste.

Der Schreibstil ist total schön. Die Sprache bewegt sich durchgehend auf hohem Niveau. Liz Moore schreibt intensiv und einfühlsam. Die Personen sind authentisch beschrieben. Ich mochte Mickey und ich mochte auch ihre Schwester Kacey. Ich habe mit beiden gelitten. Was war der Grund für ihr Zerwürfnis? Erst nach und nach erfährt der Leser die dramatische Familiengeheimnisse.

Auf Seite 106 gesteht sich Mickey ein: „Ich drücke mich vor Dingen, die ich mir nicht eingestehen will, wende mich vor allem ab, was ein peinliches Licht auf mich werfen könnte, lauf davor weg, statt mich zu stellen.“

Mickey will nicht, dass alle über sie Bescheid wissen. Sie ist bemüht, ihre Geheimnisse zu bewahren. Sie erweckt gerne den Eindruck, dass es ihr in jeder Hinsicht gut geht, dass sie alles im Griff hat. Uns so schämt sich vor ihrer ehemaligen Lehrerin Ms Powell, die sie zufällig im Supermarkt trifft, dafür, dass sie Streifenpolizistin geworden ist..

Früher war Kacey die fröhliche, schlagfertige kleine Schwester, immer auf Trab, mit überbordender Energie. Was ist geschehen, wie vollzog sich der Wandel, dass sie in eine Welt der Dämmerung abdriftete. In ihrer Jugend waren beide Verbündete. Später hat Mickey Kacey oft dem Tode nahe gesehen. Darunter leidet Mickey, es zerreißt sie innerlich. Erst nachdem der Kontakt zu Kacey abbrach, verbesserte sich Mickeys Leben schlagartig.

Trotzdem sorgt sich Mickey weiter um die kleine Schwester. Die Befürchtung, als die erste Tote in der Kensingthon Avenue gefunden wird, es könnte ihre Schwester sein, ist unvorstellbar hart.

Der Roman bewegt sich zwischen Hoffnung und Hoffnungslosigkeit. Das Milieu ist ungeschönt gezeichnet. Liz Moore malt schonungslos intensive Genrebilder von Drogensumpf und Kriminalität und legt damit den Finger in eine offene Wunde.

Fazit: Ein großartiger Roman, der den Leser nicht kalt lässt. Mich hat er zu tiefst berührt.