Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
solveig

Bewertungen

Insgesamt 471 Bewertungen
Bewertung vom 17.05.2019
Düsternbrook
Milberg, Axel

Düsternbrook


sehr gut

Spaß am Fabulieren

Mit dem Wahlspruch seiner Mutter „Wir sind was Besseres“ wird Axel in Düsternbrook, einem vornehmen Villenviertel Kiels, groß. Er wächst behütet als Sohn eines Anwalts und einer Ärztin auf und genießt das Privileg, die Gelehrtenschule besuchen zu dürfen, natürlich gehören auch Klavier- und Tennisunterricht mit zur standesgemäßen Erziehung. Doch je älter er wird, desto enger erscheint ihm „das überschaubare Karussell“ der Kieler Idylle. Er packt seine Sachen und zieht möglichst weit fort, nach München, wo sein Leben schließlich ganz neue Impulse erfährt.
Düsternbrook ist konzipiert als Roman mit autobiografischen Zügen. In kurzen Kapiteln und leicht zu lesender Sprache schildert Milberg Ereignisse aus Kindheit und Jugend seines Alter Ego Axel, beginnend in den 1960er Jahren. Wirken seine Schilderungen zu Beginn der Geschichte wie die aus einem größeren Zusammenhang entnommenen Erinnerungsdetails eines kleinen Kindes, erscheinen sie später mit zunehmendem Alter des Jungen ausführlicher und intellektueller. Mit reichlich trockenem Humor und Ironie kommentiert Axel Milberg Familienmitglieder, Lehrer und Mitschüler und lässt entsprechend zeitgenössisches Flair mit einfließen. Dass die Stadt seiner Kindheit jedoch nicht nur Schauplatz idyllischen Lebens ist, sondern versteckt auch hier Böses lauert, klingt in vereinzelten Kapiteln an, die der Autor - für mein Empfinden - präziser hätte ausführen können.
Locker und lebendig geschrieben, ist Düsternbrook eine unterhaltsame Lektüre für „zwischendurch“ , bei der dem Autor und Schauspieler die Lust am Fabulieren durchaus anzumerken ist.

Bewertung vom 16.05.2019
Bell und Harry
Gardam, Jane

Bell und Harry


sehr gut

Ein Roman der leisen Töne

Zwei ganz unterschiedliche Familien lernen sich in den Yorkshire Dales kennen und achten. Die Teesdales leben schon seit Generationen hier als Farmer und vermieten der Londoner Großstadtfamilie Bateman für die Ferien Light House, ein altes Bauernhaus. Farmerssohn Bell ist gerade acht Jahre alt, als er den jüngsten Sohn der Batemans kennenlernt. Harry geht zu dieser Zeit noch nicht zur Schule, doch nach und nach freunden sich die beiden Jungen an.
In ihrer ruhigen, gleichmäßigen Art schildert Jane Gardam die Ereignisse während der Ferienzeit, die manchmal in recht riskante Unternehmungen der Freunde münden.
Sie gibt die friedliche Urlaubsstimmung wieder, und es gelingt ihr mühelos, die Atmosphäre der stillen Landschaft der Yorkshire Dales zu beschwören, in der natürlich auch während der Sommerzeit die landwirtschaftlichen Arbeiten der Ortsansässigen nicht ruhen. Warmherzig und mit viel Humor erzählt sie, wie sich von Jahr zu Jahr die Freundschaft zwischen Bell und Harry vertieft, obwohl sie unter völlig unterschiedlichen familiären und sozialen Bedingungen aufwachsen. Ganz sachte wird der Leser mit dem Fortschreiten der Zeit konfrontiert; am Ende des Romans zeigt sich, wie sehr beide Protagonisten einander auch als Erwachsene noch verbunden sind. Gardam versteht es einmalig, alltägliche Vorkommnisse in eine bildhafte Sprache zu fassen und Stimmungen sehr eindrücklich weiter zu geben. „Bell und Harry“ ist ein stiller, unprätentiöser Roman, sehr empfehlenswert für Leser, welche die leisen Töne zu schätzen wissen.

Bewertung vom 16.05.2019
Die Spur der Toten / Witchmark Bd.1
Polk, C. L.

Die Spur der Toten / Witchmark Bd.1


gut

Eine düstere Welt

Ein sterbender Journalist, der behauptet, vergiftet worden zu sein; verwundete Soldaten in einem Veteranenhospital, in deren Körpern sich etwas Bedrohliches ausbreitet - Dr. Miles Singer steht vor einigen Rätseln. Im Verlauf seiner Nachforschungen erkennt er jedoch, dass es Zusammenhänge zwischen diesen Geschehnissen geben muss. Unterstützung erfährt er von Seiten des gutaussehenden, mit magischen Kräften versehenen Amaranthinen Tristan, der ebenfalls eine Mission zu erfüllen hat. Als Miles, selbst mit besonderen Fähigkeiten begabt, schließlich glaubt, dem Geheimnis auf der Spur zu sein, gerät er in Lebensgefahr; denn er hat mächtige Gegenspieler.
In ihrem Romandebüt entwirft die Autorin das Bild eines etwas düster wirkenden Fantasiereiches, das einer englischen Stadt des ausgehenden 19., beginnenden 20. Jahrhunderts ähnelt. In flüssigem, gut und leicht zu lesendem Stil schildert sie Aelands Bevölkerung. Die Aufteilung der Klassengesellschaft in Arm und Reich, fast rechtlose, ausgebeutete Hexen und privilegierte Zauberer, an deren Spitze eine Königin regiert, erscheint allerdings recht schlicht. Neben Themen wie Familienkonflikte, Freundschaft, Liebe oder Verrat werden auch Macht(missbrauch) und Kriegsneurosen angesprochen - zahlreiche und komplexe Probleme, eigentlich zuviele, um sie intensiver ausleuchten zu können. Da bleibt für meinen Geschmack die Umsetzung doch recht oberflächlich und vage. Ebenso blass wirken die Charaktere auf mich; einzig der Protagonist selbst erscheint plastischer. Die Spannung im Handlungsablauf wird zwar meist beibehalten, zumindest am Anfang aber immer wieder einmal unterbrochen, da (für mich als Leserin) unerklärliche und von der Autorin erst viel später erklärte Begriffe sehr verwirrend wirken. Dabei ist Polks Idee zu „Witchmark“ eigentlich ganz originell; vielleicht gelingt es ihr in der Fortsetzung des Romans, sie „runder“ auszuarbeiten.

Bewertung vom 06.05.2019
Franken, m. 1 Karte
Nestmeyer, Ralf

Franken, m. 1 Karte


ausgezeichnet

Ein Fünfsterne-Reiseführer

Gemütliche Fachwerkstädtchen, romantische Burgen und guter Wein sind wohl die wichtigsten Attribute, die der Reisende mit der Region Franken verbindet. Doch es gibt noch viel mehr zu entdecken, wie wir in Ralf Nestmeyers neuem, umfangreichen Reiseführer erfahren. Einen klaren ersten Überblick über das ganze Territorium gibt bereits die Gebietskarte, die auf der Innenseite des ausklappbaren Buchdeckels abgedruckt ist; eine Extra-Faltkarte steckt im hinteren Buchdeckel. Ein sehr ausführliches Inhaltsverzeichnis, systematisch aufgebaut, führt den Leser schnell an die gesuchte Stelle.
Neben anschaulichen Beschreibungen der einzelnen Orte und ihrer Sehenswürdigkeiten gibt der Autor auch viele Hinweise für Individualreisende zu Übernachtungsmöglichkeiten und Restaurants, wobei Stadtpläne Orientierungshilfen bieten. Auf seine sachliche, aber auch humorvolle Art erzählt Nestmeyer einiges über die historischen Hintergründe der jeweiligen Städte und Städtchen. Als „Franken im Kasten“ werden interessante Zusatzinformationen, kuriose Begebenheiten, ortstypische Legenden oder politische Begebenheiten farbig hervorgehoben. Zahlreiche attraktive Fotografien geben zusätzlich eindrucksvolle Ansichten wieder und laden zum Entdecken ein. Allgemeines von A bis Z und ein kurzer Abriss über Frankens Geologie, Geschichte, Kultur und natürlich der fränkischen Küche sind im Anschluss an die Ortsbeschreibungen im farblich abgesetzten Teil des Buches zu finden. Es ist an alles gedacht; kurz: ein Fünfsterne-Reiseführer, der es in sich hat - auf mehr als 500 Seiten bietet er dem Individualreisenden alles, was er zu einem gelungenen Urlaub braucht.
„Reisen ist fatal für Vorurteile, Bigotterie und Engstirnigkeit,“ erklärte einst Mark Twain - und unternahm zahlreiche Reisen nach Deutschland, übrigens auch in die fränkische Region.

Bewertung vom 29.04.2019
Spiel des Lebens
Roberts, Alice

Spiel des Lebens


ausgezeichnet

„Wir sind alle miteinander verbunden und voneinander abhängig“

Hühner und Hunde, Weizen und Kartoffeln - wir sehen sie ganz selbstverständlich als Bestandteile unseres alltäglichen Lebens. Aber denkt man einmal genauer darüber nach, so tauchen doch eine ganze Menge Fragen auf: Wie kam der Mensch überhaupt zum Hund - oder der Hund zum Menschen? Wie hat sich wilder Weizen in die reich tragenden Ähren gewandelt, die wir heute kennen? Wann und wo begannen Menschen, sesshaft zu werden?
Es sind spannende Fragen, denen Alice Roberts in ihrem Buch nachgeht. Frisch und humorvoll nimmt sie den Leser mit auf Spurensuche nach den Ursprüngen unserer heutigen Haustiere Hund, Pferd, Rind, Huhn und der wichtigsten Lebensmittel, Weizen, Kartoffeln, Mais, Reis und Äpfel. Gut verständlich führt sie uns in die vielfältige Art der Altertumsforschung ein. Es wird schnell deutlich, dass nur mittels Zusammenarbeit von Archäologie, Botanik und moderner Genetik ein Bild früher Lebensformen erstellt werden kann. Roberts, selbst als Anthropologin und Paläopathologin tätig, trägt Stück für Stück die aktuellen Erkenntnisse der Wissenschaft zusammen und gibt (auch für den interessierten Laien) gut verständliche Antworten. Dabei hebt sie hervor, dass das „Zähmen“ oder die Domestikation von Pflanzen und Tieren auch Veränderungen beim Menschen bewirkt hat; so hat sich etwa durch das Milchtrinken eine Laktosetoleranz entwickelt. „Wir sind alle miteinander verbunden und voneinander abhängig“ schreibt die Autorin. Das letzte Kapitel ist folgerichtig der „Zähmung“ des Menschen selbst vorbehalten. Wie passte er sich einer ständig wachsenden und auf engerem Raum lebenden Bevölkerung an?
In ihren Ausführungen spricht Roberts auch das Welthungerproblem an, warnt jedoch gleichzeitig eindringlich vor den Risiken moderner intensiver Landwirtschaft und der Zerstörung der Wildnis. Sie betont die Verantwortung des Menschen gegenüber der Natur, deren untrennbarer Teil er ist, und hält es für unabdingbar, „diese wechselseitigen Beziehungen zu akzeptieren, mit der Wildnis zusammen zu gedeihen und sie nicht immer zu bekämpfen.“

Bewertung vom 29.04.2019
Magische Cupcakes aller Art / Cassandra Carper Bd.1
Herbst, Mona

Magische Cupcakes aller Art / Cassandra Carper Bd.1


sehr gut

Magische Welt

Emmas Alltag in London gestaltet sich nicht so fröhlich und leicht wie er für ein Kind eigentlich sein sollte. Ihre Eltern sind viel unterwegs und haben kaum Zeit für sie; in der Schule wird sie von einigen Jungen gemobbt und verfolgt; Freunde hat sie (noch) nicht. Doch alles ändert sich, als sie eines Tages auf der Flucht vor den Clark-Brüdern in Cassandra Carpers Cupcake-Café stolpert - und mitten hinein in ein magisches, gefährliches Abenteuer…
Mit flottem, lockeren Stil bezieht die Autorin junge Leser ab 10 Jahren in Emmas etwas tristes Alltagsleben ein und lässt sie gemeinsam mit der jungen Protagonistin unglaubliche Ereignisse erleben. Dabei steigern überraschende Wendungen immer wieder die Spannung.
Mona Herbst schneidet in ihrem Roman etliche Themen an, die Kinder in diesem Lesealter beschäftigen: da ist zum einen der Schulalltag (inklusive Mobbing), auch die Probleme eines Einzelkindes, dessen Eltern hauptsächlich ihre Karriere verfolgen und kaum Zeit haben, werden angesprochen. Eine besondere Stellung nehmen die Themen Freundschaft und Zusammenhalt ein, die sowohl Kindern als auch Erwachsenen die Kraft verleihen, Ängste und Probleme zu überwinden. Und es steckt ganz viel Zauberei in der Geschichte. All diese Bereiche verwebt die Autorin zu einem richtig spannenden Roman, in dem sich Realität und Magie lebhaft vermischen. Passende kleine Vignetten der Kinderbuchillustratorin Dagmar Henze verschönern liebevoll die Kapitelanfänge und umrahmen die Seitenzahlen.
Schwarze und weiße Magie, gute und böse Hexen und Zauberer in einer fortschrittlichen Stadt wie London und die Abenteuer eines mutigen Mädchens - welch ein Vergnügen, in dieses moderne Märchen einzutauchen!

Bewertung vom 28.04.2019
Das Kino des Lebens
Liao, Jimmy

Das Kino des Lebens


ausgezeichnet

Bildgewaltig


Ein ganzes Leben in nur wenigen Sätzen beschreiben, aber bildgewaltig darstellen - das schafft Jimmy Liao in seinem Buch „Das Kino des Lebens“.
Kurz, ohne sich in ausschweifenden Erläuterungen oder gar Selbstmitleid zu verlieren, schildert die Protagonistin die wichtigsten Abläufe in ihrem Leben. Wir erfahren, warum der Gang ins Filmtheater bereits dem kleinen Mädchen als Flucht aus der Realität dient und stets eine liebgewonnene Gewohnheit bleibt. Kinosaal, diverse Filme und Anspielungen auf Schauspielgrößen bieten Ablenkung von ihrem Alltag. Während sie sachlich von den schönen und schlimmen Ereignissen erzählt, die ihr passiert sind, sorgen Liaos Illustrationen dafür, dass sich vor den Augen des Lesers/Betrachters ein kompletter Film abspielt. Seine großformatigen Bilder gehen weit über das einfache Illustrieren einer Geschichte hinaus. Ausdrucksstark und detailreich stellen sie dar, was in Worten nur angedeutet wird. In teilweise surrealen Szenarien werden die Gedanken und Gefühle seiner Charaktere eindrücklich wiedergegeben.
Ob Kino als zeitweiliger Zufluchtsort aufgesucht wird oder tatsächlich Flucht aus der Realität bedeutet - Jimmy Liaos Bilder sind äußerst intensiv und hinterlassen eine außerordentlich beeindruckende Wirkung. Auch lässt der Künstler Raum für eigene Interpretationen: spielt sich im Kino das Leben ab? Oder gleicht unser Leben einem Kinofilm?

Bewertung vom 14.04.2019
Milchzähne
Bukowski, Helene

Milchzähne


sehr gut

Ein ambitioniertes Romandebut

Hoffnung auf ein neues Leben jenseits des Meeres hält Skalde in Bewegung. Die Wartezeit bis zur Flucht nutzt sie, indem sie einen Bericht über ihr bisheriges Leben schreibt: „Mithilfe der Notizen will ich das, was passiert ist, in die richtige Reihenfolge bringen. Ich werde erzählen, wie ich es erlebt habe, denn es soll meine Geschichte sein.“
Bruchstückhafte Erinnerungen an Kindheitstage geben das Aufwachsen Skaldes bei ihrer Mutter wieder. Sie gehen über in die Schilderung, wie sich ihr Verhältnis zu anderen Bewohnern ihrer Umgebung gestaltet und sich mit dem Älterwerden ihre Beziehung zur Mutter verändert, bis sie schließlich die Verantwortung für ein kleines Mädchen übernimmt, das allein und fremd durch die Gegend irrt. Über allem schwebt eine überaus bedrohliche Atmosphäre; ein zunehmend lebensfeindliches Klima schürt Angst und Egoismus der Menschen, es herrscht eine bedrückende, abergläubische Stimmung.
Die Erzählung erweist sich als so fragmentarisch wie Skaldes Notizzettel und ihre Erinnerungen. Vieles erscheint vage und diffus, doch zugleich schafft es Bukowski mit ihrem prägnanten Schreibstil, dass der Leser deutlich Landschaft und Menschen vor Augen hat. Ihre ehrliche, zuweilen drastische Ausdruckweise gibt einen unverstellten Einblick in die Gedanken- und Gefühlswelt des Mädchens Skalde. Es sind mehrere Themen, die Helene Bukowski in ihrem Debutroman verarbeitet: da gibt es zum einen Beziehungsprobleme, zwischen Mutter und Tochter, aber auch innerhalb einer kleinen Dorfgemeinschaft; zum anderen die Angst und Ablehnung vor allen Fremden und Andersartigen und deren Ausgrenzung; ein Klimawandel und erschwerte Lebensbedingungen … und natürlich die Bedeutung, die Skalde den im Titel erwähnten Milchzähnen zumisst. Auf Zeit- und Ortdetails verzichtet die Autorin bewusst und überlässt es ihren Lesern zu spekulieren und den Roman für sich selbst zu interpretieren.

Bewertung vom 12.04.2019
Die Angehörigen
Dion, Katharine

Die Angehörigen


sehr gut

Nachdenklich

Neunundvierzig Ehejahre haben Gene und Maida gemeinsam verbracht. Nun ist sie tot, und Gene findet sich mit einer Flut verwirrender Gefühle konfrontiert. Anlässlich der Trauerfeier, die für Maida stattfindet und für die er eine Ansprache halten soll, ist Gene gezwungen, sich intensiv mit dem Wesen seiner Frau und ihrer ehelichen Beziehung auseinanderzusetzen. Was anderen Rednern wie etwa Genes Tochter Dary oder den Freundinnen seiner Frau anscheinend leicht fällt, bereitet ihm Kopfzerbrechen. Was kennzeichnet seine Verbindung zu Maida? Wie gut kannte er seine Frau, wie war sie wirklich?
Katherine Dion schildert Trauerbewältigung in all ihren Facetten. Aus Genes Perspektive rollt sie ein ganzes Leben auf; die Erinnerungen des Protagonisten formen sich nach und nach zu dem (eigentlich alltäglichen und doch immer individuellen) Bild von zwei Menschen, die heiraten, ein Kind großziehen, etwas aufbauen, gemeinsam alt werden. Erweitert wird dieser Rahmen durch den Aspekt der intensiven Freundschaft zu einem anderen Paar, symbolisiert durch ein einsam gelegenes Ferienhaus am See. Eindrucksvoll lässt Dion ein Lebensbild entstehen, das geprägt ist durch Interaktionen und Wechselbeziehungen, wie wir alle sie kennen, Zugehörigkeiten zu diversen Personen und Abhängigkeiten - weshalb ich den Originaltitel „The Dependents“ dem deutschen „Die Angehörigen“ vorziehe; denn die Bedeutungsskala des englischen Wortes ist wesentlich umfassender.
Katherine Dion schreibt unprätentiös, teilweise spröde. Sie fordert die volle Konzentration des Lesers und richtet den Blick auf die Fragen Was bedeutet eigentlich Glück? Wie sieht ein sinnvolles Leben aus? Es ist ein Roman, der ganz sicher nicht einfach unterhält, sondern Denkarbeit erfordert und tatsächlich nachhaltig wirkt.

Bewertung vom 07.03.2019
Schwarz wie Erde / Vanitas Bd.1
Poznanski, Ursula

Schwarz wie Erde / Vanitas Bd.1


sehr gut

Packender Serienstart

Im wahren Sinn des Wortes kommuniziert Caro mit Robert, ihrem Verbindungsmann beim LKA, durch die Blume. Lebenswichtige Botschaften oder Warnungen erreichen sie per Blumensprache. Nur ungern gibt sie auf Roberts Drängen hin ihr zurückgezogenes Leben in Wien auf, um in München eine Undercoverrolle anzunehmen.Was zunächst recht harmloser Natur zu sein scheint, erweist sich jedoch sehr bald als todbringend und gefährlich…
Sehr eindringlich versteht es Ursula Poznanski, die allgegenwärtige Angst ihrer Protagonistin wiederzugeben. Da die Autorin Caro selbst erzählen lässt, ist der Leser gewissermaßen dicht am Geschehen und hautnah mit Caro verbunden, obwohl er zunächst nicht viel über sie erfährt, nicht einmal ihren wirklichen Namen. Packend schildert Poznanski die Situationen und Gefahren, in denen sich ihre Heldin bewähren muss. Das Thema „Vanitas“, das bereits effektvoll das Buchcover ziert, durchzieht den Roman in vielen Facetten: Lüge, Vergänglichkeit, leerer Schein, Tod.
Nach und nach hebt Poznanski ein wenig den Schleier an, der über Caros Vergangenheit liegt, gestattet dem Leser einen kurzen Blick - nur um weitere drängende Fragen offen zu lassen. Kein Wunder, denn „Vanitas“ ist als Serie angelegt. Und so endet dieser Roman denn auch konsequenterweise mit einer mysteriösen Blumenbotschaft, und der Leser muss einstweilen seine eigenen Schlüsse ziehen…

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.