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Dunja Droske

Bewertungen

Insgesamt 198 Bewertungen
Bewertung vom 23.07.2022
Denk ich an Kiew
Litteken, Erin

Denk ich an Kiew


ausgezeichnet

Was für ein bewegendes Buch! Ich musste mich wirklich zwingen, es aus der Hand zu legen, sonst hätte ich es nicht verdauen können und in einer Nacht gelesen, egal wie spät es auch immer wäre. Die Geschichte erzeugt so einen Sog, dass es sehr schwierig ist, sich dem zu entziehen.
Die Geschichte wird in zwei Zeitsträngen erzählt: zum einen in den 1930- ziger Jahren in der Ukraine unter stalinistischem Terror - hier erlebt der Leser die Geschichte von Katja, Alina und ihrer Familie mit einigen Höhen und vielen Tiefen - und der zweiten Strang spielt in Amerika in den 2000- sender Jahre - Cassie und ihre Tochter Birdie, die erste gefühlsverarmt, weil ihr Mann gestorben ist und ihre Tochter (Birdie) seit dem Tod des Vaters verstummt, müssen / wollen Cassies Großmutter helfen, die immer mehr verwirrt ist, in ukrainischer Schrift Zettel schreibt, Vorräte hütet, sich vielleicht selbst gefährdet und allein nicht mehr in ihrem Zuhause zurechtkommt.
Auch wenn die Ukraine jetzt aktueller ist als alles, doch was zu Josef Wissarionowitsch Dschughasschwilis Zeiten geschehen ist - der Holodomor - ist Geschichte und schlimme Geschichte. Das Verhungern von Zehntausenden wird in dem Buch beschrieben, so dass ich mich nicht entziehen konnte. Alles wirkt noch Generationen weiter, die Angst vor - ja vor was? - hier findet jede/r Leser eine eigene Antwort. Und ich mag mir nicht ausdenken, wie aktuell solche Geschichten heute wieder sind, was die Ukraine und Russland betrifft.
Berührt hat mich auch das Vorwort der Autorin, die die Idee zum Buch hatte, bevor Putin in die Krim einfiel, dann Jahre brauchte, es zu schreiben und dann plötzlich die Geschichte sie überholte, der Krieg aktuell wurde, als das Buch fertig war. Was für eine Ironie, immer zu spät zu sein. Es ist für mich ein Highlight des Jahres und bewegend, traurig, gewaltig, herausfordernd, mutmachend und sowas von lesenswert!

Bewertung vom 22.07.2022
Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen / Ikonen ihrer Zeit Bd.7
Paulin, Claire

Blanche Monet und das Leuchten der Seerosen / Ikonen ihrer Zeit Bd.7


sehr gut

Wieder ein Buch aus der tollen Reihe - Ikonen ihrer Zeit, die ich so liebe. Das Cover ist wie alle dieser Reihe sehr schön gestaltet und passend zur Geschichte. Claire Paulin gelingt es, die Zeit um 1876 in Frankreich gut einzufangen und mit ihren Beschreibungen plastisch herüber zu bringen. Auch erfährt man fast nebenbei etwas über den großartigen Maler, Claude Monet und auch über das Malen ansich, was allein schon bemerkenswert ist. Der Schreibstil ist so flüssig, dass ich in den Roman gezogen wurde, ohne ihn aus der Hand legen zu wollen. Die Figuren wirken lebendig und die Geschichte könnte so gewesen sein. Die Autorin beschreibt am Ende, was wirklich und was Fiktion ist, was ich sehr interessant fand. Und die Geschichte über eine vergessene aber gleichzeitig einzigartige Frau - Blanche Monet - fand ich spannend bis zum Ende und empfehle das Buch deshalb sehr gerne weiter. Lesenswert.

Bewertung vom 22.07.2022
Die Ungerächten (eBook, ePUB)
Dützer, Volker

Die Ungerächten (eBook, ePUB)


gut

1947 die Welt liegt in Trümmern und hier versucht Hannah im Auftrag der Amerikaner Kriegsverbrechern auf die Spur zu kommen. In Pawel meint sie einen Gleichgesinnten zu haben, der wie sie ein Überlebender ist. Das Buch greift ein sehr spannendes Thema auf und ist dabei schonungslos deutlich. Während Hannah noch menschlich in ihrem Handeln bleibt, wird Pawel im Laufe Geschichte immer mehr vom Opfer zum Täter. So verständlich das Handeln vielleicht auch sein mag und die Geschehnisse ganz furchtbar waren, war für mich irgendwann der Zeitpunkt gekommen, indem ich mich von Pawel sehr distanziert habe und den Krimi nicht mehr als reinen Krimi lesen konnte. Ja, man kann das Buch gut lesen, aber als Highlightkrimi würde ich es nicht bezeichnen.

Bewertung vom 22.07.2022
Beifang
Simons, Martin

Beifang


gut

Die Geschichte kommt als Familiengeschichte oder als Suche nach den eigenen Wurzeln des Protagonisten Frank daher. Doch ist es eigentlich eine Geschichte über Gewalt - Eltern ihren Kindern gegenüber - den Kindern untereinander und dass über die Generationen hinweg. Sei es die rein körperliche Gewalt oder einfach die psychische, weil die Bedürfnisse der Kinder nicht gesehen werden/ gesehen werden wollen - sprich, man ignoriert sie weg und überlässt sie sich selbst. Dies Buch hätte damit eine Aufarbeitung werden können, aus der vielleicht wenigstens der Protagonist etwas lernt. Doch so trist wie schon das Cover des Buches ist - und somit passt es gut zu der Geschichte - so wenig lernt der Protagonist daraus und lacht und heult mit den Wölfen (sprich Familie) egal was auch geschieht. Ich hatte mir auf Grund des Klappentextes und des Anfangs des Buches einen anderen Gang der Ereignisse vorgestellt. So hat es für mich am Ende nur das Fazit: alles bleibt beim Alten. Schade, denn die Geschichte hat so viel Potential.

Bewertung vom 19.07.2022
Als uns die Welt zu Füßen lag
Einwohlt, Ilona

Als uns die Welt zu Füßen lag


ausgezeichnet

Norddeutschland 1931 Vicky flüchtet von ihrem zu Hause in die Großstadt nach Hamburg. Schon das tolle Cover zog hier meine Aufmerksamkeit auf sich - zwei Frauen, die vor der Kulisse Hamburgs tanzen - sehr charmant.
Die Zeit, in der Vicky beschließt, gegen alle Konventionen, ihren eigenen Weg zu gehen ist keine einfache Zeit - schon gar nicht für eigenwillige Frauen, die sich den Männern nicht beugen wollen. Das Leben in einer Großstadt hat so seine Tücken. Die Autorin schafft es, sehr anschaulich uns in das Innenleben der Protagonistin und auch in die damalige Zeit zu versetzten. Die Beschreibungen sind sehr plastisch und der Erzählstil flüssig. Dies Buch ist kein einfacher Familienroman, sondern eher ein Panorama der Zeit. Mir hat es viel Freude bereitet, diese Geschichte zu lesen. Gerne empfehle ich sie weiter.

Bewertung vom 18.07.2022
Die Hennakünstlerin / Jaipur Bd.1
Joshi, Alka

Die Hennakünstlerin / Jaipur Bd.1


sehr gut

Ein spannendes, flüssig geschriebenes Buch wie aus einer anderen Welt. Sehr schön, die erklärenden Begriffe am Ende des Buches, wie auch einige Rezepte zum Kochen und für Lakshmis Hennapaste. Bezeichnend finde ich, dass die Protagonistin den Namen einer indischen Göttin trägt. Gewöhnungsbedürftig aber deshalb auch sehr interessant mal über den eigenen Tellerrand zu blicken, ist das indische Kastensystem, welches zu der Zeit - in den 50 -ziger Jahren - eigentlich schon durchlässiger sein sollte, was aber in Wirklichkeit nicht stimmt. Lakshmi ist eine starke, eigenständige Frau, die allerdings ihre Herkunft verheimlichen muss, will sie nicht ihre reichen Kundinnen der indischen Oberschicht verprellen. Auch ist ein Buch über Familie und Familienbande, als plötzlich Lakshmis Schwester Radha den Schauplatz der Handlung betritt - wie es dann weitergeht? Das wird hier nicht verraten, doch das Buch ist sehr lesenswert und so nebenbei lernt man viel über die indische Kultur und Denkweise. Klasse!

Bewertung vom 15.07.2022
Mord am East River (eBook, ePUB)
Bowen, Rhys

Mord am East River (eBook, ePUB)


sehr gut

Molly Murphy hat inzwischen die Detektei von ihrem toten Vorgängers Paddy Reilly übernommen, was im New York um 1900 erstens nicht üblich und zweitens für eine Frau auch sehr explizite gesellschaftliche Konsequenzen hatte. Doch Molly schafft es mit viel irischer Sturheit, ihren Weg zu gehen, der mit allerlei Steinen gepflastert ist. Doch jetzt zu dem Krimi: dies ist der dritte Band einer Reihe, zwar lässt er sich unabhängig von den anderen Büchern lesen, doch ich finde die vielen kleinen Details, die immer auch Verweise sind, sehr schön und bereichernd. Molly hat ein Gespür die kleinen Ungereimtheiten bei den Mordfällen und weiß sie auch gegenüber der doch manchmal etwas behäbigen Polizei zu vertreten. Schön an den Geschichten um Molly finde ich, das bei ihr das Privatleben nicht zu kurz kommt und auf Grund der lebendigen Beschreibungen der Autorin konnte ich hier mitfiebern - ich bin gespannt, wie es dort weiter geht. Die Reihe ist empfehlenswert, wenn man Cosy-Crime mit einer sympathischen Protagonistin und gut aufgebaute Fälle mag.

Bewertung vom 13.07.2022
Gotteshand und Teufelsbiss
Ambrosius, Christine

Gotteshand und Teufelsbiss


ausgezeichnet

Mal wieder ein tolles Buch von Christine Ambrosius - sehr gut recherchiert und aus einer lang vergangenen Zeit. Dieses Mal aus dem Jahre 1691 aus der Kurstadt Dresden - eine Zeit der Hexenverfolgungen, Kräuterfrauen, fanatischen Priester und höfischen Intrigen. Hier prallen detailreich beschrieben und gut recherchiert zwei Welten - die der einfachen Leute und die des Hofes um den Kurfürsten Johann Georg III. aufeinander. Ein Dramatis Personae am Anfang des Buches gibt genau Auskunft über die historischen und die für die Geschichte unerlässlichen fiktiven Personen.
Das, was eigentlich eine (Liebes-) Geschichte zwischen der Kräutersammlerin Lena und dem Arzt Martin hätte sein können weitet sich aus zu einem Historienkrimi feinster Art und ganz 'nebenbei' ist es auch eine einfühlsame Geschichte über die Emanzipation von Frauen - Lena sowie ihre Mutter Sabina - in einer Zeit, in welcher solches Ansinnen im schlimmsten Fall auf dem Scheiterhaufen enden konnte.
Christine Ambrosius hat mir einmal mehr sehr spannende, nachdenkliche, traurige und vergnügliche Lesestunden beschert. Ein Buch mit einer klaren Leseempfehlung von mir.

Bewertung vom 27.06.2022
Fischers Frau
Kalisa, Karin

Fischers Frau


sehr gut

Ein großartiges Buch, aus dem man bestimmt drei hätte machen können. Schon das Cover ist beeindruckend in Grüntönen gehalten - so schön wie ein Teppich. Die Geschichte um die Faserarchäologin Mia und einen Teppich, den sie untersuchen soll wird begleitet von ihren privaten Rückblicken in ihre Kindheit auf einem Hof mit Kommune. Wegen Ängsten, die aus dieser Zeit resultieren ist Mia privat eher vorsichtig und so ist ihre Reise und die Suche nach der Frau, die besagten Teppich knüpfte auch eine Reise zu sich und zur Überwindung ihrer eigenen Vergangenheit.
Der Schreibstil ist bildgewaltig aber auch ein wenig gewöhnungsbedürftig. Manche Abschnitte musste ich mehrfach lesen, aber das tut der Tiefe des Buches keinen Abbruch. Die 'Auflösung' kommt dann bewegend daher und mir hat dieses Buch sehr gut gefallen, doch muss man sich darauf einlassen können.

Bewertung vom 27.06.2022
Ein Leben für das Glück der Kinder / Die Hafenärztin Bd.2
Engel, Henrike

Ein Leben für das Glück der Kinder / Die Hafenärztin Bd.2


ausgezeichnet

Toll, endlich der lang erwartete zweite Band um Anne Fitzpatrick, Helene Curtius und Berthold Rheydt! Ein Wieder sehen mit den alten Bekannten macht das Lesen und hinkommen in die Geschichte einfach. Diesmal geht es im Wesentlichen um die Auswanderer nach Amerika und die Auswandererhallen in Hamburg um 1911. Gekonnt wird von der Autorin Gesellschaftskritik mit der Kriminalgeschichte, mit Frauen- und Kinderrechten, sowie die gesundheitlichen Bedingungen zu der Zeit verknüpft. Das Cover hat Wiedererkennungswert, denn es gleicht dem des ersten Bandes. Der Schreibstil ist flüssig und die Figuren, sowie die Lebensumstände werden plastisch beschrieben - es entstehen Bilder im Kopf des Lesers und manchmal meinte ich auch die Gerüche in den dunklen Gassen riechen zu können. Angenehm ist es auch, bei den Hauptfiguren eine gewisse Weiterentwicklung feststellen zu können, die Lust auf den nächsten Teil macht, denn am Ende sind noch einige lose Fäden in deren Privatleben über.
Alles in allem ein absolut empfehlenswertes Buch - genauso toll, wie der erste Band!