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Benutzername: 
Elohym78
Wohnort: 
Horhausen

Bewertungen

Insgesamt 385 Bewertungen
Bewertung vom 26.08.2019
Die schönste und die traurigste aller Nächte
Gomyde, Maurício

Die schönste und die traurigste aller Nächte


ausgezeichnet

Als sich im Dezember 1997 die beiden Jugendlichen Amanda und Victor küssen, scheint ein Ruck durch die Zeit zu gehen. Das erst Mal verliebt empfindet zwar jeder als etwas besonderes, aber bei den beiden scheint es wirklich so zu sein. Doch ihnen war nur dieser eine Kuss vom Schicksal vergönnt. Amanda verlässt Brasilien und zieht nach Kenia. Victor bleibt allein zurück und seit dem gehen ihre Leben getrennte Wege und doch denken beide stets an den anderen.

Victor denkt, dass Amanda bei einem Bombenattentat ums Leben kam.

Amanda denkt, dass sie seelisch zu angeschlagen ist, um Victor gefallen zu können.

Schließlich greift das Schicksal ein weiteres Mal ein...

Das Cover zeigt Amanda bei Nacht. Sie ist nur als dunkler Schatten vor der Kulisse eines Meeres zu sehen. Sie steht erhöht und ich denke, es ist das Ausblick von einem Weingut. Es ist nicht klar zu erkennen, ob sie auf Victor blickt, oder doch eher verträumt ins Tal. Eins ist gewiss, das Bild spricht von Liebe, Zuversicht und vermittelt das Gefühl, dass am Ende alles gut ist. Ich finde es wunderschön zum Inhalt des Buches gewählt, da es irgendwie zu jeder Zustimmung passt.

Mauricio Gomyde hat mich eiskalt erwischt. Um ehrlich zu sein hatte mich das Cover nur mäßig angesprochen und auch der Klapptext entsprach nicht ganz meinem Geschmack, aber dann wurde ich von Gomydes Schreibstil nicht nur gefesselt, sondern er brachte eine Saite in mir zum Klingen. Mit viel Gefühl und auch Spannung schilderte er das Leben von Amanda und Victor, was unterschiedlicher nicht sein könnte. Während die eine von einer Tragödie schwer getroffen wird, macht der andere seinen Weg als Winzer. Und doch hängen beide noch aneinander, vom Schicksal zusammen geschmiedet; denn ihnen war bisher nur ein gemeinsamer Abend, ein gemeinsamer Kuss vergönnt, eh das Schicksal in all seiner Brutalität zuschlug.
Victor denkt, dass Amanda einem Bombenanschlag in ihrer neuen Heimat zum Opfer gefallen ist und sucht sie nicht. Voller Wehmut denkt er stets an seinen Verlust, kündet Amandas Kuss doch eine Veränderung an, die er bis heute nicht versteht. Ist Victor grenzenlos glücklich, springt er in der Zeit zurück; ist er zu Tode betrübt, reist er in die Zukunft. Deshalb versucht er, ein ruhiges und ausgeglichenes Leben ohne nennenswerte Höhen und Tiefen zu führen. Bis er nach fast zwanzig Jahren erfährt, dass Amanda noch lebt! Aber will sie ihn?

Amanda hingegen hat bei dem Bombenanschlag alles verloren: Vater, Mutter, Freundin und den Lebensmut. Sie ist am Ende, rutscht immer tiefer ab, durchlebt Depressionen und den schlimmsten Schmerz, den man sich vorstellen kann. Erst der smarte Politiker Juan, kann sie zurück ins Leben führen. Doch erst einmal auf den Weg gebracht, fragt Amanda sich, ob das wirklich schon alles war. Denn Juan will sie nur als nettes Accessor. Die Beziehung eskaliert, als Amanda ihre Wünsche in den Vordergrund stellt. Denn sie hat nach fast zwanzig Jahren Victor wieder gesehen. Aber will er sie?

Die Geschichte der beiden Liebenden hat mich so sehr berührt, dass mir einfach die Worte fehlen! Mal möchte ich sei packen, sie schütteln und anschreien, dass ei doch endlich den Mut aufbringen sollen, sich ihre Gefühle zu gestehen! Guckt doch einfach hin! Doch irgendwie ist es wie ein Tanz, ein Tango, voller Liebe, Lust, Schmerz und Hoffnung, der die beiden aufeinander zu und doch wieder voneinander wegtreibt. Mauricio Gomyde schildert dies so unfassbar schön und mit herzzerschmetternder Intensität, dass ich das Buch einfach nicht weg legen konnte. Zwei Menschen, die ohne den anderen einfach nicht komplett sind.

Mein Fazit
Tiefe Gefühle! Herzzerreißend schön! Ich liebe dieses Buch!

Bewertung vom 31.07.2019
Die Gärten von Monte Spina
Scriverius, Henrike

Die Gärten von Monte Spina


ausgezeichnet

Wie gelähmt ist Toni Andersen nach dem plötzlichen Tod ihres Ehemannes. Eine Zukunft hatten sich die beiden zwar nicht bis ins kleinste Detail ausgemalt, aber zusammen sollte es sein. Nun steht Toni allein da. Als Gärtnerin bewirtschaftet sie Beaulieu House von Mrs. Heligan. Zumindest so lange, bis diese ihr Louise Thorn vorstellt. Louise unterbreitet Toni ein unerwartetes Angebot: Sie soll den Garten von Monte Spina pflegen. Einer einsamen Insel, die von wenigen Menschen bewohnt wird und dem exzentrischen Max Bror gehört. Ruhe, Frieden und Einsamkeit garantiert. Toni nimmt den Job an und findet sich in einem Paradies wieder. Zumindest, was den Garten angeht.


Monte Spina - einsame Insel - Paradies und Zuhause für verletzte Seelen.

Dieses Bild zeigt auch das Cover dieses wundervollen Buches. Eine kleine Insel, vorgelagert vor Lanzarote mit einem Blumenmuster am Rand, das zum Träumen einlädt. Dazu tiefblaues Wasser, das lockt zum Verweilen und zum Heilen. Dieses Bild, zusammen mit dem Klapptext und der Leseprobe lockten mich zu dem Buch.

Monte Spina - einsame Insel - Paradies und Zuhause für verletzte Seelen.

Toni Andersen ist nach dem plötzlichen Tod ihres Mannes wie gelähmt. Der Schock sitzt tief und sie sieht wenig Zukunftsaussichten. Das Leben hat ihr übel mitgespielt und trotzdem verliert sie nicht den Mut. Sie steht jeden Morgen auf, arbeitet bis zum Umfallen und findet gefallen in ihrer Arbeit als Gärtnerin. Schafft sie es doch mit ihren Händen, Leben zu schaffen und zu bewahren. Doch Glück ist ihr fremd. Bis ihre verletzte Seele in Monte Spina zur Ruhe kommt. Langsam, ganz langsam beginnt die Wunde zu heilen und Toni kämpft sich aus ihrem persönlichen Albtraum hervor.

An ihrer Seite die Managerin Louise Thorn, die sie im Auftrag des Besitzers Max Bror auf die Insel holte. Louise ist der Paradiesvogel auf dem Eiland: Bunt, laut, flippig und sprüht vor Leben. Doch das diese nicht immer so war, zeigen die Narben auf ihren Handgelenken. Zudem überdecken die flippigen Klamotten und die lebensbejahende Art eine tiefe Traurigkeit.

Zusammengehalten wird das kleine Gebilde von der Hausdame Helen. Oder besser gesagt, der Herrscherin. Mit ihrer bestimmenden Art, hält sie die kleine Gruppe zusammen und gibt Halt und Kraft, wo es geht. Versucht einer auszubrechen, führt Helen sie durch unbeugsame Härte zurück auf den rechten Weg.

Und dann ist da natürlich noch der dunkle, bösartige Besitzer Max Bror. Was trägt er für Geheimnisse auf seiner Seele? Warum ist er stets bösartig, verletzend und gemein? Trotz oder gerade wegen seiner Art, fühlt sich Toni zu ihm hingezogen. So wie die anderen auch. Wie Motten das Licht; sie fliegen darauf zu und verbrennen.

Eins ist allen gemeinsam: Sie sind Einsam und finden Schutz, Trost und Halt auf Monte Spina.

Henrike Scriverius Schreibstil ist zum Niederknien schön! Die Verzweiflung von Toni nach dem Tod ihres Ehemannes trieb mir die Tränen in die Augen. Mir schnürte es die Kehle zu und mein Herz wurde schwer vor lauter Trauer. Als dann plötzlich die Hoffnung einzog - genannt Monte Spina - fühlte ich mich leichter und ein Blick in die Zukunft war möglich.
Mich hat die Autorin völlig überrumpelt mit ihren wunderbar gefühlvollen Worten. Es gibt Raum für Beschreibungen, Raum für Gefühl und Raum für Leben. Eine wahnsinnig interessante und berührende Mischung, die mich nicht so schnell los lassen wird. Ich habe gelacht und geweint, mich zu Tode geärgert, war verletzt, gekränkt und eingeschnappt, verliebt und trunken vor Leben. Kurz: Ich habe mit allen Personen gelebt und mich ihnen sehr verbunden gefühlt.

Mein Fazit
Ein absolutes Highlight-Buch! Bewegend schön und lebendig!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 23.07.2019
Sal
Kitson, Mick

Sal


sehr gut

Als Peppas zehnter Geburtstag bevorsteht, flieht ihre älter Schwester Sal mit ihr den Wald. Denn als Sal zehn wurde, begannen die Vergewaltigungen und der Missbrauch durch den Freund ihrer Mutter. Und dass er dies mit ihrer kleinen Schwester auch machen wird, kündigte er großspurig an. Sal sieht keine andere Möglichkeit, als Flucht. Von langer Hand geplant, scheinen die beiden Schwestern im Wald gut zurecht zukommen. Besser wird es sogar noch, als sie Ingrid kennenlernen und die Eigenbrödlerin sie mit in ihr kleines Camp nimmt.

Das Cover zeigt die beiden Schwestern Sal und Peppa auf ihrem Weg in ihre Zufluchtsstätte mitten im schottischen Wald. Sie überqueren einen Berghang und blicken in die Weit hinaus. Fast scheint es, dass sie sicher gehen wollen, dass sie weit genug von der Zivilisation entfernt sind; weit genug von Leid und Qual. Ich finde es gut zum Inhalt des Buches gewählt.

Mick Kitson hat mich zu tiefst erschüttert und berührt. Die Geschichte von den beiden Schwestern Sal und Peppa ist nicht nur traurig und bewegend, sondern kündet auch von unbändigem Mut und der Liebe zwischen Schwestern. Ich fand es bewegend zu lesen, was ein dreizehnjähriges Mädchen auf sich nimmt, um die kleine Schwester vor den Grausamkeiten des Freundes der Mutter zu schützen. Statt sich Hilfe zu holen, versucht sie es lieber allein und liest Überlebensbücher, sieht sich entsprechende Videos im Internet an und plant ihre Flucht. Denn wer kann bei staatlicher Hilfe schon darauf vertrauen, dass die Geschwister zusammen bleiben dürfen, wenn ihnen dies von allen Seiten eingetrichtert wird? Sal sucht ihr Heil in der Flucht und ihre kleine Schwester Peppa vertraut ihr grenzenlos und folgt ihr in die Wildnis. Kennt Peppa es doch nicht anders, als von Sal umsorgt zu werden, da die Mutter Alkoholikerin ist und ihr Freund nur mit Gewalt gegen die Familie glänzen kann. Und Sal kennt kein anderes Leben, als sich um ihre kleine Schwester zu kümmern und zu sorgen.

Ich bewundere sie grenzenlos dafür und denke, dass dies leider nur allzu oft grausame Realität ist. Kitson wertet nicht, sondern schildert die Umstände des Missbrauchs und der Vernachlässigung aus der Sicht der beiden Kinder und wie sie damit umgehen. Sie stellen keine Fragen, sondern kennen keine andere Realität als diese. Sie haben keine Selbstzweifel, sondern glauben an den anderen, nein vielmehr wissen sie, dass die Schwester immer da sein wird, komme was wolle. Aus diesem Wissen schöpfen sie Kraft, Mut und Zuversicht, die wir Erwachse leider verloren haben. Aber es stimmt mich auch traurig und nachdenklich, wenn ich sehe, was Kinderseelen alles aushalten, wie formbar sie sind und wie wenig zum Glücklichsein sie brauchen. Essen, Liebe, Geborgenheit.

Erst durch das Zusammentreffen mit Ingrid, einer alten Einsiedlerin, lernt Sal, dass sie auch auf Erwachsene zählen und sich verlassen kann. Komischerweise hat mir der Charakter Ingrid nicht zugesagt. Ich kann es nicht ganz greifen, aber geheuer war sie mir nicht und ich denke, dass sie den Mädchen auf Dauer nicht gut getan hätte. Selbst von Depressionen und Selbstzweifel geplagt, kann sie den Kindern kein Vorbild sein, auch wenn sie in dem Moment genau die richtige Person war.

Trotz allem, was geschehen ist, lieben beide Kinder ihre Mutter abgöttisch und versuchen immer wieder, Entschuldigung für ihr Verhalten zu finden. Mich stößt es enorm ab und doch kann ich die innige Bindung zwischen Mutter und Kind nachvollziehen, auch wenn es traurig und beschämend ist. Dieser Roman wird mich gedanklich garantiert noch lange begleiten.

Mein Fazit
Ein bewegender Roman, der unter die Haut geht.

Bewertung vom 19.07.2019
Licht und Schatten
Drvenkar, Zoran

Licht und Schatten


gut

Seit Anbeginn der Zeit weiß jeder von Vidas Geburt. Während die einen ihr Kommen fürchten, freuen sich die anderen. Doch ihre Geburt setzt den Tod ihrer Mutter Yrma voraus, woran das junge Mädchen leidet. Selbst ihre Tanten können diesen Verlust nicht auffangen oder die Schuldgefühle Vidas besänftigen. Trotzdem wächst sie unbeschwert in dem kleinen Dorf Warrosch heran; lernt sich und die Natur zu verstehen und begibt sich immer wieder auf kleine Ausflüge, die sie auf ihre Leben vorbereiten. Bis sie eines Tages dem Wächter begegnet und ihre Tarnung ungewollt auffliegt. Plötzlich ist sie für jeden sichtbar und die Jagd beginnt. Denn Vida soll das Licht zurück auf die Erde und die Herzen der Menschen bringen und die Dunkelheit in ihre Schranken verweisen. Doch kann ein kleines Mädchen dies schaffen?

Das Cover ist eine wunderschöne, wie ein Traumgebilde erscheinende Landschaft, die einen kleinen Ausschnitt des Ortes Warrosch zeigt. Fast scheint es, als würde man von einer Felswand hinunter ins Tal blicken, so dass sich die wilde und unberührte Landschaft vor einem auffächert. Ich finde es wunderbare zu Titel und Inhalt des Buches gewählt, da es alle Möglichkeiten beinhaltet: Grenzenlose Freiheit, soweit das Auge reicht und doch begrenzt durch den sich immer mehr zu ziehenden Himmel und der Felswand im Rücken. Wunderbar!

Ich liebe den außergewöhnlichen Schreibstil von Zoran Drvenkar. Stets schaffte er es, mich zu begeistern, zu fesseln und zum Nachdenken anzuregen. Deswegen freute mich sehr auf sein neues Werk. Doch leider sprang diesmal der Funken nicht über und ich kam mehr als schlecht in die Geschichte hinein. Fast das gesamte Buch über blickte ich nur von außen auf die Geschehnisse und konnte sie nicht greifen; fühlte mich außen vor und nicht mit einbezogen. Trotzdem empfand ich den Schreibstil als flüssig und durchaus spannend und mitreißend, aber mich fesselte er leider nicht. Vielleicht, weil ich versuchte, ihn in eine Kategorie zu packen, was bei Drvenkars Büchern stets schlecht ist - was ich als gut empfinde, da er sich so von den meisten Autoren deutlich abhebt und seine Werke so zu einem besonderen Leseerlebnis werden.
Laut Klapptext geht es darum, dass Vida das Licht zurück auf die Welt bringt. Doch ich habe gar keine Dunkelheit wahrnehmen können. Ja, die normalen Zweifel ob des Todes empfinde ich nicht als dunkel, sondern als normal. Und auch die Unsicherheit vor der Zukunft ist nicht wirklich düster und Angsteinflößend, sondern macht das Leben spannend und einzigartig.
Die Fantasyelemte haben mir noch am besten gefallen: Sprechende und fühlende Tiere mit einer Mission, magische Elemente, wie Zeit anhalten und Dingen einen anderen Anscheinen geben, doch die waren mir persönlich etwas kurz geraden und hätten gerne mehr ausgeschmückt werden können.

Auch mit Vida als Protagonistin und kleine Heldin in der großen Geschichte, kam ich nicht zurecht. Ich fand keinen Bezug zu ihr, so dass mir die Beweggründe ihrer Handlungen oft verschlossen blieben. Ich hetzte ihr oft hinterher, während sie mir stets einen Schritt voraus war. Ob in ihrer Entwicklung, ihrem Denken oder Handlungen, wenig entsprach einem Kind, sondern viel mehr einer alten Seele.
An ihrer Seite ihre Tanten, die bereits seit Millionen Jahren existieren. Ursprünglich als Licht, nahmen sie nach einer Katastrophe menschliche Form an. Sie unterstützen Vida, wo sie können auf dem Weg, das Licht zurück in die Welt zu bringen. Endlich wieder vollständig sein und das Dunkel besiegen.

Mein Fazit
Ein magisches Märchen, Fantasy mit märchenhaften Elementen oder doch was ganz anderes, was man nicht recht greifen kann, flüchtig wie die Geschichte und doch real. Auf jeden Fall etwas außergewöhnliches!

Bewertung vom 23.06.2019
Die One-Pot-Challenge
Schreiner, Jumbo;Kintrup, Martin;Schocke, Sarah

Die One-Pot-Challenge


ausgezeichnet

Mit viel Witz, Ideenreichtum und Lust am Kochen - und Essen!!! - ist das Kochbuch One-Pot Challenge von Jumbo Schreiner in Zusammenarbeit mit den Köchen Martin Kintrup, Sarah Schock und Sandra Schumann entstanden.
Besonders gereizt hat mich, wie der Titel verspricht, dass alles in einem Topf, Blech oder Pfanne zubereitet werden kann und ich nicht mit zich Gerätschaften hantieren muss. Denn ja, ich gebe es zu, eine begnadete Köchin bin ich absolut nicht! Ich probiere zwar gerne neue Sachen aus, aber die gehen leider nur all zu oft nach hinten los. Und wenn ich dann eine Zutatenliste lese, dessen Beschaffung mich durch unzählige Geschäfte rennen lässt, in denen ich Unmengen an Geld für exotische Dinge lassen kann und es dann nach - nennen wir es mal eingeschlafene Füße - schmecken lässt, verliere ich nicht nur die Lust, sondern auch den Glauben an mich selbst. Also rann an den Speck und los!

Einen Favoriten hatte und habe ich nicht, sondern ließ mich einfach von den unterschiedlichen Rezeptvorschlägen inspirieren. Schon beim ersten Durchblättern überzeugten mich die vielen farbigen Fotos, die alles andere als gestellte Speisen zeigten, sondern wirklich so sind, wie die Gerichte nach dem Kochen aussehen! Klar, nette Deko in Form von z.B. Kräutern sind darauf verteilt, aber eben nicht dieses gekünstelte auf dem Teller angerichtete, was eh kein Mensch hinbekommt. Dazu die lustigen und lebendigen Kommentare der drei Köche und des Testers und schon überkommt einen die Lust, es einfach mal auszuprobieren!

Alle Rezepte sind für zwei Personen ausgelegt, was mir sehr gut gefiel! Denn die meisten Kochbücher sind für vier Personen oder nur für eine ausgelegt und dann geht das Umrechnen los. Zudem habe ich immer das Gefühl, dass wenn ich an einem Rezept eigenmächtige die Menge ändere, es nicht so schmeckt, wie es sein sollte. Deswegen begeisterte mich die Angabe für zwei Personen!

Bei den Rezepten ist für jeden was dabei! Mal sind sie etwas komplizierter, mal simpel; mal für den großen, mal für den kleinen Geldbeutel; mal kreativ mit sehr vielen unterschiedlichen Zutaten, die ich so nicht zusammen verwendet hätte und dann wieder einfache Hausmannskost. Zudem wechselt es, dass mal das einfache Gericht auf dem Blech ist, mal in der Pfanne oder dem Topf, oder eben genau umgekehrt. Zudem sind Rezepte dabei, die innerhalb von 20 Minuten fertig sind, dann welche, die mehrere Stunden brauchen. Mal benötigt man frische Zutaten, mal TK-Ware und dann wieder Reste vom Vortag.

Nach und nach werden die einzelnen Schritte einfach und für mich nachvollziehbar erklärt, so dass ich fast eine Geling-Garantie aussprechen würde, auch wenn ich noch nicht jedes Gericht nachgekocht habe. Manche werde ich auch niemals kochen, da die Rezepte mit Absicht so unterschiedlich gestreut sind, dass für jeden zwar was dabei ist, aber eben auch einiges, was ich nicht mag. Anderes, wie zum Beispiel die Linsengerichte werde ich definitiv ausprobieren, auch wenn Linsen nicht ganz oben auf meiner Wunschliste stehen.
Mit ihren Ideen konnten mich die drei wirklich überzeugen und ich freu mich sehr auf das nächste Rezept, was dieses tolle Buch für mich bereit hält!

Mein Fazit
Mehr als ein Kochbuch! Es verlockt zu neuen Gerichten, die auch Anfänger hinbekommen! Ich bin begeistert und kann es nur wärmstens empfehlen!

Bewertung vom 09.06.2019
Auris / Jula Ansorge Bd.1
Kliesch, Vincent

Auris / Jula Ansorge Bd.1


sehr gut

Die junge Radiosprecherin und Podcast Verfasserin Jula Ansorge kämpft mit den Geistern ihrer Vergangenheit. Im Urlaub vergewaltigt, wurde ausgerechnet ihr Bruder Moritz der Tat bezichtigt, woraufhin er sich umbrachte. Jula kann und will das nicht glauben und ruft einen Podcast ins Leben, der sich mit Justizurtürmern befasst. Doch als sie den Fall Matthias Hegel aufrollen will, gerät sie selbst ins Fadenkreuz. Schon bald kämpft Jula nicht nur gegen Lüge und Intrige, sondern auch das Leben ihres Halbbruders Elyas steht auf dem Spiel.

Vincent Kliesch entführt seine Leser nicht in die Abgründe der menschlichen Seele, sondern geht sogar noch einen Schritt weiter. Sehr lebensnah und mitreißend schildert er Julas Suche nach der Wahrheit, die mich dermaßen fesselte, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte und wollte. Aufgrund der kurz gehaltenen Kapitel, steigert sich meiner Ansicht nach das Tempo ins unermessliche und reißt mich in eine Strudel der Lügen. Immer wenn ich glaubte, endlich den roten Faden in Händen zu halten, nahm die Geschichte eine neue Wendung, die ich so nicht habe kommen sehen.

Im Mittelpunkt steht Jula, die nach ihrer Vergewaltigung mit den Folgen zu kämpfen hat. Doch nicht mit den körperlichen Folgen, sondern die seelischen sind es, die sie nicht abschütteln kann. Jula kann den Täter beschreiben und doch wird ihr Bruder als Tatverdächtiger festgenommen. Und gesteht sogar! In Julas Augen eine Lüge, aber wie kann sie das beweisen? Sie gibt nicht auf, kämpft sich eisern ins Leben zurück und betreibt sogar einen Podcast, der sich mit genau solchen Schicksalen beschäftigt. Und genau das macht sie angreifbar und ihre Handlungen in einem gewissen Maße vorhersehbar. Zumindest für Meister der Manipulation. Oder lässt Jula sich nicht täuschen und täuscht ihrerseits den Täter? Ein sehr verworrenes, aber packendes Katz und Maus Spiel, dass der Autor mit mir spielt und dem ich mich gerne hingab.
Denn Jula ist ein außergewöhnlicher Charakter! Sie hat mich mit ihrer Lebenseinstellung begeistern können. Verletzt und doch verliert sie nicht den Glauben in die Menschheit. Kämpft für andere und setzt sich für Schwächere ein. Sogar für ihren Halbbruder Elyas. Gezeugt durch einen untreuen Vater, sollte sie eigentlich nicht viele Sympathien für ihn entwickeln, doch sie liebt ihn und steht ihm bedingungslos zur Seite. Und doch hat sie auch schwache Momente und gibt dies auch zu. Sie sucht Stütze und Halt und erhält dies auch.

Ihr Gegenpart oder eher Mitprotagonist ist der ehemalige Profiler Matthias Hegel, genannt Auris. In Julas Augen sitzt er unschuldig im Gefängnis. Je tiefer sie bohrt, desto tiefer wird der Abgrund, in den sie blickt. Und in den Hegel sie zu reißen droht.

Mein Fazit
Unfassbar spannend!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.05.2019
Das Gemälde der Tänzerin
Jaeggi, Christine

Das Gemälde der Tänzerin


sehr gut

Helena Saxer ist am Ende: Kein Job, ihre Zwillinge fordern mehr, als sie geben kann und das Arbeitslosengeld soll ihr weiter gekürzt werden. Zumindest, wenn sie nicht wenigstens versucht, die Stelle als Zimmermädchen im Hotel Kronenberg zu bekommen. Ausgerechnet im Hotel Kronenberg! Denn schon vor Jahren hatte sie geschworen, dieses nicht mehr zu betreten und keinen Kontakt mehr zu den Inhabern aufzunehmen. Aber das alles ist schon ewig her und schließlich kennt keiner ihren neuen Namen. Beklommen und voller Zweifel beginnt sie ihre neue Stelle als Zimmermädchen. Schon bald gerät Helena in einen Strudel aus Geheimnissen, Verrat und Liebe. Und in die Suche nach der Tänzerin in Regen, einem Gemälde, dass mit dem Schicksal des Hotels, ihrem und allen anderen Beteiligten untrennbar verknüpft zu sein scheint.

Das Cover zeigt eine Frau, die seitlich an einem schmiedeeisernen Tor steht. Im Hintergrund ein altes Gebäude, vermutlich das Hotel Kronenberg. Ich finde es ziemlich zeitlos, da es sowohl Lydia um 1939 zeigen könnte, als auch Helena 2018 und genau damit hat es mich an das Buch gefesselt und es für mich noch interessanter gemacht.

Christine Jaeggi schreibt sehr lebendig und mitreißend, so dass ich mich in ihrem Roman wohl fühlte. Besonders gut gefällt mir die Mischung aus Krimi, Liebesroman und Familiensaga, die zu einem packenden Lesegenuss wurden, der mich förmlich an die Seiten fesselte.
Mal spielte die Geschichte der Kronenbergs heute und mal zur Zeiten des Zweiten Weltkrieges. Da das Buch in der Schweiz spielt, nehmen die geschichtlichen Ereignisse eine nicht ganz so starke Rolle ein, bzw. haben den Kunstschmuggel der Nazis als Mittelpunkt. Und da besonders das Gemälde der Tänzerin im Regen. Ich habe alles um mich herum vergessen können, während ich mit Noah und Helena im hier und jetzt nach dem Gemälde forschte und gleichzeitig immer wieder in die Vergangenheit blicken konnte mit den Schwestern Hedi und Lydia. Wie sich langsam aber sicher eine völlig überraschende Wahrheit vor meinen Augen aufbaute, war bemerkenswert!

Die Charaktere sind Christine Jaeggi wunderbar gelungen. Bemerkenswert fand ich den Spagat zwischen damals und heute, da sie auf der einen Seite modern und auf der anderen Seite zeitgenössisch auf mich wirkten. Jeder lebte zu seiner Zeit und versuchte mit den damaligen Gegebenheiten zurecht zu kommen und sein Glück zu finden.

Mein Fazit
Ein sehr gelungenes Abenteuer zwischen Damals und Heute!

Bewertung vom 01.05.2019
Das Versprechen der Islandschwestern
Baldvinsson, Karin

Das Versprechen der Islandschwestern


ausgezeichnet

Im Juni 1949 machen sich die beiden Schwestern Helga und Margarete auf den Weg nach Island. Sie wollen der Nazizeit entkommen und einen Neuanfang in dem fremden Land wagen. Eigentlich nur für ein Jahr als Landarbeiterinnen, aber mehr ist durchaus möglich. Während Margarete sich voller Freude in die neue Heimat und die Arbeit auf den Hof stürzt, zögert Helga. Noch verunsichert durch den Tod ihres Verlobten und geprägt von den Kriegsjahren, will sie sich nicht der Hoffnung eines glücklichen Neuanfanges hingeben.

Im Juli 2017 machen sich Pia, ihre Tochter Leonie und Oma Margarete auf den Weg nach Island, da Pias Oma den Geburtstag mit ihrer Schwester Helga verbringen möchte. Eine wahnwitzige Reise in den Augen Pias, denn die beiden Schwestern haben seit Jahrzehnten keinen Kontakt mehr miteinander. Während diese sich wieder annähern, scheint Pia ihr Herz nach und nach an das wilde und ungezähmte Island zu verlieren. Vielleicht oder gerade weil der Nachbar Ragnar sie in seinen Bann schlägt. Aber ist Pia bereit für etwas Neues nach ihrer Scheidung? Will Ragnar sie?

Karin Baldvinsson schreibt einfach wundervoll! Voller Leben, Elan, Esprit und Spannung entführt sie mich nach Island und in eine berührende Familiengeschichte, die mich schnell fesselte. Ich mag starke, gegensätzliche Parteien, die miteinander ringen und doch liebevoll miteinander umgehen. Zum einen sind dort die beiden Schwestern Margarete und Helga, die in einem neuen Land, ihre Zukunft suchen möchten. Margarete ist voller Hoffnung, Zuversicht und Lebensfreude, die mich förmlich mitriss und auf das aufregende Abenteuer blicken ließ. Helga hingegen ist unsicher, traurig und vom Leben enttäuscht. Auch dies war deutlich zu spüren und auch die Angst, sich auf etwas Neues einzulassen. Die Seiten quellen förmlich vor Neubeginn über, vor dem Wagnis, in der Fremde das Glück zu suchen. Doch so leicht, wie die beiden Schwestern es sich erhofft haben, ist es dann doch nicht. Während Helga immer in sich gekehrter wird, blüht Margarete nach anfänglichen Schwierigkeiten auf; sie lernt die Sprache, arrangiert sich mit den einfachen Lebensbedingungen und verliebt sich sogar.

Auf der anderen Seite reist eine Familie nach Island, die auch gefühlsmäßig völlig unterschiedlich sind. Oma Margarete voller Vorfreude und mit der Weisheit des Alters gesegnet, ihre Enkelin Pia mit Ungeduld und Anspannung und deren Tochter Leonie, die gegen alles rebelliert. Sie besuchen Helga, die ihren 90sten Geburtstag feiern möchte. Doch was ist damals vorgefallen, dass die Schwestern getrennte Wege gegangen sind und nicht, wie versprochen ein Leben lang verbunden blieben? Natürlich schleicht sich schnell ein Gedanke ein, wie es abgelaufen sein könnte, aber Karin Baldvisson schreibt so lebendig und mitreißend, dass sich meine Überlegungen schnell verflüchtigten und ich mich lieber im Hier und Jetzt aufhielt und einfach das Buch in vollen Zügen genoss.

Und dies alles vor der wirklich atemberaubenden Kulisse Islands! Ich hätte mir keinen besseren Ort für diese verworrene, berührende und ergreifende Familiengeschichte vorstellen können, da die Seele des Landes mit denen der Protagonisten eng verwoben ist. Sie ergänzen sich, unterstreichen das Geschehen und verdeutlichen es.
Besonders gut hat mir der ständige Wechsel zwischen 1949 und 2017 gefallen. Es half mir, die Schwestern Helga und Margarete heute besser zu verstehen, da ich ihre Vergangenheit gezeigt bekam. Trotzdem fesselten mich die aktuellen Geschehnisse zwischen Pia und Ragnar. Das Buch ist zwar abgeschlossen, aber ich wünsche mir eine Fortsetzung, bei länger bei diesen tollen Charakteren belieben zu können!


Mein Fazit
Ein Buch wie Island: Rau, berührend, spannend, einzigartig und einfach toll!

Bewertung vom 14.04.2019
Das Verschwinden der Stephanie Mailer
Dicker, Joël

Das Verschwinden der Stephanie Mailer


gut

Als seine Frau nicht abends nicht pünktlich nach Hause kommt, macht sich Samuel Padalin Sorgen und fährt sie suchen. Er findet sie. Auf dem Gehsteig. Erschossen. Vor der Tür der Familie des Bürgermeisters, die ebenfalls erschossen worden ist. Offensichtlich war Meghan ein Zufallssopfer; zur falschen Zeit, am falschen Ort. Die Ermittlungen beginnen und bald ist der Täter gefasst. Doch eh es zu einer Verurteilung kommen kann, stirbt der Verdächtige.
Zehn Jahre später verabschiedet sich der leitende Ermittler von damals, Captain Jesse Rosenberg, in den Ruhestand. Von allen wird er der Hundertprozentige genannt, da es keinen Fall gab, den er nicht lösen konnte. Bis die Journalistin Stephanie Mailer behauptet, der Mord vor zehn Jahren sein nicht aufgeklärt und der falsche verhaftet worden. Doch eh sie dies beweisen oder erklären kann, verschwindet Stephanie spurlos.
Jesse und sein damaliger Partner und Freund Derek gehen den Spuren nach und stoßen bald auf eine Mauer des Schweigens, der falschen Aussagen und fehlgeleiteten Ermittlungen. Hatte Stephanie Mailer recht mit ihren Anschuldigungen?

Das Cover zeigt eine Straße Orpheas, die von Polizisten abgeriegelt wurde. Typische Wohnmobile vor einstöckigen Häusern, umsäumt von der hereinbrechenden Nacht, symbolisiert es für mich das Leben in einer amerikanischen Kleinstadt, in der Mittelmäßigkeit herrscht. Auf mich wirkt es nicht ansprechend und ich bin ausschließlich durch die Leseprobe auf das Buch aufmerksam geworden.

Joël Dicker hat einen ungewöhnlichen, aber durchaus interessanten Schreibstil. Eine Mischung aus rein berichtendem Zeitungsstil und Krimi, wirkte auf mich verblüffend lebendig und mitreißend! Der Autor schürt meine Neugierde und gleichzeitig mein Ermittler-Gen, dass sofort in alle Richtungen Überlegungen anstellte. Leider hielt dieser erste Eindruck nicht und mir ging die Lebendigkeit allzu bald verloren.
Sehr schwierig fand ich, die ganzen Ich-Erzähler auseinander zu halten. Gerade zu Beginn des Romans, an dem ich mich gedanklich noch sortierte und die vielen mir fremden Personen in eine Reihenfolge bringen wollte, brachte mich dies durcheinander und oft aus dem Konzept. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich das Buch oft verzweifelt aus der Hand legte und dann noch schlechter wieder in den Erzählfluss zurückfand. Vielleicht wäre es mir leichter gefallen, wenn ich mich am Riemen gerissen und die schwierigen, teils zähen und auf mich öden Passagen stramm durchgelesen hätte. Ich weiß es nicht. Fakt ist, dass ich es nicht getan habe und mir bis weit über die Hälfte des Buches viele Charaktere fremd blieben und ich der Handlung hinterher hinkte und mich immer wieder fragte, wer im Moment Ich ist. Trotzdem ist es interessant, eigenen Überlegungen zu verfolgen und diese wieder zu verwerfen, je nachdem in welche Richtung die Ermittlung weiter fortschreitet.

Auf den ersten Blick scheinen die Protagonisten ruhig und mit ihrem Leben zufrieden zu sein. Doch je mehr die erneute Ermittlung um den Tod der vier Menschen wieder in ihr Leben eingreift, desto hektischer werden sie und ich konnte die beginnende Panik fast merken, die vereinzelt um sich griff und sich wie ein Flächenbrand ausbreitete. Die oberflächlichen und aalglatten Personen bekamen Risse und was hinter der Fassade zum Vorschein kam, war nicht immer schön. Die Wahrheit schmerzt und das brachte Joël Dicker ganz deutlich zu Tage.

Mein Fazit
Auch wenn der Schreibstil definitiv mal was anderes ist und sich von der Masse der Krimis deutlich abhebt, konnte das Buch mich nicht fesseln.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.