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ech
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Bochum

Bewertungen

Insgesamt 641 Bewertungen
Bewertung vom 11.07.2023
Das Versprechen / Ein mörderisches Paar Bd.1
Wolf, Klaus-Peter

Das Versprechen / Ein mörderisches Paar Bd.1


sehr gut

Turbulenter Kriminalroman mit reichlich Humor und viel Lokalkolorit aus Ostfriesland

Mit diesem Buch legt der Autor Klaus-Peter Wolf den ersten Band einer neuen Krimireihe vor, die im gleichen Serienkosmos angesiedelt ist wie seine Ostfriesenkrimis um Ann Kathrin Klaasen und ihr Team. Die Ermittler aus Ostfriesland sind in diesem Buch zwar auch mit an Bord, nehmen hier allerdings eher tragende Nebenrollen ein.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen der altbekannte Dr. Bernhard Sommerfeldt, der inzwischen als Dr. Ernest Simmel eine Klinik in Norden leitet, und seine zukünftige Ehefrau Frauke Winterberg, die zuletzt als Miet-Ehefrau tätig war und in dieser Funktion auch Rupert bei seiner Undercover-Mission unterstützt hat. Als ein 13-jähriger Junge an einer Überdosis Heroin stirbt und der mutmaßliche Dealer aus Mangel an Beweisen freigesprochen wird, beschließt Dr. Sommerfeldt, die Angelegenheit auf seine ganz eigene Art und Weise zu erledigen. Und Frauke entpuppt sich schnell als patente Partnerin, so dass die beiden die ostfriesische Unterwelt gehörig aufmischen und der Polizei eigentlich nichts anderes übrig bleibt, als hinter ihnen aufzuräumen.

Grundsätzlich sind hier keine Vorkenntnisse aus den anderen Ostfriesenkrimis des Autors erforderlich, um das Buch lesen und nachvollziehen zu können. Alle dafür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Um die Entwicklung der Figuren und die eine oder andere Anspielung auf vergangene Ereignisse in Gänze genießen zu können, empfiehlt es sich aber schon, zumindest den einen oder anderen Band der Reihe zu kennen.

Mit einem gewohnt lockeren Schreibstil treibt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte voran und bietet dabei eine gut aufeinander abgestimmte Mischung aus Krimispannung, Lokalkolorit und Humor, die neben reichlich Spaß auch schnell für eine gewisse Urlaubsstimmung sorgen kann. Gegenüber den „normalen“ Ostfriesenkrimis, bei denen auch schon jede Menge Humor mit dabei ist, drückt der Autor hier noch einmal deutlich stärker auf die Tube und schickt seine Protagonisten mit spürbarem Vergnügen in immer neue absurde Situationen, aus denen sie sich dann wieder befreien müssen. Dabei hangelt er sich oftmals hart an der Grenze zur Parodie entlang, findet aber immer wieder rechtzeitig den Weg zurück. Mit zahlreichen überraschenden Wendungen lenkt der Autor dabei das turbulente Geschehen immer wieder geschickt in eine neue Richtung und liefert am Ende zwar ein rundes Ende, es bleiben aber doch noch einige Erzählfäden offen, die im nächsten Band weitergeführt werden sollen bzw. müssen. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Charakteren in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, die zum Teil doch ziemlich skurril ausfallen, dabei aber auch jede Menge Spaß machen.

Wer auf lockere, aber dennoch spannende Krimis mit ungewöhnlichen Charakteren steht, wird hier bestens bedient und unterhalten. Eine mehr als gelungene Lektüre für den nächsten Strandurlaub, die aber auch noch ein wenig Steigerungspotential für den nachfolgenden Band lässt.

Bewertung vom 10.07.2023
Château Noir
Kohl, Oliver

Château Noir


ausgezeichnet

Packender Thriller um ein mysteriöses schwarzes Schloss und eine grausame Mordserie

Mit diesem Buch legt der Autor Oliver Koch einen ziemlich düsteren Thriller vor, in dessen Mittelpunkt ein mysteriöses Chateau und eine brutale Mordserie an jungen Frauen stehen.

Im Jahr 1996 wird Kommissar Laurent von der Kriminalpolizei in Rouen mit einer brutalen Mordserie an jungen Frauen konfrontiert, denen die Augen entfernt wurden. Verzweifelt sucht er nach einem Ermittlungsansatz, der ihn zum Täter führt, und stößt schließlich auf das abgelegene Chateau Noir, das eine wechselhafte Geschichte voller grausamer Ereignisse hinter sich hat. Gibt es eine Verbindung zwischen dem schwarzen Schloss und den Morden ?

Mit einem packenden Schreibstil treibt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte voran und wechselt dabei immer wieder die Zeitebenen. Parallel zu den Ermittlungen in den Jahren 1996/1997 erzählt er die wechselhafte Geschichte des Chateaus und deckt so auch nach und nach die Geheimnisse der aktuellen Bewohner auf. Schnell entwickelt sich eine unheimliche Sogwirkung, die einen beim Lesen mit jeder Seite tiefer in den Bann der Geschichte zieht, bis sich das Geschehen schließlich in einem fulminanten Showdown entlädt. Dabei geht es durchweg ziemlich blutig zu, die entsprechenden Szenen werden allerdings keineswegs als reiner Effekt eingesetzt und auch nicht allzu plakativ ausgeschmückt, sondern ergeben sich aus den Ereignissen und der Psyche der jeweiligen Täter in Gegenwart und Vergangenheit. Das konsequente und schonungslose Ende bietet eine absolut schlüssige Auflösung, die keine wesentlichen Fragen offenlässt. Getragen wird das Ganze zudem von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen.

Wer auf düstere Thriller steht, wird hier bestens bedient und spannend unterhalten. Mich konnte meine erste Begegnung mit Oliver Koch gleich auf ganzer Linie überzeugen und begeistern. Meine Neugierde auf die weiteren Werke des Autoren ist auf jeden Fall geweckt.

Bewertung vom 06.07.2023
Und du bist ewig Sein
Fischer, Claudia

Und du bist ewig Sein


sehr gut

Packender Mystery-Thriller um eine junge Frau, die unter bösen Einfluss gerät

Mit diesem Buch legt die Autorin Claudia Fischer einen packenden Mystery-Thriller vor, in dessen Mittelpunkt eine junge Frau steht, die unter bösen Einfluss gerät und dadurch zur brutalen Mörderin wird. Dabei lässt die Autorin in ihren Beschreibungen wenig bis nichts aus, so dass die Triggerwarnungen im Buch schon ihre Berechtigung haben.

Die junge Marlee Baker kommt nach San Francisco, um sich dort ins wilde Partyleben zu stürzen und dabei ein paar unbeschwerte Tage zu verleben. Doch dann hat sie in dem Hotel, in dem sie untergekommen ist, eine unheilvolle Begegnung, die ihr Leben für immer verändern wird. Kurz darauf wird die örtliche Polizei mit einigen grausamen Morden konfrontiert. Die Polizistin Milly erkennt, dass hier offensichtlich übernatürliche Kräfte am Werk sind und die junge Frau in ihren Bann gezogen haben. Kann sie das Unheil noch aufhalten oder wird sie selbst zum Opfer der bösen Mächte ?

Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt die Autorin ihre gut aufgebaute und atmosphärisch dichte Geschichte voran und steuert sie schnurstracks auf einen fulminanten Showdown zu. Getragen wird das Ganze von einer Riege gut gezeichneter und vielschichtig angelegter Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen. Der Wechsel zwischen den Perspektiven von Marlee und den Polizisten, die in dem Fall ermitteln, sorgen für ein stimmiges Gesamtbild, das uns Leser immer tiefer in das Grauen hineinzieht. Zudem hat die Autorin auch keine Scheu, vermeintliche Hauptfiguren schon frühzeitig von der Bühne verschwinden zu lassen und sorgt so immer wieder für faustdicke Überraschungen.

Konnte mich die Autorin bislang in erster Linie mit ihren historischen Romanen im Westernambiente überzeigen, zeigt sie hier ein weiters Mal, dass sie es auch in anderen Genres meisterhaft versteht, spannende und packende Unterhaltung zu bieten.

Bewertung vom 05.07.2023
Der Feind / Milla Nova ermittelt Bd.5
Brand, Christine

Der Feind / Milla Nova ermittelt Bd.5


ausgezeichnet

Komplexer und packender Kriminalroman, der einen tief in die menschlichen Abgründe blicken lässt

Mit diesem extrem spannenden und atmosphärisch dichten Kriminalroman mit absoluten Thrillerqualitäten schickt die Autorin Christine Brand ihren Ermittler Sandro Bandini, Chef der Abteilung Leib und Leben bei der Berner Polizei, und seine Freundin, die Journalistin Milla Nova, in ihren bereits fünften Fall, der mich erneut auf ganzer Linie überzeugen konnte. Ich habe sogar den Eindruck, dass diese Reihe mit jedem Band noch ein bisschen besser wird, obwohl man vorher eigentlich glaubt, dass dies gar nicht mehr möglich wäre.

Man kann das Buch grundsätzlich auch ohne Vorkenntnisse aus den ersten vier Bänden problemlos lesen und verstehen. Alle dafür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Um die Entwicklung der Figuren und die eine oder andere eingestreute Anspielung auf frühere Ereignisse in Gänze genießen zu können, empfiehlt es sich aber schon, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Für mich war es nunmehr der dritte Band einer Reihe mit großem Suchtpotential.

Diesmal sind es gleich zwei Fälle die Milla sowie Sandro und sein Team in Atem halten. Ein Amoklauf während einer Frauendisko sorgt für zahlreiche Tote und Verletzte. Auch einige Personen aus dem direkten Umfeld von Milla und Sandro sind von den dramatischen Folgen des Anschlags betroffen. Kommt der Täter aus der Gruppe der Incels, fanatischer Frauenhasser, die zu immer radikaleren Methoden greifen ? Zeitgleich wird Bern von einer mysteriösen Mordserie überzogen, bei der die Opfer zunächst rote Stöckelschuhe zugeschickt bekommen, bevor sie brutal ermordet und in einem bizarren Szenario zurückgelassen werden. Das Motiv für diese Morde liegt aber völlig im Dunkeln, zumal sich zunächst auch keine Verbindung zwischen den Opfern herstellen lässt.

Mit einem packenden Schreibstil, einigen überraschenden Wendungen und einem hohen Erzähltempo, dass einem beim Lesen kaum Zeit zum Luftholen lässt, treibt die Autorin ihre gut aufgebaute und ziemlich komplexe Geschichte voran, entwickelt dabei mehrere Erzählstränge, zwischen denen sich nach und nach immer mehr Verknüpfungspunkte ergeben, und liefert am Ende eine verblüffende Auflösung mit einigen bösen Überraschungen, die noch lange über das Ende des Buches nachhallen. Dabei beleuchtet sie das Geschehen aus unterschiedlichen Perspektiven, so dass sich das erschreckende Gesamtbild, dass einen zudem tief in die menschlichen Abgründe blicken lässt, erst stückweise zusammensetzt. Neben den hervorragend aufeinander abgestimmten Ermittlern spielt dabei auch der blinde Nathaniel wieder eine tragende Rolle. Aber auch die übrigen Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen sind durchgehend gut gezeichnet und vielschichtig angelegt. Und wie immer bei Christiane Brand kann sich keine Hauptfigur sicher sein, dass sie so aus der Geschichte herauskommt, wie sie hineingegangen ist. Dieser Band wird sogar zu einer besonders großen Zäsur in der Geschichte der Protagonisten.

Wer auf packende Kriminalromane mit starken Figuren steht, wird hier bestens bedient und unterhalten. Auf den nächsten Band der Reihe bin ich nun schon mehr als gespannt.

Bewertung vom 28.06.2023
Das Kapital der Gesellschaft (eBook, ePUB)
Bieling, Matthias

Das Kapital der Gesellschaft (eBook, ePUB)


sehr gut

Vielschichtiger Kriminalroman, der im Ruhrgebiet und in Berlin angesiedelt ist

In diesem Kriminalroman schickt der Autor Matthias Bieling seinen Privatdetektiv Josef „Jupp“ Koslowski in seinen zweiten Fall, der ihn von Dortmund aus auf das politische Glatteis in Berlin und zurück in die deutsche Vergangenheit führt. Komplett überzeugen konnte mich Jupp dabei zwar nicht, ich habe mich am Ende aber doch gut und spannend unterhalten gefühlt.

Da die Geschichte im Jahr 2015 angesiedelt ist und somit deutlich vor Band 1 spielt, braucht man hier keinerlei Vorkenntnisse aus dem ersten Band, um die Geschichte lesen und nachvollziehen zu können. Die Vergangenheit bzw. Vorgeschichte von Jupp liegt eh weiterhin ziemlich im Dunkeln, auch diesmal gibt es da nur einige Andeutungen.

Im Auftrag eines Rechtsanwaltes ermittelt Jupp Koslowski im Umfeld der Fluggesellschaft Dortmunder-Luft-Transport (DLT), da der Anwalt befürchtet, dass sein Klient hier um das Erbe seines Vaters, der an der DLT beteiligt war, betrogen werden soll. Im Umfeld der DLT stößt Jupp auf einige seltsame Gestalten und mysteriöse Firmenbeteiligungen, die ihn zu alten Seilschaften aus der Zeit der DDR und der Wiedervereinigung führen. Schon bald hat Jupp alle Mühe, in dieser unübersichtlichen Gemengelage den Überblick und vor allem sein Leben zu behalten.

Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte voran und erzählt sie komplett aus der Ich-Perspektive von Jupp Koslowski, so dass wir Leser beim Mitermitteln immer auf Augenhöhe mit ihm sind. Geschickt verknüpft der Autor dabei historische Fakten und Personen mit einer fiktiven Geschichte, in der sich am Ende alles gut zusammenfügt und ein überzeugendes Gesamtbild ergibt, das keine wesentlichen Fragen offenlässt, ab und an aber doch ein wenig zu konstruiert wirkt. Getragen wird das Ganze von einer ganzen Riege gut gezeichneter und vielschichtig angelegter Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen.

Wer auf spannende Krimis mit politischem Hintergrund und einer guten Prise Ruhrgebietsflair steht, wird hier gut bedient und unterhalten.

Bewertung vom 26.06.2023
Overkill
Korten, Astrid;Silber, Eva-Maria

Overkill


ausgezeichnet

Packender Thriller, der einen tief in die menschlichen Abgründe blicken lässt

Im zweiten Band der Reihe Overkill, den die Autorin Astrid Korten diesmal zusammen mit Eva-Maria Silber verfasst hat, erfahren wir endlich mehr über die Hintergründe der Hauptfigur Mo Celta, die in Band 1 ja eher eine tragende Nebenrolle eingenommen hat. Diesmal steht sie aber deutlich stärker im Mittelpunkt der spannenden und ziemlich komplexen Geschichte, die einen tief in die menschlichen Abgründe blicken lässt und so eine unheimliche Wucht entfaltet.

Man braucht hier grundsätzlich keine Vorkenntnisse aus dem ersten Band, um die Geschichte lesen und nachvollziehen zu können. Alle dafür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Um die Entwicklung der Figuren und die eine oder andere eingestreute Anspielung auf vorangegangene Ereignisse in Gänze genießen zu können, empfiehlt es sich aber schon, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

In ihrem aktuellen Fall sind Mo Celta und ihr Kollege Nico Braun von der Münchener Kriminalpolizei mit der Suche nach der zwölfjährigen Greta beschäftigt, die offenbar entführt wurde. Doch dann werden über das Stadtgebiet verteilte Skelettteile gefunden, die Mos Aufmerksamkeit erregen. Gibt es hier eine Verbindung zu ihrer Schwester Elisa, die vor 27 Jahren spurlos verschwunden ist ? Zeitgleich trifft die Ausreißerin Peggy auf einen seltsamen und wie einen Obdachlosen gekleideten Teenager, in dessen Rucksack aber viel Geld zu finden ist. Beim Versuch, dieses Geld in ihren Besitz zu bringen, wird Peggy immer tiefer in das mysteriöse Geheimnis rund um den autistisch anmutenden Teenie hineingezogen.

Dass hier zwei Autorinnen am Werk waren, merkt man dem Buch zu keinem Zeitpunkt an, es wirkt über seine gesamte Länge wie aus einem Guss. Der packende Schreibstil, ein perfekt funktionierender Spannungsbogen und die äußerst vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen tragen auch einen gehörigen Teil dazu bei, das man das Buch beim Lesen gar nicht mehr aus der Hand legen will, bis man nach einem fulminanten Showdown endlich eine überzeugende Auflösung präsentiert bekommt, die keine wesentlichen Fragen offenlässt und noch einen besonderen Knalleffekt auf Lager hat. Kurze Kapitel aus immer wieder wechselnden Perspektiven sorgen für ein hohes Erzähltempo, dass einen immer tiefer in das Geschehen hineinzieht, so dass man den Abgründen der Protagonisten mit jeder Seite einen Schritt näherkommt.

Ich kann dieses Werk jedem Liebhaber von spannenden und abgründigen Trillern nur wärmstens empfehlen, mich konnte der zweite Band der Reihe auf jeden Fall erneut bestens unterhalten.

Bewertung vom 23.06.2023
Selbstvergeltung
Osygus, Dirk

Selbstvergeltung


ausgezeichnet

Packendes Krimidebüt aus Wuppertal mit einem Ermittlerteam, das Lust auf mehr macht

Bei seinem Debüt legt der Autor Dirk Osygus gleich einen spannenden Kriminalroman vor, in dem er ein Ermittlerteam um die beiden Kommissaren Frank Gerste und Corinna Meier ins Rennen schickt, das durchaus einiges an Potential für weitere Auftritte andeutet.

Der erste Fall der Ermittler von der Wuppertaler Kriminalpolizei beginnt mit einem anonymen Anruf, bei dem der Anrufer angibt, in der letzten Nacht Zeuge eines Mordes geworden zu sein. Am vermeintlichen Tatort findet sich zwar eine Blutspur, eine Leiche ist aber nicht vorhanden und Zeugen sind auch nicht aufzutreiben. Als einige Tage später dann in einem Waldstück gleich zwei Leichen entdeckt werden und im Kofferraum ihres Wagens ein weiterer Toter gefunden wird, ist klar, dass hinter diesem Fall doch deutlich mehr steckt als zunächst vermutet. Und was hat der Jäger Michael Friedensfurt mit der ganzen Sache zu tun ?

Mit einem packenden Schreibstil und einigen überraschenden Wendungen treibt der Autor seine gut aufgebaute Geschichte voran und streut auch immer wieder Lokalkolorit aus Wuppertal und Umgebung in das Geschehen ein. Dabei erleben wird die Geschichte in weiten Teilen aus der Sicht der Ermittler, durch geschickt eingesetzte Rückblenden und kleine Abstecher in andere Erzählperspektiven sind wir ihnen aber immer einen Schritt voraus und wissen dadurch schon frühzeitig, was in der ominösen Mordnacht geschehen ist. Dieser Wissensvorsprung geht aber keineswegs auf Kosten der Spannung, die ist auch weiterhin ausreichend vorhanden und wird sogar noch immer weiter gesteigert, bis sie sich schließlich in einem fulminanten Showdown entlädt. So bekommen wir am Ende eine überzeugende Auflösung präsentiert, die absolut schlüssig daherkommt und keine wesentlichen Fragen offenlässt. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen.

Wer auf spannende Krimis mit einer ordentlichen Portion Lokalkolorit aus dem bergischen Land steht, wird hier sehr gut bedient und unterhalten. Auf die weiteren Auftritte von Frank Gerste und Corinna Meier bin ich schon sehr gespannt.

Bewertung vom 21.06.2023
Falkenmord
Gronover, Sabine

Falkenmord


ausgezeichnet

Packender und ziemlich tierischer Krimi mit reichlich Lokalkolorit aus dem Münsterland

In diesem Kriminalroman schickt die Autorin Sabine Gronover die Ermittler Horst Schmitt und Dirk Kemper in ihren vierten tierischen Fall, der erneut im ansonsten so beschaulichen Kreis Warendorf angesiedelt ist. Und wieder legen sie dabei einige tiefe Abgründe offen, die man im Münsterland so nicht unbedingt erwarten würde.

Man braucht hier grundsätzlich keine Vorkenntnisse aus den ersten drei Bänden, um die Geschichte lesen und nachvollziehen zu können. Alle hierfür erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte werden gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören. Um die Entwicklung der Figuren und die eine oder andere eingestreute Anspielung auf frühere Ereignisse in Gänze genießen zu können, empfiehlt es sich aber schon, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen.

Als der Falkner Henry Thomas mit einer Greifvogelkralle ermordet wird, übernehmen Schmitt und Kemper, die eigentlich gerade nach einem Zechpreller suchen, die Ermittlungen und stoßen dabei auf ein undurchsichtiges Beziehungsgeflecht rund um den Toten, dass aus einem Sohn, zwei Ex-Frauen, einer Ex-Geliebten und einem Bruder besteht. Und dann scheint es auch noch eine Verbindung zwischen dem Toten und dem Zechpreller zu geben. Als wäre das nicht schon kompliziert genug, müssen sich die beiden Ermittler auch noch mit einer allzu forschen Praktikantin herumschlagen, die zu gefährlichen Alleingängen neigt.

Mit einem packenden Schreibstil und einigen gelungenen Wendungen treibt die Autorin ihre gut aufgebaute Geschichte voran und lässt dabei auch jede Menge Lokalkolorit in das Geschehen einfließen, ohne es damit zu überfrachten. Denn im Gegensatz zu so manchem Münster-Tatort steht hier der Kriminalfall jederzeit im Mittelpunkt der Geschichte, auch in Sachen Spannung und Dramatik wird jede Menge geboten und die überraschende Auflösung mit einer ordentlichen Portion Tragik weiß ebenfalls zu überzeugen. Getragen wird das Ganze von gut gezeichneten und vielschichtig angelegten Protagonisten in Haupt- und vermeintlichen Nebenrollen, mit denen man beim Lesen gerne mitfiebert. Besonders das Zusammenspiel der beiden Ermittler ist sehr gelungen und bringt einen feinen Humor in die Geschichte, der den ansonsten eher düsteren Grundton immer wieder ein wenig auflockert.

Wer auf spannende Kriminalromane mit reichlich Lokalkolorit steht, wird hier bestens bedient und unterhalten. Auf den nächsten Auftritt der ungleichen Ermittler, die mir inzwischen doch ziemlich ans Herz gewachsen sind, bin ich schon sehr gespannt.

Bewertung vom 20.06.2023
Kriegspropaganda und Medienmanipulation
Hardinghaus, Christian

Kriegspropaganda und Medienmanipulation


ausgezeichnet

Schonungsloses und wichtiges Buch, das noch lange über sein Ende hinaus nachhallt

„Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer“ (Aischylos, 525 – 456 v. Chr.)

In diesem Buch zeigt der Autor und Historiker Christian Hardinghaus, der im Bereich Propaganda- und Antisemitismusforschung promoviert hat, dass dieses Zitat gerade in unserer Zeit nichts von seiner Wahrhaftigkeit verloren hat, sondern immer noch ziemlich aktuell ist.

Er beschreibt die typischen Mechanismen von Propaganda und zeigt auf, dass sich diese auch durch verbesserte technische Möglichkeiten nicht wirklich verändert haben, sondern sich immer nur den aktuellen Gegebenheiten anpassen. So werden uns heute in der Regel keine wichtigen Informationen mehr vorenthalten, sie verschwinden nur einfach in einem Überangebot an Nachrichten und Meldungen, von denen wir regelrecht überflutet werden.

Neben einer zunächst noch eher theoretischen Abhandlung des Themas, belegt er am Beispiel der prägenden Kriege des 20. Jahrhunderts, wie Kriegspropaganda funktioniert und eingesetzt wird. Natürlich spielen in diesem Buch auch der Krieg in der Ukraine und die Rolle der Medien eine große Rolle und bekommen auch jeweils ein eigenes Kapitel.

Abgerundet wird das Ganze durch zwei Register und ein Quellenverzeichnis, das von der sorgfältigen Recherchearbeit zu diesem Buch zeugt und belegt, dass der Autor sehr genau weiß, worüber er hier schreibt.

Ein schonungsloses und wichtiges Buch, das noch lange über sein Ende hinaus nachhallt. Und es gibt seinen Lesern auch wichtige Hilfestellungen, Propaganda zu entlarven und im Wust an Informationen den wahren Kern zu erkennen. Und das ist in unserer Zeit wichtiger denn je.

Bewertung vom 19.06.2023
Die Drogenkammer
Spelunka, Jan

Die Drogenkammer


sehr gut

Spannender Kriminalroman mit viel Lokalkolorit aus Bad Münstereifel und Umgebung

Mit diesem Kriminalroman schickt der Autor Jan Spelunka, der seine Kriminalromane früher unter dem Namen Jürgen Schmidt veröffentlicht hat, den Privatdetektiv Andreas Mücke in seinen bereits vierten Fall.

Für mich war es die zweite Begegnung mit dem sympathischen Ermittler und ich hatte nicht das Gefühl, dass mir hier wesentliche Vorkenntnisse aus den ersten beiden Bänden fehlen würden, auch wenn ich sicherlich nicht jede Anspielung auf vorangegangene Ereignisse direkt verstanden habe. Grundsätzlich werden hier alle für das Verständnis erforderlichen Informationen zu den Protagonisten und ihrer Vorgeschichte gut in die laufende Handlung eingebunden, ohne dabei den Lesefluss zu stören.

Auf dem Campingplatz von Bad Münstereifel wird die Leiche von Hang-Marie Gerber gefunden, die zusammen mit Mückes Freundin Jessica im Frauenchor „Miss Klänge“ gesungen hat. Während die Polizei von einer Beziehungstat ausgeht und neben dem Ehemann auch einen Verflossenen der Toten, der erst kürzlich aus der Haft entlassen wurde, ins Visier nimmt, stößt Mücke auf Hinweise, die in eine ganz andere Richtung deuten. Hatte die Tote etwa ein dunkles Geheimnis ?

Dem Autor gelingt hier ein eher ruhiger, aber dennoch jederzeit packender Kriminalroman, der mit einer ganzen Riege gut gezeichneter und vielschichtig angelegter Charaktere aufwartet. Mit einem lockeren Schreibstil, bei dem auch der Humor nicht zu kurz kommt, und viel Liebe zum Detail treibt er seine Geschichte voran und wartet am Ende mit einer schlüssigen und zugleich überraschenden Auflösung auf, die keine wesentlichen Fragen offenlässt. Neben dem eigentlichen Kriminalfall nimmt auch das Zwischenmenschliche rund um den Privatdetektiv einen breiten Raum ein, der teilweise allerdings doch etwas zu breit ausfällt. Zudem ist mir persönlich das Erzähltempo an einigen Stellen etwas zu gemächlich, erst im Schlussakt wird das Tempo dann noch einmal deutlich angezogen. Trotz dieser Kritikpunkte überwiegen bei mir am Ende aber doch die positiven Leseeindrücke.

Wer auf spannende Kriminalromane mit sympathischen Ermittlern und viel Lokalkolorit steht, wird hier gut bedient und unterhalten.