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BlueNa
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Remchingen

Bewertungen

Insgesamt 268 Bewertungen
Bewertung vom 12.01.2013
Anna im blutroten Kleid
Blake, Kendare

Anna im blutroten Kleid


sehr gut

A ghost story

Cas hat für sein Alter einen ungewöhnlichen Job: Er jagt Geister, die Menschen gefährlich werden und schickt sie in die ewigen Jagdgründe. Sein aktueller Fall führt Cas und seine Mutter mitsamt Kater Tybalt in die kanadische Kleinstadt Thunder Bay. Hier treibt in einer verlassenen ehemaligen Pension der blutrünstige Geist eines Mädchens sein Unwesen und zerfleischt jeden Unglücklichen, der das Pech hatte seinen Fuß über die Schwelle ihrer Tür zu setzten. Als Cas Anna das erste Mal gegenüber steht muss er feststellen, dass sie unberechenbar, stärker, cleverer und schöner ist, als alle Geister, mit denen er es zuvor zu tun hatte. Unglücklicherweise werden auch noch „Zivilisten“ in den Fall verwickelt, aber so erfährt Cas zum ersten Mal in seinem Leben durch Thomas und Carmel, was Freundschaft ist…

Ich bin mit relativ hohen Erwartungen an „Anna im blutroten Kleid“ herangegangen. Diese wurden nur zum Teil erfüllt. Die Geister und vor allem Anna waren zu Beginn der Geschichte wirklich furchteinflößend und all zu zart besaitete Menschen sollten sich das vielleicht lieber nicht zu Gemüte führen. Doch in der zweiten Hälfte des Buches war der Grusel leider irgendwie verflogen und es stand dann mehr die Lovestory im Mittelpunkt. Nach einigem Vorgeplänkel kam das Ende dann auch ein bisschen schnell und plötzlich für ein großes Finale. Dies hat mich dann auch nicht so richtig zufrieden gestellt.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin hat es geschafft, zumindest in der ersten Hälfte des Buches, Spannung aufzubauen und eine gruselige Atmosphäre entstehen zu lassen. Ich mochte die Szenen zu Beginn mit Anna und ihrem blutroten, tropfenden Kleid und man konnte die Spannung richtig greifen. Später verliert sich diese tolle Atmosphäre leider und weicht eher einer weichgespülten Stimmung, die nicht so recht zum Rest passen mag. Insgesamt beschreibt Kendare Blake sehr bildgenau und ich konnte mir alles wunderbar vorstellen (gruselige und nicht ganz so gruselige Geister). Cas ist der Ich-Erzähler und man erlebt die Ereignisse aus seiner Sicht.

Die Protagonisten haben mir allerdings sehr gut gefallen. Der 17-jährige Cas war mir gleich sehr sympathisch und man wurde gut an sein Leben herangeführt. Er ist natürlich ziemlich mutig und hat schon viel in seinem jungen Leben gesehen. Dabei vergisst er aber zu leben und muss erst schmerzhaft daran erinnert werden. Thomas und Carmel schieben sich in Cas‘ Leben und lassen sich nicht mehr daraus vertreiben. Thomas hängt sich hartnäckig an seine Fersen und hilft Cas gegen dessen Willen. Aauch Carmel, das hübscheste Mädchen an der Schule, ist von Cas‘ geheimnisvoller Ausstrahlung angezogen. Anna selbst aber ist der Hammer, ich hätte mir nur gewünscht, dass sie länger so geblieben wäre!

Die Covergestaltung des Taschenbuchs finde ich einmalig gut! Es passt auf jeden Fall zur ersten Hälfte des Buches und ist ziemlich gruselig und mysteriös anzusehen. Geist Anna in ihrem blutigen Kleid ist von hinten zu sehen, die Füße nebelumwogt, in Grau und gedämpften vereinzelten roten Akzenten steht sie vor ihrem Geisterhaus. Ich liebe es!

Fazit: Von der ersten Hälfte von „Anna im blutroten Kleid“ von Kendare Blake war ich absolut begeistert, dann wurde es mir zu schnulzig und irgendwie hat sich die tolle Gruselatmosphäre verflüchtigt. Dennoch war es ein gutes und spannendes Buch, dem ich gerne dreieinhalb Sterne gebe und wegen der echt gelungenen Gruselelemente auf vier aufrunde. Ich werde auf jeden Fall weitere Bücher von Kendare Blake lesen!

Bewertung vom 06.01.2013
Die erste Nacht / Lost Land Bd.1
Maberry, Jonathan

Die erste Nacht / Lost Land Bd.1


ausgezeichnet

Wenn der Bruder ein Zombiejäger ist!

Benny Imura ist gerade 15 geworden und muss sich zumindest einen Halbtagsjob suchen, denn er gilt mit 15 Jahren als volljährig. Findet er nicht innerhalb weniger Wochen den besagten Job, werden ihm die Rationen halbiert. Er macht sich erfolglos auf die Suche nach einer Arbeit, so dass er schließlich zähneknirschend bei seinem Bruder Tom Imura in die Lehre zum Zombie-Kopfgeldjäger geht. In diesem „Familiengeschäft“ zieht Tom Imura in das Leichenland, um im Auftrag von Kunden bestimmte Zombies zu jagen und ihnen somit die letzte Ruhe zu schenken. Denn seit der ersten Nacht und dem Krieg über die Zombies ist nichts mehr so, wie es einmal war. Als Benny zum ersten Mal ins Leichenland vor der Stadt geht, ändert sich seine Einstellung den Zombies und seinem Bruder gegenüber. Als Bennys Freundin Nix entführt wird, begeben sich die beiden Brüder wieder auf die Jagd, doch diesmal nach skrupellosen Menschen…


In „Lost Land“ geht es vordergründig um Zombies, diese seelenlosen lebenden Toten, die langsam und stöhnend umherwandern und alles Lebende angreifen, um es zu fressen. Doch eigentlich geht es um die Beziehung der beiden Brüder Imura. Benny hat ein sehr schlechtes Bild von Tom, mit dem er, seit die beiden in der ersten Nacht ihre Eltern verloren haben, alleine unter einem Dach lebt. Er glaubt, sein Bruder wäre ein Feigling und dieses Bild ändert sich nur langsam, als Benny mit Tom ins Leichenland gehen muss. In diesem Endzeitsetting leben die Menschen in mit Stacheldraht umzäunten Enklaven. Das, was dort draußen ist, verdrängen sie und nur ein paar mutige oder skrupellose Kopfgeldjäger und Händler wagen sich nach draußen zu den Zombies. Es gibt in Benny Stadt Mountainside, bis auf wenige Notstromgeneratoren, auch keine geregelte Stromversorgung mehr, da solche fortschrittlichen Technologien als böse angesehen werden.

Der Schreibstil des Autors hat mich von Anfang an fesseln und in die Geschichte hineinziehen können. Als ich einmal begonnen habe „Lost Land“ zu lesen, konnte ich das Buch absolut nicht mehr aus der Hand legen und das ist mir in dieser Form schon länger nicht mehr passiert! Jonathan Maberry beschreibt das Leben in Mountainside total realistisch und erst als Benny anfängt, diese Lebensweise in Frage zu stellen, kommt man als Leser auch ins Grübeln. Die Zombies werde auch sehr gut dargestellt, aber es war in keiner Sekunde so, dass es furchtbar eklig oder gruselig wäre, sondern sehr jugendgerecht dargestellt, so dass auch Menschen, die etwas zarter besaitet sind, das Buch ohne Sorge lesen können. Der Spannungsaufbau ist wirklich grandios und nicht zu toppen, an manchen Stellen konnte ich die Spannung kaum aushalten. Auch der Plot an sich war für mich völlig logisch und nachvollziehbar.

Die Charaktere konnten mich voll und ganz von sich überzeigen! Benny Imura benimmt sich tatsächlich, wie ein 15-jähriger Junge, der seine Eltern verloren hat und in einer Welt voller Zombies lebt. Ich konnte mich sehr gut in ihn hineinversetzen, auch wenn ich ihn öfters gerne mal geschüttelt hätte. Tom Imura war mein heimlicher Held der Geschichte! Um einige Jahre älter, geht Tom einem sehr gefährlichen Job nach und hält seien jüngeren Bruder da aber absolut raus. Bis zu einem gewissen Punkt ist dies natürlich pädagogisch absolut sinnvoll, aber er hätte mehr mit Benny darüber sprechen sollen, dann wäre das Verhältnis der Brüder vielleicht nicht so angespannt. Bennys Freundin Nix ist ein sehr kluges und aufgewecktes Mädchen, das ich sehr schnell ins Herz geschlossen habe. Die Bösewichte sind skrupellose Schurken, wie aus einem Westernfilm entsprungen, und passen auch hervorragend in diese Welt.

Fazit: „Lost Land – Die erste Nacht“ von Jonathan Maberry hat mich mit Setting, Grundstimmung, Plot und Charakteren vollständig überzeugen können! Das Buch ist zwar insgesamt nichts für schwache Nerven, doch sind die Zombie-Szenen sehr abgeschwächt und jugendgerecht geschrieben.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 31.12.2012
Das Schwert von Avalon / Avalon-Saga Bd.7
Bradley, Marion Zimmer;Paxson, Diana L.

Das Schwert von Avalon / Avalon-Saga Bd.7


sehr gut

Vom Feuer über Griechenland und auf den Königsthron

Die junge Herrin von Avalon, Anderle, begibt sich hoch schwanger zu ihrer Cousine Irnana und deren Ehemann, den König der Ai-Zir, um die beiden zu warnen. Anderle hatte eine Vision, in der der neugeborene Sohn von Irnana und Uldan, Mikantor, bei einem Angriff auf das Dorf in den Flammen umkommt. Die beiden schlagen Anderles Warnung jedoch in den Wind und so kommt es, dass Anderle mit dem Baby Mikantor in den Armen aus einem brennenden Dorf fliehen muss. Die Herrin von Avalon versteckt den Thronerben beim Volk am See, denn Galid, der den Überfall auf das Dorf des Jungen zu verantworten hat, sucht Mikantor, um ihn zu töten. Nach einigen Jahren, wird Mikantor, der den Decknamen Woodpecker trägt, in Avalon in den Mysterien ausgebildet, doch einigen unglückliche Zufälle verdankt der Junge es, dass er von Sklavenhändlern nach Griechenland verschleppt wird und glaubt, seine Heimat, die Insel der Macht, niemals wieder zusehen…

In „Das Schwert von Avalon“, erzählt Diana L. Paxson nach Aufzeichnungen der 1999 verstorbenen Marion Zimmer Bradley, die Geschichte von Mikantor, für den einst das Schwert von den Sternen, also Excalibur geschmiedet wurde, das in „Die Nebel von Avalon“ eine wichtige Rolle spielt. Die Geschichte selbst ist diesmal in der Bronzezeit angesiedelt, also ca. 1.200 vor Christus und man erfährt viel über die damalige Lebensweise der Menschen auf der Insel Großbritannien, in Griechenland und auch auf dem mitteleuropäischen Festland, denn dies sind alles Mikantors Stationen auf dem Weg, sein Volk endlich von seinem Peiniger Galid zu befreien, er auch seine Eltern auf dem Gewissen hat. Außerdem steht ihm dann auch Tirilan zur Seite, die Tochter der Herrin von Avalon und ihres Zeichens Priesterin von Avalon. Hier darf man sich auch auf eine schöne Liebesgeschichte gefasst machen. Erotische Szenen gibt es aber leider kaum und sind eher angedeutet, nicht wie wir von Marion Zimmer Bradley selbst es gewohnt sind, mit viel Feingefühl ausführlich beschrieben. Das finde ich sehr, sehr schade, denn das war immer ein bedeutender Bestandteil ihrer Bücher. Natürlich hat sie dieses Buch nicht mehr selbst geschrieben, sondern ihre Schwägerin und trotzdem steht ihr Name als auf dem Buchcover, da sie die Ideengeberin ist.

Der Schreibstil von Diana L. Paxson ist sehr gut und angenehm zu lesen. Allerdings fehlt ihrer Schreibe der Fluss und der packende Strom, der mich immer an MZB’s Bücher gefesselt hat und mich mir die Nacht um die Ohren schlagen ließ. Dennoch kommt an vielen Stellen Spannung auf, wenn Anderle von Galid bedroht wird oder Mikantor von den Sklavenhändlern verschleppt wird und in verschiedene gefährliche Situationen gerät. Auch ließ der Text bei mir Bilder im Kopf entstehen, ich habe Charaktere und Landschaften vor meinem inneren Auge gesehen und viele Andeutungen auf die zeitlich früher angesiedelten Bücher „Das Licht von Atlantis“ (stammt noch von MZB selbst) und „Die Ahnen von Avalon“ entdeckt und verstanden.
Ich habe ein wenig Zeit gebraucht, um mit den Charakteren warm zu werden. Dies lag aber vor allem daran, dass das Buch mit Anderle, der Herrin von Avalon, beginnt und die Herrin immer das Wohl Avalons und des Landes in den Mittelpunkt stellt. Dabei geht sie auch im übertragenen Sinne gerne mal über Leichen. Das macht Anderle nicht sehr sympathisch, allerdings schwenkt die Geschichte dann um und beleuchtet die Ereignisse um Mikantor oder Tirilan und die beiden kann man getrost ins Herz schließen, Eine weitere wunderbare Figur ist auch der griechische Schmid Velantos, ein Raubein mit dem Herz am rechten Fleck, der Mikantor Gefährte und Bruder zu gleich ist. Galid ist ein Bösewicht wie er im Buche steht und muss unbedingt aufgehalten werden.

Fazit: Ich kann allen Fans der Avalon-Romane von MZB auch dieses Werk ans Herz legen, denn ich konnte wieder in die Welt von Avalon eintauchen und hatte das Gefühl, nach einer langen Reise nach Hause zu kommen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.12.2012
Die Weltenspieler / Insignia Trilogie Bd.1
Kincaid, S. J.

Die Weltenspieler / Insignia Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Die Welt liegt dir zu Füßen

Tom ist 14 und zieht mit seinem Vater Neil von Spielhalle zu Spielhalle quer durch die USA. Sein Vater hat schon lange kein Glück mehr im Spiel und so sind die beiden pausenlos abgebrannt. Tom muss oftmals Geld für eine Nacht im Hotelzimmer durch Videogames in VR-Hallen verdienen. So kommt es Tom als das größte Glück der Welt vor, als er ausgewählt wird als Rekrut in den Turm des Pentagons einzuziehen. Hier hat er die Möglichkeit zu lernen und sich einen Platz in der Cam Co zu verdienen, einer Elitetruppe an jungen Kämpfern, die unbemannte Raumschiffe im All steuern und dort den Dritten Weltkrieg ausfechten. Sie sind die Helden der USA und Tom hat erstmals die Chance auf Freundschaft und ein zu Hause. Doch die Opfer sind groß, die Tom erbringen muss um dazuzugehören…

Toms Leben ändert sich schlagartig, als er vom Pentagon rekrutiert wird. Sein Vater ist davon eigentlich nicht sehr begeistert und dennoch leistet er die Unterschrift, die das Sorgerecht für seinen Sohn an das Pentagon überschreibt. Tom wird dann allerdings ziemlich von General Marsh überrumpelt, als dieser ihm eröffnet, er müsse einen Eingriff über sich ergehen lassen um als Rekrut angenommen zu werden. Das fand ich schon mal ziemlich mies vom Militär und das war nicht der letzte Streich! Insgesamt ist das Zukunftsszenario, das die Autorin hier erschaffen hat, finde ich richtig spannend und ich könnte mir gut vorstellen oder mir wünschen, dass Kriege in der Zukunft nicht mehr auf der Erde ausgetragen werden, sondern von unbemannten Drohnen im intrasolaren Raum. Ob das dann wirklich so sein muss, dass die Drohnen von Jugendlichen gesteuert werden, sei mal dahin gestellt, aber so wird wenigstens nur Metall zerstört und kein Lebensraum oder gar Menschenleben!

Der Schreibstil von J.S. Kincaid hat mich positiv überrascht. Sie schreibt locker und leicht, flicht technische Wörter ein, die aber jeder versteht und schafft es technisch hochkomplexe Geräte oder Vorgänge leicht verständlich zu beschreiben und zu erklären. Ich hatte keine Sekunde lang das Gefühl, dass die Geschichte ohne mich von statten geht, sondern ich war immer mitten drin und habe mit Tom und seinen Freunden Wyatt, Vik und Yuri mitgefiebert. Für mich hat auch der Spannungsaufbau wunderbar funktioniert und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen! Die Sprache an sich war aber so angepasst, dass es glaubwürdig herüberkam, dass ein Jugendlicher das gesagt haben könnte.

Die Charaktere fand ich auch wunderbar! Tom war mir wirklich von Anfang an sympathisch und ich konnte mich voll und ganz auf ihn einlassen. Ich habe seine Gedankengänge verstanden und nachvollziehen können, obwohl er erst 14 Jahre alt ist. Als nächstes habe ich Wyatt in mein Herz geschlossen. Sie hat eine sehr schroffe Art und absolut keine Sozialkompetenz und dennoch entwickelt sie sich als eine von Toms wertvollsten Verbündeten. Vik freundet sich als Toms Zimmernachbar sehr schnell mit ihm an. Er hat einen tollen Sinn für Humor und ist für jeden Spaß zu haben. Außerdem steht er zu Tom, was auch immer passiert. Yuri ist ein immer gut gelaunter, schon etwas älterer Junge, dem wegen seiner Herkunft misstraut wird. Deshalb wird er nie befördert und bleibt vorerst immer Rekrut der untersten Stufe. Aber auch die Bösewichte wie Karl oder Dalton konnten mich total überzeugen!

Das Cover finde ich sehr schön, da es schlicht und einfach gehalten ist. Es zeigt den Kontrast zwischen dem sich die Mitglieder der Cam Co bewegen: Unserer Erde zum Einem und dem Weltall zum Anderen. Dennoch finde ich nicht, dass das Cover die Geschichte wiederspiegelt.

Fazit: Ich möchte „Die Weltenspieler - Insigna I“ von J.S. Kincaid allen von Herzen weiterempfehlen, die gerne mal abseits des Mainstream eine Geschichte über einen mutigen Jungen lesen wollen, der nach den Sternen greift!

Bewertung vom 25.12.2012
Der Hobbit
Tolkien, John R. R.

Der Hobbit


ausgezeichnet

Mittelerde für Alle!

Bilbo Beutlin, ein ehrenwerter Hobbit aus Beutelsend im Auenland, sitzt nichtsahnend vor seiner Hobbithöhle und raucht ein Pfeifchen, als der Zauberer Gandalf vorbei kommt und ihn zu einem Abenteuer einlädt. Bilbo lehnt ab und schickt den Zauberer fort. Doch ehe er sich versieht platzt seine Hobbithöhle aus allen Nähten und seine Vorratskammer wurde auch geplündert. 13 Zwerge um ihren Anführer Thorin Eichenschild und ein Zauberer haben sich bei Bilbo eingefunden um mit ihm zusammen, in der Rolle des Meisterdiebs, die Zwergen Stadt im Einsamen Berg zurückzuerobern, die seit 200 Jahren vom Drachen Smaug besetzt wird. Auf dem Weg zum Einsamen Berg gilt es jedoch viele Abenteuer und Gefahren in Orkhöhlen oder dem sagenumwobenen Düsterwald zu bestehen…

Den „Kleinen Hobbit“ habe ich zum ersten Mal als Kind gelesen und es ist mir damals als das größte Abenteuer überhaupt vorgekommen. Nun bin ich nach Mittelerde und zu Bilbo Beutlin zurückgekehrt und es ist immer noch abenteuerlich und nicht weniger fantastisch, doch nun erkenne ich „Den Hobbit“ als das, was er ist: Ein Kinderbuch. Allerdings ein Kinderbuch, das wirklich jeder gelesen haben sollte! Egal ob als Kind oder als Erwachsener, Bilbos Abenteuer mit Gandalf und den Zwergen Thorin, Dwalin, Balin, Kili, Fili, Dori, Nori, Ori, Oin, Gloin, Bifur, Bofur und Bombur sind so fantasievoll und spannend, dass das Buch in keiner guten Hausbibliothek fehlen darf!

Ich habe diesmal die Neuübersetzung von Wolfgang Krege gelesen und eine Sache ist mir extrem negativ aufgefallen: Die Protagonisten siezen sich! Dies ist so dermaßen merkwürdig, dass ich erst mal inne gehalten und die Passage nochmals gelesen habe. Irgendwann gehen die Zwerge und Bilbo dann zum Du über, aber ich konnte mich absolut nicht daran gewöhnen, dass sie sich siezen. Das wirkt so fehl am Platze wie ein roter Elefant im OP-Saal! Tolkiens Erzählstil ist meiner Meinung nach etwas Besonderes und ich liebe diese hochgestochene Sprache, die verdeutlichen soll, dass Mittelerde eine mittelalterliche Fantasy-Welt ist und da haben sich die Menschen mit Ihr und Euer angesprochen und nicht mit Sie! Das ist in der alten Übersetzung von Walter Scherf wesentlich besser! Man muss auch sehen, dass „Der kleine Hobbit“ erstmals 1937 erschienen ist und nun schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Zwar sind bei der Neuübersetzung sämtliche Lieder vollständig enthalten, aber ich muss gestehen, dass diese mir nie sonderlich gefehlt und ich sie auch nie ganz gelesen habe. Beim „Hobbit“ hat Tolkien auch auf diese ganz ausschweifenden Landschaftsbeschreibungen verzichtet und sich da eher knapp gehalten. Trotzdem hat nichts gefehlt und alles war wunderbar nachzuvollziehen und vorstellbar.

Die Protagonisten sind ebenso nicht wahnsinnig ausführlich und ausschweifend beschrieben und trotzdem stellt sich bald bei den Wichtigsten von ihnen Sympathie ein. Über Bilbo Beutlin erfährt man natürlich das Meiste, denn es ist seine Geschichte und man begleitet den Hobbit auf seinen Abenteuern. Aber auch die 13 Zwerge und Gandalf werden charakterisiert und haben ihre Eigenheiten auch wenn sie alle insgesamt auf den knapp 400 Seiten ein wenig zu kurz kommen. Am wichtigsten ist natürlich Thorin Eichenschild, der die Unternehmung anführt und die ehemalige Zwergen-Stadt für sein Volk zurückerobern will. Gandalf ist geheimnisvoll und gibt nicht viel über sich preis, doch er ist immer zur rechten Zeit am rechten Ort!

Ich habe mir die wundervoll illustrierte, gebundene Ausgabe von „Der Hobbit“ gegönnt. Der Schutzumschlag ist mit dem Drachen Smaug eindrucksvoll gestaltet und von Goldornamenten umrandet. Es gibt viele ganzseitige farbige Hochglanzillustrationen und einige in Schwarz-weiß, die die Kapitel einleiten. Zur hochwertigen Ausstattung des Buches gehört auch ein rotes Lesebändchen. Für Tolkien-Liebhaber ist diese Schmuckausgabe sehr zu empfehlen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 21.12.2012
Drood
Simmons, Dan

Drood


gut

Der Unnachahmliche

Charles Dickens wird in einen Unfall verwickelt, an dem ein Zug und eine Eisenbahnbrücke beteiligt waren. Der Zug stürzt fast gänzlich in den Abgrund, nur die zwei vordersten Waggons der ersten Klasse und die Lok bleiben oben. Im zweiten Wagen sitzt Dickens, rettet sich und seine beiden Begleiterinnen, um dann den Verletzten unten im Fluss zu helfen. Hier nimmt das Unglück seinen Lauf: Charles Dickens trifft zum ersten Mal auf Drood, einem Wesen, dem etwas Geisterhaftes anhaftete. Seit dem Zugunglück hat Dickens gesundheitliche Probleme und Angstzustände, wenn er einen Zug besteigen musste. Wilkie Collins, einer von Dickens engsten Freunden, Kollegen und Weggefährten findet Dickens Verhalten höchst sonderbar, zusammen begeben sie sich auf die Suche nach Drood in die Londoner Unterstadt…

Puh, wenn man diesen dicken Schinken zuschlägt, weiß man wirklich, was man geschafft hat! Denn wirklich leicht und flüssig ließ sich „Drood“ meines Erachtens nicht lesen. Das Buch vereint zwar Mystery-Elemente, wenn es um den geheimnisvollen Drood geht, und die Biographie der letztens Lebensjahre von Charles Dickens, sowie ein Portrait der Londoner Upperclass Mitte des 19. Jahrhunderts, doch war mir meistens der Schreibstil zu schwerfällig, oder die Story kam nicht richtig vom Fleck und verzettelte sich in Nichtigkeiten. Die Schilderung der Londoner Viertel wie Whitechapel war total interessant und spannend, aber auch abstoßend zugleich. Ich glaube, man kann sich heute kaum mehr vorstellen, wie es damals in diesen „Slums“ direkt an der Themse zugegangen sein muss. Auch wenn es um Drood selbst ging, wurde die Handlung rasanter und spannender, um sich dann wieder in den endlosen Jammertiraden von Wilkie Collins zu verlieren.
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Dies ist auch einer meiner größten Kritikpunkte was den Stil angeht. Die Handlung wird aus Wilkie Collins‘ Sicht geschildert. Er bedient sich einer recht altertümlichen Sprachweise, wie sie 1965 wohl gebraucht wurde, oder so ähnlich zumindest. Dies passt auch gut zur Geschichte, aber leider verliert sich der Ich-Erzähler Collins oft in Selbstmitleid, Gejammer, wie schlecht es doch um seine Gesundheit bestellt ist und vor allem in seinem Neid auf Charles Dickens, den ungleich erfolgreicheren Autor. Zu jeder passenden oder unpassenden Gelegenheit trinkt Collins Becherweise Laudanum und betäubt sich bald noch dazu mit reinem Opium in einer Opiumhöhle. Ich hab mich oft gefragt, wie ein solch drogensüchtiger Charakter überhaupt noch zwei anständige Sätze aufs Papier bringen kann. Zurück zum Schreibstil: Richtige Spannung kommt nur sehr selten auf und somit ziehen sich die knapp 1.000 Seiten stellenweise wie Kaugummi. Wer also einen spannungsgeladen Actionkracher sucht, ist hier fehl am Platze.
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Die Charaktere sind alle ziemlich seltsam. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass die meisten von ihnen Männer und auch noch „Künstler“ sind, auf jeden Fall sind die meisten von ihnen ziemlich abgehoben. Allen voran natürlich Charles Dickens, dicht gefolgt von Wilkie Collins und einem komischen Schauspieler namens Fechter, der Dickens zu Weihnachten ein Schweizer Chalet schenkt, dass dann gegenüber von Dickens Landsitz aufgebaut wird. Ach ja, und eine Unterführung unter der, von Kutschen und Ponywägen vielbefahrenen Straße, wird auch gleich noch gegraben. Dickens ist außerdem ein riesen Fan des Mesmerismus (Heilmagnetismus). Schon allein das ist aus heutiger Sicht total gaga. Über Wilkie Collins habe ich oben ja schon ein paar Dinge erzählt, das sollt erst mal reichen.
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Fazit: „Drood“ von Dan Simmons ist wahrlich dein dicker Schinken und keine leichte Kost für Zwischendurch. Ich habe oftmals gekämpft, aber mich hat die Geschichte doch soweit begeistern können, dass ich bis zum Schluss durchgehalten habe. Für die Idee und die düstere Stimmung, ebenso für die detaillierte und interessante Einsicht in die letzten Lebensjahre eines berühmten britischen Autors kann ich drei von fünf Sternen vergeben.

Bewertung vom 02.12.2012
White Horse Bd.1
Adams, Alex

White Horse Bd.1


ausgezeichnet

Ein Fünkchen Hoffnung…
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Zoes Welt gerät aus den Fugen, kurz nachdem ein geheimnisvolles Gefäß bei ihr im Wohnzimmer auftaucht. Erst weigert sie sich, es zu öffnen, schließlich siegt irgendwann die Neugier und um Zoe herum beginnen alle Menschen zu sterben. 19 Monate später zieht Zoe durch das menschenleere Italien um eine Fähre nach Griechenland zu erreichen. Sie trifft auf Überlebende, darunter die blinde Lisa, für die sich Zoe auf irgendeine Weise verantwortlich fühlt und die sie vor ihrem eigenen Vater retten muss. Die beiden Frauen werden von einer dunklen und irren Gestalt verfolgt, düsterer noch, als die Kreaturen, die die alles vernichtende Krankheit „White Horse“ zurück gelassen hat…
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„White Horse“ ist eines dieser Bücher, dieser bestimmten Bücher, die dich von Anfang an in ihren Bann ziehen und dich fesseln, sowohl vom Schreibstil als auch von der Geschichte. Gleich zu Beginn war ich vom Schreibstil der Autorin fasziniert, dann schlug mich Zoes Geschichte in ihren Bann, die auf zwei Zeitebenen erzählt wird. Die mysteriöse Krankheit „White Horse“ hat die Weltbevölkerung dezimiert und irgendwelche völlig irren Wetterexperimente sind schief gelaufen, so dass es fast nur noch düster ist und ununterbrochen regnet. Zoe ist auf der Suche, nach was, erfährt man erst recht spät im Buch, aber die Rückblenden arbeiten natürlich darauf hin. Man kann es sich auch schon etwas vorher denken, aber es ist ziemlich spannend und nervenaufreibend bis man endlich Gewissheit hat. Die Krankheit verändert die Menschen, die von ihr nicht innerhalb weniger Tage dahingerafft wurden. Auch mit dieser Gefahr müssen sich Zoe und Lisa auf Italiens leeren Straßen auseinandersetzen. Diese Welt ist brutal, sie schenkt nichts und verzeiht keine Fehler!
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Den Schreibstil fand ich, wie schon erwähnt, wunderbar und faszinierend zu gleich. Er hat fast etwas Poetisches an sich, Alex Adams spielt mit den Worten und baut draus ein Konstrukt, in das man sich als Leser verfängt. Je mehr man davon entwirrt, umso klarer sieht man das ganze Geschehen vor sich. Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt. Damals, als Zoe das merkwürdige Gefäß in ihrer Wohnung findet und das Schicksal seinen Lauf nimmt, und jetzt, wobei man Zoe auf ihrer Suche begleitet. Die beiden Erzählstränge folgen oft in dichtem Wechsel aufeinander, so dass es immerzu spannend bleibt. Manchmal beginnt der Abschnitt dann auch ein wenig Zeitversetzt und man erfährt erst etwas später, was genau nach dem letzten Zeitebenen-Wechsel passiert ist. Ich habe mit Zoe, der Ich-Erzählerin, in ihrer düsteren Welt mitgefiebert!
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Die Protagonisten konnten mich alle überzeugen. Allen voran, natürlich Zoe, die ihre Geschichte erzählt. Sie wandert durch ein ausgestorbenes Land, in dem alle möglichen Gefahren lauern und ist auch noch schwanger. Aber genau das ist es, was sie antreibt, ihr ungeborenes Kind, es soll leben! Hieraus schöpft Zoe all ihre übermenschliche Kraft, durchzuhalten, selbst als sie vom irren Schweizer verfolgt und bedroht wird. Der Schweizer ist eine kranke Figur, dessen Beweggründe man nicht versteht. Er verfolgt Zoe und Lisa, schließt sich den Frauen an, missbraucht Lisa, spielt Gott in einer gottlosen Welt. Lisa ist blind und auf Zoes Hilfe und Unterstützung angewiesen. Sie ist ein Missbrauchsopfer, das genauso denkt und handelt. Das war für mich alles völlig plausibel und nachvollziehbar. In Zoes Vergangenheit gibt es natürlich noch weitere Menschen, die ihr nahe stehen, doch bleiben diese seltsam fern, das Gefühl von Vergangenheit überträgt sich hier untrüglich auf den Leser.
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Fazit: „White Horse“ von Alex Adams ist eines meiner Jahreshighlights 2012! Das Buch hat mich gefesselt, ich habe mich verliebt in seine Sprache und in seine Düsternis, in der ein Funke Hoffnung aufglimmt… Wer sich für solch dystopischen Bücher aus dem Erwachsenenbereich begeistern kann, sollte „White Horse“ unbedingt gelesen haben!!!!

Bewertung vom 30.11.2012
Das Königreich der Drachen / Serafina Bd.1
Hartman, Rachel

Das Königreich der Drachen / Serafina Bd.1


sehr gut

Change your mind!
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Serafina schleppt ein riesen Geheimnis mit sich herum, immer auf der Hut vor Entdeckung. So bewegt sie sich fast unsichtbar am königlichen Hof, wo sie als „Musikmamsell“ des Hofkomponisten angestellt ist. Doch ihr Bekanntheitsgrad schnellt schlagartig in die Höhe, als sie bei der Beerdigung von Prinz Rufus eine wundervolle Darbietung auf ihrer Flöte abliefert. Jetzt muss sie doppelt vorsichtig sein, da der Blick der höfischen Gesellschaft nun öfter auf das junge Mädchen fällt. Nachdem Serafina einen jungen Drachen vor einem wütenden Mob bewahrt, trifft sie auf Prinz Lucian Kiggs, der nun, da sein Onkel Rufus tot ist, der königlichen Wache vorsteht. Zusammen begeben sich Lucian Kiggs und Serafina auf Spurensuche, denn der Tod von Prinz Rufus ist noch lange nicht aufgeklärt…
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Im Königreich Goredd herrscht seit 40 Jahren Frieden zwischen den Menschen und den Drachen, doch das Misstrauen sitzt noch immer tief und so dürfen Drachen nur in ihrer menschlichen Gestalt, der Saarantras, in der Öffentlichkeit auftreten. In dieser Gestalt müssen sie aber zur Kennzeichnung nicht eben kleine Glöckchen an ihrer Kleidung tragen, damit jeder erkennt, dass er es mit einem Drachen zu tun hat. Dies und die ewigen Anfeindungen den Drachen gegenüber weisen starke Parallelen zu den Judensternen im Dritten Reich und der gerade heutzutage allgegenwärtigen Ausländerfeindlichkeit auf. Somit zeichnet Rachel Hartmann ein Abbild davon, wie unsere Gesellschaft mit „Andersartigkeit“ umgeht und ich war nicht selten erschüttert über den Umgang der Menschen mit den Drachen, mit denen sie ja Frieden geschlossen haben. Ohne diesen Frieden, wäre von der Menschheit schon längst nur noch ein Häuflein Asche übrig. Auch brodelt es unter den Drachen, von denen sich einige altgediente Generäle nicht länger mit den strikten Auflagen des Friedens abfinden wollen.
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Der Schreibstil der Autorin macht einem den Einstig in die Geschichte nicht gerade leicht. Gerade am Anfang wird man mitten ins Geschehen geworfen und nur ganz langsam schälen sich die Zusammenhänge zwischen den vielen auftretenden Figuren und Ereignissen heraus. An und für sich ist er Schreibstil sehr angenehm zu lesen, auch wenn es einige Zeit dauert, bis die Geschichte richtig Fahrt aufnimmt, man muss sich ja erst mal in den Wirren zwischen den Menschen und den Drachen zurecht finden. Aber ab ca. dem zweiten Drittel wird es interessant und es kommt Spannung auf, die mich dann auch fast die ganze Zeit richtig fesseln konnte. Die Geschichte wird aus Serafinas Sicht geschildert, sie ist über die gesamte Zeit die Ich-Erzählerin.
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Man lernt Serafina als Hauptprotagonistin und Ich-Erzählerin besonders gut kennen. Sie ist eine sehr sympathische und kluge junge Frau, die von ihrem Onkel, dem Drachen Orma nicht nur in Musik unterrichtet wurde. Sie hadert mit ihrem Schicksal und hat sich gegen ihren Vater aufgelehnt, der das Mädchen wegen ihres Geheimnisses fast ihr ganzes Leben lang vor der Öffentlichkeit verborgen hat. Zu ihren Lasten, die sie zu tragen hat, gehören auch ihre Grotesken, denen sie in ihrer Fantasie einen Garten angelegt hat, den sie jeden Abend hegt und pflegt, denn sie sind nur so im Zaum zu halten und verursachen ihr keine schmerzhaften Visionen. Orma ist ein weiser Drache, ein Gelehrtet, weshalb er kein Glöckchen tragen muss und er steht immer zu Serafina, liebt sie gar, obwohl dies von den Drachen als Krankheit angesehen wird. Prinz Lucian Kiggs ist kein hohlköpfiger Schönling, wie man am Anfang vielleicht vermuten könnte. Er ist ein junger Mann, der mit wachem Blick durch die Welt geht und ganz schön mutig sein kann, wenn es drauf ankommt. Eine gute Freundin findet Serafina auch in Prinzessin Glisselda, Nummer zwei in der Thronfolge, direkt hinter ihrer Mutter Dionne. Glisselda lässt sich von Serafina zum Nachdenken anregen und sieht die Drachen bald mit ganz anderem Blick.

Fazit: „Serafina – Das Königreich der Drachen" ist ein schöner Fantasy Roman!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.11.2012
Flammen über Arcadion / Carya & Jonan Trilogie Bd.1
Perplies, Bernd;Hirtz, Isabelle

Flammen über Arcadion / Carya & Jonan Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Zeit für Veränderungen
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Carya ist 16 Jahre alt und führt ein recht beschauliches Leben hinter den dicken Stadtmauern von Arcadion, die die Stadt vor Gefahren von Außerhalb schützen. Carya darf die höhere Schule besuchen und verbringt ihre Freizeit in einer Templerjugendgruppe des Lux Dei, des totalitären Regimes, dass Arcadion regiert. Als eines Tages der Freund ihrer besten Freundin Rajel von den schwarzen Templern festgenommen wird, erschleicht sich Carya für sich und Rajel eine Einladung zu dessen Prozess im Tribunal Palast des Lux Die. Die Ereignisse während des Prozess‘ und der Folterung verändern Caryas Leben von Grund auf und sie ist plötzlich auf der Flucht vor dem fanatischen Orden des Lux Dei. Ihre einzige Hoffnung: Jonan, ein ehemaliger Templersoldat. Werden die beiden dem Lux die entkommen können?
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Auf „Flammen über Arcadion“ habe ich mich schon ziemlich lange gefreut und ich war überglücklich, das Buch endlich in Händen halten zu können. Auch vom Inhalt wurde ich absolut nicht enttäuscht, denn Bernd Perplies hat mit Arcadion, das nach dem weltweit einschneidenden Ereignis, dem „Sternenfall“, auf den Ruinen von Rom errichtet wurde, eine Kulisse geschaffen, die ich mir als düstere Zukunftsvision tatsächlich vorstellen könnte. Ein weltweiter Atomkrieg könnte die Ursache der Verstrahlungen und Verseuchungen außerhalb der schützenden Mauern Arcadions sein, doch darauf wird im Buch nicht direkt eingegangen. Es sind noch Überreste der einstigen Hochtechnologie wie ein paar Autos oder High-Tech-Kampfanzüge vorhanden, allerdings es gibt nur sehr wenig Treibstoff und die Computertechnik ist verloren gegangen, so dass keine Weiterentwicklungen gemacht werden und vorhandene Technologien nur erhalten werden können. Keiner weiß mehr, wie die Dinge funktionieren, dabei sind erst ca. 40 Jahre seit dem „Sternenfall“ vergangen. Kann solch elementares Wissen, auf das unsere Gesellschaft heute aufbaut, in so kurzer Zeit unwiderruflich verloren gehen?
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Der Schreibstil war für ein Jugendbuch sehr passend gewählt. Dennoch ist die Sprache nicht flapsig oder mit Kraftausdrücken gespickt, sondern vermittelt in unkomplizierten Sätzen das Geschehen um Carya und Jonan und sorgt gleichzeitig dafür, dass dem Leser alle Emotionen schonungslos nahegebracht werden. Spannung stellt sich spätestens ab dem Prozess im Tribunal Palast ein, von dem Carya und Rajel flüchten müssen. Danach gibt es kaum mehr große Verschnaufpausen, die Spannung wird kontinuierlich hoch gehalten und die Handlung selbst ist kurzweilig gestaltet. Ich habe das Buch immer nur sehr, sehr ungern aus der Hand gelegt. Cary ist hauptsächlich die personale Erzählerin und man erlebt die Ereignisse aus ihrer Sicht. Ab und zu kommt auch Jonans Sichtweise zum Tragen.
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Die Charaktere, allen voran Protagonistin Carya, sind durchweg glaubwürdig ausgestaltet. Carya ist ein kluges Mädchen, das behütet und in das fanatische Glaubenssystem des Lux Dei eingegliedert aufwächst. Sie kennt quasi nur die „Wahrheit“ des Ordens. Somit ist es ihr hoch anzurechnen, dass sie anfängt Fragen zu stellen und im Endeffekt das ganze System in Frage zu stellen beginnt. Dazu gehört eine ordentliche Portion Mut! Aber auch Jonan wirft seine Überzeugungen couragiert über Bord um einem jungen Mädchen zu helfen. Dafür lässt er seinen Job, seinen Vater, gesamtes Leben hinter sich. Er hat mir überaus gut gefallen! Pitlit sollte an dieser Stelle auch noch erwähnt werden, denn er ist ein Nebencharakter, der dem Buch eine Prise Würze verleiht. Er ist ein 12-jähriger Straßenjunge, der sich schon sein ganzes Leben lang abseits des Systems durchschlagen muss, der ein paar ganz coole Tricks drauf hat und alles mit ziemlich viel Humor nimmt.
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Fazit: „Flammen über Arcadion“ von Bernd Perplies ist ein Muss für alle Liebhaber der Jugend-Dystopie, denn das Szenario ist durchaus als realistisch einzuschätzen. Ich habe jede einzelne Seite dieses Trilogie-Auftakts sehr genossen!

Bewertung vom 11.11.2012
Über uns Stille
Rhue, Morton

Über uns Stille


sehr gut

Wenn die Welt am Abgrund steht…

USA 1962: Die Sowjetunion und die USA stecken mitten im Wettrüsten des Kalten Krieges, die Angst vor einem Atomschlag der Sowjets wächst und Scotts Vater beschließt einen Atombunker unter seinem Haus zu bauen. Er wird von den Nachbarn belächelt, denn keiner glaubt so wirklich daran, dass die Atombombe fallen könnte. Während der Kubakriese spitzt sich die Lage dann dramatisch zu und eines Nachts erschüttert eine gewaltige Explosion Scotts Kindheit und seine Familie rettet sich in den Bunker. Doch auch die Nachbarn, die vorher über den Bunker gelästert haben, wollen mit hinein, verschaffen sich mit Gewalt Zutritt und dann beginnt das bange Warten auf die Zukunft…

Morton Rhue widmet sich mit „Über uns Stille“ einer sehr schwierigen Thematik. In den USA war damals die Atombombe allgegenwärtig und da die US-Amerikanischen Schulen den Kalten Krieg mit Sicherheit im Unterricht behandeln, eignet sich das Buch hervorragend als Schullektüre zu diesem Thema. Aber auch für uns in Europa und in einer Generation, die den Kalten Krieg auch nur aus den Geschichtsbüchern (wenn überhaupt!!!) kennen, ist es eine lehrreiche Lektüre. Ich kann mich wirklich nicht erinnern, dass das Wettrüsten zwischen den USA und der Sowjetunion und die Kubakriese großartig im Geschichtsunterricht abgehandelt wurden, da wurde lieber zum 500. Mal der 2. Weltkrieg durchgekaut. Mir hat das Buch die Thematik um einiges näher gebracht, auch wenn ich die Geschichte selber nicht als sonderlich spannend empfunden habe.

Die Geschichte spielt sich auf zwei Zeitebenen ab. Scotts Leben einige Wochen vor dem Fall der Bombe und die Zeit im Bunker nach dem Atomschlag. Man lernt Scott also während seines normalen Lebens in einer US-Amerikanischen Kleinstadt kennen, erfährt von seinen Lehrern, seinen Mitschülern, Freunden und seiner Familie. Dieser Handlungsstrang führt den Leser bis zu der Nacht, in der die Familie in den Bunker flüchten muss. Der zweite Handlungsstrang beginnt in eben dieser Nacht und erzählt von Scott und seiner Familie, sowie den Nachbarn, die sich mit in den Bunker geflüchtet haben und deren banges Warten, dass die Strahlung außerhalb auf ein erträgliches Maß zurückgeht. Für mich war der zweite Erzählstrang der spannendere. Hier sitzen die Protagonisten auf engstem Raum, haben erst kein Wasser, dann nicht mehr genügend Vorräte. Man lernt alle Personen aber durch den ersten Handlungsstrang besser kennen und schnell wächst die Verachtung des Lesers für die Erwachsenen, die sich im Bunker Scotts Vater gegenüber unmöglich verhalten. Der Erzählstil selber ist einfach gehalten und leicht verständlich. Vieles wird erklärt, da Scotts kleiner Bruder Sparky noch nicht so viel weiß und versteht, so dass man als Leser, ob der schwierigen Thematik keinesfalls auf der Strecke bleibt.

Die Protagonisten lernt man im Laufe der Handlung wirklich gut kennen. Keine der Personen sind flach oder blass, jede ist für sich gesehen eine Persönlichkeit, die mehr oder weniger intelligent agiert. Scott selbst ist einem am Nächsten, da er als Ich-Erzähler durch das gesamte Buch führt und man seine Gedankengänge mitverfolgen kann. Oftmals ist er sehr reif für einen 12-jährigen, manchmal dann doch wieder sehr naiv, gerade gegenüber seiner Sexualität. Scotts Eltern sind oft verschiedener Meinung, was den Bunker betrifft, man kennt allerdings nicht ihre Beweggründe, sondern sieht nur ihr Handeln aus Scotts Sicht. Dann gibt es noch Scotts neuen Lehrer, der seine Schüler ernst nimmt, sie zum Nachdenken anregt und nicht nur blinden Gehorsam von ihnen verlangt.

Das Coverdesign des Hardcovers ist sehr passend gewählt: Man sieht ein reifes, gelbes Kornfeld und im Hintergrund einen Atompilz aufsteigen. Besser hätte das Coverbild nicht gewählt werden können!

Fazit: Ein intelligentes, aufrüttelndes und lehrreiches Jugendbuch, das sensibel mit einer geschichtlichen Thematik umgeht.