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⇢ Ich bin: Ex-Buchhändlerin, Leseratte, seit 2012 Buchbloggerin, vielseitig interessiert und chronisch neugierig. Bevorzugt lese ich das Genre Gegenwartsliteratur, bin aber auch in anderen Genres unterwegs. ⇢ 2020 und 2021: Teil der Jury des Buchpreises "Das Debüt" ⇢ 2022: Offizielle Buchpreisbloggerin des Deutschen Buchpreises

Bewertungen

Insgesamt 735 Bewertungen
Bewertung vom 02.09.2017
Der Schatten des Windes / Barcelona Bd.1
Ruiz Zafón, Carlos

Der Schatten des Windes / Barcelona Bd.1


ausgezeichnet

Über dieses Buch, den ersten Band der Reihe rund um den Friedhof der Vergessenen Bücher, haben schon tausende von Lesern geschrieben und gesprochen – die meisten begeistert, verzaubert, hoffnungslos gefangen in diesem Barcelona, das irgendwo zwischen Realität und magischem Realismus angesiedelt ist.

Deswegen werde ich dem Chorus meine eigene Meinung nur kurz und knapp hinzufügen:

Originalität:

Die Mischung macht's: Ruiz Zafón nimmt den Leser mit auf eine außergewöhnliche Gratwanderung zwischen Historie, Abenteuer, Krimi, Liebesgeschichte und Fantasie.

Spannung:

Der Geschichte kann man sich nur schwer entziehen – sie wartet mit einigen unerwarteten Wendungen, unterschwelligen Bedrohungen und ganz großen Emotionen auf. Die Liebe zur Literatur ist ein wichtiges Grundthema das Buches, das mich als Leserin natürlich stark angesprochen hat.
Logik / Schlüssigkeit:

Das Barcelona des Buches ist eine literarische Fiktion, aber fest genug in der Realität verankert, um glaubhaft zu sein.

Charaktere:

Carlos Ruiz Zafón schreibt lebendige, oft schrullige, manchmal regelrecht skurille Charaktere, die einem lange im Gedächtnis bleiben. Protagonist Daniel hat seine Schwächen, ist aber von genug starken Charakteren umgeben, um das Buch tragen zu können.

Romantik:

Für mich anfangs ein wenig ermüdend, denn Daniel neigt dazu, sich in unmögliche Romanzen zu verrennen. Das Buch hat aber durchaus ganz große romantische Momente.

Schreibstil:

Der Schreibstil ist die Wunderwaffe dieses Autors. Wunderbare Metaphern und Bilder, dichte Atmosphäre, Sätze, die man sich auf der Zunge zergehen lassen will. Ein Buch, das man durchaus mehrmals lesen kann – und das will was heißen, denn ich lese Bücher nur sehr selten mehr als einmal.

Fazit:
Ich bin begeistert, verzaubert, hoffnungslos gefangen in diesem Barcelona, das irgendwo zwischen Realität und magischem Realismus angesiedelt ist.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.09.2017
Die Perfekten / Rain Bd.1
Brinkmann, Caroline

Die Perfekten / Rain Bd.1


sehr gut

"Die Perfekten" präsentiert dem Leser eine komplexe, gut durchdachte Zukunftsvision mit einem glaubhaften Gesellschaftssystem. Dabei bietet das Buch nicht nur eine starke junge Heldin und eine Handlung voller Spannung und Action, sondern es wirft auch interessante ethische Fragen auf. Obwohl unsere Wirklichkeit (noch) nicht dem entspricht, was hier beschrieben wird, kann man sich doch zumindest vorstellen, dass wir uns irgendwann dorthin entwickeln könnten – und das ist eine unbehagliche Vorstellung, die genau das erfüllt, was ich mir von einer guten Dystopie erwarte.

Die Menschheit befindet sich in einer scheinbar unaufhaltsamen Entwicklung: einer Abwärtsspirale, in deren Verlauf das Genmaterial immer mehr Bedeutung erlangt und nicht nur den sozialen Status, sondern auch berufliche Möglichkeiten und sogar Grundrechte bestimmt und begrenzt.

Die Menschen der untersten Klasse werden anhand ihrer Gene in Dreien, Zweien und Einsen unterteilt. Je schlechter die Einstufung, desto weniger Jahre darf ein Kind zum Beispiel zur Schule gehen. Eine Drei muss im Alter von nur 10 Jahren die Schule verlassen, weil es als Verschwendung angesehen wird, Ressourcen an einen so 'minderwertigen' Menschen zu verschwenden, die Einsen dagegen haben die Chance, eine höhere Schulbildung zu absolvieren und in die nächste gesellschaftliche Klasse aufzusteigen.

Menschen, die gar nicht registriert sind (sogenannte 'Ghosts') sind vollkommen rechtlos, und zu denen gehört auch Rain, die Protagonistin des Buches.

Über allem stehen die Gesegneten: wunderschöne, gesunde, starke und intelligente Supermenschen, die das Land regieren, gottgleich verehrt werden und im Luxus leben, während die Arbeiter in den ärmeren Zirkeln sich die Lunge verätzen, weil in den Fabriken keine Filteranlagen installiert sind.

Rain muss nicht in tödlichen Spielen antreten, ganz im Gegenteil: war sie als Ghost eben noch Abschaum, gehört sie auf einmal zur obersten Elite: nicht nur zu den Perfekten, sondern sogar zu den Gesegneten. Wie ungerecht diese Gesellschaft ist, wie bodenlos die Kluft zwischen den normalen Menschen und den Gesegneten, sieht man gut an Rains Reaktionen auf ihre neue Umgebung.

Sie ist eine wunderbare Heldin für junge Leserinnen: entschlossen, mutig, intelligent und selbstlos genug, um sich eine Veränderung ihrer Welt zu wünschen, auch wenn sie selber jetzt ein unbeschwertes Leben ohne Sorgen führen könnte. Dabei ist sie erfinderisch genug, um sich nicht einfach blindlings den Rebellen anzuschließen, die eine Veränderung durch Gewalt anstreben, sondern sich ihren eigenen Weg zu suchen.

Ihr Gegenpart ist der junge Lark, der zwar zu den Einsen gehört, es aber dennoch sehr schwer hat. Seine kleine Schwester, die er über alles liebt, ist sehr krank, wurde deswegen als Drei eingestuft und benötigt teure Medikamente, die ihr aufgrund ihres Status' verweigert werden. Ich habe von Anfang an mit Lark mitgefühlt, denn er ist wirklich ein sehr anständiger Mensch, hat aber oft keine Wahl, als fatale Entscheidungen zu treffen, um seiner Schwester zu helfen.

Es gibt auch eine ganze Reihe von interessanten Nebencharakteren, aber das würde den Rahmen dieser Rezension sprengen! Deswegen nur soviel: Mir hat gut gefallen, dass die Autorin sich traut, ihre Protagonisten auch mal gnadenlos scheitern oder wirklich schlimme Dinge tun zu lassen, weil sie schlicht keine andere Wahl haben. Das machte die Welt und ihre Charaktere für mich nur glaubhafter, und es brachte auch die Ungerechtigkeit des Systems umso deutlicher hervor.

Eine Liebesgeschichte wird (zumindest bisher) nur angedeutet, und das ist in meinen Augen eine erfreuliche Abwechslung.

Der Schreibstil ist locker und passend für ein Jugendbuch, baut aber durch bildliche Beschreibungen auch sehr gut Atmosphäre auf.

Gegen Ende gingen mir manche Entwicklungen etwas zu schnell, aber abgesehen davon hat mich das Buch als originelle Dystopie, die sich auch gut für junge Leser eignet, überzeugt.

Bewertung vom 02.09.2017
So klingt dein Herz
Ahern, Cecelia

So klingt dein Herz


gut

Dieses Buch hat mich mit sehr gemischten Gefühlen zurückgelassen.

Ich wollte es lieben, denn die Grundidee klang so herrlich originell und bezaubernd: eine junge Frau, die im Verborgenen in der Natur aufgewachsen ist, interagiert mit der Welt in der Sprache der Klänge – sie kann zwar ganz normal sprechen, aber ihre Gefühle, Erinnerungen und Wünsche drückt sie meist ganz unbewusst aus in Vogelgezwitscher, dem Sausen des Windes oder auch dem leisen Brodeln des kochend heißen Kaffees.

Und Lauras Geschichte hat mich in der Tat fasziniert und bezaubert. Sie hat eine einzigartige Sicht auf die Welt, denn sie tritt im Alter von 26 Jahren erstmals heraus aus ihrem Leben im Wald und hinein in unsere hektische, oft oberflächliche Gesellschaft. Durch ihre Augen erscheinen Dinge wie Castingshows und die ständig und überall präsenten Sozialen Medien geradezu absurd. Wo wir längst nicht mehr hinschauen oder hinhören, bemerkt sie auch die kleinen Dinge und nimmt sie in sich auf.

So weit hat das Buch meine Erwartungen wirklich erfüllt, und vor allem hat es mich zum Nachdenken angeregt. Sprache und Schreibstil fand ich ebenfalls sehr passend: wir sind es gewohnt, uns hauptsächlich auf unsere Augen zu verlassen, und selbst in Büchern liegt das Augenmerk normalerweise auf dem Visuellen. Aber Cecelia Ahern lässt den Leser teilhaben an Lauras Leben, indem sie die Klänge beschreibt.

Die Autorin konfrontiert Laura mit dem größtmöglichen Kontrast zu ihrem bisherigen Leben. Aus der Ruhe und Einsamkeit des Waldes wird sie hineingeworfen in ein ungeheures Medienspektakel. Was als anspruchsvoller Dokumentarfilm geplant war, wird zu einem Hype, in dem es immer weniger um die echte Laura geht und immer mehr um das 'Produkt', das aus ihr gemacht wird. Und das fand ich spannend und hochinteressant, gerade weil sich Lauras Stress und Überforderung durch Cecelia Aherns Beschreibungen sehr stark auf mich übertrug – das ist ihr hervorragend gelungen.

Jetzt muss ich aber doch langsam zu dem kommen, was mich an diesem Buch gestört hat: die Liebesgeschichte.

Solomon ist der junge Tontechniker, der Laura im Wald 'gefunden' hat. Ihre Art, sich über Klänge auszudrücken, spricht ihn natürlich direkt stark an, schließlich sind Klänge sein Beruf. So weit konnte ich das auch noch nachvollziehen, aber er entwickelt sehr schnell eine in meinen Augen vollkommen übersteigerte, ungesunde Obsession. Obwohl er in einer Beziehung mit der Regisseurin Bo lebt, denkt er nur noch an Laura. Ständig. Überall. Er kennt sie eigentlich kaum, aber er erschien mir geradezu besitzergreifend und behandelt sie oft, als sei sie ein unmündiges Kind.

Ihm ist im Grunde klar, dass das alles seiner Freundin gegenüber nicht fair ist, aber so richtig Stellung beziehen und klare Verhältnisse schaffen – das liegt ihm anscheinend nicht. Bo bekommt den schwarzen Peter zugeschoben, denn sie ist sozial unbeholfen und hat Schwierigkeiten damit, die Gefühle anderer Menschen richtig zu interpretieren, wodurch sie gelegentlich so wirkt, als sei ihr nur ihre eigene Karriere wichtig.

Ich mochte Bo. Sie hat Fehler, sie hat Schwächen, aber ich hatte immer das Gefühl, dass sich dahinter eine nette, anständige Frau verbirgt, die es nicht verdient hat, von ihrem Freund so behandelt zu werden.

Ganz abgesehen davon war die Liebesgeschichte für mich aus einem anderen Grund problematisch:

Solomon hatte schon Beziehungen. Er hat Lebenserfahrung. Und er ist buchstäblich der erste Mann, mit dem sich Laura je auch nur unterhalten hat (abgesehen von ihrem Vater). Da ist doch keine Beziehung auf gleicher Augenhöhe möglich!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.08.2017
Ich bin böse
Land, Ali

Ich bin böse


ausgezeichnet

"Ich bin böse" findet sich auf den Seiten von Onlineshops meist in der Sparte 'Krimi' oder 'Thriller', aber es hat schon seine Gründe, warum der Verlag sich stattdessen für die zurückhaltendere Bezeichnung 'Psychologischer Spannungsroman' auf dem Cover entschieden hat.

Ja, es gibt ein Gerichtsverfahren – aber es geht nicht wirklich (oder zumindest nicht zentral) um die Aufklärung des Falls. Ja, es gibt eine Serienmörderin – aber die Auswirkungen ihrer Taten auf die Psyche ihrer Tochter sind für die Geschichte wichtiger als der Keller voller Kinderleichen. (Damit verrate ich nicht zuviel, denn man erfährt schon ganz am Anfang, was der Mutter vorgeworfen wird.)

Das Buch beschönigt nichts. Das heißt jedoch keineswegs, dass der grausame Tod eines kindlichen Opfers im Detail beschrieben wird, womöglich noch seitenlang und voyeuristisch. Das ist gar nicht nötig: Millys kurze Gedankenblitze, Erinnerungsfetzen an den Gestank im Keller oder das Guckloch, durch das sie die Taten ihrer Mutter beobachten musste, reichen vollkommen aus, um einen Einblick zu gewähren in das Grauen, aus dem Millys Kindheit hinter der Fassade der Normalität bestand.

Würde man das Buch wirklich nur auf das reduzieren, was in der beschriebenen Zeitspanne faktisch passiert, dann wäre das erstaunlich wenig. Daher kann ich mir vorstellen, dass viele Leser es vielleicht sogar langweilig finden könnten. Für den Krimifan zu wenig geschickt konstruierte Wendungen, für den Thrillerfan zu wenig Blut und psychologische Daumenschrauben.

Ich fand das Buch unglaublich spannend und habe es während einer langen Zugfahrt am Stück gelesen. In meinen Augen ist es eine Spannung, die einzig und allein darauf beruht, Millys Entwicklung zu beobachten – und dabei nach und nach zu realisieren, wie fremdartig sie wirkt, wie weit entfernt von 'normalem' Denken und Handeln.

Der deutsche Titel und der Klappentext scheinen schon vorwegzunehmen, was das Trauma ihrer Erlebnisse aus Milly gemacht hat: ein böses Abbild ihrer Mutter. Aber stimmt das denn so? Der englische Titel stellt es weniger eindeutig dar: "Good Me, Bad Me", also "Gutes Ich, Böses Ich".

Und tatsächlich lässt sich Milly nicht so einfach einordnen in die eine oder andere Schublade. Sie ist aufgewachsen in einer albtraumhaften, pervertierten Normalität, mit einem Wertesystem, das alle üblicherweise an Kinder vermittelten Werte ad absurdum führt. Daher lässt sich ihr Verhalten meines Erachtens zwar oberflächlich betrachtet in verschiedenen Szenen als gut oder böse einschätzen, aber bedeutet das wirklich, dass sie das von Grund auf ist?

"Anders. Ich hatte keine Wahl.
Ich verspreche.
Ich verspreche, so gut wie möglich zu sein.
Ich verspreche, es zu versuchen."
(Zitat)

Milly ist ein zutiefst traumatisiertes Mädchen, und das spiegelt sich auch in ihrer Sprache wieder, in kurzen, abgehackten Sätzen. Mal hat sie dennoch etwas Verträumtes, beinahe Poetisches...

"Hast du je von einem weit entfernten Ort geträumt? Ich schon.
Von einem Feld voller Mohnblumen.
Winzige rote Tänzer, die sich fröhlich im Walzertakt wiegen.
Deren Blütenblätter auf einen Pfad zum Ufer weisen. Rein und unberührt."
(Zitat)

...dann wirkt sie wieder emotional abgestumpft.

"Durch meine Bluse hindurch ertaste ich die Erhebungen an meinen Rippen. Das vertraute Muster der verborgenen Narben. Eine Sprache, die nur ich verstehe. Ein Code, eine Landkarte. Brailleschrift auf meiner Haut. Wo ich war, was dort mit mir passiert ist."
(Zitat)

Auch die anderen Charaktere enthüllen nach und nach ihre persönlichen Abgründe – wenn auch keine so tiefen wie die von Milly. Es gibt in diesem Buch nur wenige Menschen, die wirklich als Sympathieträger taugen, und dennoch haben sie mich gefesselt, weil sie auf mich sehr glaubhaft wirkten.

Der Schreibstil ist erstmal ein wenig gewöhnungsbedürftig, gibt Millys innere Zerrissenheit jedoch perfekt wieder.

Bewertung vom 24.08.2017
Mein Zauberwald
Basford, Johanna

Mein Zauberwald


ausgezeichnet

Dies ist mein zweites Malbuch von Johanna Basford und wird ganz sicher nicht mein letztes sein!

(An dieser Stelle der Hinweis, dass ich mir das Buch selber gekauft und nicht als Rezensionsexemplar erhalten habe. Auch sonst bekomme ich keinerlei Gegenleistung für diese Rezension. Sprich: ja, ich bin wirklich so begeistert davon.)

Die 'Königin der Ausmalbücher', wie sie oft genannt wird, zeigt in meinen Augen nicht nur einen ganz bezaubernden Zeichenstil, sondern auch einen wunderbar einzigartigen Einfallsreichtum. Sogar einfache Motive werden von ihr detailliert und außergewöhnlich gestaltet, so gibt es in diesem Buch zum Beispiel Tiere, die komplett aus Blüten und Blättern zusammengesetzt sind. Überhaupt wird Abwechslung groß geschrieben: Bäume, Blätter, Eulen und Eichhörnchen sind natürlich naheliegend für ein Malbuch mit dem Wort 'Wald' im Titel, aber hier finden sich auch Schlösser, fantastische Baumhäuser, unterirdische Bauten und Behausungen, ein Labyrinth, ein Kompass-Mandala, eine Karte des Zauberwalds...

Johanna Basfords Bücher besitzen einen verspielten Charme – und die Bilder in "Mein Zauberwald" sind buchstäblich verspielt: in ihnen sind Gegenstände und Symbole versteckt, die es zu finden gilt, um ein großes Tor am Endes des Buches zu öffnen. Natürlich hält einen niemand davon ab, die Doppelseiten einfach auszuklappen, ohne die Aufgabe zu erfüllen, aber damit würde man sich ja um einen Teil des Spaßes bringen! Da ich Wimmelbildspiele und Ausmalbücher gleichermaßen liebe, ist dieses Buch für mich die perfekte Mischung.

Viele Motive sind sehr detailliert und damit auch sehr aufwendig, man sollte also viel Zeit und Muße mitbringen – gerade für erfahrene Coloristas hat es dadurch aber auch viel zu bieten. Es gibt das ein oder andere kleinere oder einfachere Bild, das vielleicht auch für Kinder geeignet wäre. Der Verlag empfiehlt das Buch ab 8 Jahren, ich muss allerdings sagen, dass ich das doch für ein wenig zu jung halte. Nicht, weil die Motive nicht jugendfrei wären (sind sie), sondern weil die Anforderungen für ein Kind dieses Alters frustrierend sein könnten. Ich würde es eher für Kinder ab 12 kaufen.

Manche der Motive erstrecken sich über die volle Doppelseite, so dass es ein wenig schwierig sein kann, die Falz in der Mitte auszumalen, aber bei den meisten Bildern lässt sich das mit ein wenig Sorgfalt doch gut meistern.

Das Buch ist in verschiedenen Ausgaben erhältlich, die sich in der Anzahl der Motive, dem Format und der Papierqualität unterscheiden:

Standardausgabe (die ich besitze): 25x25 cm, Broschur, 96 Seiten. Ich kann attestieren, dass diese Ausgabe schon eine sehr schöne feste Papierqualität besitzt, mit Polychromos-Künstlerfarbstiften ließen sich die Seiten mit gutem Farbauftrag ausmalen. Allerdings würde ich dieses Ausgabe nicht empfehlen, wenn man Aquarellfarben oder Marker benutzen möchte! Die Seiten sind meines Erachtens nicht dick genug, um ein Durchsickern auf die Rückseite zuverlässig zu verhindern, und da sie beidseitig bedruckt sind, würde man sich damit jeweils ein Bild ruinieren. Für Buntstifte und Fineliner ist die Qualität aber in meinen Augen sehr zufriedenstellend.

Es gibt eine Künstlerausgabe: 25x33 cm, Brochur, 42 heraustrennbare Seiten. Diese enthält nur 20 Motive, ist dafür aber auf schwerem Künstlerpapier gedruckt, auf dem man auch mit Wasserfarben oder Markern malen kann.

Außerdem gibt es ein Notizbuch: 14,8x21 cm, Hardcover, 144 Seiten. Das Notizbuch enthält 72 Motive, das Papier ist aber von der Qualität her kein Künstlerpapier, sondern eher für Kugelschreiber und Füller geeignet.

Zu guter Letzt gibt es das Postkartenbuch: 16,5x12 cm, 20 herausnehmbare Postkarten. Ich besitze ein anderes Postkartenbuch von Johanna Basford, vermute also eine ähnliche Qualität; bei dem, das ich besitze, ist das Papier dick genug für alle Arten von Stiften und Markern, allerdings nicht unbedingt geeignet für Wasserfarben.

Bewertung vom 15.08.2017
Der Präsident / Maggie Costello Bd.1
Bourne, Sam

Der Präsident / Maggie Costello Bd.1


sehr gut

Die Silhouette auf dem Cover sieht verdächtig vertraut aus, und auch die Beschreibung des Präsidenten im Klappentext lässt wenig Zweifel daran, worin (oder besser gesagt in wessen Person) der angepriesene Bezug zur politischen Lage in Amerika besteht.

'Stell dir vor, der mächtigste Mann der Welt wäre ein gefährlicher Egomane' fordert mich der Klappentext auf, und ehrlich gesagt kommt mir das in Anbetracht der jüngsten Ereignisse in etwa so sinnig vor wie 'Stell dir vor, der Himmel wäre blau'.

Was ich mit absoluter Sicherheit über diesen Thriller sagen kann: es ist sehr, sehr schwer, Fiktion von Realität zu trennen, denn so absurd sich der fiktive Präsident auch verhält, man kann sich leider nur zu gut vorstellen, dass sich die Dinge genau so entwickeln könnten. (In vielem mag man sogar den Eindruck gewinnen, Sam Bourne habe hellseherischer Fähigkeiten.) Deswegen hätte dieses Buch wohl nicht vor zehn Jahren geschrieben werden können – oder zumindest hätte man es damals wahrscheinlich als unrealistisch abgetan –, aber jetzt ist es glaubhaft, topaktuell und auf bestürzende Weise hochspannend.

Um es ganz unverblümt beim Namen zu nennen: der Präsident im Buch ist ein sexistischer, rassistischer Narzisst mit der Aufmerksamkeitsspanne einer Fruchtfliege. Der Geniestreich dabei? Sam Bourne lässt diesen überlebensgroßen Machtmenschen niemals selber zu Wort kommen, sein Verhalten wird in keiner Szene direkt gezeigt. Der Leser verfolgt die Geschehnisse sozusagen aus den Kulissen heraus, wenn sowohl Anhänger als auch Gegner sich verzweifelt um Schadensminimierung bemühen. Die einen, damit die eigene Macht nicht ins Wanken gerät, die anderen, damit die Welt nicht im nuklearen Armageddon untergeht. Wobei Letztere sehr unterschiedliche Ansichten darüber haben, was eine akzeptable Lösung wäre... Amtsenthebungsverfahren oder Attentat?

In meinen Augen verhindert der Autor damit zum einen, dass der Präsident doch zu sehr als überzogene Parodie wirkt, und zum anderen gibt er dem Leser in Gestalt der politischen Gegner auch eine Reihe von Charakteren an die Hand, deren Verhalten er tatsächlich nachvollziehen kann – und stellt ihn damit vor ein moralisches Dilemma. Er zwingt ihn dazu, sich unbehaglich zu fragen, was er selber als entschuldbar erachten würde. Kann Mord gerechtfertigt sein, wenn es sonst keine Optionen mehr zu geben scheint? Das ist für mich das Interessanteste an diesem Buch: das Ausloten der eigenen Prinzipien.

Sympathieträgerin und personifiziertes Gewissen des Lesers ist Maggie Costello, die versucht, im Herzen der Macht gegen den Strom zu schwimmen und einen positiven Einfluss auszuüben. Sie war mir sehr sympathisch, nur gelegentlich fand ich sie etwas arg naiv für jemanden, der schon seit Jahren einen hohen Posten im Weißen Haus einnimmt... Ihr direkter Gegenpart ist Crawford 'Mac' McNamara, und er war der einzige Charaktere, der mir dann doch manchmal ein bisschen 'too much' war – mir kam es so vor, als hätte der Autor eine Art Checkliste abgearbeitet, damit 'Mac' in möglichst vielen Aspekten ein absoluter Widerling ist, und das schmälert paradoxerweise die Wirkung.

Das Buch kann die Spannung meines Erachtens konstant auf einem hohen Level halten, und die Handlung ist geschickt konstruiert, mit der ein oder anderen unerwarteten Wendung. Das Ende hat mich jedoch etwas enttäuscht, denn die Auflösung beruht auf etwas, das ich nicht plausibel fand und in meinen Augen auch der bisherigen Darstellung der Persönlichkeit eines Charakters zuwider läuft.

Dennoch habe ich das Buch sehr gerne gelesen und es konnte mich trotz dem schwächelnden Ende insgesamt überzeugen.

So brisant der Inhalt auch ist, und so beklemmend die Frage, wo man persönlich die Grenze ziehen würde zwischen gewaltfreiem und gewaltsamem Widerstand – der Schreibstil ist locker und unterhaltsam und verhindert damit, dass das Buch sich liest wie eine ermüdende, deprimierende Übersteigerung unserer Wirklichkeit.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.08.2017
Zauberhafte Muster zum Ausmalen

Zauberhafte Muster zum Ausmalen


ausgezeichnet

Dieses Malbuch besteht aus einem 80-seitigen Block aus hochwertigen Papier. Die Oberfläche fühlt sich sehr glatt an, bietet aber noch genug Textur, damit sich Buntstifte auch in vier oder fünf Lagen gut auftragen lassen und eine satte Pigmentierung zeigen. (Vorausgesetzt natürlich, die Buntstifte selber sind ausreichend hochpigmentiert!)

Auch Filzstifte sollten bei der relativen Dicke des Papiers (ich habe leider keine genauen Angaben über die g/m²) nicht durchdrücken, wobei ich allerdings immer empfehle, es zur Sicherheit auf der Seite, die einem persönlichen am wenigsten gefällt, auszuprobieren. Ich habe es mit verschiedenen Filzstiften getestet, und sie haben sich nur dann leicht auf die andere Seite durchgedrückt, wenn ich absichtlich mehrmals fest über die gleiche Stelle gekritzelt habe oder den Stift sehr lange auf einem Punkt festgehalten habe.

Alle Seiten sind einseitig bedruckt und lassen sich zum Ausmalen leicht aus dem Block herauslösen, ohne dass die Ränder einreißen. Jedes Motiv ist nur einmal enthalten, so dass man wirklich 40 verschiedene Motive bekommt.

Die Zeichnungen bieten eine erfreuliche Abwechslung, sowohl im Schwierigkeitsgrad (einige der Bilder sind sicher für Kinder geeignet) als auch im Zeichenstil und den dargestellten Motiven. Muscheln und Anker – Knöpfe, Buntstifte und Kleiderbügel – Blumen und andere Pflanzen – Wimmelbilder mit verschiedenen Themen – Obst und Cupcakes – abstrakte Motive und und und... Manche laden ein, sorgfältig auszumalen und zu schattieren, bei anderen kann man wunderbar das innere Kind rauslassen und sich einfach nur mit bunten Farben austoben. Zum Teil sind die Hintergründe schon farblich passend eingefärbt.

In meinen Beispielbildern habe ich jeweils nur einen kleinen Teil des Bildes ausgemalt, damit im Vergleich zu sehen ist, wie die Seiten unausgemalt und ausgemalt aussehen.

Bewertung vom 10.08.2017
Aurafeuer / Das Erbe der Macht Bd.1 (eBook, ePUB)
Suchanek, Andreas

Aurafeuer / Das Erbe der Macht Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Reihen, die der Verlag Greenlight Press herausgibt, erscheinen üblicherweise zunächst als 'Serial' – das heißt, jeden Monat kommt eine neue Folge als eBook heraus, das etwa 120 bis 150 Printseiten entspricht. In regelmäßigen Abständen veröffentlicht der Verlag außerdem Sammelbände, die jeweils drei Folgen in einem Hardcover zusammenfassen.

Das erste eBook ist kostenlos zum Reinschnuppern erhältlich. Die weiteren eBooks sind für jeweils €2,49 auch sehr erschwinglich, während man für einen Hardcover-Sammelband €19,95 bezahlt. (Stand: 10. August 2017)

Mir gefällt das Serial-Format sehr gut, denn die einzelnen Folgen sind ideal für den kleinen Lesehunger zwischendurch! Außerdem hat der Verlag etwas eingeführt, das in meinen Augen jede Buchreihe auf der Welt zum Standard machen sollte: jede Folge beginnt mit einem kurzen 'Was bisher geschah', so dass man immer wieder problemlos in die Geschichte hineinfindet.

Die Welt, die Andreas Suchanek hier aufbaut, hat mich direkt in ihren Bann gezogen und erschien mir auch gut durchdacht: es gibt Magier und es gibt 'Nimags' (Nichtmagier), vor denen die Magie strengstens geheimgehalten wird. (Hey, der Name macht mehr Sinn als 'Muggle', oder?) Unter den Magiern herrscht aber keineswegs Friede, Freude, Eierkuchen, die Lichtkämpfer und die Schattenkrieger verfolgen nämlich jeweils ganz andere Ziele. Vor 166 Jahren habe sie sich mal zusammengetan, um einen Wall zu erschaffen, der die Welt der Magie vor den Nimags verbirgt – dass der aber die Magie jedes einzelnen Magiers schwächt, betrachten die Schattenkrieger rückwirkend als ganz üblen Dealbreaker.

Das Magiesystem ist so einfach wie plausibel: jedem Magier wohnt magische Energie in Form eines 'Sigils' inne, und wenn ein Magier stirbt, sucht sich dieses Sigil einen neuen Träger. Es gibt Portale, mit denen man sich quer durch die ganze Welt teleportieren kann, es gibt Geheimbünde und Prophezeiungen und Unsterbliche... Dabei baut der Autor viele liebevolle Details ein, und das nicht nur spannend, sondern auch mit viel Humor. Originell fand ich zum Beispiel, dass die Lichtkämpfer von einem Rat angeführt werden, dem unter anderem Johanna von Orléans, Leonardo da Vinci und Albert Einstein angehören!

Die Charaktere kann man auf den relativ wenigen Seiten der ersten Folge zwar noch nicht wirklich tiefgehend kennenlernen, aber sie zeigen meines Erachtens alle viel Potential. Allen voran Alexander Kent, ein frustrierter junger Mann aus einem miesen Milieu, der sich von einer Minute auf die nächste unverhofft als Magier wiederfindet – und die Idee angesichts seiner bisher quasi nicht vorhandenen Zukunftsaussichten ziemlich cool findet. Er hat zwar seine Fehler und Schwächen, manchmal könnte man ihn schütteln, wenn er den Macho raushängen lässt – aber bei seiner Hintergrundgeschichte hätte ich auch keinen Ritter in strahlender Rüstung auf weißem Ross erwartet!

Jennifer 'Jen' Danvers ist eine starke Frauenfigur, die bisher keine Anstalten zeigt, sich zum Prinzesschen in Nöten zu entwickeln, was für mich immer schon ein Pluspunkt ist! Definitiv eine Figur mit Ecken und Kanten, die dennoch sympathisch ist.

Vieles an der Geschichte ist ziemlich typisch für Fantasy, wie zum Beispiel die Aufteilung der Magier in helle und dunkle Magie, aber den Verlauf der Handlung fand ich dennoch unterhaltsam. Denn was Andreas Suchanek auf dieser Grundlage schreibt, ist dann doch sein ganz eigenes Ding und kein 'Chroniken der Unterwelt 2.0' oder Ähnliches – oder zumindest erscheint es mir nach der ersten Folge so, und ich hoffe mal, dass es auch so bleiben wird!

Der Schreibstil ist meist umgangssprachlich und locker und liest sich wunderbar runter. Manchmal kamen die ganz großen Emotionen bei mir jedoch nicht so recht an, aber ich bin gespannt, wie sich das in den Folgebänden entwickeln wird, wenn man die Charaktere besser kennt.