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Benutzername: 
Barbara
Wohnort: 
Remscheid

Bewertungen

Insgesamt 161 Bewertungen
Bewertung vom 19.08.2021
Wir für uns (eBook, ePUB)
Kunrath, Barbara

Wir für uns (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Josie ist schwanger von ihrem verheirateten Freund, der auf keinen Fall mehr Kinder möchte. Da sie Anfang 40 ist weiß sie jedoch, dass diese Schwangerschaft ihre einzige Chance auf ein Kind sein wird. Hin und her gerissen zwischen ihren Gefühlen lernt sie durch Zufall Kathi kennen, die gerade Witwe geworden ist. Sie reflektiert über ihre Ehe mit Werner und dem Verhältnis zu ihrem erwachsenen Sohn, das nicht das besonders gut ist.
Hier werden zwei völlig unterschiedliche Liebesgeschichten erzählt, beide sind problematisch und dabei zutiefst menschlich. Die Probleme von Kathi und von Josie sind beide typische Beispiele für die jeweilige Generation, das Treffen der zwei unterschiedlichen Frauen spielt dabei gar keine große Rolle.
Barbara Kunrath schreibt sehr fesselnd, man kann das Buch gar nicht aus der Hand legen. Beide Charaktere sind gut getroffen und berühren nicht zuletzt in ihrer Unvollkommenheit. Auch das ernst Thema von Kindern mit Behinderungen ist gefühlvoll und wertfrei umgesetzt.
Ein etwas anderer Liebesroman, sehr unterhaltsam und mit ernsten Seiten, unbedingt empfehlenswert.

Bewertung vom 19.08.2021
Die letzten Romantiker
Conklin, Tara

Die letzten Romantiker


ausgezeichnet

Der frühe Tod des Vaters und die darauf folgende schwere Depression der Mutter schweißt die vier Kinder Renee, Caroline, Joe und Fiona fest zusammen. Doch als sie erwachsen werden geht jeder seinen eigenen Weg und ein Unfall verändert ihr Verhältnis untereinander zusätzlich.
Es ist eine Geschichte über Liebe und Verantwortung, die Tara Conklin in ihrem Buch erzählt. Anders als der Titel suggeriert beschreibt sie keine romantische Liebesgeschichte sondern viele verschiedene Facetten: Mutterliebe, Geschwisterliebe, Elternliebe und partnerschaftliche Liebe. Die Lebensgeschichten der vier Geschwister sind jede für sich interessant und faszinierend, die Charaktere sind überzeugend dargestellt. Auch das Thema Verantwortung zieht sich durch diese Familiengeschichte, wie sie die Leben aller beeinflusst und unterschiedlich prägt.
Ein schönes Cover und ein gelungener Titel, der sich im Laufe der Erzählung erklärt, runden dieses Buch wunderbar ab. Eine absolute Leseempfehlung für Freunde von etwas anspruchsvolleren Familiengeschichten.

Bewertung vom 17.08.2021
Greta und Jannis
Kuratle, Sarah

Greta und Jannis


sehr gut

Es besteht eine tiefe Verbundenheit zwischen Greta und Jannis, die als Nachbarskinder aufwachsen. Aus Freundschaft wird mit zunehmendem Alter Liebe, und obwohl Jannis wegzieht und heiratet bleibt die Verbindung der beiden bestehen.
Ein wunderschönes Cover und der schlichte Titel machen neugierig auf dieses Buch, der Untertitel "Vor acht oder in einhundert Jahren" macht die Zeitlosigkeit dieser Geschichte deutlich. Das harte Leben im letzten Dorf im Gebirge, die ausgesetzten Kinder, die Gretas Tante Severin aufnimmt oder die hindernisreiche Liebesbeziehung könnten eine traurige Geschichte ergeben, Sarah Kuratle hat daraus jedoch eine etwas mystische und fast schon märchenhafte Erzählung gemacht. Ihr Schreibstil ist ungewöhnlich, die wörtliche Rede wird kursiv gedruckt und ist mitten in die Sätze eingestreut. Das ist anfangs gewöhnungsbedürftig, aber man liest sich schnell ein. Ihre Beschreibungen sind oft sehr bildgewaltig und poetisch, hier merkt man, dass die Autorin auch Gedichte schreibt.
Eine anspruchsvolle und ungewöhnliche Liebesgeschichte in ausgefallenem Schreibstil.

Bewertung vom 29.07.2021
Der Panzer des Hummers
Minor, Caroline Albertine

Der Panzer des Hummers


sehr gut

Es sind drei völlig unterschiedliche Charaktere, die Caroline Albertine Minor in ihrem Roman beschreibt. Die alleinerziehende Sidsel managed ihr Leben als Kuratorin, braucht dabei jedoch manchmal die Hilfe ihres Bruders Niels, dessen Lebensweise sie aber nicht wirklich versteht. Er arbeitet als Plakatierer und legt mehr Wert auf seine Freiheit als auf Geld und Ruhm. Die älteste Schwester Ea lebt seit vielen Jahren in den USA, sie vermisst die tote Mutter so sehr, dass sie über eine Seherin versucht, Kontakt mit ihr im jenseits aufzunehmen.
Das zugegeben schöne Cover irritiert mich, weil es nur zwei Menschen zeigt, obwohl es um drei Geschwister geht. Der Titel erschließt sich im Text und passt sehr gut zum Inhalt. Hilfreich ist auf jeden Fall die Auflistung der wichtigsten Personen dieses Romans zu Beginn des Buches.
Die Figuren werden überwiegend einzeln in ihrem Leben und ihren Ansichten dargestellt, hier hätte ich mir tatsächlich etwas mehr einen gemeinsamen Nenner unter den Geschwistern gewünscht, vor allem gegen Ende. Sehr interessant liest sich die Geschichte der Seherin Beatrice, die neben den drei Geschwistern intensiv beschrieben wird. Eher unnötig für mich die Passagen über die tote Mutter Charlotte, die sich aus dem Jenseits meldet.
Ein durchaus interessantes Buch über Familienbande mit interessanten Charakteren, das mir jedoch in seiner Gesamtheit ein bisschen zu unrund ist.

Bewertung vom 25.07.2021
Im Reich der Schuhe
Wise, Spencer

Im Reich der Schuhe


sehr gut

Alex Cohen soll mit 26 in das Schuhimperium seines Vaters in China einsteigen. Dabei gerät er zwischen die Fronten seines übermächtigen Vaters, der chinesischen Arbeiterin Ivy und der Politik Chinas.
Das Cover ist schön gestaltet, passt im Gegensatz zum Titel jedoch in meinen Augen nicht optimal zum Inhalt.
Sehr eindringlich beschreibt Spencer Wise den Vater-Sohn-Konflikt, der durch das Leben und Arbeiten in einem fremden Land noch deutlicher hervortritt. Während der Vater vieles in China verabscheut, steht sein Sohn den Dingen deutlich offener gegenüber. Im Gegensatz zur Person des Vaters wird einem Alex Cohen im Verlauf des Romans immer sympathischer, je mehr er versucht, seinen eigenen Weg zu gehen. Diese Entwicklung ist spannend zu verfolgen.
Sehr interessant sind die Beschreibungen über die Zustände in den Fabriken in China und über die jüngere Geschichte. Hier steht die junge Fabrikarbeiterin Ivy stellvertretend für eine Generation, die sich nach dem Massaker auf dem Tian'anmen-Platz in Peking nicht mehr alles gefallen lassen will.
Ein interessantes Debüt von Spencer Wise, bei dem man den Eindruck hat, dass er viele eigene Erfahrungen in seinen Roman hat einfließen lassen.
Eine Leseempfehlung für alle, die gute Unterhaltung mit einem geschichtlichen und kulturellen Hintergrund zu schätzen wissen.

Bewertung vom 25.07.2021
Von hier bis zum Anfang
Whitaker, Chris

Von hier bis zum Anfang


ausgezeichnet

Die 13jährige Duchess Radley und ihr Bruder Robin sind nicht gerade vom Leben verwöhnt. Ihre Mutter kann sich nicht wirklich um sie kümmern, der Vater unbekannt, die Tante vor vielen Jahren auf tragische Weise umgebracht. Deren Mörder Vincent King soll nach 30 Jahren aus dem Gefängnis entlassen werden, sein Freund Polizeichef Walker hat immer an seine Unschuld geglaubt. Es setzt sich eine Verkettung von tragischen Ereignissen in Gang.
Chris Whitaker gelingt es mit seinem Schreibstil ein intensives Bild einer beschaulichen Kleinstadt in Kalifornien und ihren Bewohnern zu zeichnen. Das Schicksal von Duchess und ihren Familie zu verfolgen ist tief bewegend, ihr fast übermenschlicher Kampf gegen Armut, Gewalt und die Depressionen ihrer Mutter ist genauso kompromisslos wie die Liebe zu ihrem kleinen Bruder.
Auch die Zerrissenheit von Chief Walk beschreibt der Autor so einfühlsam, dass man sich als Leser manchmal schon fast schmerzhaft in die Charaktere hinein versetzen kann.
Das schöne Cover und der Titel passen hervorragend zum Inhalt des Buches. Die Kombination aus Familienroman, Justiz-Thriller und Krimi sowie einige überraschende Wendungen in der Geschichte machen diesen Roman von der ersten bis zur letzten Seite zu einem absoluten Lesevergnügen.

Bewertung vom 25.07.2021
Wild Card
Thompson, Tade

Wild Card


gut

Weston Kogi lebt in London seitdem ihn seine Tante vor 15 Jahren aus Afrika heraus schleusen konnte. Nur aus Pflichtgefühl reist er nun zur Beerdigung in seine Heimat zurück, wo er sofort mit seiner Familie, ehemaligen Freunden und Feinden konfrontiert wird. Durch eine vermeintlich kleine Lüge manövriert er sich in eine Situation, in der er sich mit den kulturellen und politischen Gegebenheiten seines Landes auseinander setzen muss. Bei dem Versuch, Freunde und Feinde auseinander zu halten, geht es nicht selten um Leben und Tod.
Tade Thompson skizziert in seinem Thriller ein Bild von dem Staat Alcacia das geprägt ist von Korruption, Bandenkriegen, Gewalt und Geisterglauben. Sein durch das Leben in England etwas verwöhnter Protagonist Weston Kogi stolpert zunächst etwas unbedarft in diese ihm fremd gewordene Welt, muss sich jedoch schneller als ihm lieb ist und oft schmerzhaft mit den afrikanischen Gegebenheiten auseinander setzen.
Da der Autor selber nigerianische Wurzeln hat vermute ich, dass viele seiner drastischen Beschreibungen von dem fiktiven westafrikanischen Staat einen realen Hintergrund haben. Die Ausmaße der beschrieben Korruption und Gewalt sind erschreckend und dabei trotzdem sehr interessant zu lesen.
Für mich ist der Thriller insgesamt zu sehr beherrscht von gewaltsamen Szenen und Brutalität, zudem ist die Sprache oft unnötig derb und roh. Der Schreibstil ist geprägt von kurzen Sätzen, der zwischendurch immer wieder aufblitzende schwarze Humor lockert viele Szenen angenehm auf. Sehr interessant ist es zu verfolgen, wie der Mensch Weston Kogi sich im Laufe der Geschichte verändert und sich den afrikanischen Gegebenheiten anpasst.
Ein ungewöhnlicher Thriller, sehr spannend und genau das Richtige für Leser, die harte Action und dabei Informatives über ein fremdes Land mögen.

Bewertung vom 16.05.2021
Nachrichten von Männern
Decker, Anika;Berlin, Katja

Nachrichten von Männern


gut

Schon die Widmung in diesem Buch ( "Für uns" ) macht dem Leser klar, hier geht es um Witz und gute Unterhaltung. Deshalb darf man auch nicht alles so ernst nehmen was Katja Berlin und Anika Decker hier über Männertypen und die Rätsel der modernen Kommunikation zusammen tragen. Ihre Analyse der Männertypen ist kurzweilig, lustig und herrlich überspitzt. Ob man das alles interessant findet und vieles davon nachvollziehen kann hängt sicher hauptsächlich davon ab, wie intensiv man Kontakt mit Männern über WhatsApp, SMS, Tinder und E-Mails pflegt.
Der Schreibstil ist herrlich flapsig und frech, damit passt er wunderbar zum Thema. Die kurzen Kapitel machen es leicht, das Buch zwischendurch in kleinen Häppchen zu lesen. Trotzdem wird es mir im letzten Drittel dann doch ein bisschen zu langweilig, der Reiz des Themas ist ausgeschöpft.
Eine Leseempfehlung nur für Viel-Nutzer jeglicher modernen Kommunikationsmittel.

Bewertung vom 15.05.2021
Berlin Heat
Groschupf, Johannes

Berlin Heat


gut

Tom Lohhof ist spielsüchtig und lebt davon,Touristen Wohnungen zu vermieten und alles zu besorgen, was man für eine anständige Party im Herzen von Berlin so braucht. Durch Zufall gerät er mitten hinein in einen politisch motivierten Entführungsfall, dabei versucht er doch eigentlich nur seine Haut vor einem Kredithai zu retten, bei dem er Spielschulden hat.
Johannes Groschupf führt seine Leser mitten hinein in das Leben in Berlin im Jahr nach Corona, er spart nicht an Straßennamen und reellen Schauplätzen. Er bedient sich einer markigen Sprache, manchmal witzig und oft sehr derb, aber passend zu dem Milieu das er beschreibt. Sein Hauptakteur Tom bleibt mir während der ganzen Geschichte unsympathisch, ich finde auch keinen rechten Zugang zu den anderen Charakteren.
Aus der Entführungsgeschichte und dem politischen Ansatz hätte man für meinen Geschmack mehr machen können.
Ein rasanter Roman für Berlin-Liebhaber und Fans von ungewöhnlichen Charakteren in der

Bewertung vom 09.05.2021
Dein ist das Reich
Döbler, Katharina

Dein ist das Reich


ausgezeichnet

Katharina Döbler beschreibt am Beispiel von zwei deutschen Familien anschaulich die Zeit der Kolonialisierung in Neuguinea.
Johann Hensolt arbeitet als Südsee-Missionar als er in New York seine durch den 1. Weltkrieg traumatisierte Frau Linette kennen lernt und sie gemeinsam das Leben in Neuguinea der Umerziehung der Papua widmen. Heiner Mohr verwaltet dort eine Plantage für die Mission, er muss lange auf den Nachzug seiner Frau Marie warten, die mit ihrem Schicksal hadert und mit ihrem Mann nicht wirklich glücklich wird. Beide Familien versuchen, mit harter Hand den Vorschriften der Mission gerecht zu werden, Chancen auf eine kritische Reflexion oder eine Abweichung von den vorgegebenen Richtlinien werden mit Argwohn betrachtet und letztendlich bestraft. Als in Deutschland der Nationalsozialismus an Macht gewinnt entzweien sich die Ansichten der beiden Familien: Marie und Johann stehen auf Hitlers Seite.
Die Autorin arbeitet in diesem Roman ihre eigene Vergangenheit auf, die gerne totgeschwiegen und unter den Teppich gekehrt wurde. Verständlich in sofern, als es auch ein trauriges und unrühmliches Kapitel deutscher Geschichte ist, das sie dem Leser nahe bringt. Sie beschreibt anschaulich das Wirken der weißen deutschen Missionare, die im Namen des Herren die wilden Papua zivilisieren wollen, sie unterdrücken, ausnutzen, misshandeln und ihnen ihren Willen und ihre Religion aufzwingen. Doch es ist zugleich auch der Roman einer Familienchronik in bewegten Zeiten und es hat mich sehr berührt zu lesen, wie die nächsten beiden Generationen mit den Folgen der Missionarszeit auf Neuguinea fertig werden müssen.
In einem ungewöhnlichen und anspruchsvollen Schreibstil gelingt es der Autorin, eine fesselnde Familiengeschichte und das Thema Kolonialisierung dem Leser nahe zu bringen. Der Wechsel sowohl zwischen den Familien Mohr und Hensolt als auch zwischen der Gegenwart und der Vergangenheit verlangt etwas Konzentration, macht den Verlauf der Geschichte aber höchst interessant und immer wieder spannend. Die detaillierte Beschreibung von Fotos aus dem Familienalbum regt zusätzlich die Vorstellungskraft an und macht die Geschichte authentisch.
Ein Roman, der viele Facetten in sich vereinigt: er ist interessant, lehrreich und bietet gute Unterhaltung bei einem anspruchsvollen Schreibstil, deshalb von mir eine unbedingte Leseempfehlung.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.