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atzekrobo
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Bücherfreak

Bewertungen

Insgesamt 176 Bewertungen
Bewertung vom 17.05.2013
Die Herrschaft der Zaren

Die Herrschaft der Zaren


ausgezeichnet

Ein interessantes und lesenswertes Werk
Iwan IV., zunächst ein Reformer, später Iwan der Schreckliche, eröffnet den Reigen der russischen Herrscher, die in diesem lesenswerten Buch vorgestellt werden. Mit Nikolaus II., dem letzten Zaren, endet die Galerie der Herrscher. Zuweilen festigten sie ihren Machtanspruch mit brutaler Härte, was für ihre Untertanen lebenslange Knechtschaft bedeutete. Die Darstellung dieser langen Kette despotischer Regentschaft übt dennoch eine merkwürdige Faszination aus und weckt beim Leser Verständnis für die inneren Befindlichkeiten des russischen Riesenreiches. Die Fortsetzung dieser absoluten Herrschaftsform in der Sowjetunion unter Stalin wird so verständlicher und erklärbarer. Aber auch für die Gegenwart wird so manches nachvollziehbarer, denn offenbar wurde und wird in Russland immer geherrscht, egal ob zu Zeiten der Monarchie, des Stalinismus oder jetzt in der so genannten Demokratie.
Dabei wird auch deutlich, wie sich bereits unter den ersten Zaren die erzkonservative russisch-orthodoxe Kirche an der Erhaltung der Machtstrukturen beteiligt hat. Auch deren Rolle wir hier ausführlich und plastisch beschrieben. Das populär-wissenschaftliche Werk ist gut lesbar, wirkt inhaltlich überaus fundiert und ist in weiten Teilen sogar unterhaltsam. Für deutsche Leser ist vor allem die spezielle Rolle Deutschlands für das zaristische Russland von Interesse. Die Autoren zeigen diesen Aspekt ebenso deutlich auf, wie die inneren Strukturen der Macht in fünf langen Jahrhunderten. Spannende Porträts der Zaren werden ergänzt durch Schilderungen des Lebens und Wirkens von Literaten und Intellektuellen, die ihrerseits eine spezielle Rolle für das Machtgefüge gespielt haben. Abgeschlossen wird dieser Bilderbogen mit einem Kapitel über das moderne Russland unter Wladimir Putin. Insgesamt ein interessantes und lesenswertes Werk – nicht nur für Geschichtsinteressierte.

Bewertung vom 07.04.2013
Cicero
Cicero

Cicero


ausgezeichnet

Ein Zierde für jede Bibliothek

Marcus Tullius Cicero ist der römische Politiker und Philosoph, der deutsche Latein-Schüler – neben anderen – am stärksten geprägt haben dürfte. Seine Schrift über den Staat, „De re publica“, wird von Experten übereinstimmend zu den bedeutendsten Werken der römischen Literatur gerechnet. Das Werk ist ein Klassiker, wenn nicht „der“ Klassiker unter den Reflexionen über die noch heute als beste Form des Gemeinwesens betrachtete Staatsverfassung. Cicero erörtert ausführlich die bestimmenden Elemente der überlieferten antiken Staatstheorie. So befasst er sich mit den gängigen Grundtypen von Regierungsformen. Er klassifiziert Monarchie, Aristokratie und Demokratie. Aber auch das bekannte Modell vom Kreislauf der Verfassungen ist sein Thema, ebenso wie die so genannte Mischverfassung. Das Werk hat aber auch literarische Bedeutung, den Cicero lässt im Dialog die gebildetsten Römer aus dem zweiten Jahrhundert vor unserer Zeit über das richtige Zusammenleben im Staat philosophieren.
Der Reclam-Verlag hat jetzt diese vortreffliche Neuauflage heraus gebracht. Das Buch enthält nicht nur zweisprachig die sechs Bücher von De re publica sowie einige dazu gehörige Fragmente, sondern auch einen ausführlichen Anhang. Darin gibt es Anmerkungen zum lateinischen Text und zur Übersetzung, ein erklärendes Namensverzeichnis und Literaturhinweise. Im Nachwort werden schließlich Leben und Wirken von Cicero ausführlich gewürdigt. Ein wahre Zierde für jede private oder öffentliche Bibliothek.

Bewertung vom 07.04.2013
Donaldzumas Rache / Disney Enthologien Bd.15
Disney, Walt

Donaldzumas Rache / Disney Enthologien Bd.15


ausgezeichnet

Vortreffliches Lesevergnügen

Enten sind die Erbauer der Pyramiden, sie haben die Akropolis erschaffen, den Wilden Westen und alle Weltmeere bevölkert, gemeinsam mit Mäusen und Hunden – also ihren Freunden aus Entenhausen. Die dabei erlebten Abenteuer werden in den „Enthologien“ vortrefflich ins Bild gesetzt. Die perfekt komponierten Themenbände im stylischen Hardcover sind ein Schmankerl für Fans und Enten-Neulinge.
In „Donaldzumas Rache“ bekommen die Leser die Abenteuer jener Eroberer zu sehen, die die Länder der Mayas, Inkas und Azteken gefunden und sich unterworfen haben. Dabei hatten sie keinesfalls uneigennützige Ziele, sondern in der Regel ging es um Geld und Ausbeutung. Die wackere Schar aus Entenhausen lässt sich davon nicht abhalten und stürzt sich in prächtige Abenteuer. Es werden Pyramiden bestiegen und vergessene Völker gefunden. Aber Onkel Dagobert kann natürlich nicht über seinen Schatten springen, ihm geht es vor allem um das Gold der Inkas .
Die Geschichten dieses 15. Bandes der Reihe erschienen in Deutschland erstmals zwischen 1977 und 2004 in den Lustigen Taschenbüchern und anderen Veröffentlichungen. Insofern werden Puristen vielleicht mäkeln, dass keine neuen Storys dabei sind. Aber das halte ich persönlich für eine verzeihliche Sünde. „Donaldzumas Rache“ ist jedenfalls ein vortreffliches Lesevergnügen für alle Comic-Fans – und solche, die es werden wollen.

Bewertung vom 04.04.2013
Feldherren, Krieger und Strategen
Schulz, Raimund

Feldherren, Krieger und Strategen


ausgezeichnet

Raimund Schulz zeigt seinen Lesern eine kriegerische Welt, in der Menschen im Krieg geboren werden und für den Krieg leben. Er beschreibt ein Jahrtausend kriegerische Geschichte, und zeigt anschaulich den Zusammenhang von Herrschaftswandel und den damit verbundenen militärischen Grundlagen. Der Autor geht der Frage nach, um was für Menschen es sich gehandelt hat, die sich immer wieder bewaffneten und rüsteten, um dem Tod ins Auge zu sehen. Er analysiert die Schlachten der Antike und ihre Auswirkungen auf die Politik. Und dabei wird auch gleich mit einigen Mythen aufgeräumt. So war das demokratische Athen der aggressivste unter den griechischen Stadt-Staat – und nicht Sparta. Und der große Alexander war kein militärisches Genie, sondern nutzte die politischen Schwächen seiner Gegner.
Raimund Schulz macht überzeugend deutlich, wie der Krieg als wesentlichen Faktor historischer Entwicklung betrachtet werden muss. Dabei klingt der Titel des Buches nach konventioneller Geschichtsschreibung, die sich üblicherweise mit der Rolle großer Männer befasst. Aber der Autor erliegt gerade nicht der Versuchung, das antike Kriegsgeschehen ausschließlich aus der Herrschaftsperspektive zu betrachten. Ihm ist ein faszinierendes Gesamtbild vom Krieg in der Antike gelungen, und dazu hat er Modelle und Analysemethoden genutzt, die eher für mittelalterliche und neuzeitliche Kriege genutzt werden.
Schulz zeichnet die Entwicklung der entscheidenden Bezugsgrößen des Krieges durch die antiken Jahrhunderte akribisch nach, und macht so Wechselwirkungen deutlich, die auch der faszinierte Leser nachvollziehen kann. Zwar folgen daraus keinerlei feste oder gar allgemeingültige Regeln, das ist dem Autor durchaus bewusst, aber dennoch ergibt sich so eine klare Orientierung. Der Antike, die als scheinbar unendliche und ununterbrochene Folge von Kriegen wirkt, wird Struktur gegeben. Und Schulz verdeutlicht, dass Krieg als Faktor der historischen Entwicklung überaus ernst zu nehmen ist. Das Buch ist dabei keineswegs nur als Fachlektüre für Historiker zu sehen, sondern vielmehr als populärwissenschaftliche Abhandlung, die breiteren Leserkreisen ein neues Verständnis der behandelten Themen vermitteln dürfte.

Bewertung vom 24.03.2013
Brandherd / Kay Scarpetta Bd.9
Cornwell, Patricia

Brandherd / Kay Scarpetta Bd.9


ausgezeichnet

Auch das neue Leichenschauhaus in Richmond ist schon wieder gut belegt, denn in Virginia ist die Verbrechensrate bemerkenswert hoch. Gerichtsmedizinerin Kay Scarpetta muss streng nach klaren Prioritäten arbeiten, und der Großbrand auf dem feudalen Land-Gestüt des Medienmoguls Kenneth Sparkes kommt sofort in die vorderen Ränge der Dringlichkeitsliste. Denn hier geht es um große Politik, der vermögende Hausherr ist ein konservativer und schwarzer Geschäftsmann. Diese Mischung ist in den Südstaaten noch immer explosiv, denn weiße Neider gibt es für einen erfolgreichen Schwarzen mehr als genug. Das Gebäude ist völlig zerstört worden, und in den Überresten findet die Polizei eine Leiche. Es handelt sich offenbar um eine junge Frau, die eines grausamen Todes gestorben ist. Offenbar sollte der Todesfall durch das Feuer vertuscht werden, wie Kay Scarpetta herausfindet.
Der Hausherr ist unversehrt, war ortsabwesend und behauptet, von nichts zu wissen. Lokale und Bundes-Polizei glauben dem Mann nicht, er hat nur ein wackeliges Alibi. Die Ermittler finden heraus, dass es derart seltsame Todesfälle bereits häufiger gegeben hat – die Opfer waren jeweils junge, gut aussehende Frauen und Männer. Kay Scarpetta sieht auf einem Video, das eines der letzten Opfer kurz vor seinem Tod zeigt, die Serienmörderin Carrie Grethen. Vor fünf Jahre hat sie mit ihrem ebenfalls psychopathischen Komplizen Temple Brooks Gault das Land in Angst und Schrecken versetzt. Scarpetta kennt das Pärchen, sie tötete damals Gault in Notwehr. Grethen benahm sich wie eine Psychopathin und landete in einer Anstalt . Sie terrorisierte aus der Psychiatire heraus Scarpetta und ihre Nichte Lucy, die zuvor ein lesbisches Verhältnis mit Carrie hatte. Bevor ihr der Prozess gemacht werden konnte, floh sie und ist jetzt wieder eine Gefahr für alle Beteiligten. Scarpetta und ihr Umfeld treffen daraufhin entsprechende Vorsichtsmaßnahmen - doch sie unterschätzen ihre Gegnerin.
„Brandherd“ ist spannend, wie immer bestens recherchiert, und nicht gerade zimperlich. Patricia Cornwell zeigt ihren Lesern unter anderem, dass Brand-Ermittlungen inzwischen viel mehr ist, als in der Asche herumzustochern. Die Autorin zeigt mit diesem Buch einmal mehr, wie hervorragend sie eine spannende und doch mit Fachwissen gespickte Geschichte erzählen kann.

Bewertung vom 24.03.2013
Der ungeladene Gast
Jones, Sadie

Der ungeladene Gast


sehr gut

Englische Landhäuser am Anfang der 20. Jahrhunderts haben ein ganz spezielles Flair. Das gilt auch für den Landsitz Sterne, bewohnt von der Familie Torrington-Swift. Dorthin nimmt Autorin Sadie Jones ihre Leser mit, und ihre Geschichte spielt im Jahr 1912. Jones spielt die Karte sofort aus und breitet eine harmonische und eindringliche Atmosphäre aus, die den Leser fasziniert und in ihren Bann zieht. Es ist der 30. April 1912, Emerald Torringtons 20. Geburtstag, und an diesem Tag spielt sich fast die komplette Handlung des Romans ab.
Es geht an diesem Tag um die Zukunft der Familie, den drohenden finanziellen Ruin und vieles mehr. Am Abend erreicht die Nachricht von einem Zugunglück in der Nähe die Feiernden, denn die verunglückten Passagiere stehen urplötzlich vor dem Haus. Kurz darauf klopft es abermals, und der Nachzügler Charlie Traversham-Breechers betritt das Haus. Mit seiner speziellen Art und seinem durchaus exklusiven Auftreten hebt er sich schon bald von den anderen Unfallopfern ab.
Der Roman von Sadie Jones lebt von der Mischung aus Familiengeschichte in der gehobenen englischen Mittelschicht des frühen 20. Jahrhunderts, und dem Schicksal der Gestrandeten, die mit ihrem Auftauchen gewissermaßen die gesellschaftliche Ordnung ins Wanken bringen. Die Autorin liebt es, viele Metaphern einzusetzen, und hat eine unterschwellige Ironie in ihre Geschichte eingewoben. Zudem zeichnet sie starke Charaktere, die sich in authentisch wirkenden Dialogen austauschen und auseinandersetzen. Der Roman ist eine leicht zu lesende Lektüre, enthält auch einige Spannungselemente und natürlich den unvermeidlichen englischen Humor, durchaus schwarz eingefärbt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 10.03.2013
Ein tiefer Fall, 2 MP3-CD
Kegel, Bernhard

Ein tiefer Fall, 2 MP3-CD


sehr gut

Biologie-Professor Hermann Pauli hat in der Kieler Universität mal wieder bis spät in die Nacht gearbeitet, ist nun todmüde und will nach Hause. Beim Verlassen des Gebäudes fällt ihm auf, dass im Gang Wasser durch die Decke tropft. Pflichtbewusst, wie er nun mal ist, geht er in das obere Stockwerk, um nach der Ursache zu suchen – und bekommt den Schock seines Lebens. Die Trümmer von Aquarien und Laborgeräten bedecken den Boden, und zwischen Fischen und Fröschen findet die Leiche von Dr. Moritz Barthelmess, er war Assistent bei Paulis Freund und Kollege Professor Frank Moebus.
Die akademische Welt der Kieler Universität steht nach dieser Entdeckung Kopf, denn Johannes Hilpert, ebenfalls Assistent von Moebus, hat sich entweder aus dem Fenster gestürzt oder ist gestoßen worden. Die Polizei steht zunächst vor einem Rätsel. Moebus ist ein Star in der internationalen Wissenschaft, und kündigt immer wieder spektakuläre Erkenntnisse über das Grundmuster des Lebens an.
Neben der Polizei macht sich auch Hermann Pauli so seine Gedanken um die Vorgänge und die Rolle von Frank Moebus dabei.
Es geht bei dessen Forschungen darum, dass es nicht nur die bekannte DNA gibt, sondern auch so genannte RNA, die ebenfalls wichtig ist. Bernhard Kegel versteht es übrigens hervorragend, auch dem interessierten Laien komplexe biologische Fakten zu vermitteln. Der Autor hat hier einen spannenden und gut les- oder hörbaren Kriminalroman vorgelegt, der viele Fragen aufwirft, über die es sich nachzudenken lohnt.

Bewertung vom 10.03.2013
La Nera
Mancini, Claudio M.

La Nera


gut

In „La Nera“ beschreibt Claudio M. Mancini die Geschichte der Sophia Saviani, eine geborene d’Arenal aus der Gegen von Corleone. Sie wird als junge Frau vom Sohn des örtlichen Paten vergewaltigt, ihr Bruder wird erschossen. Sophia schwört der Familie des Paten Rache - die sie schließlich nach zwei Jahrzehnten blutig verübt. Gezielt hat sie zunächst einen reichen Mann geheiratet. Als sich zeigt, dass er ein Mafioso ist, macht das für Sophia keinen Unterschied. Sie ist Betriebswirtin und hilft ihrem Mann in jeder Hinsicht. Als Fassade ist ihr Giulio der Chef einer Kette von Schönheitskliniken. Hinter den Kulissen betreibt er mit Freund Antonio De Cortese und dem Don Edoardo Paluzzi einen profitablen Organhandel. Die Mafia besorgt sich die medizinischen Daten ahnungsloser Menschen mit allerlei Tricks – und dann wird bei Bedarf zugeschlagen.
Weitschweifig und in allen Einzelheiten beschreibt der Autor die kriminellen dieses sizilianischen Clans. Die zuweilen hilflos anmutenden Ermittlungsversuche der Polizei werden politisch immer wieder torpediert. Zwar sind einige Dialoge etwas zu langatmig geraten, und insgesamt hätte das Buch etwas straffer ausfallen können, aber letztlich bietet der Autor gute Unterhaltung zu einem Thema, das seit Jahrzehnten nichts von seiner Aktualität und Brisanz verloren hat. Mafiose Strukturen mit Verbindungen in der Politik, und eine kriminelles Geschäftsfeld, das anscheinend immer mehr an Bedeutung gewinnt.