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Benutzername: 
ulrikerabe
Wohnort: 
Österreich

Bewertungen

Insgesamt 195 Bewertungen
Bewertung vom 27.11.2018
Gangsterblues
Bausch, Joe

Gangsterblues


sehr gut

Harte Geschichten, harte Männer. Joe Bausch spielt uns den Gangsterblues. Die Vita des Autors selbst bietet alleine schon Stoff für skurrile Geschichten. Schauspieler ist er, bekannt durch seine Rolle als Gerichtsmediziner in Tatortkrimis, und gleichzeitig Gefängnisarzt in der Justizvollzugsanstalt Werl im „echten Leben“. Hautnah kommt Bausch mit Strafgefangenen in Berührung. Es ist oft nicht nur medizinische Betreuung, die Bausch den Männern bietet, er ist Kummerkasten, Schnittstelle zu Wärtern und Direktion. Zwölf Einzelschicksale greift er heraus aus dem Alltag in der Subkultur Knast. Vom alten Eisen der Berufskriminellen, über scheinbar unscheinbare Männer, die plötzlich austicken bis zum psychotischen Mörder, der mit seinen Dämonen allein gelassen wurde, bietet uns Bausch kleine Einblicke hinter schwedische Gardinen. Sein Interesse an den Straftätern wirkt authentisch, ob jede Geschichte sich auch tatsächlich so zugetragen hat, darf man getrost anzweifeln, was aber der Wirkung dieses Buches keinen Abbruch tut.

Bewertung vom 18.11.2018
Das andere Haus
Fleet, Rebecca

Das andere Haus


ausgezeichnet

Caroline und Francis haben eine schwere Ehekrise hinter sich gelassen. Für ihren geplanten Urlaub nehmen sie ein Angebot zum Haustausch an. Doch statt die erhoffte Entspannung in der fremden Umgebung zu genießen, wird Caroline von ihrer unrühmlichen Vergangenheit eingeholt.
Es ist die Geschichte einer Ehe, die Rebecca Fleet in ihrem Debütthriller Das andere Haus erzählt, mit all ihren Höhen und Tiefen, Geheimnissen und Lügen.. Eigentlich ist das Drama schon vorbei, der Ehebruch, den die Ehefrau begangen hat, ist Geschichte. Der Ehemann hat seine Probleme, die zur Entfremdung der Frau geführt haben, überwunden. Die Zeichen stehen auf Neustart. Doch in der neuen Umgebung findet Caroline immer mehr und mehr Anlass zu glauben, dass ihre Affäre doch nicht losgelassen hat. An diesem Punkt begann ich mich zu fragen, wie viele Personen denn so eigentlich in einer Dreiecksbeziehung Platz finden. Ich fand die Handlung reichlich konstruiert und durchsichtig. Der Wendepunkt kam für mich überhaupt nicht überraschend. Die Protagonistin Caroline und ihr nicht nachvollziehbares Verhalten nervte mich zunehmend immer mehr, und ich fand die Charakterisierung ihrer Figur reichlich überzogen. (Kleines Beispiel: Wie verpeilt kann eine Frau sein, die ihr Kind badet und danach merkt, dass sie vergessen hat, Jacke und Schuhe auszuziehen. Wahrscheinlich hat Ms. Fleet noch nicht sehr oft ein Kleinkind gebadet!)
Aufgrund der Vorhersehbarkeit wollte ich schließlich nur mehr meine Vermutungen bestätigt wissen. Für einen Psychothriller fehlte mir leider der Thrill.

Bewertung vom 14.11.2018
Gehen. Weiter gehen
Kagge, Erling

Gehen. Weiter gehen


ausgezeichnet

Gehen. Weiter gehen. Verlangsamen, Entschleunigen, Innehalten. Erling Kagge nimmt uns mit auf eine meditative Reise der langsamen Bewegung. Der Autor hat selbst schon alle drei Pole - Nordpol, Südpol, Mount Everest – bezwungen. Doch diese „Anleitung“ zu gehen, erfordert keine übermenschliche Anstrengung. Gehen können wir den Großteils unseres Lebens, vielleicht zunächst unsicher und zum Ende wieder, aber wir tun es tagtäglich, ohne Ausrüstung, ohne Aufwand. Es fällt uns leichter, wenn wir glücklich sind und wir verändern unseren Gang, wenn es uns nicht so gut geht.
Unsere Füße tragen unser Gewicht, ein biomechanisches Wunderwerk der Natur. Selbstverständlich sind wir um einiges schneller, fahren wir mit dem Auto. Beim Gehen jedoch sehen, hören, riechen wir Dinge, die sonst im Rausch der Geschwindigkeit an uns vorbeiziehen. Wir gehen achtsam und bewusster mit unserer Umwelt um.
Erling Kagge erzählt von seinen Erlebnissen, Los Angeles zu Fuß zu durchqueren und wie er in den unterirdischen Tunnels von U-Bahn und Kanalisation in New York unterwegs war. Aber wir begleiten mit ihm auch unter anderem die Protagonisten von James Joyce Ulysses oder mit Knut Hamsuns hungerndem Erzähler durch die Straßen von Dublin oder Stockholm.
„Stille ist abstrakt, gehen ist konkret“, schreibt Kagge. Der Weg wird beim Gehen erschaffen, selbst wenn du zurückgehen wolltest, wäre der Weg ein anderer als zuvor. Kein Weg gleicht dem anderen.
Mich hat dieses Buch sehr angesprochen, zumal ich schon jeher versuche, die alltäglichen erreichbaren Ziele zu Fuß zu gehen. Schon seit ich Thich Nhat Hanhs Buch Einfach gehen habe ich "einen Vertrag mit der Treppe".
Kagges Buch ist eine genussvolle und philosophische Liebeserklärung ans Gehen voll kleiner Weisheiten und großer Entdeckungen.

Bewertung vom 03.11.2018
Ein Winter in Paris
Blondel, Jean-Philippe

Ein Winter in Paris


ausgezeichnet

Paris 1984, Victor ist Außenseiter am schwierigen und elitären Lycee D. Er stammt nicht aus Paris, nicht aus einer bildungsaffinen gutbürgerlichen Familie, trägt die falschen Kleider, hat noch keinen Zugang zu Theater und Film, hat keine Freunde.
Kurz vor seinem 19. Geburtstag versucht Victor sich mit Mathieu, gleichermaßen Einzelgänger, anzufreunden. Doch Mathieu begeht eines Morgens Selbstmord, vor den Augen seiner Mitstudenten.
Plötzlich wird Victor wahrgenommen, als vermeintlicher Freund des Opfers rückt er in die Aufmerksamkeit der schönen und reichen Kommilitonen, aber auch in die des trauernden Vaters von Mathieu. Es ist von nun an ein schrecklicher Zwiespalt, der Victor quält. Einerseits ist es Trauer und Entsetzen, Bilder, die er nicht mehr loswerden kann. Andererseits beginnt er die Wendung in seinem Leben zu genießen, obwohl er genau weiß, dass sein neues Ansehen auf tönernen Füßen steht.
Jean Philippe Blondel stellt uns hier vor die Frage, was der Tod mit den Hinterbliebenen, den Angehörigen und Freunden macht. Wieviel Raum bekommt die Trauer, der Tote in den Leben, die weitergehen. Wie geht das Leben weiter, welchen Platz muss sich Vater, Mutter, Freund im eigenen Dasein neu schaffen. Es ist sehr zart, fast poetisch, wie der Autor uns all diese Fragen vor Augen führt. Es ist ein Buch, das einen angreift und mitnimmt.

Bewertung vom 30.10.2018
Deutsches Haus
Hess, Annette

Deutsches Haus


ausgezeichnet

Deutschland in den 60ern, die junge Eva Bruhns lebt ein unbedarftes, wohl geordnetes Leben. Die Eltern betreiben eine Gastwirtschaft in Frankfurt, das „Deutsche Haus“, die ältere Schwester ist Säuglingskrankenschwester, der kleine Bruder Stephan Sonnenschein der Familie. Sie selbst arbeite als Dolmetscherin für die polnische Sprache, ihr Verlobter Jürgen ist Juniorchef eines florierenden Versandhauses. Ihr Leben verändert sich durch einen unerwarteten Auftrag grundlegend, denn sie soll bei den Auschwitzprozessen Aussagen der Überlebenden übersetzen.

Eva und Jürgens komplizierte Liebesgeschichte bildet einen Rahmen um das Porträt der dunkelsten Geschichte Deutschlands. Es ist eine große Kunst der Autorin, dass sie diese Zeit der Tötungs- und Vernichtungsmaschinerie der Nationalsozialisten in eine leichte Erzählweise packt, ohne jemals belanglos zu werden. Das zentrale Thema dieses Buches ist, wie willfährige Handlanger nach dem Krieg mit ihrer Schuld leben, wie deren Angehörige. Verdrängen, vergessen, verleugnen, das wäre den Menschen damals im wirtschaftlichen Aufschwung das Liebste. Jeder rund um Eva trägt eine Last aus der Vergangenheit in sich. Eva kann und will ihre Augen nicht mehr davor verschließen. Die Entwicklung der Protagonistin von einer naiven jungen Frau zu einer kritischen, unabhängigen Person gelingt mit Abstrichen (ich hätte mir einen anderen Schluss gewünscht). Ein wenig zu überfrachtet fand ich die Nebenstränge rund um Evas Schwester und den zukünftigen Schwiegervater.

In ihrem Nachwort verweist Annette Hess auf ihre Recherchen und das Fritz Bauer Institut.
https://www.fritz-bauer-institut.de/mitschnitt-auschwitz-prozess.html

Damals war es vielleicht noch einfach zu sagen, nichts gewusst zu haben. Heute gilt diese Ausrede nicht mehr.

Bewertung vom 30.10.2018
Chicago
Mamet, David

Chicago


weniger gut

Chicago Ende der 20er Jahre, Mike Hodge ist Journalist und Veteran aus dem 1. Weltkrieg. Sein Metier sind Recherchen im Gangstermilieu. Als seine Geliebte, die Irin Annie Walsh, vor seinen Augen erschossen wird, begibt er sich auf gefährliches Terrain, um ihren Mörder zu finden.

Das hört sich doch gut an, verspricht Spannung und Atmosphäre. Gangster gibt es genug: Iren, Italiener, Juden, Chinesen, Schwarze. Jede Gruppierung hat so sein Süppchen am Kochen und doch bleibt die Story weniger als lauwarm. Selbst wenn man sich keinen Thriller erwartet, was Harper Collins aber groß am Cover verspricht (der Originaltitel lautet immerhin nur „Chicago: a Novel“), entsteht keine Spannung. Scheinbar zusammenhanglose Episoden reihen sich aneinander. Man muss höllisch aufpassen, die Quintessenz aus dem Erzählten zu ziehen. Dass der Autor sonst vorrangig Stücke und Drehbücher schreibt, merkt an unzähligen Dialogen. Ohne roten Faden hatte ich aber bei diesen Gesprächen oft den Eindruck, ohne Insiderwissen der Personen den Witz zu verpassen.

Bewertung vom 15.10.2018
Wie ich fälschte, log und Gutes tat
Klupp, Thomas

Wie ich fälschte, log und Gutes tat


weniger gut

Der 16-jährige Schüler Benedikt Jäger ist ein ganz besonderes Exemplar von Unverfrorenheit. Bei Prüfungen wird geschummelt, Noten und Unterschriften gewissenlos gefälscht, die kluge Margarete als Banknachbarin schamlos ausgenützt. Einzig der Titel als Landesmeister im Tennis mit der Schülermannschaft schient ehrlich erworben zu sein. Die Anti-Drogen-Kampagne, die auf dem sportlichen Erfolg aufbaut, wiederum ist Fake, haben die Jungs doch so alle ihre Erfahrungen mit Drogen vom Butterhof. Der ganze Ort scheint aus Lügnern und Betrügern zu bestehen. Crystal Max , der Manager des Drogenumschlagplatzes ist plötzlich ehrenwerter Sponsor der Lyon Ladies. Benedikts Mutter pflegt ebenso mehr Schein als Sein.
Der Roman könnte so viel an spitzer Ironie und subtilen Wortwitz anbieten. Aber man bekommt nur hormongesteuertes flapsiges Hingerotze eines Pubertierenden zu lesen. Vielleicht komme ich einfach mit deutschem Humor nicht zurecht, aber ich fand das Buch einfach nicht witzig. Ich habe keine Ahnung, ob dieses „Jugendsprech“ authentisch ist, wenn ja, quo vadis….Ich weiß ehrlich gesagt auch nicht welche Zielgruppe sich mit diesem Roman angesprochen fühlt. Für ein Jugendbuch spricht die Sprache, aber es fehlt die positive Identifikationsfigur und „die Moral von der Geschicht‘“. Für Erwachsene, Eltern meiner Generation? Nur bedingt, höchstens um zu sagen „Zum Glück ist dieser Kelch an mir vorübergegangen.“ Sprachlich oder gar literarisch kann ich keinen Anspruch erkennen. Für mich war dieses Buch eigentlich nur Zeitverschwendung.

Bewertung vom 15.10.2018
Der Abgrund in dir
Lehane, Dennis

Der Abgrund in dir


ausgezeichnet

Rachel Childs ist ein vaterloses Kind. Ihre Mutter Elisabeth, Collegedozentin für Psychologie, verschweigt Rachel Zeit ihres Lebens den Namen des Vaters. Nach dem Tod der Mutter führt sie ihr Weg zu dem Privatdetektiv Brian Delacroix, um endlich eine Antwort auf die ihr bisheriges Leben beherrschende Frage zu erhalten. Auch wenn Brian den Auftrag nicht annehmen will, bleiben die beiden immer wieder in Email-Kontakt, selbst als Rachel schon längst mit Sebastian verheiratet ist und eine Karriere als TV-Journalistin absolviert. Ein beruflicher Einsatz in Haiti nach dem verheerenden Erdbeben bringt Rachel physisch und psychisch an ihre Grenzen. Eine Panikattacke vor laufender Kamera beendet ihre berufliche Laufbahn und in Folge auch ihre Ehe. Am emotionalen Tiefpunkt angelangt trifft sie wieder auf Brian. Die beiden werden ein Paar, Rachels Zustand bessert sich, bist sie merkt, dass Brian nicht der ist der vorzugeben scheint.
„Der Abgrund in dir“ beginnt mit einem Schluss, nämlich mit einem Schuss, den Rachel auf Brian abgibt. Was so böse endet, kann keinen guten Start haben, denkt man. Dabei handelt es sich bei diesem Buch nicht ausschließlich um einen Thriller, hier hat der diogenes Verlag schon gut daran getan das Buch als „Roman“ herauszugeben. Es ist über lange Zeit das Psychogramm einer jungen Frau auf der Suche, nach dem Vater, nach Antworten, nach Vergebung für vermeintliches Fehlverhalten. Sehr intensiv erleben wir Rachels Gefühlswelt, ihre Zerrissenheit und Labilität. Die emotionale Leere, in die die Mutter das Mädchen Rachel laufen ließ, als sie ihr den Namen des Vaters verweigert, die Sorge des Ehemanns Sebastian, um seine eigene Karriere, als Rachel versagt, der Verlust des einen Menschen, zudem sie vertrauen aufbauen konnte, machen Rachel zu der beeinflussbaren und formbaren Person, die Brian letztlich aufbauen und trotzdem massiv hintergehen kann. Doch im letzten Drittel des Buches ändert sich die Geschichte, die Dynamik und Geschwindigkeit. Die Geduld, die langsame und stetige Entwicklung der Personen, wird jetzt auch für den Thrillerleser belohnt. Was über so viele Seiten beharrlich aufgebaut wurde, eskaliert. Plötzlich ist da Gewalt, Blut und Tod.
„Wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein“, wird Friedrich Nietzsche zugeschrieben. Der Abgrund in Rachels Leben hat sehr gute Augen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.10.2018
Mit der Faust in die Welt schlagen
Rietzschel, Lukas

Mit der Faust in die Welt schlagen


gut

Philipp und Tobias wachsen in einer kleinen sächsischen Gemeinde auf. Es ist nach der Wende, die Eltern können sich den Traum von einem eigenen Haus erfüllen. Der Vater ist Elektriker, die Mutter Krankenschwester. Für die Kinder ist wenig Zeit und liebevolle Zuneigung vorhanden. Die Brandnarben in Hoyerswerda, 9/11, der Selbstmord von Vaters Kollegen, dem man eine Stasivergangenheit nachsagt wird, die Kinder haben Fragen, die unbeantwortet bleiben.
Es sind sehr einsame Kinder, die wenigen Freundschaften die sie bilden, sind unheilvoll. Schmierereien mit Hakenkreuzen sind nur der Anfang. Während einer der Brüder immer mehr in einer Lethargie versinkt, entwickelt sich der andere zum Wutbürger.
Die Geschichte ist brandaktuell. Trostlosigkeit, Perspektivenlosigkeit, Angst vor dem und den Fremden, ungefilterte Wut: alles Schlagworte unserer Zeit. Der Autor fährt wie mit einer Kamera über die Menschen, beobachtet, beschreibt, interpretiert nicht, wertet nicht. Diese Emotionslosigkeit spiegelt auch das Fehlen positiver Gefühle im Leben der Menschen in dieser Geschichte wider. Mich frustrieren solche Geschichten immer, wen soll dieses Buch erreichen? Es kann niemanden „bekehren“. Menschen, die glauben, dass ihnen mehr zusteht als sie haben, die den „Flüchtling‘ für ihre Nöte verantwortlich machen, ihnen neidet, was sie als Unterstützung bekommen, werden sich durch die Schilderungen in diesem Buch doch noch eher bestätigt fühlen. „Ist doch so!“, wird es heißen. Wehleidigkeit ist keine Erfindung der Sachsen, des Ostens Deutschlands, es ist ein Trend in ganz Mittel- und Westeuropa. Dabei geht es den Brüdern Philipp und Tobias in der Geschichte gar nicht mal so übel, beide haben einen Lehrberuf, beide Jobs. Scheidung, finanzielle Nöte gibt und gab es immer schon in unserer Zeit. Nur ist es heute ist wieder salonfähig, für die eigene Unzulänglichkeit Sündenböcke zu nennen, und dabei von den rechten Parteien Unterstützung erfährt. Der Roman, der Autor bietet keine Antworten, keine Lösung, wie könnte er auch.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.10.2018
Bösland
Aichner, Bernhard

Bösland


gut

Ben hatte kein leichtes Kinderleben. Den Vater, der ihn misshandelte, findet er erhängt am Dachboden. „Komm mit ins Bösland“, waren Vaters einleitenden Worte, immer bevor er sich an Ben verging. Die Mutter scheint davon unberührt zu bleiben. Kux, Bens einziger Freund hilft ihm durch die schwere Zeit, später auch noch Matilda. Doch dann liegt Matilda erschlagen in ihrem Blut auf Bens Dachboden. Ben ist da dreizehn Jahre alt.Erst Jahrzehnte später schafft er es mit Hilfe seiner Psychotherapeutin den Vorgängen von damal zu stellen. Bis Kux erneut in sein Leben tritt…
Herbst 2018, es ist kaum ein Vorbeikommen an „Bösland, dem neuen Thriller von Bernhard Aichner. Faszinierend großartig war seine Totenfrau-Trilogie, auch die Bände um den Totengräber Max Broll find ich nahezu liebenswert. Bösland verfällt auch bald in den unnachahmlichen Aichner-Sound. Das Stakkato der kurzen Dialoge, die mich in seinen früheren Werken so atemlos machten, verfehlte aber in Bösland seine Wirkung. Eigentlich müsste es einen großes Lob für den Autor sein, wenn ich sehr rasche in gewisse King-Feeling für diesen Thriller hegte. Aber allzu große Vertrautheit führt bei mir leider auch zu Langeweile. Dazu kommt, dass ich die Geschichte sehr vorhersehbar fand und nichts wirklich überraschend kam. Es entwickelt für mich keine Sogwirkung, wie ich es von den älteren Aichner Büchern kannte.
Der Umfang des Buches wird durch unendlich viele Kapitelüberschriften vergrößert. Die Tradition, damit Seiten zu füllen (bei der Totentrilogie und Broll sind es Kapitelzahlen) wird fortgeführt. Was mir bei den früheren Büchern gar nicht so aufgefallen ist, hat mich hier gestört, vielleicht auch, weil ich Bösland als ebook las.
Dem Hype bin ich erlegen und kam mit ins Bösland.. Das Marketing, dass Bernhard Aichner für sein Werk forciert hat, wirkt. Zurück bleibt bei mir leider leere Enttäuschung.