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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Kata_____Lović
Wohnort: 
Bremen

Bewertungen

Insgesamt 177 Bewertungen
Bewertung vom 01.08.2022
Dann sind wir Helden
Hentschel, Joachim

Dann sind wir Helden


ausgezeichnet

Informativ und unterhaltsam erzählt es über den Grenzverkehr, die subversive und kapitalistische Kraft von Popmusik.

Joachim Hentschel stellt große Fragen. Wie funktionierte der musikalische Austausch zwischen Ost- und Westdeutschland? Trug Popmusik zum Einsturz der Mauer bei? Wie partizipierte die DDR am kapitalistischen Musikgeschäft?

Eine einfache Antwort, wie der popkulturelles Grenzverkehr denn nun war, möchte und kann Dann sind wir Helden nicht geben. Denn es gibt der Vielfalt Raum und wirkt damit dem Bild entgegen, dass die Musikszenen und Musikrezeption in der DDR hinterweltlerisch und naiv waren.

Hentschel möchte viel. Der zeitliche Bogen wird von den 50er Jahren bis zur Wende gespannt. Es kommen ostdeutsche, westdeutsche und Dazwischenmenschen zu Wort, Künstler:innen und wichtige Männer, die hinter den Kulissen Einfluss ausüben, Funktionäre, Berater, Manager mit profitgeleiteter Absicht, politischer Motivation oder auch der Kunst wegen.

Es ist interessant, was wir erfahren. Der gewählte Stil ist reportagenhaft, die Gesprächspartner:innen erzählen gern. Einige Geschichten sind bekannt, wie Udo Lindenbergs Versuche in der DDR zu spielen, Wolf Biermanns Ausbürgerung, Nina Hagens Karriere, die heimlichen Konzerte der Toten Hosen, BAP, die Karrieren von City, Karat, Tamara Danz und den Puhdys. Weniger bekannt und fast krimihaft spannend ist die Organisation der Lizenzen in beide Richtungen, die unbekannteren Bands, die nicht veröffentlichen durften, in Schwierigkeiten gerieten oder ihre Nischen fanden.

Was ist dieses Buch für ein vielfältiger und differenzierter Schatz. Wenn du Interesse an Popkultur hast, an Zeitgeschichte und wenn du dich in einer klugen Form unterhalten lassen möchtest, dann lies dieses Buch.

Bewertung vom 01.08.2022
Lamento
Nielsen, Madame

Lamento


ausgezeichnet

Lamento dreht sich um eine große lodernde Verliebtheit, die nicht dafür geschaffen ist, eine ruhigere alltagstaugliche Liebe zu werden. 20 Jahre danach schreibt eine Mutter, Schriftstellerin, ihrer Tochter von ihrer Liebe zum Vater, Theatermensch, der schon längst fort ist.

Lamento trieft im positiven Sinne. Der Text ist Feuer. Es ist heiß, obsessiv, lebendig, es richtet Schaden an, glüht, erkaltet und bleibt in wärmender Erinnerung. Die Sprache ist leidenschaftlich, intensiv, einnehmend, eine rauschhafte Erzählung, die durch die 20 Jahre Abstand zugleich friedlich, klug und melancholisch ist.

Wie zwei Magnete sind sie sich am Anfang ihrer Liebe alles, Begehren, ein Zuhause, ein Spiegel, eine Ergänzung. Madame Nielsen weiß, wovon sie schreibt, das ist jeder Zeile anzumerken.

Die Mutter schildert eine empfangende, sich passiv dem Begehren hingebende Verliebtheit, in der sie sich verliert. Den Vater kennen wir nur aus ihrer Sicht, aus ihrer obsessiven Euphorie, aus ihrer Verunsicherung, später aus der Enttäuschung, Kränkung und Verzweiflung. Doch zwischen den Zeilen bleibt viel Raum für ihn und seine möglichen Sichten auf die Geschichte, die nicht gut ausgehen kann. Denn mit der Hochzeit flackert sein Begehren, er beginnt sich zurück zu ziehen. Mit dem Kind ist die Nähe und Verliebtheit versiegt, was sie mit Ruhe und ohne Reue einordnen kann.

Ich bin ganz eingenommen von diesem klugen und leidenschaftlichen Text und verneige mich vor @madame.nielsen, was für eine Gabe, so zu schreiben. Und ich möchte nicht suchen nach biographischen Bezügen, es ist allgemein menschlich, was sie beschreibt, universell und unmittelbar.

Bewertung vom 01.08.2022
Auf der Straße heißen wir anders
Cwiertnia, Laura

Auf der Straße heißen wir anders


sehr gut

Auf der Straße heißen wir anders ist ein leiser, distanziert erzählter Generationenroman. Wir erfahren in dem Debüt von Karla, von ihrem Vater Avi und von ihrer Oma Maryam.

Karla heißt eigentlich Karlotta. Sie wächst Bremen Nord als Tochter einer Deutschen und eines Armeniers auf. Karla ist still, nachdenklich, suchend. Es ist ein Schweigen in der Familie über die Herkunft, die Vergangenheit, den Genozid, Tabus, die auch in Karla wirken, ohne, dass sie sie benennen kann.

Avi ist in Istanbul aufgewachsen, unter Türken nennt er sich Ali. Seine Melancholie verdeckt er mit beschlossener Leichtigkeit, denn vor der Schwere möchte er sich und seine Liebsten schützen. Karla erfährt nur Bruchstücke, sie weiß, dass er in Jerusalem in einem armenischen Internat war, dass Maryam als Gastarbeiterin nach Deutschland ging, ihn und ihre Tante zurück ließ. Über seine Großeltern, über den Genozid an den Armenier:innen erfährt Karla nur schemenhaft.

Maryam, auf der Straße wird sie türkisch Meryem gerufen, sie hält die Religion, die Erinnerung, das armenischen Essen hoch. Maryam hat sich schwer gegessen, mit starkem Willen, sich eine Schutzschicht aus Körpermasse gebaut und versucht über das Essen Nähe zu ihren Kindern zu finden. Mit Avi und ihrer Tochter Yeva verbindet sie eine schweigsam-distanzierte Liebe, der Zorn ihrer Kinder lässt sich kaum überwinden.

Als Maryam stirbt, hinterlässt sie genaue Wünsche zu ihrer Beerdigung und Erbschaft. Ein armenischer Priester leitet durch die Beerdigung, er reist extra an. Ein goldener Armreif soll an eine unbekannte Frau in Armenien gehen. Karla beschließt, sie zu suchen und bittet ihren Vater, sie zu begleiten nach Armenien, in ein fremdes Land für beide, ist er doch in Istanbul aufgewachsen. Auf dieser Reise mit ihrem Vater kann Karla Lücken füllen. Sie beginnt das schwere Erbe der Herkunft und des Genozids zu begreifen.

Bewertung vom 01.08.2022
Die Arbeit der Vögel
Bodrozic, Marica

Die Arbeit der Vögel


ausgezeichnet

Die Arbeit der Vögel rückte fast unbemerkt ganz nahe. Anstrengung erforderte das Lesen, Langsamkeit und Einlassung. Doch dann berührten diese Seelenstenogramme mich in tieferen Schichten. Die Gattung dieses Textes ist schwer zu benennen, Autofiktion, Essay, Nature Writing, Lyrik, Seelenkunde, assoziative Spiritualität.

Zunächst irrte ich durch den Text und suchte Halt. Ich hängte mich an Walter Benjamin, dessen Weg sie nachwandert, sinnierend sich in Gedanken verfängt über die Wanderung, die Flucht, das Exil, die Heimat, die Zugehörigkeit, die Vögel, die Natur.

Doch Benjamin bleibt hintergründig. Er lässt Platz für seine und andere kluge Gedanken, für Menschen, wie de Sousa Mendes, den portugiesischen Konsul, der großzügig Passierscheine ausstellte, für Juden und Jüdinnen, bis es nicht mehr ging und damit viele Menschenleben rettete, für seine Mitarbeiterin Fernanda, die ihm treu zur Seite stand, auch als er fiel, für Lisa Fittko, die ganz konkret zur Flucht über die Pyrenäen verhalf.

Bodrožić zieht immer wieder den Bogen zu sich, ihren eigenen Berührungspunkten, ihren Herkünften und Geschichten, ihren Verwandtschaften und zu ihren Wahlverwandtschaften, den direkten und den geistigen.
Sie führt uns zu den europäischen und zu ihren ganz persönlichen Wunden, die sie auch als Wunder sieht, zu ihrer Haltung zum Leben und zur Literatur.

Ich kann nur für mich sprechen, dieser Text hat privatpersönliches in mir bewegt. Er hat eine tiefe, ruhige, kräftige Verbundenheit ausgelöst und meinen Blick geöffnet. Im Verlauf des Lesens konnte ich für mich immer mehr finden, benennen und Kraft schöpfen aus den Perspektiven, den Gedanken, der Sprache und der Melodie.

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Bewertung vom 01.08.2022
Herumtreiberinnen
Wilpert, Bettina

Herumtreiberinnen


sehr gut

Herumtreiberinnen verhandelt die Situation an den Rand gedrängter Frauen im Osten Deutschlands.

Den Mittelpunkt bildet die 17jährige Manja in den 80er Jahren. Sie lernt die freigeistige Maxi kennen, trampt mit ihr und geht mit dem mosambikanischen Vertragsarbeiter Manuel eine Beziehung ein. Sie landet in der Lerchenstraße, jenem Ort, der die verschiedenen Zeitebenen des Romans zusammenführt.

In der DDR befindet sich in der Lerchenstraße eine geschlossene venerologische Station für "Herumtreiberinnen". Manja wird dort festgehalten, wird immer wieder gynäkologisch untersucht. Sie wird der brutalen "Erziehung" zugeführt, wieder ein brauchbares Mitglied der sozialistischen Gesellschaft zu werden.

Zu Zeiten des Nationalsozialismus ist in der Lerchenstraße ein Übergangslager für Zwangsarbeiter:innen, Juden und Jüdinnen, Sinti und Roma und "Asoziale". Hier landet Lilu, das Kind eines "Roten" und erfährt wie Manja Freiheitsentzug und Gewalt.

In den 2000ern ist in der Lerchenstraße ein Wohnheim für Geflüchtete. Ronja ist Sozialarbeiterin und bemüht sich um gute Bedingungen für die Bewohner:innen, was nur begrenzt gelingen kann. Sie stößt auf alte Akten und beschäftigt sich mit der Vergangenheit des Hauses.

Die zeitlichen Ebenen sind miteinander verwoben, alle drei Frauen sind ähnlich alt, ähnlich klug, ähnlich suchend. Es verschränken sich individuelle Geschichten mit der Zeitgeschichte, denn, wie es für sie ausgeht, ist im Kontext der Verhältnisse zu sehen.

An der einen oder anderen Stelle stolperte ich über den Aufbau und einiges blieb für mich nicht ganz rund. Dennoch empfehle ich Herumtreiberinnen, sogar sehr, denn es leistet wichtige Aufklärungsarbeit zu deutscher Geschichte und Gegenwart, zu Gewalt und Ausgrenzung in ihrer Kontinuität, nicht nur örtlich und es macht nachdenklich.

Bewertung vom 01.08.2022
Liebesroman
Sajko, Ivana

Liebesroman


ausgezeichnet

Liebesroman ist auf den ersten Blick ein Abgesang auf die Liebe. Auf den zweiten Blick zeigt es uns die Widrigkeiten der kaputten, korrupten kroatischen Nachkriegsgesellschaft.

Fieberhaft landen wir mit Seite eins in einer atemlos-unerbittlichen Auseinandersetzung. Dem Mann entweicht "heißer Dampf". Er brüllt "mit der Kraft eines verletzten Menschen, als hätte sie ihn verbrüht, und sie (hat) kurz den Eindruck, dass durch sein Brüllen die Wände einstürzen würden, deshalb krümmt sie sich zusammen".

Eine namenlose Schauspielerin mit passablem Talent und ein namenloser Humanist, der einen Liebesroman schreibt, stehen sich gegenüber. Ein Kind ist dazwischen, es fühlt sich unbeachtet, ungeliebt, kann die Ohnmacht und Verzweiflung seiner Eltern nicht sehen.

In einem kammerspielartigen Szenario folgen wir den mit Lautstärke und Tempo spielenden Gedanken und Dialogen. Sie sind leise-ernüchtert, laut-verzweifelt, hauchend-sehnsüchtig, flüsternd-resigniert, dann wieder brüllend-knallend-angreifend.

Der Sajko-Sound begeistert und trifft mich unmittelbar. Er ist pur, intensiv, poetisch, brachial, persönlich und universell. Ich bin verliebt in diesen Text über den Niedergang, über die raumgreifende wütende Ernüchterung.

In den oberen Schichten beobachten wir die Verunmöglichung der Errettung der Liebe in das alltägliche Leben, sobald sich die Liebenden enttäuschen und verletzen.
In den Schichten darunter geht es um die sich immer weiter reduzierenden Möglichkeiten für eine Schauspielerin, die ein Kind bekommt, für einen erwerbslosen Humanisten, der eine Familie bekommt. Die Spielräume werden immer enger für beide in einer postjugoslawischen, postkriegerischen, verarmten, kapitalistischen, korrupten Zagreber Situation, in der für Kunst, für Würde und für Integrität kein Spalt frei bleibt.

Bewertung vom 15.06.2022
Schnee im Mai
Melnik, Kseniya

Schnee im Mai


gut

#schneeimmai von #kseniyamelnik ⚫

vereint neun russische Erzählungen. Sie spielen in der Peripherie, in Magadan.

1929 noch ein Fischerdorf, wurde Magadan 1930 ein großes Zwangsarbeitslager. In den 1930ern wuchs es zum Verwaltungszentrum des Gulags im Norden an. Es blieb ein wichtiger Hafen, Militärstützpunkt und Sperrgebiet bis in die 90er Jahre. 150.000 Menschen lebten in Magadan, jetzt ist es in die Bedeutungslosigkeit abgerutscht und hat mehr als ein Drittel seiner Menschen verloren.

Die schattige Geschichte von Magadan scheint durch die Erzählungen, das kalte Wetter, die Abgeschiedenheit, das harte Leben, dem seine Menschen mit Leidenschaften und Begehren trotzen.
In den 70er Jahren fahren wir auf Einkaufstour nach Moskau und verpassen ein Rendezvous mit einem italienischen Fussballer. Ende der 80er Jahre begleiten wir ein krebskrankes Kind zu einer Heilerin. In den 50er Jahren sehnen wir uns nach einem echten französischen Lippenstift, genießen ein jugoslawisches Kleid. Wir tauchen ein in die Welt eines Tanzlehrers und eines in Ungnade gefallenen Tenors. Auch die Emigration in die USA nach dem Ende der Sowjetzeit bekommt ihren Platz.

Melnik selbst ist in Magadan geboren und nach Alaska, später Los Angeles ausgewandert. Ihre changierende Liebe und Distanz zu der russischen Peripherie und eine wehmütige Melancholie wehen durch die Erzählungen. Ich habe die Geschichten gern gelesen und empfehle sie all jenen, die an Russland und dem Osten interessiert sind.

Bewertung vom 15.06.2022
Die aktuelle Situation
Herzberg, Ruth

Die aktuelle Situation


ausgezeichnet

Die aktuellen Situation, das ist die Pandemie, das aus dem Leben fallen in eine surreale Zeit. Es ist das Single sein, das Mutter sein, das Homeschooling und das sich irgendwie durchhangeln. Die aktuelle Situation, das sind schlechte Beziehungen, zu wenig Sex, zu wenig Liebe, zuviel Sex und zuviel Liebe.

Die aktuelle Situation beginnt groß. Die ersten 50 Seiten komme ich aus der Begeisterung und dem Lachen nicht heraus. Die Protagonistin, eine alleinerziehende Autorin, stolpert in die Pandemie. Die Alltagssituationen, insbesondere mit den Kindern, sind komisch, trocken, selbstironisch. Die Männergeschichten sind gewohnt unglücklich, etwas tragisch, aber so, dass es zum Lachen ist, inklusive Ertapptmomenten.
Die Balance zwischen Humor und Tragik, genau richtig, denke ich und immer wieder danke Ruth Herzberg für diese Figuren, für den Humor und für den schonungslosen Blick.

Je weiter die Pandemie in die Protagonistin stolpert, desto mehr kippt die Balance, die innere Balance der Figur und die Balance des Textes. Mein Lachen versiegt, die Figur leidet, kämpft mit der Einsamkeit, mit der Selbstablehnung, mit innerer Leere und mit betäubenden Sexgeschichten, die, so ist ihr von Anfang an klar, nicht gut ausgehen werden. Ich klebe am Text, kann ihn kaum zur Seite legen, denn ich hoffe, dass die Figur herausfindet aus diesem toxischen Pandemiebrei und wieder eine schönere Zeit hat. Die Figur bekommt die Kurve, zum Glück, auch in ihrer zeitweise provozierenden und polarisierenden Haltung zu Covid, denn sie zweifelt und ist zeitweise nahe an Corona-Leugner:innen und Impfgegner:innen.

Bewertung vom 28.05.2022
Cat Person
Roupenian, Kristen

Cat Person


sehr gut

Oh Cat Person, was hast du mich genervt. Du hast provoziert, geschrien, mich verwirrt, überrascht, mich unterhalten, geekelt und begeistert.

Gleich bei den ersten beiden Geschichten dachte ich, dich muss ich mir nicht geben. Kranke, sadistische Geschichten, mit der Faszination für True Crime spielend. Immer wenn ich Charles Manson lese, höre, schaue, baut sich in mir eine große Abneigung auf und ich verliere das Interesse. Nein, dieser Faszination kann und möchte ich nicht folgen, Andere, bitte, macht.
Nun gut, dachte ich und blieb dabei, auch weil ich Cat Person mit Anderen las. Ja, poentiert, eingängig, schön böse und lustig kann die Autorin ja auch und die Geschichten unterhalten, sehr.

Dann kam Nachtläufer und es packte mich die Begeisterung, eine fast perfekte Geschichte über einen Weißen amerikanischen jungen Mann, der ein Jahr nach dem Abitur "Entwicklungshilfe" in Kenia macht und dabei gehörig auf die Nase fällt. Die Geschichte ist komplex, böse und so entlarvend. Bei Cat Person kippte meine Begeisterung und Liebe fast, nur fast. Denn die Geschichte ist gut, treffend steckt sie den Finger in die Wunde des modernen Datings und bohrt schonungslos weiter in den Geschlechterbeziehungen, auf eine laute, etwas aufdringliche Weise. Überrascht lese ich weiter, märchenhafte Parabeln über Selbstliebe, über Gier, plastisch, klug und verwirrend zugleich. Eine langatmige Variation von Cat Person folgt, hat die mich genervt. Eine versteckt queere Liebesgeschichte, leider schwach. Mit Ekel lese ich eine wirre Geschichte über Hautkrankheiten und Folie à Deux, da möchte ich schon nicht mehr weiter. Puh, nur noch eine Geschichte, naja, die Beißerin vermag mich nicht mehr umzustimmen, ich bin froh, Cat Person zuzuklappen.

Cat Person ist laut, anstrengend, nervig, die Botschaften plakativ, mitunter treffend, mitunter platt.

Und doch, es ist ein gutes Buch, denn es weckt Emotionen. Cat Person ist intensiv, herausfordernd, im Gedächtnis bleibend.

Bewertung vom 28.05.2022
Das Journal der Valerie Vogler
Schwab, Constantin

Das Journal der Valerie Vogler


sehr gut

Mit Das Journal Der Valerie Vogler zeigt Constantin Schwab sein Gespür für Geschichten und Figuren, ein vielversprechendes Debüt.

Wir lesen das Journal einer ehrgeizigen Journalistin, die eingeladen wird nach Spitzbergen für eine Woche. Das unbekannte Kunstkollektiv AURORA öffnet Türen. Die einmalige Gelegenheit, das Geheimnis von AURORA zu lüften. Hoch gehandelt auf dem Kunstmarkt weiß nämlich niemand, wer hinter dem Kollektiv steckt und wie die hochpreisigen Werke entstehen.

Angekommen trifft sie auf rigide Charaktere und Regeln. Sie bekommt eine Liste vorgelegt, die sie zu befolgen hat. Ihr Telefon muss sie abgeben, es herrscht Dunkelheit am Polar, Uhren gibt es nicht. Vogler ist zur Zeit, Ort und zur eigenen Person nicht mehr orientiert.

Ein Kammerspiel beginnt, das Vogler misstrauisch beäugt. Sie fühlt sich kontrolliert, beobachtet, manipuliert, eingesperrt. Die Farbgebung der Zimmer hat eine verborgene Bedeutung. Ein Zimmer ist ihr strengstens untersagt. Mit Vogler suchen wir nach Zusammenhängen und erleben grauenvolles. Die Künstler stellen ihr Kollektiv und die Werke über Alles.

Mehr sei nicht verraten, da der Roman von der Spannung lebt, das Ende ist abrupt und streitbar.