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Fornika
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Bewertungen

Insgesamt 378 Bewertungen
Bewertung vom 01.03.2020
Der rote Judas / Paul Stainer Bd.1
Ziebula, Thomas

Der rote Judas / Paul Stainer Bd.1


ausgezeichnet

„Ja, er war wieder Polizist, es stimmte wirklich. Er war tatsächlich zurück in der Wächterburg.“
Paul ist im Großen Krieg in Gefangenschaft geraten, und kommt erst im Jahr 1920 zurück in die Leipziger Heimat. Zum Glück kann er zurück in seinen alten Beruf, in der Wächterburg sind gute Ermittler Mangelware. Noch während Paul mit seiner Kriegsneurose, aber auch mit der Rückkehr in den Alltag kämpft, geschieht ein bestialischer Mord. Paul wird direkt gefordert. Über seine Grenzen hinaus?
„Der rote Judas“ ist ein spannender Krimi vor historischem Hintergrund, gleichzeitig aber auch eine Gesellschaftsstudie über die 20er Jahre. Paul Stainer ist ein sympathischer Kerl, der aber auch sein Päckchen zu tragen hat. Das belastet seine Arbeit, trotzdem hat er sein kriminalistisches Feingespür nicht verloren. Ich mochte ihn sehr gerne, und hoffe, dass es bald noch weitere Geschichten über ihn gibt. Man wandert an seiner Seite durch Leipzigs Straßen, alles wird genau beschrieben und man merkt die Recherchearbeit, die in diesem Krimi steckt. Auch der Zeitgeist wird gut wiedergegeben. Die Schrecken des Krieges stecken noch vielen in den Knochen, der „Schandfriede“ von Versailles sorgt für Unmut und schon jetzt sind einige Stimmen zu hören, die dem Aufstieg der Nationalsozialisten den Weg ebnen. Alles wirkt sehr echt und authentisch, was für mich bei historischen Romanen sehr wichtig ist. Die Handlung entwickelt sich langsam, trotzdem baut sich große Spannung auf. Keine ganz leichte Gratwanderung, doch der Autor meistert sie gefühlt spielend. Anfangs wirkt der Fall recht unübersichtlich, doch wird alles zu einem logischen Ende zusammengeführt, sodass keine großen Fragen offen bleiben. Der Erzählstil ist sicherlich nicht jedermanns Sache, doch ich fand ihn passend gewählt. Nicht zu leicht, schließlich geht es um Mord, Totschlag und eine beklemmende Grundstimmung in der Bevölkerung, aber trotzdem ansprechend zu lesen. Ein rundum gelungener Krimi, der Lust auf Pauls nächste Fälle macht.

Bewertung vom 23.02.2020
Der Empfänger
Lenze, Ulla

Der Empfänger


gut

Josef Klein ist vor Jahren in New York gelandet, hielt sich eigentlich immer für einen unpolitischen Menschen. Doch mit einem erstarkenden Hitler an Deutschlands Spitze, kann kein Deutscher mehr unpolitisch sein. Josefs Hobby, das Amateurfunken, führt dann auch dazu, dass er sich schnell auf der Seite der Nazis wiederfindet, die in den USA Spionage betreiben. Ungewollt wird er immer tiefer in ihre Kreise gezogen.

Lenze setzt den Schwerpunkt ihres Romans auf die Spionage der Nazis im Ausland. Das Netzwerk ist großflächig, nicht sonderlich gut versteckt und funktioniert ausgezeichnet. Auch wegen Personen wie Josef Klein, die zwar politisch nicht hinter der Ideologie stehen, aber gleichzeitig auch nicht so recht aufbegehren oder Annäherungsversuche abwehren. Überhaupt wirkt Klein in seinem ganzen Tun sehr passiv, eigene Meinung hat er anscheinend auch keine. Seine Figur ist durch und durch blass, sei es in seiner New Yorker Zeit, sei es in den Erzählsträngen zu späterer Zeit. Dabei ist sein Leben sehr spannend, die Verwicklungen mit FBI und der deutschen Abwehr unter Canaris hätten einen packenden Roman erzeugen können. Aber alles bleibt distanziert, emotionslos und eher nüchtern. Selbst ein Sachbuch über dasselbe Thema hätte sich wahrscheinlich interessanter gelesen, denn die Autorin lässt zwar viele historische Aspekte einfließen, reißt aber alles zu kurz an um ausgiebige Hintergründe zu liefern. Mir was das alles zu wenig; zu wenig Fiktion für einen schönen histor. Roman, zu wenig Hintergrundinfo für einen Erkenntnisgewinn, zu wenig Spannung für einen Krimi mit histor. Setting. „Der Empfänger“ ist nicht Fisch, nicht Fleisch, überzeugt zwar mit seinem Erzählstil, aber aus der Lebensgeschichte von Josef Klein hätte man sicherlich mehr machen können.

Bewertung vom 12.02.2020
Hör mir zu, auch wenn ich schweige
Greaves, Abbie

Hör mir zu, auch wenn ich schweige


ausgezeichnet

Szenen einer Ehe

In jeder Ehe hat man sich mal nichts zu sagen. Frank spricht allerdings bereits seit sechs Monaten kein Wort mit Maggie. Bis die dem Ganzen ein Ende setzen will, und ihm erst richtig bewusst wird wie sehr er sie nach 40 Jahren Ehe liebt. Er blickt zurück…
Abbie Greaves Debüt kommt sehr unscheinbar daher, und erwischt den Leser dann eiskalt. Man ist sofort in der Geschichte gefangen, bangt mit, lässt sich in den Alltag der beiden hineinziehen. Die Autorin hat einen sehr angenehmen Stil, frei von Kitsch, aber doch sehr gefühlvoll und eindringlich erzählt sie ihre Geschichte. Auch ihre Figurenzeichnung hat mir gut gefallen, sowohl Maggie als auch Frank lernt man sehr gut kennen. Man begleitet sie über die Jahre, ihre Charaktere reifen mit dem Alter, alles wirkt sehr stimmig und realitätsnah. Die beiden sind ein normales Paar, trotzdem wirkt ihre Beziehung besonders. Sie passen sehr gut zusammen, trotzdem stehen sie immer wieder vor Problemen. Als Leser würde man ihnen oft gerne helfen, ein klärendes Gespräch würde manchmal schon ausreichen. Schon bezeichnend, dass das Schweigen dann irgendwann zur Tagesordnung wird. Das klingt alles sehr düster, man erlebt aber auch viele Höhepunkte und glückliche Tage mit den beiden, ein ganz normales Leben eben mit Höhen und Tiefen. Ich bin ihnen gerne auf ihrem Lebensweg gefolgt. Über allem schwebt natürlich die Frage, warum Frank schweigt. Was kann dieses Paar so entzweit haben, welches Geheimnis steckt dahinter? Die Auflösung ist stimmig, wie auch die ganze Handlung sehr rund ist. Ich bin wirklich kein Liebesgeschichtenleser, aber dieser Roman hat mich sehr berührt. Ein schöner Roman über Liebe, Freundschaft, Trauer und Verlust.

Bewertung vom 08.02.2020
Je tiefer das Wasser
Apekina, Katya

Je tiefer das Wasser


weniger gut

Edie und Mae sind zwar Schwestern, leben aber trotzdem ein ganz unterschiedliches Leben. Während die eine eine halbwegs normale Kindheit hat, erlebt die andere die manischen Umtriebe ihrer Mutter live mit. Nächtens streifen sie durch die Gegend, verschanzen sich im eigenen Speicher, und auch sonst kann Marianne ihre Mutterrolle kaum erfüllen. Und so stehen die Mädchen dem Selbstmordversuch ihrer Mutter auch ganz unterschiedlich gegenüber; auch als sie zu ihrem ihnen quasi unbekannten Vater gebracht werden, der seinen Töchtern nun plötzlich der Fels in der Brandung sein soll.

Die Geschichte der beiden Schwestern ist sehr tragisch, verstörend und immer wieder unerwartet anders. Eigentlich also genau mein Beuteschema; trotzdem hat mir der Roman nicht wirklich gefallen. Die Handlung wird aus verschiedensten Perspektiven erzählt; nicht nur Edie und Mae, sondern auch ihr Vater oder ihre Tante kommen zu Wort. Gefühlt auch noch jede andere Figur, auch wenn sie nur eine noch so kleine Nebenrolle spielt. Ich fand das verwirrend, die richtige Zuordnung war mir nicht immer sofort klar, und so empfand ich die Handlung immer wieder als unnötig anstrengend; zusätzliche Zeitsprünge erschweren das Ganze. Das Schicksal der Schwestern und natürlich der Mutter lässt einen nicht kalt, auch wenn sehr kalt über sie berichtet wird. Emotionen kommen nur hölzern rüber, Atmosphäre kam auch nicht so recht auf. Die Handlung ist sicherlich neu und befremdlich, berühren kann sie aber nicht so sehr wie eigentlich zu erwarten wäre. Ich habe mich bis zum Schluss nicht richtig einfinden können, der ganze Erzählstil hat mir irgendwie nicht behagt. Insgesamt war „Je tiefer das Wasser“ einfach kein Buch für mich, auch wenn mir die Grundidee gut gefallen hat.

Bewertung vom 29.01.2020
Violet
Chevalier, Tracy

Violet


sehr gut

Violet Speedwell hat im großen Krieg ihren Verlobten verloren, ihren Bruder und kurz nach Kriegsende ihren Vater. Doch auch 14 Jahre später hat sie nicht recht ins Leben gefunden, lebt bei ihrer Mutter und ist als Teil des „Frauenüberhangs“ immer noch unverheiratet. Mit 38! Doch dann wagt sie den Schritt in die Eigenständigkeit, zieht nach Winchester, sucht sich eine Arbeit. Und dann trifft sie auf die Stickerinnen, die die Kathedrale mit ihren Werken verzieren. Violet scheint endlich angekommen.

Violets Geschichte ist eine sehr ruhige, bedächtige Geschichte über eine sehr genügsame Frau, die aber doch auf der Suche nach ihrem ganz eigenen Stückchen Glück ist. Die Autorin versteht es sehr gut, Violets Gefühle, Wünsche und Träume dem Leser nahe zu bringen. Ihre Ansprüche sind geradezu erschreckend bescheiden, und trotzdem scheint ihr oft noch nicht einmal das vergönnt. Mit welcher Gelassenheit und Genügsamkeit sie immer zurücksteckt, ist schon bewundernswert. Trotzdem ist die Stimmung eher hoffnungsfroh, denn traurig oder deprimierend. Dazu tragen auch die Stickerinnen von Winchester bei, die Violet auffangen. Ich habe mit Handarbeit so gar nichts am Hut, trotzdem konnte mich die Autorin mit ihren detaillierten Beschreibungen der Stickereien begeistern. Überhaupt erzählt sie sehr lebensnah, die Atmosphäre ist sehr dicht und es bleibt viel Zeit für Land und Leute, ohne dass es langweilig würde. Die 30er Jahre werden lebendig und man steckt schnell mittendrin. Die Handlung ist wie Violet sehr ruhig, bleibt ohne echten Höhepunkt, trotzdem hat sie mich gefesselt. Ein schöner Roman.

Bewertung vom 26.01.2020
Das geschwärzte Notizbuch
Giacobone, Nicolas

Das geschwärzte Notizbuch


weniger gut

Pablo ist erfolgreicher Drehbuchschreiber. Das weiß nur niemand, denn er wird von Santiago in dessen Keller gefangen halten. Santiago, der jedes geschriebene Wort von Pablo als sein eigenes ausgibt, der Ruhm und Ehre dafür einstreicht. Jetzt möchte er von Pablo das Drehbuch, das die Filmgeschichte verändern soll. Mit allen Mitteln.

Den Klappentext und Plot fand ich superinteressant. Kann man unter Druck kreativ sein und ein Meisterwerk schaffen? Wie verändert sich das Abhängigkeitsverhältnis über die Jahre? Warum sucht niemand nach Pablo? Wird er sich wehren? All diese Fragen werden angerissen, z.T. auch geklärt. Aber die Antworten gehen in Langeweile und Wiederholungen quasi unter. Die Geschichte wird von Pablo erzählt, logischerweise passiert in seiner jahrelangen Haft nicht sonderlich viel. Trotzdem ist es nicht wirklich spannend ein und denselben Gedanken zigmal zu lesen. Oder seinen chaotischen Gedankensprüngen zu folgen. Klar wird nur eines, dass ihm diese Haft nicht gut bekommt. Keine große Überraschung. Überraschend fand ich jedoch, dass er nie aufzubegehren scheint; er wehrt sich quasi nicht, tut alles was Santiago von ihm will, und versucht noch nicht mal einen Ausbruch. Das konnte und wollte ich einfach nicht nachvollziehen. Sein Verhalten wirkt auf mich völlig realitätsfremd, und das nimmt der Handlung zusätzlich an Glaubwürdigkeit. Der Erzählstil ist einfach gehalten, man kann die Wiederholungen dementsprechend zumindest schnell hinter sich bringen. Lesegenuss sieht allerdings anders aus. Ich war von dem Roman doch sehr enttäuscht, denn ich hatte mir sehr viel mehr erwartet.

Bewertung vom 20.01.2020
1794 / Winge und Cardell ermitteln Bd.2
Natt och Dag, Niklas

1794 / Winge und Cardell ermitteln Bd.2


ausgezeichnet

Nach dem Tod seines Kumpanen Winde ergibt sich Häscher Cardell endgültig dem Suff und der Depression. Ein schauerlicher Mordfall reißt ihn jedoch aus seiner Lethargie. Eine junge Frau wurde in ihrer Hochzeitsnacht ermordet, regelrecht in Stücke gerissen. Angeblich von einem Wolfsrudel; doch Cardell weiß es besser.

Was mich schon beim Vorgänger 1793 begeistert hat, die lebendige und detailreiche Darstellung des historischen Stockholms, das hat der Autor auch dieses Mal scheinbar mühelos wieder geschafft. Man taucht schnell ein in den Moloch der Stadt, atmet den Gestank und leidet bei vielen kleinen Alltäglichkeiten mit. Alles wird sehr authentisch beschrieben, Natt och Dag hat ein großes Talent für Atmosphäre und Stimmung. Auch der Kriminalfall lässt überhaupt nichts zu wünschen übrig. Die Hintergründe der Tat sich anders als sie zunächst vermuten lassen; als Leser weiß man mehr als Cardell selbst; sonst führt dieser Umstand gerne mal zu Längen in der Handlung, hier jedoch nicht. Durchweg spannend und mitreißend entwickelt sich die Geschichte schnell zu einem echten Pageturner; einem dreckigen, düsteren, aber sehr spannenden Pageturner. Am ersten Band hatte ich ja noch Luft nach oben gesehen, die hat der Autor dieses Mal wirklich super genutzt. Ein toller historischer Krimi/Thriller, der bei mir keine Wünsche offen lässt.

Bewertung vom 20.01.2020
Das Ritual des Wassers / Inspector Ayala ermittelt Bd.2
Garcia Saenz, Eva

Das Ritual des Wassers / Inspector Ayala ermittelt Bd.2


sehr gut

Gerade hat Kraken seine Schwägerin verloren, ermordet, weil er den Täter nicht schnell genug schnappen konnte. Doch noch bevor er sich von diesem Schicksalsschlag erholt hat, wird seine Jugendliebe tot aufgefunden. Scheinbar grausam ertränkt in einem alten keltischen Kessel. Ein Zufall? Oder steckt mehr dahinter?

„Das Ritual des Wassers“ ist der zweite Teil der erfolgreichen Reihe rund um Kraken und sein Ermittlerteam. Wie auch beim ersten Teil war ich sofort vom außergewöhnlichen Fall fasziniert. Die Autorin nimmt erneut ein altes Ritual als Ausgangspunkt für den Kriminalfall; das ist einerseits sehr lehrreich, andererseits erfrischend anders. Ich fand ihre Ausführungen zum historischen Hintergrund sehr gelungen, ebenso die zur Stadtgeschichte von Vitoria. Denn wie schon in Band 1 bleibt genug Zeit, um auf das Setting und seine Geschichte einzugehen. Diese Mischung aus Krimi und Historie mochte ich sehr gerne. Auch Esti und Kraken tragen natürlich als Hauptfiguren zum Lesevergnügen bei; sie funktionieren als Team sehr gut, haben aber trotzdem auch eine Persönlichkeit über ihre Funktion hinaus. Krakens Aphasie ist eine logische Folge seiner Verletzungen, wirkt aber trotzdem oft nicht komplett durchdacht. Immer wieder kommt es zu Situationen, die auf mich nicht sehr realistisch wirken. Auch an anderen Stellen hapert es schon mal, nicht alles wirkt so authentisch oder logisch wie ich es mir wünschen würde. Das war mir schon im vorherigen Band aufgefallen, ist hier aber nicht mehr ganz so ausgeprägt. Und so wird die Geschichte sehr viel runder als noch im ersten Teil; amüsiert habe ich mich beim Lesen auf jeden Fall, bin auf falsche Spuren geführt worden und habe mit Kraken und Esti mitgefiebert. Auf den nächsten Teil bin ich definitiv gespannt.

Bewertung vom 31.12.2019
Wisting und der Tag der Vermissten / William Wisting - Cold Cases Bd.1
Horst, Jørn Lier

Wisting und der Tag der Vermissten / William Wisting - Cold Cases Bd.1


gut

Seit 24 Jahren knöpft sich Kommissar Wisting einmal jährlich den Fall der verschwundenen Katharina vor. Er trinkt Kaffee mit dem Ehemann, arbeitet sich durch die alten Akten. Doch dieses Jahr interessiert sich nicht nur Wisting für den Fall, sondern auch der Sonderermittler Stiller. Und auch Wistings Tochter Line, ihres Zeichens Journalistin, wird auf den Fall angesetzt. Sollte nach all den Jahren doch Licht ins Dunkel kommen?

Die William-Wisting-Reihe ist seit Jahren erfolgreich, dieses Buch hier soll der erste Teil eines Ablegers davon werden; man kann ihn also unabhängig von den anderen lesen. Ich kenne die restliche Reihe nicht, bin aber trotzdem gut in die Handlung eingestiegen. Wisting ist ein ruhiger Typ, der zwar recht beharrlich ist, dem man das Herzblut, das er angeblich in die Ermittlungen steckt, allerdings leider nicht so richtig anmerkt. Dem Autor gelingt es einfach nicht Gefühle zu transportieren, und so wirkt der ganze (durchaus gut konstruierte) Fall fad und seltsam nüchtern. Auch die anderen Figuren fand ich schwer zu greifen, alles wirkt distanziert und kalt. Die Spannung hält sich auch in Grenzen, erst gegen Ende kommt etwas Schwung in die Handlung. Man verfolgt die Ermittlungen aus Wistings Perspektive und aus der seiner Tochter; oft kommt es dadurch zu Überschneidungen und völlig unnötigen Wiederholungen. Die Idee des Autors selbst finde ich wirklich gut, die Auflösung hätte Potential gehabt. Aber die Umsetzung traf meinen Geschmack eher nicht und so werden weitere Wistingfälle für mich wohl nicht in Frage kommen.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.12.2019
Weihnachten in Amsterdam
Boven, Yvette

Weihnachten in Amsterdam


ausgezeichnet

Yvette van Boven war mir bisher ehrlich gesagt überhaupt nicht bekannt, nach dem Studium dieses Kochbuches muss ich mir aber dringend auch ihre anderen ansehen. Ich bin nämlich schwer angetan gewesen.
Die Aufmachung des Buches ist wirklich wunderschön. Sehr stilvolle und stimmige Bilder, gleich zwei Stofflesebändchen, immer wieder ergänzt durch kleine weihnachtliche Zeichnungen. Doch, optisch kann „Weihnachten im Amsterdam“ schon allerhand; allein vom Durchblättern wird man satt.
Die Rezepte sind bunt gemischt, von kleinen Appetizern bis hin zum aufwändig geschichteten Dessert ist für jedes Feinschmeckerherz etwas dabei. Die Auswahl ist festlich, aber sicherlich nicht typisch weihnachtlich. Den Gänsebraten sucht man ebenso vergebens wie die Rinderbrühe als Vorspeise. Ich fand das sehr gut, wollte ich doch Festliches abseits der gewohnten Pfade kochen. Wer eher Traditionelles sucht, der wird in diesem Buch vielleicht nicht fündig. Die Zutatenliste ist manchmal eine Herausforderung, gerade wenn man nicht eine Auswahl an Feinkostläden in der Nähe hat. Vieles lässt sich jedoch mit etwas Kreativität auch gut ersetzen, das Endergebnis konnte auf jeden Fall trotzdem überzeugen. Ich habe mehrere Gerichte ausprobiert, die Anleitungen waren klar und gut verständlich (ein Meisterkoch mit einer Profiküche muss man dafür nicht sein), auch mengenmäßig haben die Angaben gut gepasst. Geschmeckt hat alles ganz hervorragend, ich werde sicherlich noch einiges nachkochen. Viele der Rezepte lassen sich zudem gut vorbereiten, sodass man während des Festmenüs nicht ständig in der Küche stehen muss. Sicherlich ist vieles aufwändiger als der berühmte deutsche Kartoffelsalat, das finde ich aber für besondere Anlässe völlig in Ordnung. Die Menüauswahl selbst finde ich gut zusammengestellt, trotzdem wäre ich schon nach Gang 2 pappsatt. Viele Rezepte sind schon recht mächtig, sodass echte Weihnachtsvöllerei aufkommt.
Mich hat dieses Buch rundum überzeugt, optisch sehr ansprechend, gespickt mit nützlichen Tipps und natürlich mit vielen nachahmungswürdigen Rezepten. Ein tolles Buch, sicherlich auch ein schönes Geschenk für Kochbegeisterte.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.