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Brombeere

Bewertungen

Insgesamt 205 Bewertungen
Bewertung vom 06.02.2023
Gleißendes Licht
Sinan, Marc

Gleißendes Licht


sehr gut

sprachlich spannend

Worum geht es?
Um Kaan und seine Familiengeschichte, geprägt vom armenischen Völkermord.

Worum geht es wirklich?
Fortleben, Rache und Erkenntnis.

Lesenswert?
Ja, eine kurze aber intensive Geschichte, die sich einem wichtigen Thema widmet und die Folgen (auch Jahrzehnte später) aufzeigt. Kaans Familiengeschichte wirkt teilweise etwas verworren, aber immer mehr Dinge offenbaren sich. Dabei ist er nicht wirklich ein sympathischer Protagonist. Dennoch hat mich seine Geschichte fasziniert.
Zeitgleich verwendet der Autor eine recht interessante Sprache, immer wieder kommt es zu lautmalerischen Szenen oder die Sprache besteht nur noch aus einzelnen Worten, die aber nicht weniger treffend sind. Gerade eine Szene zu Beginn des Buches hat mich trotz ihrer Einfachheit emotional sehr berührt.
Manchmal hatte ich Schwierigkeiten durch die ganzen Zeit- und Personensprünge noch die eigentliche Handlung greifen zu können, gerade weil dies so oft und in kurzen Abständen passiert. Und trotzdem sind die beschriebenen Szenen so voller Leben und so gut greifbar. In ihnen steckt oft so viel mehr.
Interessant waren auch die Einschübe von Mythen und der Tierwelt, auch wenn ich vermutlich nicht immer alle Anspielungen verstanden habe.
Zum Ende hin hat die Geschichte jedoch noch einmal Fahrt aufgenommen und irgendwie wurde die Story für mich gut abgerundet und zu einem verständlichen (wenn auch überraschenden) Höhepunkt gebracht.
Ich würde das Buch empfehlen, wenn man an einem politischen Thema interessiert ist, das aber sprachlich sehr eindringlich verpackt ist.

Bewertung vom 06.02.2023
Wer die Hölle kennt / Alex Stern Bd.2
Bardugo, Leigh

Wer die Hölle kennt / Alex Stern Bd.2


sehr gut

düstere Fortsetzung

Worum geht es?
Alex muss ihren Mentor Darlington finden und retten und nebenbei ihre Rolle bei den Verbindungen und deren magischen Ritualen nicht vernachlässigen.

Worum geht es wirklich?
Schuld, Begehren und Mut.

Lesenswert?
Ja, eine wirklich tolle Fortsetzung - für die man aber vermutlich wirklich den ersten Band gelesen haben sollte. Einige Dinge werden zwar noch einmal erklärt, allerdings natürlich nicht so ausführlich wie dies in Band 1 thematisiert wurde.
Nicht so überzeugend finde ich das Cover (irgendwie wird mit Ekel und Albinismus gespielt) und dass die Handlung teilweise zwar voran geht, aber das große Ganze doch eher auf der Stelle zu treten scheint.
Dennoch bin ich angetan von der Lektüre und habe wirklich jede Seite genossen - so gut das bei den Themen eben geht.
Mir gefällt die Sprache (bzw. die Sprache der Übersetzung) sehr, ich finde es unglaublich atmosphärisch und richtig gut vorstellbar. Gerade auch die eher gruseligen Aspekte wurden super umgesetzt und haben immer wieder für Schaudern gesorgt - ohne irgendwie Leid auszuschlachten. Toll gemacht!
Die Protagonist*innen sind sehr sympathisch, obwohl sie keine rein guten oder bösen Figuren sind. Sie sind so vielschichtig dargestellt, dass sie sehr realistisch sind und man ihren Abenteuern nur zu gerne folgt.
Mir gefällt, wie die Autorin Campus und Grusel und Magie und alte Legenden und sehr viele verschiedene Gefühle und Gelüste zusammenbringt und zu einer wirklich tollen Welt macht.
Liebesgeschichten stehen hier absolut nicht im Mittelpunkt, bzw. kommen kaum vor. Und dennoch wird auch das bei kurzem erwähnen richtig greifbar.
Nach dem Ende fühle ich mich ein bisschen verloren, wohin die Reise gehen wird - davon ausgehend die Reihe ist noch nicht abgeschlossen.
Ich empfehle dieses Buch wenn man Urban-Fantasy mag, Geschichten düster und lüstern sein dürfen und auch Horrorelemeten nicht zurück schreckt.

Bewertung vom 15.01.2023
Happy New Year - Zwei Familien, ein Albtraum
Stehn, Malin

Happy New Year - Zwei Familien, ein Albtraum


ausgezeichnet

spannend und toll geschrieben

Worum geht es?
Zwei lang befreundete Familien verbringen gemeinsam Silvester, am nächsten Morgen wird die eine Tochter vermisst.

Worum geht es wirklich?
Emotionen, Schuld und Geheimnisse

Lesenswert?
Ja, sehr spannend und gut aufgebaut. Zu Beginn wird man erst einmal in das Geschehen hineingeworfen und wird mit vielen Namen überflutet. Dies lichtet sich aber nach und nach und nur wenige Personen bleiben als relevante Protagonist*innen zurück.
Aus unterschiedlichen Blickwinkeln erfährt man, was an Silvester passiert ist, was danach passiert und was zuvor passiert ist.
Hierbei lernt man die Personen recht gut kennen und sie sind nicht nur gut/böse gezeichnet, sondern vielschichtig.
Ein großer Fokus wird auf die emotionalen Reaktionen der Figuren gelegt, was ich wirklich großartig und erwähnenswert finde, da dies ein oft vernachlässigter Aspekt ist. In diesem Buch kann man wirklich miterleben, was Ereignisse mit Menschen machen, welche Gefühle ausgelöst werden und wie sich diese körperlich äußern. Ich fand es recht ungeschönt und damit sehr gut beschrieben. Großes Lob für diesen Fokus.
Die Handlung an sich habe ich als gut aufgebaut und spannend empfunden, nach und nach erfährt man immer mehr und wirft dadurch auch anfänglich getroffene Verdächtigungen über Bord.
Manche Dinge bleiben ungeklärt und werden nicht so ausgeschlachtet, wie manch andere Autor*innen das wohl täten - auch das habe ich positiv empfunden.
Das Ende ist sicher Geschmacksache, ich fand es gut und realistisch.
Zusammenfassend kann ich diesen Thriller empfehlen, gerade wenn man in anderen Büchern die emotionalen Reaktionen auf Verbrechen vermisst. Das wurde hier hervorragend umgesetzt.

Bewertung vom 15.01.2023
Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1
Ægisdóttir, Eva Björg

Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1


gut

viel Verwirrung auf wenig Seiten

Worum geht es?
Elma, gerade erst als Polizistin in ihre Heimatstadt Akranes zurückgekehrt, versucht in einem Mordfall zu ermitteln, der sie mitten in die Gemeinschaft der Stadt wirft.

Worum geht es wirklich?
Vergangenheit, Abschied und Verborgenheit

Lesenswert?
War schon teilweise gut, aber nicht besonderes. Gerade zu Beginn ist mir der Einstieg in die Handlung mit den vielen Namen und Rückblicken eher schwer gefallen. Das hat sich im Laufe des Buches deutlich verbessert.
Dennoch sind hier auf grade mal 350 Seiten sehr viele Handlungsstränge vorhanden, die auch immer wieder durch viele Rückblicke in die Vergangenheit unterbrochen werden - das kam mir ungewöhnlich viel vor.
Hauptfigur Elma war mir generell sympathisch, sie hatte dabei Aspekte typischer Schwedenkrimi-Ermittler*innen - war aber dennoch keine unsympathische „Lonesome Wolf“-Figur.
Generell wirken die vielen Handlungsstränge so, als habe die Autorin da sehr viel unterbringen wollen. Weniger hätte stellenweise auch gereicht.
Die Handlung generell würde ich als völlig in Ordnung, aber nicht besonders, bezeichnen. War eine gute Unterhaltung und wenn mir Band 2 zufällig in die Finger käme, würde ich diesen auch lesen. Aber würde die Reihe nicht aktiv verfolgen.
Störend habe ich stellenweise Kleinigkeiten in der Übersetzung empfunden. So wird hier von einem „Mädchen“ Ende zwanzig gesprochen und ein „Junge“, der wohl ca. dreißig war - das wirkt absolut unpassend und hat mich ziemlich darüber stolpern lassen. Ebenso gab es mindestens eine Stelle, an der die Wahl der Zeitform „damals“ völlig fehlplaziert wirkte. Sind natürlich nur kleine Stellen, aber diese sind mir negativ aufgefallen.
Kann man lesen, man verpasst aber auch nichts ohne diese Lektüre.

Bewertung vom 15.01.2023
Wenn ich falle / Dark Ivy Bd.1
Hotel, Nikola

Wenn ich falle / Dark Ivy Bd.1


ausgezeichnet

Ich bin begeistert.

Worum geht es?
Eden erhält ein Stipendium an der Dark Ivy-Uni, gelegen auf einer kleinen Insel. Einerseits möchte sie ihre Vergangenheit für sich behalten, zeitgleich aber Anschluss finden. Die Situation ist herausfordernd, denn immer schwerer kann sie ihr Geheimnis für sich behalten.

Worum geht es wirklich?
Freundschaft, Schuld und Werte.

Lesenswert?
Absolut, fand ich richtig gelungen und ganz wunderbar! Einziger Kritikpunkt gleich zu Beginn hinsichtlich des Marketings: Dieses Buch wird aktuell als Dark Academia bezeichnet, finde ich jedoch unpassend. Edens Vergangenheit allein ist meiner Meinung nach nicht ausreichend für diese Bezeichnung. Wobei es sich im Verlauf des Buches immer mehr in die Richtung entwickelt.
Nun aber zu den Dingen, die mir gefallen haben: Die Autorin beschreibt ganz wunderbar und der Spannungsaufbau war toll, einfach weil er nicht auf klassischem Drama im vierten Teil beruht. Von Anfang an sprechen die Protagonist*innen über viele Dinge ehrlich und versuchen Dinge über Gespräche zu klären. Mit wenigen Ausnahmen sind es sehr positive und wohlwollende, rücksichtsvolle Personen - und dennoch recht verschieden. Das war toll, weil es zeigt, dass eben auch eine solche Gemeinschaft trotz Differenzen möglich ist. Als Beispiele: Es gibt Frauenfreundschaften, die nicht Fake sind und die einfach wirklich gut miteinander umgehen. Konsens ist ein großes Thema, bzw. wird wunderbar eingebunden. Absolut nicht störend, sondern sehr schön. Diskriminierende Aussagen bleiben nicht kommentarlos stehen sondern erhalten Gegenwind - gut umgesetzt. Viele feministische Themen sind hier wunderbar verpackt und bereichernd.
Die Charaktere sind dabei nicht schwarz/weiß skizziert, sondern haben gute und schlechte Seiten, sie machen auch mal Fehler.
Die Art wie William und Eden miteinander umgehen gefiel mir sehr gut, war sehr gefühlvoll und zeitgleich unglaublich heiß. Meiner Meinung nach sind die spicy Szenen einfach richtig gut gelungen. Und das schafft die Autorin auch bei Szenen, wo man es nicht erwarten würde. Uiui, kann ich nur empfehlen!
Ich finde die Mischung aus Liebesgeschichte, Vergangenheit, den eigenen Gefühlen/Gedanken und das Leben auf dem Unigelände gut gelungen. Es gibt von keinem der Punkte zu viel oder zu wenig.
Die Gestaltung des Buches ist ein richtiger Hingucker und das Hörbuch wunderbar gesprochen. Lohnt sich beides.
Bei dem Buch handelt es sich um den ersten Teil einer Diologie und oh mein Gott, das Ende von Band 1!! Ich kann nichts verraten, aber… Das Ende!
Ich möchte unbedingt Band 2 lesen.

Bewertung vom 19.11.2022
Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)
Buehlman, Christopher

Der schwarzzüngige Dieb (Schwarzzunge, Bd. 1)


weniger gut

Komplexes Worldbuilding mit langweiliger Handlung.

Worum geht es?
Der Dieb Kinch Na Shannack muss dringend Geld für seine Ausbildung organisieren und überfällt eine Ritterin, welche sich zu wehren weiß. Ausgerechnet auf sie ist er später jedoch angewiesen.

Worum geht es wirklich?
Um eine sehr komplexe Welt, einen unsympathischen Dieb und eine wilde Reise.

Lesenswert?
Nein, hat mich enttäuscht. Gefallen/angesprochen hat mich das Cover und auch der Klappentext. Klang nach cooler Fantasy und einem interessanten Diebesabenteuer.
Ich habe allerdings nicht damit gerechnet, dass man so einen unsympathischen Protagonisten erhält, der einfach nur anstrengend, gierig und notgeil ist. Da rettet auch die Ritterin Galva nichts, denn Kinchs Charakter steht definitiv im Vordergrund. Ich habe also ein Buch gelesen über eine Person, die ich schon nach wenigen Seiten unsympathisch und die auch im Laufe der Handlung keine Sympathiepunkte ernten konnte.
Der zweite Kritikpunkt ist für mich die Sprache. Ich fand die Art des Erzählens anstrengend und, passend zu Kinch, unsympathisch. Sein Humor ist eher gewöhnungsbedürftig bzw. war für mich nichts. Hier sollte man eventuell vor Buchkauf mal einen Blick in eine Leseprobe werfen, denn das ganze fällt einem schon sehr schnell auf.
Für mich rettend war tatsächlich das Hörbuch, auf das ich irgendwann umgestiegen bin, denn dies ist toll gelesen und die Betonung des Sprechers macht das ganze deutlich besser als in geschriebener Form.
Die Art der Welt die hier erschaffen wurde, passt ziemlich gut zu Kinch, denn auch sie ist dreckig, oft vulgär und oft frauenfeindlich. War mir an manchen Stellen unangenehm.
Die Handlung fand ich nicht nachvollziehbar und wirkte eher danach, möglichst viele Schauplätze zu zeigen um möglichst viel von der erdachten Welt zu präsentieren.
Und da bin ich gleich bei dem letzten Kritikpunkt: Die Welt ist sehr komplex ausgedacht, es gibt unglaublich viele Aspekte, die behandelt werden und die detailliert ausgearbeitet wurden. Das an sich finde ich richtig toll. Allerdings wird all das wie mit einer Bratpfanne auf die lesende Person eingedrescht und dauernd werden Dinge erklärt, so als würde der Autor gerne all seine Fantasie auf einen werfen. Anstatt Dinge nebenbei zu zeigen und auch Dinge unerklärt zu lassen, muss jede Kleinigkeit aufgeführt und erläutert werden. Öde!
Ich empfehle: Zuerst Leseprobe! Dann weiß man, ob es einem gefällt.

Bewertung vom 19.11.2022
Auf See
Enzensberger, Theresia

Auf See


sehr gut

gut lesbar und leider nicht unrealistisch

Worum geht es?
Yada wächst auf einer schwimmenden Stadt auf während die Kontinente im Chaos untergehen. Doch je älter Yada wird, desto eher hinterfragt sie die Gegebenheiten und begibt sich neugierig auf die Suche nach Informationen.

Worum geht es wirklich?
Lebenswerte Welten, Verantwortung und Selbstbestimmung.

Lesenswert?
Ja, man liest hier über eine interessante dystopische Welt. Die aber leider gar nicht so unrealistisch ist, wie man es sich wünschen würde. Zu Beginn gibt es nur Yadas Perspektive, das Leben auf dem Meer und ihre Beschäftigung mit dem eigenen Dasein. Sie beginnt ihre Gedanken und Grundsätze zu hinterfragen und wie zunehmend neugierig und betreibt heimliche Recherchen.
Eine weitere Sichtweise von jemandem auf dem Festland wird ebenfalls erzählt, dazu noch kurze Auszüge aus historischen Archiven.
Alle drei Einblicke fand ich spannend und gut erzählt mit sehr gut vorstellbaren Persönlichkeiten.
Mir hat sehr gefallen, wie gut lesbar dieses Buch war und auch wie verständlich die Handlung war. Bei Nominierungen zum Buchpreis habe ich oft Sorge, nicht „gut genug“ dafür zu lesen oder nicht folgen zu können. Diese Sorge war hier absolut unbegründet und ich wurde positiv überrascht. Schreibstil ist angenehm und der Aufbau der Handlung meist gut nachvollziehbar.
Sehr schön auch die philosophischen Ansätze und politischen Gedanken, die rund um diese schwimmende Stadt entstehen und die Art, wie man Yada beim Erwachsenwerden begleitet. Sie war eine sympathische Protagonistin und die unterschiedlichen Perspektiven und Ansätze finde ich sowohl für junge Erwachsene als auch für ältere Lesende spannend. Dennoch macht die eigentliche Handlung nachdenklich, weil sie sie Frage aufwirft, wie sich unsere Welt in den nächsten Jahrzehnten entwickeln wird. Leider ist die hier dargestellte Situation nicht so unrealistisch, wie man es manchmal gerne hätte.
Ich würde dieses Buch empfehlen, wenn man eine Art literarische Dystopie lesen möchte oder einfach mal in ein neues Genre eintauchen will.

Bewertung vom 13.11.2022
Lügen über meine Mutter
Dröscher, Daniela

Lügen über meine Mutter


sehr gut

Beklemmend und schwer zu ertragen.

Worum geht es?
Rückblickend erzählt Ela von ihrer Kindheit, geprägt von dem Gewicht der Mutter und dem Umgang des Vaters damit.

Worum geht es wirklich?
Macht, Schuld und Scham.

Lesenswert?
Ja, ein sehr bedrückendes und auch sehr lehrreiches Buch. Von Protagonistin Ela wird man zurück in der Vergangenheit geführt, in ein kleines Dorf im Hunsrück. Hier wächst sie mit ihrer mehrgewichtigen Mutter auf und ihrem Vater.
Während das junge Mädchen zu Beginn noch gar nicht versteht, warum der Vater die Mutter so kritisiert, übernimmt sie irgendwann seine Gedankengänge, entwickelt Scham und auch Verachtung. Der Vater spannt sie dabei regelmäßig ein und lässt keine Situation aus, um seine Frau nieder zu machen. Ihr Gewicht ist an allem Schuld, sie ist schwach und bemüht sich nicht und deshalb kommt er im Leben nicht weiter.
Es ist erschreckend und sehr eindrücklich geschildert, wie er immer wieder kleine Spitzen setzt und seine Partnerin schikaniert und demütigt. Wie er versucht sie klein zu halten.
Die Mutter schwankt dabei zwischen Selbstvorwürfen, eigener Kraft, eigenen Träumen und Widersetzen und kann es doch, egal wie sie es macht, nicht recht machen.
Der Sprachstil ist richtig toll, die einzelnen Szenen zeigen wunderbar die Situation in der Familie, ohne dass viel erklärt werden müsste.
Es ist faszinierend und erschreckend zu gleich, wie Ela in diesem toxischen Umfeld heran wächst, wie sie mit teilweise einfachen Gefühlen auf die Umstände reagiert und dabei von den Erwachsenen eingespannt wird.
Auch die Dynamik von Vater und Mutter untereinander sind interessant, zeigen sie doch ein Rollenbild in den 80er Jahren, das auch immer wieder dazu verleitet, die Handlung versuchsweise in die heutige Zeit zu denken.
Zusammenfassend lässt sich dieses Buch wirklich empfehlen und auch das Hörbuch ist richtig gut gemacht!

Bewertung vom 13.11.2022
Das Leuchten der Rentiere
Laestadius, Ann-Helén

Das Leuchten der Rentiere


ausgezeichnet

Wow! Was für ein Highlight!

Worum geht es?
Elsa, ein junges samisches Mädchen, muss mit ansehen wie ihr Rentier ermordet wird. Und sie sieht auch den Mann, der die Tat begangen hat.

Worum geht es wirklich?
Kulturelle Wurzeln, Veränderungen und Rückzug.

Lesenswert?
Ja ja ja! Was für ein Highlight. Ein Buch, welches mit unglaublich bewegt hat, das berührend war und das einfach so viele Emotionen hervorgerufen hat.
Es war lehrreich und informativ, was man über die sämische Kultur erfahren hat und wie viel Auswirkung der Klimawandel in bestimmten Regionen schon heute hat. Hiermit gehen die verschiedenen Generationen ganz unterschiedlich um.
Dieses Buch fasst so viele Themen an und wird ihnen doch allen gerecht. Das ist grandios. Dazu zählen zum Beispiel der eben erwähnte Klimawandel, Generationen, alternde Menschen und der Umgang mit ihnen, Einsamkeit, Familienbande und der Umgang mit Gefühlen oder auch Depressionen. Zeitgleich geht es um eine männerdominierte Gesellschaft, junge starke Frauen auf der Suche nach Veränderung, verschiedene Lebenskonzepte, die Natur und diverse Ängste und Sorgen und Hoffnungen. Man erfährt nicht nur Dinge über die sämische Kultur, sondern auch über den Umgang der restlichen Bevölkerung mit den Samen und wie sich Frustration und Wut in diesem Aufeinandertreffen entladen können.
Protagonistin Elsa fand ich wunderbar, ihre Entwicklung ganz großartig.
Es gibt viele unschöne Szenen und dennoch hatte ich immer das Gefühl, dass die Autorin sich ihnen mit großem Respekt und Vorsicht nähert und niemals zu viel schildert nur für den Schockmoment.
Generell habe ich das Buch als sehr vorsichtig und behutsam empfunden und dennoch bewegend und aufrüttelnd.
Es erzählt viel über den Umgang mit indigenen Kulturen und wie aus Worten Hass und Taten werden.
Der Schreibstil war sehr angenehm, die Naturbeschreibungen nicht zu viel und nicht zu wenig und die Kapitellängen eher kurz gehalten - das mag ich. Wie wunderschön das Cover ist, muss man vermutlich nicht erwähnen.
Zusammengefasst: Richtig richtig gut. Sollte man lesen!