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R. S.

Bewertungen

Insgesamt 165 Bewertungen
Bewertung vom 25.07.2022
Der Aufstieg - In eisiger Höhe wartet der Tod
McCulloch, Amy

Der Aufstieg - In eisiger Höhe wartet der Tod


sehr gut

Wenn die Todeszone ihren Namen alle Ehre macht

Die Journalistin Cecily Wong ist nach eigenen Angaben eine Anfängerin im Bergsteigen, aber sie ist auf Einladung des weltberühmten Bergsteigers Charles McVeigh auf den achthöchsten Gipfel der Welt, den Manaslu, gekommen. Er hat ihr gesagt, dass er ihr ein Interview gewähren wird, wenn sie den Aufstieg schafft, und für Cecily, die kurz vor einer schlimmen Trennung steht und ihren letzten Cent für die Reise ausgegeben hat, wäre das Interview eine Karriere – Gelegenheit machen. Doch dann stirbt ein Kletterkollege bei einem ungewöhnlichen Unfall und Cecily beginnt an ihrer Entscheidung zu zweifeln. Aber als ein zweiter Bergsteiger stirbt, und es besteht kein Zweifel, dass es kein Unfall war, wird Cecily klar, dass sie, wenn sie auf einem abgelegenen Berg gestrandet ist, mehr als nur gegen die Elemente kämpfen muss, da ein Mörder unter ihnen ist.

Die Gesamthandlung ist faszinierend, und man merkt, dass Amy McCulloch wirklich eine Leidenschaft für das Bergsteigen und die Umgebung hat, in der sich die Charaktere befinden. McCulloch schreibt sehr atmosphärisch und sie schafft es mit den wunderbaren Beschreibungen der Landschaft ein realistisches Bild von der Situation am Berg zu erzeugen, sodass es sich anfühlt, als wäre man selbst dabei. Gut gefallen haben mir auch die Einblicke in die technischen Aspekte des Bergsteigens und was es braucht, um ein Bergsteiger der Spitzenklasse zu sein. Besonders am Anfang tritt die eigentliche Thriller-Handlung zugunsten der Beschreibung der Vorbereitung auf die Bergbesteigung zurück, was für den ein oder anderen wenig interessant sein wird und die Spannung wegnimmt. Unterschwellig ist aber ständig eine gewisse Gefahr zu spüren. Richtig an Fahrt nimmt die Handlung dann wieder zum Ende hin auf, um in einem tollen Finale zu enden. Jedoch auch hier wird nicht jeder mit dem eher offenen Ende zufrieden sein.

Alles in allem ist „Der Aufstieg“ von Amy McCulloch ein fesselnd geschriebener Thriller, der sich beim Erzählen zwar Zeit lässt, bis es zu den eigentlichen spannenden Thriller-Elementen kommt, aber insgesamt durch seine Atmosphäre und dem Thema des Bergsteigens zu überzeugen weiß.

Bewertung vom 21.07.2022
Die Cellistin / Gabriel Allon Bd.21
Silva, Daniel

Die Cellistin / Gabriel Allon Bd.21


gut

Spannend, aber oberflächlich

Ein vergifteter russischer Dissident, eine investigative Journalistin auf der Flucht und ein unscheinbarer deutscher Banker. Die Spuren führen Gabriel Allon bald zu Isabel Brenner, die bei der RhineBank in Zürich arbeitet, der dreckigsten Bank der Welt. Neben Risikokalkulation und Geldwäsche spielt sie Cello wie ein Profi. Gabriel kann sie überzeugen, mit ihm zusammenzuarbeiten, um die Bank und die Russen zu Fall zu bringen. Ihr Hauptziel ist Arkadi Akimow, aber er selbst ist eigentlich nur eine kleine Figur, es ist jemand viel Größeres und viel Einflussreicheres, der hinter dem russischen Geld steckt.

Was „Die Cellistin“ von Daniel Silva auszeichnet, ist das für einen Agenten-Thriller, die Handlung plausibel ist und der Buchinhalt eng mit der realen Welt verbunden ist (auch wenn ich gerne auf den COVID-Teil verzichtet hätte). Es könnte direkt aus den aktuellen Schlagzeilen stammen, da das Buch den Einfluss des schmutzigen Geldes, die russische Einmischung in globale Angelegenheiten und den fragilen Zustand der Demokratie aufzeigt.

Insgesamt war für mich „Die Cellistin“ gut, aber nicht herausragend. Die Handlung war da, aber die Umsetzung konnte mich nicht vollständig überzeugen. Die Spannung war da und Silva ist ein guter Autor, das Buch ist gut recherchiert und hat ein gutes Tempo. Aber es waren mir zu viele Themen, das ganze wirkte mir persönlich zu oberflächlich. Es kommt Kunstrestaurierung und klassische Musik vor, dann sind da zwielichtige internationale Bankiers, Verweise auf den Zweiten Weltkrieg und den Holocaust, mutige Journalisten, russische Oligarchen, Nowitschok-Vergiftung, Q-Anon und einiges mehr. In diesem Fall wäre definitiv weniger mehr gewesen.
Zudem kommen viele neue und alte Charaktere vor, manche nur kurz und ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Auch blieb mir titelgebenden Cellistin als Charakter fremd, da hätte ich mir noch mehr Hintergrundgeschichte oder Erklärung für ihr Handeln gewünscht.

Für Fans von David Silva bestimmt lesenswert.

Bewertung vom 20.07.2022
Die Schuhe meines Vaters
Schäfer, Andreas

Die Schuhe meines Vaters


sehr gut

In "Die Schuhe meines Vaters" ist Andreas Schäfer auf knapp 200 Seiten ein bewegendes und wortgewaltiges Denkmal seines verstorbenen Vaters gelungen. Es ist ein Erinnern an den Vater und die gemeinsam verbrachte Zeit, eine ehrliche Reflexion über die nicht immer einfache Vater-Sohn-Beziehung und auch eine Reise zu sich selbst. Es ist kein verklärtes Porträt des Vaters, der seine Eigenheiten hatte und nicht ohne Fehler war, der Autor ist schonungslos offen über sich und seinen Vater und ihr zwiespältiges Verhältnis zueinander, aber dennoch ist die Liebe zum Vater und die Trauer und der Schmerz über seinen Tod deutlich spürbar. Er zeichnet den Vater so wie er in Erinnerung hat und schafft so ein authentisches und bewegendes Bild von einem Mann, der sich für Kunst interessierte, gern reiste und eher ein Einzelgänger war.

In drei Kapiteln wird vom Tod des Vaters, der nach einer eine Hirnblutung in ein Koma fällt und nur noch von Maschinen am Leben erhalten wird, von der Kindheit des Vaters und seinem späteren Leben sowie der versöhnlichen Annäherung des Sohnes mit dem Vater erzählt. Besonders das erste Kapitel, das kurz die Zeit vor der Operation und dann die Zeit nach der Operation und der Hirnblutung erzählt, ist emotional sehr bewegend und traurig. Der Schock, das Nicht-wahr-haben-wollen, das Verdrängen und schließlich die Konfrontation mit dem Tod des Vaters ist nicht leicht zu lesen, aber sprachlich toll umgesetzt. Die Beklemmung und Ohnmacht ist förmlich spürbar. Auch die literarische Aufarbeitung und Rekonstruktion der Lebensgeschichte des Vaters von dessen Kindheit in Berlin an während des zweiten Weltkrieges über das Gründen einer eigenen Familie bis zur Scheidung und die Zeit danach kann durch den fesselnden und poetischen Schreibstil überzeugen. Noch mal sehr persönlich wird es im letzten Kapitel, als es auf einer Griechenlandreise zur Aussöhnung mit dem verstorbenen Vater kommt.

Alles in allem, eine sehr persönliche, bewegende und melancholische Annäherung und Würdigung des toten Vaters, die durch ihre bildliche und ausdrucksstarke Sprache zu überzeugen weiß. Lesenswert!

Bewertung vom 20.07.2022
Samson und Nadjeschda
Kurkow, Andrej

Samson und Nadjeschda


sehr gut

Ruhiger, aber eindringlicher historischer Kriminalroman

Wir schreiben das Jahr 1919 in Kiew. Die Zeit nach der Russischen Revolution ist eine Zeit des Umbruchs, so auch für Samson. Während sein Vater von Rotarmisten ermordet wird, verliert Samson in dem Straßenkampf sein Ohr, dass er daraufhin in einer Blechdose aufbewahrt. Das Ohr wird in Zukunft noch wichtige Dienste erweisen, scheint es doch noch mit ihm in Verbindung zu stehen. Zufällig findet er eine Anstellung bei der Miliz und wird gleich in einen mysteriösen Kriminalfall hineingezogen, bei dem Knochen aus Silber eine wichtige Rolle spielen. Mit teils unkonventionellen Methoden versucht er das Rätsel zu lösen. Nebenbei lernt er auch Nadjeschda, eine junge und intelligente Frau kennen, die weiß was sie will, und beide kommen sich langsam näher.

Anfangs etwas gemächlich nimmt der Roman mit der Zeit an Fahrt auf und man wird in die zum Teil groteske Handlung mit Krimielementen hineingezogen. Hierbei beschreibt Kurkow nüchtern, aber durchaus atmosphärisch die unsichere Lage in Kiew, die von Gewalt und Willkür geprägt ist. Auch die Charaktere sind gut gezeichnet und beschrieben, Samson und Nadjeschda wachsen einen schnell ans Herz.

„Samson und Nadjeschda“ von Andrej Kurkow ist ein ruhiger, aber eindringlicher historischer Kriminalroman, der eingebettet in einen außergewöhnlichen Kriminalfall interessante Einblicke in die Zeit kurz nach der Russischen Revolution in Kiew gibt und Lust auf mehr zukünftige Abenteuer mit Samson und Nadjeschda macht.

Bewertung vom 20.07.2022
Die versteckte Apotheke
Penner, Sarah

Die versteckte Apotheke


weniger gut

Missratene Mixtur

Der Inhalt von „Die versteckte Apotheke“ klingt zunächst vielversprechend. Erzählt wird die Geschichte mittels zwei Zeitsträngen, einen in der Vergangenheit und einen in der Gegenwart. Im 18. Jahrhundert treffen wir auf Nella, eine Apothekerin, die seit Jahrzehnten Giftmischungen herstellt. Frauen kommen zu ihr, wenn sie sich nirgendwo anders hinwenden können, und sie gibt ihnen Mixturen an die Hand, die ihre Probleme beseitigen. Als ein junges Mädchen namens Eliza ihren Laden betritt, setzt das eine Kette von Ereignissen in Gang, von denen es kein Zurück mehr gibt. In der Gegenwart folgen wir der Geschichtsliebhaberin Caroline, die in London Urlaub macht und auf die Spur der Apothekerin Nella kommt.

Ich erhoffte mir eine spannende und interessante Geschichte über drei außergewöhnliche Frauen mit Mystery-Elementen, doch leider wurde ich zutiefst enttäuscht. Die Geschichte konnte mich zu keinem Zeitpunkt in ihren Bann ziehen, noch empfand ich sie insgesamt als spannend.
Mein größtes Problem hatte ich mit den zwei Zeitebenen. Bei zwei Zeitebenen besteht immer die Gefahr, dass eine von ihnen überzeugender sein könnte als die andere und genau das ist hier definitiv passiert. Die Handlung mit Nella und Eliza steht im Mittelpunkt des Romans und war deutlich die faszinierendere von beiden. Aber selbst diese wurde schnell schwerfällig und eher langweilig. Es fühlte sich an, als würden die aufregenden Momente zu schnell und zu einfach gelöst und die weniger interessanten dafür in die Länge gezogen.
Völlig unnötig war in meinen Augen Carolines Geschichte in der Gegenwart. Ich wurde zu keinem Zeitpunkt warm mit ihr, sie war mir vor allem anfangs zu weinerlich, noch verstand ich ihre Motivation hinter ihren Handlungen. Meiner Meinung nach hätte die Handlung davon profitiert, wenn Carolines Handlungsstrang komplett weggelassen worden wäre und sich die Handlung nur auf Eliza und Nella fokussiert hätte, so hätte die Geschichte der beiden auch mehr an Tiefe und Plausibilität gewonnen. Nämlich viele Handlungspunkte machten für mich einfach keinen Sinn und wirkten zu konstruiert.

„Die versteckte Apotheke“ ist für mich leider eine große Enttäuschung und ein Beispiel für ein Buch, das zu viel versprochen und zu wenig geliefert hat.

Bewertung vom 18.07.2022
An den Ufern von Stellata
Raimondi, Daniela

An den Ufern von Stellata


sehr gut

Eine fesselnde italienische Familiensaga - wunderschön erzählt

Daniela Raimondi entführt in „An den Ufern von Stellata“ die Leser*innen nach Italien in der Zeit zwischen 1800 und 2000 und erzählt die Geschichte der Familie Casadio von dem Tag an, als sich ein Giacomo Casadio in Viollca verliebte. Mit ihr gehen Mystik, Aberglaube und Magie einher, die das Schicksal der Casadio über Jahrhunderte prägen. Die ganze Geschichte der Familie Casadio ist eine Geschichte geprägt von dem Land, auf dem sie wohnen, dem Mühsal und dem Leid, das sie durchleben, von verzweifelter Liebe, Todesfällen, aber auch glücklichen Momenten und Geburten.

Es ist eine Geschichte voller lebhafter Erinnerungen und voller Leidenschaft, die jede erzählte Figur auszeichnet. Jeder Charakter ist in einer seiner Art einzigartig und authentisch beschrieben, der Familiensinn und ein Gefühl der Zugehörigkeit eint sie alle. Nahtlos fügen sich die fiktionalen Mitglieder der Familie Casadio in die historischen Ereignisse der beschriebenen Zeit ein und gemeinsam mit ihnen geht man auf eine wunderbar erzählte historische Reise durch Norditalien.
Bedingt durch die Vielzahl an handelnden Personen und der Zeitspanne der Handlung fehlt es an manchen Stellen an Tiefe, Stoff für eine mehrbändige Geschichte ist auf jeden Fall vorhanden, was dem Lesegenuss insgesamt jedoch nicht im Wege steht.

„An den Ufern von Stellata“ ist für Liebhaber von gut erzählten Familiensagas definitiv ein Muss!

Bewertung vom 17.07.2022
Violeta
Allende, Isabel

Violeta


sehr gut

Violeta - Ein Leben, fesselnd erzählt

„Violeta“ von Isabel Allende ist eine von Herzen kommende, intensive, sentimentale und fesselnde Lebensgeschichte von Violeta Del Valle.

Violeta wird in Südamerika als jüngstes Kind einer Familie mit fünf älteren Brüdern geboren, kurz nach dem Ersten Weltkrieg und während der Zeit der Spanischen Grippeepidemie. Sie lebt 100 Jahre und stirbt 2020, als das Coronavirus zuschlägt. Violetas Lebensgeschichte wird von ihr durch Briefe an ihren Enkel erzählt, beginnend in den 1920er-Jahren bis in die Gegenwart, und in denen hält sie nichts zurück: ihre leidenschaftlichen Affären, Herzschmerz, Armut, Reichtum, verheerende Verluste und die politischen Umwälzungen, die sie miterlebt hat.

Mir hat das Buch gut gefallen, besonders die erste Hälfte, in der es mehr um sie selbst als Person mit all ihren Gedanken und Gefühlen geht sowie um ihre Familie und ihre engen Freunden. Allein der atmosphärische und teils auch leicht poetische Sprachstil machen das Buch lesenswert, man fühlt sich beim Lesen der lebendigen, farbenfrohen und detaillierten Beschreibungen direkt in eine andere Zeit, in ein anderes Land , in eine andere Kultur und Gesellschaft versetzt.
In der zweiten Hälfte des Buches lies der Spannungsbogen für mich dann etwas nach, nichtsdestotrotz insgesamt eine fesselnde Geschichte über eine außergewöhnliche Frau und ihr Leben.

Bewertung vom 14.07.2022
Die Arena
Djavadi, Négar

Die Arena


ausgezeichnet

Für Benjamin Grossmann könnte es in seinem Leben nicht besser laufen. Er hat einen spannenden und erfolgreichen Job bei BeCurrent, ein Netflix-ähnliches Unternehmen. Er ist glücklich verheiratet und wird bald Vater. Doch als bei einem Besuch seiner Mutter im Pariser Stadtteil Belleville sein Handy von Issa Zeitouni gestohlen wird, löst dies eine Kettenreaktion aus. Am Tag nach dem Diebstahl lädt Camille, ein junges Mädchen, ein Video in den sozialen Netzwerken hoch, in dem die junge Polizistin Sam zu sehen ist, die eine Leiche beim Abbau eines Migrantenlagers mit dem Fuß einen Tritt versetzt. Bei der Leiche handelt es sich um niemand anderes als um Issa Zeitouni. Im Verlauf der nächsten vier Tage wird aus einem unglücklichen Unfall ein Inferno, dass den ganzen Osten von Paris in Brand setzt. In der Spirale aus Abrechnung und Gewalt finden sich hierbei Jugendliche aus dem Viertel, Polizisten, Bürgermeisterkandidaten und Arbeiter wieder.

In Négar Djavadis fesselndem Roman wird Paris zur Arena, in der jeder Einzelne gegen etwas kämpft, sei es gegen die Welt und Gesellschaft, in der sie leben, gegen die Eltern oder gegen sich selbst, ebenfalls ist ein Aufbegehren des Pariser Arbeiterviertel.
„Die Arena“ ist ein schonungsloses und zeitgemäßes Porträt der heutigen Gesellschaft ist. Es geht um soziale Netzwerke, Likes, 15-Minuten-Ruhm, verlassene und sozial benachteiligte Viertel, das Elend von Migranten. Ebenso werden Fragen zu Gewalt und Rassismus aufgeworfen.

Die Autorin hat mit ihrem wortgewaltigen und atmosphärischen Schreibstil ein gesellschaftliches und soziales Fresko erschaffen, das einen nicht mehr loslässt, auch wenn der Roman zu Ende ist. Niemand kommt in „Die Arena“ von Négar Djavadi ungeschoren davon, weder die Charaktere des Buchs noch die Leser*innen.

Bewertung vom 12.07.2022
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Bervoets, Hanna

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gut

Verstörend und aktuell aber etwas zu kurz

In einen Brief, gerichtet an einen Anwalt mit Namen Stitic, schildert Kayleigh ihre Arbeit als Inhaltsmoderatorin bei einem Social-Media-Unternehmen und ihren direkten Arbeitgeber Hexa und die Auswirkungen, die ihr Job auf ihr Leben hatte. Stitic reicht im Namen anderer ehemaliger Hexa-Mitarbeiter eine Sammelklage wegen der Arbeitsbedingungen bei Hexa ein und hat Kayleigh gedrängt, sich der Klage anzuschließen, aber sie sagt ihm, dass sie ihm ihre Geschichte nur preisgeben wird, wenn er im Austausch dafür aufhört, sie zu kontaktieren.
Die Richtlinien, denen Kayleigh und ihre Kollegen bei Hexa folgen müssen, sind oft absurd, und der Leistungsdruck, während sie ständig mit verstörenden und gewalttätigen Inhalten konfrontiert sind, scheint für fast jeden unerträglich. Psychische Probleme, Drogen und Alkohol werden für Kayleigh und ihre Freunde bei Hexa zur Normalität, und wenn sich herausstellt, dass einige wissenschaftsfeindliche oder verfassungsfeindliche Ideen teilen, stellt sich die Frage, ob sie schon immer in diese Richtung tendierten, oder ob die Arbeit bei Hexa einen negativen Einfluss auf sie hat.

Das Buch untersucht weitgehend das Trauma, das mit der Überprüfung und Entfernung anstößiger und anstößiger Inhalte im Internet einhergeht, untersucht aber auch die weit verbreitete Desensibilisierung in der allgemeinen Bevölkerung.
Es liest sich flüssig und der Schreibstil ist gut, teilweise auch etwas provokant. Jedoch ist es mit etwas mehr als 110 Seiten etwas zu kurz, um wirklich Wirkung zu zeigen. Aus der Thematik, tagtäglich bei der Arbeit extremer Gewalt und anderen verstörenden und menschenfeindlichen Inhalten ausgesetzt zu sein, hätte man mehr machen können. Auch die Handlung wirkte nach dem abrupten Ende etwas unvollständig.

Insgesamt ist es ein nettes kleines Buch, das mehr Fragen aufwirft, als das es beantwortet und eine gute Geschichte über eine Frau, die für ein Social-Media-Unternehmen arbeitet und die grausamsten Inhalte herausfiltert, und ihre gescheiterte Beziehung zu einer ihrer Kollegin. Leider wurde das Potenzial des Themas jedoch nicht vollständig ausgeschöpft. Deswegen 3.5 von 5 Sternen von mir.

Bewertung vom 05.07.2022
Freizeit
Kaspari, Carla

Freizeit


schlecht

Eine Enttäuschung auf ganzer Linie

Als Leser*in folgt man Franziska auf ihren Weg durch ihr Leben, sie scheint nach einer gescheiterten Beziehung und nach zwei Jahren in Paris auf der Suche nach sich selbst zu sein und was sie eigentlich vom Leben will. Sie lässt sich treiben, erinnert sich an vergangene Tage und schreibt an ihrem Manuskript weiter, das stark von ihrem eigenen Leben und ihren Blick auf die Welt geprägt ist. Ebenso wird man als Leser*in Zeuge, wie sie ihre Mitmenschen und ihre Umwelt beobachtet und man lernt ihre Freunde und Familie kennen.

Soweit so gut oder in diesem Fall auch eher nicht gut. Denn der Roman konnte mich überhaupt nicht begeistern. Es war für mich weder ein handlungsorientierter Roman noch eine Milieu- oder Charakterstudie, dazu fehlte einfach der roter Faden und Tiefe für mich. Auch sehe ich den Roman nicht als einen Roman über die junge Generation, denn ich bin Teil dieser Generation und ich fühl mich nicht angesprochen oder entlarvt.
In Bezug auf den Buchinhalt ist zu sagen, dass die Charaktere mir alle fremd geblieben sind und zu oberflächlich dargestellt wurden, sie waren für mich alle nur Hüllen ohne irgendwelche besonderen Eigenschaften und Gefühle. Die Handlung, so weit vorhanden, plätscherte vor sich hin, ohne dass sie irgendwie mein Interesse geweckt hätte. Auch der Schreibstil war nicht mein Fall. Es war mir sprachlich zu einfach gehalten, es liest sich für mich so, als hätte ein Schreibanfänger den Roman verfasst. Ich weiß bis jetzt immer noch nicht, was ich eigentlich gelesen habe und was der Roman mir sagen wollte oder sein wollte.

Für mich leider eine große Enttäuschung und ich kann auch keine Leseempfehlung aussprechen. (1.5 Sterne)