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Benutzername: 
heinoko
Wohnort: 
Bad Krozingen

Bewertungen

Insgesamt 588 Bewertungen
Bewertung vom 10.12.2021
Mit Meal Prep zum Wunschgewicht
Weeks, Pascale;Guerri, Aurélie

Mit Meal Prep zum Wunschgewicht


weniger gut

Leider viele Kritikpunkte

Dieses Buch gibt mir leider reichlich Anlass für Kritik. Genutzt habe ich das Buch letztlich nur, um einige der brauchbaren Rezepte als Anregung zu nehmen.

Warum muss für den Titel „Meal Prep“ verwendet werden? Ist dieser Abkürzungsbegriff wirklich jedem geläufig für in seiner Bedeutung für vorbereitete Essenszubereitung? Da sind meiner Meinung nach die kleiner geschriebenen Reizwörter auf dem Cover, wie „Wunschgewicht“ und „Vorkochen“ doch viel werbewirksamer. Hinter dem Titel versteckt sich allerdings die eigentlich mühsame Aufgabe, zum Wunschgewicht zu kommen, nämlich die unausweichliche Ernährungsumstellung.
Die relativ kleinen Fotos von fertig angerichtetem Essen wirken mehrheitlich appetitlich und anregend. Aber wozu muss ich mir pro Woche erst einmal 2 Seiten lang Fotos von ungeputzten Radieschen oder einem Brotlaib oder geschnippelten Paprikastreifen anschauen? Ich weiß auch ohne Buch, wie Champignons aussehen oder frischer Spinat!
In der Einleitung wird versprochen, dass „2 Stunden in der Küche“ genügen, um sich ausgewogen zu ernähren. Da nicht vermerkt wird, ob diese 2 Stunden täglich aufzuwenden sind (das wäre für Berufstätige ganz schön lang) oder wöchentlich (was sich beim Weiterlesen zwar erschließt, aber in der Realität zu kurz ist), wurde ich misstrauisch, ob dieses Buch nicht insgesamt eine Mogelpackung ist. Und wenn ich weiter lese, dass die Autorin empfiehlt, die Arbeitsfläche regelmäßig zu reinigen, oder am besten die wöchentliche Kochsession auf den Sonntagmorgen zu verlegen, wenn für den Rest der Familie der Tag noch nicht begonnen hat, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Weitere triviale Ratschläge finden sich reichlich.
Aber nun gut, es ist ja möglich, dass bislang völlig unorganisierte oder unerfahrene Hausfrauen zur Zielgruppe erwählt wurden. Also las ich weiter, aber weit kam ich nicht. Denn mich irritierten ganz erheblich die Einlaufslisten, die typographisch völlig unübersichtlich gestaltet sind durch die vielen Zeilenumbrüche in Schreibmaschinenoptik. Ausgerechnet eine Liste, für die Klarheit am wichtigsten ist, ist so chaotisch aufbereitet. Und dann: Will mir die Autorin wirklich erzählen, dass Karotten, mit heißem Wasser übergossen, nach einer Minute weich sind?

Fazit: Das Buch bietet altbekannte Ernährungshinweise und brauchbare Rezept-Anregungen, mehr nicht.

Bewertung vom 09.12.2021
Der Club der Lebensmutigen
Weiß, Josefine

Der Club der Lebensmutigen


gut

Gefühlvoll und tränenreich

Zum Inhalt:
Marleen verliert durch einen schrecklichen Unfall ihren Freund und damit über Monate hinweg den Boden unter den Füßen. Ihre Therapeutin schickt sie eines Tages zu einer geheimnisvollen Adresse, unter der sie auf Hannes und seinen „Club der Lebensmutigen“ stößt. Allen Menschen in diesem Club gemeinsam ist, dass ihre Restlebenszeit begrenzt ist. Marleen findet in Hannes, der ebenfalls unheilbar erkrankt ist, eine neue große Liebe und in den Clubmitgliedern Freunde, aber auch eine wichtige neue Lebensaufgabe, als sie erneut mit Sterben und Tod konfrontiert wird.
Man könnte so einiges Kritisches über dieses Buch schreiben: Zum Beispiel über die allzu klischeehafte Darstellung der Protagonisten, was die Geschichte immer haarscharf am Rand des Kitsches entlang schlittern lässt. Oder über eine gewisse psychologische Oberflächlichkeit, die in der Erzählung allzu einfach alte Traumata wegwischt. Oder darüber, dass generell die wahre Tiefe fehlt, denn die Beschreibung von Schwerem, Schmerzhaftem, Dunklem erschöpft sich darin, dass viele Tränen geweint werden, arg viele Tränen, immer nur Tränen. Oder dass allzu oft Haare hinters Ohr gestrichen werden. Und so weiter.
Und doch hat das Buch über seine offenkundigen Schwächen hinweg eine ganz eigene Wirkung und Botschaft, die berührt und nachdenklich werden lässt.
Ja, man sollte lernen, sein Schicksal anzunehmen und sich nicht kräftezehrend dagegenzustemmen. Und ja, man sollte im Jetzt leben, den Moment genießen. Und ja, man sollte über seinen eigenen Schatten springen und öfter daran denken, was dem anderen gut tut. Weil unsere Zeit begrenzt ist. Das vermittelt das Buch sehr intensiv.
Fazit: Eine sehr gefühlvoller, tränenreicher Roman, leider nicht ganz ausgereift.

Bewertung vom 04.12.2021
Hast du uns endlich gefunden
Selge, Edgar

Hast du uns endlich gefunden


ausgezeichnet

Bedrückend und beglückend gleichermaßen

Im Buch ist und bleibt Edgar Selge 12 Jahre alt. Jedenfalls meistens ist das so. Daran ändern auch gelegentliche Perspektivwechsel nichts. Ein Zwölfjähriger erzählt von sich im Spiegel seiner Familie. Das ist außerordentlich beeindruckend gut gelungen. Und doch fehlt es mir, dass Edgar nicht älter wird. Ich würde gerne miterleben, wie es ihm gelingt, seine Austernschale zu sprengen. Denn so manches, was mich im Buch berührt, legt der gereifte, erwachsene Edgar dem 12-Jährigen in den Sinn. Reizvoll zwar, aber nicht immer schlüssig nachzuvollziehen.

Wir erleben die 60er Jahre in einer mittelgroßen Stadt. Es wird uns das Gesellschaftsbild einer privilegierten Familie gezeichnet, einerseits musisch-kulturell gebildet, andererseits einem Konglomerat von nationalsozialischem und wilhelminischem Denken verhaftet. Der Vater, einst Staatsanwalt, ist Gefängnisdirektor, und zwar „ein besonders gut klavierspielender Gefängnisdirektor“, der regelmäßig ausgewählte Gefängnisinsassen einlädt zu Hauskonzerten. Edgar kämpft mit Liebe um dieses Vaterbild, das von Strenge, Härte und brutalen Prügelstrafen genauso geprägt ist wie von göttlich beseeltem Klavierspiel. Edgar trägt schwer an dem Gefängnis in sich, weil er „nicht den Mut hat, andere zu enttäuschen“. In vielen Szenen und Episoden, Erinnerungsfetzen, Träumen und Momentaufnahmen erleben wir Edgar als seismographisch feinen Beobachter und gleichzeitig als einen stillen Außenseiter im Familiengefüge. Herausragend gut, wie Edgar Selge es schafft, gleichzeitig Musik sehr tief empfindend zu beschreiben und parallel dazu genauso tief die Menschen zu erfassen, die Musik machen oder hören oder daran verzweifeln. Oder wenn der Autor Beethoven gleichsetzt mit Dostojewskij in seiner Hoffnung auf Unmögliches. Oder wenn er in bildhaft-starker Sprache von seinem Musiker-Bruder erzählt, der „Etüden schaufelt wie ein Kohlenarbeiter“. Dass Edgar Selge besonders wissbegierig die Spuren der Hitler-Zeit in seiner Familie sucht und es für wichtig hält, sich sogar als 73-Jähriger im Buch dazu zu Wort zu melden, hebt das Buch damit aus der rein privat-persönlichen Seite mit all dem Bedrückenden und Aufwühlenden weit heraus.


Fazit: Ein Buch, das ich als ebenso bedrückend wie beglückend empfand. Ein Buch zum Mehrfachlesen!

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.12.2021
Die falsche Zeugin
Slaughter, Karin

Die falsche Zeugin


gut

Von ungeheuerer Brutalität und Grausamkeit

Von diesem neuen Thriller von Karin Slaughter bin ich hin- und hergerissen. Einerseits bewundere ich die Fähigkeit der Autorin, bis in die hintersten Seelenwinkel eines Menschen vorzudringen, um seine Zerstörtheit aufzudecken. Andererseits bin ich abgestoßen von der ungefilterten Brutalität und der damit verbundenen primitiv-ordinären Sprache.

Leigh und Callie sind Schwestern, aufgewachsen unter der Willkür einer psychisch kranken Mutter. Leigh, die Ältere, wird Anwältin, führt ein einigermaßen gefestigtes Leben. Callie jedoch verliert sich an Drogen. Die beiden Geschwister sind trotz ihrer Unterschiedlichkeit untrennbar verbunden – durch ein dunkles, sehr dunkles, 20 Jahre altes Kapitel ihrer beider Vergangenheit. Als Leigh einen mutmaßlichen Vergewaltiger verteidigen soll, bricht auf höchst gefährliche Weise alles auf, was so lange vergessen schien.

Unerwartet anstrengend empfand ich das Lesen dieses Thrillers. So wechseln schon mal die Namen der handelnden Personen. Die Perspektivwechsel sind überraschend eingestreut, sodass man nicht immer sofort weiß, ob man sich in der Vergangenheit oder in der Gegenwart befindet. Der Schreibstil mit oftmals unvollständigen Sätzen wirkt einerseits besonders intensiv, andererseits aber auch den Lesefluss störend. Der Spannungsbogen wechselt extrem, ich empfand ihn über das Buch hinweg wie eine andauernde Berg- und Talfahrt, die erst zum Schluss des Romans zu einem Spannungshöhepunkt führt. Dass die Autorin geradezu hineinkriecht in die beschriebenen Personen und deren feinste Gefühlsregungen zu beschreiben weiß, bewundere ich, aber gleichzeitig wurde es mir mitunter auch zu viel, zu lang, zu detailliert, zu oft wiederholt. Noch nie habe ich so verständlich gelesen, wie Opioide den Körper besetzen und welchen Terror die Rezeptoren im Gehirn veranstalten, wenn sie neues Futter haben möchten. Noch nie habe ich so entsetzlich detailliert und unverblümt brutale Vergewaltigungsszenen gelesen. Gekonnt geschrieben, ja. Aber will ich wirklich so tief in menschlichen Abschaum abtauchen? Mich verlieren in eine Welt, geschaffen von der Autorin, in der es letztlich nur widerwärtig und dreckig zugeht?

Fazit: Ein gekonnt geschriebener Thriller, der mir allerdings statt erhoffter spannender Unterhaltung nur Ekel und Abscheu bescherte. Deshalb aus meiner Sicht nicht empfehlenswert.

Bewertung vom 30.11.2021
Gemeinsame Strickzeit
Balke, Kerstin;Steinbach, Tanja

Gemeinsame Strickzeit


ausgezeichnet

Das ideale Geschenk für alle, die Freude am Stricken haben

Wer kennt sie nicht, die Strickexpertin Tanja Steinbach. Im ARD Mittagsbuffet, in Büchern und in den sozialen Medien teilt sie ihre Strickideen mit einem großen Publikum. Was sie macht, hat stets Hand und Fuß. Es ist ihr gegeben, immer wieder mit neuen Strickideen Lust auf eines der schönsten und wohltuendsten Hobbys zu vermitteln. Dass Stricken gesundheitsfördernde Wirkung hat, ist längst durch Forschungen belegt. Was gibt es also Besseres, als dieses neue Buch von Tanja Steinbach und Kerstin Balke zu Weihnachten zu verschenken?

Das „Strickbuch rund ums Jahr“ geht mit seinen passenden Modellvorschlägen durch das gesamte Jahr. Neben größeren Projekten finden sich auch immer kleine, schnell zu fertigende Strickideen, stets passend zur jeweiligen Jahreszeit. Die Anleitungen sind sehr, sehr ausführlich und detailreich, sodass auch Anfänger sich an die Umsetzung wagen können. Mir persönlich haben abgesehen von den vielen schönen Strickideen die vielen beigefügten Tipps und Tricks gefallen, von denen ich, wenngleich ich eine erfahrene Strickerin bin, dennoch profitieren konnte. Liebenswert auch, dass sich für jede Jahreszeit ein Rezept unter die Anleitungen geschmuggelt hat. Und wer gerne Socken strickt, findet im Buch besonders viele Anregungen.

Fazit: Ein aufwändig, sorgfältig und ansprechend gemachtes Strickbuch, das sowohl Anfängern und auch geübten StrickerInnen viel Freude bereitet.

Bewertung vom 27.11.2021
Die Brücke der Ewigkeit / Die Baumeister Bd.1
Hector, Wolf

Die Brücke der Ewigkeit / Die Baumeister Bd.1


ausgezeichnet

Spannender, bildstarker und kurzweilig zu lesender historischer Roman

Zu gern wüsste ich, wer sich hinter dem Pseudonym Wolf Hector versteckt. Denn der historische Prag-Roman „Die Brücke der Ewigkeit“ ist so gekonnt, so bildgewaltig, so packend geschrieben, dass der Autor (oder die Autorin?) hinter dem Pseudonym einer von den richtig guten sein muss. Die Sinnhaftigkeit von Pseudonymen erschließt sich mir oftmals nicht wirklich, schon gar nicht, wenn der Autor unter seinem Realnamen bereits einen Preis einheimsen konnte für ein Buch des gleichen Genres, also mit einem historischen Roman. Warum dann jetzt ein Pseudonym?

Wir befinden uns im Prag des 14. Jahrhunderts. Während eines schrecklichen Unwetters versinkt die steinerne Judithbrücke in den Fluten. Otlin schwört bei Gott, dass er die Brücke wieder aufbauen will, wenn Gott seine Mutter, die in die Fluten zu stürzen droht, errettet. Jahre später bekommt der Baumeister Jan Otlin die Gelegenheit, sein Gott gegebenes Versprechen einzulösen. Doch er ist von Feinden umgeben, die nichts unversucht lassen, den Konkurrenten Otlin auszuschalten.

600 Seiten umfasst dieser Roman. Und er hat mich von Anfang bis Ende gefesselt, was besonders am plastisch-bildhaften Schreibstil des Autors liegt. Ich mag es sehr, wenn historisch zuverlässig Recherchiertes sich verbindet mit routiniertem Handlungsaufbau und fantasievoll farbiger Erzählweise. Die historisch nachgewiesenen Personen sind zu Anfang des Buches in einem Personenverzeichnis gekennzeichnet, was mir zur Einschätzung der Rechercearbeit gut gefiel. Eine Zeittafel lässt uns vorab wissen, dass die „Steinerne Brücke“ ab Baubeginn im Jahr 1357 dreimal durch Hochwasser beschädigt wurde und deshalb erst 1380 fertiggestellt werden konnte. Erst im Jahr 1870 erhielt die Brücke den uns heute vertrauten Namen „Karlsbrücke“. Im Roman entsteht ein sehr intensives Zeitgemälde, das mir viele filmreife Bilder ins Kopfkino zauberte.

Fazit: Ein spannend-bildstarker, kurzweilig zu lesender historischer Roman, sorgfältig recherchiert. Sehr lesenswert!

Bewertung vom 23.11.2021
Das Dorf und der Tod
Tramitz, Christiane

Das Dorf und der Tod


ausgezeichnet

Wenn man sich dem Schicksal willenlos ausliefert - bedrückend-grandios geschrieben

Dieses Buch ist vieles. Was es jedoch ganz gewiss nicht ist, egal was der Verlag auf dem Cover drucken ließ – es ist kein Kriminalroman! Der Roman ist ein historischer Roman, er ist eine entsetzliche Lebens-Tragödie und er ist auch ein Heimatroman im besten Sinne des Wortes, ein tragischer Heimatroman, dunkel, trostlos, lieblos. Und dieser Roman ist bedrückend-grandios geschrieben.

Es geht um die Menschen in einem kleinen Dorf in Oberbayern, beginnend im Jahr 1921. Diese Menschen begleiten wir über die Jahre hinweg, wie sie sich von der Zukunft viel erhoffen und wie sie sich entmutigt zurückziehen auf das, was getan werden muss, jeden Tag im ewigen Gleichmaß. Wie sie lieben oder auch nicht. Wie sie, geprägt von Tradition und dörflichen Zwängen, einander und sich selbst verlieren. Wie Hitler kommt und geht. Und wie es mit Menschen wird, die keine Liebe erfahren und wo oft nichts anderes mehr bleibt, als „sich Unbeschwertheit ins Hirn zu trinken“ oder unüberwindbare Gebirge von Hass aufzutürmen.

Das Buch wehrte sich, von mir gelesen zu werden. Diese entsetzlich kleine Schrift ist eine Zumutung für die Augen. Die langen Absätze ohne Zeilenunterbrechung, die raren Dialoge machen das Lesen ebenfalls schwer. Doch nach zähem und mühsamem Beginn gewannen die geschriebenen Worte eine Kontur, eine geradezu lyrische Kontur, in die einzutauchen einen seltsamen Sog auslöste, dem ich mich nicht mehr entziehen konnte. Das harte dörfliche Leben in seiner Begrenztheit zwischen Pflicht und Tradition beschädigt die Seelen der Menschen, macht sie willenlos und ergeben. Daran kann weder das harte Regiment der Kirche noch politische Verführung etwas ändern. Christiane Tramitz zeichnet ganz fein, wie nebenbei, stille Momentaufnahmen von brachialer Gewalt, die im Gedächtnis bleiben. Das Buch kommt mir vor wie Bilder der Maler der Münchner Schule, auf denen wir vordergründig die Idylle des dörflichen Verbunds und die Schönheit der Natur sehen, während dahinter unsichtbar, aber umso gewaltiger, Kälte und verzweifelter Hass wachsen.

Ein beeindruckend starker Roman!

Bewertung vom 21.11.2021
Rob's Barbecue
Schulz, Robin

Rob's Barbecue


sehr gut

Schönes Geschenk für die nächste Grillsaison

Wer ist Robin Schulz? Keine Ahnung. Ist mir auch egal, ehrlich gesagt. Dass im Vorsatzblatt des Buches ein QR-Code zu finden ist, mit dem die Playlist von Robin Schulz heruntergeladen werden kann, ist ein netter Gag, für mich jedoch völlig uninteressant. Ein Grillbuch interessiert mich ausschließlich wegen seiner Rezepte und möglicher neuer Anregungen. Der Verlag Gräfe und Unzer ist immer gut für sorgfältig und aufwändig gestaltete Koch- und Backbücher. Deshalb waren meine Erwartungen an das vorliegende Buch hoch.

Das Buch ist insgesamt durchaus hochwertig gemacht. Festes und unempfindliches Papier lässt es zu, dass man das Buch beim Vor- und Zubereiten aufgeschlagen in der Küche liegen lassen kann. Gewöhnungsbedürftig ist für mich die insgesamt sehr dunkle Gestaltung, wie sie sich bereits auf dem Cover andeutet. Zudem empfinde ich die curryfarbenen Seiten wenig appetitanregend. Aber das mag jeder anders empfinden. Die Fotos zu den Rezepten sind größtenteils sehr appetitanregend. Über die häufigen Selbstdarstellungen des Robin Schulz habe ich allerdings hinweggeblättert. Die ausführliche Darstellung der Basics sind für Grill-Neulinge sicher hilfreich, auch hier gab es für mich nichts Neues zu finden. Das Buch begann für mich erst interessant zu werden mit den Rezepten für verschiedene Marinaden, wobei Australian Love und Cherry Lemon zu meinen Favoriten zählen. Auch bei den Rezepten fand ich so einige, die ich in der neuen Grillsaison ausprobieren möchte, z. B. die Pizza Roll oder die Chicken Nuggets mit Coffee Cajun Rub, aber auch die Frikadellen auf holländische Art werde ich probieren. Salate, Snacks und sogar Süßes vom Grill beschließen das Buch. Die Rezepte sind sehr gut und ausführlich beschrieben, sodass alles, das richtige angegebene Equipment vorausgesetzt, gelingen sollte. Mehrheitlich wirken sie schnell und unkompliziert umsetzbar, was mir besonders gefällt. Und wer kein Fleisch isst, findet auch genügend Gemüse- und vegane Rezeptvorschläge zur Bereicherung der Grillsaison.

Das Buch ist ein ideales Geschenk für alle, die der Grill-Leidenschaft frönen und Lust haben, auch mal etwas anderes als Würstchen und Steaks zu grillen.

Bewertung vom 19.11.2021
Verloschen: Thriller
Shepherd, Catherine

Verloschen: Thriller


ausgezeichnet

„Jeder trägt eine düstere Seite in sich“

Ja, sie hat es wieder getan! Catherine Shepherd hat mich mit ihrem neuesten Thriller wieder abgehalten von anstehender Hausarbeit und anderen Pflichten. Sie ließ nicht zu, dass ich mich um genügend Schlaf und um gesundes Essen kümmerte. Kaum hatte ich „Verloschen“ in Händen, ging ich für den normalen Alltag verloren, konnte nichts anderes mehr als lesen und lesen. Und ja, wieder ist es ihr gelungen, mich in die Irre zu führen. Bei jedem neuen Buch dieser Ausnahme-Autorin nehme ich mir vor, ihr dieses Mal nicht auf den Leim zu gehen und der Lösung nahe zu kommen, indem ich noch genauer lese, mir Notizen mache, Diagramme zeichne zu möglichen Beziehungen unter den Protagonisten. Doch egal wie ich mich anstrenge: Wieder serviert mir die Autorin einen Täter, mit dem ich nie, nie gerechnet hätte. Dabei ist die Handlung schlüssig, die Auflösung logisch. Und Catherine Shepherd lächelt…

„Verloschen“ ist der sechste Band aus der Reihe um die Rechtsmedizinerin Julia Schwarz. Sie findet zusammen mit Kriminalkommissar Florian Kesser in einem Containerlager eine junge Frau, der die Ohren abgeschnitten worden waren. Der Täter hatte ihr halb verweste „neue“ Ohren angenäht. Warum? Und wem gehörten die angenähten Ohren? Bald stoßen Julia und Florian auf einen neuen Toten. Diesmal fehlen der Leiche die Hände. In einer blauen Box werden die abgeschnittenen Ohren des ersten Opfers entdeckt. Steckt ein Serienkiller hinter diesen grausigen Taten? Doch auch wenn Julia ihm näher zu kommen glaubt – der Täter ist ihr immer einen Schritt voraus…

Spannend, verwirrend, perfekt konstruiert, mit einem sympathischen Ermittler-Duo und einem abstoßend-grausigen, völlig überraschenden Serientäter: Dieser neue Thriller von Catherine Shepherd hat wieder ALLES, was man sich von einem Pageturner wünschen kann. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 12.11.2021
Gesammelte Werke
Sandgren, Lydia

Gesammelte Werke


gut

Weniger ist mehr

Warum, frage ich mich, beginnt eine 20-jährige junge Frau an diesem Werk zu schreiben, um es nach 10 Jahren als studierte und praktizierende Psychologin mit Zusatzstudium in Philosophie und Literaturwissenschaft zu veröffentlichen? Über 900 Seiten stark, in einer augenfeindlich kleinen Schrift? Wie viele Menschen werden das Buch wirklich von vorne bis hinten lesen? Gut, man kann die Sprache loben. Man kann hervorheben, dass das Buch eine Hommage an die Literatur ist. Aber braucht es dazu mehr als 900 Seiten? Braucht es dazu dieses ausufernde, ausschweifende, von Thema zu Thema, von Person zu Person, von Zeit zu Zeit springende Erzählen? Welchen Gewinn bringt mir die Lektüre dieses Werks, das ich persönlich als eine Zumutung an den Leser empfinde?

Da ich nur eine Frist von 3 Wochen zum Lesen und Rezensieren hatte, kann ich keine Gesamtschau zum Buch abzugeben, schon gar nicht die Beantwortung meiner in mir schwelenden Frage nach dem Warum dieses Romans. Der Inhalt, wie er vom Verlag angegeben und überall nachzulesen ist, erscheint mir ein recht mühevoller Versuch zu sein, einen roten Faden in der Fülle der Seiten zu entdecken.

Vielschreiberei beeindruckt mich genau so wenig wie Menschen, die mit Logorrhoe ihre Umwelt traktieren.

Vielleicht hatte die Autorin die Vorstellung, ähnlich wie in tiefenpsychologischen Sitzungen mit Bildern, Erlebnis- und Erinnerungsfetzen und Assoziationen zu arbeiten, um einen klareren Blick zu bekommen (siehe die Augen auf dem Cover), und zwar auf die geschilderten Menschen ebenso wie auf ihr eigenes So-Sein? Warum dann so viele abfällige Urteile? Möchte ich wirklich wissen, dass der Autorin der Pullover eines ihrer handelnden Personen nicht gefällt? Oder dass ihr, die sie so jung ist, die Diskussionsteilnehmer verknöchert alt vorkommen?

Mich beeindrucken Autoren, die das, was sie zu sagen haben, sprachlich wohlgeformt auf den Punkt bringen.

Völlig unbeeindruckt lassen mich die die, die kein Ende darin finden, ihre zweifellos vorhandene sprachliche Brillanz und ihr philosophisch-literarisches Wissen vor uns so breit auszubreiten, bis „Gesammelte Werke“ zu schwer ist, zu schwer zum Halten beim Lesen, zu schwer, um den Wesenskern der Geschichte zu entdecken.

Vielleicht fällt mein Urteil irgendwann wohlwollender aus, wenn ich das Buch zu Ende gelesen habe. Falls ich es zu Ende lesen werde. Ganz bestimmt jedoch komme ich nicht zu einem lobenden Schluss, um mich damit als besonders literarisch-psychologisch-philosophisch-bibliophil darzustellen.