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Frankfurt

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Insgesamt 643 Bewertungen
Bewertung vom 25.06.2023
Schönwald
Oehmke, Philipp

Schönwald


ausgezeichnet

Was ein fabelhaftes Figurenkabinett!

Philipp Oemke hat einen Roman in die Welt gesetzt der sich sehen lassen kann. Eine Innenansicht einer Familie nach amerikanischem Vorbild. Um es vorweg zu nehmen: Mir hat es äußerst gut gefallen.
Er seziert eine Familie, die sich selbst als eine normale Familie bezeichnen würde, aber hochgradig dysfunktional ist, anders kann man es nicht bezeichnen. Und schon hier liegt eines der Themen, denn wann ist eine Familie „normal“, was macht ein Familienleben aus, das erstrebenswert ist?
Mir ging es bei vielen Themen, die sehr philosophisch sind, in diesem Roman so. Es wird ein Konstrukt, eine Auseinandersetzung beschrieben, wir erleben etwas mit und ich zumindest, habe weiter auf den Themen gedacht. Es geht um Dinge wie das Streben nach Glück oder Geld, wie moralisch das Verhalten sein sollte, wie Menschen zur Selbstverblendung neigen und vieles vieles mehr.
Der Roman hat immerhin 550 Seiten und das ist eines der Gründe warum es Abzug in der B-Note gibt. Denn man hätte den Roman etwas knackiger gestalten können ohne dem Inhalt zu schaden. Hintenraus wird es dann aus meiner Sicht wirklich etwas mühselig. Da hätte man ein anderes früheres Ende finden können.
Aber wem begegnen wir überhaupt? Natürlich der Familie Schönwald, das sind die Eltern Ruth und Harry und deren drei Kinder, alle leben in Deutschland und wir kommen hinzu als der Buchladen der queeren Tochter eröffnet wird. Es liegt der Vorwurf im Raum, dass die Familie Geld aus Nazi-Tagen noch ihr eigenen nennt und so das eigene Glück vorantreibt und die Vergangenheit ignoriert. Schon mal eine explosive Mischung mit der hier Diskussionen in den Raum gestellt werden.
Was der Roman auch wunderbar kann, ist den Bogen über die Generationen zu schlagen mit all seinen Konflikten und anderen Ansichten.
Fazit: Lesen, lesen, lesen – eine deutsche Familie und wir voyeuristisch dabei. Ein Leseereignis in diesem Sommer.

Bewertung vom 20.06.2023
Die Geografie der Zukunft
Marshall, Tim

Die Geografie der Zukunft


ausgezeichnet

Astropolitik – ein Feld der Zukunft

Tim Marshall hat schon einiges beeindruckendes zu Papier gebracht und nun entfernt er sich etwas von der Erde und nimmt das Weltall ins Visier. Bereits in seinem Buch `Die Macht der Geographie im 21. Jahrhundert` hat er sich im 10. Kapitel dem Weltraum angenommen und nun den Faden wieder aufgenommen mit `Die Geografie der Zukunft – Wie der Kampf um die Vorherrschaft im All unsere Weltverändern wird`.
Er spielt gedanklich durch was es heißt den Weltraum zu beherrschen, was es bedeutet die Rohstoffe gewinnen zu können, die es auf anderen Planeten gibt, was es mit uns macht, wenn wir durch die Satelliten, die en mas die Umlaufbahn bevölkern uns überwachen können und was passiert eigentlich mit dem Schrott da oben sobald die Geräte funktionsunfähig sind?
Viele viele Fragen werden hier angerissen und von Tom Marshall in unseren unsicheren Zeiten spannend analysiert. Nicht zuletzt geht er auch darauf ein, dass es die Möglichkeit geben wird auch im Weltall Kriege zu führen. Was unglaublich klingt, ist leider ein denkbares Szenario.
Fazit: 300 starke Seiten Sachbuch, das den Blick erweitert und einem mal einen anderen Blick nach oben in die Zukunft verschafft!

Bewertung vom 20.06.2023
Der Sinn von allem - oder zumindest fast
Hershovitz, Scott

Der Sinn von allem - oder zumindest fast


ausgezeichnet

Kinder, die zum Denken anregen!

Wer ihn noch nicht kennt, sollte sich mit diesem interessanten Mann beschäftigen, denn Scott Hershovitz ist Jurist und Philosoph und hat nicht nur an diversen Universitäten gelernt wie Yale und Oxford, sondern auch am US Supreme Court unter Ruth Bader Ginsburg gearbeitet. Geballte juristische Kompetenz trifft hier auf seine Leidenschaft der Philosophie. Beides passt aus meiner Sicht gut zusammen, denn viele Fragen des Rechts sind auch philosophische Betrachtungen. Heute ist er Philosophieprofessor an der Universität Michigan.
Nun hat Scott Hershovitz ein Sachbuch geschrieben, dass da heißt „Der Sinn von allem oder zumindest fast – Überraschende Einsichten eines Philosophen“. Spannend wie er sich im Grunde über drei große Blöcke dem Verstehen widmet und uns auf dieser Reise mitnimmt. Das Buch ist unterteilt in: 1) Moral verstehen, 2) Uns verstehen und 3) Die Welt verstehen. Wir begegnen Themen wie Gott, Wahrheit, Rache, Rechte, Geschlechterrollen und vielem mehr.
Die Reise ist leicht lesbar gestaltet, denn viele Fragen die er im Buch verhandelt, haben seinen Ursprung in Gesprächen mit seinen Kindern! Diese Gespräche sind hier enthalten und haben mich gleich eingenommen. Daraus entsteht eine sehr kurzweilige Lektüre und Lust am eigenen Philosophieren. Obwohl Scott Hershovitz geballte Kompetenz hat, nimmt er sich nicht zu wichtig und schreibt teilweise erfrischen flapsig. Natürlich gibt es etliche Referenzen und Quellen wo man sich weiter austoben könnte um mehr zu erfahren.
Mich hat dieses Sachbuch überzeugt und philosophisch unterhalten. Wer Kinder hat oder mit welchen arbeitet, kann dieses Buch als wertvolle Stütze und Inspiration betrachten im Umgang und diskutieren von vielen Themen, denn vieles ist philosophieren.
Ich finde übrigens den Originaltitel mit „Nasty, Brutish and Short“ ein wenig spannender, im Grunde ein Zitat von Thomas Hobbes. Aber, ja im Deutschen untauglich.
Fazit: Selber Denken macht schlau!

Bewertung vom 20.06.2023
Der Sandkasten
Peters, Christoph

Der Sandkasten


ausgezeichnet

Das Ende einer Ära Mann

Ich erinnere mich noch gut an die Lektüre von Wolfgang Koeppens Treibhaus in der Oberstufe, auch wenn es aus heutiger Perspektive lange her ist. Spricht für das Geschriebene und nun hat Christoph Peters ihn gleich auf der ersten Seite erwähnt und seinen Roman „Der Sandkasten“ ins Verhältnis gesetzt. Kühn, aber berechtigt.
Es ist auf knappen 250 Seiten zum einen eine Satire über den Typus erfolgreicher weißer Medienmann im besten Alter von 52 Jahren mit sehr viel jüngerer Frau und als Moderator einer Morgensendung im öffentlich rechtlichen Fernsehen erfolgreich. Er fragt sich zu Recht was kommt nun? Denn seine Art der medialen Weltbeschallung ist Schnee von gestern und er eckt an und weiß aber nicht so Recht warum und wie da raus!
Zum anderen ist der Roman eine Persiflage auf das politische Berlin. Der Roman spielt im November 2020 und wir sehen förmlich den ein und anderen Politiker vor dem Auge, auch wenn die Namen andere sind. Auch Corona wird hier ein Thema, wie es eben so war im Jahr 2020.
Geballte bitterböse Satire – mir hat die Lektüre Spaß gemacht und ich freue mich auf den bald erscheinenden zweiten Roman von Christoph Peters „Krähen im Park“.

Bewertung vom 19.06.2023
Happy Place
Henry, Emily

Happy Place


sehr gut

Lebe lieber unperfekt!

Emily Henry ist momentan DIE Autorin, wenn man leichte Strandlektüre will und es neben der Romantik schon ein bisschen witzig sein darf! Das macht aus meiner Sicht ihren großen Erfolg aus! Ich kannte diese Kategorie „RomCom“ vorher nicht, aber das trifft es genau.
Dieses Mal gibt der Untertitel schon ziemlich viel Hinweise darauf was passiert, lautet es da: Urlaub mit dem Ex. Harriet und Wyn galten immer als DAS TRAUMPAAR schlechthin und dann ist es doch in die Grütze gegangen… aber alle schon einweihen, lieber nicht! 6 Monate lang verheimlichen die beiden ihre Trennung, weil es einfach entspannter ist und dann kommt der alljährliche Besuch in einer Hütte in Main dazu wo einer ihrer Freunde heiratet. Nun allen die romantische Stimmung vergeigen – neeeee. Lieber so tun als ob die Liebe noch da ist und allen anderen Harmonie vorgaukeln. Geht gut?
Lest selbst und habt eine Menge Spaß diese leichte Lektüre ist herrlich entspannend und macht guten Laune!

Bewertung vom 19.06.2023
So weit der Fluss uns trägt
Read, Shelley

So weit der Fluss uns trägt


sehr gut

Majestätische Berge mit rauen Verhältnissen

Was eine sympathische Autorin! Die Amerikanerin Shelley Read hat eine tolle Geschichte geschrieben, die in ihrer Heimat den Rocky Mountains in Colorado spielt nahe des Gunnison Rivers! Man liest ihre Liebe zu dieser Natur und vor allem den unverrückbaren und beständigen Bergen schier heraus.
Die Protagonistin des Romans ist Victoria, die in einem kleinen Ort am Gunnison Rover lebt und wir lernen sie im Jahr 1948 kennen. Wo das Leben noch einfach und rau in der Gegend ist. Auch die Rollenverständnisse und die Traditionen sind noch nicht so modern wie es in einer Stadt wie New York City zu diesem Zeitpunkt schon war. Victoria trifft auf einen Mann, der nicht aus dem Ort stammt und ist sofort Feuer und Flamme. Leider endet die Geschichte mit einer ungewollten Schwangerschaft, was in dieser Gegend zu dieser Zeit unmöglich war.
Das Buch ist geprägt vom eisernen Überlebenswillen der Protagonistin, der naturnahen Lebensweise und dem Umgang miteinander, der rau und unerbittlich ist.
Besonders überrascht hat mich an dem Roman, dass es in der Tat Pfirsiche aus diesem Tal gibt und diese nur ein kleines Reifefenster haben und dann aber wahrlich fantastisch schmecken müssen.
Shelley Read hat einen netten Debütroman geschrieben, den alle Fans von naturnahen Erzählungen und Bergen sind.

Bewertung vom 19.06.2023
Idol in Flammen
Usami, Rin

Idol in Flammen


sehr gut

japanische Fankultur

Beeindruckend, dass die japanische Schriftstellerin Rin Usami für ihren Roman „Idol in Flammen“ bereits mit 21 Jahren den Akutagawa-Preis erhielt, eine japansiche Ehre. Daher genug Neugierde geweckt und ich las den schmalen Band.
Leicht zu lesen und doch sehr schockierend erfahren wir wie sich die Fankultur in Japan abspielt. Natürlich ist es überspitzt und fiktionalisiert wie die 17jährige Schülerin Akari sich ihrem Idol Masaki widmet, ein Mitglied einer J-Popband, aber es scheint schon nah dran an den japanischen Verhältnissen zu sein.
Masaki soll einen Fan geschlagen haben und seine Popularität sinkt dadurch enorm. Akari will dies nicht hinnehmen und versucht nicht nur über ihren Blog ihren geliebten Star zu unterstützen sondern gibt auch horrend viel Geld aus um Merchandise zu kaufen. Denn das perfide System sieht es vor, dass die Fans ein Recht erwerben mit dem Kauf einer CD oder ähnlichem um über die Popularität abzustimmen. Mehr Käufe mehr Einfluss. Was ein wahnsinniges System dort erschaffen wurde, legt dieser schmale Roman frei und bestürzte mich.
Der Roman wird aus der Ich-Perspektive von Akari erzählt und wir erkennen schnell, dass die Verhältnisse zu Hause wenig Aufmerksamkeit für sie übrig hat, ihre schulischen Leistungen absacken und nur noch das Brennen für ihr Idol sie davon abhält in ein tiefes Loch zu fallen. In Kombination mit dem sachlichen Tonfall tun sich hier Abgründe auf.
Eine empfehlenswerte kurze Lektüre.

Bewertung vom 17.06.2023
Als mir die Welt gehörte
Kresser, Bastian

Als mir die Welt gehörte


ausgezeichnet

Rien ne va plus

Kennen Sie Victor Lustig? Eine spannende Gestalt, die 1890 geboren wurde und als Trickbetrüger in die Geschichte einging. Bastian Kresser hat uns, den Unwissenden, nun einen Gefallen getan und diese reale Figur literarisch verarbeitet.
“Ein Talent nicht zu erkennen, ist ein Zeichen von Faulheit. Es verkümmern zu lassen, eine Sünde.” (U. a. Seite 72)
Ein Buch, dass nicht nur eine Wissenslücke schließt, sondern einfach auch gute literarische Unterhaltung ist. Denn mir hat der Schreibstil wahnsinnig gut gefallen. Sprachlich auch in die Jahrhundertwende zurückversetzt, macht es Spaß sich in die Vergangenheit katapultieren zu lassen. Die Art der Erzählung passt hervorragend zur Geschichte.
“Erfolg ist nur dann möglich, wenn du dein Gegenüber lesen kannst“ (S. 97)

Der Fokus liegt ganz klar auf Victor Lustig und hier besonders auf seiner Entwicklung, wie er zu dem wurde was er am Schluss war und welche unglaublichen Stunts er hingelegt hat. Wie viele gierige blauäugige Geschäftsmänner er in bester Robin Hood Manier über den Tisch gezogen hat.
Alle anderen Figuren bleiben blass außer Al Capone, aber das passt zum Erzählfluss und stört mit nichten.

Mir die Lektüre großen Spaß bereitet und ich kann das Buch wärmstens empfehlen. Außerdem rate ich ihnen Vorsicht walten zu lassen, wenn jemand ihnen den Eifelturm verkaufen möchte! ;0)

Bewertung vom 14.06.2023
Gesunde Sünden mit Hafer
von haferflockenliebe, Julia

Gesunde Sünden mit Hafer


sehr gut

Haferlecker und gesund


Wenn ich ein Lebensmittel liebe, dann gehören Haferflocken ganz oben auf meine Favoritenliste. Ich mag den Geschmack sehr gerne und somit habe ich das Buch `Gesunde Sünden mit Hafer` freudig in Empfang genommen. Ein Backbuch rund um die leckeren Flocken, dass zwar aus meiner Sicht optisch nicht mit anderen hochkarätigen food-Fotografien mithalten kann, aber dennoch nett gestaltet ist. Aber es kommt ja ohnehin mehr auf den Inhalt an als auf die Bilder.
Wir haben nun das ein und andere ausprobiert, wie die Erdnuss-Happen und die Apfelmus-Waffeln. Allesamt leckere Rezepte. Man sollte wissen, dass nicht nur Rezepte enthalten sind die ganze Haferflocken benutzen sondern auch als Haferdrink oder noch viel öfters als Hafermehl Verarbeitung findet. Ich hab die Haferflocken im Thermomix zerkleinert und bin so an das Mehl bzw. Schrott gekommen, dass ich als Mehl verwendet habe. Ein Highlight war auch der Buttermilchkuchen mit Zimtswirl und eine Bereicherung für den Alltag sind die Dattel-cashew-Bars.
In Summe sind viele gesunde Rezepte enthalten, die das naschen in der Tat gesünder machen mit erheblichem Qualitätsgewinn! Und was mich als Person mit wenig Zeit besonders freut viele erstaunlich einfache Rezepte die schnell gemacht sind! Die Rezeptseiten sind sehr übersichtlich gestaltet, Zutaten findet man leicht und die Anleitungen sind einfach zu folgen.
Ein Buch das aus dem Instagram-Kanal hafer.flockenliebe entstanden ist und von Blitzrezepten über veganes viel zum Naschen zu bieten hat!