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easymarkt3
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Insgesamt 731 Bewertungen
Bewertung vom 18.01.2024
Eric Holler: Buerer Roulette (eBook, ePUB)
Just, Roman

Eric Holler: Buerer Roulette (eBook, ePUB)


gut

Angenehmer Lesestoff!
Dieser Krimi rund um Gelsenkirchen beginnt mit einem kurzen Rückblick Erics, dem Privatdetektiv, ideal für Leser ohne bisherige Kenntnis dieser Krimi-Reihe. Einige Fakten während der Ermittlungsarbeit erscheinen etwas unrealistisch, wie z.B.
• der millionenschwere Lottoschein – er stellt sich am Ende nur als Kopie heraus
• Holler durchsucht Westhofens Schreibtisch und findet einen kryptischen Hinweis. – ein zu einfacher Hinweis, wirkt sehr konstruiert
• Eric bekommt mit, dass Westhofens Vorgesetzter ebenfalls seit ein paar Tagen im gleichen Zeitraum nicht gesehen wurde an seiner Arbeitsstätte.
• Gezielte Beobachtungen eines Detektivs ohne eigenen PKW – etwas abwegig
Insgesamt sind die Gedankengänge und Schlussfolgerungen nachvollziehbar und logisch. Überraschende Verwicklungen führen vor allem im letzten Drittel zu einem kreativen Ende, besonders hinsichtlich eines gefundenen Stammzellenspenders. Der Schreibstil sorgt für einen angenehmen Wohlfühl-Faktor. Vorrangig geht es hier nicht um Geld, sondern um Geldwäsche, Treulosigkeit und Einsamkeit in dem ruchlosen Ambiente einer Spielhalle.

Bewertung vom 18.01.2024
Wo die Nordlichter glühen
Krüger, Christina

Wo die Nordlichter glühen


sehr gut

Ein Leseerlebnis voller norwegischer Magie.
Die Atmosphäre in der wilden Natur Norwegens, die Rundum-Versorgung der Huskies und die Arbeit als Hundeschlittenführerin sind gut beschrieben. Neben der Tätigkeit als Musherin mit all ihren detailliert beschriebenen Routinen stehen jedoch Gefühle im Mittelpunkt. Panikattacken und Verlustängste werden ebenso gut eingebaut wie Lagerfeuerromantik, fotografischer Irrlichterbannung, Freundschaft und Liebesgeflüster rund um Mila als Hauptfigur. Die 23-Jährige bekämpft nicht nur ihre sozialen Ängste nach vorheriger schlechter Paarerfahrung mit ihrem Ex-Freund, sondern sie befällt auch viel Trauer um den Tod ihrer geliebten Großmutter im dörflichen Greifswald. Insgesamt macht dieses Buch Appetit auf Abenteuer in der kargen Natur und Mut für neue zwischenmenschliche Erfahrungen. Der Altersempfehlung für Leser:innen ab 16 Jahren schließe ich mich an.

Bewertung vom 17.01.2024
Zeiten neuer Hoffnung / Böhmen-Saga Bd.3
Sonnberger, Gabriele

Zeiten neuer Hoffnung / Böhmen-Saga Bd.3


gut

Das Ende der Trilogie ist insgesamt etwas schwach.
Die Familiensaga in Band 3 spielt sich im Zeitraum von 1961 bis 2000 vorwiegend an Orten ab wie Wien, Linz und Hohenfurth, dem einstmals böhmischen Dorf – ihrer Heimat aus Kinderzeiten. Neben warmherzigen, fiktiven Schilderungen des Ablebens, Miteinanders und Wiedersehens selbst nach mehreren Jahrzehnten bleiben auch Erwähnungen des politischen Geschehens wie die erneute Schließung des Eisernen Vorhang, Einmarsch der Warschauer- Pakt -Truppen, mit der Flucht vieler Tschechen, dann der Prager Frühling, sieben Rückstellungsgesetze bzgl. die Beneš-Dekrete, die auch dem Raub von Kunstgegenständen Raum gaben, der Flug von Apollo 11 zum Mond etc. . Das glückselige Miteinander in sehr ausladend beschriebener Harmonie wird nur durch wenige seelische Tiefs erschüttert. Der Handlungsverlauf ist oft vorhersehbar, wodurch die Spannung etwas leidet. Die vielen Charaktere werden meistens angenehm dargestellt, ihre Reaktionen erscheinen meist realistisch und nachvollziehbar. Träume, Hoffnungen und ein dementsprechendes Lebensgefühl nach dem 2. Weltkrieg werden plastisch hervorgehoben. Insgesamt wirkt jedoch das gesamte, sehr gefühlvoll betonte Handlungsgeschehen etwas zu stark konstruiert, langatmig und spannungsarm.

Bewertung vom 14.01.2024
Der Riss
Winter, Thilo

Der Riss


ausgezeichnet

Ein eiskalter Krimi – im wahrsten Sinne des Wortes.
Sehr viele Informationen über das Leben und Arbeiten in der Antarktis sind kreativ und sehr spannend eingeflochten zu einem packenden Thriller mit intelligenten Charakteren, natürlich auch der negativen Prägung, was für viel Spannung sorgt. Interessant ist vor allem die Breite und Vielfalt an wissenschaftlicher Betätigung, von der über die normalen Medien leider zu wenig an die Öffentlichkeit dringt. Über Hypoxie, Sastrugis, Kimberlit oder Whiteouts wird der Leser aufgeklärt neben seltsamen Veränderungen beim Wetter und auf bzw. in der Erde. Das Nachwort bietet weitere Erklärungen an nebst Angaben zu weiterführender Literatur. Ein gelungener, spannender Wissenschaftskrimi.

Bewertung vom 13.01.2024
Hoffnung / Ein kleines Stück von Afrika Bd.2
Rey, Christina

Hoffnung / Ein kleines Stück von Afrika Bd.2


sehr gut

Das Schicksal einer Familie und eines Tierreservats in Kenia steht im Mittelpunkt.
Ein kleines Stück von Afrika - Hoffnung" ist der zweite und abschließende Band der Dilogie "Das endlose Land". Das Covermotiv hat Wiedererkennungswert, doch die Frauenfigur wirkt sehr deplatziert in der typischen Savanne Kenias, einfach zu sehr künstlich eingefügt. Auf mehreren Handlungssträngen findet sich ein luxuriöses Setting:
1926 in Kenia, die Edgecumbe Farm mit Ivys Neffen aus Schottland namens Lennox als widerrechtlicher Eigentümer, Ivys Adoptivtochter Hope mit Albinismus geboren und damit aus kulturellen Gründen in Lebensgefahr schwebend zwischen Massai und Kikuyu und Ivys nicht standesgemäßer Ehe mit dem Afrikaner Salene.
1928 in Jodhpur, Rajasthan, Indien, Ranjana - die Maharani von Rajasthan - flieht vor der Witwenverbrennung nach Kenia und sucht dort mit ihrer Dienerin Naeku Schutz.
Beide Frauen mit Anhang finden sich wieder in Nairobi im Haus eines reichen indischen Kaufmanns. Auf Ranjanas Heirat mit Lennox folgen detaillierte Beschreibungen über damalige Tierfangmethoden, für Zoos und Zirkusse gefangen - auch für Hagenbeck in Hamburg. Die Beziehung der britischen Kolonialmacht mit den Einwohnern, der latente, teils offene Rassismus wird betont, im Exempel an zwei Verfahren vor Gericht verstärkt. Mit dem Happy Valley Set, dem Spitznamen für eine Gruppe hedonistischer, größtenteils britischer und anglo-irischer Aristokraten und Abenteurer, wird die entwürdigende Behandlung der indigenen Bevölkerung hier auch sprachlich gut dokumentiert. Die einzelnen Figuren sind vielschichtig angelegt mit all ihren diversen menschlichen Schwächen und Stärken, nicht alle sympathisch.
Ein gelungener und spannender Abschluss der Dilogie.

Bewertung vom 11.01.2024
Der Porzellaner
Klug, Annick

Der Porzellaner


ausgezeichnet

Meissner Porzellan – immer noch herausragend.
Das Cover zeigt typische florale Motive in traditioneller Blaufarbenbemalung, ideal als Einführung in die Thematik rund um Meissner Porzellan. Lebendig in bildlicher Sprache entsteht nicht nur ein historischer Rahmen um die Regentschaft König August dem Starken von Sachsen um 1706, mit dem berühmt berüchtigten Alchemisten Friedrich Böttger, mit seinem treuen, loyalen Assistenten Samuel Stöltzel und weiteren historischen Randfiguren wie Ehrenfried Walther von Tschirnhaus. Dem Letztgenannten geht es um die Herstellung des feinen, weißen Porzellans, bisher aus China teuer importiert. Neben der erwünschten Herstellung von Gold geht es um die totale Sonnenfinsternis vom 12. Mai 1706, der Leipziger Messe und um das leidvolle Leben von Porzellanern wie Samuel und seiner Angebeteten namens Sophie, einer einfachen Magd. Lebendig geschildert wird das Standesdenken der damaligen Epoche mit dem Großteil der Bevölkerung als Analphabeten, deren täglichen Nöten. Aber auch das vielfältige Leben der Mätresse Augusts, Gräfin Cosel, Constantia genannt wird beschrieben. Diese intelligente, selbsbewußte Frau spielt im Aufbau der Porzellanmanufaktur in Meissen eine gewichtige Rolle. Insgesamt überzeugt die Gestaltung der Hauptfiguren, kreativ eingeflochten in damalige politische Geschehnisse Sachsens.

Bewertung vom 10.01.2024
Zwei Handvoll Freiheit
Oppenlander, Annette

Zwei Handvoll Freiheit


ausgezeichnet

Viele wichtige Details deutscher Geschichte rund um die Berliner Luftbrücke
Das Berlin zwischen 1945 und 1948 nach dem 2. Weltkrieg steht im Mittelpunkt. Die Alliierten versorgen rund 2 Millionen Berliner aus der Luft gegen das stalinistische Russland – Freiheit gegen Diktatur – für die bereits ausgemergelte Bevölkerung ein täglicher, knallharter Kampf ums Überleben voller Gefahren. Voller Details und tief bewegend präsentiert die Autorin einen überzeugend realistisch beschriebenen Abschnitt deutscher Geschichte mit klar gezeichneten, gegensätzlichen Charakteren. Sehr bildlich, Mitmenschlichkeit, Durchhaltevermögen, Mut und Liebe nicht aussparend, passt der Schreibstil zu diesem historischen Themenbereich. Ein empfehlenswertes Buch!

Bewertung vom 08.01.2024
Das Nord / Kulinarikthriller Bd.1
Winberg Sääf, Anna;Ekstedt, Katarina

Das Nord / Kulinarikthriller Bd.1


gut

Nobles Sterne-Restaurant, sehr bedrückende Arbeitsbedingungen
Das Cover mit dem beleuchteten Restaurant DAS NORD hätte mir im winterlichen, verschneiten Ambiente mit näherem Waldgebiet auf Anhöhen mit Liftbetrieb besser gefallen entsprechend dem Roman-Inhalt. Mit Alice Duwal, der Chefin dieses Restaurants, ist ein äußerst düsterer, unsympathischer Charakter mit Kontrollzwang und despotischen Besitzansprüchen überzeugend konstruiert. Dagegen wirkt ihr älterer Ehemann zu unbeholfen, eigentlich als erfolgreicher Geschäftsmann zu unrealistisch in seinen Bemühungen um Scheidung und der Duldung all dieser Affären seiner zweiten Frau vor seinen Augen. Der extreme Alptraum des jungen Alex als Commis de Cuisine im 2-Sterne-Restaurant in idyllischem Ambiente von Åre in Schwedens Skigebiet toppt gekonnt die Spannung nach seiner vorherigen schlimmen Erfahrung eines Unfalls mit Todesfolge als 14-jähriger. Aufgelockert wird die bedrohliche Stimmung durch positive Ereignisse wie seinen Erfolg am Inspirationstag, den Vorfall mit dem Guide Michelin, Ediths Besuch und Hannahs Geständnis. Der Alltag in einer renommierten Restaurantküche mit kreativen menschlichen Stresssituationen wird gut beschrieben. Die erfolgreiche Zusammenarbeit von Alex und Sofi vor allem mit dem Journalisten hätte am Schluss noch breiter ausgearbeitet werden können. Im Kampf gegen so viel Böses und Intrigantes tut dieses bisherige Happy End richtig gut.

Bewertung vom 07.01.2024
Die Spiele
Schmidt, Stephan

Die Spiele


sehr gut

Ein Politkrimi mit chinesischem Flair
Das Cover zeigt in bunten Farben die nächtliche Reklame-Beleuchtung Shanghais. Die Hauptfiguren - der IOC-Funktionär Charles Murandi aus Mosambik und der Journalist Thomas Gärtner aus Berlin - treffen sich dort im Hotel anlässlich der Tagung des Internationalen Olympischen Komitees. In Zeitsprüngen vor und nach dieser entscheidenden Abstimmung rund um den suspekten Mord an Murandi geht es um Themen wie der Politisierung des Sports, um die Ein-Kind-Politik Chinas, deren Hukou-System, Geldstrafen und Sanktionen. Weiterhin stehen die Verhörtechniken chinesischer Behörden auch im Umgang mit Ausländern im Mittelpunkt. Ein weiteres interessantes historisches Thema ist die Ausbeutung mosambikanischer Vertragsarbeiter der DDR, den Madgermanes. Insgesamt geht es in diesem komplexen Politkrimi um dubiose Machenschaften der Vergangenheit und Gegenwart, um Intrigen, Geld, Korruption, Erpressung, Drohungen, Ängsten. So vielfältig wie die Handlungsorte Shanghai, Berlin, Maputo- Mosambik sind hier auch die Charaktere vieler Figuren verschiedener Länder, wobei besonders chinesische politische Verstrickungen krass beschrieben werden – überhaupt kein angenehmes Ambiente. All diese Fiktion wirkt überzeugend und schlüssig nachvollziehbar.

Bewertung vom 05.01.2024
Wellness
Hill, Nathan

Wellness


sehr gut

Etwas langatmig, ansonsten einfühlsam beschriebene, tief gehende Themen
Das Cover zeigt mittig ein rotes Dreieck, seit Jahrtausenden ein wichtiges Symbol in vielen Kulturen und Glaubensrichtungen. Es symbolisiert als geometrische Form eine Einheit. Das Paar darin verkörpert die Hauptfiguren Elisabeth Augustine und Jack Baker, deren Lebens- und Liebesgeschichte und allgemein verständliche Gedankengänge zu philosophischen, psychologischen Themen beschrieben werden. Diese Ehegeschichte – platziert in das Chicago der 90-ger Jahre - sie beschreibt nicht nur beider Ängste, Zwänge und Hoffnungen seit ihrer sehr verschiedenen Kindheit. In vielen Zeitsprüngen wird auch auf weit zurück liegende Familienhistorie eingegangen. Charakterlich sehr verschieden ist Jack von Elisabeth – er, der von Land kommende Künstler ohne Geld mit seiner abstrakten Fotokunst und sie, die Psychologie-Studentin aus einer reichen und angesehenen Familie mit ihrer Wissenschaft um die Wirkung von Placebos. Beide Außenseiter wollen sich eine eigene Identität aufbauen. Thematisch geht es um die Herausforderungen der Elternschaft, stockenden Karrieren, der Eigenheimfinanzierung, um offene Beziehungen, um viele Selbstzweifel etc. in tief gehenden psychologischen Zusammenhängen, sprachlich bildhaft untermalt. An Gesellschaftskritik wird nicht gespart: Jacks Universitätsmeeting mit dem Finanzvorstand, seiner Arbeit und unterdurchschnittlichem Erfolg, sein datengesteuertes, dubioses Fitnessprogramm, seine Facebook-Kontakte zu seinem Vater und Algorithmen. Bei Elisabeth geht es um die United Airlines und deren Einsparungen durch Placebo-Effekte. Interessant sind die Beschreibung der früher üblichen, kontrollierten Präriefeuer und die versteckte, teuflische Wirkungsweise moderner Medien. Insgesamt geht es um die Suche nach Halt und Gewissheit in unsicheren Zeiten, unabhängig von familiärer Prägung, trotz aller Widrigkeiten.