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bücherfreund

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Insgesamt 175 Bewertungen
Bewertung vom 29.02.2016
Albertos verlorener Geburtstag
Rosie, Diana

Albertos verlorener Geburtstag


sehr gut

Eine schöne Geschichte. Tino, Albertos Enkelsohn, findet heraus, dass sein Opa seinen Geburtstag nicht mehr kennt und diesen daher seit seiner Kindheit auch nie mehr gefeiert hat. Tino findet das so traurig, dass er seinen Opa dazu überredet, auf die Suche nach seinem Geburtstag zu gehen. Alberto ist erst skeptisch, weil er sich an fast nichts mehr aus seiner Kindheit erinnern kann und er befürchtet, dass es so besser für ihn ist, doch schließlich kann er seinem Enkelsohn den Wunsch nicht abschlagen. Also ziehen die beiden los und finden nach und nach die Stationen aus Albertos erlebnisreicher Kindheit heraus. Aufgewachsen im spanischen Bürgerkrieg war es nicht immer leicht für ihn. Dies und persönliche Schicksalsschläge haben wahrscheinlich zu seinem Gedächtnisverlust geführt. Doch nach und nach kehren die Erinnerungen zurück und damit auch ein Großteil der Erinnerungen an eine schöne frühe Kindheit.

Mir hat besonders gut gefallen, dass die Geschichte abwechselnd aus mehreren Zeiten und Perspektiven geschrieben ist. So lernt man als Leser einige der Charaktere, die Alberto früher begleitet haben, gut kennen, auch wenn Alberto selber sich meistens nicht daran erinnern kann und die Personen heute zum Großteil nicht mehr leben. Mir hat das sehr gefallen, da ich denke, dass wären diese Abschnitte von Alberto selber erzählt worden, die Episoden nicht die Tiefe bekommen hätten. Als Kind hätte er sich nicht so gut ausdrücken können und hätte wahrscheinlich auch viele Details der Hintergrundgeschichten gar nicht gekannt.

Die Geschichte ist sehr warmherzig erzählt. Man kann deutlich die spanische, familienbezogene Kultur herauslesen, was einerseits sehr schön ist, doch mir persönlich manchmal ein bisschen zu viel des Guten war. Das hatte besonders zum Schluss etwas von heile Bilderbuchfamilie. Doch das ist nur mein persönlicher Geschmack.

Insgesamt ist das Buch eine interessante Reise in die Vergangenheit Albertos und auch Spaniens. Dazu noch sehr angenehm zu lesen. Ich würde das Buch definitiv weiterempfehlen.

Bewertung vom 29.02.2016
Vom Ende der Einsamkeit
Wells, Benedict

Vom Ende der Einsamkeit


ausgezeichnet

Dieses Buch ist definitiv mein neues Lieblingsbuch geworden. Unheimlich gefühlvoll wird die Geschichte der drei Geschwister Marty, Liz und Jules aus der Perspektive des Jüngsten beschrieben. Sie verlieren schon früh ihre Eltern, kommen daraufhin aufs Internat und entfremden sich immer mehr, weil jeder der drei mit dem Tod der Eltern anders umgeht. Während Marty sich zurückzieht und sich in die Welt der Computer flüchtet, versucht Liz den Schmerz und das Gefühl der Einsamkeit zu verdrängen, indem sie sich mit voller Wucht in das Leben wirft. Jules, der Jüngste, entwickelt sich vom einst mutigen, abenteuerlustigen Jungen in einen schüchternen Einzelgänger, der das Gefühl der Sicherheit in seinem Leben verloren hat.

Die Geschichte zieht sich über fast 40 Jahre hin. Es gibt immer mal wieder Zeitsprünge, die Etappen zwischendrin werden in Rückblenden erzählt. So schafft es der Autor leicht, den Leser komplett in die Geschichte hinein zu ziehen und Gefühle zu erwecken, als wäre man selber ein Teil davon.

Der Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen. Die Charaktere sind durchweg sympathisch und besitzen eine spannende Tiefe. Und obwohl es auch den ein oder anderen schwierigen Charakter gibt, lernt man diesen im Laufe der Geschichte so gut kennen, dass man dessen Gedanken und Gefühle nachvollziehen kann und auch diesen zum Schluss einfach nur mögen muss. Ich finde es unglaublich interessant, wie sich die drei Charaktere entwickeln und sie durchs Leben zu begleiten. Die Grundsteine für diese Entwicklung werden in der Kindheit angelegt, doch alle drei gehen unterschiedlich damit um.

Besonders schön fand ich dieses Zitat von Jules, das auch gut auf den Autor zutreffen könnte: "Wenn ich rede, dann denke ich, aber wenn ich schreibe, dann fühle ich." (S. 233). Der Leser fühlt bei diesem Buch definitiv mit.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.01.2016
Der Vollstrecker / Detective Robert Hunter Bd.2
Carter, Chris

Der Vollstrecker / Detective Robert Hunter Bd.2


ausgezeichnet

"Der Vollstrecker" ist mein zweites Buch von Chris Carter und ist auch das zweite Buch in der Reihe um Robert Hunter und Carlos Garcia. Ich fand das erste Buch schon großartig und dieses hat mich keinesfalls enttäuscht. Spannend von der ersten bis zur letzten Seite handelt es sich hier meiner Meinung nach um einen Psychothriller der besten Sorte.

Das Buch beginnt mit dem brutalen Mord an Priester Vater Fabian. Enthauptet und ohne Kopf, stattdessen mit einem aufgesetzten Hundekopf, wird er in seiner Kirche aufgefunden. Der Kopf bleibt verschwunden, doch nur so lange bis der Täter wieder zuschlägt. Dieses Mal noch brutaler, was fast schon nicht mehr denkbar ist. Der Kopf wird am zweiten Tatort vorgefunden. Dies und auch die Tatsache, dass der Täter seine Opfer nummeriert, macht klar, dass es sich um einen Serienmörder handelt, der mit unvorstellbarer Brutalität agiert. Für Hunter und Garcia beginnt die Suche nach dem Täter, bevor dieser wieder zuschlagen kann.

Ich muss zugeben, dass die Morde wirklich sehr brutal sind und ich das Buch bei einigen Beschreibungen erst mal kurz beiseite legen musste, um kurz durchzuatmen. Das hätte nicht unbedingt sein müssen, aber die Idee ist schon sehr interessant. Der Mörder kennt die größten Ängste seiner Opfer und tötet sie, indem er sie genau diesen Ängsten aussetzt. "Ich weiß, wovor du Todesangst hast." Dieser Satz, den der Täter zu seinen Opfern sagt, bevor er loslegt, jagt einem einen Schauer über den Rücken.

Das Buch ist sehr spannend geschrieben. Wer Chris Carter kennt, weiß, dass er Ahnung davon hat, worüber er schreibt, da er selber jahrelang als Kriminalpsychologe gearbeitet hat. Sein Schreibstil hat genau das richtige Tempo. Er findet die perfekte Mischung zwischen Spannung erzeugen, so dass dem Leser das Herz rast, und kurzen, etwas ruhigeren Szenen, die den Leser wieder durchatmen lassen.
Was ich außerdem an den Büchern von Chris Carter liebe, ist, dass er durch das ganze Buch Hinweise und immer wieder neue Fährten streut, bis erst kurz vor Schluss die Auflösung kommt, wie alles miteinander zusammen hängt. Bei diesem Buch dachte ich in der Mitte schon, ich wüsste, wer der Täter ist, doch am Ende war doch alles noch etwas komplizierter. Die so geschaffene Tiefe und die Komplexität dieses Falls hat mir sehr gefallen.

Bewertung vom 30.01.2016
Du hättest es wissen können
Korelitz, Jean Hanff

Du hättest es wissen können


sehr gut

Ich fand das Buch sehr interessant. Was macht man, wenn man plötzlich entdeckt, dass der eigene Ehemann jemand ganz anderes ist, als der, für den man ihn gehalten hat? Das muss Grace in diesem Buch herausfinden. Sie ist Psychotherapeutin und kurz davor, ein Buch herauszubringen, in dem sie dafür plädiert, dass Eheprobleme verhindert werden könnten, wenn man nur bei der Partnerwahl aufmerksamer wäre. Der Titel ist identisch mit dem des Buches "Du hättest es wissen können". Nun muss Grace allerdings feststellen, dass ihr genau das passiert, wovor sie ihre Klienten immer gewarnt hat. Ihre Familie zerbricht, sie erfährt, dass ihr Mann ihr eine Lüge vorgelebt hat und sie kann nur dabei zuschauen, wie die Katastrophe über sie herein bricht. Hätte sie den Anzeichen mehr Aufmerksamkeit entgegen gebracht, hätte auch sie "es wissen können".

Das Buch lässt sich durch den angenehmen und flüssigen Schreibstil gut lesen. Die Gefühle werden in dem Buch ausgiebig und nachvollziehbar beschrieben. Man kann sich gut in Grace hineinversetzen, besonders da man als Leser zu jedem Zeitpunkt nie mehr weiß als Grace selber und man daher mit ihr zusammen stückchenweise von den ganzen Lügen und dem Parallelleben ihres Ehemannes erfährt, was zu einigen Überraschungsmomenten geführt hat. In der Mitte des Buches fand ich es ein wenig langatmig, da irgendwie nicht viel passiert, dafür aber umso länger Graces Gedanken geschildert werden. Das hätte man kürzer halten können, da man sich als Leser ja auch seine eigenen Gedanken macht, aber ich fand es gut, dass im zweiten Drittel das Tempo wieder angezogen und es wieder spannend wurde.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Eine interessante Idee, die zum Nachdenken anregt. Was hätte man an Graces Stelle getan? Hätte man selber schon früher etwas geahnt? Das Buch ist kein spannender Thriller, aber das möchte es ja auch gar nicht sein. Es ist unterhaltsam, stellenweise durchaus spannend und regt zum Nachdenken an. Alles, was ein gutes Buch braucht.

Bewertung vom 31.10.2015
Worte in meiner Hand
Glasfurd, Guinevere

Worte in meiner Hand


sehr gut

Meine Rezension bezieht sich auf das Hörbuch. Es besteht aus sieben Audio-CDs mit einer Laufzeit von insgesamt 516 Minuten. Es handelt sich dabei um eine gekürzte Fassung. Ohne das Buch gelesen zu haben, kann ich nicht beurteilen, wie stark das Hörbuch gekürzt wurde. Ich fand die Länge angenehm, auch wenn ich gerne noch ein bisschen länger zugehört hätte. Der Text wird gelesen von Julia Nachtmann. Es war mein erstes Hörbuch von ihr, aber mir hat ihre Stimme und die Art des Vorlesens gefallen. Sie hat eine angenehme Stimme, der man gerne auch länger zuhört.

Nun zum Inhalt: Es geht um die historisch fundierte Beziehung zwischen René Descartes und der niederländischen Magd Helena van der Strom. Sie lernen sich beide im Haus ihres Herrens, dem Buchhändler Mr. Sergeant, kennen, bei dem Descartes einige Zeit in Amsterdam logiert hat. Zu dem Zeitpunkt ist Descartes fast doppelt so alt wie Helena, doch dies, genau so wenig wie ihre unterschiedlichen sozialen Stellungen und Religionen (katholisch vs. evangelisch) kann die beiden nicht davon abhalten, sich schließlich ineinander zu verlieben. Helena wird schwanger und muss Amsterdam verlassen, doch Descartes sorgt weiter für sie, was zu der Zeit ganz und gar nicht selbstverständlich war. Helena bekommt eine Tochter, Francine, die offiziell als Nichte Descartes bekannt wird. Trotz aller Widrigkeiten kümmert sich Descartes um die beiden und möchte seine Tochter sogar zu sich nach Frankreich holen, doch dann kommt alles ganz anders.

Ich kann nicht beurteilen, wie viel Wahrheit in diesem Roman steckt. Fakt ist, dass es Helena und Francine gab und auch die Orte, in denen sie und Descartes sich aufgehalten haben, und Jahreszahlen passen zu den realen Fakten. Doch wo die Fiktion anfängt, kann man nur erahnen und seiner Fantasie überlassen.
Ich fand das Buch insbesondere durch die Tatsache, dass es auf realen Tatsachen aus dem Leben des Philosophen Descartes beruht, sehr interessant. Man kann sich hinterher ein ziemlich gutes Bild über ihn machen und lernt auch ein wenig etwas über seine Werke. Vor Lesen des Buches kannte ich zwar den Namen und wusste, dass er ein französischer Philosoph ist, doch dass er auch medizinische und physikalische Forschungen angestellt hat, war mir bisher unbekannt.

Ich würde das Buch ganz klar jedem empfehlen, der sich für historische Romane aus dieser Zeit interessiert. Es scheint gut recherchiert zu sein und das Hörbuch bereitet einige Stunden Hörgenuss. Allerdings hätte ich eine ungekürzte Fassung bevorzugt.

Bewertung vom 31.10.2015
Mann ohne Herz / Siri Bergmann Bd.4
Grebe, Camilla;Träff, Åsa

Mann ohne Herz / Siri Bergmann Bd.4


sehr gut

Das Buch gehört ja zu einer Serie von Büchern über die Psychotherapeutin Siri Bergmann. "Mann ohne Herz" war mein erstes Buch daraus und man kann es absolut gut lesen, auch ohne die anderen Bücher zu kennen. Die Fakten, die man aus der Vorgeschichte kennen sollte, um Siris Taten manchmal nachvollziehen zu können, sind gut über den Roman verteilt eingestreut.

Nun aber kurz zum Inhalt des Buches. Siri Bergmann kommt neu als Profilerin zu einem Team der Polizei. Gleich für ihren ersten Fall braucht sie starke Nerven. Ein Mann wird ermordet und mit herausgeschnittenem Herzen in seiner Wohnung gefunden. Das Herz wurde vom Täter in einer Obstschale auf dem Schreibtisch platziert. Das Opfer: ein bekannter homosexueller Mann. Und bei dem einen Opfer bleibt es nicht. Es folgen weitere und alle haben eins gemeinsam: sie sind homosexuell. Handelt es sich hierbei um eine Hasstat von jemandem, der gezielt Homosexuelle ermordet?

Ich fand das Buch gut geschrieben. Man kann sich gut in die Charaktere hinein versetzen, da deren Gefühle gut dargestellt werden und nachvollziehbar sind. Für mich war auch lange nicht klar, wer der Mörder sein könnte. Man wird zwar als Leser auf eine Fährte gelockt und ich hatte auch noch einen anderen Verdacht, doch beides wurde am Ende nicht bestätigt. Die Auflösung hat noch mal alles in ein anderes Licht gerückt.
Was ich nicht ganz nachvollziehen konnte, ist, dass das Buch als Thriller gekennzeichnet ist, denn das ist es meines Erachtens nicht. Es macht zwar den Anschein, dass ein brutaler Serienkiller herum geht, doch in diesem Buch ist Spannung nicht das Gefühl, das beim Lesen an oberster Stelle steht. Ich finde, dass das Emotionale wirklich gut gelungen ist und auch die tiefgehenden Motive der Charaktere gut geschildert werden. Mit einem Thriller verbinde ich allerdings eher das Gefühl, dass man das Buch vor Spannung nicht weglegen kann und die Nerven zum Zerreißen gespannt sind. Da kommt dieses Buch nicht heran. Ich würde es eher als einen guten Krimi einstufen.

Ich fand es übrigens sehr interessant, mal ein Buch zu lesen, das von zwei Schwestern geschrieben wurde. Man hat nicht gemerkt, dass zwei Autorinnen beteiligt waren. Der Stil war durchweg flüssig und gut zu lesen. Die beiden sind anscheinend ein gut eingespieltes Team.

Bewertung vom 31.10.2015
Um Mitternacht
Cruz, Augusto

Um Mitternacht


sehr gut

Die Idee zu dem Buch fand ich total spannend. Der an Alzheimer erkrankte Sammler und Filmliebhaber Forrest Ackermann beauftragt den Detektiven McKenzie damit, den verschollenen Film "Um Mitternacht" zu finden. Sein größter Wunsch ist es, diesen Film vor seinem Tod noch mal sehen zu können. Den Film umgibt eine geheimnisvolle Atmosphäre. Der erste Vampirfilm, ein Stummfilmklassiker, unerklärbare Schatten, die einen verfolgen. Personen, die diesen Film gesehen haben oder nach ihm suchen, verschwinden einfach oder werden ermordet. Doch Ackermann nimmt den Auftrag an und macht sich auf die Suche.

Was ich sehr gut an dem Buch fand, war, dass man sehr viel über die Filme und Schauspieler aus der Stummfilmzeit erfährt. Manchmal fühlt man sich richtig zurück versetzt in die Zeit. So viele Filme von damals sind verschollen oder zerstört worden, was schade ist. Ich mag das Geheimnisvolle, das den Film umgibt. Man fühlt sich, als wäre man selber auf der Suche danach und möchte unbedingt das Rätsel um den Film lösen, weil man auch spürt, wie wichtig dieser Film für Ackermann ist.

Das Buch ist spannend, keine Frage. Einige Stellen fand ich allerdings etwas langatmig, wenn McKenzie z.B. seitenlang von Dingen erzählt, die eigentlich gar nichts mit dem Film oder seiner Suche danach zu tun haben. Mir war manchmal nicht ganz klar, warum diese Sachen manchmal so ausschweifend erzählt werden, obwohl sie nichts zur Story beitragen. Manchmal ist es mir so vorgekommen, dass auf diese Weise Seiten gefüllt werden sollten.
Auch haben mich die fehlenden Anführungszeichen bei der wörtlichen Rede irritiert. Manche Sätze musste ich mehrfach lesen, um zu verstehen, wer etwas gesagt oder nur gedacht hat. Das war zumindest am Anfang irritierend und gewöhnungsbedürftig. Aber ich denke, das macht auch den einzigartigen Stil des Buches einfach aus und ist daher nicht unbedingt negativ zu bewerten.

Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen. Es war eine interessante und spannende Reise in die Welt der Stummfilme, auch wenn ich vielleicht ein paar Stellen im Buch gekürzt hätte, um schneller auf den Punkt zu kommen. Stattdessen hätte ich mir vielleicht ein bisschen mehr Infos zu dem verschollenen Film an sich gewünscht. Aber die einzigartige Atmosphäre des Geheimnisvollen, Mystischen und manchmal schon Fantastischen, macht das Lesen zu einem besonderen Erlebnis.

Bewertung vom 31.10.2015
YOU - Du wirst mich lieben / Joe Goldberg Bd.1
Kepnes, Caroline

YOU - Du wirst mich lieben / Joe Goldberg Bd.1


sehr gut

Das Buch ist anders als vieles, was ich bisher gelesen hab. Es ist aus der Sicht von Joe geschrieben, der einen kleinen Buchladen betreibt und sonst nicht viel mit seinem Leben anzufangen weiß, bis er auf ein in seinen Augen ganz besonders Mädchen, Beck, trifft und besessen von ihr wird. Das Besondere an der Sichtweise ist, dass es so geschrieben ist, als würde er Beck die Geschichte erzählen. Er hat nichts anderes mehr im Kopf als sie und daher spricht er in Gedanken auch dauernd zu ihr, so als wenn sie ihn hören könnte. Ich finde den Schreibstil ziemlich besonders und er passt dadurch auch sehr gut zu der Geschichte.

Von außen betrachtet, finde ich, ist Joe eigentlich ein sehr sympathischer junger Mann, der auch durchaus weiß, wie er die Frauen um die Finger wickeln kann. Wenn er wirklich will, braucht er gar nicht dieses Einsiedlerleben führen, wie er es tut, so lange er kein neues Opfer hat. Doch seine Außenwirkung scheint völlig von dem abzuweichen, wie es in seinem Inneren aussieht. Seine Gedanken sind krank und gefährlich. Er stellt sich über den Rest der Menschen und ist überzeugt davon, dass er im Recht ist, auch wenn er einen anderen Menschen umbringen muss. Dieser krasse Gegensatz zwischen Innen- und Außenleben ist schon beängstigend.

Was ich sehr gut an dem Buch finde, sind die vielen Buch-, Film- und Musikreferenzen. Ich konnte mich dadurch sehr gut in die jeweilige Stimmung des Charakters und der Situationen einfühlen. Und es passt auch gut zu Joe, dass er sich in diese Parallelwelt der Bücher und Musik flüchtet und diese fast besser kennt als die Realität.

Das Buch wurde zwar als Thriller eingeordnet, ich würde es jedoch nicht als Thriller bezeichnen. Dafür ist es zu seicht. Jemand, der einen Thriller in der Art von Stephen King erwartet (dessen Lob für das Buch ja auch auf der Rückseite des Buches zu finden ist), würde bestimmt enttäuscht sein. Bei Stephen King gruselt es einen mehr, seine Charaktere lassen einen in Abgründe schauen, die dieses Buch noch nicht erreicht, aber King ist ja auch der Meister des Grusel-Psycho-Thrillers. Auf dem Cover des Buches selber steht "Roman". Ich finde, das trifft es besser als Thriller.

Alles in allem fand ich es ein gutes, unterhaltsames Buch. Die unterschwellige Spannung steigt vor allem zum Schluss noch mal an, da das Ende bis kurz vor Schluss noch völlig offen erscheint.

Bewertung vom 30.09.2015
Liebten wir
Blazon, Nina

Liebten wir


ausgezeichnet

Wow, was für ein eindrucksvolles Buch. Es geht um Moira, die das Leben durch die Linse ihrer Kamera betrachtet und sich anstatt in Männer in Familien verliebt, und Aino, die Großmutter Moiras neuen Freunds, die ein letztes Mal in ihr Heimatland Finnland reisen will, um etwas zu erledigen, das sie seit ihrer Jugend verfolgt. Nicht ganz freiwillig tun sich die beiden zusammen und brechen zu einer Reise nach Helsinki auf. Auf dieser Reise kommen mehr und mehr Details über Ainos Leben zum Vorschein und auch Moira sieht sich mit den Dämonen ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert.

Anfangs wirken Moira und Aino völlig unterschiedlich. Sie sind sich beide fremd und misstrauen dem anderen. Doch im Laufe der Zeit merkt man, dass sie beide unter der Oberfläche eine ähnliche Geschichte miteinander verbindet. Ich fand es eindrucksvoll, wie die Autorin die beiden Geschichten miteinander verwoben hat. Dies ist ein wirklich tiefgehendes Buch mit zwei Charakteren, die man nicht so schnell wieder vergessen kann. Es hat mich lange nicht mehr ein Buch so sehr angesprochen wie dieses.
Was ich auch gut gelungen fand, war, wie die finnische Kultur beschrieben wird. Das und die Beschreibungen der Stadt Helsinki sind sehr gut recherchiert. Es wirkt authentisch und ich konnte die Plätze direkt vor meinen eigenen Augen sehen.

Das Hörbuch hat mir sehr gefallen. Die Sprecherin hat eine angenehme Stimme und hat genau die richtige Geschwindigkeit gefunden, diese umfangreiche Geschichte zu erzählen, ohne dass man den Faden verliert. Es gab zwei Stellen, an denen anscheinend falsch geschnitten wurde und sich ein paar Sätze wiederholten, doch gemessen an der Gesamtlänge dieses Hörbuchs ist das zu vernachlässigen.