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Winfried Stanzick

Bewertungen

Insgesamt 2354 Bewertungen
Bewertung vom 20.02.2018
In 30 Städten um die Welt

In 30 Städten um die Welt


ausgezeichnet

James Brown, In 30 Städten um die Welt, Gerstenberg 2018, ISBN 978-3-8369-5620-8

Von New York bis nach Tokio: dieses großformatige Buch des britischen Illustrators James Brown nimmt die ganze Familie mit auf eine Weltreise in einzigartigen Bildern. Denn dieses Buch richtet sich an Kinder und Erwachsene gleichermaßen. James Brown zeigt die Städte und ihre berühmten Wahrzeichen in großformatigen, doppelseitigen Plakaten, auf denen er sehr geschickt Wissenswertes und Kurioses in kurzen Texten verbindet mit außergewöhnlich atmosphärischen Grafiken im Retrostil.
Es ist beeindruckend, wie Brown Stimmung, Wahrzeichen und Spezialitäten der Städte einzufangen versteht. Es sind die typischen Farben und Formen, die er wie Elemente eines Steckbriefes einsetzt. Kairo etwa zeigt er als magische Silhouette an einem tiefblauen Nil vor einer gelb aufragenden Pyramide. Tokio wird von einem im Kirschblütenmeer ruhenden Buddha symbolisiert, mit dem schneebedeckten Fuji im Hintergrund und einer roten Sonne am Horizont. London inszeniert der Zeichner unter anderem mit Big Ben, Doppeldecker-Bus, Tower Bridge und Dauerregen; weiße Linien auf blauem Hintergrund.
Als Reiseführer dienen die im Retrostil gehaltenen Illustrationen sicher nicht. Aber sie sind zum schön, setzen Wesentliches originell in Szene, und Fernweh wecken sie allemal!

4 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.02.2018
Smon Smon
Danowski, Sonja

Smon Smon


ausgezeichnet

Sonja Danowski, Smon Smon, Nord Süd Verlag 2018, ISBN 978-3-314-10415-2

Mit ihrem Fabelwesen Smon Smon, das auf dem Planeten Gon Gon lebt, hat die mehrfach preisgekrönte Illustratorin Sonja Danowski eine Bilderbuchfigur und ein feinsinniges Universum in einen zauberhaften Bilderbuch geschaffen, das die kleinen Betrachter dieses Buches in eine fantastische Bilder- und Sprachwelt entführt, in der sie schnell eintauchen und sich auf eine ungewöhnliche Art wohlfühlen werden.
"Das Smon Smon lebt auf dem Planeten Gon Gon. Morgens hängt das Smon Smon sein letztes Ron Ron neben sein Won Won und schwimmt in einem Ton Ton davon." Mit einer wundersamen und absolut ungewöhnlichen Sprache beginnt die Geschichte des puppenhaften Wesens Smon Smon, die in einem vollkommen fantastischen Raum spielend, das zunächst in eine große Not gerät am Ende doch auf wundersame Weise sein ganz persönliches Glück findet, als es auf sein Ebenbild trifft und eine wunderbare Freundschaft ihren Anfang nimmt.

Es geht in erster Linie um die Darstellung einer fantastischen Welt und darum, den Reichtum unsere Sprache bewusst zu machen. Denn das lieben Kinder ganz besonders, wenn sie für fremde Dinge eigene Begriffe zulassen und erfinden können.

Von dieser, mit vielen Doppel-worten ausgestatteten Sprache werden die Kinder ebenso bezaubert und begeistert sein, wie von der magischen Welt, in die sie die Künstlerin Sonja Danowski mit ihren Bildern entführt.

Eine zarte und fein gesponnene Geschichte über Zusammenhalt und Freundschaft. Absolut preiswürdig.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.02.2018
Faceless
Sheinmel, Alyssa

Faceless


ausgezeichnet

Alyssa Sheinmel, Faceless, Hanser 2017, ISBN 978-3-446-25703-0

Maisie, die ich-erzählende Hauptperson dieses 2015 in New York erschienenen Jugendbuches von Alyssa Sheinmel, ist eine sportbegeisterte 16- jährige, die bei guten und besorgten Eltern aufwächst, eine sehr gute, fleißige und ehrgeizige Schülerin und erfolgreiche Sportlerin. Seit einiger Zeit ist sie mit Chirag befreundet und es steht fest, dass sie bald mit ihm zum Abschlussball gehen wird.

Doch eines Tages verändert sich ihr Leben von einer Sekunde auf die andere. Während sie morgens Laufen geht, wird Maisie von einem Gewitter überrascht und ein Blitz trifft die Oberleitung, unter der Maisie gerade durch läuft. Der entstehende Funkenregen verbrennt ihren Körper und besonders ihr Gesicht auf eine furchtbare Weise.

Als sie dick verpackt im Krankenhaus aufwacht, spürt sie vor allem an der Reaktion ihrer Eltern, dass etwas Furchtbares passiert sein muss und langsam kommt ihre Erinnerung zurück. Wer ist sie nun noch, nachdem ihr das Kinn, die Nase und eine Wange fehlen, wie ihr vor allem ihr Vater offenbart. Ihre Mutter versucht ihr dauernd zu vermitteln, sie habe bei allem noch Glück gehabt. Glück nennt sie auch einige Zeit später die Entscheidung der Ärzte, ihr ein Spendergesicht, bzw. Elemente davon zu transplantieren. Maisie stimmt notgedrungen zu und muss sich damit auseinandersetzen, dass sie, um die Abstoßung des fremden Gewebes zu verhindern, ihr Leben lang starke und mit vielen Nebenwirklungen behaftete Medikamente nehmen muss.

Bei aller Einsicht, dass ihr die Transplantation wohl das Überleben gerettet hat, empfindet Maisie ihre OP nicht als Glück. Im Spiegel, den ihr der Vater auf ihr flehendes Bitten reicht, kann sie sich nicht mehr erkennen. Ihr Freund Chirag hält zu ihr, obwohl sie immer mehr spürt, dass er eigentlich nur aus Mitleid bei ihr bleibt.

Als sie nach vielen Monaten so weit hergestellt ist, dass sie wieder in die Schule gehen kann, beginnt für sie eine schwere Zeit, von der sie zunächst nicht glaubt, dass sie sie überleben wird. Und immer strahlt jener Satz vom Anfang des Buches nach: „Zerstört. Was für ein unpassendes Wort. Zerstört sind Dörfer, über die ein Tsunami hereingebrochen ist. Oder Gebäude, die von einer Bombe getroffen wurde. Schiffe, die auf den Meeresgrund sinken. Aber etwas so Kleines, Unbedeutendes wie das Gesicht eines einzelnen Menschen kann doch nicht zerstört werden.“

Ihre beste Freundin versucht ihr Bestes, doch auch diese Freundschaft leidet an der Situation. Wer bin ich noch, wenn sich mein Äußeres so verändert hat, dass ich weder für mich noch für andere noch erkennbar bin?

Alyssa Sheinmel beschreibt mit einer beeindruckenden und unter die Haut gehenden Sprache ein junges Mädchen auf der Suche nach ihrer alten Identität und beim schwierigen Entdecken einer neuen. Und sie hat dazu mit den Eltern, den Freunden und Lehrern Figuren geschaffen, deren jeweilige und unterschiedliche Auseinandersetzung mit dem, was passiert ist, überzeugend und bewegend dargestellt wird.

Ich dachte auf den ersten Seiten zunächst, so etwas wie eine mehr oder minder vollständige Gesichtstransplantation gäbe es gar nicht, doch ein Blick ins Internet konfrontierte mich mit Bildern, die ich dann beim weiteren Lesen nicht mehr aus dem Kopf bekam, die mir aber eine intensive und plastische Vorstellung davon gaben, vor welche enormen psychischen Leistungen die Hauptfigur Maisie sich gestellt sieht.

Erst als sie vermehrt Menschen trifft zum Beispiel in einer Selbsthilfegruppe, die ihr früheres Gesicht nicht kennen, lernt sie Schritt für Schritt, sich auch mit anderen Augen zu sehen und ihr neues Ich zu akzeptieren.

Ein wunderbares Buch, ein anspruchsvolle Lektüre nicht nur für Jugendliche mit einer wichtigen Botschaft. Es ist nicht unser Äußeres, das definiert, wer wir wirklich sind.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.02.2018
Anatomie
Druvert, Hélène;Druvert, Jean-Claude

Anatomie


ausgezeichnet

Dem Buch gelingt es mit Lasercutschnitten das Innenleben eines Menschen darzustellen, den Aufbau des Skeletts vor Augen zu führen, sie veranschaulichen Atmung, Verdauung und das Herzkreislaufsystem. Unter den großzügigen Klappen verbergen sich Organe, Muskeln und Knochen und geben ein Bild davon, wie das Herz schlägt, wie Hören und Sehen funktionieren und was in unseren Köpfen vor sich geht.

Ein lehrreiches Buch, dessen Nutzung für jüngere Kinder manchmal vielleicht die Unterstützung von Erwachsenen nötig macht. Ein Buch, das helfen kann, mit dem eigenen Körper und dem von anderen achtsamer umzugehen.

Bewertung vom 14.02.2018
Hangman. Das Spiel des Mörders / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.2
Cole, Daniel

Hangman. Das Spiel des Mörders / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.2


ausgezeichnet

Daniel Cole, Hangman, Ullstein 2018, ISBN 978-3-548-28921-2

"Hangman“ ist nach "Ragdoll" der zweite Roman aus der "William Fawkes"-Reihe von Daniel Cole, auch wenn der im ersten Band am Ende spurlos verschwundene „Wolf“ im zweiten Band erst ganz am Ende im Epilog auftaucht, und für den nächsten Band eine wieder tragendere Rolle verspricht. Cole schriebt im Nachwort, man müsse „Ragdoll“ nicht unbedingt gelesen haben, um „Hangman“ zu verstehen ( was er auch durch zahlrieche Rückblicke zu unterstützen versucht), ich jedoch fand es hilfreich, dass ich beide Bücher innerhalb einer Woche hintereinander gelesen habe.

Nachdem Emily Baxter schwer verletzt den ebenfalls verletzten „Wolf“ im Gerichtssaal laufen ließ, ist sie mittlerweile befördert worden zum Detective Chief Inspector und hat acht Monate bevor die Handlung von „Hangman“ beginnt, mit dem Anwalt Thomas einen Mann kennengelernt, der ihr auf ihr bisher unbekannte Art Sicherheit gibt durch sein sanftes und verständnisvolles Wesen. Auch die Freundschaft zu Edmunds und seiner Frau Tia hat sich intensiviert. Dennoch ist Emily keine andere geworden. Sie kämpft weiter mit den Dämonen aus ihrer Vergangenheit, die Daniel Cole auch im zweiten Buch für kurze Momente lüftet.

Eben noch bei einem gemütlichen Abend mit Thomas, Edmunds und Tia zusammen, wird Emily mit einem neuen Fall konfrontiert, der nicht nur sie an die „Ragdoll“ erinnert.
In New York wurde ein Toter an der Brooklyn Bridge aufgehängt, das Wort „Köder“ tief in seine Brust geritzt. Das lässt für die FBI-Ermittler nur einen Schluss zu: Ein Killer kopiert den berühmten Londoner Ragdoll-Fall. Chief Inspector Emily Baxter wird sofort von den US-Ermittlern angefordert. Wenig begeistert, fliegt Baxter in die USA und macht sich zusammen mit den FBI Agents Curtis und Rouche an einen Wettlauf gegen die Zeit. Denn der Druck der Medien in den USA ist groß, erst recht als ein zweiter Toter entdeckt wird, dieses Mal mit dem Wort „Puppe“ auf der Brust.

Und dann geschehen in schneller Abfolge abwechselnd grausame Morde in London und New York, die das zunächst sehr ungleiche Ermittlertrio DCI Emily Baxter von New Scotland Yard, FBI Agentin Eliot Curtis und CIA Agent Damien Rouche vor fast unlösbare Aufgaben stellen. Sie fühlen sich wie ein Spielball eines grausamen Mörders, der sie jeweils unterschiedlich mit ihren eigenen Schatten aus der Vergangenheit konfrontiert. Die Beschreibungen und Andeutungen dieser aus den jeweiligen Lebensgeschichten der Ermittlerpersonen herrührenden Persönlichkeiten machten für mich eine der vielen Stärken des Buches aus.

Sie raufen sich zusammen, überwinden ihr gegenseitiges Misstrauen und versuchen, auch mit Edmunds tatkräftiger Hilfe auf der anderen Seite des Atlantiks, das immer undurchsichtiger werdende Netz an Mordfällen aufzuklären. Wer steckt hinter diesem mörderischen Wahnsinn m? Und was hat er für ein Motiv?
So wie „Ragdoll“ ist auch „Hangman“ ein – vielleicht zu schnell auf den ersten Band folgender- spannend geschriebener Thriller, der mit jeder Seite an Spannung gewinnt und zum Schluss in einem Showdown mit viel Action endet. Daniel Cole führt seinen Leser lange immer wieder in Irre bis zu einem dann doch völlig überraschenden Ende.

Ich wünsche Daniel Cole, dass er sich mit den nächsten Band mehr Zeit lässt, und so besser an der sprachlichen Gestalt seiner Geschichten feilen kann. Denn hier ist noch Luft nach oben.

6 von 7 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.02.2018
Adele Spitzeder
Spitzeder, Adele;Nebel, Julian

Adele Spitzeder


ausgezeichnet

Julian Nebel, Adele Spitzeder. Der größte Bankenbetrug aller Zeiten, Finanzbuchverlag 2017, ISBN 978-3-95972-048-9

Julian Nebel erzählt in dem vorliegenden Buch in einer spannenden und lockeren Weise von Adele Spitzeder, einer Frau die in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts in München mit einer später als Schneeballgeschäft bezeichneten Geschäftsidee Furore machte und schließlich mindesten 30.000 Menschen aus München und ganz Bayern in den Ruin trieb.

Ursprünglich als Sängerin und Schauspielerin tätig, hatte sie eines Tages eine lukrative Idee. Sie lieh sich Geld von Freunden sozusagen als Startkapital. Dann ging sie an die Öffentlichkeit und versprach für Einlagen bei der „Spitzeder`schen Privatbank“ monatliche Zinsen von bis zu 10%. Die zahlte sie auch gleich für die ersten zwei Monate aus (von dem Geld, das die Leute in immer größeren Mengen zu ihr brachten). Und so kamen immer mehr und ein richtiger Hype brach aus, obwohl es an kritischen Stimmen nicht fehlte.

Als sie selbst, von Zweifeln geplagt, bei den Behörden nachfragte, ob ihr Handeln denn rechtmäßig sei, bekam sie den Bescheid, alles sei rechtens. Solange die Geldzufuhr andauerte, konnte sie dieses Geschäftsmodell fortführen, bis es schließlich im November 1872 zusammenbrach und Adele Spitzeder verhaftet und zu drei Jahren Haft verurteilt wurde.

Auf lockere und sehr unterhaltsame Weise erzählt Julian Nebel die Lebensgeschichte dieser Frau, bei deren Lektüre man mehr als einmal geneigt ist, Parallelen zu heutigen Finanzphänomen zu ziehen.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.02.2018
Die Geschichte des Kinderbuches in 100 Büchern
Cave, Roderick;Ayad, Sara

Die Geschichte des Kinderbuches in 100 Büchern


ausgezeichnet

Roderick Cave, Sara Ayad, Die Geschichte des Kinderbuches in 100 Büchern, Gerstenberg 2017, ISBN 978-3-8369-2123-7

Wer als Freund von Kinder- und Bilderbüchern, zu denen sich der Rezensent seit der Geburt seines Sohnes 2003 begeistert zählt, dieses voluminöse Buch in die Hand bekommt, wird es so schnell nicht wieder aus der Hand geben. Ein Buch hat der Gerstenberg Verlag in Hildesheim verlegt, das in ganz besonderer Weise in Texte und grafischer Gestaltung die lange Geschichte des Kinderbuches verfolgt. Viel mehr als die im Titel genannten 100 Bücher werden vorgestellt: „In diesem Buch erwähnen wir neben den hundert ausgewählten noch viele andere Bücher und Autoren.“

Die beiden Autoren, Roderick Cave , der als Bibliothekar und Spezialist für historische Bücher die Texte verantwortet und Sara Ayad, eine gefragte Bildrechercheurin beginnen mit mündlichen und vorschriftlichen Traditionen. Sie gehen zurück bis in die Zeit um 2500 v.Chr. mit einem in Stein gemeißelten Schlaf- und Heillied der Sumerer. Eine Mutter bittet darum, ihr Kind möge wieder gesund und stark werden. Schon lange bevor im 18. Jahrhundert die ersten speziell für kleine Kinder verfassten Bücher erschienen, standen Wiegenlieder, Kinderreime, Fabeln und Mythen, die mündlich überliefert wurden.
Auf 275 Seiten schildert dieser repräsentative Band sehr anschaulich und unterhaltsam, wie Erwachsene auf der ganzen Welt Kinder mit Geschichten unterhalten, gebannt, belehrt und zuweilen auch verängstigt haben. Die ältesten sind die Äsop-Fabeln, Tausendundeine Nacht und das indische Panchatantra, jüngeren Datums sind die Märchen der Brüder Grimm und Abenteuer wie Gullivers Reisen. Doch nicht nur Klassiker und Bestseller werden hier präsentiert, sondern auch Erfindungsreichtum: Das erste Fühlbuch etwa wurde bereits 1940 veröffentlicht. Roderick Cave hat erstaunliche Fakten über die Entstehung und Entwicklung des Kinderbuches zusammengetragen.

Dieses Buch gehört in die Bibliothek jedes Freundes von Kinderbüchern.

5 von 6 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.