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Benutzername: 
gagamaus
Wohnort: 
München

Bewertungen

Insgesamt 510 Bewertungen
Bewertung vom 19.07.2022
Violeta
Allende, Isabel

Violeta


ausgezeichnet

Anhand des Lebens der 100jährigen Violeta del Valle erzählt Isabel Allende diesmal aus der Sicht einer starken Frau über einen langen Zeitraum von Südamerika, von der sich verändernden Gesellschaft, den politischen und sozialen Verwerfungen, den Umbrüchen ihrer Heimat. Die Geschichte beginnt 1920 nach dem Krieg in Zeiten der großen Pandemie des 20.ten Jahrhunderts, der spanischen Grippe. Violeta wird als einzige Tochter in eine gut situierte Familie geboren, erlebt ein intensives Familienleben bis eine irische Hauslehrerin ihren Blick weitet und sie ganz neue Dinge lehrt.

Anfangs fügt Violeta sich noch dem Frauenbild, später wird sie selbstständiger und mutiger. Ihr Leben ist sehr facettenreich und hat dramatische Höhen und Tiefen. Allende findet wie immer warme und kluge Worte für all die Gefühle und Geschehnisse. Sie schreibt mit einem südamerikanischen Grundton, der sich aber auch amerikanischer Erzählmuster bedient.

Für mich gehört es zu ihren besten Geschichten. Abgerundet wird das ganze von einem wunderschönen Cover. Ich kann das Buch nur wärmstens empfehlen.

Bewertung vom 19.07.2022
Liebesdings (Das Original-Hörspiel Zum Kinofilm)

Liebesdings (Das Original-Hörspiel Zum Kinofilm)


sehr gut

Was für eine nette Idee. Aus dem Film gleich auch noch ein Hörbuch zu machen. Da ich es wohl nicht ins Kino schaffe, habe ich mir flugs das Liebesdings einfach angehört. Mit den Originalschauspielern, den Originaltönen. Ja, es wäre natürlich nett, wenn man Elias und Lucie auch sehen könnte. Und ja, es wurde ein wenig gekürzt. Dafür wurde ein sehr angenehmer Sprecher eingefügt, der mit sehr unterhaltsamen Texten und Kommentaren das erzählt, was die Augen nicht sehen können.

Hat mir gefallen und könnte ich mir gut für andere Filme dieses Genres vorstellen.

Bewertung vom 19.07.2022
City on Fire Bd.1
Winslow, Don

City on Fire Bd.1


ausgezeichnet

Was für ein genialer Mafiosi-Thriller. Man hat die Bilder vom "Paten" im Kopf, wenn man dieses Buch liest. Die italienischen "Spagetthi-Fresser" geraten mit den irischen "Kartoffel-Fressern" aneinander. Alles wegen einer dummen Tante, die ihren Italiener wegen einem Iren sitzen lässt. Und der rächt sich überzogen blutig, so dass sich nun die Iren wiederum zu einer Revanche gezwungen sehen. Schnell wird daraus ein Bandenkrieg. Und mitten drin Danny, der Sohn eines ehemaligen Bosses, der eigentlich lieber ein kleiner Fisch wäre, der eine ruhige Kugel schiebt und mit Frau, Kind und Freunden schöne Urlaube und ein unspektakulären Leben führen würde. Aber man lässt ihn nicht. Nachdem seine Chefs sich in diesem dummen Bandenkrieg umbringen lassen und er um seine kleine Familie fürchtet, sieht er sich gezwungen, das Ruder in die Hand zu nehmen. Dabei ist er ziemlich kreativ und schlau bei der Wahl seiner Mittel und wendet sich erst mal an die Schwarzen, die natürlich eine eigene Bande haben . So mancher hat ihn ganz gewaltig unterschätzt.

Die Geschichte ist lakonisch und bitterböse erzählt. Mehr als einmal tun einem die Beteiligten fast leid, weil sie nicht raus kommen aus der Todesspirale, wie sehr sie es auch versuchen. Das Gangstermillieu ist die erzählerische Spielwiese, auf der Don Winslow immer wieder zur Höchstform aufläuft. Er führt dem Leser mit großem Können all die Untiefen und menschlichen Abgründe vor Augen, aber auch all das, was jeden Menschen, auch die Bösen, bewegt. Denn auch sie lieben ihre Familie, fürchten den Tod, schwören den Freunden Treue und versuchen einfach zu überleben. Nicht immer erfolgreich und nicht immer gesetzestreu.

Ganz großes Kopfkino.
Volle Punktzahl

Bewertung vom 23.06.2022
Die Stunde zwischen Nacht und Morgen
Lo Cascio, Priska

Die Stunde zwischen Nacht und Morgen


ausgezeichnet

Kann man von einem Buch, dass in den Tagen nach dem zweiten Weltkrieg spielt sagen, dass es wundervoll ist. Kann man. Denn dieses Buch hat mich mit seiner klugen Menschlichkeit sehr berührt. Der vielversprechende Klappentext findet einen schönen Widerhall in dieser Geschichte.

Eine junge Schweizerin arbeitet in Köln in einer Auffangstation für die, die der Krieg ausgespuckt hat. Dem Jungen, der alleine durchzukommen versucht. Der Wehrmachtoffizier, der aus Gefangenschaft zurückkommt und nach einem Neustart sucht. Aber auch der englische Soldat, der die Deutschen besser behandelt als sie selbst es erwartet haben.

Eine zarte Liebesgeschichte durchzieht diesen tollen Roman in dem so viel Hunger, Leid und Verletzung aufgearbeitet werden müssen. Mich hat der Erzählstil total geflasht und ich bin mit diesem zweiten Roman endgültig zum Fan der Autorin geworden. Hoffentlich gibt es bald Neues von. ihr.

Bewertung vom 23.06.2022
Das Reich der Vampire Bd.1
Kristoff, Jay

Das Reich der Vampire Bd.1


ausgezeichnet

Gäbe es mehr Sterne ich würde noch eine Handvoll oben drauf setzen. Ich bin ein bekennender Kristoff-Fan und hatte große Erwartungen an diesen ersten Band der Vampir-Trilogie. Und yeah, ich hab genau das bekommen, was ich gehofft hatte.

Vampire gibt es jede Menge in diesem Buch. Verfaulte Elende, fast unbesiegbare Eisblut-Wesen und dann noch die Vampirjäger, die selber Halb-Vampire sind und mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben wie die Monster die sie jagen.

Einige Eckpunkte sind aus vielen anderen Büchern und Filmen liebgewonnene Details, die in einem guten Vampirroman nicht fehlen dürfen. Da bedient sich Kristoff ohne Hemmungen aber genau in der richtigen Dosis, die man ja erwartet, wenn man so einen Roman über die Blutdürstigen liest. Aber er schafft es mal wieder vortrefflich, etwas ganz eigenes aus der Geschichte zu machen. Angefangen bei dem derben und harten Ton, der durch die Story wabert und den teil zotigen teils wilden Dialogen, in denen der Hass, die Angst, der Frust der Protagonisten aus jeder Zeile tropft. Der Plot wird mit geschickten zeitliche Haken erzählt in denen ein Vampirfürst und der beste Vampirjäger aller Zeiten ein langes und intensives Gespräch führen.

Ich habe das E-book gelesen, weil es ich es schon vor dem Erscheinungstermin Lesen durfte. Aber jetzt werde ich mir das Hardcover zulegen. Denn die Zeichnungen machen das Buch zu etwas ganz besonderem und das dicke Ding gehört einfach in mein Kristoff-Regal.

Für alle, die einen rauen und blutrünstigen Vampirroman lesen wollen. Ein wenig wie eine Mischung aus Dracula, Blade und Underworld. Herrlich unkonventionell. Kristoff hat einfach eine coole Schreibe.

Bewertung vom 12.05.2022
Das Mädchen und der Totengräber / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.2
Pötzsch, Oliver

Das Mädchen und der Totengräber / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.2


ausgezeichnet

Inspektor Leopold von Herzfeldt ermittelt in seinem zweiten Fall im historischen Wien. Wieder versucht er nach neuesten Methoden zu arbeiten. Wieder holt er sich Hilfe von Totengräber Augustin Rothmayer.

Ein zweiter Band einer Reihe folgt ja ganz eigenen Gesetzen. Dem geneigten Leser sind die Hauptdarsteller bereits bekannt. Man freut sich womöglich sogar, sie wieder zu treffen. Das beinhaltet aber auch eine gewisse Erwartungshaltung, vor allem, wenn, wie hier, der erste Teil sehr unterhaltsam und durchaus innovativ war. Im besten Falle sollte der zweite also an den ersten heranreichen und ich denke, es ist auch nett, wenn man neues von den Charakteren erfährt, sie sich womöglich weiterentwickeln.

Langer Rede kurzer Sinn. Das Mädchen und der Totengräber hat all meine Wünsche erfüllt und lässt mich sehr zufrieden und mit Vorfreude auf einen dritten Band zurück.

Bewertung vom 12.05.2022
Tiefes, dunkles Blau
Kobler, Seraina

Tiefes, dunkles Blau


gut

Der Leiter einer Kinderwunschklinik wird ermordet. Die Polizistin Rosa Zambrano, die gerade noch selbst Eizellen hat einfrieren lassen, ermittelt nun wegen Mordes.

Für mich war das Buch trotz der Krimihandlung kein richtiger Krimi. Über weite Strecken sind die Ermittlungen eher Nebensache. Mehr geht es um die Hauptfigur Rosa, ihre Vergangenheit, ihre Hobbys, ihre Sehnsüchte. DA es sich um den ersten Teil einer Reihe handelt, ist ja klar, dass man ein wenig eingeführt wird in das Setting und die Innenwelten der Darsteller. Aber das war mir fast ein wenig zu viel. Das Zürichfeeling und der schweizerische Charme kommen gut rüber. Ich lese gerade alle Romane von Christine Brand, die ebenfalls aus der Schweiz erzählt und finde das wirklich gelungen. Hier bei Frau Kobler fühlte ich mich nicht ganz abgeholt und ich denke, ich werde keinen weiteren Roman dieser Reihe lesen. Der Erzählstil ist einfach zu weitschweifig und harmlos für mich.

Bewertung vom 12.05.2022
Liquid
Genzmer, Herbert

Liquid


weniger gut

"Liquid" klang genau nach meinem Beuteschema. Ein spannender Thriller mit ein wenig SF-Thematik. Eine starke Frau, die gegen einen mächtigen Gegner die Wahrheit ans Licht bringen muss. Und dazu ein wirklich ansprechendes Cover. Aber dann kam es doch ein wenig anders als von mir erhofft.

Ja, ich weiß, man sollte mit seinen Erwartungen haushalten, wenn man einen neuen Autor ausprobiert. Aber oft wurde ich hier durch die vorgestellten Bücher auf wunderbare neue Bücher aufmerksam.

Leider hat mich aber bald sehr vieles gestört an Liquid. Der Erzählstil ist langatmig, detailverliebt, umständlich. Die Darsteller agieren immer knapp neben dem, was ich als realistisch und authentisch bezeichnen würde. Das eigentliche Thema bleibt lange etwas schwammig. Die Bedrohung wird sehr plakativ durch viele derbe Morde in Szene gesetzt, deren Brutalität mir zu überdreht und der Situation gar nicht angemessen erschien. Die Heldin ist für meinen Geschmack einerseits zu schlagkräftig und andererseits zu blauäuig. Und die Darstellung des Drogenbarons war mir zu naiv und positiv.

Weder der Plott noch die Dialoge konnten mich überzeugen. Das Buch war überhaupt nicht Meines.

Bewertung vom 12.05.2022
Die Wächterinnen von New York
Jemisin, N. K.

Die Wächterinnen von New York


sehr gut

Von gagamaus
N.K. Jemisin lebt und arbeitet in New York. Anders kann es auch gar nicht sein, wenn man "Die Wächterinnen von New York" gelesen hat. Es ist eine farbenprächtige, lebenspralle Liebeserklärung an den brodelnden Big Apple. An die Stadt, die alles in sich vereint, was die menschliche Natur zu bieten hat. Jede Art von freier Liebe und Rassenhass, den Schmutz der Armut und die blinde Schönheit der Reichen, Tod und Auferstehung, Sehnsucht und Erfüllung. Und all das packt die Autorin in ein ungewöhnliches Fantasygewand und entspinnt eine wilde Geschichte um Großstädte, die lebendig werden und ums reale Überleben kämpfen müssen. Dabei zu Seite stehen ihnen WächterINNen, die unterschiedlich wie die einzelnen Stadtteile daherkommen und sich zusammentun müssen, um die lebendige Stadt New York zu schützen und zu verhindern, dass bedrohliche Tentakel alles in den Abgrund reißen.

Klingt das irre und ungewöhnlich. Ja, so ist es. Und genau so liest sich diese Geschichte. Jemisin wählt einen kraftvoll-burschikosen Erzählstil. Ihre Heldinnen und Helden sind schillernd und facettenreich - heute sagt man queer dazu, ein Begriff, den ich etwas scheue, denn er wird für meinen Geschmack oft inflationär gebraucht und beinhaltet für mich fast schon einen Stempel, den ich bei diesem Buch vermeiden will, denn es ist so ungewöhnlich, dass ich keine vorgefertigten Meinungen aufkommen lassen will.

Wagt einen Blick in diese Geschichte. Lasst euch Zeit und seit mutig zuzulassen, dass es ein wenig dauert, bis das große Ganze sich herauskristallisiert und Fahrt aufnimmt. Und seit gewarnt. Dies ist nur der erste Band und es ist noch lang nicht Alles erzählt.

Bewertung vom 12.05.2022
Morgen kann kommen
Kürthy, Ildikó von

Morgen kann kommen


ausgezeichnet

Nachdem eine gute Freundin mich eher unfreiwillig auf eine Lesungsshow von Ildikó Kürthy mitgeschleift hatte und ich einen wundervollen Abend erleben durfte, habe ich mir vorgenommen, diese Autorin nun nicht mehr zu unterschätzen, sondern mich gleich auf das nächste Buch von ihr gefreut. Und ich wollte unbedingt das Hörbuch, denn die Stimme der Autorin ist so unvergleichlich warm und gute Laune machend, das konnte ja nur ein Hörvergnügen werden. Und ja, hurra, so war es auch.

Klug und witzig schreibt sie aus dem Leben einer Fünfzigjährigen. Genau mein Alter. Das Hörbuch hat mich berührt und amüsiert gleichermaßen. Es hat Tiefgang und gleichzeitig einen hohen Unterhaltungswert.

Für mich ist Frau Kürthy die Entdeckung des letzten Jahres und hat mit „Morgen kann kommen“ nun endgültig mein Herz erobert.