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Anja
Wohnort: 
GMH

Bewertungen

Insgesamt 168 Bewertungen
Bewertung vom 20.04.2018
DUMPLIN'
Murphy, Julie

DUMPLIN'


sehr gut

süße Geschichte mit gewichtigen Erkentnissen (4,5)

Die 16-jährige Willowdean ist eigentlich zufrieden mit sich – nur manchmal kratzt ihr Übergewicht an ihrem Selbstbewusstsein, z.B. wenn ihr süßer Kollege Bo sie unerwartet küsst oder ihre Mutter mal wieder nur den jährlichen Schönheitsbewettbewerb der Stadt im Sinn hat. Aber wer sagt eigentlich, dass dort nur schlanke Mädchen teilnehmen dürfen?

Willowdean, die sich selbst nur Will nennt und von ihrer Mutter seit jeher Dumplin’ (engl, Knödel, Mops) genannt wird, ist ein selbstbewusster Teenager, der schrägen Blicken und dummen Kommentaren von Fremden gelassen gegenübersteht. Bei ihren Freunden reagiert sie allerdings nicht immer so selbstsicher.
Will ist die Ich-Erzählerin der Geschichte und lässt den Leser damit an all ihren Gedanken, ihren Ängsten und Zweifeln, aber auch ihren mutigen Plänen teilhaben.
Sie ist ein „typischer Teenager“, hat mal Streit mit ihrer Mutter und ihrer besten Freunden, stürzt in ihr erstes Liebeschaos und verzweifelt an den Herausforderungen des täglichen Lebens. Dabei empfand ich Will manchmal als etwas anstrengend – einige ihrer Reaktionen wirken unnötig zickig und nachtragend. Aber sie ist eben erst 16 – da gehören eine große Portion Drama und sprunghafte Launen ja irgendwie zum Leben dazu.

Dennoch empfand ich die Handlung dadurch passagenweise als unbefriedigend. Probleme, die eigentlich keine sind, werden seitenlang mitgeschleppt und Meinungsverschiedenheiten lange aufgebauscht.
Dennoch hat es mir insgesamt Spaß gemacht, das Buch zu lesen. Mit der Teilnahme an dem „Miss Teen Blue Bonnet“-Schönheitswettbewerb steht Will ihre bislang wohl größte Mutprobe bevor. Immer mal wieder zweifelt sie an ihrem Vorhaben, bevor sie neuen Mut und neues Selbstvertrauen erlangen kann. Dabei schließt sie neue Freundschaften und erkennt, welche Dinge im Leben wirklich wichtig sind.

Mobbing, die Beziehung zu ihrer Mutter, der Umgang mit Verlust und die erste Liebe sind zentrale Themen des Buches, und stellen Will vor Probleme, die sie bei der Suche nach sich selbst bewältigen muss, was ihr mal besser und mal schlechter gelingt.
Der Schönheitswettbewerb selbst – mit all seinen befremdlichen amerikanischen Sitten – nimmt zum Glück nicht zu viel Raum ein.

Neben Will gibt es sehr facettenreiche Charaktere, deren Entwicklung ebenso spannend zu verfolgen ist wie Wills.
Besonders mochte ich die Szenen mit Bo, der mir sofort sympathisch war und sich Will gegenüber stets zuvorkommend verhält, auch wenn sie es ihm nicht immer leicht macht.

Die Geschichte beinhaltet viele schöne Gedanken, nicht zuletzt die Erkenntnis, dass Schönheit nichts mit Äußerlichkeiten zu tun hat. Dabei setzt im Verlauf auch bei einigen Figuren ein Umdenken ein.

Das Ende lässt einige Punkte offen – die aber auch einfach keine Rolle spielen, nachdem Will erkannt hat, was für sie selbst wichtig ist.
Die Ankündigung eines weiteren Buches mit anderen Hauptfiguren der bereits bekannten Charaktere lässt aber vermuten, dass die offenen Punkte vielleicht dennoch geklärt werden.

Fazit
Dumplin’ ist ein Jugendbuch, welches viele wichtige Themen auf teils witzige, teils emotionale Weise bearbeitet. Will ist eine sympathische Figur, deren Weg ich gern verfolgt habe, auch wenn sie mir mit ihrem übertrieben zickigen Verhalten das Lesen manchmal schwer gemacht hat. Sie macht eine tolle Entwicklung durch – womit sie nicht nur in der Geschichte als Vorbild fungieren kann. Das Ende – besonders die Auslassungen – empfinde ich als sehr stimmig.

Bewertung vom 14.04.2018
Der Zorn der Gerechten / Scythe Bd.2
Shusterman, Neal

Der Zorn der Gerechten / Scythe Bd.2


ausgezeichnet

aufregender, ereignisreicher zweiter Teil, der immer wieder überrascht

Achtung: 2. Teil der Reihe. Inhaltliche Spoiler zum Vorgänger vorhanden

Seit den Ereignissen des ersten Bandes (→ Hüter des Todes) scheinen bereits einige Monate vergangen zu sein, die Wege der bekannten Figuren werden aufgegriffen und fortgeführt.
Der Einstieg ins Buch fiel mir nicht ganz leicht. Es wird häufig auf vergangene Ereignisse Bezug genommen, diese werden aber nur so knapp angedeutet, dass ich meine Erinnerungslücken damit nicht füllen konnte. Gerade einige Namen konnte ich in der Vielzahl der Figuren nicht sofort zuordnen. Wodurch allerdings einige Zeit vergangen ist und die Figuren teilweise nun neue Rollen haben, mit denen sie sich zurechtfinden müssen, habe ich mein fehlendes Wissen größtenteils nicht als so störend empfunden. Es fühlt sich ein wenig an, als würden in einer bekannten Welt neue Handlungsstränge beginnen. Erst nach und nach fügte sich das Gesamtbild wieder zusammen.

Ich finde die Welt der Scythe unglaublich spannend. Ein ewiges Leben reizt mich nicht, doch der Autor hat hier eine moderne Welt mit einem komplexen Regelwelt geschaffen, deren Faszination man sich nur schwer entziehen kann.
Wer den ersten Band von Scythe gelesen hat, weiß aber auch, wie verstörend die Welt ist. Daran hat sich auch jetzt nichts geändert. Das System der Nachlese mag notwendig sein, wirkt aber auch oft grausam. Da die Scythe weiterhin in verschiedene Lager gespalten sind, gibt es unter ihnen immer noch viele Konflikte.

Die Handlung ist von Beginn an fesselnd. Die überwiegend eher kurzen Kapitel springen zwischen zahlreichen, sehr verschiedenen Figuren hin und her.
Nach seinen Taten am Ende des letzten Bandes hat Rowan einen ungewöhnlichen Weg eingeschlagen. Er begibt sich in ständige Gefahr und legt sich mit mächtigen Gegnern an.
Citra, die nun eine Scythe ist, sucht nach einem Weg, ihren Opfern die Nachlese erträglicher zu machen. Doch dabei stößt sie auch auf Widerstand und macht sich damit Feinde.
Interessant, teilweise aber auch befremdlich, sind die kurzen Passagen des Thunderhead – einer künstlichen Intelligenz, welche nahezu alle Ereignisse auf der Welt beobachten kann, die Entwicklung der Menschheit vorausberechnet und unter umständen auch Kontakt zu einzelnen Figuren aufnimmt und sie damit in ihrem Handeln beeinflusst.

Die Geschichte ist zu keinem Zeitpunkt vorhersehbar. Immer wieder gibt es unerwartete Wendungen. Viele Figuren sind schwer durchschaubar, sodass man lange nicht weiß, auf welcher Seite sie stehen und welche Ziele sie verfolgen. So spitzt sich die Handlung immer weiter zu, es wird dramatischer und verworrener, da viele Pläne und Intrigen geschmiedet werden. Das Ende kommt dann ebenfalls überraschend dramatisch daher. Einerseits bleibt es sehr offen, andererseits bietet es schon einen kleinen Ausblick, welchen Weg Neal Shusterman für seine Figuren vorgesehen haben könnte.

Fazit
Eine spektakuläre Fortsetzung mit einer Vielzahl an unerwarteten Wendungen und überraschenden, oft schockierenden Ereignissen. Da jede Figur eigene Ziele verfolgt, werden allerlei Intrigen gesponnen und Konflikte geschürt. Die sympathischen Figuren des ersten Bandes, Citra und Rowan, stecken mittendrin und müssen sich gegen mächtige Gegner behaupten. Ist man erst mal wieder drin, ist es schwer, die Geschichte wieder aus der Hand zu legen.

Bewertung vom 26.03.2018
Für immer ist die längste Zeit
Fabiaschi, Abby

Für immer ist die längste Zeit


gut

regt zum Nachdenken an, konnte mich aber nicht richtig fesseln

Maddy ist vom Dach der Bibliothek gesprungen. Nun blickt sie von oben auf ihre Familie und sucht nach einer neuen Frau für ihren Mann und einer Mutter für ihre 17-jährige Tochter. Eve und Brady hingegen versuchen verzweifelt herauszufinden, warum Maddy so unzufrieden war, dass sie den Freitod gewählt hat. Dabei erhalten beide einen ganz neuen Blick auf ihr Leben.

Der Einstieg in das Buch fiel mir nicht ganz leicht. Anfangs fand ich den Schreibstil etwas umständlich, zu stelzig und unrund. Mit der Zeit hatte ich mich aber eingelesen und bin auch mit den drei wechselnden Ich-Perspektiven gut zurechtgekommen.
Maddy nimmt dabei eine Beobachterrolle ein. Aus einer Art Zwischendimension schaut sie auf ihre Familie und versucht Einfluss auf deren Handeln zu nehmen. Da sie teilweise Gedanken hören kann, bekommt der Leser einen zusätzlichen Blick auf die Figuren, die sie beobachtet, und einige Eindrücke von Maddys Sicht auf das Geschehen sowie Erinnerungen aus ihrem Leben.
Ich bin kein gläubiger Mensch und fand Maddys Position und die Beschreibungen, was mit ihrer Seele bzw. ihrem Geist weiter passiert, teilweise etwas eigenwillig.
Brady arbeitet unglaublich viel, sodass er nach Maddys Tod erkennen muss, wie wenig er von dem Familienleben mitbekommen hat. Anfangs fand ich ihn nicht sonderlich sympathisch, allerdings macht er einen ziemlichen Wandel durch.
Auch Tochter Eve mochte ich anfangs nicht. Sie wirkt extrem zickig, allerdings reagiert sie damit nur auf ihr Umfeld, das so tut, als müsste nach dem Selbstmord ihrer Mutter ihr eigenes Leben ganz normal weiterlaufen. Schnell zeigt sich, wie der Tod ihrer Mutter Eve aufwühlt und auch sie macht im Verlauf eine Veränderung durch durch.

Dieser Wandel ist es letztlich auch, der mir an dem Buch gut gefallen hat. Alle drei Figuren blicken auf ihr bisheriges Leben. Dabei stellen besonders Eve und Brady fest, dass sie teilweise aneinander vorbeigelebt haben, wenig auf die Wünsche der anderen geachtet haben. Sie hinterfragen alltägliche Handlungen und machen dabei deutlich, was für einen Unterschied es machen kann, wenn man sich nur ein paar Minuten Zeit nimmt, beispielsweise über das alljährliche Geburtstagsgeschenk ein wenig nachzudenken.
Auch der unterschiedliche Umgang mit der Trauer war interessant zu beobachten.

Ansonsten konnte mich die Geschichte aber nicht so richtig packen. Es passiert nicht wahnsinnig viel. Über weite Strecken plätschert die Handlung einfach so vor sich hin. In der zweiten Hälfte werden soar noch neue Handlungsstränge begonnen und flüchtig abgearbeitet, die letztlich gar nichts zum Geschehen beitragen. Spannung kommt nicht auf. Zwar deutet sich an, dass einige Figuren Geheimnisse haben, doch die Auflösung kommt nach vielen kleinen Hinweisen dann auch nicht mehr überraschend, sodass auch das Ende – wie auch das ganze Buch – nicht sonderlich spektakulär ist.

Fazit
Wichtige Gedanken, die zum Nachdenken über das eigene Leben und kleine Gesten des Alltags anregen, durchziehen das Buch. Die Entwicklung, die die Figuren im Umgang mit ihrer Trauer und der Erkenntnis, was sie in der Vergangenheit anders hätten machen können, durchmachen, ist ganz interessant zu beobachten. Leider zieht sich die Handlung aber insgesamt und das Ende kommt letztlich auch nicht mehr überraschend.

Bewertung vom 04.03.2018
Hot Cop (eBook, ePUB)
Beck, Samanthe

Hot Cop (eBook, ePUB)


gut

recht vorhersehbar

Zehn Jahre hat Ethan auf Lauralie gewartet. Nun beschließt er, dass der Zeitpunkt gekommen ist, sie davon zu überzeugen, ihr Leben voller One Night Stands hinter sich zu lassen. Laurie möchte keine Beziehung. Doch als ihre Bäckerei abbrennt, bietet Ethan Laurie eine Chance, die sie nicht ablehnen kann.

Nun, wo fange ich an.
Bei dem Buch handelt es sich um den zweiten Band der Compromise me-Reihe. Ich kenne den ersten Teil nicht, dieser war für das Verständnis aber auch nicht notwendig. Zwar wird die Geschichte von Chelsea, die die Protagonistin des ersten Bandes und Lauries Freundin ist, aufgegriffen, man bekommt aber nicht den Eindruck, in den angedeuteten zurückliegenden Ereignissen etwas verpasst zu haben.

Dank des flüssigen Schreibstils lässt sich das Buch zügig lesen. Aus wechselnder personaler Sicht bekommt der Leser einen Einblick sowohl in Ethans als auch in Lauries Gedanken und Gefühle.

Leider bietet die Geschichte wenig Neues. Laurie braucht Geld. Ethan will sie für sich gewinnen, während er gleichzeitig seine Mutter ruhig stellen will, indem er ihr eine Freundin präsentiert. Und schon nehmen die Ereignisse ihren Lauf. Einzig Lauries unberechenbare Mutter sorgt mit unangekündigten Besuchen für ein paar Überraschungen.

In der Geschichte gibt es zahlreiche Sexszenen, von denen sich einzelne Treffen teilweise seitenlang hinziehen. Diese werden ausführlich und in eher derber Wortwahl geschildert. Dabei hätte ich mir zugunsten von etwas mehr Handlung ein paar weniger erotische Abenteuer gewünscht.

Das Ende ist stimmig, kam aber nicht überraschend.

Fazit
Das Buch liest sich gut, wenn man von den teilweise zu langen Sexszenen absieht. Doch obwohl beide Figuren zahlreiche Emotionen durchleben, fand ich die Geschichte insgesamt zu vorhersehbar.

Bewertung vom 19.02.2018
Beneath the Scars - Nie wieder ohne dich (eBook, ePUB)
Moreland, Melanie

Beneath the Scars - Nie wieder ohne dich (eBook, ePUB)


gut

zwiegespalten

Megan flüchtet vor ihren Problemen in ein kleines Strandhaus. Dort will sie zur Ruhe kommen und neue Kraft schöpfen. Dies gelingt ihr aber nur mäßig gut. Kaum angekommen, ärgert sie sich über ihren griesgrämigen Nachbarn. Doch gleichzeitig fasziniert er sie sehr. Warum lässt er niemanden an sich heran?

Das Buch lässt mich ein wenig zwiegespalten zurück. Einerseits ist es eine berührende, gefühlvolle Geschichte, die ich innerhalb von zwei Tagen verschlungen habe. Aber andererseits haben mich auch viele Dinge beim Lesen gestört.

Das fängt schon mit den Figuren an: Zachary ist ein schwieriger Charakter. Anfangs ist er unnahbar, fies und hat einen ziemlichen Befehlston an sich. Im späteren Verlauf ist er aber oft extrem weinerlich und ängstlich. Auch wenn seine unterschiedlichen Gefühle zwar nachvollziehbar sind, empfand ich ihn in manchen Szenen als zu schwach, einfach zu mitleiderregend.

Die Vergangenheit beider Figuren ist das große Geheimnis des Buches. Während Megan ihre Vergangenheit recht früh preisgibt, bleibt Zachs Geschichte noch lange verborgen. Sein Geständnis ist dann umso spektakulärer und kam für mich wirklich unerwartet. Das ist im großen und ganzen aber auch die einzige Überraschung der Geschichte. Der gesamte Handlungsverlauf ist recht vorhersehbar, da es immer wieder kleine Ereignisse gibt, die die kommenden Geschehnisse bereits andeuten, auch wenn die Figuren selbst davon völlig überrumpelt werden.
Leider gehen zwei Ereignissen, die zu sehr Schlüsselszenen führen, unlogische Momente voraus (Beispiel: Die beiden lernen sich nur näher kennen, weil Megans Hund wegläuft. Dixie flüchtet, während Megan schläft. Der Hund liegt zunächst neben ihr. Gefunden wird Dixie mit verhedderter Leine im Wald. Der Hund trug also im Haus eine Leine, während er bei ihr schlief, war aber nirgendwo festgebunden. Ohne Leine hätte Dixie zurücklaufen können und das ganze Drama wäre nicht passiert...).

Das Buch liest sich flüssig. Es gibt wechselnde Ich-Perspektiven der zwei sehr unterschiedlichen Hauptfiguren, sodass man Einblicke in ihre jeweiligen Gedanken und Gefühle bekommt. Gerade Zachs Innenleben ist sehr spannend, weil er zunächst sehr wenig nach außen preisgibt.

Was mich mit der Zeit auch gestört hat, war der extrem häufige gebraucht der Worte „Ich liebe dich“. Die magischen Worte verlieren mit der Zeit ihren Zauber, da sie mindestens zehn Mal zu oft fallen. Sexszenen sind vorhanden, werden aber sehr detailarm und oberflächlich beschrieben, sodass die prickelnde Erotik ausbleibt.
Während man sich bei anderen Büchern noch ein paar Seiten mehr wünscht, um einen kleinen Blick in die Zukunft zu erhaschen, waren es hier vielleicht einige Seiten zu viel. Der Spannungshöhepunkt war schon lange erreicht, sodass ich das Ende als etwas zu langgezogen empfunden habe. Es plätschert nur noch vor sich hin.

Fazit
Obwohl sich das Buch flüssig liest und die Geschichte interessant genug ist, um sie zugig wegzulesen, konnte mich das Buch nicht so richtig mitreißen. Viele Ereignisse sind vorhersehbar. Und auch wenn es dennoch spannend ist, wie Megan und Zach mal miteinander und mal gegeneinander kämpfen, fand ich gerade Zachs weinerliche Art teilweise etwas anstrengend. Die vielen Liebesbekundungen sind eher ermüdend als romantisch.

Bewertung vom 19.02.2018
Eine Insel zwischen Himmel und Meer
Wolk, Lauren

Eine Insel zwischen Himmel und Meer


gut

auf der Suche nach sich selbst

Als Baby strandete Crow in einem kleinen Schiff auf einer Insel. Osh fand sie und zog sie groß, während die anderen Inselbewohner das Kind meiden. Mit 12 Jahren fragt sich Crow nun, wo sie herkommt. Als sie auf einer eigentlich unbewohnten Nachbarinsel ein Feuer sieht, beschließt sie, nach ihren Wurzeln zu suchen. Dabei macht sie einen unerwarteten Fund.

Die 12-jährige Crow ist die Ich-Erzählerin der Geschichte. Der Erzählstil entspricht nur teilweise dem eines Kindes. Oft hat Crow sehr erwachsene Gedankengänge. Allerdings handelt sie häufig doch ihrem Alter entsprechend sehr kindlich naiv.

Die Handlung hat mich nicht gelangweilt, aber auch nicht so richtig mitgerissen. Ist es ein Abenteuer auf der Such nach sich selbst. Auf Crows Spurensuche gerät sie unerwartet in Gefahr. Dabei kommt es zu einigen dramatischen Szenen mit ein paar Überraschungen.

Das Buch regt auf jeden Fall zum Nachdenken an. Es zeigt, dass kein Schatz allein glücklich machen kann. Freundschaft und Vorurteile spielen eine Rolle. Darüber hinaus wird sichtbar, wie unser Gegenüber (teils unbewusst) unser eigenes Verhalten spiegelt. Solange Crow sich wie der Außenseiter benimmt, als den sie alle sehen wollen, verhalten sich die Leute ihr gegenüber auch abweisend. Doch je mutiger sie wird, desto offener begegnen ihr die Mitmenschen. Die Entwicklung, die sowohl sie als auch ihre kleine Insel im Verlauf durchmacht, ist daher berührend.

Am Ende hat Crow auf jeden Fall etwas gelernt. Und auch, wenn es hoffnungsvoll endet, empfand ich den Schluss als sehr offen. Einige Fragen bleiben ungeklärt.

Interessant sind noch die Hintergrundinformationen zu den Elizabeth Islands, die es im Buch gibt. Die Autorin gibt Einblicke in die Geschichte der Inseln, auf denen die Handlung stattfindet und erläutert dabei, in welchen Punkten sie sich auf historische Fakten beruft und welche Teile dazugedichtet wurden.

Fazit
Auf der Suche nach sich selbst erlebt die 12-jährige Crow, die oft schon reifer wirkt, ein Abenteuer mit unerwarteten Erkenntnissen und großen Gefahren. Ein wenig philosophisch wird es auch: Ist es wirklich wichtig zu wissen, wo man herkommt, um zu wissen, wer man ist? Freundschaft, Heimat und Liebe sind zentrale Themen der Geschichte, die zwar zum Nachdenken anregt, aber ansonsten keine allzu große Spannung liefert.

Bewertung vom 31.10.2017
Die Ausersehene / The Chosen One Bd.1 (eBook, ePUB)
May, Isabell

Die Ausersehene / The Chosen One Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

spannender, abwechslungsreicher Auftakt

Skai ist eine Ausersehene. Dies bedeutet, dass sie eine der wenigen fruchtbaren Frauen ist, die in einer Burg im Luxus leben und deren Aufgabe es ist, der Gesellschaft Kinder zu schenken. Doch die 17-jährige beginnt, dieses ihr aufgezwungene Leben zu hinterfragen...

Die Ausersehene ist ein spannender Auftaktband. Von Beginn an wirft die Handlung Fragen auf, sie ist ereignisreich und wird mit der Zeit immer spannender.

Skadi ist eine sympathische Protagonistin. Aufgrund einer schaurigen Beobachtung legt sie einen Teil ihrer kindlichen Naivität ab. Der Teenager muss auf der Flucht erwachsen werden und lernen, zu überleben.
Da die Geschichte aus ihrer personalen Sicht geschildert wird, erhält der Leser tiefe Einblicke in ihre Gedanken und wechselnden Gefühle auf ihrer Reise.
Sie trifft sehr unterschiedliche Reisegefährten, die sich ihr nicht alle sofort öffnen. So wächst nicht nur in Skadi der Wunsch, deren Geheimnisse zu lüften.

In den Schriebstil musste ich mich erst hineinfinden, dann liest sich der Text sehr flüssig. Bildhafte Beschreibungen helfen, sich das Geschehen besser vorzustellen.

Der dystopische Weltentwurf hat mir gut gefallen. Nach einer Seuche sind die meisten Frauen unfruchtbar. Diejenigen, die Kinder bekommen können, führen ein Leben in Luxus, doch sobald sie alt genug sind, haben sie viele Jahre lang ihre Aufgabe zu erfüllen. Nach anfänglicher Vorfreude beschließt Skadi, aus dem System zu flüchten.
Allein dieses Setting hatte für mich schon ganz viel Potential und ich war gespannt darauf, mehr über die Welt, die Vergangenheit und das Leben der Frauen nach der Gebärtätigkeit zu erfahren.
Allerdings entwickelt sich die Geschichte dann in eine völlig andere Richtung und plötzlich wird aus der Dystopie ein Fantasyroman. Neben der Magie mit ihrer ganze eigenen Vergangenheit gibt es auch ungewöhnliche Wesen. Nun war ich etwas zwiegespalten, denn beide Aspekte wollten sich zunächst nicht so recht zusammenfügen. Auch diese neue, magische Welt ist total faszinierend und auch hier gibt es noch viel zu erforschen, sodass es mir schon fast zu viele Anätze für diese eine Geschichte waren.
Am Ende bleibt noch vieles offen und ich bin neugierig darauf, hoffentlich mehr über beide Seiten – Magie und das Müttergeschäft – zu erfahren.

Fazit: Abwechslungsreiche Handlung mit spannenden und emotionalen Passagen. Anfangs liest es sich wie eine Dystopie, doch dann wird es fantastisch – für mein Empfinden nach dem faszinierenden dystopischen Start schon fast zu fantastisch. Die facettenreichen Figuren haben mir gut gefallen und ich freue mich bereits auf den zweiten Teil, da noch viele Fragen offen bleiben.

Bewertung vom 31.10.2017
Die Hüter des Todes / Scythe Bd.1
Shusterman, Neal

Die Hüter des Todes / Scythe Bd.1


ausgezeichnet

erschreckend-schaurige Welt (4,5)

In etwa 25 Jahren werden die Menschen den entscheidenden Entwicklungsschritt machen, um dem Tod zu entfliehen. Von nun an sind die Menschen unsterblich. Haben sie ein bestimmtes Alter erreicht, können sie sich wieder verjüngen lassen.
Um die Bevölkerung dennoch auf einem gewissen Grad zu halten gibt es die Scythe. Sie führen die Nachlese durch – manche töten wahllos, andere suchen sich bestimmte Kriterien. Doch kein Mensch ist vor ihnen sicher. Citra und Rowan ist es bestimmt, zum Scythe ausgebildet zu werden, ob sie wollen oder nicht...

Die entworfene Welt ist ziemlich erschreckend. Teenager springen absichtlich von Häusern, um einen Kick zu erleben – schließlich werden sie hinterher einfach wieder hergestellt. Sobald Menschen einen Scythe sehen, verfallen alle in Angst, dass die Nachlese sie treffen könnte. Die Todesbringer werden verehrt und umworben, da sie vorübergehende Immunität verleihen könnten.
Insgesamt habe ich die Welt als sehr schaurig empfunden. Die ganze Atmosphäre ist eher düster und vom Tod geprägt. Dabei erfährt man relativ wenig darüber, wie ältere Menschen ihr fortwährendes Leben empfinden.

Die Handlung dreht sich vor allem um die Scythe und immer neue, teils blutig brutale Nachlesen.
Citra und Rowan werden als Lehrlinge in die Kunst des Tötens eingeführt. Beiden wiederstrebt es, selbst Menschen nachlesen zu müssen. Auf unterschiedliche Art setzen sie sich mit dem Gelernten auseinander und nehmen die Nachlesen unterschiedlich wahr.

Zwischen Passagen über Rowan und Citra gibt es verschiedene Tagebucheinträge unterschiedlicher Scythe, die sich mit der Geschichte der Unsterblichkeit und der Ausführung der Nachlese befassen.

Die Handlung ist eine Geschichte des Tötens. Die Scythe, von denen Citra und Rowan ausgebildet werden, nehmen ihre Lehrlinge zur Nachlese mit. Es sterben etliche Menschen im Verlauf der Geschichte. Obwohl sich das Buch dennoch flüssig liest, hätte ich mir im ersten Teil etwas mehr Handlung gewünscht. Doch dann entwickelt sich das Geschehen nochmal ganz neu. Es entsteht ein Geflecht aus Lügen und Intrigen, in welchem Citra und Rowan gefangen sind und ihren Weg suchen müssen. Dabei gibt es einige Überraschungen und viele weitere blutige, aber auch dramatische Szenen.
Zum Ende steigt die Spannung enorm an und die Beantwortung der Frage, ob Citra und Rowan ihrem Schicksal entfliehen können, welche sich durch das ganze Buch zieht, findet in einem spektakulären Höhepunkt eine Antwort.
Doch viele weitere Fragen bleiben noch offen, sodass ich sehr gespannt auf die Fortsetzung bin.

Fazit: Schaurig, dramatisch, blutig. Die Geschichte ist düster und vom Morden bestimmt. Citras und Rowans Widerwille gegen das Nachlesen machen sie zu spannenden, sympathischen Charakteren, denn sie müssen das Handwerk dennoch erlernen. Es gibt einige unerwartete Wendungen und intrigante Machtkämpfe, die das Geschehen durcheinanderbringen.