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KristallKind

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Insgesamt 244 Bewertungen
Bewertung vom 26.09.2022
Ein Zuhause für das Glück / Lake Paradise Bd.1
Inusa, Manuela

Ein Zuhause für das Glück / Lake Paradise Bd.1


gut

Lexi kann ihre Trauer über den plötzlichen Tod ihres Verlobten nicht so recht überwinden. Obwohl ihr die Einwohner des malerischen Ortes „Lake Paradise“ wohlgesonnen sind und sie unterstützen, wo es nur geht, ist es für die junge Frau unvorstellbar, sich neu zu verlieben. Doch eines Tages taucht ein attraktiver Unbekannter im Ort auf, der umgehend zum Gesprächsthema wird. Als Lexi auf den Neuankömmling trifft, stellt sie erstaunt fest, dass sie ihn bereits kennt.

„Lake Paradise – Ein Zuhause für das Glück“, ist ein wahres Wohlfühlbuch. Ich fühlte mich in diesem etwas surrealen Ort sofort aufgehoben und heimisch, was wohl in erster Linie dem warmherzigen Schreibstil von Manuela Inusa zu verdanken war. Beim Lesen machte sich nämlich schon auf den ersten Seiten ein positive Atmosphäre bemerkbar, die alles durchdrang, selbst die eher unschönen Situationen. Ich mag das ja sehr, denn damit wird stets großzügig Hoffnung und gute Laune versprüht. Aber leider wurde diese Stimmung im Laufe der Handlung ziemlich überreizt, und damit dem Kitsch Tür und Tor geöffnet.

Auffällig amüsant, manchmal aber schon fast grenzwertig, zeigten sich die urigen Bewohner des Ortes, mit ihrer unverhohlenen Neugier, die mich jedoch stellenweise etwas entsetzte. Hier brauchte es keine Zeitung, der Buschfunk schlug kräftig und so erschreckend schnell, dass jegliche Privatsphäre zunichtegemacht wurde. Allerdings zeigte sich auch ein fester Zusammenhalt zwischen den Menschen in Lake Paradise, was mich dann letztlich wieder etwas versöhnte.

Mit den Protagonisten Lexi und Aaron kam ich sehr gut aus. Sie trugen das Herz auf dem rechten Fleck, was man Aaron allerdings nicht sofort anmerkte. Er kam als Bad Boy in die Stadt, wobei ich mir seine Rolle etwas maskuliner gewünscht hätte. Vielleicht lag es daran, dass ich in den Kapiteln, welche die Sicht von Aaron vermittelten, trotzdem das Gefühl hatte, seine Geschichte würde aus der Sicht einer Frau erzählt werden. Für mich gab es im Ton kaum einen Unterschied zwischen den Lexi- und den Aaron-Kapiteln, was meiner Meinung nach unter anderem für zu wenig Spannung sorgte. Trotzdem gefiel mir Aarons Entwicklung wesentlich besser, als die der weiblichen Hauptfigur, die für mich fast nicht greifbar war. Lexi war mir in manchen Situationen zu jammervoll, während sie mir vorkam, wie ein Kind, das alle mögen, alles durfte, und nichts musste.
Außerdem hätte man der Handlung an sich etwas mehr Pep verleihen können, da sich die Dinge ab und an ganz schön in die Länge zogen.

Im Nachhinein wirkte der Roman auf mich, als hätte man nicht nur einmal den Weichzeichner angesetzt, was sich auch im etwas farblich zu intensiven Cover widerspiegelt. Ich mochte die Geschichte, sie war mir allerdings in allem etwas zu viel, hart an der Grenze zum Kitsch. Trotzdem kann man sich mit diesem Roman durchaus wohlfühlen, wenn man weiß, auf was man sich einlässt.

Bewertung vom 20.09.2022
Schatten der Vergangenheit
Fusco, Antonio

Schatten der Vergangenheit


sehr gut

Nun stell dir vor, du lebst zufrieden in der Toskana, gehst deinem Beruf als Kriminalkommissar nach, und plötzlich stehen eines Tages am frühen Morgen deine Kollegen vor der Haustür, um deine Wohnung zu durchsuchen! Wobei du überhaupt nicht weißt was hier los ist. Als du erfährst, dass du unter Mordverdacht stehst, flüchtest du. Denn du hast nichts getan! Als Erstes nutzt du deine Kontakte, um herauszufinden, warum du in einem Mordfall nun der Hauptverdächtige bist, während du schon ahnst in welche Richtung sich die Sache entwickelt. Nämlich mit Vollgas in die Kreise der Camorra! Kannst du dir nicht vorstellen? Dann lies dieses Buch und begleite Commissario Casabona bei seinem persönlichen Fall.

Für mich hat es sich schon immer gelohnt, mich mit den Büchern aus dem Tropen/Klett-Cotta-Verlag näher zu beschäftigen, da ich schon mehr als einmal mit Qualität hinsichtlich Themen, Cover und Schreibstil des jeweiligen Autors überrascht wurde. Insofern war ich voller Erwartung auf den Kriminalroman des mir bisher unbekannten Antonio Fusco, der mich laut Klappentext mit der undurchsichtigen Welt der Camorra bekannt machen wollte.

Schon gleich zu Anfang wurde deutlich: Dieser Autor konzentriert sich auf das Wesentliche und verzichtet dabei auf langatmige Detailbeschreibungen. Ich fand das bis kurz vor Ende sehr erfrischend, vor allem, weil trotzdem alles für den Fall Notwendige ankam was ankommen sollte und nichts von dem italienischen Charme, der unbewusst immer mitschwang, verloren ging.

Ich mochte die Figur des Commissario Tommaso Casabona, dessen unaufdringlichen Scharfsinn und die wohlgesonnene Energie zwischen ihm und den Kollegen seines Teams. Der Autor setzte sich meiner Meinung nach bemerkenswert mit seiner Hauptfigur auseinander und blieb dabei alles andere als oberflächlich, was sich vor allem in Form von Casabonas Gedanken widerspiegelte. Diese gut verteilten Sprünge in Tommasos Seelenleben wurden nie ausschweifend oder langweilig, sondern zeigten sich eher anspruchsvoll und fixierten damit den Commissario nochmals deutlich als Hauptakteur dieses Kriminalromans. Alle anderen Figuren wurden nur angerissen, ich erfuhr von ihnen nicht mehr als nötig, was mich jedoch keinesfalls störte. Es passte einfach zum Konzept des Buches.

Casabona wirkte sympathisch, offen, gerecht und umsichtig im Umgang mit seiner Misere und blieb trotz allem in erster Linie Mensch. Dabei fuhr er alles einschlägige Wissen, aber auch Kontakte auf, die er im Laufe seiner beruflichen Laufbahn knüpfte, um Gefallen einzufordern. Sein Vorgehen wirkte auf mich sehr authentisch, wie auch der dargestellte Umstand, unschuldig verfolgt zu werden.

Schwierigkeiten hatte ich allerdings mit den vielen italienischen Namen, inklusive der Dienstgrade, die ich mir nur zum Teil merken konnte, was meinen Lesefluss von Zeit zu Zeit leider etwas stocken ließ. Ich muss auch zugeben, dass ich etwas an Spannung vermisste, was mich lange Zeit nicht störte, die jedoch gegen Ende definitiv fehlte. Denn hier ging es ermittlungstechnisch ganz schön zur Sache, wobei der Weg zum Ziel meiner Meinung unzureichend behandelt wurde. An dieser Stelle hätten tatsächlich mehr Details und Handlung der Geschichte gut getan, um einen fulminanteren Showdown und mehr Tempo zu transportieren. So blieben bei mir die Emotionen gegen Ende aus, ebenso das große Staunen über die Auflösung. Schade drum, denn ich mochte die Figuren und auch die Idee des Autors sehr.

„Schatten der Vergangenheit“ hat mich anfangs begeistert, gegen Ende jedoch eher gleichmütig zurückgelassen. Für mich glänzte vor allem die Loyalität und der Zusammenhalt des Ermittlerteams, mit einem unwahrscheinlich sympathischen Commissario. Auch, wenn mir der Schlussakt zu dürftig war, hält mich das nicht davon ab, auch das nächste Buch von Antonio Fusco ins Auge fassen.

Bewertung vom 20.09.2022
Ein dunkler Ort / Felix Bruch Bd.1
Goldammer, Frank

Ein dunkler Ort / Felix Bruch Bd.1


weniger gut

Felix Bruch von der Dresdner Kripo wird eine neue Kollegin zugeteilt: Nicole Schauer aus Hamburg. Zeitgleich flattert ein Vermisstenfall ins Haus, auf den die beiden angesetzt werden. Ein Kind wird gesucht. Leider gehen die Ermittlungen nicht leicht von der Hand, denn Nicole kommt mit ihrem Kollegen überhaupt nicht zurecht. Doch als die Suche unheimlich und mysteriös wird, rücken Bruch und Schauer letztlich zusammen. Aber das größte Geheimnis birgt Felix selbst. Warum benimmt er sich so seltsam?

Oh je, dieser Thriller hat mir überhaupt nicht gefallen. Ich wollte ihn anfangs unbedingt lesen, da ich den Klappentext wirklich aufregend fand. Auch die Leseprobe gefiel mir noch sehr gut, doch im Nachhinein betrachtet war mir die Geschichte einfach viel zu anstrengend.

Wehe dem, der in Dresden an die Kripo gerät! Ehrlich gesagt entsetzten mich die Ermittler im Hinblick auf Charakter und Handlungen. Vor allem die hochaggressive und übergriffige Nicole, die mir mit ihren Gewaltfantasien, offen gelebter Gewaltbereitschaft und ihrer grauenhaften Gossensprache unwahrscheinlich unsympathisch war. Ehrlich gesagt, fand ich sie sogar etwas asozial. Wenn der Autor dieser Figur damit irgendeine spleenige Coolness zuschreiben wollte, ist das meiner Meinung nach vollends in die Hose gegangen. Und Bruch sollte wohl den etwas merkwürdigen, aber schlauen Part übernehmen, was jedoch nur in Ansätzen gelang. Ein derart psychisch gestörter Mensch kann doch nicht für die Polizei arbeiten! Also Bitte! Das Ganze war mir einfach zu gewollt reißerisch, zu gewollt besonders und ganz weit weg von jeglicher Authentizität. Zudem wurden mir Bruchs Probleme und Geheimnisse über das ganze Buch hinweg wie eine Karotte vor die Nase gehalten, aber nicht großartig thematisiert. So lange, bis es mich nicht mehr interessierte, sondern ich es einfach nur noch nervtötend fand.

Die Idee an sich mochte ich allerdings. Leider war mir die Umsetzung aber zu ausschweifend und schleppend, so dass ich ab der Hälfte des Buches immer mal wieder ein paar Seiten überblätterte, weil mich endlose Details in gewissen Situationen langweilten und ich gefühlt ständig Wiederholungen lesen musste. Der Fall kam einfach nicht richtig voran. Die Auflösung am Ende hat mich dann zu meiner eigenen Verblüffung eher enttäuscht. Ich habe das Ende einfach hingenommen, hatte keine Emotion mehr dafür. Das lag wohl daran, dass sich die Geschichte sehr gezogen hat, zumal ein gewisser Überraschungsmoment fehlte. Vor allem kam es mir vor, als wäre der Fall nur Nebensache. Auf mich wirkte das Buch mehr wie ein Beziehungsroman, in der Hauptrolle Schauer und Bruch.

„Bruch – Ein dunkler Ort“ hat mich enttäuscht. Langatmig, ohne wirklich fühlbare Überraschungsmomente und zudem unsympathische Protagonisten. Kann man sich sparen. Ich werde jedenfalls um den nächsten Band der Reihe einen großen Bogen machen.

Bewertung vom 13.09.2022
Das Funkeln der Sehnsucht / New Hope Bd.4
Bloom, Rose

Das Funkeln der Sehnsucht / New Hope Bd.4


sehr gut

Jackson hatte es während seiner Jugend in New Hope nicht leicht. Als sich die Gelegenheit bietet, verlässt er den Ort und baut sich ein Leben im fernen Chicago auf, wo er Medizin studiert. Als seine Tante ihm nach vielen Jahren ihre Pension in New Hope vermacht, kommt Jackson als ausgebildeter Unfallchirurg zurück, um die Angelegenheit zu regeln. Eigentlich möchte er die Stadt schnellstmöglich wieder verlassen, doch er trifft unverhofft auf Cassie, die ihm damals das Herz brach, und nun die ansässige Immobilienmaklerin ist. Mit dieser Begegnung hatten beide nicht gerechnet. Nun kochen die unterschiedlichsten Gefühle hoch und suchen sich ein Ventil.

Besser spät als nie: Erst durch diesen Band durfte ich New Hope kennenlernen. Und nun möchte ich am liebsten sofort alle bereits erschienen Bände lesen! Die Geschichte erinnerte mich vom Stil her an die Green-Valley-Reihe, die ich ebenfalls unheimlich mochte.

Das „New-Hope-Universum“, mit den interessanten Einwohnern und den lauschigen Plätzen, eroberte mein Leserherz im Sturm. Ein Ort, in dem jeder jeden kennt, kann bekanntlich sehr nervig sein, doch hier halten die Menschen doch immer irgendwie zusammen. Ich bin ein Fan von einer solchen Atmosphäre, die unterschwellig immer positiv und hoffnungsvoll ist – auch, wenn im Vordergrund allerhand Ärger droht oder die Gemüter hochkochen.

Die Situation zwischen Jackson und Cassie fand ich allerdings merkwürdig. In Anbetracht der Intensität ihrer Zuneigung erschienen mir die Gründe, über so viele Jahre hinweg jegliche Kommunikation zu blockieren nicht so richtig glaubwürdig. Ebenso wie ich Cassies Verhalten nach Jacksons Beichte bezüglich seines ehemals rätselhaften Verschwindens nicht verstehen konnte und es zudem etwas überzogen fand. Cassie war mir ohnehin nicht wirklich sympathisch. Meiner Meinung nach trat sie ziemlich mürrisch auf, wobei ich insgesamt keinen echten Zugang zu ihr bekam. Bei Jackson sah das etwas anders aus. Er wirkte auf mich warmherzig und sein Auftreten authentisch.

Das etwas unscheinbare, aber schöne Cover lässt die Winterzeit in New Hope erahnen, welche die Autorin gekonnt in ihre Erzählung einfließen ließ. Für mich hat dieses angedeutete Weihnachtsflair die Vergebung von lange gehegtem Groll und die ländliche Romantik nochmal unterstrichen, ohne ins Kitschige zu verfallen.

„New Hope – Das Funkeln der Sehnsucht“ wird nicht der einzige Band der Reihe in meinem Bücherregal bleiben. Ich hatte viel Freude mit der Lektüre und freue mich auf neue Geschichten rund um diesen bezaubernden Ort.

Bewertung vom 12.09.2022
Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit
Pulley, Natasha

Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit


ausgezeichnet

Joe Tournier versteht die Welt nicht mehr: Als er sich ohne Erinnerung im Jahre 1898 am Bahnhof Gare du Roi in Londres wiederfindet, ist England französisch! Hilflos wird er zunächst in eine Klinik eingewiesen, aus der er von Leuten abgeholt wird, die behaupten, seine Familie zu sein. Doch schon bald darauf erhält er eine Postkarte mit dem Abbild eines Leuchtturms einer schottischen Insel. Das Kuriose daran: Die Karte wartete jahrzehntelang darauf zugestellt zu werden! Die Nachricht fordert ihn auf, nach Hause zu kommen, falls er sich erinnern sollte. Als Absender erkennt Joe jedoch nur den Buchstaben M. Umgehend zupft etwas in Joes Gedächtnis und er weiß instinktiv, dass er einen Weg finden muss, um auf diese Insel zu gelangen.

Für mich war dieser Roman mal wieder ein Buchschätzchen aus dem Hause Klett-Cotta. Man ahnte bereits anhand des edlen, passenden Covers, dass diese Geschichte in vielerlei Hinsicht besonders sein könnte, was sich schnell bewahrheitete. Der etwas eigenwillige Erzählstil und die fantastische Handlung verschmolzen spielerisch zu einer Abenteuerreise, die mit so einigen Überraschungen gesät war. Das Buch klebte sozusagen an meinen Händen, bis ich Joes Erlebnisse bis zum letzten Wort verfolgt hatte.

Obwohl mir manche Umstände nicht ausreichend geklärt schienen, begeisterte mich der Ideenreichtum der Autorin und die vorsichtige, leise, aber tiefgehende Liebesromanze, mit der ich in der Art überhaupt nicht gerechnet hatte. Vor allem mochte ich Pulleys Gedankenspielerei mit der Schmetterlingseffekt-Thematik, die so viele Möglichkeiten künftiger Existenzen zugrunde legte, aber auch das unerwartete Piratenflair, welches einen Großteil des Buches durchzog. Allerdings musste ich mich sehr konzentrieren, um den Charakteren in den verschiedenen Zeiten, bzw. Zeitlinien folgen zu können. Doch die Figuren an sich, besonders die Protagonisten, erschlichen sich fast unbemerkt, nach und nach meine volle Sympathie. Besonders Joes und Kites Verlorenheit, die auf verschiedenen Ebenen erkennbar war, lockte mich von Kapitel zu Kapitel, um endlich eine Erklärung für alle meine Fragen zu erhalten, welche jedoch erst gegen Ende restlos klargestellt wurden.

Natasha Pulley konnte mit ihrem Schreibstil viel Unausgesprochenes transportieren. Meiner Meinung nach lebte dieser Roman vor allem von der begleitenden Atmosphäre, die ich stets als gleichzeitig geheimnisvoll nebulös, angespannt und von Wissbegier geprägt empfand. Irgendwann schwang darin sogar eine zurückhaltende, angedeutete Romantik zwischen den Zeilen mit, die sich wunderbar in die Geschichte einfügte. Letztlich konnte ich Joes unerträgliche Erinnerungslücken und emotionale Zerrissenheit so sehr verstehen!

Ich wünsche mir mehr Geschichten dieser Art! „Der Leuchtturm an der Schwelle der Zeit“ hat mich wirklich beeindruckt und ist definitiv ein Highlight meines Lesejahres. Daher bin ich jetzt schon sehr gespannt auf die nächste Buchidee der Autorin.

Bewertung vom 11.09.2022
Das siebte Mädchen
Willingham, Stacy

Das siebte Mädchen


ausgezeichnet

Die Psychologin Chloe hat ein Geheimnis. Als sie zwölf Jahre alt war, wurde ihr Vater als Serienmörder verurteilt und schmort seitdem im Gefängnis. Doch nun, fast auf den Tag genau zwanzig Jahre später, scheint die Mordserie weiterzugehen, wobei der Killer seine Opfer auf die eine oder andere Weise mit Chloe in Beziehung bringt.

Diesen Thriller konnte ich nicht aus den Händen legen. Die Handlung war so spannend aufgebaut, dass ich meine Mutmaßung, wer wohl dieser irre Killer sein mochte, mehrmals verwarf, bis ich am Ende mit fast allem rechnete. Das etwas mystische Flair Louisianas, welches immer leicht im Hintergrund durchschimmerte, war für diese Geschichte meiner Meinung nach perfekt gewählt. Der Grusel-Faktor wurde damit unbewusst verstärkt, in dieser undurchschaubaren Szenerie hielt man plötzlich alles für möglich.

Mit der Protagonistin Chloe war ich allerdings nicht das ganze Buch über im Reinen. Trotz ihres Familienhintergrundes und ihren Erlebnissen konnte ich manchmal ihre Reaktionen und Handlungen überhaupt nicht nachvollziehen. Diese Momente waren mir dann einen Hauch zu realitätsfremd, durchdrungen mit völlig unangebrachter Verwegenheit. Trotzdem packte die Autorin Chloes Gedanken und die teilweise Aufarbeitung ihres Traumas sensibel an, was für mich ein unerwarteter Bonus war und dem Schreibstil damit eine besondere Note verlieh.

Das Ende gestaltete sich nicht unbedingt in der Art, wie ich es mir vorgestellt hatte. Es ließ mich zwar zufrieden, aber etwas gedankenverloren zurück und sorgte so dafür, dass mir das Buch wahrscheinlich in Erinnerung bleiben wird.

Letztlich kann ich „Das siebte Mädchen“ als Thriller unbedingt empfehlen. Wendungsreiche Handlung, spannend erzählt, mit überraschenden Aufdeckungen und interessanten Charakteren. Für mich ein Pageturner! / 4,5 Sterne

Bewertung vom 02.09.2022
In your words / Catching up with the Carters Bd.2
Schaper, Fam

In your words / Catching up with the Carters Bd.2


sehr gut

Hadrian Carter ist seit seiner Kindheit in einer Reality-TV-Show zu sehen. Seine Mutter setzt ihn deswegen allerdings unaufhörlich unter Druck, unter dem er mehr und mehr zu zerbrechen droht. Eines Tages hilft nur noch der Ausstieg: Er haut ab, taucht unter, wie einst seine Schwester Aphrodite. Leider nimmt die junge Journalistin Alice seine Flucht zum Anlass ihre eigene Karriere voranzutreiben und beginnt ihn zu suchen. Alice teilt ihre Suche sogar öffentlich über Social-Media und bezieht ihre Follower mit ein. Doch als Hadrian damit beginnt der jungen Journalistin unter falschem Namen Nachrichten zu schreiben, nimmt die Situation einen anderen Lauf. Es fängt an zu knistern. Doch kann Hadrian Alice wirklich vertrauen?

Nach Aphrodite Carters Geschichte aus Band 1 der Reihe, war ich überaus neugierig, wie sich ihr Bruder Hadrian auf seiner Flucht aus den Fängen seiner Mutter und den Medien schlagen würde. Und ich wurde nicht enttäuscht, mir gefiel dieser zweite Band von der Idee her sogar noch besser. Vor allem, weil hier die Machenschaften des Carter-Familienoberhauptes nur wenig in Szene gesetzt wurden.

Hadrian war mir schnell unglaublich sympathisch. Er wirkte überaus authentisch und in Anbetracht seines Promi-Status überraschend freundlich und aufmerksam. Ein Mensch zum Gernhaben. Was ich allerdings nicht ganz glauben konnte, war seine absolute Knappheit an finanziellen Mitteln. Dass er immer nur ein Taschengeld von seiner Mutter erhalten und er sich nie darüber Gedanken gemacht haben soll, finde ich total unrealistisch und hat mich auch sehr gestört. Mit Alice wurde ich dagegen bis zum Ende hin nicht so recht warm. Irgendwie hatte ich Schwierigkeiten, diese Figur in meiner Fantasie aufleben zu lassen. Darüber hinaus war mir Alices Persönlichkeit zu kühl und ihre angestrebte berufliche Entwicklung zu starr fixiert. Später verspielte sie mit ihrer Entscheidung kein Gespräch mit Hadrian über ihr beruflich-privates Dilemma zu suchen, bei mir endgültig einen Großteil ihrer Sympathiepunkte. Trotzdem war für mich eine Verbindung zwischen den Protagonisten deutlich spürbar, die mich im Laufe der Handlung immer mal wieder bewegte.

Ich mochte die Spannung, die sich durch die Unterschiede zwischen Alice und Hadrian entwickelte und dabei verschiedene Bereiche berührte. Die anfängliche Kommunikation der beiden hatte etwas Romantisches, Aufregendes: Der unbekannte Prinz verliebt sich in ein einfaches Mädchen. Glücklicherweise verzichtete die Autorin auf kitschige oder überdramatische Szenen, während sie zwei verletzliche junge Menschen zeigte, die beide Wege in ihre Freiheit suchten und sich gegenseitig respektierten. Auch die Traumata, welche die Protagonisten mit sich schleppten, fand ich auf angemessen ernste und nachdenkliche Weise vermittelt, ohne in eine beklemmende Atmosphäre zu fallen. Meiner Meinung nach hat Fam Schaper mit ihrem Schreibstil so den perfekten Ton für diese Geschichte getroffen.

„Catching up with the Carters – In your words“ ist mehr als ein Roman über Promi-Klatsch und Social-Media Accounts. Er schaut hinter diese Fassaden und beschäftigt sich mit Ängsten und Nöten, aber auch mit der bezaubernden Energie der Liebe, die keine Konventionen kennt. Ich freue mich schon auf Band 3! / 4,5 Sterne

Bewertung vom 23.08.2022
Fast bis zum Nordkap
Pinnow, Judith

Fast bis zum Nordkap


weniger gut

Beas Leben scheint perfekt. Mit ihrem Job in einer bekannten Werbeagentur mit Aussicht auf Beförderung, ihrer tollen Wohnung und einem attraktiven Freund, kann sie sich eigentlich nicht beklagen. Aber vielleicht fühlt sie sich gerade deswegen ausgebrannt! Plötzlich weiß Bea, dass es so nicht weitergehen kann. Kurzentschlossen mietet sie sich einen alten Bulli und reist alleine nach Skandinavien. Allerdings muss sie ihre Fahrt unerwartet in einem verschlafenen Nest unterbrechen, weil ihr Gefährt den Geist aufgibt. Kaum angekommen, lernt sie den Tischler Per kennen, der so ganz anders ist und ihr Interesse weckt.

Ehrlich gesagt habe ich mich durch die Geschichte zwingen müssen. Obwohl ich die Leseprobe mochte, zeigte sich im Laufe der Handlung mit dem wundervollen Handlungsschauplatz, dass der Roman für mich ein Fehlgriff war. Die Idee fand ich sehr süß, doch der Umsetzung und dem Schreibstil fehlten meiner Meinung nach deutlich die Feinheiten. Ich meine damit die Zwischentöne, die sich von alleine durch eine gewisse Atmosphäre in eine Erzählung einbinden. Mir fehlte sehr oft eine gefühlte Verbindung zwischen den Sätzen, was sich wie abgehackt las und mich beim Lesen irritierte.

Beas Integration in die Gemeinschaft des Ortes und die gefühlt enge Verbindung mit Per, ging viel zu schnell und wirkte sehr konstruiert. Es stellte sich nämlich bei mir umgehend ein „Heile-Welt-Gefühl“ ein, das mir leider zu kitschig war. So plätscherte die Geschichte vor sich hin, wobei ich Beas Entscheidung wieder mit ihrem Freund nach Hamburg zu fahren, dann überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Im Grunde kann ich sowieso wenig über die Protagonisten sagen, man erfährt wirklich nur das Nötigste. Mir waren sie einfach zu flach gezeichnet.

Letztlich denke ich, dass ich zukünftig auf weitere Romane aus der Feder von Judith Pinnow verzichten werde. Ihr Schreibstil ist einfach nicht nach meinem Geschmack. Allerdings wünsche ich allen Fans der Autorin viel Freude mit ihren Geschichten.

Bewertung vom 22.08.2022
Herz sucht Zuhause
Moninger, Kristina

Herz sucht Zuhause


sehr gut

Die hilfsbereite Charly sieht ihrer Freundin Mia unheimlich ähnlich. Doch von Mias Selbstsicherheit könnte sich Charly noch eine Portion abschneiden! Als Mia Charly bittet, sich während ihres Urlaubs um ein paar wichtige Dinge für sie zu kümmern, wird es schräg: Charly wird mit Mia verwechselt und kann nun zwangsläufig in das Leben ihrer Freundin schnuppern. Das Abenteuer endet jedoch, als sie den Stuntman Sebastian kennenlernt. Denn echte Gefühle und ein geborgtes Leben passen einfach nicht zusammen. Oder doch?

Ich lese für mein Leben gerne Liebesromane. Als ich das neue Buch von Kristina Moninger entdeckte, welches mit einem lebensfrohen Cover und stimmungsvollem Titel lockte, wusste ich sofort, womit ich meinen Lesehunger in den sommerlichen Abendstunden stillen würde.

Die Idee der Verwechslungsgeschichte gefiel mir sehr, denn trotz einiger nicht unbedingt glaubwürdiger Situationen konnte ich Charlys Abenteuer erstaunlicherweise ohne Skepsis annehmen. Natürlich ist die Grundidee der Verwechslung nicht neu, auf mich wirkte der Roman jedoch ganz und gar nicht abgedroschen, weil sich in erster Linie die Handlung und die Figuren nicht überdreht, sondern eher zurückhaltend zeigten.

Die Autorin erzählt mit viel Gefühl, zeigt auch die sensiblen Seiten ihrer Figuren und rettet diese mit Aufrichtigkeit und Verantwortungsgefühl aus brenzligen Situationen. Ich mochte die teils überraschenden Seiten der Protagonisten, welche mich manchmal wütend oder traurig machten, andererseits aber auch zum Lachen brachten. Vor allem Charlys Kollegin Geli hat mich begeistert. Diese Frau war Energie pur und so dermaßen sympathisch und lustig, dass ich mir wünschte, ebenfalls eine Geli im Kollegenkreis zu haben.

Charly war mir allerdings etwas zu unterwürfig, doch im Grunde wirkte sie sehr warmherzig und sympathisch auf mich. Ihr Charakter passte überaus gut zu Sebastian, dessen Attraktivität glücklicherweise nicht überbetont wurde. Hier war deutlich ein Mensch hinter den Muskeln zu erkennen, dessen Zurückhaltung mir absolut willkommen war. Es war schön mitzuerleben, wie die beiden in ihrer Kennenlernphase authentische Schritte unternahmen und sich aus ihren Schneckenhäusern wagten. Mia mochte ich dagegen nicht so recht. Sie benutzte und belog ihre Freundin schonungslos, was mich ziemlich schockierte. Interessant fand ich dann aber den etwas mysteriösen Aspekt, ein Krimi-Feeling, welches sich hinsichtlich Mias geheimnisvoller Abwesenheit durch das Buch hindurch zog.

Kristina Moningers Schreibstil ließ sich angenehm lesen, weil er meiner Meinung nach wunderbar authentisch war. Flotte Dialoge und charmante Wortgefechte brachten mich regelmäßig zum Schmunzeln, wobei aber auch der Wechsel in die Ernsthaftigkeit für die Autorin überhaupt kein Problem zu sein schien.

Die eingeschobenen Kapitel aus Charlys Notizbuch waren allerdings überhaupt nicht meins. Ich fand diese Seiten unnötig, teils zu bemüht witzig und ehrlich gesagt etwas kindisch. Auch die Absätze, in denen sich Charly ihre jeweils aktuelle Lebenssituation als Klappentext vorstellte, verbuchte ich für mich in diese Kategorie. Vor allem, weil mir die Idee dieser Einschübe aus einem Hollywood-Blockbuster bekannt vorkam, dort waren es allerdings keine Klappentexte, sondern Filmtrailer.

Insgesamt hat mich „Herz sucht Zuhause“ gut unterhalten. Hier war von allem etwas dabei: Liebe, Action, Humor und eine Prise Krimi-Feeling. Perfekt, um die Laune zu heben!

Bewertung vom 17.08.2022
Willkommen in Wisewood
Wrobel, Stephanie

Willkommen in Wisewood


gut

Die Schwestern Kit und Natalie stehen sich seit dem Tod ihrer Mutter nicht mehr sehr nahe. Trotzdem macht sich Natalie Sorgen, weil sie schon länger nichts mehr von Kit gehört hat, die sich auf einem sechsmonatigen Selbstfindungstrip in Wisewood befindet, einer Gemeinschaft auf einer abgelegenen Atlantikinsel. Als dann auch noch eine höchst mysteriöse E-mail auftaucht, in der man Natalie damit droht ihr Geheimnis zu offenbaren, lässt sie alles stehen und liegen, um sich davon zu überzeugen, dass auf Wisewood alles in bester Ordnung ist. Doch ihre unangekündigte Ankunft macht dort viele nervös.

Was hat Wisewood, das andere Therapieeinrichtungen nicht haben? Eine fiese Leiterin! Unter dem Deckmantel von Unterstützung und Wohlwollen lebt Rebekka ihre perfiden Machtspielchen an den freiwilligen Teilnehmern ihrer Therapiegruppe aus. Diese Geschichte war demnach ganz und gar nicht einfach. Die Story forderte mich heraus und kitzelte überraschend viele Emotionen aus mir hervor. Es war entsetzlich, die Manipulationen mitzuerleben, denen die Hilfesuchenden ausgesetzt waren. Gleichzeitig war ich beeindruckt vom Schreibstil der Autorin, der derart eindringliche Bilder hervorrufen konnte.

Der Aufbau des Thrillers wirkte ziemlich ausgeklügelt, denn in klar abgegrenzten Abschnitten konnte ich Erlebnisse aus der Sicht verschiedener Figuren miterleben und übergreifend auf das gesamte Buch den Werdegang einer geheimnisvollen Person. Den Anfang und das Ende des Buches empfand ich jedoch zu abrupt, ähnlich losen Fäden an beiden Enden, wobei mich der Anfang unwahrscheinlich neugierig machte, ich aber vom Ende eher enttäuscht war. Buchübergreifend gab es immer mal wieder ein Überraschungsmoment, das jedoch die Spannung auf Dauer nicht halten konnte, und der Mittelteil aufgrund seiner gefühlten Wiederholungen sogar stellenweise langatmig auf mich wirkte. Rückblickend muss ich sogar sagen, dass mich die vielen abscheulichen Beschreibungen von Rebekkas Tricks oder Manipulations-Maßnahmen fast schon gelangweilt haben.

Für die Figuren konnte ich hier wirklich keine Sympathiepunkte vergeben. Sie spielten fast ausnahmslos ein falsches Spiel, dabei standen Paranoia und Missbrauch an der Tagesordnung. Eine schrecklich bedrohliche Atmosphäre! Leider fehlte mir auch an manchen Stellen die Logik hinsichtlich Handlungen oder Entscheidungen mancher Charaktere, was in dem Moment auffallend konstruiert wirkte, wahrscheinlich um die Story in eine bestimmte Richtung voranzutreiben. Letztlich war mir der Thriller nicht rund genug.

„Willkommen in Wisewood“ hat mich von der Idee her überrascht, der Schreibstil begeistert, die Handlung entsetzt und das Ende überwiegend enttäuscht. Ein Thriller mit Längen, der an den Nerven zerrt und Platz für das eigene Kopfkino lässt. / 3,5 Sterne