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Marianna T.

Bewertungen

Insgesamt 154 Bewertungen
Bewertung vom 04.07.2018
Goodbye Beziehungsstress
Sohn, Elena-Katharina

Goodbye Beziehungsstress


sehr gut

Ein ansprechender Ratgeber

In ihrem zweiten Ratgeber zum Thema Partnerschaft verspricht Elena-Katharina Sohn den Abschied von Beziehungsstress. Dafür beschreibt sie in zwei Problem-analysierenden Kapiteln und einem Übungskapitel ihre Erfahrungen aus der Beratung von Menschen in Liebesthemen. Angefangen mit zehn Beziehungsirrtümern geht es über die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu glücklichen Partnerschaften und abschließend zum Erlernen der „Glücksherz-Methode“.

Elena-Katharina Sohn schafft es mit einer persönlichen Ansprache und vielen Beispielen die Lesenden mitzunehmen. Ihr Vorgehen von der Problembeschreibung zur Anleitung für einen neuen Umgang mit Partnerschaften wirkt dabei folgerichtig und gut strukturiert. Sohn erscheint kompetent und sympathisch, wodurch eine gewisse Nähe beim Lesen entstehen kann. Ihre Erfahrungen aus ihrer Arbeit klingen durchweg plausibel und sind gut nachvollziehbar.

Der Ratgeber lässt sich leicht lesen, ist gut verständlich. Mithilfe von Zusammenfassungen, Merksätzen und Abbildungen werden die Inhalte greifbarer und eindrücklicher. Das Lesen macht Spaß, es entsteht Interesse für das Thema und Motivation an sich selbst zu arbeiten. Das Buch liefert ein grobes Grundlagenverständnis und viele hilfreiche Ratschläge. Berührend sind die Beispiele, in denen bestimmte Verhaltensmuster klarer werden. Angenehm ist, das eine grundlegende Hoffnung und Wertschätzung vermittelt wird.

Nicht ganz so überzeugend ist das Punktesystem bei den Selbsttests, da es wenig aussagekräftig erscheint. Die Beschäftigung mit den Testfragen sollte ausreichen, um sich selbst und den eigenen Mustern näher zu kommen. Zudem ist die Nebenwirkung des starken Kategorisierens, das sich nicht Jeder angesprochen und gesehen fühlen kann.

Auch wenn es bereits eine Vielzahl von Ratgebern zu diesem Thema gibt, so sind die Schilderungen der Autorin doch interessant und hilfreich. Insgesamt ein lesenswerter Ratgeber mit ein paar Schwächen.

Bewertung vom 30.06.2018
Familie und andere Trostpreise
McDonagh, Martine

Familie und andere Trostpreise


sehr gut

Ungewöhnliches Familienporträt

Der Amerikaner Sonny bekommt zu seinem 21. Geburtstag das Vermögen seines Vaters, des Guru Bim, vererbt. Sein Vormund Thomas überreicht ihm zeitgleich eine Liste mit Orten und Personen, die er in England aufsuchen soll, um seine Familiengeschichte zu ergründen. Sonny macht sich samt seinen ganzen Neurosen und seiner Drogenvergangenheit auf die Suche nach sich selbst.

Die Geschichte selbst ist reizvoll und ziemlich abgefahren. Die Begleitumstände der Situation und der Junge selbst sind merkwürdig und absurd. Es könnte alles in Abwegige abdriften bei der ganzen Esoterik, dem Zusammenleben in Kommunen, der ganzen Skurrilität. Tut es aber nicht. Die Autorin hat fast alles logisch und in vielen glaubwürdigen Details verpackt.

Nach und nach entsteht ein umfassendes Bild von Sonny und den anderen Personen. Dies ist insofern ganz angenehm, da es sowohl um positive als auch negative Eigenschaften der Beteiligten geht. Nur Sonny begegnet den großen Herausforderungen trotz seinen vielen Neurosen zu leicht – fügt sich zu leicht in die Geschichte. Immerhin war er drogenabhängig, hat viele Zwänge und Neurosen. Vielleicht passt dies aber auch zu der Art der Geschichte, die sich nicht allzu ernst nimmt und einen leichten Ton anschlägt.

Der Text liest sich fließend, ist in Briefform (der Junge schreibt an seine Mutter) geschrieben. Die Briefform ist günstig gewählt, da die Lesenden so Einblick in Sonnys Seelenleben und seine Gedanken bekommen. Die Erzählung ist sehr ausführlich und intensiv, hat eine kaum wahrnehmbare Spannung. Das Buch lässt sich deswegen zwischendurch immer wieder leicht weg legen. Die Lesenden sind gefordert immer wieder den Reiz der Geschichte zu erinnern, um das Buch wieder in die Hand zu nehmen. Wenn das geschafft ist lässt sich der Faden jedoch leicht wieder aufnehmen. Am Ende des Briefes angekommen hat sich ein rundes Bild von der Familiengeschichte ergeben.

Die Autorin Martine McDonagh hat in „Familie und andere Trostpreise“ eine unterhaltsame nicht ganz leicht gängige Geschichte über die Suche eines jungen Mannes nach sich selbst geschrieben. Eine absurde Reise beginnt - mit vielen skurrilen Begegnungen, klugen und nachdenklichen Tönen.

Bewertung vom 16.06.2018
Bülent Rambichler und die fliegende Sau / Bülent Rambichler Bd.1
Bogner, Anja

Bülent Rambichler und die fliegende Sau / Bülent Rambichler Bd.1


sehr gut

Skurriler Franken-Krimi

Im ersten Fall für Bülent Rambichler muss dieser, der sich in Nürnberg erfolgreich an seinen Schreibtisch klammerte, zu seinem ersten Mordfall raus – in seine Heimat aufs Land nach Strunzheim. Gemeinsam mit seiner Kollegin Astrid trifft er dort auf die dörfliche Enge mit den merkwürdigen Gesetzmäßigkeiten, einige verdächtige Dörfler und seine Eltern, die ihre eigenen Pläne mit ihm haben. Da wird es arg schwer den Mord um die nackerte Gelbwurscht-Pflunz, eigentlich Rummsler Kerstin zu lösen...

Anja Bogner trifft in ihrem Franken-Krimi einen heiteren und humorvollen Ton. Mit viel Wortwitz und urkomischen aber auch peinlichen Situationen beschreibt sie die Ermittlungen um den Mord. Die Eigenheiten der Franken und des türkischen Vaters spielen ebenso eine Rolle wie die Generationenunterschiede. Unaufgeregt webt die Autorin diese ein, ohne vermeintlich türkisch oder fränkische Eigenheiten einzuordnen. Für die Lesenden wird die Dynamik auf dem Land erlebbar, es entsteht Atmosphäre. Dies geschieht vor allem durch die leicht lesbare Umgangssprache und den verschriftlichten regionalen Dialekt samt Anglizismen.

Die Ermittler Bülent und Astrid wirken sympathisch und sehr speziell - er mit seiner paddeligen Unbeholfenheit und sie mit ihrer esoterisch forschen Art. Ihre Charakterzüge werden oberflächlich, jedoch in diesem Rahmen ausreichend dargestellt. Die zwischenmenschlichen Beziehungen sind durchgehend absurd und unterhaltsam. Weiter geht es um die ländlichen Besonderheiten und die vielen skurrilen Einheimischen. Am Ende werden auch die schrägsten Dorfbewohner immer liebenswerter. Auffallend sind die fehlenden Beschreibungen der Umgebung, der Natur oder anderen regionalen Besonderheiten. Diese werden wohl zugunsten der zwischenmenschlichen Eigenheiten raus gelassen.

Die Geschichte ist amüsant und nett. Es entwickelt sich Spannung. Angefangen mit dem Mord, den verschiedenen Motiven und den sich klärenden Zusammenhängen lassen sich die Entwicklungen gut mitverfolgen. Ganz nebenbei entwickelt sich zwischen Bülent und seiner Kollegin Astrid noch eine kleine Liebelei, die gut in der Erzählung Platz findet. Die Geschichte hat nachdenkliche Züge, im Text finden sich einige prägnante und tiefgründige Zeilen. Insgesamt ist die Geschichte eher oberflächlich und leicht, sodass sich das Buch in wenigen langen Zügen lesen lässt.

Insgesamt ein amüsanter Franken-Krimi mit vielen skurrilen Einheimischen und einer schönen Liebelei zwischen den Ermittlern. Leicht zu Lesen, mit vielen Lachern sowie skurrilen Situationen.

Bewertung vom 13.06.2018
Die Unruhigen
Ullmann, Linn

Die Unruhigen


sehr gut

Autobiografie oder Fiktion?

In ihrem Roman erzählt Linn Ullmann von der Liebe zwischen Vater und Tochter, dem Erwachsen werden und Altern. Es geht auch um das Getrieben sein, die unruhige Liebe und unruhige Zeiten. Die Erzählung hat fiktive und autobiographische Anteile, kommt dem Leben der norwegischen Autorin nahe.

Der Roman ist mit den knapp 400 Seiten sehr umfassend. Das Thema des Alterns und der Beziehung zwischen Vater und Tochter ist sehr intensiv und spannend. Trotzdem braucht es Geduld die sich wiederholende und ausschweifende Erzählung zu verfolgen. Hilfreich sind die regelmäßigen Wechsel zwischen Fließtexten und Dialogen, die das Ganze auflockern. Die Dialoge aus den Interviews zwischen Tochter und Vater und die Ergänzungen in den Fließtexten durch die Tochter sorgen für ein rundes Bild des Ganzen.

Etwas störend ist die unklare Erzählperspektive. Teilweise wirken die Erzählungen autobiografisch, erzählt aus der Ich-Perspektive und dann wieder als würde eine dritte Person über das Mädchen/die Frau berichten. Dies ist verwirrend und macht es schwer die Geschichte einzuordnen. Ungewöhnlich ist außerdem, das die Hauptfiguren nicht bei ihren Namen genannt werden und so auf Distanz bzw. beliebig bleiben.

In jedem Fall ist die Erzählung berührend. Linn Ullmann versteht es die Hauptcharaktere einfühlsam und umfassend darzustellen. Mit der klaren, poetischen und gleichzeitig subtilen Sprache macht der Roman schon was her. Gleichzeitig ist der Text anspruchsvoll und herausfordernd mit seinen tiefgründigen Aussagen und der besonderen Sprache.

Ein nachdenklicher Roman zum Altern und der Beziehung zwischen Vater und Tochter. Poetisch und einfühlsam beschrieben, mit Tiefgang. Empfehlenswert.

Bewertung vom 06.06.2018
Die Affäre Carambol (Goethe und Schiller ermitteln)
Lehnberg, Stefan

Die Affäre Carambol (Goethe und Schiller ermitteln)


sehr gut

Die Bösen und die Guten

In seinem zweiten Kriminalroman um Goethe und Schiller schreibt Stefan Lehnberg von merkwürdigen und bedrohlichen Vorkommnissen in Fran(c)kfurt im Jahr 1801. Bei einem Besuch in der Stadt werden die Beiden von einigen Stadträten Frankfurts um Hilfe gebeten – eine Verschwörung ist im Gange. Die Stadt muss vor einem erneuten Krieg bewahrt werden.

Schon die edle Aufmachung des Buches, die teilweise altdeutsche Ausdrucksweise und die verschnörkelten Überschriften machen was her. Das Buch wirkt allein dadurch auf den ersten Blick schon besonders.

Die Geschichte entwickelt sich dann spannend, das Buch ist kaum aus der Hand zu legen. Beim Lesen entsteht ein Sog in die Geschichte, der die Atmosphäre, die Umgebung und die sozialen Konstellationen nah erleben lässt. Lehnberg schreibt sehr einfühlsam und gleichzeitig spannend.

Anfänglich ist es schwer sich an die komplizierte Ausdrucksweise zu gewöhnen, mal abgesehen von den zeilenlangen Schachtelsätzen. Es braucht Geduld, um über diese ersten Hürden hinweg zu kommen. Die Geduld wird dann mit faszinierenden und sich überschlagenden Entwicklungen belohnt. Die Schilderungen sind unterhaltsam, humorvoll und manchmal absurd.

Goethe und Schiller sind interessante Figuren für einen solchen Kriminalroman, wirken sympathisch und vertrauenswürdig. Sie scheinen nicht immer alles im Griff zu haben, jedoch mehr als die Stadträte, die sie um Hilfe baten. Zusammen begeben sie sich in gefährliche und aufregende Situationen. Dadurch wirken die Beiden heldenhaft und nur noch sympathischer.

Die Geschichte ist stark vereinfacht in die Bösen und die Guten unterteilt. Dies ist nicht störend. Zwischenzeitlich erinnert der Roman an „Die drei Musketiere“, „Sherlock Holmes“ und andere Klassiker. Es gibt starke Charaktere, die Unheil verhindern. Die Auflösung am Ende ist etwas enttäuschend, scheint abwegig. Das Buch lässt etwas verwirrt und unzufrieden zurück – irgendwas fehlt.

Insgesamt ein atmosphärischer Kriminalroman mit Goethe und Schiller als charismatische Ermittler. Sehr unterhaltsam und mit viel Aufregung, jedoch mit unbefriedigendem Ausgang.

Bewertung vom 02.06.2018
Ans Meer
Freund, René

Ans Meer


gut

Anton ist Busfahrer und fährt einen Linienbus. Sein Leben verläuft in immer gleichen Bahnen, bis sich alles verändert. Er verliebt sich in seine Nachbarin Doris, wird gekündigt und als ihn die krebskranke Carla bittet sie bis ins ferne Italien ans Meer zu fahren - ein letztes Mal - beginnt eine aufregende Fahrt.

René Freund schreibt in seinem neuen Buch ein Erwachsenenmärchen. Eine wirklich schöne Geschichte - philosophisch und nachdenklich. Anton ist in seinem Leben festgefahren und nimmt es mutig in die Hand. Die romantische Liebesgeschichte zwischen Anton und Doris läuft parallel mit und ist sehr berührend.

Kein neues Thema. Anfänglich ist dies noch spannend, zum Ende hin wirkt es etwas abgedroschen. Dies entsteht vielleicht auch durch die flach - aber sehr sympathisch - wirkenden Charaktere. Die Entwicklung der Geschichte ist vorhersehbar, emotional leicht überschaubar. Das ist wohl der Reiz an Märchen.

Die Sprache ist reich an Weisheiten. Bemerkenswert ist außerdem die feinfühlige, unbefangene und kindliche Art, mit der Freund dieses Buch schreibt. Der Text lässt sich leicht und ohne große Herausforderungen lesen. Zwischendurch fällt es deswegen schwer nicht einfach mehrere Absätze zu überspringen.

Andererseits ist die Geschichte spannend und lässt sich so weg lesen. Durch die wechselnde Erzählung aus Sicht von Anton und Doris steigert sich die Spannung.

Ein Erwachsenenmärchen, feinfühlig, philosophisch und spannend zu Lesen. Am Ende sind alle Charaktere innerlich gewachsen und alles wird gut.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 02.06.2018
Der emotionale Rucksack
Dittmar, Vivian

Der emotionale Rucksack


sehr gut

Vivian Dittmar hat mit dem "Emotionalen Rucksack" ein prägnantes Bild für ihr Buch gefunden. Das Thema wird dadurch greifbar. Sie beschreibt wie jeder Mensch mit dem jeweils unterschiedlichen emotionalen Gepäck umgehen kann.

Auf anschauliche Weise schildert sie anhand des Rucksackes und mit vielen persönlichen Beispielen ihre Überlegungen zu diesem Thema. Dittmar wirkt authentisch und sympathisch, kann für das Thema begeistern.

Das Buch lässt sich leicht lesen, fast schon süffig. Die interessanten Überschriften und das übersichtliche Inhaltsverzeichnis sowie die kurzen Kapitel tragen zur Lesbarkeit bei. Gleichzeitig entsteht das Gefühl dem Buch und dem Thema gewachsen zu sein - anders als bei manchen anderen Sachbüchern.

Das Lesen und Durcharbeiten des Buches braucht viel Aufmerksamkeit. Es wird grundlegendes Wissen vermittelt, um erstmal zu verstehen wie es zu emotionalen Überreaktionen kommt, die nicht zu aktuellen Situationen passen. Die Lesenden sind gefordert den Inhalt nachzuvollziehen, diesen gleichzeitig auf die eigenen Erlebnisse zu übertragen. Dies ist sehr intensiv.

In regelmäßigen Abständen bietet Dittmar interessante Übungen an, die dem Verständnis und der Selbsterkenntnis dienen. Doch auch ohne die Übungen zu machen haben die Lesenden sicherlich einen persönlichen Gewinn.

Teilweise sind die Übungen schwer umzusetzen und die Ausführungen zur Praxis der bewussten Entladung schwer zu verstehen. Diese Ausführungen können etwas esoterisch und abgehoben wirken. Zudem bleibt die Einordnung der Ergebnisse aus den Übungen dann den Lesenden selbst überlassen. Lesende, die bisher wenig Erfahrung mit Selbstreflektion und emotionalen Themen haben könnten hierbei besondere Schwierigkeiten bekommen. Erklärungen und Beispiele zur Umsetzung könnten helfen.

Ein interessanter und ernst zu nehmender Ratgeber - nicht immer ganz einfach zu verstehen. Dittmar begeistert mit dem emotionalen Thema und führt die Lesenden zu neuen Erkenntnissen.

Bewertung vom 21.05.2018
Das Mädchen, das in der Metro las
Féret-Fleury, Christine

Das Mädchen, das in der Metro las


sehr gut

"Das Mädchen, das in der Metro las" ist das erste in Deutsch erschienene Buch der Französin Christine Féret-Fleury. Es geht thematisch um die Liebe zu Büchern und der Suche nach dem eigenen Weg.

Juliette fährt täglich mit der Metro zur Arbeit in ein Maklerbüro, ihre Tage sind eintönig. Ihre Liebe gilt den Büchern. Als sie eines Tages von ihrem gewohnten Weg abweicht begegnet sie dem geheimnisvollen Buchhändler Soliman. Von ihm bekommt sie Bücher, für die sie die passenden Leser finden soll. Damit nimmt sie Einfluss auf das Schicksal der Leser, aber auch ihr eigenes Leben gerät "aus der Bahn".

Die Geschichte um Juliette ist sehr detaillreich und poetisch, wodurch das Lesen erschwert wird. Die vielen kleinen Träumereien, Gedankenspiele und Beobachtungen Juliettes sind einerseits spannend und lenken andererseits vom Geschehen haben. So braucht es viel Aufmerksamkeit den Entwicklungen zu folgen. Durch die vielen Sprachbilder bekommt alles Leben und lässt sich dadurch wiederum besser nachvollziehen.

Juliette wirkt sympathisch, ist sehr mit ihren Beobachtungen und Unsicherheiten beschäftigt. Es fällt schwer ihr Alter einzuschätzen, immerhin wird im Buchtitel von "Mädchen" gesprochen, mit ihrer eigenen Wohnung und dem Job könnte sie aber eher eine Frau sein. Vielleicht ist sie aber auch genau dazwischen und deswegen auf der Suche nach sich.

Die Geschichte bekommt dann etwas geheimnisvolles und märchenhaftes, als sie Soliman und seiner Tochter Zaide begegnet. Nach den vielen Details zu Beginn entsteht eine erste Spannung. So geht es dann auch weiter. Nach vielen Details gibt es neue Entwicklungen, die wieder Spannung erzeugen.

Ein Erwachsenenmärchen um die Liebe zum Lesen, das Erwachsen werden und das Gehen neuer Wege. Spannend, jedoch nicht ganz einfach zu Lesen.

Bewertung vom 17.05.2018
Das Geheimnis der Muse
Burton, Jessie

Das Geheimnis der Muse


ausgezeichnet

In "Das Geheimnis der Muse" erzählt Jessie Burton von zwei besonderen Frauen mit ihren Träumen, Ambitionen, Verletzungen und Grenzen. Vor dem Hintergrund des Spanischen Bürgerkrieges um 1936 und dem London um 1967 geht es um ein Gemälde und ein erschütterndes Geheimnis.

Auf zwei Zeitebenen entspinnt sich eine nachdenkliche und sehnsuchtsvolle Geschichte um die beiden Hauptfiguren. Thematisch geht es um Frauen und Kunst, Leben in und gegen Konventionen, Freiheit und Einsamkeit, Einwanderung. Dabei wird das Zeitgeschehen spannend und glaubwürdig aufgearbeitet.

Odelle und Olive sowie die anderen Figuren um sie herum werden eindrücklich beschrieben, bekommen Tiefe. Die Autorin und der Übersetzer haben es geschafft Stimmung zu transportieren - so sind Freude, Unsicherheit, Angst und andere Gefühle gut spürbar. Das Seelenleben der Beiden und ihre Suche nach dem eigenen Weg werden umfassend und einfühlsam dargestellt.

Es entsteht ein Sog in die Geschichte, obwohl die Geschehnisse in ihrer Tragik eher abschrecken. Die Entwicklungen sind gut nachvollziehbar und fördern die Spannung weiter.

Das Buch wirkt mit dem Coverbild und durch einzelne Zeichnungen vor den Kapiteln sehr ästhetisch. Das passt gut zum Thema Kunst und den beiden talentierten Frauen.

Die Geschichte liest sich fließend, die zwei Zeitebenen sind immer klar zu erkennen. Besonders ist die bildreiche und poetische, sogar kunstvolle Sprache. Doch Vorsicht. Dieser Roman ist inhaltlich und sprachlich eher schwerwiegend, keine leichte Lektüre. Und gleichzeitig emotional und inhaltlich sehr bereichernd.

Ein beeindruckendes Buch, mit der vollen Dramatik zweier starker Frauen, die keine andere Wahl haben als sich ihrem Leben zu stellen.

Bewertung vom 09.05.2018
Kluftinger / Kommissar Kluftinger Bd.10
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Kluftinger / Kommissar Kluftinger Bd.10


ausgezeichnet

Gelungener Jubiläumsband

Der zehnte Band in der Reihe um den Algäuer Kommissar Kluftinger geht es um ihn selbst. Anfänglich sind es ein frisches Grab, auf dem ein Kreuz mit seinem Namen steht und eine Todesanzeige in der Zeitung, die Anlass zur Sorge geben. Bedroht durch einen Unbekannten muss sich Kluftinger, dessen Vornamen in diesem Buch nun endlich verraten werden, mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen. Und zwar schnell, denn es gibt ein konkretes Datum für seinen Tod und gleich mehrere Verdächtige. Sein Team ermittelt.

Mit diesem Jubiläumsband haben die Autoren Klüpfel und Kobr in gelungener Weise an die spannenden Vorgängerbände angeknüpft. Es wird an alte Fälle erinnert und mit ihnen tauchen frühere Verdächtige und andere bekannte Personen wieder auf. Auch Leser, für die dies das erste Buch aus der Reihe ist und Andere, denen nicht mehr alle Vorgängerbände präsent sind, werden hier gut ins Geschehen eingeführt.

Kommissar Kluftinger und andere Nebenfiguren werden wie bisher vielschichtig mit ihren sympathischen und eher skurrilen und abstoßenden Seiten dargestellt. Für Leser, die schon die anderen Bände durch haben wird die Entwicklung der Figuren, besonders von Kluftinger deutlich. Spannend sind insbesondere die Rückblenden in Kluftingers Leben, seine Berufslaufbahn und bspw. sein Kennenlernen mit seiner Frau Erika. Dabei zieht der Kommissar sein Resümee.

Dieser Band war anfänglich etwas schwierig zu lesen, zeitweise zu ausführlich mit dem Randgeschehen (z.B. seinem Sohn und dem Enkelkind). Die Geschichte zieht sich und lässt sich nicht einfach so weg lesen. Dies ist letztendlich aber nicht schlimm, die langsam entstehende Spannung gleicht dies aus. Diese steigert sich zum Ende hin noch. Trotzdem es schon der zehnte Teil der Reihe ist, entsteht kein Überdruss. Die Geschichte ist gelungen, wenn auch nicht allzu komplex. Die Geschehnisse machen beklommen, ängstlich und lassen die Lesenden schmunzeln und mitfiebern.

Sprachlich liest sich die Geschichte sehr gut, alles ist nachvollziehbar. Wie in den Vorgängerbänden schaffen es die Autoren insbesondere den Allgäuer Dialekt in den Dialogen und die Eigenheiten dieser Region sowie die Dynamik in der Dorfgemeinschaft darzustellen.

Klüpfel und Kobr haben in gelungener Weise an die Vorgängerbände angeknüpft und eine neue spannende Geschichte geschrieben: zum Miträtseln, Mitfiebern und Schmunzeln.