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Insgesamt 160 Bewertungen
Bewertung vom 21.09.2019
Nanuk - Ein kleiner Eisbär findet Freunde / Erst ich ein Stück, dann du Bd.27
Schröder, Patricia

Nanuk - Ein kleiner Eisbär findet Freunde / Erst ich ein Stück, dann du Bd.27


ausgezeichnet

In eine abenteuerliche Tiergeschichte am Polargeschichte verpackt erzählt Patricia Schröder Freundschaft, Vorurteilen und Anti-Rassismus.

Eisbär und Pinguin erleben gemeinsam ein Abenteuer

Hä, fragt Ihr Euch jetzt bei dieser Überschrift vielleicht: Wie kommen den Eisbären und Pinguine zusammen? Die einen leben am Nord-, die anderen am Südpol. Keine Angst, Patricia Schröder hat hier keinen Fehler gemacht, sondern bringt (in einem logischen Konstrukt) noch ganz andere Tierarten in ihrer fantasievollen Tiergeschichte „Nanuk – Ein kleiner Eisbär findet Freunde“ zusammen: Guckt einfach das Titelbild genau an.

Alle Tiere haben mit den unbekannten erstmal so ihrer Vorurteile: Wollen die uns fressen? Nehmen uns die die Fische weg? Nanuk ist von allen am aufgeschlossensten und schließlich ganz schön mutig dabei, seine neuen Freund*innen zu retten. So zeigt die Autorin sehr charmant, dass eine Welt ohne Rassismus und Fremdenhass eine bessere ist. Sogar auf die Klimakrise spielt Patricia Schröder an, denn das schmelzende Eis an den Polkappen bringt die Südpol-Bewohner überhaupt erst an den Nordpol.  
Einen weiteren Diversity-Punkt bekommt „Nanuk“, weil der kleine Pinguin Klaus mit einer Behinderung am Fuß lebt. Dadurch kann er nicht geradeaus schwimmen. Er hat sich damit arrangiert, kann so aber keine Fische fangen. Und auch hier fällt den Tieren eine tolle Lösung zur Inklusion ein.

Neben dem tollen Inhalt ist „Nanu“ sprachlich schön geschrieben. Es gibt viele kleine und große erzählerische Einfälle (z.B. ein alter Eisbär erzählt die Geschichte als Rahmen), so dass diese Erstlese-Geschichte wirklich Spaß macht. Grandios gelungen ist der Autorin zudem die Unterscheidung zwischen den „Erwachsenen“- und den Erstlese-Teilen. Bei den längeren Texten finden sich mehr Sprachspielereien. Ein Beispiel dafür ist das „Paka-Paka-Pingopaus“, dass der Pinguin immer mal wieder sagt. Nach zwei Drittel des Buches, wenn es die Kinder schon mehrfach gehört haben, findet es sich dann auch einmal in einer Erstlese-Passage.

Fazit
Wir sind wirklich durch „Nanuk – Ein kleiner Eisbär findet Freunde“ geflogen, weil es zum tollen Inhalt die schönen Form dazu kam. Wir haben jetzt schon mehrere von Patricia Schröders Bänden von „Erst ich ein Stück, dann du“ gelesen und finden ihre Bücher klasse. Daher vergeben wir 5 Sterne und selbstverständlich eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 17.09.2019
Eine Reise in die geheimnisvolle Tiefsee
Siems, Annika;Dreyer, Wolfgang

Eine Reise in die geheimnisvolle Tiefsee


ausgezeichnet

Ein Wissenschaftsgedicht! Die Tiefsee ist gewaltig und so gewaltig erforscht dieses malerische Sachbuch dieses unbekannte Terrain.

Diese Entdeckungsreise ins unbekannte Terrain ist wunderbar. Schon in das Format dieses tollen Sachbuches kann man Versinken, denn „Eine Reise in die geheimnisvolle Tiefsee“ ist 29,9 auf 32,7 Zentimeter groß. Ein gewaltiger Bildband, der diesem gewaltigen Format vollends gerecht wird.
Kinder und Erwachsene können damit eine unbekannte Welt erforschen, die bislang kaum Menschen mit eigenen Augen gesehen haben. Empfohlen ist das Buch ab 8 Jahren und das passt sehr gut. Neben den großen Tieren der Tiefsee werden auch ihre kleinen Bewohner vorgestellt. Wie unter einem Mikroskop kommen wir ganz nah an sie heran.
Die Bilder von Annika Siems sind teilweise großformatige Ölgemälde, die abfotografiert wurden. Hier gehen künstlerische Schönheit und wissenschaftliche Abbildung Hand in Hand, denn neben dem visuellen Anspruch vermitteln die beiden Autor*innen ebenso empirische Genauigkeit. Das Buch ist zudem auf dem neuesten Stand der Forschung.

Schönheit eines Wissenschaftsgedichts

Wir gehen wirklich auf eine Entdeckungsreise, wir tauchen ein und diese Reise wird von Schönheit und inhaltlichen Bezügen getragen: Wer frisst wen? Welche Tiere wenden ähnliche Taktiken an? Solche Fragen bestimmen die Reihenfolge. Aber es gibt z.B. keine festen Skalen, wo wir uns gerade befinden oder auf welcher Tiefe. Manche Tiere bewegen sich ja zwischen den unterschiedlichen Tiefen. Im Buch findet man auch keine Steckbriefe zu den einzelnen Tieren oder ähnliches. Wenn man so etwas für sich und seine Kinder sucht, gibt es einige andere Reihen (der Klassiker ist wohl Was ist was). „Eine Reise in die geheimnisvolle Tiefsee“ hingegen ist kein Handbuch, sondern eher eine Art Wissenschaftsgedicht. Die Besonderheiten der jeweiligen Tierart werden in den Vordergrund gestellt – und die Schönheit der Natur.
Natürlich sind die Bilder von Annika Siems der erste Zugang zu diesem wunderschönen Werk. Der Zoologe Wolfgang Dreyer erzählt uns dazu sprachlich schön von den Besonderheiten der Tiefsee. Dabei werden sehr komplexe Zusammenhänge in Bild und Text erklärt, wie beispielsweise die Photosynthese oder die Biolumineszenz. Manchmal werden diese durch detaillierte Schaubilder von Siems erläutert. Schon die lateinischen Namen zergehen auf der Zunge. Die Vergleiche sind sehr bildhaft und ließen uns wichtige Fakten merken:
„…der Druck ist gewaltig. 6.000 Meter unter der Meeresoberfläche ist er so groß, als ob 300 Elefanten auf dir liegen würden.“

Aug in Aug mit dem Riesenkalamar

Jede der 96 Buchseiten war und ist ein Erlebnis. Unser Highlight kam bei den Pottwalen und Riesenkalamaren. Denn plötzlich sieht uns das Auge des Riesenkalamars ins Originalgröße aus dem Buch heraus an (Basketballgroß müsste in etwa hinkommen). Eindrucksvoll, erst recht, weil den selbst Tiefseeforscher noch kaum lebend gesehen haben.
Das Buch haben wir schon jetzt immer wieder mit Freuden in die Hand genommen. Zum Vorlesen (mein Sohn ist jetzt 7,5) haben wir uns etwas Zeit gelassen. Es ist wirklich eher wie die Lektüre von Gedichten oder dem Genuss von edlen Pralinen. Das wollten wir einfach auskosten. Die Informationsdichte in den Texten ist zudem hoch.

Appel zum Schutz der Meere

„Eine Reise in die geheimnisvolle Tiefsee“ wurde klimaneutral hergestellt und kommt ohne Plastikeinschweißung aus. Dankeschön dafür zusätzlich an den Prestel Verlag, denn auch unsere geliebten Bücher verbrauchen schließlich Ressourcen. Am Ende des Buchs appellieren die beiden Autoren eindringlich an uns, Erwachsene wie Kinder, diesen Lebensraum und die Umwelt im Ganzen zu schützen und auf Plastik zu verzichten. Die Seiten zuvor haben sie eindringlich gezeigt, warum die Tiefsee für das Ökosystem der Erde wichtig ist – und wie wunderschön.

Wir können nur jedem absolut empfehlen, auf diesem Tauchgang mitzukommen: 5 verzauberte Sterne!

Bewertung vom 12.09.2019
Das Glück vom einfachen Leben
Staud, Lorenz

Das Glück vom einfachen Leben


sehr gut

Einfach leben mit dem heiligen Franziskus

In diesem schön gestalteten Büchlein überträgt ein Südtiroler Pater die Botschaft des Franz von Assisi über das einfache Leben ins Heute.

Franz von Assisi war schon immer eine meiner liebsten Heiligen-Gestalten: Er war im positiven sehr kompromisslos, Geld und Macht interessierten ihn nicht und er setzte sich für die Schwachen und die Natur ein.
Daher fand ich es eine schöne Bestätigung, das Büchlein „Das Glück vom einfachen Leben“, des Franziskaner-Paters Lorenz Staud zu lesen. Die Seiten sind nur einfach so dahingeflogen. Für Christen ist es eine tolle Ergänzung zu den Bücher, die derzeit – man muss sagen: endlich! – ein nachhaltiges Leben fordern, für den einzelnen, aber auch für unsere Gesellschaft(en) und die Menschheit als Ganzes. Unsere Welt ist nicht heil – das sieht Pater Lorenz Straub nicht minder deutlich wie der heilige Franziskus vor 800 Jahren.

„Die biblische Geschichte vom Turmbau zu Babel ist heute dauernde Wirklichkeit.“

Gegen dieses Höher-Schneller-Weiter, das unter anderem die Klimakrise verursacht hat, hat Franziskus schon vor etwa 800 Jahren angepredigt. (Wir können übrigens als Menschheit nicht unseren Altvorderen die Verantwortung dafür zuschieben, mehr als die Hälfte der CO2-Emmissionen sind in den letzten paar Jahrzehnten entstanden.)
In der Bibel finden sich viele Ansätze, dass die Menschen sich um die Erde kümmern müssen. In der „FridaysForFuture“-Bewegung gibt es z.B. auch eine Sektion für die „ChurchesForFuture“. So gibt es im Christentum nicht nur die Dreifaltigkeit, betont der Pater, sondern ebenso die Dreiheit von Gott, Mensch und Schöpfung. In „Das Glück vom einfachen Leben“ fasst Staud zwei zentrale Texte zusammen. Die Enzyklika des aktuellen Papstes Franziskus „Laudato si!“, in der er den Raubbau an der Natur und die Unsolidarität der Menschen insbesondere mit dem globalen Süden anklagt, und den Sonnengesang des Franz von Assisi. Staud schließt seinen Band mit Betrachtungen aus dem Klostergarten und einer Abhandlung, wie der heilige Franziskus wohl heute zu uns sprechen würde. Dazu finden sich einige Gedichte von Staud.

Frauen kommen leider nur an drei Stellen in dem Büchlein vor. Als Frauen und Männer, die Franziskus nachfolgten, und als zweites, als sich Franziskus eine „neue beschauliche Lebensweise“ für die Klarissen „ausdenken musste“. Die heilige Clara hatte aber durchaus mitgeschrieben und -konzipiert. Ähnlich werte ich auch den Hinweis darauf (die dritte Stelle), dass mehr Zeit für die Kinder bleibt, wenn die Mütter zuhause bleiben. Warum nur die Mütter? Aber der Pater ist Jahrgang 1947, da wundere ich mich einfach nicht, wollte den mangelnden Feminismus aber auch nicht unerwähnt lassen. Und dann habe ich noch eine Bitte an den Verlag: Da dieses Buch ein wunderschönes Beispiel für ein nachhaltiges Leben ist, wäre es doch ein toller Zug, wenn auf die Folieneinschweißung verzichtet werden würde.

Sehr gut gefallen hat mir die Optik des Buches. Die Bilder aus dem Kloster in Kaltern, in dem Staud lebt, sind eine wunderschöne Ergänzung zu den Texten und laden zum Meditieren ein. Auch der Buchsatz ist stimmig, mit dem vielen Weißraum lässt er im wahrsten Sinne des Worts Raum, um die Gedanken kreisen zu lassen.

Insgesamt habe ich in dem Büchlein zwar nicht viel neues erfahren, aber es lässt mich mit einem Hoffnungsschein zurück: Hoffnung, dass die Menschen doch zu Einsicht fähig sind; Hoffnung, dass wir so die Klimakatastrophe vielleicht doch noch abgewendet können. Dazu ist es auch wichtig, dass wir alle gemeinsam an einer Wende arbeiten, dafür ist das Buch von Pater Lorenz ein toller Geschenk-Tip. Vielleicht insbesondere für ältere Verwandte, um ihnen einen Schubs für die nächsten Wahlen zu geben, im Sinne ihrer jungen Enkel*innen, (Groß-)Nichten/Neffen zu wählen – für eine wirkliche grüne Politik, die das Prädikat „christlich“ tatsächlich verdient.

Bewertung vom 12.09.2019
Warum wir schlafen
Vorster, Albrecht

Warum wir schlafen


ausgezeichnet

Spektakulär, verständlich und lehrreich für alle diejenigen, die schlafen. Also ALLE!

Wir alle müssen schlafen. Also alle Menschen, aber auch Fliegen und Schnecken. Unter anderem an Schnecken hat Albrecht Vorster geforscht. Wir wissen nämlich alle noch viel zu wenig über den Schlaf. Als Menschheit, aber auch als einzelne*r. Albrecht Vorster ändert das nun für uns Leser*innen mit seinem wundervollen Buch „Warum wir schlafen“. Das macht er so humorvoll und mit geballtem Wissen, dass es eine wahre Freude ist.
Beim Lesen hätte ich ab und an gerne die Pause-Taste in meinem Gehirn gedrückt, damit ich mir die vielen tollen Zusammenhänge noch viel besser merken kann. (Ich habe es hier wirklich bedauert, dass ich kein photografisches Gedächtnis besitze.) Vorster beschreibt die Fakten und Zusammenhänge sehr dicht, ist aber immer auf den Punkt und vor allem immer verständlich. Zwischendrin geben die Grafiken von Nadine Roßa humorvolle Einsichten.

Verständlich und lehrreich für den eigenen Schlaf
Vorster liefert grandiose Einsichten in das menschliche Schlafverhalten, ganz krass fand ich:
„Patienten, die sich vornehmen, nicht zu schlafen, sondern wach zu bleiben, schlafen schneller ein!“
Oder, was das der Schlaf mit dem Immunsystem zu tun hat: Im Schlaf zeigen sich nämlich die Fresszellen und T-Zellen die Trophäen

Bewertung vom 07.09.2019
Malve will keine Elfe sein
Abidi, Heike

Malve will keine Elfe sein


ausgezeichnet

Anderssein zauberhaft akzeptieren. Diversität für Kinder elfenhaft erzählt!

Elfen sind ja zur Zeit sehr schick und „in“: Wie viele Menschlinge (wie Menschen in diesem Buch heißen) würden nicht gerne ein*e Elf*e sein? Aber was geschieht mit dir, wenn du eine Elfe bist und gar keine sein willst?
Das zeigt uns Heike Abidi in ihrem wunderbaren wie einfühlsamen Kinderbuch „Malve will keine Elfe sein“. Die Autorin sprudelt über voller witziger Einfälle und tollem Sprachwitz und voller Humor und Leichtigkeit erzählt sie dabei quasi nebenbei und wundervoll von Diversität und Akzeptanz.

Alien-Gefühl
Ein „Alien-Gefühl“ wie Malve kennen auch Menschlingskinder, die zwar keine Elfen sind, aber in anderer Hinsicht anders sind als ihr Umfeld es ihnen vorgibt oder von ihnen erwartet. Also der ganzen Reigen von Diversität: Kinder mit anderer Hautfarbe oder die mit einer Behinderung leben. Jungs, die gern Rosa, Glitzer und Elfen mögen; Mädchen, die gerne wild sind, auf Bäume klettern und Fußball spielen; Kinder, die vielleicht gar nicht wissen, ob sie Jungen oder Mädchen sein mögen. Heike Abidi findet für sie alle in Malve eine „magische Form“. Und Malve wird für sie eine super Identifikationsfigur.
Zudem bricht die Autorin Vorurteile auf: Nicht mal die Elfen „sind“ so, wie wir sie uns vorstellen. Oder hätte jemand bei seinen Elfen-„Vorurteile“ parat gehabt, dass sie Phantasie ablehnen und Geschichten für sinnfrei halten? Malve sehnt sich aber nach Geschichten und würde ihre Hängematte am liebsten gegen ein Menschlingsbett eintauschen, obwohl sie noch nicht einmal weiß, wie das aussieht.

Perspektivwechsel
Ganz viel Fabulierkunst hat das Buch, Erkenntnis schafft die Autorin Heike Abidi zudem durch den ständigen Perspektivwechsel, denn Malves Eltern haben eine Schocktherapie geplant und… das soll ich jetzt nicht schreiben, sagt mein Sohn, damit ich die Überraschung nicht wegnehme. Auf alle Fälle können die Kinder so Alltägliches durch Malves Menschlings-begeisterte Augen sehen. Und sie kriegen ein super Gefühl dafür, wie viele Dinge sie in ihrem jungen Leben schon gelernt haben.

Selbstakzeptanz
Was man mit Malve lernen kann, ist ein grandioses Gefühl von Selbstakzeptanz. Es ist nämlich völlig in Ordnung, anders als andere sein zu wollen. Bis Malve das akzeptieren kann – und auch ihre Eltern akzeptieren – dauert es allerdings ein Bisschen. Wir begleiten Malve auf diesen Weg und dabei muss sie hin und wieder flunkern. (Als Erwachsener hat man den Lerneffekt: Lässt man seine Kinder so sein, wie sie wollen, müssen sie einen nicht anlügen.) Und wenn wir uns selbst akzeptieren, dann können wir wie Malve über uns hinauswachsen. Neben der Selbstakzeptanz zeigt das Buch wundervoll, dass es wichtig ist, das Anderssein von anderen zu akzeptieren.
Mein 7,5-jähriger Sohn war von Malve total begeistert: „Schade, dass ich mich nicht in einen Schmetterling verwandeln kann“, das war der erste Satz, den er gesagt hat, als ich die letzte Zeile von „Malve will keine Elfe sein“ gelesen hatte. Dafür haben wir Menschlinge die Phantasie – und Autorinnen wie Heike Abidi, dass wir davon träumen können. Dazu die Illustratorin Susanne Göhnlich, die noch zusätzlich tolles Futter für die Phantasie gibt.
Das Buch lässt sich zudem ganz toll vorlesen. Für geübtere Leser*innen ist es aber auch schon zum Selbstlesen geeignet, etwa ab 8 Jahren bzw. im Verlauf der 2. Klasse.

Fazit
Zauberhaft und mit einer wundervollen, wichtigen Botschaft. Da können wir als Menschlinge gar nicht anders, als 5 mit Elfenstaub verzierte vergeben. Wir sind begeistert und würden sofort einen zweiten Malve-Band lesen.

Bewertung vom 01.09.2019
Rita räumt die Hecke auf
Uekötter, Carsten

Rita räumt die Hecke auf


gut

Ein paar vergnüglich leichte Stunden im Sommer – bei Mistwetter eine schöne Erinnerung an Sonne und herrliche Gartenstunden!

Rita liebt ihren Leben mit dem Garten in der Kleingartenanlage „Abendröte". Damit aber frischer Wind in die Abendröte kommt, tritt sie als neue Vorstandsvorsitzende an. Doch das ist nicht das einzige Hindernis, das Rita überwinden muss: Bald bedroht der der schnöselige Grundstückserbe die Existenz der kompletten Schrebergarten-Kolonie. 
Der Roman von Carsten Uekötter ist komplett aus Ritas Sicht geschildert und sie betrachtet ihre Umwelt und ihre Mitmenschen meist mit sehr versöhnlichem Blick. Dadurch liest sich das Buch sehr entspannt, auch wenn die turbulenten Verwicklungen Ritas Leben ganz schon durcheinander wirbeln. Und die zahlreichen Figuren in der Abendröte sind alle sehr liebevoll gezeichnet. 
Was ich klasse fand: Rita vermittelt ein selbstbewusstes Frauenbild und vielleicht auch für Leser*innen, die mit Begriff Feminismus nicht so viel anfangen können. Für Rita sind die sexistischen Ansagen ihres Vorgängers Manni, dass Frauen nicht das Ruder übernehmen dürften, die Hauptmotivation die Wahl überhaupt anzutreten. 
Stilistisch war das Buch leider nicht ganz meines. Manchmal wurden mir Ritas Gedanken etwas zu geschwätzig. Statt zu lesen, dass Rita immer Schminkzeug in der Laube aufbewahrt, hätte ich gerne mehr Raum für die Entwicklung der liebevoll gezeichneten Nebenfiguren gehabt.
Wirklich böse Menschen gibt es in der Abendröte nicht. Die Konflikte enden letztendlich alle sehr harmonisch und mir gefällt das Menschenbild, dass „Rita räumt die Hecke auf“ damit vermittelt. Alles in allem, ist es ein echter Wohlfühlroman. 

Fazit
„Rita räumt die Hecke auf“ bietet seinen Leser*innen ein paar vergnüglich leichte Stunden im Sommer – oder bei Mistwetter kann man es hervorragend als Erinnerung an Sonne und herrliche Gartenstunden nutzen. Letztendlich geht für Rita und die Abendröte alles sehr harmonisch aus. Stilistisch war das Buch nicht ganz mein Fall und der Plot war schon recht vorhersehbar, daher vergebe ich 3 von 5 Sternen. 

Bewertung vom 29.08.2019
Mia Magie und der Liebestrank / Mia Magie Bd.3
Bender, Julie

Mia Magie und der Liebestrank / Mia Magie Bd.3


sehr gut

Einfühlsam Verliebtheit für Grundschulkinder erklärt

Der Schreibstil von Julie Bender liest sich super und sie hat viele zauberhafte Ideen. Und die Illustrationen von Alexandra Helm stehen dem in nichts nach. Das Allerschönste an diesem Kinderbuch: Bei „Mia Magie und der Liebestrank“ können Kinder mitfühlen, was die erste Verliebtheit mit einem macht. Das ist so sensibel und charmant erzählt, dass schon Grundschüler da richtig ernst genommen werden und daher klasse mitfiebern und -lesen können. Denn die erste Schwärmerei setzt ja meist schon lange vor der Pubertät ein.
Das war für mich das absolute Highlight an diesem Buch: Mias Verliebtheit wird als etwas total Natürliches beschrieben. Da braucht es keine Peinlichkeiten, auch, wenn Mia natürlich ganz oft nervös wegen ihrer Gefühle ist. Als Junghexe kann man ihr nämlich an einem magischen Gefühlsfleck im Gesicht ihre Gefühle ablesen. Und bei Verliebtheit färbt der sich rosa und leuchtet sogar pink. Und Mia kann plötzlich Gerüche besonders intensiv wahrnehmen, das ist auch eine super Anregung, dass die Kinder mehr auf ihre Umgebung und ihre Wahrnehmung darauf achten.
„Mia Magie und der Liebestrank“ ist der dritte Band einer Reihe um Mia Magie. Wir kannten die ersten beiden Bände nicht, sind aber trotzdem gut in die Geschichte rein gekommen. Einzig der Punkt, warum Mia nicht bei ihrer Mutter wohnt, hat meinen 7,5-jährigen Sohn etwas beschäftigt, nach einiger Zeit wurde aber auch das beantwortet.
Was mich gestört hat, war, wie Grenzüberschreitungen anderen gegenüber behandelt werden. Mia tut etwas, das sehr übergriffig ist, das wird meiner Meinung nach nicht adäquat aufgelöst. Liebestränke haben halt per se immer etwas übergriffiges, beim ersten Trank gibt es trotzdem einen super Umgang damit, beim zweiten leider nicht so. Und warum wird die Tierquälerei von Zauberer Zamponi nicht mehr aufgegriffen und geahndet? Dieser Handlungsstrang fällt meiner Meinung nach am Ende zu sehr unter den Tisch, was ich auch etwas unbefriedigend fand.
Obwohl Mia eine Junghexe ist, ist der Großteil ihres Lebens der eines ganz „normalen“ Kindes: Sie geht in die Schule, sie kümmert sich um die Tiere in der Pension ihrer Tante, sie trifft sich mit ihren Freunden. Diese Alltäglichkeit ist eine große Stärke von „Mia Magie“ und die bietet ein hohes Identifikationspotential für Kinder. Manchmal blieb es mir aber zu sehr in diesem Alltag und das Abenteuer rückte in den Hintergrund.
Meinen Sohn hat das überhaupt nicht gestört. Ich glaube, diese Changieren zwischen Magie und Normalität mochte er besonders gerne. Daran sieht man mal wieder, dass Kinder und Erwachsene ein Kinderbuch anders lesen. Er war von der Geschichte um Mia und ihre erste Verliebtheit auf alle Fälle total begeistert. Schade, dass der Verlag nicht mutiger war und ein gender-neutrales Cover gewählt hat. Viele Jungs werden sich von dem vielen Pink abschrecken lassen (meinem Sohn ist das egal, weil er die Farbe mag), und so entgeht ihnen dieser tolle Einblick, wie sich das erste Verlieben anfühlt.

Fazit
Wir möchten „Mia Magie und der Liebestrank“ für Mädchen UND Jungen ab ca. 7/8 empfehlen und vergeben 4 Sterne. (Ohne meinen Kritikpunkt wären es 5 geworden, weil das Buch ist wirklich sehr charmant und toll geschrieben.) Mein Sohn will UNBEDINGT auch die beiden ersten Bände noch lesen – er fragt schon immer wieder danach – und ebenso sicherlich mögliche Folgebände.

Bewertung vom 23.08.2019
Maus mit Mission / Extrem gefährlich! Bd.1
Fesler, Mario

Maus mit Mission / Extrem gefährlich! Bd.1


ausgezeichnet

Sprechende Agenten-Maus, diabolischer Bösewicht-Plan, ein rasant-spannendes Kinderbuch.

Gleich drei Generationen hat „Extrem gefährlich! Maus mit Mission. Band 1“ bei uns total begeistert. Oma, Mama und Kind geben also eine absolute Empfehlung für dieses rasant-spannende Kinderbuch ab mit Juan, der „Maus des Todes“. Wir waren richtig gebannt und der Autor Mario Fesler streut die Hinweise genial über das ganze Buch, so dass wir mitfiebern konnten, aber immer auch wieder überrascht wurden.

Spannung und Grusel
Max, eine der vier Hauptfiguren, lebt unter der totalitären Überwachung seiner Eltern. Die lieben ihn zwar, lassen ihn aber trotz andauernder Mobilüberwachung nicht einmal alleine die Straße langgehen. Doch dann bekommt Max als Geburtstagsgeschenk eine Maus, die hat nicht nur eine Agentenausbildung und kann sprechen – nein, sie hat auch eine gefährliche Mission im Gepäck. Meinem Sohn fielen auch gleich mehrere richtig spannende Szenen ein: Zwei diabolische Wissenschaftlerinnen forschen an unheimlichen Dingen und in der Villa des Bösewichts wird es richtig gruselig. Irgendwann müssen die Held*innen dann einen wilden Ritt durch die Abwasserkanäle hinlegen. Das alles war für meinen Sohn mit 7,5 Jahren richtig mitreißend und wir Erwachsene wollten auch UNBEDINGT wissen, wie es weitergeht. Aber es blieb trotzdem kindgerecht. Ganz besonders haben es uns bei den Hauptfiguren Shakira angetan, das Mädchen, das zunächst alle mit bissigem Intellekt von sich wegstößt, und natürlich die Maus des Todes. In dem Buch steckt so viel Fabulierlust und Fesler baut eine ganz eigene Welt, die zwar nah an unserer dran ist, trotzdem extrem klug gebaut ist. Auch die Informationsvergabe und der Plot ist geschickt gebaut, so dass wir oft verflucht haben, dass Vorlesen halt doch deutlich länger dauert als Selberlesen. (Obwohl das Buch sich hervorragend zum Vorlesen eignet. Gerade die Stimme von Pascal hat mir super Spaß gemacht.) Dass ein, zwei Fragen offen bleiben (etwa, warum der Großvater den Kindern nicht im Backoffice hilft), fallen da gar nicht ins Gewicht. Meine Mutter meinte: „So ein Buch hätte ich mir als Kind gewünscht!“

Bonbons und Zitate
Wer bei all dem an Agentenfilme denken muss, der liegt selbstverständlich richtig. Und Mario Fesler hat zahlreiche witzige Anleihen und viele Bonbons für Erwachsene im Gepäck. Welche Assoziation habe Ihr beispielsweise bei McKinsey? Vermutlich nicht die beste… Es gibt eine Babysitterin, die schier aus der Hölle kommen könnte, und natürlich – Horrorfilme lassen grüßen –ihr Fett abbekommt. Ich bin keine Gamerin, aber „Mouse on the run“ hätte für mich durchaus ein Atari-Jum’n Run sein können. Ab da hatte immer „Fox on the run“ im Ohr, wenn es um dieses Videospiel ging. Und hat jetzt Schubert eine Suppenkantate geschrieben oder nicht? Diese Fabulierlust ist einfach urkomisch.

Was das Buch so außergewöhnlich macht
Ich liebe ja horizontal erzählte Serien und Bücher, besonders, wenn die Figuren ambivalent und vielschichtig sind. Viele Kinderbücher können das schon aufgrund der Länge bzw. ja fehlender Länge nicht leisten. Und dafür brauchen sie dann ein klares Gut-Böse-Schema.
„Maus mit Mission“ bricht das aber auf und schafft ganz vielschichtige Helden. Zwar ist schon nach knapp vier Seiten Prolog klar, wer der Bösewicht ist. Und trotzdem: Shakira hat Ecken und Kanten und bleibt doch liebenswürdig. Max’ Helikopter-Eltern verlieren in ihrem überbordenden Beschützerinstinkt vielleicht ihre Zurechnungsfähigkeit, aber nie die Sympathie der Leser*innen. Nicht einmal der Bösewicht Antoine kommt um ein Quäntchen an Verständnis herum. Und das Genialste in Bezug auf Vielschichtigkeit… aber das verrate ich nicht, lest unbedingt selbst!

Fazit
Wir geben Euch einen Auftrag: Geht mit dieser Maus auf Mission! Denn Juan, die Maus des Todes, hat die 5-Sterne-Lizenz für ein grandiose Abenteuer.
(Wann erscheint bitte Band 2???????)

Bewertung vom 23.08.2019
Frische Brise auf dem Sommerdeich / Sehnsuchtsorte Bd.9
Just, Katja

Frische Brise auf dem Sommerdeich / Sehnsuchtsorte Bd.9


sehr gut

Auf der Hallig lebt die Autorin im Einklang mit Natur und mit sich selbst. Tolle Beschreibung des Lebens mitten im Wattenmeer.

Bitte nicht vom Titel abschrecken lassen: „Frische Brise auf dem Sommerdeich“ ist nicht etwa eine schnulzige Liebesgeschichte á la Rosamunde Pilcher. Sondern Katja Just erzählt darin ihre ganz persönliche Liebesgeschichte zu der Hallig Hooge, die mitten im Wattenmeer liegt, zu der Natur dort, den Pflanzen, Tieren und Menschen. Die Autorin ist eine engagierte Frau, die sich für den Umweltschutz und die kleine Gemeinschaft einsetzt.

Sehnsucht nach dem geerdeten Leben
Ich stamme, wie die Autorin ursprünglich auch, aus Bayern, und gerade das Wattenmeer übte daher auf mich schon immer einen ganz besonderen Reiz aus. Manchmal träume ich, wie so viele Großstadtbewohner vermutlich, vom schönen Leben auf dem Land. Und abgeschiedener als auf einer Hallig im Wattenmeer geht es ja wohl kaum. Das Buch von Katja Just erfüllt diese Sehnsucht. Und ich habe es genossen, mit ihr durch die Landschaft zu streifen, einem Kälbchen bei der Geburt zu helfen und ihre Liebe zu einer alten Tracht mitzufühlen.
Bei Katja Just liest sich alles total geerdet. Und sie spart auch die harten Seiten des Hallig-Lebens nicht aus. Also bin ich bei aller Sehnsucht ganz froh, dass ich nicht mein komplettes Hab und Gut regelmäßig vor einer Springflut sichern und danach noch eine Dreiviertelstunde einem Kälbchen hinterher laufen muss. Ich habe es aber sehr genossen, das mit Katja Just quasi Second-Hand in ihrem Buch erleben zu können.
Ihre Beschreibung, wie z.B. bei der Wattwanderung, sind immer in das persönliche Erleben eingebettet, das auch praktische Aspekte mit aufgreift: Beispielsweise sollte man über Muscheln nur mit Socken oder Schuhen laufen.

Tolles Engagement
Dass die Autorin sehr engagiert ist, wusste ich schon vor dem Lesen. Ich hatte aber an vor allem an Umweltschutz und Kommunalpolitik gedacht. Darum kam es für mich unerwartet, als sie eine Episode mit einer Dame schildert und sich da sehr deutlich gegen Rassismus positioniert. Das fand ich total stimmig und passend. Die Zusammenhänge mit der Klimakrise fand ich ebenso eindrückliche geschildert: Es sind eben nicht nur ein paar Halligen, die „absaufen“ werden, sie sind integraler Bestandteil des Küstenschutzes. Die Klimakrise betrifft uns alle. Und in Bezug auf die Kommunalpolitik hält sie uns allen den Spiegel vor, wenn sie erzählt, dass sich die Allgemeinheit gerne auf die wenigen verlässt, die sich engagieren.

Eine Art Tagebuch
Das alles liest sich flüssig und hat mich sehr berührt. Das Buch ist für mich eine Art Tagebuch. Just hat übrigens schon zuvor in „Barfuß auf dem Sommerdeich“ über ihre Zeit auf der Hallig geschrieben. Ich konnte trotzdem ohne Probleme in diesen zweiten Band einsteigen.
Ein paar Kritikpunkte habe ich aber dennoch: Manchmal hatte ich das Gefühl, Katja Just glaubt, sie müsse sich dafür rechtfertigen, warum sie sich als sogenannte Neubürgerin „anmaßt“ über ihr Leben auf der Hallig zu schreiben. Das hat Just überhaupt nicht nötig, da macht sie sich in meinen Augen ohne Not kleiner und das Buch dadurch etwas redundant. Ihre Schilderung von ihrem Aufenthalt in Hongkong und China fand ich großartig, in der Beschreibung dieses überbordendenden Chaos dort, kommen mir ein paar Sätze despektierlich vor. Ich bin mir sicher, dass das so nicht gemeint, war, aber das fand ich schade. Und so ausführlich die Autorin manchmal schreibt, so sehr bleibt sie an einigen Stellen bei Andeutungen. Da es dort meist sehr persönlich wird, ist das ihr gutes Recht, aber ist halt mit dem Rest nicht ganz ausgewogen. Zusammengefasst: Das Buch könnte für mich manchmal noch stärker auf den Punkt kommen und als Text in sich geschlossener. Dann hätte es für mich die 5 Sterne gegeben.

Fazit
Ich möchte das Buch allen ans Herz legen und vergebe sehr gute 4 Sterne.