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Benutzername: 
Luise-21
Wohnort: 
Berlin

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Insgesamt 271 Bewertungen
Bewertung vom 14.06.2022
Papyrus
Vallejo, Irene

Papyrus


sehr gut

Die Autorin Irene Vallejo, geboren 1979 in Saragossa, studierte klassische Philologie an der Universität von Saragossa und Florenz. Dabei entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Antike. ›Papyrus‹, ihr erstes Sachbuch, wurde in Spanien ein Bestseller und mit den wichtigsten Literaturpreisen des Landes ausgezeichnet.

Inhalt:
Das Buch ist eine der schönsten Erfindungen der Menschheit. Bücher lassen Worte durch Zeit und Raum reisen und sorgen dafür, dass Ideen und Geschichten Generationen überdauern. Irene Vallejo nimmt uns mit auf eine abenteuerliche Reise durch die faszinierende Geschichte des Buches, von den Anfängen der Bibliothek von Alexandria bis zum Untergang des Römischen Reiches. Dabei treffen wir auf rebellische Nonnen, gewiefte Buchhändler, unermüdliche Geschichtenerzählerinnen und andere Menschen, die sich der Welt der Bücher verschrieben haben.

Mein Meinung:
Auf dem Cover ist eine wunderschöne Papyrus-Pflanze mit goldenen Akzenten und ausgesprochen passend zum Titel abgebildet.
Die Autorin Irene Vallejo, gewährt in „Papyrus“ spannende Einblicke in die Geschichte des Buches und entführt in eine ferne Vergangenheit.

Die Erzählung beginnt mit Alexander der Große (336 v. Chr. bis 323 v. Chr.), der nicht nur den Traum hatte, die Welt zu erobern, sondern auch alle Bücher der Welt in der ersten Bibliothek in Alexandria zusammenzutragen. Auch wenn Alexander nie in den Genuss kam, das Ganze zu bewundern (er war zu sehr damit beschäftigt, die Welt zu erobern), so hinterließ er der Welt damit doch ein wunderbares Geschenk.

Die berühmte Bibliothek von Alexandria, für die Marc Aurel, Kleopatra tausende Bücher geschenkt hat und über den Palast der Papyri in Herculaneum die Stadt die 79 nach Christus vom Vesuv verschüttet wurde. Die Autorin hat tief Recherchiert und all ihr Wissen, gekonnt wiedergegeben.

Aus mühsam restaurierten alten Texten und aus Büchern der Gegenwart erzählt die Autorin immer im Zusammenhang zu dem Thema Lesen von Büchern und der Faszination des Vorlesens. Als Beispiel nimmt sie das Buch "Der Vorleser" von Bernhard Schlink und schildert, welche besondere Bindung zwischen Leser und auch zum Buch, entstehen kann.

Erstaunlich finde ich die Einblicke in die Geschichte des Buches, darüber, wie die Schrift entstand, was für eine Macht die Schreiber damals hatten und wie sich die Gestalt des Buches mit den Jahrhunderten veränderte.
Mit Sicherheit gibt es noch viel mehr Nennenswertes aus diesem umfangreichen Sachbuch, zu erwähnen, was aber fast unmöglich ist.

Zitat:
Der Autorin ist es mit ihrer Recherche und Liebe zum Buch, gelungen, mich in eine ferne Vergangenheit zu entführen und spannende Einblicke in die Geschichte des Buches zu geben. Der Anfang des Buches fällt etwas schwer, da die Kapitel in diverse Unterkapitel nummeriert eingeteilt und ohne eine eindeutige Überschrift, versehen sind. Es dauert eine Weile bis man sich daran gewöhnt hat. Ansonsten ein informatives Buch zu einem schönen Thema!
Von mir 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 06.06.2022
Blaue Ufer
Jenkner, Marina

Blaue Ufer


ausgezeichnet

Die Autorin Marina Jenker, erzählt in ihrem sehr einfühlsamen und emotionalen Roman „Blaue Ufer“, ein modernes Märchen über eine ungewöhnliche Liebe.

Inhalt:
Undine arbeitet im Aquarium eines Zoos und umgibt sich auch sonst mit allem, was Wasser und blau ist, so als könne sie diese Traumwelt dauerhaft vor der Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit bewahren. Eines Tages platzt der Student Adrian in ihr Leben und droht ihre schützende Unnahbarkeit zu durchbrechen. Undine hat Angst vor der Liebe, vor der Wirklichkeit, aber dann merkt sie, dass auch »Meerjungfrauen« Gefühle entwickeln können.

Meine Meinung:
Der Autorin ist es hervorragend gelungen, mich mit ihrer Geschichte so zu fesseln, dass ich bis zum Ende, das Buch nicht aus der Hand legen konnte.

Undine scheint sich nur in der Märchenwelt, mit Wasser und alles was blau ist, wohlzufühlen. Sie hat sich von der Außenwelt total zurückgezogen und wirkt regelrecht, weltfremd.

In einem Waschsalon lernt sie Adrian kennen, der sofort ihre Verletzlichkeit spürt, diese aber nicht greifen kann. Undine geht Adrian nicht aus dem Kopf und seine Bemühungen um sie, bieten immer wieder neue Überraschungen.

Undines Gedanken wandern immer wieder in die Vergangenheit, die sie scheinbar nicht abstreifen kann. Langsam öffnet sie sich und gewährt leise zwischen den Zeilen, Einblicke über die Schatten, aus ihrer Kindheit.
Den einzigen Halt, den sie jeher hatte, ist ihr Cousin Fritjof, bei dem sie sich immer sicher fühlte. Sie erinnert sich, als er in den Ferien zu Besuch zu den Großeltern kam und ihr das Schwimmen beibrachte und ihr unbewusst, damit eine Zuflucht in die Welt der Meerjungfrauen, eröffnet hat.

Langsam verlässt Undine ihre schützende Unnahbarkeit …

Fazit:
Die Autorin hat mit ihren fiktiven Charakteren, eine sehr bewegende und emotionale Geschichte erzählt, die mich von der ersten Seite an völlig fesselte. Die Protagonisten und selbst die Nebenfiguren sind im Handlungsverlauf sehr glaubwürdig dargestellt und hielten bis zum Ende viele Überraschungen und Wendungen bereit. Ich habe diesen Roman regelrecht verschlungen.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 24.05.2022
Amelia
Burns, Anna

Amelia


weniger gut

Die Autorin Anna Burns, beschreibt in ihrem neu aufgelegten Debütroman „ Amelia“, schonungslos die tägliche Gewalt während der nordirischen „Troubles“, jedoch kaum Informationen zu den Ursachen des Nordirlandkonflikts.

Inhalt:
1969 begannen in Irland die Troubles. Doch das kümmert Amelia Boyd Lovett erst einmal wenig. Noch klettert sie jede Nacht und jeden Tag in ihr Versteck, um sich ihre Schätze anzugucken: ein kleines Plastikschaf, ein Groschen mit einem eingeprägten Gebet, eine Tube Glitzer. Und siebenundreißig Gummigeschosse. Eins für jeden Tag, seitdem die britische Armee angefangen hat, damit zu schießen.

Amelia ist ein Buch über Gefühle, Familie und Irland während der Troubles. Aber erzählen Sie das nicht der achtjährigen Amelia. Immerhin ist sie es, die in einer verrückten Familie, in einer verrückten Gesellschaft aufwachsen muss und vergessen will, was um sie herum passiert. Denn das ist so einiges: Schülerinnen, die bewaffnet herumspazieren; Babies, die Bomben sein könnten oder auch nicht; Achtjährige, die merkwürdige Dinge sammeln. Wenn Amelia überleben soll, muss sie ihren eigenen Weg finden. Aber kann sie das an einem Ort, an dem die Menschen weder auf sich selbst noch andere Acht geben?

Meine Meinung:
Die Autorin hat einen sehr direkten Schreibstil, denn sie beschönigt nichts und schildert den nordirischen Alltag während der Troubles. Sie zeigt schonungslos und unsentimental die Gewalt, die das Aufwachsen der Kinder prägt. Bombenanschläge, Schießereien, zwielichtige Gruppierungen, tote Familienangehörige, die nur zur falschen Zeit am falschen Ort waren sowie häusliche Gewalt, die Vergewaltigungen nicht ausschlossen. Eine Spirale, aus der es kein Entkommen gab. Die Flucht in Drogen und Alkohol schaffte kurzzeitiges Vergessen des trostlosen Alltags. Die Hoffnung auf Normalität ein unerfüllter Wunschtraum.

Die achtjährige Amelia Boyd Lovett lebt mit ihren Eltern und ihren Geschwistern in einfachen Verhältnissen in Belfast und wächst mitten in den „Troubles“ auf. Zunächst ist das für sie normal, sie kennt es nicht anders. Die Schilderungen rund um Amelia mit all den Grausamkeiten und gewaltsamen Darstellungen von weiteren Familienmitgliedern, sind schon sehr heftig, die sie erlebt. Es gibt nur Kleinigkeiten an denen sich Amelia erfreuen kann.

In dem Buch geht es um die Auswirkungen, die dieser Bürgerkrieg nicht nur auf Familien, sondern auf eine ganze Generation hat. Ganz außen vor bleiben „Gefühle“, selbst innerhalb der Familie konnte ich keine entdecken!

Fazit:
Der flüssige Schreibstil der Autorin gefällt mir zwar recht gut aber mit einer besseren Umsetzung bzw. Verknüpfung der Kapitel, hätte für mich die Geschichte weitaus mehr Potential gehabt. Die Handlung wirkte zum Teil fast unlogisch, da einige Ereignisse ohne einen Zusammenhang zu erkennen, plötzlich auftauchten und auch schon wieder abgehandelt waren. Die Geschichte wurde meinen Erwartungen nicht gerecht und konnte mich leider nicht überzeugen.

Bewertung vom 24.05.2022
O Corona!
Krieger, Günter

O Corona!


ausgezeichnet

Von dem Autor Günter Krieger, habe ich schon viele historische Romane gelesen, die mich immer total begeistern konnten und deshalb war meine Erwartung auf sein neues Buch „O Corona! Eine Heilige macht Karriere“, die satirische Aufarbeitung der Pandemie, echt groß.

Inhalt:
Finstere Zeiten sind zu allen Zeiten auf eine andere Weise finster. Seit Monaten beherrscht vor allem ein Thema den öffentlichen wie politischen Diskurs: Corona. So sehr, dass selbst im Himmel die Gebetsserver abstürzen. Damit die Heiligen weiter ihre Arbeit machen können, scheint es unausweichlich, dass sie, deren Name in aller Munde ist, der Erde dringend einen Besuch abstattet: Die heilige Corona – und das am besten dort, wo das Virus am schlimmsten wütet, um herauszufinden, warum es ausgerechnet ihren Namen trägt. Ein schwerhöriger Transportmeister, eine wiedererweckte Heilige und ein Schutzengel, der zu allem bereit ist – was kann da schon schiefgehen? So ziemlich alles, wenn man in Köln statt in Kolumbien landet, die Heilige sich weigert zu lügen und auf einmal die ganze Stadt weiß, dass Corona nicht nur ein Virus ist. Und am Ende findet sich Corona auch noch neben Karl Lauterbach in Anne Wills Talkshow wieder.

Meine Meinung:
Mit seinem satirischen Schreibstil, erzählt der Autor, sehr locker und flüssig, eine Geschichte über die Heilige Corona, die auf die Erde geschickt wird um Informationen über die Pandemie zu sammeln und in Erfahrung zu bringen, warum diese ausgerechnet „Corona“ genannt wird. Unterstützt wird sie auf dieser Reise von ihrem Schutzengel Jacqueline. Anstatt in Kolumbien werden sie in Köln abgesetzt und der Spaß beginnt …

Wie nicht anders zu erwarten, läuft vor Ort einiges aus dem Ruder, denn die Heilige Corona kennt sich mit den Gepflogenheiten der Menschheit nicht aus. Sie besitzt weder Geld noch eine Bleibe und die lustigsten Dialoge mit ihrem Schutzengel Jacqueline, die wiederum keiner sehen kann, nimmt ihren Lauf.

Trotz aller Widrigkeiten erhält die Heilige Corona, bischöflichen Schutz und wird zu einen Interview zu Anne Will neben Karl Lauterbach, eingeladen. Was für ein herrlicher Spaß …! Ich hätte stundenlang weiterlesen können!

Fazit:
Dem Autor ist es wunderbar gelungen, die bildhaften Beschreibungen der einzelnen Schauplätze, Handlungen und Dialoge, richtig toll zu beschreiben und mich zu fesseln. Es war für mich ein reines Vergnügen, die Heilige Corona, kennen zu lernen.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung

Bewertung vom 24.05.2022
In den Wäldern der Biber
Fischer, Franziska

In den Wäldern der Biber


ausgezeichnet

Die Autorin Franziska Fischer, erzählt in ihrem neuen Roman „In den Wäldern der Biber“, mit viel Feingefühl von Alinas Selbstfindung und erinnert daran, was im Leben wirklich wichtig ist.

Inhalt:
Alina ist an einem Punkt in ihrem Leben angekommen, an dem sie nicht mehr weiterweiß: Ihren Job konnte sie nie leiden, in Frankfurt am Main, der Stadt, in der sie lebt, fühlt sie sich schon lange nicht mehr wohl, und dann geht nach einem heftigen Streit auch noch ihre Beziehung in die Brüche, sodass sie plötzlich ohne Wohnung dasteht. Wohin jetzt? Der einzige Ort, der ihr einfällt, ist Spechthausen, ein kleines Dorf in Brandenburg. Hier lebt ihr Großvater, zu dem sie seit Jahren keinen Kontakt mehr hat. In seinem viel zu großen, renovierungsbedürftigen Haus am Waldrand nimmt er sie auf, ohne viele Fragen zu stellen.
Langsam nähern Alina und er sich wieder an. Sie hilft ihm mit den Hühnern und dem Garten; gemeinsam beobachten sie Biber in freier Wildbahn. Dunkel und fast ein wenig unwirklich sind Alinas Kindheitserinnerungen an die Ferien in Spechthausen. Nun, inmitten der Natur, kehren sie nach und nach zurück. Ehe sie sichs versieht, fühlt sie sich heimisch in dem Ort und den umliegenden Wäldern. Endlich hat sie Zeit, darüber nachzudenken, was ist, was war und was sein soll. Außerdem ist da noch ihr Kindheitsfreund Elias, mit dem sie viel verbindet. Doch bevor sie sich ein neues Leben aufbauen kann, gibt es einiges, wovon Alina sich befreien muss.

Meine Meinung:
Mit ihrem flüssigen Schreibstil, ist es der Autorin hervorragend gelungen eine schöne und feinfühlige Geschichte von Alina, die sich nach der Trennung von ihrem Lebensgefährten auf den Weg zu ihrem Großvater macht, zu erzählen.

Obwohl Alina viele Jahre keinen Kontakt zu ihrem Großvater hatte, nimmt er sie bei sich auf und nach und nach erfährt sie, warum ihre Mutter die Verbindung zu ihren Großeltern abgebrochen hat. Ihre Mutter weicht mehr ihren Fragen aus, als dass sie ihr diese beantwortet.

Alina begegnet Isabel und Elias, die als Kinder ihre Ferien in Spechthausen verbrachten und das Wiedererkennen auf beiden Seiten, ist sehr herzlich und nach kurzer Zeit sehr vertraut. Besonders fühlt sich Alina zu Elias hingezogen. Beide haben viele gemeinsame Interessen und ob die Gefühle für ein gemeinsames Leben ausreichen!

Fern vom Stress der Großstadt, kommen immer mehr schöne Erinnerungen aus Kindheitstagen in Alina hoch und ihr Großvater zeigt ihr die Schönheit der Landschaft, besonders die Wälder und seine Liebe zu den Bibern. Selbst Alina, kann die Sanftheit und Ruhe der Natur, genießen und sich von ihrem bisherigen Alltag lösen.

Fazit:
Der Autorin ist es hervorragend gelungen, mit ihren fiktiven Charakteren, eine sehr bewegende und emotionale Geschichte über Liebe und Freundschaft, Verrat und was im Leben wirklich wichtig ist, zu erzählen. Die Protagonisten und selbst die Nebenfiguren sind im Handlungsverlauf sehr glaubwürdig dargestellt und gut eingebunden. Das Buch hat alles, was für mich eine lesenswerte und fesselnde Geschichte ausmacht.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 21.05.2022
heute graben
Schlembach, Mario

heute graben


gut

Der Autor Mario Schlembach, ist aufgewachsen als Bauernsohn und lebt als Schriftsteller und Totengräber in Wien und Niederösterreich. In seinem neuen Roman „Heute graben“ erzählt der Autor in seinem Tagebuch über die Suche und seiner Sehnsucht nach seiner ersten Liebe.

Inhalt:
Alles beginnt mit A. Ein Totengräber steigt in einen Zug und trifft A., seine erste Liebe. A. ist auch der Grund, weshalb er zu schreiben beginnt. In seinem Tagebuch begibt er sich auf eine Irrfahrt entlang der Untiefen des Dating- und Friedhofsalltags. Als bei ihm dieselbe Lungenkrankheit wie bei Thomas Bernhard diagnostiziert wird – kurioserweise, nachdem er sich intensiv mit dessen Werk auseinandergesetzt hat –, befeuert die Todesangst noch die unermüdliche Suche nach der wahren Liebe. Wird er sie finden oder bleibt sie für immer unerreichbar? Mario Schlembach zieht in heute graben sämtliche Register des autofiktionalen Erzählens und gräbt sich mit einer Baggerschaufel voll Ironie durch eine nicht abreißen wollende Enzyklopädie des Scheiterns. Dabei erweist sich Schlembach als wahrer Meister des Tragisch-Komischen, das Lachen ist selbst in den traurigsten Momenten nicht weit. Keine Zeit für Gedanken an die eigene Vergänglichkeit – vor dem nächsten Grab gilt es noch die größte Liebesgeschichte aller Zeiten zu vollenden. „Wie viele Wege muss ich noch suchen, um A. nicht zu finden?“

Meine Meinung:
Es beginnt mit A., der großen Liebe des Totengräbers. Von ihr bekam er sein erstes Notizbuch und damit beginnt er ein Tagebuch zu schreiben und versucht sich als Schriftsteller.

Mit seinen Eintragungen versucht er seine große Liebe zu A. zu verarbeiten. Er begibt sich auf eine Irrfahrt der Untiefen des Dating-, Alkoholexzessen und Friedhofsalltags. Erstaunlich und nicht nachvollziehbar, weshalb er alle Frauen, die er kennenlernt, nur nach Buchstaben benennt. Glück bei den Frauen hat er scheinbar nicht, denn sobald die Sprache auf seinen Beruf als Totengräber kommt, suchen sie das Weite und lassen den Ich- Erzähler allein auf weiter Flur stehen.

Als bei ihm dann auch noch kurioserweise dieselbe Lungenkrankheit wie bei Thomas Bernhard diagnostiziert wird, nachdem er sich intensiv mit dessen Werk auseinandergesetzt hat, befeuert ihn seine Todesangst. Die ganze Dramatik seiner Untersuchungen und Behandlungsmethoden, die sein Äußeres verändern, werden haargenau im Tagebuch festgehalten.

Zum Ende verbessert sich sein Gesundheitszustand und allmählich kommt Licht in die Geschichte um A.!

Fazit:
Der Erzählstil als Tagebucheintragungen in kurzen Kapiteln lässt sich locker und flüssig lesen und trotzdem fehlte mir eine schöne Spannung um dem Scheitern und der Verzweiflung mehr Leben einzuhauchen. Durch die vielen melancholisch-depressiven Äußerungen, konnte die Geschichte meinen Erwartungen nicht standhalten.
Von mir 3 von 5 Sternen!

Bewertung vom 16.05.2022
Die sieben Schalen des Zorns
Thiele, Markus

Die sieben Schalen des Zorns


ausgezeichnet

Der Autor Markus Thiele, behandelt in seinem neuen aufrüttelnden Roman „Sieben Schalen des Zorns“ die Frage, ob der Mensch das Recht hat, selbstbestimmt zu sterben und welche Hilfe er dafür in Anspruch nehmen darf.

Inhalt:
Aus freien Stücken: Wo verlaufen die Grenzen beim assistierten Suizid?

Dr. Max Keller ist Arzt mit Leib und Seele. Als seine todkranke Tante Maria ihn um Sterbehilfe bittet, gerät er in ein moralisches Dilemma. Soll er ihren letzten Wunsch erfüllen und ihr ein selbstbestimmtes Sterben ermöglichen?

Obwohl er als Arzt dem Leben verpflichtet ist, hilft Keller der alten Frau, das ihre zu beenden. Kurz darauf eröffnet die Staatsanwaltschaft das Verfahren gegen ihn. Der Vorwurf: strafbare Tötung auf Verlangen. Keller droht eine Freiheitsstrafe und der Entzug seiner Arztzulassung – was sein Ende bedeuten würde. Doch hat er Maria wirklich getötet?

Meine Meinung:
Der Autor erzählt im Hier und Jetzt, jedoch zwischendurch immer wieder rückblickend die Lebensgeschichten der Freunde Max und Jonas: Auf der einen Seite die schwere Jugend von Max, die tragischen Verluste, die er erleben musste, auf der anderen Seite der Weg von Jonas, der durch die Dominanz des Vaters vorgezeichnet war.

Max Keller ist Arzt geworden. Seine Tante Maria Linz, die ihn nach dem Tod seiner Großmutter und der Alkoholsucht seines Vaters wie ihren eigenen Sohn bei sich aufgenommen hatte, bittet ihn, ihr beim Sterben zu helfen. Max hilft ihr und begibt sich damit in eine Zone zwischen Recht und Unrecht. Ihm wird Tötung auf Verlangen vorgeworfen. In dieser Situation bittet er seinen Freund Jonas, der jetzt als Staatsanwalt kurz vor dem ganz großen Karrieresprung steht, um Hilfe.

Die Ermittlungen sowie der Verlauf des spannenden Prozesses gegen Max stehen im Vordergrund. Die Hintergründe werden beleuchtet und sehr gut dargestellt.
Hier hat mir besonders gut gefallen, wie der Autor die Diskussion anhand verschiedener Sterbehilfefälle an Hand von Rechtsprechung, deren Probleme und Auslegungen, zusammen fasst ohne ein endgültiges Schlusswort zu ziehen. Die einzelnen Argumente regen dazu an, über das Gelesene nachzudenken, um sich selbst eine eigene Meinung zu bilden.

Fazit:
Dem Autor ist es hervorragend gelungen, einen tiefgründigen und sehr emotionalen Roman, zwischen Fiktion und Wahrheit über Sterbehilfe, Freundschaft und Schuld, der zum Nachdenken anregt, zu erzählen. Die Protagonisten sind im Handlungsverlauf sehr gut eingebunden und sehr glaubwürdig dargestellt.
Von mir 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!