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Benutzername: 
Anett H.
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BRB

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Insgesamt 416 Bewertungen
Bewertung vom 14.07.2022
Tod in der Bucht / Die Küstenkommissarin Bd.2
Brandt, Jonas

Tod in der Bucht / Die Küstenkommissarin Bd.2


ausgezeichnet

„Die Küstenkommissarin – Tod in der Bucht“ von Jonas Brandt ist der 2. Fall für Frida Beck.
In der Hohwachter Bucht wird ein toter Taucher gefunden. Zuerst wird von einem Unfall ausgegangen, was sich aber dann schnell als Mord herausstellt. Frida Beck und ihr Kollege Deniz Yilmaz ermitteln dazu im Tauchclub von Niendorf. Der Besitzer bietet Tauchgänge zu alten Wracks an, die noch Kunstwerke oder Münzen enthalten sollen. Auf dem Grundstück nebenan befindet sich eine Werft, die wahrscheinlich den Alteigentümern zurückgegeben werden muss. Und mit dem Tauchclub besteht auch nicht gerade eine innige Freundschaft. Frida und Deniz müssen nun in mehrere Richtungen ermitteln, erst recht, als es eine weitere Tote gibt.
Außerdem hat es Frida noch mit einer hartnäckigen Journalistin zu tun, deren Nachrichten nicht zu Frida’s gutem Ruf beitragen. Sogar die oberste Etage zweifelt an ihrer Diensttauglichkeit. Aber sie kann es wieder allen beweisen. Mit Rafinesse und auch etwas Draufgängertum kann sie den Fall lösen.
Auch mit diesem Buch ist dem Autor wieder ein sehr spannender, rasanter Krimi gelungen. Durch immer wieder neue Wendungen konnte die Spannung von Beginn bis Ende aufrechterhalten bleiben. Die Charaktere sind authentisch dargestellt. Frida ist eine sehr gute Ermittlerin, obwohl sie mit ihren Alleingängen und spontanen Aktionen nicht unbedingt ungefährlich lebt. Mit Deniz hat sie auch einen fähigen Kollegen und Freund gefunden, der hier an seine körperlichen und seelischen Grenzen kommt.
Das Cover ist wieder sehr schön und passend düster.
Das Buch kann zwar unabhängig vom ersten Teil gelesen werden, aber es wäre schade, diesen nicht zu kennen. Ich werde der Reihe auf jeden fall treu bleiben.

Bewertung vom 11.07.2022
Mord an der Küste (eBook, ePUB)
Schnabel, Andreas

Mord an der Küste (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Mord an der Küste“ von Andreas Schnabel, Verlag Emons, habe ich als ebook mit 303 Seiten gelesen. Diese sind in 18 Kapitel eingeteilt. Danach gibt es noch eine Leseprobe von „Osteseeglut“ von Julia Bruns.
Gabriela Haberstroh, hauptberuflich Oberkommissarin der Wasserschutzpolizei, arbeitet ehrenamtlich für die DLRG im Rahmen der Kieler Woche. Aber in diesem Jahr soll alles anders werden. Sie trifft auf ihre Kollegen und der Flottenadmiral macht alle miteinander bekannt, führt sie durch das Notarzteinsatzschiff „Otto Asmussen“, welches sich erstmals beweisen soll, und stellt ihnen die neueste Technik der Wasserrettung vor.
Ihr erster Einsatz führt sie zum einem ‚Geisterschiff‘, die Besatzung wird nicht gefunden. Von ihrem Schichtführer erfährt Gabi, dass bereits seit einem Jahr Menschen an der Ostseeküste verschwinden. Es wurde geheim gehalten, um den Tourismus nicht zu gefährden.
Als ein Mitglied des Teams angegriffen wird und weitere Menschen verschwinden, erhärtet sich der Verdacht auf eine organisierte Gruppe. Aber keiner weiß, wie man mit so einem Verdacht umgehen sollte, wenn nicht einmal die obersten Behörden etwas davon hören wollen.
Im Weiteren wird die Arbeit der Rettungskräfte sehr realistisch beschrieben, beginnend mit der Aufklärungsarbeit der DLRG, von Führungen über das Rettungsschiff, bis hin zur Bergung Betrunkener, die vom Pier gestürzt sind. Es gibt viele uneinsichtige, unerfahrene Segler, die alles besser wissen, beleidigend sind, nicht auf die Helfer hören wollen und die Ressourcen der Rettungskräfte verbrauchen.
Im letzten Teil des Buches war ich dann doch etwas von der Handlung überfordert und wusste manchmal nicht mehr, wer was warum tut. Es treffen unterschiedliche Rettungs- und Polizeiorganisationen auf höchster Ebene und mich hochrangigen Entscheidungsträgern zusammen, um nicht nur den Fall der verschwundenen Menschen aufzuklären, sondern auch noch eine terroristische Vereinigung von Nationalisten zu bekämpfen. Zwischendurch gab es noch normale Rettungsaktionen der DLRG.
Das Buch liest sich wie eine Dokumentation, es ist sehr ereignis- und aktionsreich und der tolle Schreibstil sorgt für ein zügiges Lesen. Trotz der Ernsthaftigkeit der Thematik kommt der Humor nicht zu kurz.
Die Charaktere sind sehr authentisch beschrieben. Gabi ist eine schlagfertige, sehr kompetente und auch mutige Frau. Auf der „Otto Asmussen“ sind alle zusammen ein super Team und Rasmus schießt den Vogel ab. Aber auch die Kampftaucher sind eine eingespielte Truppe und alle zusammen agieren sehr effektiv.
Die Arbeit der Rettungskräfte wird sehr detailliert dargestellt und man bekommt einen Einblick in dieses schwere Ehrenamt, welches zu wenig honoriert wird.
Das Cover lässt eher an einen entspannten Urlaubskrimi denken und nicht an so einen aktionsreichen Krimi, ist aber sehr schön.

Bewertung vom 04.07.2022
Fisch Land Tod
Wekwerth, Rainer;Schwarz, Rita

Fisch Land Tod


ausgezeichnet

„Fisch Land Tod“ von Rainer Weckwerth und Rita Schwarz, Verlag Edition M, habe ich als ebook mit 253 Seiten gelesen, die in 40 Kapitel eingeteilt sind.
Der Bestattungsunternehmer Jesper Stein sucht dringend einen Helfer. Auf seine eindeutige Anzeige hatte sich niemand gemeldet, bis Nina vor der Tür steht. Bei ihrem Anblick ist er skeptisch. Aber da er keine andere Wahl hat, stellt er sie kurzerhand ein.
Als der Immobilienhai Michael Stetten stirbt und auf seinem Tisch liegt, findet Nina, zu Jesper’s Entzücken, eine außergewöhnliche Raupe in seinem Haar und einen Einstich zwischen den Zehen. Da die Polizei nichts von Jesper’s Mordverdacht hören will, macht sich Nina über Stetten kundig und besucht mit ihrem Onkel dessen Kontakte im Rotlichtmilieu Hamburgs. Dort erfährt sie, dass der Tote früher ein Loverboy war. Durch ihre Nachfragen hat sie wohl in ein Wespennest gestochen, was für sie und Jesper gefährlich werden wird. Und bei dem einen Toten bleibt es auch nicht.
Zwischendurch geht die Handlung zurück zum Jahr 1991 und man kann die Entwicklung eines jungen, naiven Mädchens verfolgen.
Ich habe mich beim Lesen köstlich amüsiert. Die beiden Protagonisten sind so herrlich skurril und können unterschiedlicher nicht sein.
Jesper wirkt etwas weltfremd, obwohl er noch nicht mal dreißig ist, trägt altmodische Anzüge, liebt seine Schmetterlinge und seine Arbeit. Er ist ein sehr guter Bestatter, der seine Toten mit einem B1000 abholt.
Nina dagegen geht etwas planlos durchs Leben, hat ihr Studium abgebrochen, schon einige Jobs verloren und weiß nicht so recht, was sie mit sich anstellen soll. Sie ist Pfarrerstochter und Punkerin, gepierct, kaugummikauend. Ihr Vater ist zu einem Rocker-Pfarrer geworden und alle haben ein gutes Verhältnis. Nun hat Nina es mit dem altbackenen Bestatter zu tun, der gegen sie keine Chance hat. Sie ist sehr überstülpend in ihrer Art, überrumpelt ihn mit ihren Ideen und überhaupt mit ihrer Anwesenheit.
Aber nach und nach werden sie ein richtig gutes Team. Nina lernt, pietätvoll mit den Toten und den Angehörigen umzugehen und Jesper findet sich mit Nina’s Art ab und beweist schon mal eine Portion trockenen Humor.
Gegen Ende war es dann nicht mehr so lustig, sehr spannend und traurig.
Interessant fand ich auch die zu Beginn der Kapitel angeführten Auszüge aus Gesetzen oder aus den Jagdgründen des Internets zu den unterschiedlichen Themen.
Mir hat das Buch wunderbar gefallen. Es war amüsant, spannend, interessant und ich hoffe, Stein & Peters bekommen es noch mit vielen weiteren Toten zu tun 
Das Cover ist sehr düster mit bedrohlichem Himmel, dunklem Wasser und einem leicht farbigen Schmetterling im Vordergrund. Es gefällt mir aber gut.

Bewertung vom 04.07.2022
Der Bewunderer: Thriller
Shepherd, Catherine

Der Bewunderer: Thriller


ausgezeichnet

„Der Bewunderer“ von Catherine Shepherd, Kafel Verlag, habe ich als Taschenbuch mit 336 Seiten gelesen, die in 39 Kapitel eingeteilt sind. Es ist der 7. Teil der Laura-Kern-Reihe.
In diesem Buch bekommt es Laura Kern mit einer Reihe mysteriöser Mordfälle zu tun. Die Frauen werden kunstvoll auf großen bemalten Leinwänden mit unterschiedlichen Themen drapiert. Schnell führt die Spur in die Kunstszene. Aber auch im privaten Bereich der Toten wird natürlich ermittelt.
Die einzelnen Kapitel enden meist mit einem Cliffhanger, sodass man einfach weiterlesen muss. Neben den Mordermittlungen wird Laura von ihrem Chef gebeten, die Tochter eines befreundeten Abgeordneten zu suchen und man lernt Franziska kennen, die stolz ist, bei einem Professor an der Kunstakademie für seinen Kurs ausgewählt worden zu sein. Dann wechselt die Handlung zu zwei Brüdern, deren Lebensweg beschrieben wird. Man wird immer wieder auf falsche Spuren geführt und nach und nach musste ich mich von meinen Verdächtigen verabschieden.
Auch hier brilliert die Autorin wieder mit einem hervorragenden, spannenden und immer wieder mit neuen Wendungen versehenen Krimi.
Die Charaktere sind authentisch beschrieben. Laura ist inzwischen mit ihrem Taylor glücklich. Nur ihr Kollege Max kämpft immer noch mit seinen eigenen Dämonen. Er muss mit dem hoffentlich ehemaligen Geliebten seiner Frau zusammenarbeiten, was nicht immer einfach ist. Laura hilft ihm, aus seinen tiefsinnigen Phasen herauszukommen. Die beiden sind ein gutes Team und ich mag sie sehr.
Das Cover ist wieder perfekt auf die Vorgänger abgestimmt und passt zu einem zu oft gebrochenem Herzen.
Ich bin wieder restlos begeistert und überzeugt von diesem Buch. Sicher kann es ohne Vorgängerwissen gelesen werden, die Handlung ist abgeschlossen. Aber es wäre ein großes Versäumnis, diese nicht zu kennen, ebenso die Entwicklung der Hauptpersonen nicht miterleben zu dürfen.

Bewertung vom 27.06.2022
Marterlmord - Ein Geheimnis. Eine Mordserie. Ein schweigendes Dorf.
Troi, Heidi

Marterlmord - Ein Geheimnis. Eine Mordserie. Ein schweigendes Dorf.


ausgezeichnet

„Marterlmord“ von Heidi Troi, Empire-Verlag, habe ich als ebook mit 288 Seiten gelesen. Auf den letzten Seiten gibt es einen Anhang mit Begriffserklärungen.
Carabiniere Maresciallo Pietro Carminati ist noch nicht mal richtig an seinem neuen Einsatzort, einem 300-Seelen-Dorf in den Bergen Südtirols, angekommen, da wird ihm ein Toter gemeldet. Es ist der Dorfsäufer Sepp und es scheint ein Unfall gewesen zu sein. Am nächsten Tag wird auf einem abgelegenen Hof ein Mann gefunden, der an ein Kreuz gebunden wurde. Keiner weiß oder will wissen, was passiert ist. Von den verstockten Menschen ist kaum ein Wort zu erfahren. Carminati ist schon nach zwei Tagen genervt von seinem neuen Job. Dritter Tag – dritter Mord. Nun waren’s nur noch 297 Bewohner. Und es soll so weitergehen. Die ersten beiden Tage steht ihm noch sein Kollege Salvatore zur Seite, der nach 40 Jahren in Tal-Valle nun seinen Abschied nimmt. Dann ist Pietro auf sich alleine gestellt, einziger Freund ist der Dorfpfarrer Valentin Egger. Schnell ist ein Verdächtiger gefunden, der sich aber in den Weiten der Berge versteckt. Auch die Jungs vom Militär, die Pietro angefordert hat, finden ihn nicht.
Was die Ermittlungen betrifft, weiß ich gar nicht, ob man von Ermittlungen sprechen kann. So schnell, wie die Morde passieren, kommen die Carabiniere gar nicht hinterher. Sie haben sich auf ihren Verdächtigen eingeschossen und es wird nicht in andere Richtungen gedacht.
Nebenbei muss Pietro noch um seine Beziehung zu Beatrice bangen, deren Vater für seine Versetzung ins Niemandsland verantwortlich ist. Weil es in den Bergen kaum Handyempfang gibt, kann er sich auch nicht ständig bei ihr melden, was zu einem Problem wird.
Pietro mochte ich grundsätzlich. Aber vielleicht sollte er seine Berufswahl überdenken. Er ist völlig überfordert, verpeilt und zu weich. Ich weiß nicht, wie lange er schon im Dienst ist und wie viele Morde er schon aufgeklärt hat. Wahrscheinlich keine oder nicht viele. Außerdem lässt er sich schnell ablenken und ist nicht immer bei der Sache. Ohne ein paar Helfer hätte er es wohl nie geschafft.
Die Dorfbewohner waren mir unheimlich. Aber sie sind eine eingeschworene Gemeinschaft und halten zusammen. Das muss man natürlich auch anerkennen. Und in solchen einsamen Gegenden gelten wahrscheinlich auch andere Gesetze, erst recht Fremden gegenüber.
Ich fand das Buch spannend und sehr gut geschrieben. Die ganze bedrückende Stimmung im Ort, die Düsternis, die schweigenden Menschen sind wunderbar dargestellt und haben mir beim Lesen schon fast Angst gemacht. Ich kann mir vorstellen, wie Pietro sich fühlt bei der Vorstellung, vielleicht die nächsten 40 Jahre dort zu verbringen. Nebenbei gibt es aber auch sehr charmante Beschreibungen, z.B. einer bunt blühenden Wiese.
Das Cover ist super. Genauso stelle ich mir die Gegend vor, düster, einsam, bedrohlich.

Bewertung vom 23.06.2022
Syltstille (MP3-Download)
Narberhaus, Sibylle

Syltstille (MP3-Download)


gut

„Syltstille“ von Sibylle Narberhaus, Verlag SAGA Egmont, habe ich als ungekürztes Hörbuch mit einer Spieldauer von 9 Stunden und 25 Minuten gehört. Gesprochen wird es von Ulla Wagener. Es ist der 2. Teil mit Anna Bergmann.
Anna lebt mit ihrem Mann, dem kleinen Sohn und einem Hund auf Sylt und arbeitet als Landschaftsarchitektin. Das Buch beginnt mit einem Klassentreffen, zu dem Anna mit ihrer Schulfreundin Britta, die ebenfalls auf Sylt lebt, nach Hannover fährt. Dort treffen sie unter anderem auch Stella wieder, die sehr arrogant auftritt und protzt, wie gut es ihr geht. Wieder zu Hause bekommt Anna einen neuen Auftrag. Im Garten der Kundin findet sie eine Leiche. Ihr Mann Nick ist Polizist und arbeitet mit seinen Kollegen an dem Fall. Der Tote ist ein Bauunternehmer. Plötzlich taucht auch Stelle auf Sylt bei Anna auf.
Die Geschichte wird hauptsächlich aus Anna’s Sicht in der Ich-Perspektive erzählt und dreht sich hauptsächlich um sie und ihren Alltag. Dabei werden viele Handlungen sehr detailreich beschrieben. Die Aufklärung des Mordes wird ab und an mal erwähnt. Erst gegen Ende nimmt die Erzählung Fahrt auf und wird spannend und dramatisch. Allerdings nicht in Sachen Mord, der geht ziemlich unter.
Es ist eigentlich mehr eine schöne, leichte, klischeebehaftete Sommer-Urlaubs-Geschichte mit ein bisschen Krimi, der ich aber sehr gut zuhören konnte. Die Lokalitäten werden anschaulich und Personen authentisch beschrieben. Anna und ihre Familie haben einen sehr liebevollen Umgang untereinander. Sie selbst ist manchmal etwas naiv und gutgläubig, macht Dinge, die sie eigentlich nicht will, nur, weil sie gut erzogen ist. Sie scheint ein richtiger Gutmensch zu sein, was sie mir aber nicht unsympathischer macht. Auch Nick und seine Kollegen arbeiten sehr gut zusammen. Man könnte fast schon sagen, dass die Personen langweilig sind, nur Stelle peppt die Sache auf.
Die Sprecherin hat mir gefallen, sie hat versucht, den Personen eigenen Charaktere zu geben, was ihr auch gut gelungen ist. Auch das Sprachtempo war angenehm.
Im Gegensatz zur meist sommerlich, sonnigen Handlung wirkt das Cover düster, passt weniger zur Geschichte, gefällt mir aber ansonsten sehr gut.
Aufgrund der fast fehlenden Spannung für einen Krimi vergebe ich leider nur 3 Sterne, auch wenn mir das Hörbuch für eine Urlaubsgeschichte gefallen hat.

Bewertung vom 22.06.2022
Frodo war's nicht / Lesen auf eigene Gefahr Bd.3
Seibold, Jürgen

Frodo war's nicht / Lesen auf eigene Gefahr Bd.3


ausgezeichnet

„Frodo war’s nicht“ von Jürgen Seibold, Verlag Piper, habe ich als Taschenbuch mit 288 Seiten gelesen, die in 9 Kapitel eingeteilt sind. Es ist der 3. Teil der Reihe ‚Lesen auf eigene Gefahr‘.
In Remslingen steppt der Bär bzw. hunderte verkleidete Mittelerde-Fans. Denn anlässlich des 130. Geburtstages von Tolkien findet ein Cosplay-Event statt. Mitten in dem Gewusel wird der Juwelier Gollmann ausgeraubt, sein Schatz, der wertvollste Ring, gestohlen und sein Mitarbeiter niedergestochen. Als Diebe werden Frodo, Gandalf und zwei Orks identifiziert. Natürlich bleibt die Suche vorerst erfolglos.
Buchhändler Robert Mondrian will eigentlich nur in Ruhe sein neues Leben genießen und sich nicht schon wieder in einen Fall hineinziehen lassen. Obwohl, so ein bisschen Aufregung würde ja nicht schaden. Also stellt er an einigen Stellen harmlose Fragen. Bei der neugierigen Frau Heberle muss er nicht fragen, sie ist immer sehr redselig. Währenddessen Robert seine Fühler ausstreckt, ist sein engster Mitarbeiter Alfons sauer, weil ‚Bookman‘ ihn in seine offiziell nicht stattfindenden Ermittlungen nicht einbezieht.
Von den Übeltätern erfährt man auch etwas mehr, ohne gleich Namen zu erfahren. So dumm haben sie sich anfangs gar nicht angestellt. Sherlock und Watson kommen hier etwas kurz, aber am Ende sind sie Retter in der Not.
Das Buch war wieder ein großer Lesegenuss. Mit seiner humorvollen und spannenden Schreibweise konnte mich der Autor auch hier wieder überzeugen. Gerade die Cosplayer waren wunderbar beschrieben und ich kann mir die Massen auf dem Marktplatz bildlich vorstellen. Robert brilliert auch hier mit seiner guten Menschenkenntnis und seiner Denkweise, wenn es auch nicht immer von Erfolg gekrönt ist. Seine Art ist eher etwas zurückhaltend, nie aufdringlich oder anmaßend. Mit dem Kommissar Neher versteht er sich sehr gut und erfährt von ihm auch bisschen Insiderwissen. Auch Alfons darf später noch mitspielen, was ihm nicht so gut bekommt. Dafür lässt er sich von seiner Marie als großer Held bemitleiden. Amüsant fand ich auch Fontana Senior vom Ristorante, der Langeweile hat und daher oft mit seinem Fernglas am Fenster sitzt und auch in Roberts Wohnung schauen kann.
Alles in allem also wieder ein sehr gelungenes, wunderbar zu lesendes Buch mit viel Humor, Spannung und interessanten Wendungen.
Auf dem sehr schönen Cover dürfen natürlich Sherlock und Watson wieder nicht fehlen. Ich freue mich sehr auf weitere Fälle mit Robert, die er eigentlich nicht haben will.

Bewertung vom 20.06.2022
Tod an der Goldküste (eBook, ePUB)
Götschi, Silvia

Tod an der Goldküste (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Tod an der Goldküste“ von Sivia Götschi, Verlag emons, habe ich als ebook mit 414 Seiten gelesen. Es ist der 5. Teil um Maximilian von Wirth.
Fünf Monate nach dem Überfall auf einem Kreuzfahrtschiff, wagt sich Merlinde Vonlanthen wieder auf eine Kreuzfahrt. Wegen ihrer körperlichen Beeinträchtigung hat sie zwei Betreuer engagiert. Auf dem Schiff lernt sie Milagros von Wirth kennen, eine temperamentvolle Spanierin, die ihr eine gute Begleitung und sogar Freundin wird. Aber erneut wird Merlinde auf dem Schiff überfallen. Sie will die Polizei nicht einschalten. Aber Milagros‘ Sohn, Maximilian von Wirth, ist Privatdetektiv und wird einbezogen. Dieser rollt die Sache von hinten auf und wühlt in Merlinde’s Vergangenheit. Auch weil ihr Bodyguard in ihrem Haus ermordet und sie verdächtigt wird. Milagros hat ihre Kreuzfahrt abgebrochen und kümmert sich um Merlinde in deren Haus. Aber auch dort sind sie nicht sicher.
Es ist eine sehr komplexe Geschichte. Durch die Perspektivwechsel, die meist in Merlinde’s Vergangenheit reichen, wird die Spannung stets gehalten und weiter ausgebaut.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Es war und blieb immer spannend und auch die Handlung selbst war sehr interessant. An den Schreibstil und an einige Ausdrücke und Formulierungen, die wohl in der Schweiz so gesprochen werden, musste ich mich erst gewöhnen. Auch gibt es kein ‚ß‘, aber das ist mir später gar nicht mehr aufgefallen.
Die Charaktere waren authentisch beschrieben. Merlinde hat ein bewegtes Leben hinter sich. Sie hat ihr früheres Leben und ihre Träume aufgegeben und war nur noch für ihren Mann und die Firma da. Es ging ihr gut, sie reisten sehr viel, waren sehr vermögend. Doch nun steht sie allein und behindert da. Sie wirkt immer etwas geheimnisvoll, manchmal arrogant, dann wieder hilflos. Doch sie versucht immer, Contenance zu bewahren.
Max und Federica arbeiten meist zusammen als Privatdetektive. Nebenbei betreibt sie bzw. ihr Partner Christian noch ein kleines Ferienaus und einen Hof mit einigen Tieren. Was ihre Ermittlungen betrifft, sind sie oft planlos und impulsiv. Oft ermitteln sie getrennt und wissen nicht, was der andere tut, sodass sie schon mal selbst in Gefahr geraten. Max‘ Mutter Milagros ist eine sehr aktive und bestimmende Frau, aber auch herzlich und gutmütig.
Ich kenne leider die Vorgängerbücher nicht. Aber dieses Buch kann unabhängig der anderen gelesen werden, die Handlung ist abgeschlossen. Es basiert auf einer wahren Begebenheit, die noch mit schriftstellerischen Freiheiten zu einem spannenden Krimi ausgebaut wurde. Mehr dazu findet man im Anhang des Buches.
Das Cover mit grüner Wiese, Wald und Wasser finde ich sehr schön, dabei denkt man gar nicht an einen Krimi.

Bewertung vom 13.06.2022
Gefährliche Treue. Lorenz Lovis ermittelt
Troi, Heidi

Gefährliche Treue. Lorenz Lovis ermittelt


ausgezeichnet

„Gefährliche Treue“ von Heide Troi, Verlag Servus, habe ich als Taschenbuch mit 320 Seiten gelesen, die Kapitel sind mit Wochentagen überschrieben. Am Ende gibt es noch leckere Rezepte. In den Umschlagseiten ist eine Karte der Alm zu sehen. Es ist der 3. Brixen-Krimi mit Lorenz Lovis.
Lorenz will Abstand von seinen Feriengästen und zieht auf die Alm, um dort seine Ruhe zu haben. Nebenbei soll er dort einen Pilzdieb und Waldrandalen finden. Aber mit der Ruhe ist es schon am nächsten Tag vorbei, als seine Angebetete Angelika, sein Knecht Paul und die drei Jungs mit den Pferden vom Hof auf die Alm kommen, zum Glück bleiben nur die Jungs, die ihre Ferien dort verbringen wollen.
Auch der Wirt Schorsch hat sich auf die Alm zurückgezogen, um seine Gastwirtschaft zu betreiben. Dort lernt Lorenz die Almbewohner kennen und trifft seinen alten Schulfreund Michael wieder. Der betreibt mit seiner Frau Thres und der Schwägerin Burgi einen Hof. Am nächsten Tag wird Thres mit einer Axt erschlagen gefunden und Michael verhaftet. Nun hat Lorenz auch diesen Fall noch zu lösen, sogar zwei, als es einen weiteren Axt-Mord gibt.
Die drei Jungs kümmern sich um den Pilzdieb und stöbern dabei einen alten, verhassten Bekannten von Lorenz auf. Und der kümmert sich um Burgi, die Angst hat, allein auf ihrem Hof zu sein. Zum Leidwesen von Angelika, die Konkurrenz wittert. Es wird turbulent auf der Alm. Auch Lorenz Freund und ehemaliger Kollege Inspettore Scatolin ist wieder dabei. Mit dem verscherzt es sich Lorenz ganz gewaltig.
Das scheint ein Hauptproblem bei ihm zu sein. Er tritt in jedes Fettnäpfchen, spricht erst und denkt dann. Er macht sich einfach keine Gedanken, was seine Aussagen und Handlungen für Konsequenzen haben können, lässt Burgi oft bei sich schlafen, ohne an Angelika zu denken, auch wenn nichts passiert. Oft kommt er mir naiv und planlos vor. Ohne seine vielen Helfer würde er wohl nie einen Fall aufklären. Ich mag ihn trotzdem sehr.
Auch die anderen Personen waren sehr authentisch beschrieben, teils sympathisch, teils schrullig. Vor allem haben mir die drei halbwüchsigen Jungs gefallen. Trotz ihres Alters sind sie ganz schön pfiffig und sorgten immer für Unterhaltung.
Burgi stellte ich mir als typische junge Bäuerin vor, aufgeschlossen, anpackend und flirtet gern. Angelika kommt mir recht dominant vor, trifft Entscheidungen, ohne Lorenz zu fragen, aber der braucht das wohl auch. Außerdem muss sich ja jemand um seine Sommergäste kümmern, was Paul und Angelika sehr gut machen.
Die Landschaft wird sehr liebevoll beschrieben, ich konnte mir das Gewitter über den Bergen (leider) bildhaft vorstellen wie auch Sonnenauf- und untergänge.
Insgesamt hat mir das Buch sehr gut gefallen. Trotz der Morde gab es auch genügend amüsante Begebenheiten. Die Auflösung der Fälle stellte sich am Ende als sehr traurig heraus.
Nebenbei hat man auch etwas über die Pilzsuch-Gesetze erfahren, was ich sehr interessant und sinnvoll fand.
Die Buchgestaltung ist sehr schön - das ansprechende Cover, die Karte auf den Umschlagseiten, der farbige Buchschnitt und die Pilze zwischen den Abschnitten.
Für mich war es ein großer Lesegenuss und ich kann das Buch nur empfehlen.

Bewertung vom 09.06.2022
Der Pesthof
Sommerfeldt, Albrecht

Der Pesthof


ausgezeichnet

„Der Pesthof“ von Albrecht Sommerfeldt habe ich als ebook mit 273 Seiten gelesen, die in 32 Kapitel eingeteilt sind.
Das Buch erzählt vom Hamburger Peshof im Jahr 1619. Das ist eine Einrichtung für kranke, schwache oder verwirrte Menschen. Die meisten von ihnen kommen dort nicht mehr lebend heraus. So auch Dirk Hinrichs, der im Kellergewölbe ermordet wird. Bei ihm wird die verwirrte Brid gefunden und als Täterin weggesperrt. Da sie sich nicht äußern kann, findet man auch nicht heraus, wie sie nachts aus dem nebenan liegenden und versperrten Tollhaus heraus und in den Keller hineingekommen ist. Als es weitere mysteriöse Todesfälle gibt, wirft das schon Fragen auf, obwohl der Bader und Pestmeister von unglücklichen Umständen ausgeht.
Der Kaufmann Merten Overdiek will der Sache auf den Grund gehen. Er nimmt Arbeiten im Tollhaus an, um mit den Bewohnern zu sprechen, so weit das überhaupt möglich ist. Und er bekommt Hilfe von der Pflegerin Maria, die ebenfalls an den anderen natürlichen Todesfällen zweifelt. Beide geraten auch selbst in Gefahr.
Das war ein tolles Buch, auch wenn es wegen der Krankheiten und Zustände im Pesthof nichts für schwache Nerven war. Menschen werden in Tollkisten eingesperrt, in denen sie sich kaum bewegen können und nur ein winziges vergittertes Fenster haben. Andere werden angekettet. Ganz furchtbar. Aber so war es wohl zu der Zeit.
Maria ist eine sehr gute Pflegerin, sie versucht, den Menschen zu helfen, so gut es ihr möglich ist. Auch Overdiek ist ein sehr sympathischer Mann. Er ist zu allen freundlich, benimmt sich auch den Verwirrten gegenüber höflich und ist auf dem Pesthof beliebt.
Das Buch ist wunderbar atmosphärisch geschrieben, sehr gut recherchiert, die Personen und Handlungen authentisch dargestellt. Von geschichtlichen Informationen bis hin zur Behandlung von Krankheiten und Mordermittlungen gibt es von allem etwas. Es ist eine sehr gut konstruierte Geschichte. Auch der Anhang ist interessant
Ich bin von Beginn an voll in die Handlung eingestiegen. Die Behandlung der Krankheiten war typisch für dieses Zeitalter. Und auch die ‚Haltung‘ der Menschen im Tollhaus keine Seltenheit. Ich bin auch von diesem Buch wieder hellauf begeistert und kann es auf jeden Fall empfehlen. Es kann unabhängig von den anderen gelesen werden, obwohl es sich natürlich lohnt, auch diese zu kennen.
Das Cover deutet schon die Düsternis der Geschichte an und passt dazu.