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jam

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Insgesamt 397 Bewertungen
Bewertung vom 23.10.2021
Plätzchen gesucht, Liebe gefunden / Der Weihnachtshund Bd.6
Schier, Petra

Plätzchen gesucht, Liebe gefunden / Der Weihnachtshund Bd.6


ausgezeichnet

„Wahrscheinlich ahnte sie (…), dass das Band, das zwischen ihm und Ricarda gewoben war, ein kompliziertes Muster aufwies, das sich nicht einfach so entwirren und zu einer neuen Form knüpfen ließ.“
Seite 209
Als Jugendliche waren sie unzertrennlich, die Zwillinge Patrick und Ricarda Sternbach und Frank. Dann kam Franks Karriere und er hat das Land verlassen. Nun ist er zurück gekommen, um die familiäre Kanzlei zu übernehmen, und die alten Gefühle kochen wieder hoch…
Alle Jahre wieder… wenn es in den Geschäften die ersten Weihnachtsleckerein gibt, versorgt mich auch Petra Schier mit einem Leckerbissen der besonderen Art. Nämlich mit einem neuen Weihnachtsroman, der sich zwar immer um den Personenkreis rund um die Familie Sternbach drehen, dennoch aber unabhängig gelesen werden kann.
Und darin stimmen einfach alle Zutaten, in der perfekten Mischung vereint! Da haben wir eine große Portion einsame Herzen, ein wenig Weihnachtsmann mit einer Handvoll Elfen, der zwar sorgfältig arbeitet, aber dennoch meist für ein wenig Durcheinander sorgt. Und auf keinen Fall zu vergessen, die Hauptzutat: ein entzückender Vierbeiner, der auch noch dem Weihnachtsmann hilft!
Jedes Jahr wieder lasse ich mich gerne verzaubern, von berührenden Szenen auf dem Weihnachtsmarkt, dem Keksebacken in einer Großfamilie mit liebevollen Kabbeleien und der zu Grunde liegenden Liebesgeschichte.
Ricarda und Frank – eigentlich haben sie sich schon immer geliebt, ohne es zu wissen. Wer die Familie Sternbach schon kennt, weiß, dass sie und ihr Zwillingsbruder Patrick als Teenager adoptiert wurden, nachdem sie von einer Pflegefamilie zur nächsten weitergereicht wurden und eine schwere Zeit hatten. Ricarda lässt kaum jemanden an sich heran und verliert nie die Kontrolle. Umso mehr hat sie Angst um ihre Freundschaft zu Frank. Was ist, wenn sie ihren Gefühlen nachgibt, sie nach einem kurzen Strohfeuer aber ihren besten Freund verliert?
Frank versucht, sie aus der Reserve zu locken, und auch die entzückende Pudeldame Naila, die er von seinem Großvater übernommen hat, ist ganz entzückt von Ricarda und unterstützt ihn. Dabei ist er so einfühlsam und geduldig, wenn er sich um Ricarda bemüht.
In der Weihnachtszeit darf es bei mir gerne auch ein wenig kitschig sein, da reise ich schon mal zum Nordpol, um dem Weihnachtsmann, seinen Elfen und seiner Frau zuzusehen, oder lese die Gedanken eines Hundes, denn da darf ein wenig besonderer Zauber sein… und natürlich ein wunderbares Happy End!
Fazit: Eine entzückende Liebesgeschichte für die Vorweihnachtszeit, romantisch und gefühlvoll geschrieben!

Bewertung vom 11.10.2021
Für immer und ein Wort
Sanders, Anne

Für immer und ein Wort


ausgezeichnet

„Vielleicht finde ich es doch nicht so abwegig, in den Notizbüchern anderer nach potenziellen Partnern zu suchen, die dich endgültig den Armen deines Ex-Mannes entreißen.“

Seite 62/63

Annie ist am Tiefpunkt angelangt… Zusammen mit ihrer besten Freundin Hoola ist sie Gast – bei der Hochzeit ihres Ex-Mannes, an dem sie immer noch zu sehr hängt. Am Tag danach wandern sie ins Dartmoor, um die legendären Letterboxen zu finden. Und Annie entdeckt in einer ein merkwürdiges Notizbuch, voller Gedankenfetzen und Gedichten, zynisch und bewegend zugleich. Kurzerhand nimmt sie es mit, liest immer wieder darin und fühlt sich dem Autor so verbunden, dass sie sich auf die Suche nach ihm macht. So lernt sie Jack kennen, der ruhiger ist als gedacht, zurückhaltend – und sie auf ganz andere Weise berührt als erwartet.

Was können Worte bewirken? Können wir uns in Worte verlieben? Als leidenschaftliche Leserin antworte ich natürlich mit ja! Im Falle dieser Geschichte haben es die Gedichte in sich, immer wieder werden sie ins Geschehen gestreut und zeigten mir, warum Annie sie so mochte. Als sie und Jack einander treffen, ist es erst Mal ernüchternd. Er reagiert merkwürdig, still und ist ganz anders, als Annie es sich erträumt hat.

Dennoch bleiben sie lose in Kontakt, schreiben sich immer wieder mal Textnachrichten, die die Geschichte auflockern.

Die Grundidee fand ich so wunderschön, ein geheimnisvolles Buch, durch das man einen Unbekannten näher kennenlernt, als seine engsten Freunde ihn kennen. Aber die Protagonisten…

Annie, mit Annie tat ich mir sehr schwer. Sie steigert sich in ihre Gefühle für ihren Ex-Mann Finley, allein die Tatsache, dass sie zu seiner Hochzeit fährt, fand ich merkwürdig. Ihre Besessenheit für ihn lenkt sie nun auf Jack um, riskiert dabei ihre Freundschaft und verhält sich für mich oft völlig unverständlich. Warum Hoola das alles mit(er)trägt, obwohl sie offensichtlich selbst Probleme hat, verstehe ich bis jetzt nicht. Es zeigt sich auch, dass sie ihr wenig vertraut.

Jack hat sein Leben mit Schuldgefühlen verbracht, er gibt sich große Mühe, nicht zu sehr aufzufallen und weiß im ersten Moment gar nicht, wie er mit Annie umgehen soll. Ich fühlte sehr mit ihm mit. Dass sie sich dennoch immer wieder annäherten, war interessant zu lesen.

Die tollste Figur war für mich Annies Freundin Hoola, eine freche Ärztin. Warum sie Annie immer zur Seite steht, weiß ich nicht, aber letzten Endes kriegt diese doch noch die Kurve und ist endlich auch mal für sie da!

Schön war es für mich zu lesen, dass sie sich dann alle die Zeit nahmen, selbst zu heilen und sich zu entdecken, und so hat der letzte Abschnitt es für mich noch mal rausgerissen.

Am Ende des Buches ist ein freier Teil, der dazu einladen soll, sich selbst Notizen zu machen, seine Geheimnisse preiszugeben. Eine nette Idee, aber als Buchliebhaberin würde ich niemals etwas reinschreiben!

Fazit: Eine wunderschöne Grundidee, mit der die Protagonisten nicht ganz mithalten konnten.

Bewertung vom 06.10.2021
Glück an Bord: Ein Kreuzfahrt-Liebesroman (MP3-Download)
Flieder, Sonja

Glück an Bord: Ein Kreuzfahrt-Liebesroman (MP3-Download)


ausgezeichnet

Olivia atmete tief durch: „Vermutlich ist es wirklich an der Zeit, etwas mehr auf euch zu vertrauen. (…) Vielleicht sogar auf meine Gefühle.“

Zwei Jahre nach dem Tod ihres Mannes trauert Olivia noch sehr um ihren geliebten Hannes. Ihre Freundinnen überreden sie zu einer gemeinsamen Reise. Und so begeben sich Olivia, Rike und Chiara an Bord der „Lady of the Sea“ auf eine lange Kreuzfahrt. Was sie nicht wissen: Olivias Jugendliebe Alex ist Küchenchef auf dem großen Schiff und so schwankt Olivia zwischen der Trauer um Hannes und aufkeimenden Gefühlen für Alex.
„Glück an Bord“ trägt den Untertitel „Ein Kreuzfahrt-Liebesroman“, und das trifft es perfekt. Denn ungefähr gleich viel Raum wie die Geschichte rund um Olivia nimmt auch die Kreuzfahrt ein. Und so gehen wir an der Seite der so unterschiedlichen Frauen in vielen Ländern von Bord, erleben Paris, besichtigen riesige Buddhas, schnuppern an Kräutersäckchen etc. Dieser Mix machte dieses Hörbuch zu einem wundervollen Erlebnis für mich, eine Geschichte wie ein Kurzurlaub!
Olivia war mir von Anfang an sympathisch, man spürte ihre Gefühle, ihre Trauer, ihr Nicht-Loslassen-Wollen, aber auch, dass sie ihre Freundinnen nicht mehr damit belasten will. Ist sie nach zwei Jahren schon bereit für einen Neuanfang? Was würde ihr Hannes dazu sagen?
Immer wieder wird sie von Alpträumen geplagt, in denen sie teilweise mit Hannes spricht und so Antworten findet… Doch auch die aufkeimende Romanze mit Alex erweist sich alles andere als einfach. Gut, dass ihre Freundinnen an ihrer Seite sind, und sie unterstützen und unterhalten.
Mit Alex blickt sie (und ich) auch ein wenig hinter die Kulissen eines so großen Kreuzfahrtschiffes und das fand ich irrsinnig interessant.
Das Hörbuch wird von gesprochen von Sabine Fischer. Ihre Aussprache ist herrlich klar, sie betont wunderbar und haucht so den Personen noch zusätzlich Leben ein!
Fazit: Eine schöne Liebesgeschichte verbunden mit einer wundervollen Kreuzfahrt und tollen Sehenswürdigkeiten – ein berührender Roman wie ein Kurzurlaub.

Bewertung vom 04.10.2021
Winter im kleinen Cafe in den Highlands
Loistl, Birgit

Winter im kleinen Cafe in den Highlands


ausgezeichnet

„Du bist erwachsen und kannst tun und lassen, was du möchtest.“
„Schon, aber es gibt so viele Steine in meinem Weg.“
„Du lebst in den Highlands, war dir das nicht klar?“
Kapitel 26

Ja, Marcy lebt in Duncan, einem kleinen Ort in den schottischen Highlands. Sie träumt davon, auf der Bühne zu stehen, Theater zu spielen. Doch niemand scheint an sie zu glauben, meistens nicht einmal sie selber.
Als in der Nähe für eine bekannte Serie gedreht wird, landet Schauspieler Henry Lucas in Duncan, und er macht sich die Mühe, hinter die Fassade zu sehen. Marcy, die die Serie nicht kennt, lässt sich nicht von seinem Schein blenden sondern nimmt ihn als Person wahr…

Marcy ist einfach nur entzückend und liebenswert! Mit pinken Haaren, Tattoos und Pircings ist sie ganz anders als der schottische Durchschnittsbürger. Sie ist ein unglaublicher lieber Mensch, hilft jedem in ihrer Umgebung, ob im Cafe, der Bar oder der Bäckerei und lässt ihre Träume und Wünsche immer hintenanstehen. Ihr Äußeres schreit so laut, dass niemand sieht, wie ruhig sie ist und niemanden wirklich an sich ranlässt.
Henry Lucas ist vom Theater zur Serie War of Kingdoms gelangt und der gefeierte Star der Produktion. Doch eigentlich will er sich von diesem Trubel zurückziehen, sich um seinen Sohn kümmern.
Die Begegnungen der beiden sind intensiv, obwohl sie sich kaum kennen, sehen sie den anderen wirklich und nehmen sich auch die Zeit, Fragen zu stellen. So kommen sie sich in kurzer Zeit näher als erwartet…
Mir hat „Winter im kleinen Cafe in den Highlands“ sehr gut gefallen, obwohl ich den Vorgängerband „Das kleine Cafe in den Highlands“ nicht kannte. Auf den ersten Seiten waren es so für mich ziemlich viele Namen und Verbindungen der Bewohner zu einander, aber ich habe mich schnell zurecht gefunden in dem kleinen Örtchen mit seinen liebenswerten Menschen. Da wird noch zusammengehalten, gemeinsam gefeiert und etwas auf die Beine gestellt.
Vor allem Marcy fand ich wahnsinnig interessant, weil man von Anfang an spürte, dass unter der harten Schale ein weicher Kern ist und es war schön, ihn gemeinsam mit Henry Lucas zu entdecken.
Aber auch die anderen Bewohner tragen das Herz am rechten Fleck und ich werde sie wohl bald im ersten Band genauer kennenlernen!
Einziger kleiner Kritikpunkt: Das Buch verströmt nicht so viel Winterflair, wie das Cover vermuten lässt.
Fazit: Eine interessante Liebesgeschichte in einem tollen Setting mit außergewöhnlichen Protagonisten!

Bewertung vom 27.09.2021
Gourmetkatz
Panizza, Kaspar

Gourmetkatz


ausgezeichnet

Er ging zu Mayer junior hinüber, der ihn am Ärmel nach unten zog.
„War des wirklich die Katz?“
„ Komm, Emil, du weißt doch, dass ich nicht mit der Katz reden kann“, grinste er (Kommissar Steinböck) süffisant.
Seite 191

Denn wer würde schon mit der eigenwilligen Katze Frau Merkel sprechen wollen? ICH! Jederzeit!
Dieser Fall hat es wieder mal besonders in sich. Erst verunglückt ein berühmter Starkoch schwer auf dem Jakobsweg, dann taucht ein Film auf, der seinen Unfall in ein anderes Licht rückt. Als dann auch noch in München eine Leiche angeschwemmt wird, juckt Steinböcks Spürnase.
Warum sollte der Koch zum Schweigen gebracht werden? Er wollte sich aus dem Geschäft zurückziehen, was wohl nicht jedem gefiel… Und der junge Moldawier, der ausgerechnet Sokrates vor die Beine gespült wurde und dem ein paar Organe fehlen? Wem ist er zu nahe getreten und haben die beiden Fälle etwas miteinander zu tun?
Egal, wo er in diesem Fall hinsieht, geht es um den Handel mit Organen, das gekaufte Leben.
Als dann auch noch eine neugierige Reporterin verschwindet, spitzt sich die Lage zu!
Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen, ich liebe die Krimireihe von Kaspar Panizza rund um den manchmal etwas kauzigen Kommissar Steinböck und seine Katze, die irgendwie immer an seiner Seite ist und mit ihm kommuniziert.
Auch in diesem Band spart der tiefsinnige Autor nicht mit den Komponenten, die ich so gerne lese: Da haben wir alte Bekannte, wie die putzende IT-Expertin Huong, die ganz wunderbare Rezepte auf Lager hat, den Flussphilosophen Sokrates, den Informanten Obstler und natürlich ihn, dessen Vornamen nicht genannt werden darf, Kommissar Steinböck. Und wie von ihm gewohnt, schafft Panizza es, mit kleinen Kommentaren seiner Protagonisten auch den werten Leser zum Nachdenken anzuregen.
Ich habe noch immer nicht ganz durchschaut, wie der Zaubertrick funktioniert, ganz ohne mit der Moralkeule zu schwingen doch die richtige Botschaft an den Leser zu bringen. In Österreich ist die Lage für Organspenden einfacher, in Deutschland, wo die Wiederspruchslösung abgelehnt wurde, warten zu viele Menschen vergeblich auf das passende Organ, bis es zu spät ist. So wird der Nährboden für das lukrative Geschäft mit Ersatzteilen noch gedüngt.
Und so tritt der spannende Fall etwas in den Hintergrund vor der wichtigen Botschaft und vor dem herrlichen Schlagabtausche zwischen Steinböck und Frau Merkel, die natürlich auch ihren Senf dazuzugeben hat!
Fazit: Ein rundum gelungener Fall für Frau Merkel und ihr Team!

Bewertung vom 24.09.2021
Für Glück ist es nie zu spät
Abidi, Heike

Für Glück ist es nie zu spät


ausgezeichnet

„Ihre To-Do-Liste.

Danksagung, stand da. Erbschein beantragen. Grabstein aussuchen.

Was nicht da stand: Weiterleben. Und herausfinden, wie das geht.“

Seite 16



Seit sie ihn kennengelernt hatte, hat Johanna ihr Leben für ihren Mann Rene hintangestellt. Erst beruflich, dann, als er krank wurde, hat sie ihn aufopferungsvoll gepflegt, auch wenn die Liebe längst erloschen war. Dabei hat sie den Kontakt zu ihren Freunden, ihrer Tochter und vor allem zu sich selbst verloren.

Jetzt, nach seinem Tod, fühlt sie sich einfach nur leer. Da entdeckt sie unter den Trauerbekundungen ein leeres Buch von ihrer ehemals besten Freundin Ines. Es erinnert sie daran, dass sie früher intensiv Tagebuch geführt hat. Sie beginnt zu schreiben und so Stück für Stück ihr Leben zu reflektieren.

Das Buch beginnt am berührendsten Moment, bei Renes Beerdigung. Und Johanna tut sich schwer damit, große Trauer zu empfinden. Zu sehr hat Rene sie zeit seines Lebens verletzt und sie hat zugelassen, dass sie für ihn ihre Träume geopfert hat. Als sie beginnt, in das Tagebuch zu schreiben, erkennt sie, wo sie sich hätte durchsetzen müssen, aber auch, dass sie es nachträglich nicht ändern kann und nun vorwärts leben muss.

Dabei ist das Buch in drei Teile gegliedert, die passend mit „Abschied“, „Suche“ und „Leben“ bezeichnet sind.

Ich mochte Johanna von der ersten Seite weg, sie ist eine normale 50jährie, an der das Leben seine Spuren hinterlassen hat. Sie ergeht sich nicht in Selbstmitleid sondern erkennt klar, was falsch gelaufen ist und was sie verbessern will.

Erst mal entrümpelt sie das Haus, das stark durch ihren Mann geprägt ist, und gelangt zufällig wieder in Kontakt zu Makler Henry, mit dem sie früher schon mal eine Beziehung hatte. Dadurch muss sie an andere Verflossene denken und sucht wieder den Kontakt zu ihren Ex, was auch die eine oder andere lustige Szene ins Buch bringt.

Durch die Tagebucheinträge, die aktuellen aber auch die vergangenen, in denen Johanna zu lesen beginnt, wird das Buch einerseits sehr aufgelockert, andererseits erfährt man viel über ihre Vergangenheit und ihre Gefühle. Dadurch wurde die Geschichte greifbarer.

Sie nimmt ihr Leben selbst wieder in die Hand, lässt sich an den richtigen Stellen helfen und an anderen nicht beirren. Es war schön, ihr dabei zuzusehen, wie sie Stück für Stück vorwärts kommt, ihren eigenen Stil entdeckt und sich weiterentwickelt!

Fazit: Eine von Tagebucheinträgen geprägte Entwicklungsgeschichte einer liebenswerten Protagonistin, zum Wohlfühlen.

Bewertung vom 15.09.2021
Endlich Wieder Meer

Endlich Wieder Meer


ausgezeichnet

„Hoffnungen… Bestand das Leben nicht genau darin, dass man hoffte, es würde vorwärts gehen? (…) Und gab es nicht in jeder auch noch so unschönen Lage die Hoffnung, dass alles wieder gut wurde, zumindest aber besser? Konnten Menschen ohne Hoffnung leben?“

Ja, Hoffnung hält Katharina aufrecht. Vor vielen Jahren hat sie ihre Heimat, die Nordsee, verlassen, um einen steirischen Winzer zu heiraten. Und damit einen Bruch mit ihrem geliebten Vater hervorgerufen, der bis heute keinen Kontakt zu ihr hat.
Jetzt liegt er im Krankenhaus im Koma, und sie ist nach über 20 Jahren nach Hause zurückgekehrt, und hofft, ihm noch sagen zu können, wie sehr sie ihn vermisst hat und liebt…

„Endlich wieder Meer“ verbindet auf den ersten Blick zwei Elemente, mit denen man mich eigentlich immer kriegt… Weinberge, egal in welcher Region, hier auch noch in meiner Heimat, und die Nordsee. Zwei Welten, eine wohlbekannt und geliebt, die andere ein Sehnsuchtsort. Und eine Geschichte über alte Brüche, die vielleicht doch noch heilen können.
Und es ist das erste Hörbuch, das ich rezensiere! Es ist von der Autorin selbst eingesprochen, die eine sehr angenehme Stimme hat und gut betont, was das Zuhören leicht macht.
Leider ist für mich das Ganze trotzdem nicht so richtig aufgegangen…
Als Katharina sich auf die Reise macht, geht sie von einem kurzen Aufenthalt aus, bei dem sie versuchen will, mit ihrem Vater ins Reine zu kommen. Doch auch die Werft im Familienbesitz steht schlecht da und schneller als ihr lieb ist, wird sie auch hier involviert, während ihr Mann mit der Weinlese beschäftigt ist und die Tochter unglücklich verliebt.
20 Jahre lang hat Katharina sich kaum um ihren Vater und gar nicht um den Familienbetrieb gekümmert. Jetzt mischt sie sich auf manchmal fast übergriffige Art in das Geschehen ein, zwar mit gutem Grund aber oft einer Vehemenz, die verständlicherweise nicht alle gutheißen. Die massiven Probleme ihrer Kernfamilie scheinen sie dabei kalt zu lassen, wichtige Informationen werden zB mit einem halben Tag Verspätung weitergegeben.
Auch, dass ihre angeblich beste Freundin sich sehr liebevoll um den Strohwitwer Hannes kümmert, berührt sie kaum. Einerseits versucht sie, die Fakten- und Finanzlage der Firma zu klären, andererseits ist auch sie abgelenkt durch einen netten Mann, den sie nahe an sich ranlässt.
Dazwischen gibt es immer wieder Wohlfühlmomente für mich, ein Picknick am Strand, ein Frühstück im Weinberg, die mich aufseufzen ließen.
Ein Hinweis für jene, die gerne in sich geschlossene Bücher bevorzugen: Dieser Roman ist der Auftakt einer Reihe, die darauf ausgelegt ist, auf jeden Fall fortgeführt und weitergelesen/-gehört zu werden, und so blieben am Schluss (fast zu) viele lose Enden.
Zusammengefasst war „Endlich wieder Meer“ etwas enttäuschend für mich. Auch wenn mir die Ausflüge an die Nordsee gut gefallen haben, ging mir die Geschichte und die Entwicklung der Protagonisten zu wenig voran und Katharina habe ich bis zuletzt nicht ganz greifen können.

Fazit: Auftakt einer Reihe rund um eine Frau, die von der Steiermark an die Nordsee zurückkehrt um ihren alten Platz wieder einzunehmen.

Spoileralarm:
Was mir dann zuletzt richtig aufstieß, war die Entwicklung der Protagonistinnen. Obwohl die Sachlage eindeutig war und ein rigoroser Schlussstrich ihrerseits absolut notwendig, haben sie bis zuletzt gewartet und sich die Entscheidung letztendlich wieder von den Männern in ihrer Umgebung abnehmen lassen. Nichts gegen zweite Chancen, aber ein bisschen Charakterstärke hat mir echt gefehlt und so einen schalen Nachgeschmack hinterlassen.

Bewertung vom 12.09.2021
Das Rosie-Resultat
Simsion, Graeme

Das Rosie-Resultat


ausgezeichnet

„Wenn er seine Jugend damit verbringen will, einen Ball hin und her zu treten, (…) gerne. Aber frag ihn erst mal selbst.“
„Er muss ja nicht gut sein“, erwiderte ich. „Nur nicht peinlich.“
„Peinlich – für wen?“
Kapitel 23

Rosies und Dons Sohn Hudson ist mittlerweile 11 Jahre alt, und seine schulische Entwicklung stellt Don vor ein Problem, zusätzlich zu vier weiteren großen, an die er mit der ihm eigenen Rationalität herangeht. Nach einigen Zwischenfällen wird ihnen nahe gelegt, Hudson auf Autismus testen zu lassen. Don erinnert sich mit Schrecken an seine eigene Jugend und will Hudson coachen, um etwas „normaler“ zu wirken. Schwierig, wenn man selbst so herausragend anders ist…
Für diejenigen, die Don und Rosie noch nicht kennen… Stellt euch Sheldon aus TBBT vor, der sich vor Jahren an Hand eines standardisierten Fragebogens die perfekte Ehefrau casten wollte, um mit 40 eine Ehefrau und sexuelle Erfahrungen zu erlangen. Das Ehefrauprojekt wurde zum „Rosie-Projekt“ und ein unerwarteter Erfolg.
Ich selbst bin ein Fan der ersten Stunde, habe das „Rosie-Projekt“ verschlungen und höre das Hörbuch dazu auf beinahe jeder längeren Autofahrt, lache noch immer an denselben Stellen laut heraus und habe Gänsehaut und Tränen in den Augen, als es an den Tanz geht (ihr wisst, was ich meine). Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass mir der zweite Teil nicht ganz so gut gefallen hat, all die Nüchternheit und Sachlichkeit, die Don auszeichnen, empfand ich im Zusammenhang mit einer schwangeren Frau in ihrer Emotionalität fast verletzend – zum damaligen Zeitpunkt. Vielleicht sollte ich der Geschichte jetzt, wo ich an einem anderen Punkt in meinem Leben stehe, noch mal eine Chance geben. Aber das ist eine andere Geschichte.
Dies ist der dritte Band und ich war von der ersten Seite weg verliebt. Don ist über sich hinausgewachsen. Und auch aus Rosie, der etwas rebellischen Studentin, die ihren Vater und ihren Platz im Leben noch suchte, wurde eine reife Wissenschaftlerin, die es perfekt versteht, mit Don und seinen Eigenheiten umzugehen. Nun stellt ihr Sohn sie vor große Herausforderungen, und Don erklärt sich bereit, auf weiteren beruflichen Erfolg zu verzichten, um ihn besser begleiten zu können und Rosie den Raum zu geben, selber ein großes Projekt zu begleiten.
Doch nicht nur Don und Rosie sind gereift, die ganze Geschichte und auch der Autor. Er bietet neben der gewohnten Situationskomik so viele Denkanstöße ohne mit dem Finger zu zeigen, auf so vielen Ebenen. Der erste Band ist ja eine Weile her und Formulierungen, Erkenntnisse und auch der Umgang mit Menschen mit Autismus/Autisten, hat sich glücklicherweise geändert. Und wird sich auch weiterhin ändern, denn auch durch Graeme Simsion wurde diese Besonderheit bekannter, Vorurteile und Diskriminierungen aufgezeigt, und auch die Vorteile, die sie bringen, ins Rampenlicht gestellt.
Und hier zeigt Don, dass ihn große Emotionen doch bewegen, vor allem, wenn es um seine Familie geht, und wie hart er für sie kämpft. Humorvoll knallt uns der Autor auch Rassismus und Benachteiligung von Frauen um die Ohren, ohne belehrend zu wirken.
Ein besonderes Extra: Die lange Cocktailnacht, die mich im ersten Band fasziniert hat, bekommt wieder eine große Bedeutung und Don hat es geschafft, die darin geschlossenen Freundschaften zu festigen.
Fazit: Eine gelungene, reife Fortsetzung, die neben guter Unterhaltung und Situationskomik auch viel Input bietet!

Bewertung vom 05.09.2021
Aus der Puste / Rosa Fink Bd.2
Sanne, Manuela

Aus der Puste / Rosa Fink Bd.2


ausgezeichnet

Endlich ist es soweit, Rosa und Sebi heiraten – aber nicht zum ersten Mal! Nach einer turbulenten Hochzeit wollen sie dieses Mal auf die Verwandten verzichten und an der Nordsee ganz gemütlich eine kleine Zeremonie vollziehen.

Doch schon am ersten Abend ist es aus mit der Beschaulichkeit, statt des netten Candle-Light-Dinners landen sie in einer Runde von Sportbegeisterten, den Watt-Walkies, zu denen auch ein paar Ultraläufer zählen. Rosa, die gerne in ein bestimmtes Kleid passen würde und mit ihren gemütlichen Pfunden hadert, lässt sich rasch begeistern und will mitmachen…

So kommt es, dass sie die neu gewonnenen Freunde auch bei einem Lauf unterstützen, der für einen von ihnen dramatisch ändert. Und so gibt es statt Romantik Spekulationen, hat es sich doch herumgesprochen, dass der ehemalige Pensionist Sebi ein Detektivbüro hat!

Bereits zum zweiten Mal darf ich mit dabei sein, wenn Rosa ihren Sebi zu Ermittlungen nötigt. Denn er will eigentlich nur seinen vorgezogenen Ruhestand genießen, doch Rosa verbeißt sich und kann auch nur schwer nein sagen, wenn jemand sie um Hilfe bittet. Und so ermitteln sie, befragen andere Läufer und sehen genauer hin, wo die Polizei den Fall schon abgeschlossen hat.

Rosa ist eine gemütliche, rundliche Frau, die sich schnell begeistern lässt. Obwohl sie weniger sportlich ist als Sebi, beweist sie eindeutig mehr Motivation als er. Ich mag sie und ihre nette Art, ihre Liebe zu ihren Katzen und die Freundschaften, die sie rasch schließt. Sebi agiert eher träge, doch gemeinsam bilden sie ein unschlagbares Ermittlerduo!

Manuela Sannes Roman besticht auch dieses Mal mit viel Lokalkolorit. Durften wir beim ersten Fall schon ein wenig Nordsee-Luft schnuppern, bleiben wir dieses Mal länger, lernen traditionelles Gebäck kennen, sitzen in einem besonderen Strandkorb und irgendwie kann ich das alles vor mir sehen. Wie für einen Cosy Crime üblich ist der Fall nicht in blutigen Details beschrieben, sondern begleitet die stimmungsvolle Kulisse.

Und doch führt uns die Autorin auch geschickt ein wenig an der Nase herum, was Täter und Motiv anbelangt, um im letzten Moment noch ordentlich zu überraschen!

Wie schon erwartet, endet das Buch mit einer schönen Hochzeit, die ich Sebi und Rosa von Herzen gönne! Ich wünsche den beiden eine diesmal glückliche Ehe und freue mich auf ein Wiedersehen in Band 3!

Fazit: Ein stimmungsvoller Cosy Crime an der Nordsee, mit einem speziellen Ermittlerpaar!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.09.2021
Ist der Lack ab, streu Konfetti drauf
Huthmacher, Tanja

Ist der Lack ab, streu Konfetti drauf


ausgezeichnet

„Ich hätte mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können, dass er sich so lange Gedanken über mich macht, bis am Ende ein Gartenbeet dabei herauskommt.“
1. Kapitel
Und da steht Natalie nun, mit ihrem Geschenk zum 20. Kennenlerntag, vor der großen Überraschung, die ihr Julian lange für sie geplant hat: Ein Stück Acker, zum Selbstbepflanzen. Na, danke aber auch! Doch pflichtbewusst wie sie ist, lässt sie sich ihren Unmut nicht anmerken und fährt trotzdem immer wieder hin, um halbherzig etwas zu gießen oder ein wenig zu jäten. Doch einen großen Vorteil hat der Acker! Denn dort trifft sie zufällig alte Bekannte wieder und stößt so auf eine ungewöhnliche Theatergruppe, die sie bereitwillig aufnimmt! Jetzt, wo die Tochter aus dem Haus ist und der pubertierende Sohn aus dem Gröbsten raus, hat sie Zeit, wieder an sich zu denken.
Endlich hängt sie wieder ein wenig ihrem alten Traum nach, denn sie hat zwar Theaterwissenschaften studiert, der Liebe und der Kinder wegen aber lange nichts mehr in diesem Bereich gemacht. Julian scheint wenig Interesse an der Gruppe zu haben und offensichtlich auch nicht mehr an Natalie, dafür aber an anderen Frauen…
Und so wurde aus dem bunten Buch mit dem lustigen Namen eine überraschend ernste Geschichte, in der es um Frauenthemen geht, die wir wohl alle kennen. Sich selbst ein Stück weit aufgeben für die Lieben, dass nichts zu passieren scheint, wenn man sich nicht um alles kümmert. Doch je mehr Natalie in ihrer neuen alten Leidenschaft aufgeht, umso mehr lässt sie auch zu Hause mal die Zügel locker – und dennoch gehen die Pferde nicht durch. Im Gegenteil, die Familie findet sich neu.
Doch sie entdeckt auch neue Gefühle, für Valerios, der der Theatergruppe hilft und ihre Liebe zum Theater teilt. Und er kommt ihr gefährlich nahe.
Natalie schwankt, was ist ihr wichtiger? Sicherheit und eine Vertrauensbasis oder das prickelnde Neue?
Das Ende kam für mich aus einer unerwarteten Ecke überraschend und stimmig.
So war „lst der Lack ab, streu Konfetti drauf“ zwar eine „schwerere“ Lektüre als erwartet, aber bewegend und berührend.

Fazit: Eine überraschend ernste Geschichte über Frauenthemen und das Loslassen lernen.