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Insgesamt 424 Bewertungen
Bewertung vom 18.06.2022
Walpurgisnacht: Niederbayern-Krimi (German Edition) (eBook, PDF)
Eisenschenk, Karoline

Walpurgisnacht: Niederbayern-Krimi (German Edition) (eBook, PDF)


ausgezeichnet

Walpurgisnacht, Kriminalroman von Karoline Eisenschenk, 215 Seiten erschienen im Alitera Verlag.
Dramatischer Mord in Niederbayern
Der emeritierte Geschichtsprofessor Gregor Cornelius will nicht mit seiner Gattin eine Kreuzfahrt mit nervigen Bekannten machen, viel eher verspricht er seinem Neffen, dessen Haus in Neukirchen während seiner Abwesenheit zu hüten. Dabei erhofft sich der Professor ein paar geruhsame Wochen in der niederbayrischen Provinz. Doch mit der Illusion vom geruhsamen Landleben ist es bald vorbei, denn in der Nacht zum 1. Mai, der sogenannten Hexennacht, wird der Dorfgigolo ermordet und es gibt so viele Verdächtige wie gebrochene Frauenherzen und eifersüchtige Männer im Dorf. Professor Cornelius ist schon bald in die Aufklärung verwickelt.
Mir hat dieser gut konstruierte Regionalkrimi außerordentlich gut gefallen. Schon beim Prolog hatte mich die Geschichte gefesselt. Es hat sich sofort Spannung aufgebaut und diese hat sich bis zum Ende gehalten. Besondere Dramatik ergab sich auch durch die verschiedenen Spuren, die immer wieder ins Nichts liefen, die ungeahnten Wendungen die sich ergaben und letztendlich durch das überraschende Ende, dass ich bis zum Schluss nicht vorhergesehen habe. Da kann der Leser hervorragend mitermitteln, durch den auktoriale Schreibstil, den die Autorin gewählt hat, ist der Lesende stets in der Lage den gesamten Sachverhalt zu überblicken. Kein Bruch in der Logik ist vorhanden, auf unnötige Nebensächlichkeiten die die Handlung aufblähen, hat K. Eisenschenk verzichtet. So wünscht man sich einen Krimi.
Der ganze Kriminalroman ist logisch aufgebaut und die Lösung nachvollziehbar, die Figuren sind authentisch und viele sympathisch. Allen voran der Professor selbst, ein kluger und besonnener Mann, unaufgeregt und auch ein wenig risikofreudig in seinen Ermittlungen. Die Figuren so echt wie man ihnen nur im wahren Leben begegnet. Ein Kompetenzgerangel mit der Polizei gab es nicht. Flüssig und bildhaft verlief die Geschichte, die von mir in kurzer Zeit gelesen wurde, weil ich das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen konnte.
Es war angenehm diesen Regionalkrimi, ohne die oftmals in diesem Genre üblichen klamaukigen Handlungen und die tölpelhaften Ermittler, zu lesen. Gerne werde ich die Reihe verfolgen und freue mich schon auf weitere Teile.
Eine unbedingte Lese- und Kaufempfehlung von mir dazu 5 Sterne.

Bewertung vom 15.06.2022
Galatea (eBook, ePUB)
Miller, Madeline

Galatea (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Galatea, Ebook von Madeline Miller by Eisele eBooks
Göttlich antiker Feminismus.
Hoch auf einer Klippe auf Zypern, eine Frau eingesperrt und bewacht von Schwestern und Ärzten. Ein Mann der sie täglich besucht. Sie erstarrt zu Stein und wird unter seinen Händen wieder lebendig. Der Bildhauer Pygmalion hat eine Statue geschaffen, so makellos, dass er sich in sie verliebt. Die anderen Frauen der Insel sind ihm zu verdorben, er sucht das Reine das Unschuldige. Die Göttin Venus erhört seine verzweifelten Gebete und erweckt sie zum Leben.
Ich habe „Circe“ und das „Lied des Achill“ der Autorin der Autorin schon lange auf meinem Wunschliste, auch die ausgezeichneten Rezension haben mich neugierig gemacht, da vorliegendes Buch weniger umfangreich ist, habe ich hiermit begonnen.
Zuerst einmal fand ich die eigentliche Erzählung sehr kurz, das Vorwort der Autorin, die Übersetzung der Ovid-Geschichte und das Nachwort des Philologen machen insgesamt mehr Text aus. Mir haben die Vor-und Nachworte gut gefallen und mich bestens informiert und zum Nachdenken angeregt, aber m.M. nach wäre es so umfangreich nicht nötig gewesen. Es gibt zu viele Wiederholungen des Geschehens. Was mich dagegen sehr begeistert hat, sind die Illustrationen von Thomke Meyer.
Anders als in der bekannten Ovid-Ausführung bekommt hier die belebte Elfenbeinstatue einen Namen – Galatea, dafür wird ihr Schöpfer nur „Der Gatte“ genannt. Nicht alles wird hier erzählt es bleibt für die Leser Raum zur eigenen Interpretation, vor allem weil die Geschichte aus der Sicht von Galatea geschildert wird. Das Rollenspiel das „er“ bei seinen Besuchen vollzieht finde ich schon pervers. Galateas Wünsche und Sehnsüchte werden ignoriert. Die Gefühle Galateas fand ich nachvollziehbar geschildert. Miller hat damit einem Klassiker einen feministischen Touch gegeben.
Eine neue Interpretation der mythischen Überlieferung, interessant. In guten Worten geschildert, für mich hätte es ein wenig mehr sein dürfen, der Preis dafür komplett überzogen.
Dafür 3 Sterne und eine Lese-Empfehlung

Bewertung vom 12.06.2022
Halstenberg, Barbara

"Alles schaukelt, der ganze Bunker schaukelt" (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Alles schaukelt, der ganze Bunker schaukelt, von Barbara Halstenberg, EBook 507 Seiten erschienen im Osburg-Verlag.
Die letzten Kriegskinder erzählen. Wie wir Eltern und Großeltern richtig zuhören.
Barbara Halstenberg hat die letzten Zeitzeugen, die Menschen, die den zweiten Weltkrieg als Kinder miterlebt haben, gesucht und sie gebeten über ihre Erinnerungen und Erlebnisse zu berichten. Über 100 Interviews sind hier zusammengefasst und ein erschütterndes Buch ist dadurch entstanden.
Halstenberg hat das Buch in Kapitel zusammengefasst dadurch ist die Lektüre sehr übersichtlich.
Jedes Kapitel ist über den Beiträgen fett gedruckt aufgeführt. Verschiedene Themen z.B. Bombenkrieg, Flucht und Vertreibung oder Vergewaltigungen. Darunter als Überschrift, die Kernaussage der berichtenden Person, darunter Namen, Wohnort, Geburtsjahr und Beruf.
Die Autorin ist Journalistin und interessiert sich für die alltäglichen Geschichten der Menschen. Und so fragte sie sich was andere Personen aus der Generation ihrer Großmutter erlebt haben. Was sie von damals noch in sich tragen. Und so begann sie in ihrem Umfeld zu recherchieren. Viele Kinder kannten damals nichts anderes als die Realität des Krieges. Ausbombung, Vergewaltigungen, Tote, Vertreibung, Hunger. Viele haben unter der NS-Erziehung gelitten. In diesem sehr wichtigen Buch kommen viele von ihnen zu Wort. Es sind die letzten Zeugen und bald wird niemand mehr da sein, der darüber berichten kann. Sie schrieb die Erlebnisse auf um den nachfolgenden Generationen die Möglichkeit zu geben, sich zu informieren. Viele der Zeitzeugen bekundeten auch, dass sie Angst haben, dass sich die Geschichte wiederholen könnte. Ein wichtiges Mahnmal gegen das Vergessen. Ein Antikriegsbuch. Noch ist die Geschichte direkt durch die Erinnerungen erfahrbar. Gerade noch. Die Zeit ist knapp.
Auch mein Vater Jahrgang 1936 hat mir viel über die Kriegszeit erzählt. Sein Schicksal hätte ebenfalls in dieses Buch gepasst. Der Kummer seines Lebens war es, seinen Vater nie mehr sehen zu können. Der ist in Stalingrad vermisst. Auch mein Vater hat oft so reagiert wie es im Buch beschrieben ist. Bereitwillig erzählt hat er eigentlich erst in seinen letzten Lebensjahren. Darüber bin ich unendlich froh.
Die Lektüre ist nicht leicht. Unglaublich was es da zu lesen gibt, wenn ich es nicht aus den Erzählungen meiner Eltern und Großeltern gehört hätte, man hätte es nicht glauben mögen. Es ist entsetzlich grausam unheimlich ergreifend und macht den Leser traurig zumindest jedoch nachdenklich, so etwas darf nie wieder passieren und doch geschieht es immer wieder überall auf der Welt. Mir ist es nicht leicht gefallen, oft habe ich den Reader aus der Hand gelegt weil ich es einfach nicht mehr ertragen habe, mir die Tränen kamen.
Besonders gut fand ich auch, dass die Autorin zusätzlich noch Tipps gibt, wie solche Gespräche am besten zu führen sind.
Ein wichtiges Buch, gut geschrieben, leicht zu lesen aber nicht leicht zu ertragen. Jeder sollte dieses Buch lesen. Eine absolute Leseempfehlung und volle Punktzahl 5 Sterne.

Bewertung vom 03.06.2022
Die Sommerschwestern Bd.1
Peetz, Monika

Die Sommerschwestern Bd.1


gut

Die Sommerschwestern, Roman von Monika Peetz, 295 Seiten, erschienen bei Kiepenheuer & Witsch.
Noch einmal treffen sich die vier Thalberg-Schwester auf den Wunsch ihrer Mutter in Bergen, dem Ort in Holland an dem sie in ihrer Kindheit regelmäßig die Familienferien verbracht haben.
Auf Bestreben Henriettes treffen die vier „Sommerschwestern“ in Bergen, einem Ort in Holland, in dem die Familie früher regelmäßig Urlaub gemacht hat, zusammen. Zwanzig Jahre sind vergangen seit dem letzten Urlaub bei dem der Familienvater tödlich verunglückte, die vier Schwestern haben sich vollkommen auseinandergelebt. Jede hat ihre eigenen Geheimnisse und Sorgen und die Mutter überrascht sie auch noch mit einer großen Überraschung.
Das Buch besteht aus 33 Kapiteln, jedes mit einer Überschrift die den Inhalt beschreibt. Die Autorin hat als Stilmittel die auktoriale Erzählweise gewählt, und somit gewährleistet, dass der Leser den Überblick behält. Jedoch wird in der Hauptsache aus der Sicht von Yella berichtet, diese Schwester kann man deshalb auch am besten kennenlernen. Der Roman wird durch holländische Phrasen und Gerichte belebt, die in kursiver Schrift erscheinen und ein wenig Hollandfeeling aufkommen lassen. Der Erzählstil ist bildhaft und flüssig, doch hätte ich mir manchmal eine etwas genauere Beschreibung des Geschehens gewünscht.
Sofort habe ich ins Buch gefunden und Lesefluss hat sich auch unmittelbar eingestellt. Dennoch sind mir alle Schwestern fremd geblieben. Yella die mittlere der Schwestern lernt man dabei etwas näher kennen. Die jüngsten der Familie die Zwillinge Amelie und Helen, sind so unterschiedlich wie es Schwestern und gerade Zwillinge nur sein können, eine tiefere Charakterisierung hätte ich mir gewünscht. Nicht immer handeln die Figuren nachvollziehbar, das Gefüge und das Verhältnis der Schwestern zueinander zu vertiefen hätte dem Roman gutgetan. Auch die Mutter ist mir in der Geschichte fremd geblieben. Ganz schlimm und unsympathisch fand ich Doro die Älteste der Geschwister, eine ganz fiese und gemeine Person. Spielt die Familie gegeneinander aus, haut ihre eigene Schwester Yella in die Pfanne, bleibt der jüngsten Amelie Geld schuldig, obwohl die sowieso immer knapp bei Kasse ist. Erst ca. 100 Seiten vor dem Ende kommt noch etwas Spannung auf. Ein gemütliches Urlaubsfeeling kam bei mir jedoch nicht auf, das Gezänk der Schwestern hat mich genervt, so richtig nett gehen sie nicht miteinander um, m.M. nach ist das vor allem Doro und Henriette, der Mutter vorzuwerfen, die egozentrisch und schwierig ist.
Auch wenn es zum Schluss noch einmal emotional wird, bleibt ein Gefühl, dass einfach viel mehr in der Geschichte drin gewesen wäre. Die Spannung kam leider auch zu spät. Zuerst dümpelt die Story gemächlich vor sich hin und am Ende überschlagen sich die Ereignisse. Der Roman kommt mir absolut unrealistisch vor. Von mir deshalb 2,5 bzw. 3 Sterne.

Bewertung vom 25.05.2022
Tag der Asche / Pierre Niémans Bd.3 (eBook, ePUB)
Grangé, Jean-Christophe

Tag der Asche / Pierre Niémans Bd.3 (eBook, ePUB)


gut

Tag der Asche, Thriller von Jean-Christophe Grangé, EBook erschienen im Lübbe-Verlag.
Im Elsass wurde ein Toter in einer Kapelle gefunden. Pierre Niemans und Ivana Bogdanovic, zwei Polizisten der Zentralstelle gegen Gewaltverbrechen. Der Tote war Mitglied einer Täufersekte, die abgesondert in einer eigenen Domäne leben. Von ihnen wird ein ganz besonderer Wein hergestellt und zur Weinlese werden auch Saisonarbeiter angestellt, so kann Ivana sich in die Gemeinschaft einschleusen um zu ermitteln. Doch eines ist ganz sicher – hier wurde ein Mord vertuscht und es geschehen noch weitere.
Dieser Krimi ist der dritte Teil, einer Serie um die Ermittler Niemans und Bogdanovic. Das habe ich leider erst zu Beginn der Lektüre gemerkt, so bin ich auch ganz schlecht in Lesefluss gekommen. Im Laufe der Lektüre hat sich das jedoch egalisiert, denn der Autor hat aus den vorausgegangenen Teilen, die wichtigen Informationenwiederholt.
Der Thriller teilt sich in drei Teile, die in 76 Kapitel aufgegliedert sind, der Schreibstil ist auktorial, so hat der Leser an jeder Stelle des Buches Überblick über das gesamte Geschehen. Flüssig und bildhaft geschrieben, insgesamt ist eine düstere Stimmung über der Geschichte was sicher nicht nur daran liegt, dass die Handlung im November spielt. Der Plot war m.E. sehr interessant, eine gute Story, doch leider haben mir die beiden Ermittler nicht so gefallen. Niemans ein Macho, der gerne ans Limit geht, nicht nur beim Autofahren. Sein Verhalten gegenüber weiblichen Kolleginnen hat mir nicht gefallen. Aber auch Ivana handelte nicht immer nachvollziehbar, nachdem sie das erste Mal mit knapper Not entkommen ist, begibt sie sich sofort wieder in Gefahr, dazu noch ganz alleine. Ihre Schnüffeleien erledigt sie plump und unvorsichtig. Die beste Figur war für mich Stephane Desnos, bei ihr hatte ich das Gefühl, sie ist authentisch und eine gute Ermittlerin. Lange konnte ich nicht ahnen, wer hinter den mysteriösen Morden steckt, im Laufe des Buches wurde es eher immer noch rätselhafter, erst zum Ende klärt sich der Fall, der Spannung blieb gleich bleibend hoch, die Aufklärung war logisch und nachvollziehbar. Vermutlich hätte ich die vorangegangenen Teile lesen sollen.
Insgesamt sollte man nicht zu zart besaitet sein, um diesen Thriller zu genießen den stellenweise geht es schon sehr blutig und grausam zu. Von mir gibt es 3 Sterne.

Bewertung vom 19.05.2022
Ein unendlich kurzer Sommer
Pfister, Kristina

Ein unendlich kurzer Sommer


ausgezeichnet

Ein unendlich kurzer Sommer, Roman von Kristina Pfister, EBook, erschienen im Fischer- Verlag.
Ein Roman über einen Sommer der alles verändert.
Wo soll man hin, wenn man vor sich selbst davonläuft? Lale landet bei Gustav auf einem alten verwahrlosten Campingplatz in der Provinz. Sie hilft dem alten totkranken Mann, das Geschäft noch einigermaßen am Laufen zu halten.
Aus dem tropischen Réunion kommt Christophe angereist. Seine dort verstorbene Mutter hat einen Brief hinterlassen, der Aufschluss gibt, wo er seinen leiblichen Vater finden könnte.
Auf dem Campingplatz treffen sich Lale und Chris, erleben ein paar unbeschwerte Wochen, wie in einem Paralleluniversum und verbringen zusammen einen unvergesslichen unendlich kurzen Sommer.
Das Buch beinhaltet 30 Kapitel, die anfangs aus zwei Erzählsträngen bestehen, Lale und ihre Erlebnisse und auch die von Chris. Doch schon bald, nämlich auf dem verwahrlosten Campingplatz und den dortigen Ereignissen, vereinigen sich die Teile. K. Pfister hat als Erzählstil die auktoriale Erzählweise gewählt, das garantiert, dass der Leser zu jeder Zeit den umfassenden Überblick hat, bei den zahlreichen handelnden Charakteren, eine gute Wahl. Liedtexte, Eigennamen, französische und auch englische Phrasen sind kursiv gedruckt und somit deutlich gemacht.
Die flüssige und bildhafte Schreibweise macht das Lesen leicht, besonders das Setting war sehr gut beschrieben, der Campingplatz oder die Szenen am See, sowie das Geschehen im Haus von Gustav, ist derart realistisch geschildert, dass man es sich hervorragend vorstellen kann. Die Stärke des Romans liegt in der Charakterisierung der Akteure. Chris, Lale, Flo oder auch James sind dermaßen tief gezeichnet, dass man meinen könnte, man kennt sie schon lange. Jede dieser Figuren hat sozusagen seine eigene Geschichte. Alle handeln authentisch und zumeist auch nachvollziehbar. Wobei die Hintergründe von Lales Handlungen am längsten im Verborgenen geblieben sind, was auch spät zu einer überraschenden Wendung geführt hat. Die Beschreibung des Sommers der flirrenden Hitze des glitzernden Wassers war hervorragend. Ein Roman über die zweite oder auch dritte Chance, über das Ankommen, Loslassen und Neubeginnen, der mich ganz tief bewegt hat, mich zum Weinen und Lachen und zum Nachdenken gebracht hat. Und mich in den letzten traurigen und freudigen Szenen emotional sehr betroffen gemacht hat.
Ein leichter fröhlicher Sommerroman zum nebenher Lesen ist dies nicht, das Buch hat mich ganz stark an „Marianengraben“ erinnert. Das Buch hat mich über die Lektüre hinaus beschäftigt, immer wieder musste ich über das Gelesene nachdenken. Meine Lieblingsperson Flo, der seine Handicaps überwindet und die stärkste Entwicklung gemacht hat. Lale, die Protagonistin kommt bei mir nicht so gut an, da gab es schon Dinge die m.E. früher geklärt gehört hätten.
Insgesamt möchte ich eine eindeutige Leseempfehlung aussprechen. Insgesamt hätte der Roman etwas gestrafft erzählt werden können. Von mir 4 Sterne.

Bewertung vom 09.05.2022
Die Liebe fliegt, wohin sie will
Jebens, Franziska

Die Liebe fliegt, wohin sie will


sehr gut

Die Liebe fliegt wohin sie will, Roman von Franziska Jebens, 320 Seiten, erschienen im dtv- Verlag.
Eine unvergessliche Liebe vor der sommerlichen Kulisse der Bretagne.
Cleo ist eine erfolgreiche Stylistin, schon als ihre Eltern, die alternativ und nachhaltig lebten, sie dazu zwangen, die Ferien auf dem Bauernhof ihres Onkels zu verleben, hat sie es gehasst. Das Leben auf dem Land. Umgeben von Kuhmist in selbstgestrickten Pullis hat sie sich geschworen, sobald sie volljährig ist, beginnt sie ein anderes Leben. Schillernd und aufregend, mitten in Berlin und auf der ganzen Welt daheim. Doch dann hat ihr Oma Helene ein Vermächtnis hinterlassen und Cleo geht auf einen einsamen Biohof in der Bretagne, um dort als Volontärin mitzuarbeiten. Wieder erwarten jedoch verliebt sie sich in die raue Küstenlandschaft, das wilde Meer und den gutaussehenden Farmbesitzer.
Ein bezauberndes Buch nicht nur äußerlich, obwohl mich das frische frühlingshafte Cover, schon vor der Lektüre sehr angesprochen hat. Die schönen Ornamente des Covers setzen sich auch auf den inneren Umschlagseiten fort. Die einzelnen Kapitel sind mit kleinen Blüten und Schmetterlingen verziert und tragen zum Titel passende Überschriften. Die Autorin lässt die Protagonistin, ihre Geschichte in der Ich-Form selbst erzählen, wobei einzelne Kapitel Rückblicke auf wichtige Stationen in ihrer Kindheit sind. Die Gefühle und Gedanken von Cleo, sind somit gut dargestellt.
Chatverläufe sind schriftlich erkennbar und mit Emojis versehen, somit klar gekennzeichnet. Liedzeilen, Gedanken sowie Eigennamen sind kursiv gedruckt hervorgehoben. Die Sprache ist fröhlich, modern und mit vielen Anglizismen versehen, jedoch werden auch französische Phrasen gebraucht. Ganz besonders gut gefallen hat mir die äußerst bildhafte Beschreibung der Landschaft. Das Rauschen des Meeres und das Schlagen der Brandung waren immer im Hintergrund zu erahnen. Solche Sätze wie z.B. auf S. 95,...„Junge Birken neben hellbeigen Gräsern. Blau schimmernde Mistkäfer die sich langsam über mit Regen vollgesogene Moose bewegen. Ein paar Holunderbüsche, die sich an mittelhohe Eichen anlehnen und schon Früchte tragen..., haben mich verzaubert. Die Charaktere sind gut gezeichnet, die Protagonistin hat sich im Laufe der Lektüre überaus stark weiterentwickelt, ihr dabei zuzusehen war toll. Alle handelnden Charaktere agierten nachvollziehbar und authentisch. Die Liebesgeschichte hätte für meinen Geschmack noch viel romantischer und dramatischer sein dürfen, da hat mit etwas gefehlt.
Insgesamt hatte ich den Roman schnell gelesen, es war auch kurzweilig und unterhaltsam. Ein richtiger Wohlfühlroman. Von mir 4 Sterne.

Bewertung vom 06.05.2022
Affenhitze / Kommissar Kluftinger Bd.12
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Affenhitze / Kommissar Kluftinger Bd.12


sehr gut

Affenhitze, Kriminalroman, Kluftinger-Reihe Nr. 12 von Michael Kobr und Volker Klüpfel, Ebook, erschienen bei Ullstein eBooks.
Die Allgäuer wussten es lange selber nicht, dass sie in der Menschheitsgeschichte eine besondere Rolle einnehmen, sie haben den aufrechten Gang erfunden.
Das Allgäu als Wiege der Menschheit? In einer Tongrube nahe Pforzen i. Allgäu wurden die versteinerten Überreste des Urzeitaffen Udo ausgegraben. Doch auch sein Entdecker Professor Brunner wurde daselbst ermordet aufgefunden. Mit Hochdruck und bei einer geradezu mörderischen Affenhitze die zurzeit herrscht, macht sich der Interims-Polizeipräsident Kluftinger mit seinem Team daran in diesem mysteriösen Fall zu ermitteln. Wissenschaftler, die verschiedener Meinung sind, eine dubiose Sekte, sein Intimfeind Dr. Langhammer, dazu kommt noch die seltsame neue Kinderfrau seiner Enkelin, die er beschatten muss. Nein, der Klufti hat es auch in diesem Fall nicht leicht.
Das Buch besteht aus 33 Kapiteln die in angenehme Leseabschnitte unterteilt sind. Lokalkolorit entsteht aus mundartlichen Dialogen, auch das Setting ist bildhaft dargestellt, sodass der Leser stets alles vor dem inneren Auge hat. Die Landschaft prägt den Charakter der handelnden Figuren, das hat mir sehr gut gefallen. Situationskomik ist vorhanden und trägt zum Genuss der Geschichte bei. Zitate, Buchtitel, Gedanken und besonders betonte Worte sind kursiv hervorgehoben.
Auch der 12. Band der Kluftingerreihe hat mich gut unterhalten, ab der Auffinde-Situation steigt die Spannung und zum Ende zu wird es sogar noch richtig aufregend. Ein Spannungsbogen wird kontinuierlich aufgebaut. Bis zum Schluss war nicht klar, wer der der Täter ist. Stellenweise jedoch hatte ich das Gefühl, dass unnötige Längen den Lesefluss stören, einige Seiten weniger hätten der Geschichte sicher gutgetan. Der Protagonist stellt sich manchmal schon ein wenig zu einfältig an, als dass man das alles noch für bare Münze halten könnte. Ein Kriminalbeamter in so einer gehobenen Position, sollte eigentlich etwas seriöser daherkommen. Aber letztendlich lieben wir unseren Klufti so. Das restliche Team der Polizeiinspektion Kempten war durchweg sympathisch, diesmal auch der Ritschie, die Ermittlungsarbeit war plausibel und hat beim Dabeisein Freude gemacht. Erheiternd natürlich die Gefechte des Protagonisten mit seinem Kurpfuscher-Hausarzt Langhammer, die aber im vorliegenden Band, leider sehr zahm daherkamen, laute Lacher sind mir dieses Mal nicht ausgekommen, die Pizzaaktion, das tölpelhafte Benehmen bei der Begegnung mit dem Landesvater und das Flohmarktgeschehen, haben mich aber schmunzeln lassen. Meine Lieblingsfigur in diesem Buch, die Frau, die den heißesten Reifen bei der Allgäuer Kripo fährt, Lucy Beer. Die Hintergrundgeschichte in diesem Fall, hat mich dafür, zu weiteren Recherchen animiert. Der Faden mit der Tagesmutter wurde ein wenig kaltherzig abgearbeitet, da hätte ich mir noch mehr lustige Situationen vorstellen können.
Insgesamt gesehen war es nicht der beste Band der Reihe. Seriöse Ermittlungsarbeit und gleichzeitig humoristische Szenen, die nicht peinlich wirken, sind bestimmt nicht leicht miteinander zu vereinbaren, was das Autorenduo aber in vorangegangenen Teilen, schon besser hinbekommen hat. Für Klufti-Fans, zu denen ich mich zähle, eine guter neuer Fall, leider fehlte es mir an noch mehr lustigen Auftritten. Eine Leseempfehlung durchaus, der Band kann als Einzelband gelesen werden. Für alle Fans, des skurrilen Interims-Polizeipräsidenten ein Muss, von mir dafür 4 Sterne.