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Benutzername: 
PMelittaM
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 469 Bewertungen
Bewertung vom 05.12.2023
Im Zweifel für das Monster / Monsteranwalt Daniel Becker Bd.1
Buckingham, Royce

Im Zweifel für das Monster / Monsteranwalt Daniel Becker Bd.1


sehr gut

Dan(iel) Becker ist Anwalt in einer großen Kanzlei, möchte bald Partner werden und übernimmt auch unethische Fälle. Eines Tages sitzt das Monster seiner Kindheit auf seinem Bett. Nach ein bisschen Gekreische Dans erklärt ihm dieses, dass es seine anwaltliche Hilfe benötigt, es sei vor dem übernatürlichen Gericht angeklagt, aber unschuldig. Dan sieht sich letztlich nicht nur gezwungen, den Fall zu übernehmen, sondern auch den wahren Schuldigen zu finden.

Ich habe erst ein bisschen gezweifelt, ob mir der Roman, dessen Klappentext mich direkt angesprochen hat, wirklich gefallen könnte. Der Autor lässt seinen Protagonisten selbst in Ich-Form erzählen, und dieser ist zunächst nicht sehr sympathisch, erzählt erst einmal viele Anwaltsdinge und wirkt sehr überheblich. In seiner Begegnung mit dem Monster wirkt er auf mich zuerst nicht sehr erwachsen, aber gut, ich hatte nie ein Monster unter dem Bett oder sonst wo im Zimmer, und kann das vielleicht nicht nachempfinden, wie es sein muss, es zu treffen. Ein bisschen erinnert das auch an „Monster AG“, was sogar angesprochen wird, allerdings ist Dans Monster nicht so niedlich.

Doch dann wächst Dan immer mehr über sich hinaus, und wird mir immer sympathischer. Immer mehr wird er in die übernatürliche Welt verstrickt und lernt zusammen mit uns manches übernatürliche Wesen kennen – es spricht sich herum, dass er anwaltlich helfen könnte. Neben den Wesen spielt auch seine Familie eine Rolle, mit seiner Frau lebt er in Scheidung, die beiden haben eine Teenagertochter.

Der Roman spielt in Seattle, das nicht so oft Schauplatz von Romanen ist, man lernt ein bisschen etwas über die Stadt, das Wahrzeichen, die Space Needle, hat zudem eine größere Rolle. Zu Beginn des Romans gibt es eine Karte von Seattle.

Royce Buckingham erzählt spannend, mit viel Humor und Phantasie. Da es mindestens einen Folgeband gibt, bin ich gespannt, welche Wesen man noch kennenlernt, welche Fälle noch auf Dan und mich warten. Wer gerne etwas abgedrehte Urban Fantasy liest, kann zugreifen.

Bewertung vom 04.12.2023
Fast verschwundene Fabelwesen. Die sagenhafte Expedition des Konstantin O. Boldt
Schäfer, Florian

Fast verschwundene Fabelwesen. Die sagenhafte Expedition des Konstantin O. Boldt


ausgezeichnet

Immer mehr Fabeltiere verschwinden, und so startet Konstantin O. Boldt 1862 eine Expedition durch ganz Europa, um diesen nachzuspüren. Begleitet wird er von mehreren Teilnehmern, die alle ein passendes Spezialgebiet haben, u. a. einem Mythoethnologen, einer Freischützin und einem Magier.

Das Buch ist sehr wertig aufgemacht und bietet bereits optisch viel. Groß (ca. 27 x 22 cm) und schwer (ca. 1 kg), mit einem sehr schönen Cover, einem Lesebändchen und sehr vielen Illustrationen konnte es mich schon beim ersten Hineinblättern überzeugen.

Die Geschichte ist in Tagebuchform aufgemacht und wird vor einem gut recherchierten historischen Hintergrund erzählt. Die Mischung aus realer Welt und den phantastischen Wesen ist gelungen und wirkt fast real.

Die Wesen sind zum Teil allseits bekannte, wie Einhörner, Basiliken oder Drachen, aber auch unbekannte, die zum Teil auf einer regionalen Legende basieren, wie das Hötzelstier oder der Alp-Luachra. Von den unbekannten gibt es recht viele, was das Buch für mich zusätzlich interessant gemacht hat.

Die Charaktere treten neben all den Wesen in den Hintergrund, was ein bisschen schade ist, denn einige scheinen doch einen recht interessanten Hintergrund zu haben, wie Soeur Madeleine, von manchen erfährt man ein bisschen mehr als von anderen.

Besonders gut gefallen haben mir die Illustrationen, die in verschiedenen Formen daher kommen, Skizzen, Karten, Zeichnungen, „Fotos“ usw., zum Teil „benutzt“ aussehend, und z. B. einen Teetassenrand oder Schmutzflecken haben. Das macht das Ganze noch authentischer. Die Illustratiorin Elif Siebenpfeiffer hat einen sehr guten Job gemacht. Neben den Illustrationen sind auch die Schriften vielfältig, eine schön geschwungene Handschrift aber macht es einem leider schwer, sie zu lesen, vor allem da sie sehr klein gedruckt ist.

Aber auch die Geschichte an sich gefällt mir, sie legt nach und nach an Spannung zu, nicht nur wegen der Fabelwesen, die Expedition hat auch mit manchem Unbill zu kämpfen. Neben der spannenden Geschichte regt das Buch aber auch zum Nachdenken an. Soll man Fabelwesen gefangennehmen und einsperren oder lieber in ihrer natürlichen Umwelt beobachten. Eine Frage, die auch in der realen Welt bezogen auf Tiere eine Rolle spielt. Sind gefährliche Tiere/Fabelwesen schützenswert oder sollte man sie lieber vernichten, und damit womöglich Menschenleben retten? Auch diese Frage kann man in die reale Welt übertragen. Auch Themen wie Umweltverschmutzung und Vernichtung von Lebensraum werden angesprochen. Der Autor hat u. a. Internationalen Naturschutz studiert, das merkt man.

Dieses Buch ist ein Schatz, es erzählt nicht nur eine spannende Geschichte, sondern bietet auch einen optischen Genuss. Sehr empfehlenswert.

Bewertung vom 03.12.2023
Das Ei aus Obsidian
Lange, Matthias

Das Ei aus Obsidian


ausgezeichnet

Der Gnom Vill gehört zu einer Gruppe Drachenjäger, doch für ihren neuen Auftrag sollen sie keinen Drachen töten, sondern nur finden, ein rosafarbener Drache wurde nämlich gesehen und die Wissenschaftlerin Ginger Flass möchte diesen gerne beobachten. Leider ist der Auftrag gefährlicher, als er sich anhört.

„Das Ei aus Obsidian“ ist der zweite Spinoff-Roman der Drachenreiter-Reihe des Autors. Ich habe alle bisher veröffentlichten Romane gelesen, und freue, wieder in diese Welt eintauchen zu können. Matthias Lange gelingt es immer wieder, interessante Charaktere zu erstellen, neben dem rosafarbenen Drachen, der im Laufe des Romans noch eine größere Rolle spielt, mochte ich den Gnoll Konz sehr gerne, der sich auf einer Heldenreise befindet, und große Möglichkeiten sieht, wenn er sich Vill und seinen Gefährten anschließt. Auch Vill ist ein sympathischer Charakter, trotz seines Berufes, der hier noch einiges dazulernen muss.

Der Antagonist ist ebenfalls ein interessanter Charakter, der einige Rätsel mitbringt. Weniger mochte ich einen weiteren Charakter der Gegenseite, der einfach nur ein widerlicher Mensch ist und mich mehr als einmal frösteln ließ.

Matthias Lange weiß auch zu überraschen. Längst nicht alles ist so, wie zunächst vermutet, aber das macht den Roman nur noch spannender als er schon ist. Das Ei spielt, man kann es sich schon denken, eine zentrale Rolle, aber auch hier darf man sich überraschen lassen. Neben spannenden Abschnitten gibt es auch sehr berührende und auch humorvolle, immer passend, nie aufgesetzt wirkend.

Ich hoffe sehr, einige der Charaktere in weiteren Geschichten wiederzutreffen.

Matthias Lange konnte mich wieder überzeugen, mehr noch, dieser Roman ist meiner Meinung nach sein bisher bester, ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt, es gibt gelungene Charaktere, eine spannende Geschichte und viele Emotionen. Gerne empfehle ich ihn Genrefans weiter.

Bewertung vom 02.12.2023
Buffy The Vampire Slayer, Staffel 9, Band 1 (eBook, PDF)
Chambliss, Andrew; Whedon, Joss

Buffy The Vampire Slayer, Staffel 9, Band 1 (eBook, PDF)


ausgezeichnet

Nach den Ereignissen in der achten Staffel hat sich viel verändert. Buffy ist in eine WG gezogen und kellnert wieder. Bei der Einweihungsfeier ihrer neuen Wohnung geht es drunter und drüber – und Buffy hat am nächsten Tag einen Blackout. Was ist nur passiert an diesem Tag, und hat das etwas mit der schockierenden Neuigkeit zu tun, die Buffy am Ende dieses Bandes erhält?

Die neunte Staffel startet mit vielen Überraschungen, nicht nur Buffy muss sich an die „neue“ Welt gewöhnen. Ihre Freunde sind ihr gegenüber zudem sehr kritisch eingestellt, und auch Buffy selbst fühlt sich nicht richtig wohl. Und auch die gestrandeten Dämonen müssen irgendwie und von irgendetwas leben. Ausgerechnet jetzt scheint auch noch ein Serientäter unterwegs zu sein.

Der Break, den das Ende der letzten Staffel ausgelöst hat, ist für uns Fans gar nicht einmal so schlecht, und es gibt auch wieder mehr Humor, wie ich finde. Ich persönlich feiere natürlich auch, dass Spike geblieben ist, er ist halt mein Lieblingscharakter.

In einer zweiten Geschichte hat die erste Jägerin wieder einmal einen Auftritt. Und natürlich gibt es auch wieder eine sehenswerte Covergalerie.

Der erste Band der neunten Staffel hat eine interessante Grundlage gelegt, ich bin gespannt, wie es weitergeht.

Bewertung vom 02.12.2023
Sturm / Der verwaiste Thron Bd.1 (eBook, ePUB)
Kern, Claudia

Sturm / Der verwaiste Thron Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Ausgerechnet an dem Tag, an dem Ana, die Tochter des Fürsten von Somerset, ihren siebzehnten Geburtstag feiert, wird die Burg ihrer Familie von Nachtschatten überfallen. Die Eltern sterben, Ana kann mit ihrem Leibwächter Jonan fliehen, und Gerit, ihr jüngerer Bruder versteckt sich auf dem Dach des Wehrturms.

„Sturm“ ist der erste Band einer Trilogie. Ich brauchte ein bisschen, bis ich mich mit der Geschichte einigermaßen wohl gefühlt habe, was vor allem an Ana liegt, die mir, bis zum Ende dieses Bandes, nicht wirklich sympathisch wurde. Sie ist sehr arrogant, ich-bezogen und fühlt sich, trotz ihrer Situation, überlegen, was natürlich auch daran liegt, dass ihre Familie nicht nur Sklaven gehalten, sondern auch mit ihnen gehandelt hat. Sie ist allerdings auch nicht dumm, und weiß sich zu helfen, hat allerdings auch eine bestimmte Vorstellung von der Welt, von der sie sich nach und nach verabschieden muss.

Es sind zwei andere Charaktere, die mich im Laufe des Romans dazu brachten, ihn doch zu mögen. Da ist einmal Gerit, der sich in einer ganz anderen Situation wiederfindet und über sich hinauswachsen muss, will er weiter überleben. Seine Entwicklung ist spannend, aber auch nachvollziehbar.

Craymorus trifft man bereits im Prolog und später auf einer Insel wieder, auf der Magier leben und lehren. Dort befindet sich auch Rickard Westfall, Anas Verlobter. Als Rickard hört, was in Somerset geschehen ist, macht er sich auf dem Weg nach Westfall, seiner Heimat, in der sein Vater herrscht, und nimmt Craymorus mit sich. Craymorus hat eine körperliche Beeinträchtigung, und ein Geheimnis, das es noch in Gänze zu entdecken gibt.

Interessant sind auch die Nachtschatten, sie sind Gestaltwandler, und lebten zum Teil in Menschengestalt unter den Menschen. Nun wollen sie sich nicht mehr länger verstecken. Im Mittelpunkt stehen hier Kavellan und Schwarzklaue, die etwas unterschiedliche Interessen haben.

Der erste Band der Trilogie bietet ein paar Wendungen, die man zunächst so nicht erwartet hätte, die aber passen und nimmt im Laufe der Geschichte an Spannung zu. Erzählt wird aus verschiedenen Perspektiven, was die Spannung noch erhöht. Gut gefallen haben mir auch die kapiteleinleitenden fiktiven Zitate, durch die man etwas mehr über die Welt erfährt. Am Ende ist manches zu Ende gebracht, aber natürlich längst nicht alles, und man darf gespannt auf die beiden Folgebände sein.

Auch wenn ich zunächst etwas Probleme hatte, im Buch anzukommen, habe ich es schließlich gerne gelesen und bin gespannt, wie es weitergehen wird. Fantasyfans können ruhig einen Blick wagen.

Bewertung vom 29.11.2023
Der Totengräber und der Mord in der Krypta / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.3
Pötzsch, Oliver

Der Totengräber und der Mord in der Krypta / Inspektor Leopold von Herzfeldt Bd.3


ausgezeichnet

Wien, 1895: In der Krypta des Stephansdoms wird eine männliche Leiche gefunden. Der Tote war ein Freund des Oberpolizeirats Moritz Stukart. Dieser beauftragt Leopold von Herzfeldt mit den Ermittlungen. Da der Tote erst kürzlich eine Séance gestört hatte, gibt es bald Gerüchte, ein Geist habe ihn getötet, diese werden von bei der Presse aufgetauchten Fotographien unterstützt. Auch auf einem von Julia Wolf am Tatort angefertigten Foto scheint ein Geist zu sehen zu sein.

Das Mädchen Anna, das der Totengräber Augustin Rothmayer bei sich aufgenommen hat, hat derweil andere Sorgen. Immer wieder verschwinden obdachlose Kinder, angeblich hat der Nachtkrapp sie geholt. Auch ein Junge aus reichem Haus ist seit einiger Zeit verschwunden, doch für Leos ermittelnden Kollegen, Paul Leinkirchner, ist klar, der Junge ist von zu Hause weggelaufen.

Leopold hat neben seinem verzwickten Fall noch andere Probleme, seine Mutter besucht ihn in Wien und freundet sich mit einem berühmten englischen Schriftsteller, der zudem der Spiritistenszene zugeneigt ist, an, und Julia trifft sich mit einem Journalisten.

Der dritte Band der Reihe hat mich wieder von Anfang an in seinen Bann gezogen. Ich mag diese Reihe einfach sehr, auch wegen ihrer Charaktere, wobei bei mir ganz vorne Augustin Rothmayer steht, der an einem neuen Buch schreibt, natürlich wieder thematisch passend, und aus dem es, wie in den Vorgängern, einige Zitate zu lesen gibt. Um ihn musste ich mir dieses Mal aber auch richtige Sorgen machen. Gut gefallen hat mir, dass Anna eine größere Rolle erhält, und zeigt, dass sie nicht nur Köpfchen hat, sondern auch unerschrocken ist. Interessante Charaktere sind auch der bereits erwähnte britische Schriftsteller und Julias Journalistenfreund, beide haben ihren Anteil an den Ermittlungen.

Oliver Pötzsch wusste mich wieder einmal von vorne bis hinten zu fesseln, er schreibt packend, bildhaft, und lässt auch immer wieder Humor einfließen. Die beiden Fälle sind interessant und spannend, ich habe die Charaktere gerne begleitet und konnte auch gut mit ihnen mitfühlen. Leo, Julia, Anna und Augustin sind schon so etwas wie gute Bekannte, es ist immer schön, sie wiederzutreffen, und ihre persönliche Entwicklung mitzuerleben. Auch hier tut sich im Privaten manches, und ich bin gespannt, wie das sich auf die weiteren Bände auswirken wird.

Die Ermittlungen lassen auch den Leser:innen Raum für eigene Überlegungen, die Fälle werden am Ende nachvollziehbar gelöst, einer davon bringt eine Auflösung à la Hercule Poirot im Beisein aller Verdächtigen und sonst Beteiligten mit sich.

Abgerundet wird der Roman durch eine Karte, ein Personenverzeichnis, ein Glossar und das lesenswerte Nachwort des Autors.

Die Reihe mochte ich von Anfang an sehr und das hat sich auch bisher nicht geändert, im Gegenteil. Wer gerne gut recherchierte historische Kriminalromane liest sowie gut gezeichnete und etwas eigene Charaktere mag, ist hier auf jeden Fall richtig – absolute Leseempfehlung von mir.

Bewertung vom 24.11.2023
Der Wald
Rode, Tibor

Der Wald


sehr gut

Marcus Holland, Förster, Botaniker und Autor, ist mit seinem Sachbuch über die Intelligenz der Pflanzen auf Lesereise in den USA, wo ihn das Departement of Homeland Security um Hilfe bittet. Eine neue invasive Pflanze breitet sich aus, die nicht nur lebensgefährlich für Menschen, Tiere und andere Pflanzen ist, sondern auch allen Versuchen, sie auszumerzen, standhält. Man hofft, dass Holland als Pflanzenexperte eine Lösung finden kann.

Waverly Park ist Archäobotanikerin und, inspiriert von Texten Johann Wolfgang von Goethes, auf der Suche nach der Urpflanze, von der sie sich viele wichtige Erkenntnisse erhofft. Doch die Suche gestaltet sich schwieriger und gefährlicher als erwartet.

Ava Nahanee ist mit einer Gruppe Programmierer in Kanadas Wäldern mit einem neuen Projekt beschäftigt, das sich schließlich als lebensgefährlich erweist.

Drei Protagonist:innen, deren Perspektiven in diesem Roman abwechselnd erzählt werden, wobei die von Marcus Holland und Ava Nahanee im August 2023 starten, Waverly Parks jedoch bereits im Jahr 2016. Wie diese zusammenhängen, wird man im Laufe des Romans erfahren, wobei es manche mehr oder weniger überraschende Wendung gibt, die man zum Teil bei aufmerksamem Lesen auch selbst enttarnen kann, eine der Wendungen erscheint mir ein zudem etwas unglaubhaft. Neben den USA sind auch China, Kanada und Deutschland Schauplatz des Geschehens.

Der Roman ist sehr spannend, und wird durch die kurzen Kapitel und die häufigen Perspektivewechsel zusätzlich zum Pageturner. Tibor Rodes Satz, dass alles was absolut unglaublich klinge, wahr sei, kann man durchaus ernst nehmen, wie man auch seinem Nachwort entnehmen kann. Ich habe während des Lesens direkt ein bisschen gegoogelt, z. B. zur Urpflanze. Umweltschutz ist zudem ein aktuelles Thema, und damit auch die Frage, ob die Menschheit überhaupt überleben, oder lieber wieder Platz für Tiere und vor allem Pflanzen machen sollte. Im Roman kommt es, diese Frage betreffend, tatsächlich auch zu einer Gewissensentscheidung.

Manche Charaktere sind etwas tiefgehender gezeichnet, vor allem Marcus und Waverly, mir aber trotzdem nicht wirklich nahe gekommen, andere bleiben oberflächlich, vor allem, aber nicht nur, die Antagonisten. Verzichten hätte ich gut auf die Liebesgeschichte können, die in meinen Augen eher aufgesetzt wirkt und nicht nötig gewesen wäre. Etwas ärgerlich finde ich auch den Fehler/die ungenaue Formulierung im Klappentext, der/die sich erschließt, wenn man den Roman liest. Unterm Strich war mir der Roman am Ende thematisch auch ein bisschen zu überladen.

„Der Wald“ ist ein spannender (Öko)thriller, der mir zusätzlich neue Aspekte bzgl. der Pflanzenwelt vermittelte. Wahrscheinlich wird er daher noch ein bisschen nachhallen. Allerdings hätte ich mir Charaktere gewünscht, die mir näher kommen und einen etwas weniger überladenen Plot.

Bewertung vom 18.11.2023
Spiel auf Leben und Tod / Fräulein vom Amt Bd.3
Blum, Charlotte

Spiel auf Leben und Tod / Fräulein vom Amt Bd.3


sehr gut

1925: Baden-Baden ist Schauplatz eines internationalen Schachturniers, die Stadt ist voll mit Schachspielern und Schachbegeisterten, was wiederum auch Kriminelle anzulocken scheint, es gibt einige Diebstähle zu verzeichnen, in denen auch Ludwig Schiller, Almas Freund, ermittelt.

Alma Täuber, das Fräulein vom Amt, allerdings wird von ihrer Kollegin Friederike gebeten, den Todesfall ihrer Cousine Gertrude aufzuklären, die tot in der Waschtrommel der Wäscherei, in der sie arbeitete, gefunden wurde. Der ermittelnde Polizist geht von Unfall oder Suizid aus, doch für Friederike und Alma ist das nicht ganz stimmig.

Der dritte Band der Reihe bietet nicht nur einen Kriminalfall, der es in sich hat, sondern führt auch das private Leben der Charaktere weiter. Alma hatte sich eigentlich gegen eine Beziehung mit Ludwig entschieden, da dieser mehr möchte, und sie als verheiratete Frau ihren Beruf aufgeben müsste. Die Liebe ist aber stärker, ob Ludwig aber auf Dauer damit zufrieden ist, „nur“ eine Liebesbeziehung zu Alma zu unterhalten?

Almas Freundin und Mitbewohnerin Emmi Wolke hat diese Probleme nicht, sie lebt ihr Leben wie es ihr gefällt. Almas Cousin, der Medizinstudent Walter, unterstützt Alma bei ihren Ermittlungen und kann manches aus medizinischer Sicht beitragen. Neben ihm sind auch wieder Almas Eltern, ihr Bruder und ihre Großmutter von der Partie. Und natürlich trifft man auch Almas Kolleginnen wieder.

Der Fall ist relativ komplex, und bringt Alma auch wieder in Gefahr. Dass sie das Zeug zu einer guten Ermittlerin hat, kann man nicht abstreiten, doch als Beruf bleibt ihr das als Frau verwehrt – oder? Emmi hat da eine Idee, die sich vielleicht in einem der nächsten Bände entwickeln könnte. Das Leben als Fräulein vom Amt jedenfalls scheint auch keine Lebensaufgabe zu sein, die Entwicklung zum Selbstwählen ist schon in Gang.

Ich habe es sehr gemocht, wieder von Alma und ihrer Familie, ihren Kolleginnen, ihrer Vermieterin und ihren Freund:innen zu lesen, für mich ist der Kriminalfall ehrlich gesagt „nur“ spannendes Beiwerk. Gut gefällt mir auch die Einbeziehung des historischen Hintergrunds, nicht nur die politische, auch gesellschaftlich und technisch tut sich einiges (dazu gibt es auch ein lesenswertes Glossar). Der Roman versprüht viel Zeitkolorit, auch im privaten Rahmen.

Am Ende ist der Fall zufriedenstellend gelöst, der Weg dahin bietet – erwartungsgemäß – ein paar Überraschungen. Wie sich Almas berufliches und privates Leben weiterentwickelt, bleibt dagegen noch ein bisschen offen.

Auch Band 3 der Reihe habe ich wieder gerne gelesen, er versprüht wieder viel Zeitkolorit und lässt neben dem Kriminalfall genug Raum für das Privatleben der Charaktere.

Bewertung vom 11.11.2023
Der Siegelarmreif
Hagen, Marlene von

Der Siegelarmreif


sehr gut

Nach dem die Arbeiter:innen der Mine befreit wurden, und der Erbe des Siegelarmreifs zum Träger wurde, gibt es neue Hoffnung unter den Rebellen, doch ein Zusammenstoß mit der tristorischen Armee zeigt, dass man nicht nur noch viel zu schwach ist, zwei der Rebellenführer landen auch in den Händen der Feinde. Und das beeinflusst viel mehr, als zunächst gedacht.

Der zweite Band setzt direkt am ersten an und wartet mit manch Unerwartetem auf. Die Entwicklung manch eines Charakters hat mich überrascht, was aber nicht bedeutet, dass sie unlogisch ist. Weiterhin stehen die sieben Protagonist:innen und die beiden Antagonist:innen des ersten Bandes im Mittelpunkt, wobei mancher in den Hintergrund rückt, was der Geschichte geschuldet ist.

Marlene von Hagen erzählt wieder bildhaft und packend aus verschiedenen Perspektiven, alle Hauptcharaktere außer einem werden dabei bedacht. Bei den beiden, die dem Feind in die Hände fallen, gibt es die umfassendsten Entwicklungen, aber nicht nur sie müssen das eine oder andere verkraften. Es gibt aber nicht nur negatives, so findet Norells Hyppogrypha Stysforia zu ihrem Herrn zurück und wir Leser:innen erfahren ein bisschen mehr über diese interessanten Tiere.

Auf General Kreyns Entwicklung war ich sehr gespannt, ich hatte bereits in Band 1 den Eindruck, als stecke mehr hinter ihm, und wurde nicht enttäuscht, allerdings überrascht von der Richtung der Entwicklung. Noch ist diese nicht abgeschlossen, es bleibt also spannend.

Meine sonstigen Einschätzungen haben sich gefestigt, ich bin aber auch in froher Erwartung weiterer Überraschungen, auch, weil es hier einige Andeutungen der Fänngerinnen gibt. Fänngerinnen sind mit den Nornen der nordischen Mythologie vergleichbar, und spielten bereits im Vorgängerband eine Rolle. Das Ende kam in meinen Augen viel zu schnell, und jetzt heißt es warten auf den Abschlussband der Trilogie. Ich denke, die Autorin wird noch die eine oder andere Überraschung in petto haben.

„Der Träger“ ist ein spannender zweiter Band, der mit mancher Überraschung aufwartet und mich ungeduldig auf den nächsten Band warten lässt. Band 1 sollte man unbedingt zuerst gelesen haben.

Bewertung vom 10.11.2023
Das Alberdon Komplott (eBook, ePUB)
Lange, Matthias

Das Alberdon Komplott (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Inquisitorin Roslyn wird in der Stadt Alberdon zu einem merkwürdigen Todesfall hinzugezogen. Vor dem Haus des Stadtratmitglieds Marcus Remstieg wird ein Leiche gefunden, die Tote ist nicht eindeutig menschlich, sondern weist auch drakuide Züge auf, und ist offenbar vom Balkon des Anwesens Remstiegs gefallen.

Die Drachenreiterin Jiana ist mit dem Zwerg Balduin und dem Drachen Elias nach Alberdon unterwegs, sie vermuten dort Rubilon, von dem sie hoffen, dass er ihnen weiterhelfen kann. Die Drachin Frasla trifft derweil in ihrer Höhle auf zwei Zauberinnen.

Der zweite Band nimmt den Faden der Geschichte des ersten Bandes „Die Ankunft des Drachen“ wieder auf, gleichzeitig wird in Alberdon eine neue Protagonistin etabliert, deren Fall sich möglicherweise mit den Geschehnissen des Vorgängerbandes verzweigen könnte, immerhin hat auch sie es mit einer Art Drache zu tun.

Es ist schön, die Charaktere aus dem ersten Band wiederzutreffen, aber ich finde es auch spannend, neue kennenzulernen, zumal man in dem Spinoff „Das brennende Einhorn“ bereits die Inquisition kennenlernen konnte. Inquisition, ja, das ist ähnlich unangenehm, wie man es sich vorstellt, wenn auch ein bisschen anders als man es von unserer Welt kennt. Roslyn ist jedenfalls keine wirklich sympathische Protagonistin, anders als Derek, der Kommissar der Stadtwache, mit dem sie eine komplizierte Beziehung hat. Ihn mochte ich ziemlich schnell.

Das Problem, das sich bereits im ersten Band ergab, bekommt hier ein paar neue Aspekte, allerdings fand ich es ein bisschen schwierig, alle Zusammenhänge zu verstehen, aber, da die Geschichte ja noch weitergeführt werden wird, kann sich das zukünftig wieder ändern. Ähnlich wie in Band 1 empfand ich die Erzählung manchmal etwas holperig, was der Spannung aber nur marginal Abbruch tut. Auch hier habe ich wieder mitfühlen können, vor allem Frasla und Balduin habe ich, bereits seit dem ersten Band, sehr ins Herz geschlossen.

Es bleibt spannend, und auch mit diesem Band ist das Rätsel noch lange nicht gelöst, der Fall um die Tote aber schon, so dass die Geschichte in sich einen Abschluss erhalten hat. Durch das Setting in der Stadt hat der Roman eine andere Dynamik als der Vorgänger.

Der zweite Chroniken der Drachenreiterin-Band bringt die Geschichte voran, fügt neue Aspekte hinzu und hält die Spannung weiterhin. Man sollte aber vorher zumindest den Vorgängerband gelesen haben. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergehen wird.