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KinderLeseWunder
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Ratzeburg

Bewertungen

Insgesamt 147 Bewertungen
Bewertung vom 26.08.2021
Spritzende Arterien und überflutende Ozeane
Goossens, Jesse

Spritzende Arterien und überflutende Ozeane


ausgezeichnet

Mein Großer macht sich viele Gedanken um Naturkatastrophen und tatsächlich auch Tornados. Irgendwo hat er diesen Begriff aufgeschnappt und wollte dann immer mehr darüber wissen. Da kommt so eine Anleitung wie in diesem Buch gerade recht!

Dieses Buch thematisiert Katastrophen im Haus und ums Haus herum und anschließend große Katastrophen. Pro Doppelseite werden zu einem Thema interessante Fakten gennant. Hier werden Rekorde und historische Ereignisse erwähnt. Außerdem gibt es die Rubrik „Schon gewusst?“, in der eher statistische Zahlen aufgezählt werden. In der Rubrik „Das ist zu tun“ wird dann genau erläutert, wie man sich in solch’ einer möglichen Situation verhalten sollte. Ob es Sinn macht, mit seinen Kindern jede Seite zu lesen, hängt vom Alter und Interesse der Kinder ab. Wir picken uns immer mal ein Thema heraus und sprechen dann nach dem Lesen über Fragen und Sorgen der Kinder.

Bewertung vom 26.08.2021
Wie man eine Raumkapsel verlässt
McGhee, Alison

Wie man eine Raumkapsel verlässt


ausgezeichnet

Alison McGhee greift Themen wie Einsamkeit, Suizid und Vergewaltigung auf. Und doch, nach der Lektüre sehe ich hoffnungsvoll und lebensbejahend in die Zukunft. Sie selbst schreibt dazu „Das Leben ist schön, und es ist schwer.“

Der 16-jährige Will ist ein aufmerksamer und empathischer Junge. Man könnte ihn sicherlich als extrovertierten Hochsensiblen bezeichnen. Auf seinem Weg begegnet er seinen Mitmenschen sehr aufmerksam, egal ob es ein kleiner Junge in einem fremden Garten, ein Obdachloser oder sein Chef ist. Für alle hat er ein besonderes Gespür. Nur er selbst steckt in einer Art Raumkapsel, abgeschnitten von der Welt, nach einem traumatischen Erlebnis. Diesem Zustand versucht er seit Jahren gehend zu entkommen. Er hat gelernt, alles, was ihm unter die Haut geht, muss er „durch die Fußsohlen rauslaufen“.

Bereits die graphische Gestaltung dieses Buches ist besonders. Immer auf der linken Seite sind die Nummern der Kapitel in chinesischen Zeichen notiert. Immer auf der rechten Seiten befindet sich der Text des dazugehörenden Kapitels. Pro Kapitel verwendet die Autorin 100 Wörter. Jeweils 100 Wörter auf 100 Seiten. Die Übersetzerin Birgitt Kollmann ist es sehr überzeugend gelungen diesen Rahmen einzuhalten. Durch dieses Gerüst, in dem diese Geschichte steckt, entsteht das Gefühl von Sicherheit. Sicherheit, die bei so manchem Leid Trost spendet.

Der Leser dieses besonderen Werkes kann hautnah erfahren, was Resilienz ist und wieviel ein echtes Gespräch heilen kann. Auf der letzten Seite ist eine Email eines anonymen Teenagers abgedruckt, durch die die Wirkung dieser Geschichte auf den Leser deutlich wird: „Vielen Dank für dieses Buch. Hätte ich es nicht gehabt, wäre ich jetzt wahrscheinlich nicht mehr am Leben.“

Ich wünsche dieser Geschiche viele junge Leser, die erfahren, dass sie mit diesen Gefühlen nicht alleine sind.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.08.2021
Die schreckliche Geschichte der abscheulichen Familie Willoughby (und wie am Ende alle glücklich wurden)
Lowry, Lois

Die schreckliche Geschichte der abscheulichen Familie Willoughby (und wie am Ende alle glücklich wurden)


ausgezeichnet

Dieses Buch habe ich frisch entdeckt und mich beim Lesen köstlich amüsiert. Die schrecklichen und grausamen Erwachsenen, die alle mit sich selbst beschäftigt sind und so gar kein Verständnis für Kinder haben. Herrlich!

Die vier Kinder der Familie Willoughby sind tiefunglücklich mit ihren Eltern, die Eltern nicht minder mit ihren Kindern. Es wird von beiden Seiten ein Plan geschmiedet sich loszuwerden - "eine halsbrecherische Weltreise" scheint die Lösung.

Dieses Buch steuert geradewegs auf ein HappyEnd zu und auf dem Weg lernt der Leser ein hässliches Baby, einen todtraurigen Fabrikanten, ein komisches Kindermädchen und einen Jungen mit einer besonderen Sehnsucht kennen.

Die Hauptfiguren bezeichnen sich selbst als altmodische Kinder, die eine altmodische Geschichte erleben. Das Buch ist gespickt mit vielen Querverweisen zur Weltliteratur, in der es "um bemitleidenswerte, aber sympathische Waisenkinder und geizig Verwandte, um großherzige Wohltäter und um entscheidende Veränderungen geht, die liebenswerte Kinder mit Bedacht einfädeln". In der Bibliographie am Ende werden unter anderem genannt: Huckelberry Finn, Anna auf Green Gables, Die Weihnachtsgeschichte, Heid, Betty und ihre Schwestern, Der geheime Garten.

Ich würde das Buch für das Lesealter ab 10 Jahren empfehlen. Ein Geschichte, die alle Kinder liebenswert zeichnet und die meisten Erwachsenen als schrecklich und abscheulich darstellt, kann ähnlich wie bei der psychologischen Wirkung von Märchen heilsam sein. Beim Kauf musste ich an das Märchen Hänsel und Gretel denken und promt taucht es als Schlüsselmoment auf S. 21 auf.

Kinder erfassen den Inhalt von Geschichten intuitiv und lernen von den Helden z.B. selbstbewusst um das eigene Wohl zu kämpfen (Quelle: Heilende Märchen für Kinder von S. Brockert und G.Schreiber, Südwest Verlag 1997, München)

Bewertung vom 26.08.2021
Die Nacht im Zauberwald
Hasler, Eveline

Die Nacht im Zauberwald


ausgezeichnet

Der Text ist nach einer Sage aus der Südschweiz erzählt und meinen Waldkindergartenkinder und mir aus dem Herzen sprechend.

Der freundliche Leo zieht achtsam durch den Wald und wird von der Natur dafür in der Nacht, die er dort verbringt, belohnt. Sein Bruder, der griesgrämige Meo denkt nur an sich und zertrampelt alles. Die schockierten Gesichter meiner Kinder beim ersten Vorlesen von Meos Verhalten waren bombastisch. Auch die Natur hat eine besondere Antwort für Meo und seinen Umgang mit ihr parat.

Die Illustrationen sind so schön detailreich. Es gibt so viele Zauberwesen zu entdecken. Da zog es uns sofort in „unseren“ Zauberwald, um auch Zauberwesen zu suchen.

Bewertung vom 26.08.2021
Wunderbare Kuschelzeit

Wunderbare Kuschelzeit


ausgezeichnet

Von Barbara Scholz wunderschön und zauberhaft illustriert ist dieses Buch seit einigen Wochen treuer Begleiter beim Zu-Bett-Geh-Ritual mit meiner Dreijährigen.


In diesem Sammelband findet ihr alte und neue Klassiker von vielen bekannten und geliebten Autoren, wie Max Kruse, Bettina Obrecht, Sabine Ludwig, Erhard Dietl, Michael Ende, nur um einige zu nennen. Neben den phantasievollen Geschichten vervollständigen Lieder und Gedichte das Buch. Manche Lieder und Gedichte sind uns seid jeher bekannt, andere haben wir mit diesem Buch kennengelernt.


Das Buch ist in sechs Abschnitte unterteilt, sodass jeder kleine Zuhörer auf seine Kosten kommen kann. Träumen, Kichern, Nachdenken , Gruseln, Mut-fassen und Zur-Ruhe-kommen. So kann je nach Stimmung gewählt werden.

Ich bin froh in einer Buchhandlung dieses Hausbuch zur Guten Nacht entdeckt zu haben. Es ist eine Bereicherung für unsere Abendlesezeit.

Bewertung vom 26.08.2021
Der Brand
Krien, Daniela

Der Brand


ausgezeichnet

Der Roman „Der Brand“ von Daniela Krien hat in mir beim Lesen so viele verschiedene Gefühle ausgelöst, wie schon lange kein Buch mehr: Sympathie und Abneigung, Empathie und Missbilligung, Annahme und Ablehnung, Freude und Frustration, Wiedersehenfreude und Überdruss. Und dabei haben die beiden Protagonisten in ihrer Außenwirkung ihre Gefühle unter Kontrolle, genau wie es sich in unserer Gesellschaft erwartet wird.

Die Handlung des Romans ist leicht zusammen zu fassen. Ein Ehepaar, welches seit 30 Jahren verheiratet ist, plant auf Grund der Corona-Krise ihren Urlaub in einer abgelegenen Hütte in Deutschland. Einen Tag vor ihrer Ankunft ist die Hütte abgebrannt. Gleichzeitig hat ein enger Freund der Familie einen Schlaganfall und die beiden Eheleute werden gebeten während seines Rehaaufenthalts auf sein Landhaus aufzupassen. So wird der geplante Wanderurlaub in den Bergen aufs Land in der Uckermark verlegt. Soweit der Einstieg. Der Kern des Romans ist die Schilderung von jedem Tag der drei Wochen Aufenthalt in der ländlichen Gegend, in der es kaum Ablenkung von Außen gibt. Die Tage plätschern dahin und einzig die Besuche der Kinder und die Aussicht der Genesung des Freundes bringen Dynamik in die Geschichte. Der Schluss fehlt und somit ist das Ende offen.

So unspektakulär, wie die Handlung ist, so spektakulär ist die psychologisch genaue Darstellung der Figuren in einer wunderbar bildhaften und poetischen Sprache. Neben dem kurzen Anreißen vieler gesellschaftlich relevanter Themen werden intensiv das Gelingen oder Misslingen einer Ehe und vor allem Eltern-Kind-Beziehungen und ihre Auswirkungen durch drei Generation beleuchtet. Fragen, die sich stellen, sind: Was macht eine gute oder schlechte Bindung in der Kindheit mit einem erwachsenem Menschen? Wieviel Sprachlosigkeit tut einer Ehe gut? Wie wichtig sind gemeinsame Ansichten und sexueller Gleichklang? Wo liegt der Unterschied zwischen Ost und West, auch nach 30 Jahren Wiedervereinigung? Die Antworten werden angedeutet, leise gedacht, und sind oft nur zwischen den Zeilen zu finden– in großen und kleine Bildern, in Illusionen und Fata Morganas mit kunstvoller Sprache gezeichnet, bunte oder in schwarz/weiß. Würde man die Aussagen in diesem nebulösen Raum zwischen den Zeilen mitzählen, würde man auf doppelt so viele Wörter kommen. In diesem Stil ist auch der Titel gewählt. Ein Brand ist ein mächtiges Bild und damit wird nicht nur die abgebrannte Hütte für den Urlaub erfasst. Es brennen die zwischenmenschlichen Beziehungen, die Hitzewallungen der Wechseljahre, eine langersehnte Zigarette, Dresden in der Bombennacht 1945, dunkle Begierden, die Fragen nach dem Vater und der Zukunft.

Den Lesegenuss hat mir einzig der Fokus in dem Klappentext getrübt. Meine Erwartung war eine intensive Auseinandersetzung mit einer strauchelnden Ehe. Es hat etwas gedauert, bis ich beim Lesen meine Erwartungen überwinden und mich ganz auf dieses besondere Buch einlassen konnte. Das war umso schwieriger, weil die Figuren allesamt recht unsympatisch sind. Aber ehrlich, wer von uns ist in seinem tiefen Abgrund mit all den Ängsten, Sorgen, Verletzungen und Wünschen durch und durch sympathisch? Wir verstecken alle Seiten vor der Außenwelt, die nicht mal wir selbst sehen möchten. Daniela Krien traut sich genau diese Winkel der Seele zu beleuchten.

Bewertung vom 26.08.2021
Im Garten ist es niemals still
Oftring, Bärbel

Im Garten ist es niemals still


ausgezeichnet

Bärbel Oftring erklärt in diesem informativen Buch, warum Pflanzen keineswegs stumme Wesen sind. Ihr findet viele Fakten gepaart mit Kurzinfos und Garten-Tipps. Ich habe sehr viel gelernt und kann meinen Kindern jetzt genau erklären, warum Pflanzen tasten, riechen, schmecken, sehen und miteinander tatsächlich kommunizieren können. Sehr lesenswert!