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Benutzername: 
SillyT
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Heinsberg
Über mich: 
unheilbar Büchersüchtig!

Bewertungen

Insgesamt 316 Bewertungen
Bewertung vom 20.11.2023
Himmelfahrt
Binge, Nicholas

Himmelfahrt


sehr gut

Beinahe dreißig Jahre ist es her, dass Ben zum letzten Mal von seinem Bruder Harold hörte. Mittlerweile haben seine Schwester und er Harold für Tod erklären lassen. Doch dann kommt ein Anruf eines ehemaligen Freundes. Dieser glaubt Harold in einem Pflegeheim in England gesehen zu haben. Ben fährt unverzüglich los und traut seinen Augen kaum: es ist tatsächlich Harold in dem Heim. Dieser hat einen ganzen Packen Briefe bei sich, alle adressiert an Bens Tochter. Es scheint, als wäre Harold vor dreißig Jahren auf einer unglaublichen Mission gewesen, denn dort tauchte wie aus dem Nichts ein Berg mitten im Pazifik auf, ein Berg, größer als alles, was je auf der Erde existiert hat. Gemeinsam mit anderen Forschern machte sich Harold damals auf den Weg und was ihm begegnete, war schier unglaublich.
Angezogen vom Buchcover und einem verheißungsvollen Klappentext wollte ich Himmelfahrt unbedingt lesen. Gleich vorab, es ist definitiv eine Geschichte, auf die man sich einlassen muss, zwar liest sich der Text recht flüssig und viele was Handlungen und Gedanken angeht wird auch intensiv geschildert, nichtsdestotrotz muss man bei bestimmten Punkten aufpassen, damit man die Kernaussage des Buches nicht verpasst. Ob ich diese tatsächlich richtig verstanden haben, sei dahingestellt, aber ein interessanter Gedanke war es auf jeden Fall.
Autor Binge schickt den Leser auf eine Expedition mitten in den Pazifik. Dieser gigantische Berg, der dort auftauchte, ist bar jeder Beschreibung, die Idee, die der Autor allerdings damit verbreitet ist tatsächlich eine Mischung aus Genialität und Nonsens. Ich weiß auch jetzt, nachdem ich zwei Tage gegrübelt habe, was ich über das Buch sagen möchte, nicht genau, wie ich meine Gedanken formulieren soll.
Insgesamt liest sich die Story wirklich spannend, der Autor hat das gewisse Händchen dafür, sein Setting lebendig werden zu lassen. Ich für mein Teil konnte regelrecht die eisige Kälte am eigenen Leib nachempfinden und habe beinahe schon gefroren beim Lesen.
Auch sonst birgt die Handlung immer wieder neue Überraschungen und alles, was man immer mal wieder vermutet, wird doch wieder verworfen. Ich musste durchaus aufpassen, beim Folgen der Handlung, da hier mit Falten in Raum und Zeit gearbeitet wird. Mit fremdartigen Wesen und Brutalitäten, teilweise abschreckend und doch nicht so detailreich beschrieben, dass man sich ekeln würde.
Kommen wir zu den Charakteren, denn erzählt wird die Geschichte mehr oder weniger in Briefform durch Harold. Allerdings glaube ich bei manchen Formulierungen, dass es so nicht in einem Brief auftauchen würde. Was allerdings an Briefe erinnert, sind die direkten Ansprachen an Harolds Nichte. Harold, auch bei ihm schwanke ich ähnlich wie bei dem, wie mir das Buch gefallen hat. Prinzipiell sehr gut, aber mit Vorsicht zu genießen. Insgesamt mochte ich ihn durchaus, er ist hochintelligent und kann schneller Dinge abschätzen als jeder andere. Das habe ich regelrecht bewundert, allerdings ist er auch ein schwieriger Charakter, den der Autor wirklich sehr gut und authentisch gezeichnet hat.
Die Nebencharaktere bleiben hier überschaubar, sind es doch in erster Linie die Personen, die gemeinsam mit Harold auf einer Mission sind. Doch auch hier ist es dem Autor sehr gut gelungen, die Unterschiede in den Eigenschaften der einzelnen Personen hervorzuheben. Insgesamt also auch hier interessante Darstellungen der unterschiedlichen Typen.
Mein Fazit: ein ungewöhnliches Buch mit einer faszinierenden Grundidee, die ich so auch noch nie gelesen habe. Von daher bietet Himmelfahrt durchaus mal richtig Abwechslung. Auch stilistisch und mit seinen Charakteren konnte mich der Autor überzeugen. Allerdings, wie ich zu Beginn schon schrieb, bin ich mir, was die Kernaussage angeht, absolut unschlüssig. Nichtsdestotrotz mal etwas anderes und durchaus lesenswert.

Bewertung vom 20.11.2023
ZAP. Für die einen ist es Vergnügen. Für ihn ein Albtraum.
Eschbach, Andreas

ZAP. Für die einen ist es Vergnügen. Für ihn ein Albtraum.


sehr gut

Gerade mal zwei Wochen ist es her, dass der fünfzehnjährige Finn Ahlmann gemeinsam mit seiner Familie umziehen musste, da sein Vater einen neuen Job bei 1Spaß-TV bekommen hat. Eigentlich war er schon immer ein Außenseiter, der lieber Bücher liest als TV schaut und auch hier im neuen Ort fühlt er sich genauso, nur dass ihm hier auch sein Freund fehlt. Zum Glück ist heute Freitag und Finn kann in Ruhe lesen. Doch als er die Wohnungstür öffnet, findet er ein ihm fremdes Paar vor und seine Familie samt gesamter Einrichtung ist verschwunden und auch sonst scheint nichts mehr so, wie er es kennengelernt hatte, selbst die Straßennamen sind anders.
Ich kenne bereits einige Bücher des Autors Andreas Eschbach, wobei es da eher um Erwachsenenliteratur ging, so wie z.B. das Jesus Video. Aber dieses Jugendbuch klang einfach spannend und ich kann hier durchaus behaupten, dass es ein kurzweiliges Lesevergnügen war. Sprachlich passt die Geschichte perfekt in den Jugendbuchbereich und ich habe dem Protagonisten hier den Teenager durchaus abgenommen.
Auch sonst liest sich das Buch flott und flüssig und auch wenn es etwas dauert, bis die Handlung richtig einsetzt, fand ich es keineswegs langweilig, eher wie der typische Teeniealltag. Ab dem Moment, in dem Finn die Wohnungstür öffnet, fand ich es auch recht spannend. Man ist zu Beginn ähnlich verwirrt wie Finn und ich als Mama hätte ihn gern beschützt. Umso wütender wurde ich auf Finns Eltern, die ihren Sohn schon als Kleinkind vermarktet haben und dessen Gesicht bis heute auf einer Kekspackung zu finden ist. Ich sehe das hier auch als Kritik an viele Eltern, die ständig ihre Kinder in verschiedenen Social Media Portalen posten müssen. Speziell jetzt hier im Buch setzen Finns Eltern dem ganzen noch eine Schippe drauf, indem sie ihren Sohn regelrecht lächerlich machen vor der Gesellschaft. Nein, und nochmal nein, das ist etwas, was mich hier richtig verärgert hat. Was auch meiner Meinung nach absolut gewollt ist.
Das Setting, der kleiner Ort Ostwaldau, könnte jeder x-beliebige Ort sein, wichtig für diese Geschichte ist der kleine, im Ort hoch angesagte TV-Sender 1SpaßTV. Auch wenn das alles ein wenig überzogen wirkte, war es genau dieser Sender, bei dem man ins Grübeln kam. Solche Menschen, wie den für die Show verantwortlichen, gibt es mit Sicherheit in jedem Sender, Firma etc.
Finn war mir ein sehr sympathischer Protagonist, ich habe hier mit ihm mitgefühlt und mitgelitten. Ob ein Teenager allerdings wirklich so wie Finn gehandelt hätte oder eher kopflos geworden wäre, ich weiß es nicht einzuschätzen. Ich hätte mir hier tatsächlich noch mehr gewünscht, dass Finn sich rächt, aber das Ende hat mir dann die nötige Zufriedenheit gebracht.
Nebencharaktere gibt es nur wenige, die auch eher am Rand bleiben. Wichtig für die Handlung sind Finns bester Freund Navid und eine Mitschülerin, Lea, deren Vater auch für den TV-Sender arbeitet. Über die beiden verrate ich nicht zuviel, sie sind mir allerdings sehr sympathisch.
Der Regisseur der Sendung fand ich ebenfalls soweit glaubwürdig, arrogant und rücksichtslos und nur darauf bedacht, seine Karriere voran zu bringen. Zu Finns Eltern habe ich ja bereits meine Meinung kundgetan.
Mein Fazit: ein kurzweiliger Jugendroman mit einem ganz wichtigen Fingerzeig, der zwar schon lange wichtig ist, aber diese Wichtigkeit halt auch nicht verliert. Für den erwachsenen Leser ist die Geschichte kurzweilige Unterhaltung mit einem Reminder, was man doch besser seinen Kindern ersparen sollte, für Jugendliche einfach gute Unterhaltung.

Bewertung vom 20.11.2023
Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam / Mord ist Potts' Hobby Bd.2
Thorogood, Robert

Mrs Potts' Mordclub und der tote Bräutigam / Mord ist Potts' Hobby Bd.2


sehr gut

Bereits im vergangenen Jahr hatte Mrs. Judith Potts aus dem kleinen beschaulichen Marlow an der Themse ihre eigene Berühmtheit bei der Aufklärung eines Mordes geschaffen. Als sie vom reichsten Bürger des Ortes, Sir Peter Bailey zu dessen Gartenparty anlässlich seiner Hochzeit eingeladen wird, wird sie neugierig und geht zu dem Empfang, wo sie auf ihre Freundinnen Suzie und Becks trifft, die ihr bereits bei den ersten Mordermittlungen geholfen hatten. Mitten während der Feier ertönt ein lauter Knall aus dem Haus und ausgerechnet Sir Peter wird in seinem Büro, von einem großen Schrank erschlagen, aufgefunden. Während der Chefermittler noch von einem Unfall ausgeht, beginnen Judith, Suzie und Becks auf ihre eigene Art zu ermitteln und werden von der Polizistin Tanika unterstützt.
Schon beim Titel habe ich gleich die berühmten Figuren Miss Marple oder Jessica Fletcher aus Mord ist ihr Hobby vor mir gesehen. Ich muss hier auch gleich vorab sagen, dass diese Geschichte durchaus auch Parallelen aufweist und mir dementsprechend gut gefallen hat.
Der tote Bräutigam ist der zweite Band einer Reihe, aber ich denke, dass zum Verständnis der Geschichte die Bücher auch unabhängig voneinander gelesen werden können.
Schon gleich zu Beginn gab es eine Szene, die mich absolut schmunzeln ließ und danach geht es schon los mit dem Mord. Autor Robert Thorogood schreibt sehr einnehmend und meiner Meinung nach auch very british, ich hatte hier zu keinem Zeitpunkt der Handlung Zweifel daran, dass das Buch in England spielt.
Es ist ein cozy Crime und kann mit einer fast schon heimelig wirkenden Atmosphäre punkten. Das Örtchen Marlow bietet dazu natürlich die passende Atmosphäre. Für schwache Gemüter punktet das Buch auch damit, dass es völlig unblutig daherkommt. Trotzdem ist es spannend zu lesen, denn im Laufe des Buches folgt man den drei Damen bei ihren Ermittlungen. Hin und wieder waren mir die Gespräche dabei zu ausführlich, so dass es für mich zu Längen kam. Nichtsdestotrotz hat man aber als Leser ganz viel Gelegenheit mit zu rätseln und eigene Theorien aufzustellen. Letzten Endes wird man trotzdem überrascht.
Mit den drei Protagonistinnen hat Robert Thorogood natürlich echte Unikate geschaffen, die mich schon schmunzeln ließen, wenn ich an sie gedacht habe. Judith liebt Kreuzworträtsel und nackt baden in der Themse. Allein bei der Vorstellung, dass die ältere Dame bei egal welchen Temperaturen pudelnudel in die Themse hüpft, musste ich grinsen. Auch sonst ist sie so eine richtige Miss Marple, mischt sich gerne überall ein und gibt niemals klein bei. Becks scheint die brave Ehefrau eines Pfarrers zu sein, doch hier ist es mehr der Schein, denn selbst Becks hat so ihre Geheimnisse, außerdem zögert sie nicht, ebenfalls mit zu ermitteln. Definitiv hat sie eine große Leidenschaft für Mode und was gerade angesagt ist, was bei den Ermittlungen absolut hilfreich ist. Suzie ist ebenfalls ein Unikum, hat etwas von einem eher etwas naiven Charakter und doch ist sie ein Herzmensch. Alle drei zusammen fand ich großartig.
Die ansonsten vorkommenden Nebencharaktere sind hier einfach passend für die Handlung entwickelt und besitzen alle ihren „englischen Charme“
Mein Fazit: Cozy Crime mit sehr viel britischem Flair und Miss Marple Vibes, der sehr unterhaltsam geschrieben ist und mit bildhaftem Schreibstil und besonderen Charakteren punkten kann. Nur zwischendurch gab es bei den Ermittlungen ein paar Längen. Trotzdem eine Empfehlung an alle, die gern Detektiv spielen, aber auf literweise Blut verzichten wollen.

Bewertung vom 15.11.2023
Between Us - Die große Liebe kennt viele Geheimnisse
McFarlane, Mhairi

Between Us - Die große Liebe kennt viele Geheimnisse


gut

Die Lehrerin Roisin und der Drehbuchautor Joe sind schon seit zehn Jahren ein Paar. Doch schon seit einer Weile läuft es nicht mehr rund zwischen ihnen. Als einer ihrer besten Freunde sie zu einem gemeinsamen Wochenende einlädt, hofft sie, dabei auch an ihrer Beziehung arbeiten zu können. Zu Beginn der Beziehung war Joe noch erfolglos, aber derzeit ist er auf einem Höhenflug und selbst Hollywood klopft an die Tür. Während des gemeinsamen Wochenendes startet Joes neue Serie, allerdings kann Roisin über deren Inhalt nicht lachen, denn es scheint, als hätte sich Joe an intimen Details ihrer Geschichte bedient, ohne zu fragen. Als wäre das alles nicht schon schlimm genug, läuft es auch innerhalb der Clique nicht rund und Roisin stellt nun nicht nur ihre Beziehung in Frage.
Ich kannte bereits Bücher der Autorin Mhairi MacFarlane und auch ihr neuer Roman klang nach einer witzigen Lektüre für zwischendurch. Auch in Between us trifft man auf den typischen Schreibstil der Autorin mit einer großen Portion ihres trockenen, englischen Humors. Genau dieser Stil macht es auch hier leicht, durch die Geschichte zu kommen, allerdings hatte ich hier und da kleinere Probleme.
Der Prolog und somit der Einstieg in den Roman fand ich noch sehr gut und lässt auch den ersten Blick auf die Protagonistin zu, deren nüchtern wirkende Art schon da zum Vorschein kommt. Doch dann zog sich die Handlung ein wenig während des Wochenendes mit ihren Freunden. Man spürt allerdings sehr gut, dass auch die Freunde sich nicht mehr so verstehen wie einst, Das fand ich schon recht gut aus dem Leben gegriffen. Aber die Interaktionen zwischen den Charakteren konnte ich nicht immer ganz nachvollziehen. Das machte für mich die Handlung hin und wieder etwas zäher, was ich schade finde, denn ihr Grundthema wie sich Beziehungen ob Liebe oder Freundschaft im Laufe des Lebens verändern durchaus gut umgesetzt war. Ich fand mich sogar ab und an ein wenig an die Serie Friends erinnert, wobei mir hier die Charaktere nicht alle sympathisch waren.
Roisin als Protagonistin mochte ich ganz gerne, auch wenn ich nicht jede ihrer Handlungen nachvollziehen konnte. Sie ist sympathisch und einfach nett und dementsprechend fiel es mir schwer, zu verstehen, warum sie bei diesem Vollidioten Joe blieb. Denn Joe ist alles andere als sympathisch und seine Art brachte mich beim Lesen zur Weißglut. So selbstgefällig und wenig einsichtig wie Joe sich gibt, war ich echt erstaunt, das Roisin das mitmachte. Natürlich gibt es hier eine große Veränderung, aber auch mit dieser hatte ich leichte Probleme, denn mir fehlte leider dieses Gefühl, mich mit in einen Charakter zu verlieben. Das Kribbeln und Prickeln bleibt hier eher aus, so dass auch dieser Bereich nicht ganz rund auf mich wirkte.
Alle weiteren Nebencharaktere sind durchaus glaubwürdig gezeichnet, aber so richtig ans Herz gewachsen ist mir leider niemand, was ich ganz schade finde, dreht sich die Geschichte ja eigentlich auch so ein bisschen um diese Freundschaft.
Mein Fazit: Between us ist eine RomCom mit sehr typischem, englischem Humor, hin und wieder musste ich schmunzeln, hin und wieder habe ich mich über den ein oder anderen Charakter geärgert, aber leider blieb die Geschichte insgesamt hinter meinen Erwartungen. Dafür gab es für mich einfach zu oft Längen in der Geschichte und die Liebesgeschichte zwischen Roisin und ihrem Freund Matt konnte mich einfach nicht erreichen, weil sie mir zu plötzlich kam. Insgesamt ist es eine leichte und nette Lektüre für zwischendurch.

Bewertung vom 13.11.2023
Das Gemälde
Brooks, Geraldine

Das Gemälde


ausgezeichnet

Kentucky 1850, in einer Märznacht wird auf dem Hof des Doktors ein Fohlen geboren. Seine Abstammung allein ist legendär und eine Karriere als Rennpferd ist vorprogrammiert. Doch auch sein Pfleger, der Sklavenjunge Jarret, trägt einiges bei an den Erfolgen des Rennpferdes. Bis dann der Bürgerkrieg in Amerika ausbricht.
Im Jahre 1954 entdeckt eine Kunsthändlerin ein Gemälde eines Pferdes und dessen Pfleger. Sie wird neugierig, denn über die Herkunft des Bildes weiß sie nichts.
Washington im Jahre 2019, als der junge Maler Theo ein Bild eines Pferdes und dessen Pfleger vor dem Haus der Nachbarin im Sperrmüll entdeckt, auch er möchte mehr erfahren und trifft am Smithsonian auf Jess, die gerade ein Pferdeskelett bearbeitet. Die beiden finden heraus, dass es sich bei beidem um das berühmte Rennpferd Lexington handelt, der zu seinen Lebzeiten eine Legende war.
Grundsätzlich mag ich Romane, die auf unterschiedlichen Zeitebenen spielen und als ich dann noch las, dass es sich hier mehr oder weniger auch um eine Geschichte über Pferde oder besser gesagt eines berühmten Pferdes handelte, wurde ich auch neugierig.
Der Einstieg ins Buch fiel mir unheimlich leicht, denn die Autorin schreibt mit sehr viel Gefühl und dem richtigen Maß an Bildhaftigkeit und dem Leser seine eigene Fantasie lassen. Das hat mir unheimlich gut gefallen und mich mehr als positiv überrascht. Hinter diesem schlichten Cover steckt eine wirklich eindrucksvolle Geschichte.
Neugierig geworden, inwieweit die Autorin Realität mit Fiktion verknüpft, habe ich ein wenig selber über Lexington, das Rennpferd, nachgelesen und bin wirklich beeindruckt, wie dicht die Autorin ihr Fiktion mit den wahren Begebenheiten verknüpft. Hier wurde absolut hervorragend recherchiert und mit ganz viel Gefühl der Geschichte ein eigenes Bild gegeben.
Die Geschichte wird sehr spannend erzählt, auf weit über 500 Seiten kommt hier keinerlei Langeweile auf, ganz im Gegenteil, ich war hier gebannt von den Geschichten. Gerade die Zeit, in der Lexington lebte, hatte ich gleich vor Augen. Die Autorin verschönert hier nichts, zeigt klar und deutlich, wie es einst für POC war und wie es heute ist. Da fragt man sich, inwieweit hat sich der Rassismus verändert, denn die Vorbehalte der weißen Bevölkerung gegenüber den POC ist auch über beinahe 2 Jahrhundert zu deutlich spürbar.
Da das Buch auf diversen Zeitebenen spielt, erlebt man auch die Kapitel aus unterschiedlichen Perspektiven. Insgesamt ist die Zeichnung der unterschiedlichen Figuren absolut glaubwürdig und authentisch. Jeder einzelne Charakter bekommt ein individuelles Bild und ich konnte sie alle vor mir sehen.
Meine persönlichen Lieblinge sind jedoch Jarret und Lexington und vor allem die Beziehung zwischen den beiden. Gerade Jarret hat so ein unglaubliches Gespür für Pferde und weiß instinktiv, wie er sich richtig verhält. Die Vertrauensbasis die dadurch zwischen ihm und dem berühmten Hengst entsteht ist etwas ganz Besonderes. Als Reiterin kann ich hier guten Gewissens sagen, dass diese Beziehung zwischen dem Sklavenjungen und dem Pferd wirklich gelungen ist, man spürt hier, dass auch die Autorin ein großes Knowhow über Pferde besitzt. Nur eine winzige Anmerkung an die Übersetzung (und ja, Mecker auf hohem Niveau, aber von einem Pferdemenschen): es heißt Schweif, nicht Schwanz (zwinker).
Mein Fazit: das Gemälde ist für mich eine absolute Überraschung gewesen und das im positiven Sinne. Ich glaube, hätte mich das Wort Pferd nicht so neugierig gemacht, hätte ich diese großartige Geschichte nie gelesen und dadurch wirklich ein ganz besonderes Werk verpasst. Glaubwürdig gezeichnete Figuren, ein sehr gefühlvoller Schreibstil und eine Verbindung zwischen Mensch und Tier, die dem Leser nahegeht, ließen mich das Buch kaum aus der Hand legen. Nicht nur für Pferdefans eine großartige Geschichte.

Bewertung vom 13.11.2023
Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1
Völler, Eva

Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1


sehr gut

Essen im Jahr 1948, das Land ist schwer gebeutelt nach dem Weltkrieg und jeder kämpft nach wie vor ums Überleben. In einem Hinterhof wird die Leiche der Hausbesitzerin Adelheid Hoffmann gefunden. Als Inspektor Carl Bruns zu diesem Einsatz gerufen wird, ahnt er nicht, dass er während den Ermittlungen seiner eigenen Vergangenheit begegnen wird. Denn Frau Hoffmann war Friedas Schwiegermutter und Frieda ist Annes kleine Schwester, Carls erste große Liebe. Während der Ermittlungen trifft er auf viele Ereignisse aus der Zeit vor Kriegsende, denn Hoffmanns Sohn ist ein gesuchter Kriegsverbrecher und auch sonst scheint es viele Geheimnisse um die Hoffmanns zu geben.
Ich kenne bereits andere Romane der Autorin Eva Völler und war dementsprechend gespannt darauf, wie ein historischer Krimi aus ihrer Feder wohl sein wird.
Der Einstieg fällt dank des leichten und flüssigen Schreibstils sehr leicht und es wird auch gleich recht spannend. Eva Völler erzählt aus unterschiedlichen Perspektiven aus der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Die Ermittlungen, aber auch die ein oder andere private Angelegenheit verfolgt man durch Protagonist Carl Bruns, aber auch Anna, deren Schwester Frieda und der ein oder andere Nebencharakter wird mal in den Vordergrund gerückt. Das machte allerdings den Überblick zu behalten nicht immer leicht und sorgte auch im Mittelteil für einige Längen.
Was allerdings wirklich gut eingefangen wurde, ist die Grundstimmung des Buches, das zwangsweise Einquartieren völlig Fremder im eigenen Haus, der Schwarzmarkt und so einiges mehr. Auch das Lokalkolorit war äußerst lebhaft, der Ruhrpott wurde wirklich gut gezeichnet und vor allem Charaktere, die im breiten Dialekt sprachen, brachten mich ein wenig zum Schmunzeln, da ich die Gegend kenne und nicht weit von dort entfernt lebe.
Das Buch wird als Krimi mit historischem Hintergrund genannt und ja, es gibt sowohl einen Ermittler als auch den Mord. Allerdings spielt hier noch sehr viel mehr mit rein, wie z.B verschiedene Familiengeschichten. Das nahm hin und wieder zuviel Tempo aus der Handlung. Es war zwar nicht langweilig, aber man musste am Ball bleiben, um die Handlungsstränge miteinander in Verbindung zu setzen. Trotz dem etwas längeren Mittelteil gab es dann doch noch unvorhergesehene Wendungen, mit denen mich die Autorin überraschen konnte.
Die Charaktere sind sehr detailliert ausgearbeitet, vor allem natürlich die Protagonisten Carl und Anne. Carl war mir mit seiner ruhigen und teilweise schon zurückhaltenden Art sehr sympathisch. Aber auch Anne mochte ich, die sich schon immer für ihre Familie aufgeopfert hat. Die Dynamik zwischen den beiden fand ich absolut passend und stimmig. Insgesamt sind die Charaktere sehr vielschichtig und glaubhaft angelegt und konnten überzeugen.
Mein Fazit: ein insgesamt guter, historischer Krimi, der mit guten Recherchen über die Zeit, den hervorragenden Charakteren und einer Menge Ruhrpott Atmosphäre punkten konnte. Der Beginn war leicht und spannend und auch zum Ende hin gibt es nochmal viel Tempo, nur in der Mitte zog es sich zu sehr, so dass meine Aufmerksamkeit immer wieder abdriftete. Trotzdem ein gelungenes Buch, das für gute Unterhaltung sorgt und ich Fans historischer Geschichten gerne empfehle.

Bewertung vom 08.11.2023
Wild is the Witch. Verfluchte Nähe
Griffin, Rachel

Wild is the Witch. Verfluchte Nähe


ausgezeichnet

Gemeinsam mit ihrer Mutter Isobel betreibt die achtzehnjährige Iris eine Auffangstation für verletzte Wildtiere. Was niemand weiß, sie sind Hexen und sie sind aus ihrem Heim in Nebraska geflohen, weil dort etwas Schreckliches passiert ist, bei dem Iris involviert war. Doch sie liebt ihre neue Heimat und ihre Aufgabe, denn als Hexe ist sie ganz besonders Naturverbunden. Nur Student Pike, der als Praktikant in der Auffangstation arbeitet, geht Iris mächtig auf die Nerven und in einem Moment, bei dem ihre Emotionen hochkommen, versucht sie Pike zu verfluchen. Dumm, dass ausgerechnet eine Eule, die als Magieverstärker gelten, den Fluch abfängt und wegfliegt. Iris möchte die Eule wieder einfangen und begibt sich in die Natur, begleitet wird sie allerdings ausgerechnet von Pike.
Der Titel machte mich unheimlich neugierig auf das Buch – Wild is the Witch – das klingt einfach nach einer spannenden Geschichte. Erwartet hatte ich hier ein eher locker leichtes und typisches Jugendbuch, erhalten habe ich allerdings so viel mehr als das. Autorin Rachel Griffin erzählt die Geschichte mit eher ruhigen und unaufgeregten Tönen. Dabei schafft sie es nur mit ihren Worten, bei dem Leser den Eindruck zu vermitteln, die Umgebung zu sehen, ja förmlich schon riechen zu können.
Die Atmosphäre, die die Autorin hier erschaffen hat, ist auf jeden Fall etwas Besonderes und hat mich an die Seiten gefesselt.
Was mir auch richtig gut gefallen hat, ist der gesamte Aufbau der Geschichte. Es gibt ruhige, nachdenkliche Augenblicke, aber auch wirklich Augenblicke voller Spannung. Insgesamt konnte ich zwar das ein oder andere Ereignis vorausahnen, aber trotzdem gab es auch immer wieder Momente, bei denen ich wirklich richtig mit Protagonistin Iris mitgehofft und gebangt habe.
Eine Sache, die mir außerordentlich gut gefallen hat, war dieser Umgang zwischen den Hexen und der Natur und den Tieren. Diese Erdverbundenheit ist ja eigentlich genau das große Thema wenn es um Hexen geht und das wird hier dem Leser ganz nah gebracht. Man hat auch hier das Gefühl, zuzuschauen, wie Iris ihre Magie aus der Natur aufnimmt.
In diesem Buch gibt es nur sehr wenige Charaktere, von denen auch in erster Linie Iris und Pike eine wichtige Rolle spielen. Auf den ersten Blick wirken beide so gegensätzlich, dass man beide die gegenseitige Abneigung glaubt. Doch als sie gezwungen sind, zusammenzuhalten und sich zu vertrauen, beginnen sie erst, sich wirklich kennenzulernen. Beide Charaktere haben bereits eine Vergangenheit, die sie zu den Menschen gemacht hat, der sie heute sind.
Iris ist verschlossen, sie möchte niemanden Vertrauen und auch niemanden an sich heranlassen. Sie lebt für ihre Verbindung zu den Tieren und der Landschaft und sie möchte auch nicht, das jemand erfährt, dass sie eine Hexe ist. Dabei leben diese ganz normal unter den Menschen und es ist im Prinzip nichts Außergewöhnliches.
Pike scheint hingegen nichts ernst zu nehmen, er spricht fließend sarkastisch und hat auch sonst die Eigenschaft vor allem Iris auf die Palme zu bringen. Doch je mehr er Iris auf der gemeinsamen Suche nach der verschwundenen Eule kennenlernt, desto mehr zeigt sich, dass auch hinter seiner Maske ein ganz anderer Mensch verbirgt.
Mein Fazit: eine wunderschöne Geschichte über Magie und die Magie der Natur, aber auch darüber, dass die meisten Menschen doch eine Maske tragen, um nicht ihre Träume und Wünsche zur Schau zu stellen, aber auch, um nicht ihre eigene Verletzlichkeit einem anderen gegenüber zuzugeben. Wer bei Wild is the Witch ein klassisches Jugendbuch erwartet, wird überrascht sein, über diese gefühlvolle und unheimlich tiefsinnige Geschichte, die mit unheimlich viel Gefühl erzählt wird. Bitte unbedingt lesen!

Bewertung vom 08.11.2023
Im Schatten der Wahrheit / Starling Nights Bd.1
Niemeitz, Merit

Im Schatten der Wahrheit / Starling Nights Bd.1


ausgezeichnet

Eigentlich hat Mabel mit Studentenpartys nicht viel am Hut, denn da sie für die Universität in Cambridge lediglich ein Stipendium hat, steht das Lernen im Vordergrund. Doch als dann ihre beste Freundin den charismatischen Ashton kennenlernt, der zu einer geheimen Elite-Studentenverbindung, dem Bund der Stare, gehört, und dieser sie zu einer Feier einlädt, begleitet Mabel Zoe. Hier trifft sie auf Cliff, der es Mabel auf den ersten Blick angetan hat. Doch auch er gehört zum Bund der Stare. Gemeinsam mit Mabels bestem Freund beginnt sie zu forschen, was es mit diesem geheimen Bund auf sich hat und trifft auf viele merkwürdige Ereignisse rund um den Bund und das schon seit Jahren.
Wieder einmal reizte mich das wunderschöne Cover dazu, den Klappentext zu lesen und da ich Dark Academia Romane eh gerne lese und dieser Klappentext vielversprechend klang, durfte das Buch bei mir einziehen.
Die Handlung beginnt gleich mit der Studentenparty und auch wenn man als Leser nicht die geringste Ahnung hat, wohin das führen soll, ist man gleich gefesselt. Das liegt auch mit an dem wirklich tollen Schreibstil der Autorin, die es schafft, ohne groß aus- oder abzuschweifen, dem Leser ein Kopfkino zu verpassen. Die Geschichte liest sich also sehr leicht und locker und vor allem auch sehr berührend, denn auf sehr sehr vielen Seiten gelingt es der Autorin mit ihren Worten Zitate zu kreieren, die einfach nur wahr und ans Herz gehend sind.
Das Setting, die Universität hier in Cambridge, ist natürlich nichts Neues, aber die Autorin Merit Niemeitz schafft es hier, diese Geschichte zu ihrer ganze eigenen zu machen.
Gleich von Beginn an spürt man etwas Dunkles, Schweres rund um die Vergangenheit des Bundes der Stare. Diese Atmosphäre bleibt während der gesamten Geschichte erhalten. Es wirkt geheimnisvoll und teilweise echt düster und man spürt einfach, dass jedes Mitglied des Bundes etwas verschweigt. Auch als Mabel und ihr bester Freund mit dem Nachforschen beginnen, ahnt man noch nicht worauf es hinauslaufen wird. Während der Geschichte erhält man also immer nur kleine Puzzleteile, die erst zum Ende hin ein Gesamtbild ergeben. Zugegeben, ansatzweise ahnte ich, was dieser Bund der Stare macht, aber das Gesamtbild war doch unheimlich gut ausgearbeitet und durchdacht.
Mabel, was sollt ich sagen?! Ich liebe diese Protagonistin und könnte mir mehr als gut vorstellen, mit dieser unheimlich sympathischen jungen Frau einen Kaffee trinken zu gehen. Sie ist loyal und neugierig, sie besitzt etwas, dass sie einfach nur natürlich und authentisch wirken lässt.
Auch ihr Loveinterest Cliff war mir gleich sympathisch, doch da er zu dem Bund dazugehörte, war ich über weite Teile immer mal wieder misstrauisch. Trotzdem stimmte die Chemie zwischen Mabel und ihm und ließ mich hin und wieder seufzen.
Natürlich sind hier auch sehr wichtige Nebencharaktere vorhanden, von denen jeder für Wendungen und diversen Überraschungen sorgt6e.
Mein Fazit: Mit dieser Geschichte hat sich Merit Niemeitz tief in mein Herz geschrieben. Ob Schreibstil, Charaktere oder Setting, hier passte für mich einfach alles zusammen. Diese Geschichte gehört zu meinen Jahreshighlights und ich kann sie jedem ans Herz legen.

Bewertung vom 08.11.2023
Im Herzen so kalt / Maya Topelius Bd.1 (eBook, ePUB)
Åslund, Sandra

Im Herzen so kalt / Maya Topelius Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Nachdem die kleine Frida den bekannten Umweltaktivisten Mats auf ihrem Heimweg von der Schule erschossen im Wald auffindet, hält man es zunächst noch für einen Jagdunfall. Doch dann werden Maya Topelius und ihr Kollege Pär Stenqvist von der Stockholmer Kriminalpolizei hinzugezogen und müssen feststellen, dass in dem idyllischen Ort längst nicht alles so ist, wie es scheint. Mats scheint bei so manch einem Holzhändler in der Gegend auf Gegenwind gestoßen zu sein und auch die Damenwelt des kleinen Ortes hatte so manch einen Grund, Mats etwas anzutun. Zur gleichen Zeit kämpft Mayas beste Freundin mit einem neuen Kollegen, der sie belästigt und bedrängt, aufgrund ihrer Vergangenheit wird sie von seinem Verhalten getriggert und beschließt, zu ihrer Tante zu fliehen.
Ich mag das Cover des Buches und irgendwie passt es auch einfach richtig gut zum Titel. Mich hat es auf jeden Fall sehr neugierig gemacht.
Der Einstieg fällt leicht, denn die Autorin beginnt gleich sehr spannend und mitten in der Handlung. Auch der Schreibstil macht es dem Leser äußerst leicht, schnell in die Geschichte hineinzufinden. Der Stil liest sich leicht und flüssig und vor allem kann man sich als Leser ganz schnell die gegebenen Umstände vorstellen.
Erzählt wird das ganze aus unterschiedlichen Perspektiven durch einen neutralen Erzähler, die zwischen Maya, Frida und Sanna wechseln. So erhält der Leser immer wieder neue Blickwinkel aufs Geschehen.
Interessant war auch die Themenwahl des Krimis, denn die Autorin verpackt hier gleich zwei sehr aktuelle und vor allem, was den Kahlschlag der europäischen Wälder betrifft, auch nicht unbedingt bekannte Themen an. Ich für mein Teil muss hier sagen, dass ich darüber bisher nur wenig in den Medien erfahren habe und freue mich, über die sehr dichte und intensive Auseinandersetzung der Autorin mit diesem Thema.
Doch nicht nur die Umweltproblematik wird angesprochen, sondern durch einen parallel verlaufenden Handlungsstrang mit der Sicht der Perspektive von Mayas Freundin Sanna zeigt die Autorin auch auf, dass Frauen, teilweise noch immer den Übergriffen durch Männer ausgesetzt sind und wie wichtig es ist, hier nicht zu schweigen.
Diese beiden Aspekte haben mir richtig gut gefallen, was aber zwischendurch ein wenig zäh war, waren die Ermittlungen der Beamten. Hier wurde einfach viel zu viel drumherum ausschweifend erzählt, was mir zwischendurch etwas die Spannung nahm. Dank des bereits erwähnten Schreibstils bleibt es aber trotzdem leicht, der Handlung zu folgen. Für mich hätten die gesamten Beschreibungen drumherum bei den Ermittlungen allerding nicht sein gemusst.
Kommissarin und auch Protagonistin des Buches Maya Topelius wiederum hat mir sehr gut gefallen. Sie handelt schonmal schnell aus dem Bauch heraus und bringt sich auch dadurch in Schwierigkeiten, doch gerade das macht auch wieder die Spannung in einem Krimi aus. Sie ist ein sehr loyaler Charakter und weiß sich durchzusetzen. Auf mich wirkte sie authentisch und glaubhaft.
Neben der Protagonistin stehen natürlich noch diverse Nebencharaktere, die auf die Handlung nötigen Einfluss nehmen. Gerade die kleine Frida, aus deren Sicht wir auch zwischendurch dem Geschehen folgen, fand ich gut gelungen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es für ein Kind in dem Alter eine Mischung aus Belastung und Neugier ist, nachdem sie den Toten aufgefunden hat.
Mein Fazit: mit Im Herzen so kalt konnte mich die Autorin Sandra Aslund sehr gut unterhalten und stellte mit der Protagonistin Maya eine interessante neue Protagonistin vor. Zwar waren die reinen Ermittlungen zwischendurch etwas zäh, aber insgesamt war alles logisch aufgebaut und glaubwürdig. Für Krimifans eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 02.11.2023
Memoria
Beck, Zoë

Memoria


sehr gut

Deutschland in einer nicht allzu fernen Zukunft: einst träumte Harriet davon, eine große Pianistin zu werden. Von der Musikhochschule war sie bereits angenommen worden und ihre Konzerte fanden in einem immer größeren Rahmen statt. Doch dann musste ihre Hand operiert werden und bei der Operation ging etwas schief. Nach unzähligen OP’s verließ sie gemeinsam mit ihren Eltern München und zog nach Frankfurt. Seitdem sind viele Jahre vergangen und die Welt um sie herum verändert sich immer mehr. Als sie bei einem Brand per Zufall einer älteren Dame das Leben rettet, scheint diese Harriet zu erkennen und auch Harriet kann sie daran erinnern, die Dame schon einmal getroffen zu haben. Nach und nach kommen immer mehr Erinnerungen und plötzlich weiß Harriet nicht mehr, was wirklich wahr ist, ihre Erinnerungen oder die plötzlich aufblitzenden Gedanken.
Cover und Klappentext sind hier sehr überzeugend und versprechen eine äußerst interessante Story, die ich dann auch mit Memoria erhalten habe. Allerdings viel mir der Einstieg nicht ganz so leicht. Zoe Beck wirft den Leser gleich mitten in die Geschichte und man oder hier besser ich, benötigte einfach einen Moment, um mich hier zurecht zu finden. Zwar wusste ich vom Klappentext, dass das Buch in naher Zukunft spielt, trotzdem war das Eingangsbild, ein großer Waldbrand, erstmal erschreckend.
Auch der Schreibstil ist zu Beginn noch nicht ganz meiner gewesen, denn hier wird nicht ein Wort zu viel gesagt oder erwähnt. Ein beinahe abgehackter, minimalistischer Schreibstil, zunächst schwierig um am Ball zu bleiben, je weiter die Geschichte allerdings fortfuhr, desto eindringlicher kam mir das Geschehene genau dadurch vor.
Ohne auszuschweifen oder bildreiche Details von sich zu geben, versetzt Zoe Beck einen immer mehr in die Geschichte. Zu Beginn fand ich es noch etwas zu ruhig, doch auch hier galt, je mehr ich von Harriet und ihrer Geschichte erfuhr, desto neugieriger wurde ich. Letzten Ende habe ich das gesamte Buch an nur einem Abend verschlungen, weil ich einfach wissen wollte, welche von Harriets Erinnerungen nun richtig sind.
Das gesamte Zukunftsszenario ist leider nur allzu gut vorstellbar. Waldbrände sind an der Tagesordnung, Temperaturen über 35 Grad nicht ungewöhnlich, Wasser und Energie sind knapp und die Schere zwischen arm und reich klafft weiter auseinander denn je. Das alles habe ich der Autorin absolut abgekauft, fühlt es sich doch heute schon so an, als würden wir genau auf solch eine Zeit zusteuern.
Harriet kam mir auch erst leblos vor, ein Mensch, der vor sich hinlebt, ohne große Ziele oder Träume. Gut, dieses Zukunftsbild lässt auch nur wenig Spielraum für große Träume. Aber irgendwie war sie so, wie Becks Schreibstil, abgehackt, fast leblos. Doch je mehr Harriet beginnt, ihren Erinnerungen auf die Spur zu gehen, desto mehr scheint sie auch aufzuleben. Letzten Endes mochte ich Harriet sehr gerne und ihre Handlungen waren stets nachvollziehbar.
Neben Harriet gibt es unterschiedliche Nebencharaktere, die zwar zum allergrößten Teil auch nebensächlich bleiben, aber natürlich immer wieder passende Impulse für den Fortgang der Story boten.
Mein Fazit: nach leichten Einstiegsschwierigkeiten entpuppte sich Memoria als ein spannender Thriller, der in der nahen Zukunft spielt. Mit nur wenigen Worten schafft es die Autorin, dem Leser das Szenario vors innere Auge zu transportieren. Spannend mit einer sympathischen Protagonistin, bei der man selbst erfahren möchte, was ihr wirklich widerfahren ist.