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Mel.E
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Mein Blog: http://melbuecherwurm.blogspot.de/

Bewertungen

Insgesamt 1270 Bewertungen
Bewertung vom 22.02.2020
Ich habe dir immer über alles die Wahrheit gesagt
Svensson, Amanda

Ich habe dir immer über alles die Wahrheit gesagt


sehr gut

"Ich habe dir immer über alles die Wahrheit gesagt", ist ein Roman, dessen Aussage Suggestion und Machtübernahme aufzeigt. Mich hat sehr erschreckt, wie viel sich Frauen gefallen lassen, da sie sich geliebt und wahrgenommen fühlen, obwohl körperlicher Missbrauch und Misshandlung im Vordergrund stehen. Was als Spiel beginnt, wirkt irgendwann einfach nur noch widerwärtig und beängstigend. Es ist erdrückend, aber auch sehr faszinierend, denn Mary verliert sich irgendwann selbst in Phantasien, die sie am Leben halten. "Er" verfolgt, beobachtet, liebt auf seine eigene Art und Weise, bestraft und vergewaltigt. Es ist absolut keine leichte Kost, auch wenn das Cover etwas anderes aussagt. Dieses wirkt eher warm, wobei der Anker eine Bedeutung findet, dadurch, das sich Mary einer anderen Frau öffnet und somit ihrem Schicksal entrinnen kann. Das Ende überzeugt mich auf ganzer Linie, denn nur ein mächtiger Befreiungssschlag kann das Ruder wenden. Manchmal muss man einfach über die Planken gehen, um gerettet zu werden.
Der Roman liest sich relativ schnell und flüssig, da nicht alle Seiten beschrieben sind und dort manchmal nur ein, zwei Sätze zu finden sind. Das was ich las, ging mir durch Mark und Bein, da ich mitgelitten habe und immer die Hoffnung hegte, das Mary es schafft sich zu lösen. Die Gewalt, die sich in diesem Roman befindet, ist nicht immer ausgeschmückt, sondern oftmals nur zwischen den Zeilen zu lesen. Meine eigenen Gedanken spielen hierbei eine große Rolle. Erst zur Mitte des Buches wird es eindeutiger und was aus Einsamkeit und einem geringen Selbstwertgefühl geschuldet ist, wird ein Selbstläufer, denn Mary wird vielleicht zum ersten Mal gesehen und geliebt, wobei Liebe in meinen Augen anders aussehen würde, als die komplette Abhängigkeit eines Menschen, um diesen gefügig zu machen.
Ich vergebe eine Leseempfehlung für Leser_innen mit starken Nerven, denn es kann leicht zu Überforderung kommen für diejenigen, die selbst schon Gewalt und Missbrauch erlebt haben. Daher ist Vorsicht geboten, denn dieser Roman ist definitiv keine leichte Kost, sondern erzähl von einer Liebe, die mit viel Leid verbunden ist. Um sich zu lösen, benötigt man Hilfe, die vielfältig aussehen kann. Die Lösung, die die Autorin findet, kann ich nur bejahen, da es sich um einen Roman handelt und es in diesem Fall ein gutes glaubwürdiges Ende genommen hat.

Bewertung vom 21.02.2020
Echo des Schweigens
Thiele, Markus

Echo des Schweigens


sehr gut

"Echo des Schweigens" vereint Vergangenheit und gegenwärtiges Geschehen sehr geschickt miteinander, um letztendlich eine Story zu weben, die sehr nachdenklich stimmt. Immer wieder lösen die Einblicke in die Vergangenheit Deutschlands kalte Schauer in mir aus, denn das Grauen, welches damit verbunden ist, ist keine Fiktion, sondern kaltblütige Tatsache. Es innerhalb des Todesfalles zu lesen, welchen Strafverteidiger Hannes Jensen als Höhepunkt seiner Karriere verteidigen soll, verbirgt eine ganze Menge an Ungereimtheiten und er soll nun einen Mann verteidigen, der eindeutig schuldig ist? Zumindest irgendwann wird klar, das hier ein Mord verübt wurde, der als Selbstmord deklariert worden ist. Mir schwant nichts Gutes und ich muss leider erkennen, das ich irgendwann begonnen habe an unserem Rechtsystem zu zweifeln, obwohl es zum Ende hin doch noch eine Hoffnung auf ein gerechtes Gerichtsurteil gab, was mich zufrieden stellen würde, aber da die Story letztendlich abgerundet wurde und das Ende offen bleibt, ist es nur meinen Gedanken zu entnehmen, wie die Handlung umgekehrt werden könnte.
Der Autor blickt zurück auf einen offenen Justizskandal in Dessau, der mich wirklich zutiefst betroffen macht. Freispruch für Schuld? Diese verändert in Erinnerung zu rufen, empfand ich als hochkarätig. Insgesamt ist dem Autor eine sehr runde und wenn auch nicht zufriedenstellende Handlung gelungen, die es lohnte zu lesen.
"Echo des Schweigens" ist definitiv kein Wohlfühlbuch, sondern ganz eindeutig barbarisch und kaltblütig. Manche Menschen wirken wie Monster, nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht und es erschreckt mich, wie schnell aus Freund Feind wird, nur um die eigene Haut zu retten.
Sophie Tauber, die neue Liebschaft des Strafverteidiger Hannes Jensen ist nicht nur Kontrahentin, sondern vieles mehr, was mir aber zu aufgesetzt erschien, dass der Roman ein klein wenig seiner Glaubhaftigkeit eingebüßt hat. Ansonsten ist auch ihre Lebensgeschichte und ihre Suche nach ihren Wurzel dramatisch und gibt dem Roman hier und da eine andere Wendung, wobei letztendlich alle Wege zusammengeführt werden und Wahrheiten endlich ausgesprochen werden. In manchen Fällen ist Versöhnung möglich, während manche Beziehungen oder Verwandschaftsgrade mich doch eher zweifeln lassen.
Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an einen sehr gelungenen Roman, der aufzeigt, wie fehlerhaft wir Menschen sind und wie schnell der eigene moralische Kompass in Vergessenheit geraten kann.

Bewertung vom 09.02.2020
The Plus One - Sie baut sich Mr. Right einfach selbst
Archer, Sarah

The Plus One - Sie baut sich Mr. Right einfach selbst


sehr gut

"The Plus One" ist definitiv kein Sci - Fi, sondern eine Liebesgeschichte dadurch gegründet dem familiären Umfeld zu genügen. Ich fand es absolut krass, wie sehr Kelly unter Druck gesetzt wird, unbedingt mit einem männlichen Partner zur Hochzeit ihrer jüngeren Schwester zu erscheinen. Kellys Eltern erscheinen mir hart und herzlos, was sich auch in den Gedanken von Kelly wiederspiegelt, wenn sie sich mit ihrer Kindheit und Jugendzeit auseinandersetzt. Eltern prägen ihre Kinder und scheinbar ist es nicht genug, das Kelly über ganz viel Leidenschaft für ihren Beruf verfügt und hierbei wirklich glänzen kann. Ein Mann muss her und so sieht sich Kelly gezwungen, diesen selbst zu erschaffen, nichtsahnend, was sie dadurch auslöst. Ethan ist perfekt und genau die Art von Mann, in den man sich im wahren Leben wahrscheinlich tatsächlich verlieben könnte, denn er hat keine Ecken und Kanten, da er so erschaffen wurde, wie sich Kelly ihren Traummann vorstellt. Kellys Familie ist begeistert und endlich stolz auf Tochter und Schwester, wobei dieses von einer großen Oberflächlichkeit zeugt, die mich tatsächlich sauer werden ließ. Besonders Dianne hätte ich gerne hin und wieder geschüttelt, um sie darauf aufmerksam zu machen, wie bösartig ihre Worte auf ihre Tochter wirken können. Ist es wirklich wichtig, bis zu einem gewissen Alter verheiratet zu sein und Familie zu gründen? Hier sind oftmals die Rollen vertauscht, da Karriere oder berufliche Bildung gerade im Bezug auf das weibliche Geschlecht keinen Stellenwert haben. Es ist zum Haare raufen und mal ganz ehrlich, welche Tochter möchte in Bezug auf ihre Hochzeit seine Mutter als Hochzeitsplanerin, die nur noch auf Hochzeitstorten, Brautjungfernkleider, Tischdeko, Menüs des Hochzeitsessen und meinem eigenen Brautkleid beschäftigt ist? Mein Kleid möchte ich mir definitiv selbst aussuchen und nicht dem entsprechen, was meine Mutter sich für mich vorstellt. Kelly muss sich beweisen und da es keine andere Möglichkeit zu geben scheint, baut sie sich ihren perfekten Traummann.
Der Roman brilliert definitiv auch durch Situationskomik, wobei zwischen den Zeilen deutlich zu lesen ist, das Kelly sich lediglich nach Liebe und Geborgenheit sehnt. Sich in einen Roboter zu verlieben war definitiv nicht vorgesehen. Es ist definitiv eine Straftat, da sie sich in ihrer Firma bedienen muss, um Ethan zu bauen und dieses bleibt nicht ungestraft. Kelly muss sich irgendwann auch mit Erpressung durch andere Mitarbeitende auseinandersetzen. Hinzukommt das Versteckspiel, da natürlich niemand herausfinden darf, das Ethan ein Roboter ist. Eine Gradwanderung, die Kelly meistern kann,um irgendwann dann doch die Entscheidung zu treffen, den Stecker zu ziehen, um sich von Ethan zu trennen. Ein Auf und Ab der Gefühle offenbaren sich hier und gerade im Bezug auf Kelly zeigen sich viele menschliche Emotionen, die dem Roman Tiefe geben, die ich so nicht erwartet hätte.
Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung, da ich mich bestens unterhalten gefühlt habe, aber eben auch nachdenklich gestimmt bin. Durch Ethan verändert sich einiges in ihrem Leben und zeigt mir leider auch die Oberflächlichkeit der Menschen, die Kelly erst wahrzunehmen beginnen, nachdem sie einen "Schönen und Perfekten" Mann an ihrer Seite hat. Irgendwann bekommt Kelly die Wertschätzung die sie verdient und das versöhnt mich tatsächlich.

Bewertung vom 08.02.2020
Wolves - Die Jagd beginnt / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.3
Cole, Daniel

Wolves - Die Jagd beginnt / New-Scotland-Yard-Thriller Bd.3


sehr gut

"Wolves - Die Jagd beginnt", ist der dritte Band einer Thrillerreihe, die mich sehr fasziniert. Nachdem ich kürzlich "Hangman - Das Spiel des Mörders" gelesen habe, freute ich mich sehr, das der Erscheinungstermin des dritten Bandes nicht all zu weit in der Ferne lag. Ich konnte meinen Reader gestern kaum aus den Händen legen, denn die vielen verschiedenen Puzzleteile, die der Autor letztendlich zu einem Ganzen formt, ist wirklich sehr gelungen dargestellt. Es haperte hier und da leider etwas an Logik, aber das sind nur ganz kleine Mängel, sodass ich behaupten kann, das der Autor sein Handwerk versteht und mich begeistern konnte.

"Wolves - Die Jagd beginnt" ist ein Thriller, der auf eine alte Schuld zurückgreift, die viele Jahre zurückliegt und den "angeblichen" Selbstmörder Finley Shaw betrifft. Seine Familie, Freunde, Kollegen glauben nicht daran, das Finley sich das Leben nahm und so beginnt die Jagd auf den wahren Täter. Dieser ist korrupt und lässt sich nicht so leicht das Handwerk legen, wobei immer noch im Raum steht, ob Finley sich vielleicht nicht doch selbst erschossen hat, da er an alter Schuld zerbrochen ist, Es tun sich Abgründe auf, die nicht immer sofort ersichtlich sind und daher einen hohen Spannungsaufbau bieten. Klar ist am Ende, das beste Freunde nicht immer das sind, was sie uns vorgaukeln wollen, zumindest nicht in den Momenten, wenn es um ganz viel Geld und Macht geht. Scheinbar ist sich jeder selbst der Nächste und das schließt auch Mitarbeitende Scottlands Yard nicht aus. Die Rückblenden sind gelungen, geben aber wenige Eindrücke in die vorherigen Bände der Thrillerreihe, sodass ich raten würde, diese gelesen zu haben, sonst werden einige Protagonisten nicht den Stellenwert bekommen, den sie verdient hätten und eher verwirren, als zu brillieren. Am besten zeitnah, sonst geraten wichtige Dinge in Vergessenheit und bremsen so den Lesefluss.

Die verschiedenen Personen sind sehr gelungen dargestellt und auch wenn hier und da Sympathiepunkte fehlen und nicht immer Verständnis für diverses Handeln aufzubringen ist, ist klar, das ein Thriller auch von Fehlern und Straftaten, die weit zurückliegen leben kann. Mich hat ganz besonders die Person des William "Wolf" Fawkes fasziniert, da ich nicht sofort erkennen konnte, wie wunderbar sich dieser Prota in die Story einfügt.

Insgesamt ein sehr gelungener Thriller, der durch seine vielen Wendungen der Story einen Spannungsbogen bieten konnte, der mich mehr und mehr in seinen Bann zog. Letztendlich war es aber auch das sehr gelungene Cover, welches meine Neugier geweckt hat. Ein Wolf mit einem unglaublich scharfen Blick, welches auch auf William "Wolf" Fawkes zutreffen mag. Im Gegensatz zu den vorherigen Thrillern eher unblutig, aber nicht weniger dramatisch, wobei der Fokus aber auch auf diverse Beziehungsdramen gelegt wird, was mich aber nicht davon abhalten würde, eine Leseempfehlung auszusprechen. Es begegneten mir sehr interessante Menschen, die den Thriller beleben konnten und ein spannender Fall, rund um einen Kollegen und Freund, welcher mit ganz viel Raffinesse und Mitarbeit unterschiedlicher Personen zu meiner vollsten Zufriedenheit gelöst wurde.

Bewertung vom 06.02.2020
Marianengraben
Schreiber, Jasmin

Marianengraben


sehr gut

Ein realistisches Buch über Trauer und deren Verarbeitung

"Marianengraben" hat mich positiv überrascht. Auch wenn der untergründige Ton sehr schmerzlich ist, da der Verlust eines geliebten Menschen in den Fokus gerückt wird, beinhaltet das Ende sehr viel Schönheit und Neuanfänge, das dieses nicht negativ belastet wird. Es ist letztendlich ein Roadmovie zweier sehr unterschiedlichen Menschen, die sich auf sehr ungewöhnliche Art und Weise kennen lernen, aber dasselbe zu verarbeiten haben. Die Situationskomik mitunter nimmt der Trauer ihren Schrecken und wertet absolut auf.
Ich gestehe, ich habe zuvor niemals vom Marianengraben gehört, welcher immer wieder einen großen Anteil im Buch übernimmt. Das Ende, welches die Strecke als gut 11.000 Kilometer bemisst, hat etwas von einem meiner liebsten Kinderbücher "Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich habe?" und passt auf seine individuelle Art passgenau zu der tiefen Liebe einer Schwester zu ihrem kleinen Bruder.
Das Cover zeigt Tentakel, die auch erscheinen, wenn man den Buchumschlag entfernt. Sie stehen sinnbildlich für die Trauer, die Paula empfindet, da sie sich fühlt als hätte sie ein riesiger Oktopus gepackt und würde sie nicht loslassen wollen. Irgendwann im weiteren Verlauf der Story, lösen sich die Tentakel nach und nach. Es ist eine ganz Besondere Art in die Unterwasserwelt einzutauchen, denn der eine oder andere Fisch und Lebenwesen des Meeres werden uns begegnen, da Tim, Paulas kleiner Bruder dafür sehr zu begeistern war.
Dieses Buch ist definitiv einzigartig und wunderschön in seinen Aussagen. Ein Mann, ein Hund, ein Huhn und eine gebrochene junge Frau machen sich auf, um ein Versprechen zu erfüllen. Manchmal muss man diese halten, um seinen eigenen inneren Frieden zu finden. Es hat mir sehr gefallen, mich nachdenklich gestimmt, mich meiner eigenen Sterblichkeit erneut vor Augen geführt und aber auch ganz viel Hoffnung verbreitet. "Marianengraben" ist ein Roman, der gelesen werden sollte, da das Erleben Paulas letztendlich dazu führt, Schuldfragen zu klären und endlich los zu lassen. Den Schmerz zuzulassen und anderes Schönes, wieder wahrzunehmen. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung.

Bewertung vom 06.02.2020
Solange du da bist
Levy, Marc

Solange du da bist


ausgezeichnet

Nachdem ich "Solange du da bist" gelesen habe, war mir klar, das ich unbedingt den Film zum Buch lesen wollte. Ich machte mich also auf die Suche beim großen A und stellte fest, das der Film schon in meinem DVD Regal steht, da er meiner älteren Tochter gehört und diese ihn nach dem Auszug nicht mitgenommen hat. Was für ein Glück für mich, denn ich war von dieser doch sehr ungewöhnlichen Story sehr fasziniert. Ich liebte das Buch ab der ersten Seite, denn mich hat es emotional sofort gepackt, auch wenn Storys, die Komapatienten betreffen nicht neu sind und von mir auch schon mehrfach in der einen oder anderen Form gelesen wurden, hat "Solange du da bist" sofort einen gewissen Sog auf mich ausgeübt. Urplötzlich eine fremde Frau vorzufinden, die es sich in meinem Kleiderschrank häuslich niedergelassen hat und auch nur ich sie sehen kann und ihre Worte hören kann, zeigt im ersten Augenblick echten Wahnsinn. Für Arthur dementsprechend ähnliche Gedanken und Gefühle auslösend, wobei sein berufliches Umfeld und seine Beziehungen zu anderen Menschen ebenso reagieren und seine Selbstgespräche die er zu führen beginnt, ein Burn Out vermuten lassen. Ich empfand die Story als sehr rund und konnte mich komplett auf Arthur und Lauren einlassen, auch wenn sich irgendwann in eine Straftat aus der Situation entwickelt, ist diese beginnende Liebe wunderschön und sehr plastisch dargestellt.
Die 288 Seiten waren zügig gelesen und für mich entwickelt sich "Solange du da bist" zu einem Buch, welches mein Buchregal nicht verlassen wird und definitiv irgendwann erneut gelesen wird. Mich hat diese doch sehr außergewöhnliche Liebesgeschichte sehr angesprochen und daher vergebe ich sehr gerne eine Leseempfehlung. Manchmal müssen Bücher einfach zu einem neuen Leben erweckt werden. Hierbei handelt es sich um eine Neuauflage zu einem Roman der 2002 erschienen ist. Ein neues ansprechendes Cover dient dazu, eine Leserschar erneut auf sich aufmerksam zu machen. Für mich lohnenswert, da ich zwar schon mehrere Bücher des Autors gelesen habe, "Solange du da bist" aber nicht dazu gehört hat. Ich habe mich ebenfalls in ein Phantom verliebt und konnte mich emotional komplett auf die Story einlassen.

Bewertung vom 28.01.2020
Nur wer loslässt, hat das Herz frei
Reichert, Amy E.

Nur wer loslässt, hat das Herz frei


sehr gut

"Nur wer loslässt, hat das Herz frei" ist ein atmosphärisch sehr gelungenes Familiendrama. ich konnte mich ab der ersten Seite komplett auf die drei Protagonistinnen einlassen und war sehr gespannt, ob es eine Annäherung geben wird, beziehungsweise eine Weg aus der Trauer heraus Gina betreffend, die vor etwa zwei Jahren ihren Mann verlor und sich weigert darüber zu sprechen. Es liegt zu großen Anteilen an ihrer Tochter May und die Entfremdung, die durch den Verlust des Vaters und des geliebten Ehemanns. Anstatt sich gegenseitig zu umarmen oder Trost zu zu sprechen, versuchen beide ihren Schmerz voreinander zu verbergen. Für Gina ist es eher ein stark bleiben für ihr Kind, aber dieses benötigt einen ganz anderes Umgang mit der Trauer und so bleibt die innere Heilung beider erst einmal fern.
In Rückblenden wird die große Liebe zu Drew und Gina aufgearbeitet, was zu großen Anteilen am erlittenen Schlaganfall ihrer Mutter Lorraine liegt, deren Leben einige Parallelen aufweist, denn auch sie hat einen großen Verlust erlitten. Alte Unterlagen und eine Geburtsurkunde geben den Weg frei, endlich loszulassen und inneren Frieden zu finden. Mir hat sehr gefallen, wie die Autorin diese Schicksalsschläge miteinander verknüpft. Es ist dramatisch, herzzerreißend und zeigt doch die Stärke einer Frau auf, die ungewöhnliche Wege geht, um die Zukunft ihrer Töchter zu sichern. Das es sich hierbei um eine Lebenslüge handelt, ist für mich als Leserin schnell erkannt und auch wenn ich wenig Verständnis habe, zeigt es doch deutlich, wie sehr Eltern einen Einfluss auf ihre Kinder haben und diese prägen. Lorraine, die in einem reichen Elternhaus aufwuchs, beugt sich dem, was ihre Eltern für sie vorgesehen haben, aber erst nachdem sie wirklich ihr großes Glück gefunden hatte. Sie hält ihr Leben lang an ihrer großen Liebe fest und das ist, was ich als sehr schön empfunden habe, auch wenn der Verlust dramatisch und schmerzhaft ist. Menschen werden aus dem Leben gerissen und hinterlassen eine große Lücke im Herzen der Hinterbliebenen.
Insgesamt ist "Nur wer loslässt, hat das Herz frei" ein Roman der nachdenklich stimmt und trotz vieler trauriger Momente eine Story voller Hoffnung und letztendlich des Loslassen, was mich sehr berührt hat. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung, da die Stimmung mich erreichen konnte. Es ist ein Buch voller Schicksalsschläge, aber auch ein Roman, der aufzeigt, das es wichtig ist, Dinge auszusprechen und sie nicht tief in sich zu vergraben, damit es zu Aussprachen kommen kann, die helfen innerlich zu heilen.

Bewertung vom 25.01.2020
Der Junge aus dem Trümmerland
Bergmann, Sarah

Der Junge aus dem Trümmerland


sehr gut

"Der Junge aus dem Trümmerland" ist ein authentisch verwobener Kinder - und Jugendroman, der eine Kindheit aufzeigt, die sich direkt nach Ende des zweiten Weltkrieges bewegt. Paul als Protagonist zeigt ganz deutlich von Ängsten, Hunger und einem Neubeginn, wobei Träume und Wünsche zunächst einmal ganz hinten angestellt werden, da Paul nur darauf bedacht ist, seine Mutter zu beschützen, da er dieses seinem Vater versprochen hat. Der Vater gilt als verschollen und Paul hegt die Hoffnung, irgendwann wieder Familie zu sein.
Sarah Bergmann gelingt es Begebenheiten und Schauplätze so gewaltig darzustellen, dass sie zu Bildern im Kopf werden. Bilder, die vielleicht auch mit zahlreichen Berichten oder Fotos der damaligen Zeit behaftet sind und das Grauen noch einmal sehr verdeutlichen können. Frauen, die verwitwet sind oder versehrte Männer versorgen müssen oder aus Trümmern Häuser wieder aufbauen, werden ganz besonders hervorgehoben. Für Schwäche ist kein Platz und dies wird mehrfach deutlich, auch in der Person von Pauls Mutter, die sich durch Näharbeiten Tag und Nacht ihren Unterhalt verdient und dennoch immerzu Hunger leidet. Bill, ein afroamerikanischer Soldat bringt wieder Farbe in das harte Leben und auch ein klein wenig Luxus. Hier wird ganz klar deutlich, wie die Umwelt auf diese Beziehung reagiert und auch Paul damit vergiftet, der alles daran setzt, Bill wieder loszuwerden, zumal immer noch die Hoffnung besteht, dass der Vater den Weg nach Hause finden wird.
Ich finde es sehr gelungen anhand der Person Paul darzustellen, wie schwer es die Menschen in der Nachkriegszeit hatten . Meiner Tochter hätte sicherlich am Besten gefallen, dass es keine Schulen gab und die Kinder den ganzen Tag in Schutt und Asche spielen konnten und keine Helikoptereltern die ganze Zeit ihre schützende Hand über ihnen hielten. Auf der anderen Seite wird aber auch ganz klar verdeutlicht, das Paul den Schwarzmarkt nutzen muss, um mit für die Versorgung der Mutter zu sorgen. Er muss in Trümmern den einen oder anderen Schatz bergen, immer in der Gefahr lebend das die zerbombten Häuser einstürzen. Definitiv keine Friede, Freude, Eierkuchen Zeit. Dennoch ist es eine Zeit der Abenteuer und Freundschaften, wobei auch das eine oder andere Trauma ganz klar zum Vorschein kommt. Was mir gefällt ist, dass die Autorin Bezug nimmt zu diversen Begebenheiten oder auch der damaligen Sprache. Für die jüngere Generation von Lesern sicherlich sehr wertvoll und lehrreich.
Insgesamt ist "Der Junge aus dem Trümmerland" ein Buch, welches ich als sehr empfehlenswert bewerte, da es eine Zeit beschreibt, die sicherlich oftmals gerne verdrängt wird und so erneut erlebbar wird. Absolut gelungen!

Bewertung vom 25.01.2020
Eulennacht - In den Bäumen von Redmoor
Rahlff, Ruth

Eulennacht - In den Bäumen von Redmoor


sehr gut

"Eulennacht - In den Bäumen von Redmoor" ist für die angegebene Zielgruppe junger Leser_innen absolut angemessen. Die Kapitel sind kurz und knackig und die Schriftgröße ist sehr angenehm zu lesen. Hinzu kommt eine Story, die in das aktuelle Zeitgeschehen passt. Sensibel erzählt die Autorin über eine ganz besondere Tierart, die es verdient hat in Freiheit zu leben und nicht eingesperrt ihr Dasein zu fristen. Am Ende geht die Autorin kurz auf das Verhalten der Eulen bei Gefahr ein, was im Buch mehrfach zur Sprache kommt, denn wann las oder hörte man davon, das Eulen Menschen angreifen? Mich stimmt es nachdenklich und zeigt auch einen kleinen Anteil an Habgier.
Die Schönheit Redmoors ist wunderbar eingefangen. Sobald man das Buch aufklappt ist eine Karte zu sehen, die die Weite des Gartens umschreibt. Natur zu erhalten ist hier ein großer Faktor, der finanziell natürlich an seine Grenzen stößt. Als dann die Eulen angreifen, scheitert das eine oder andere Projekt. Was bleibt ist die Frage nach dem Warum? und die Hoffnung, Schönheit erhalten zu können. Zwischen den Zeilen gelesen wird Nachhaltigkeit und Tierliebe sichtbar gemacht.
Die Protagonistin Ruby ist eine interessante Persönlichkeit und wirkt zunächst etwas eigentümlich, zumal sie statt einem Kuscheltier mit einem Kaktus verreist. Ihre Liebe zur Natur wird dadurch definitiv verdeutlicht. Als sie Spencer, eine Eule aufziehen will, der aus dem Nest gefallen zu sein scheint, holt sie sich den einen oder anderen Kratzer, aber sie gibt nicht auf. Durch ihre Besonnenheit wirkt sie oftmals sehr reif, was vielleicht auch dem zuschulde kommt, da sie durch den Beruf ihrer Eltern ständig Wohnort und Schule wechseln muss. In Redmoor soll Ruby zur Ruhe kommen, während ihre Eltern erneut einen Umzug planen. Wer hätte ahnen können, das Ruby das größte Abenteuer ihres Lebens erleben wird und gemeinsam mit Paul ein Verbrechen aufklären wird?
Mir hat die düstere Stimmung, die mitunter herrscht sehr gefallen, da es passend zur Story erscheint. Ein echtes Abenteuer, welches sowohl Jungen und Mädchen ansprechen wird. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung, da ich die Story als interessant gestrickt empfand und auch wahrnahm, wie wichtig die Natur und das was darin lebt für uns Menschen sein wollen. Ein gewisser Schutz muss für alle Seiten vorhanden sein, um ein friedliches Miteinander demonstrieren zu können.

Bewertung vom 25.01.2020
Bergab geht's tot am schnellsten
Sellnick, Hilke

Bergab geht's tot am schnellsten


ausgezeichnet

"Bergab geht´s tot am schnellsten" hebt sich aus der Masse der Krimis dadurch heraus, da er durch Situationskomik brilliert, was natürlich einen oder auch mehrere Morde nicht verblassen lässt. Mir hat es sehr gefallen, Henni von Kerchstein als doch recht unprofessionelle Ermittlerin zu begleiten. Was ursprünglich als Geburtstagsfeier geplant ist, nimmt eigentümliche Wege, um letztendlich das eine oder andere Todesopfer zu fordern und dabei meine ich nicht die Mäuse, die Hennis Kater ihr auf dem Kopfkissen platziert.
Der Ort des Geschehens sind die wunderbaren Alpen, die als Kulisse des Romans wunderbar gewählt worden sind. Insgesamt gesehen eine sehr gelungene Story, die untermalt ist mit sonderbaren Protagonisten, die sich zusammenfinden, um einem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen, nicht ahnend, dass es zu einem Desaster werden wird.
Da der Roman aus Hennis Sicht erzählt wird, ist man sehr nah dran am Geschehen, was die Story äußerst lebendig werden lässt. Vorkenntnisse zum ersten Band der Reihe "Tote bekommen keinen Sonnenbrand" sind nicht nötig, da "Bergab geht´s tot am schnellsten" eine eigenständige Geschichte erzählt, ohne auf vorheriges einzugehen. Henni selbst ist als Person als interessant zu bezeichnen, da sie den Mordfall fast schon erwartet, nachdem in dem abgewirtschafteten Hotel in den Alpen die eine oder andere kuriose Situation aufwartet. Als dann die erste Leiche im Glockenturm der alten Kapelle gesichtet wird, ist Henni komplett in ihrem Element.
Mir hat es sehr gefallen, die unterschiedlich gezeichneten Menschen zu betrachten, die dafür sorgen, das "Bergab geht´s tot am schnellsten" zu einem wirklich amüsanten Abenteuer werden. Der Roman liest sich leicht und flüssig und sorgt hier und da für ein leichtes Schmunzeln. Angesprochen durch den Titel erwartete ich ebendieses und kann im Nachhinein meine Neugier nur bestätigt sehen. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung, da ich meine Erwartungshaltung komplett erfüllt sehe und nicht abgeneigt bin, weitere Bände der Reihe lesen zu wollen.