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Benutzername: 
Katjuschka
Wohnort: 
Gießen

Bewertungen

Insgesamt 238 Bewertungen
Bewertung vom 29.12.2020
Die Schwestern Chanel (eBook, ePUB)
Little, Judithe

Die Schwestern Chanel (eBook, ePUB)


sehr gut

Frankreich, 1897: Julia, Gabrielle und Antoinette Chanel werden nach dem Tod der Mutter vom Vater in einem Waisenheim bei extrem strengen Nonnen abgegeben - und meldet sich danach nie wieder.
Armut und harte Arbeit bestimmen den Alltag der Schwestern.
Doch Coco, wie Gabrielle sich mittlerweile nennt, ist nicht bereit, sich in ihr Schicksal zu fügen.
Antoinette weicht Coco bei ihrem Weg zur Modemacherin nicht von der Seite und unterstützt sie, wo sie kann und schon bald spricht man in Paris ehrfurchtsvoll von den "Schwestern Chanel".

Die komplette Handlung wird aus der Sicht von Antoinette erzählt.
Die Schwestern sind sehr unterschiedlich, stehen sich aber sehr nah.
Nachdem Julia schwanger geworden ist (Skandal!) lebt diese fortan bei den Großeltern.
Das Trio wird durch die etwa gleichaltrige Tante Adrienne quasi wieder komplettiert und die Leser(innen) begleiten die "Drei Grazien" ein paar Jahre auf der Suche nach ihrem persönlichen Glück.
Coco und Antoinette starten als Hutmacherinnen und werden durch Cocos unkonventionelle Kreationen und Antoinettes Verkaufstalent, sehr schnell bekannt und erfolgreich.
Nur in der Liebe und auf der Suche nach einer Familie scheint es das Schicksal nicht gut mit ihnen zu meinen...

Über ihre Vergangenheit hat Coco Chanel Zeit ihres Lebens viel gelogen - einiges auch einfach erfunden.
Vermutlich hat sie sich der ärmlichen und lieblosen Verhältnisse im Waisenhaus schlicht geschämt.
Aber auch dies ist nur Spekulation.
Über Antoinette weiß man, außer ihrer Lebensdaten, nur recht wenig.
Die Autorin hat eine Handlung erdacht, die bekannte Fakten mit etwas Fantasie, zu einer stimmigen Geschichte vereint.
Ich fand in dem Zusammenhang die historischen Gepflogenheiten gut dargestellt.
Da Antoinette sehr jung und unter nicht ganz eindeutig geklärten Umständen verstorben ist, endet das Buch mit ihrem Tod.
Wer sich hier also ein Buch über Coco Chanel und ihren Lebensweg erhofft hat, der wird ggf. enttäuscht sein.
Nach Antoinettes Tod hat diese auch die zweite Schwester verloren, steht aber zeitgleich am Beginn ihrer großen Karriere!
Das Leben von Coco Chanel ist... undurchsichtig.
Ihre Beziehungen und Handlungen... nicht immer nachvollziehbar.
Dieses Buch bietet den Versuch einer Erklärung, warum Coco Chanel so war, wie sie war.
Vielleicht war es so vielleicht ähnlich, vielleicht ganz anders...
Auf jeden Fall eine interessante Geschichte, in deren Mittelpunkt aber nicht Coco Chanel steht!
Beachtenswert dazu die Fakten und Daten im Anhang.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.12.2020
Zeit der Wunder / Kinderklinik Weißensee Bd.1 (eBook, ePUB)
Blum, Antonia

Zeit der Wunder / Kinderklinik Weißensee Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Nach dem Tod der Mutter sind die Kleinkinder Marlene und Emma plötzlich auf sich allein gestellt, denn einen Vater haben sie nie kennengelernt.
Sie wachsen im Heim auf, aber ein anonymer Gönner ermöglicht den Schwestern das Abitur und bewahrt sie vor einem Leben als niedere Dienstmädchen, in dem er sie in einer neu gegründeten Kinderklinik als Elevinnen unterbringt.
Dort, in der Klinik Weißensee, machen sie eine Ausbildung zur Rotkreuzschwester - und verlieben sich.
Marlene in den adligen Kinderarzt Maximilian, Emma in den Melker Tomasz.
Aber das Schicksal scheint gegen sie zu sein....

Als die Schwestern 1911 nach Weißensee kommen, gehört der Ort noch nicht zu Berlin. Die namensgebende Klinik war die erste Kinderklinik in Deutschland und die historischen Beschreibungen fand ich sehr gelungen und ausgesprochen interessant.
Marlene entdeckt früh, dass ihre Zukunft nicht allein in der Pflege liegt und träumt davon Medizin zu studieren und Ärztin zu werden.
Dr. Maximilian von Weilert unterstützt sie darin, denn er hat sich in die temperamentvolle junge Waise verliebt.
Konkurrenz, sowohl in der Ausbildung, als auch um das Herz des jungen Arztes ist die ehrgeizige Marie-Luise.
Sie ist eine Protagonistin, bei der man sich sofort und durchgängig wünscht, sie möge scheitern, sich blamieren, in jeder Hinsicht verlieren. Sie ist der Typ schön, eitel, arrogant, überheblich - einfach "würg"!
Dazu ist sie auch noch bösartig, hetzt die anderen Elevinnen gegen Marlene auf und versucht sie schlecht zu machen, wo es nur geht. Selbst vor Erpressung schreckt diese Natter nicht zurück.
Emma dagegen ist sehr ruhig, mit Tomasz erlebt sie die erste Liebe, den Warnungen von Marlene, er meine es nicht ernst mit ihr, schenkt sie keinen Glauben, was ein ernsthaftes Zerwürfnis der Schwestern nach sich zieht.
Ich mochte den im Gesamten eher ruhigen Erzählfluss der Handlung - wenn es auch ein paar spannende Elemente gab.
Das "strenge Regiment" der Ausbilderinnen erscheint heute mehr als antiquiert, ist aber dem Zeitrahmen angepasst.
Das halboffene Ende macht Lust auf die Fortsetzung, die wohl ein paar Jahre später spielt. Ich bin gespannt....

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 09.12.2020
Die Douglas-Schwestern Bd.1 (eBook, ePUB)
Jacobi, Charlotte

Die Douglas-Schwestern Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Schon als kleines Mädchen ist Maria (genannt Marie) Carstens fasziniert von den Parfums der feinen Hamburger Damen.
Und so versprechen sie und ihre Schwester Anna sich, eines Tages ihre eigene Parfümerie zu eröffnen.
Mit der Hilfe von Berta Kolbe, Prokuristin der Fabrik Douglas (welche erfolgreich Feinseifen herstellt) gelingt es den Schwestern dann 1910 tatsächlich, mit der "Parfümerie Douglas" ihren Traum wahr werden zu lassen.
Aber nicht nur der Weg dahin ist steinig, auch nach der Geschäftseröffnung müssen sie immer wieder mit Widerständen kämpfen.
Frauen wird im beginnenden 20. Jahrhundert einfach nicht zugetraut, sich im harten "Business" durchzusetzen.
Und auch in der Liebe müssen die beiden Schwestern traurige und auch bittere Erfahrunen machen.
Als dann der große Krieg ausbricht scheint ihr Traum zu enden...

Schon allein am Schriftzug ist sofort der Bezug zur bekannten Drogeriekette erkennbar und weckt Interesse.
Die Handlung rund um deren Entstehungsgeschichte ist unglaublich interessant und spannend zu lesen.
Besonders die Einflechtung der historischen Umstände und der real existierender Personen fand ich sehr gelungen.
Die Autoren schaffen es ganz hervorragend, die von ihnen recherchierten Fakten und die historischen Lücken, mit etwas Fantasie, zu einer stimmigen Geschichte zu vereinen, die sich tatsächlich so, oder so ähnlich, hätte zugetragen haben können.
Der Anhang dazu ist übrigens ausgesprochen interessant und hat mich animiert, mich noch weiter über verschiedene "reale" Protagonist(inn)en der Geschichte zu informieren.
Auch wenn mir Marie und Anna sehr sympathisch waren - und ich mit ihnen gebangt und gehofft habe - so hatte ich doch auch großen Respekt vor Berta Kolbe und Marianne Ballin. Zwei Frauen, die in schwierigen Zeiten (zu) früh ihre geliebten Ehemänner verloren haben und dann, trotz großem persönlichen Schmerz, das Leben angegangen und erfolgreich gemeistert haben.
Dass den Schwestern im wahren Leben (anscheinend) auf Dauer kein persönliches Glück beschieden war, ist schon etwas traurig.
Der Gedanke aber, dass ihr großer Traum von einer "Welt der Düfte" sogar noch im 21. Jahrhundert weiterlebt, ist dahingehend vielleicht ein schöner Gedanke...
Beim nächsten Besuch in Hamburg werde ich jedenfalls die noch immer existierende erste Douglas-Filiale am Neuen Wall aufsuchen und den Gründerinnen in Gedanken applaudieren!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 06.12.2020
Klopp
Quinn, Anthony

Klopp


sehr gut

Und noch eine Biographie über Jürgen Klopp?

Nicht ganz, dieses Buch versucht, die Phänomene ‚Jürgen Klopp‘ und ‚Liverpool FC‘ zu verbinden.

Das ist im Großen und Ganzen recht gut gelungen.

Als ich das Inhaltsverzeichnis aufschlug, dachte ich: Oh, wieder ein Buch von A (wie Anfield) bis Z (wie Zero).
Aber nein, diese 26 kurzen Abschnitte sind ‚umhüllt‘ von fast essayistischen Kapiteln über Jürgen Klopp, Bill Shankley, Liverpool als Stadt und den Fußball dort, aber auch über den Autor und seine Fußballbegeisterung.
Man merkt schon, dass der Autor schreiben kann; er hat schon diverse Romane veröffentlicht.

Was irritiert, sind die eingestreuten Bezugnahmen auf britische Fernsehserien, Zeitungsartikeln usw..
Da fehlt dem nicht-britischen Leser doch das Vorwissen und der Vergleich verpufft.

Was allerdings erstaunt, ist der Hinweis auf die Ereignisse von Hillsborough 1989 erst auf Seite 158 (!).
Mir will scheinen, dass diese Katastrophe doch den Liverpooler FC und seine Fans sehr stark geprägt hat, ein Kapitel hierüber oder ein näheres Eingehen fehlt allerdings. Das ist ein Manko.

Alles in allem aber ein gut lesbares Buch - als Geschenk zu Weihnachten für Kloppo und LFC-Fans perfekt geeignet.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.12.2020
Der Faden der Vergangenheit / Die Frauen von Hampton Hall Bd.1 (eBook, ePUB)
Whitmore, Felicity

Der Faden der Vergangenheit / Die Frauen von Hampton Hall Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Melody Stewart zieht, als sie zur Oberstaatsanwältin befördert wird, von London ins beschauliche Stockmill.
Dort hatten ihre Vorfahren einst eine große Baumwollfabrik, aber Fabrik, Gelände, sowie das Anwesen "Hampton Hall" wurden mittlerweile unter den Erben verteilt.
In Melodys Besitz ist "nur noch" die seit 180 Jahren leerstehende und etwas heruntergekommene Villa "Abigails Place".
Da Melodys Ehemann und die Zwillingstöchter in London geblieben sind, beschäftigt sich Melody vorort zum ersten Mal intensiver mit ihrer Familiengeschichte.
Aber sie ist dabei nicht allein - Hilfe und Unterstützung bekommt sie von dem örtlichen Polizisten Daniel Rashleigh.
Und der hat daran ein ureigenes Interesse, denn die Geschichte eines seiner Vorfahren ist eng mit Hampton Hall verbunden.
Angeblich hat Melodys Vorfahrin Abigail sich das Leben genommen, nachdem ihr Geliebter (Oliver Rashleigh) für sie einen Mord begangen hat und dafür hingerichtet wurde!
Mit dem Auffinden der Tagebücher von Lady Abigail stehen die Geschehnisse der Vergangenheit aber plötzlich in einem ganz anderen Licht...

Die Geschichte von Melody und Daniel wird im Wechsel mit der ihrer jeweiligen Vorfahren Lady Abigail und Oliver Rashleigh erzählt.
Und dieser historische Handlungsstrang ist unglaublich spannend und fesselnd geschrieben.
Die Beschreibungen der Arbeitsbedingungen werden extrem bildhaft dargestellt und ich konnte mir die Fabrikhallen und auch das Leben in den Baracken (leider) nur zu gut vorstellen.
Der ständige Hunger und das Leben im Dreck unter hygienisch katastrophalen Zuständen hat mich ein ums andere Mal entsetzt.
Und das sowohl kleine Kinder, als auch schwangere Frauen, für einen Hungerlohn stundenlang und bis zum Umfallen schuften mussten, während die "Herrschaften" alles im Überfluss hatten, macht einen sprach- und fassungslos.
Ich war von Abigail fasziniert und begeistert!
Nachdem sie irgendwann erkannt hat unter welch menschenverachtenden Umständen ihr Reichtum entstanden ist, versucht sie mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln etwas zu ändern.
Aber als Frau hat sie wenig Möglichkeiten - und dazu noch einflussreiche Gegner...
Die Autorin vermittelt sowohl Abigails empathische Art, als auch die konventionellen, gesellschaftlichen Fesseln der damaligen Zeit geradezu perfekt.
Die hervorragende Recherche macht die komplette Handlung sehr atmosphärisch!
Wie zum Luftholen erscheint die sich anbahnende Liebesgeschichte zwischen Melody und Daniel.
Und wie ein Fingerzeig aus der Vergangenheit erkennt Melody endlich, dass ihre Ehe schon längst nur noch auf dem Papier existiert.
Auch wenn es der erste Teil einer Trilogie ist, kann man das Buch sehr gut allein lesen.
Mich interessiert aber trotzdem wie es wohl auf Hampton Hall ohne Abigail und Oliver weitergegangen ist.
Und wer genau, außer Abigail, ist Melodys Vorfahr? Ebenezer? Die Statue könnte ein Hinweis sein ;-)
Der Epilog mit Sir Laurence macht mich mehr als neugierig auf den Folgeband...

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.11.2020
Die Farben der Schönheit - Sophias Triumph / Sophia Bd.3 (eBook, ePUB)
Bomann, Corina

Die Farben der Schönheit - Sophias Triumph / Sophia Bd.3 (eBook, ePUB)


sehr gut

Henny, die Sophia nach New York gefolgt, und vor deren Tür zusammengebrochen ist, ist schwer opiumsüchtig.
Aber so wie Henny für Sophia in ihrer größten Not da war, so ist es jetzt umgekehrt.
Die beiden Freundinnen stehen auch weiterhin zusammen!
Henny überwindet ihre Sucht und Sophia findet nach ihrer Kundigung bei Elizabeth Arden wieder Arbeit - erneut bei Helena Rubinstein!
Sophia bekommt die Möglichkeit ihr Chemie-Studium zu beenden, die Ehe mit Darren läuft gut.
Doch nachdem Sophia erfahren hat, dass sie keine Kinder mehr bekommen kann, vergräbt sie sich immer mehr in ihrer Arbeit und die Eheleute entfernen sich immer mehr voneinander.
Kurz nach dem Angriff auf Pearl Harbour haben sie einen schrecklichen Streit und Darren verpflichtet sich freiwillig bei der Army.
Wird Sophia nach Sohn Louis erneut einen geliebten Menschen in Frankreich verlieren?

Der dritte und letzte Teil der Reihe um Sophia Krohn fügt sich nahtlos an den Vorgänger an.
Ein nicht unwesentlicher Teil der Handlung dreht sich zu Anfang um die zwei Freundinnen, was den Charakter (beider) Frauen gut hervorhebt.
Aus der jungen, naiven Studentin ist eine starke Frau geworden.
Dies zeigt sich z.B. sehr deutlich, als sie sich gegen "Madame" behauptet und sogar kündigt, um nicht gegen ihre Überzeugung zu handeln!
Mir hat gefallen, dass alle offenen Fragen zum Ende hin geklärt und beantwortet wurden.
Die Suche nach Louis ist für weite Teile etwas in den Hintergrund getreten, die finale Erklärung war aber stimmig.
Das Ende fand ich in Summe hoffnungsfroh. Vieles für die Zukunft wurde nur angedeutet, aber das passt zu einer Grundstimmung direkt nach Ende eines großen Krieges.
Wie bei allen Büchern der Autorin, war auch dies wieder ein Pageturner. Schade, dass die Reihe schon beendet ist....

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.11.2020
Trümmermädchen (eBook, ePUB)
Bernstein, Lilly

Trümmermädchen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Köln 1941: Anna wächst bei ihrer Tante Marie und ihrem Onkel Matthias auf, einem Bäckerehepaar.
Das Mädchen liebt die Backstube über alles, besonders den großen Ofen aus Vulkanstein.
Doch mit dem Krieg kommt das Unglück: Matthias wird eingezogen und die Bäckerei bei Luftangriffen zerstört. Während Köln in Trümmern liegt und vom kältesten Winter des Jahrhunderts heimgesucht wird, schließt Anna sich in ihrer Not einer Schwarzmarktbande an und steigt zur gewieftesten Kohlediebin der Stadt auf.
Als sie am wenigsten damit rechnet, verliebt sie sich – eine verbotene Liebe mit gefährlichen Folgen.
Von Kälte, Hunger und Neidern bedroht, halten Anna und ihre Tante verzweifelt an dem Traum fest, die Bäckerei wiederaufzubauen.

Diese, in vielfacher Hinsicht berührende Geschichte, fesselt von der ersten bis zur letzten Seite.
Der Schreibstil ist extrem bildhaft und sehr emotional - bleibt dabei aber immer authentisch!
So hatte ich Marie und Anna sofort ins Herz geschlossen und habe mit ihnen gebangt und gehofft.
Gefühlt stand ich mit ihnen in der Backstube, saß aber auch während der Bombenhagel mit im Bunker.
Die Beschreibungen des ständigen Hungers haben mir manches Mal beim lesen direkt die Kehle zugeschnürt.
So wie mich die Schilderung vom laufen mit Papierschuhen (oder sogar barfuß) über gefrorenen Boden wirklich hat frösteln lassen.
Anna und Marie - ihre Gedanken und Gefühle - werden so intensiv und gleichzeitig realistisch dargestellt, dass man fast das Gefühl hat, an deren Seite durch das zerstörte Köln zu laufen.
Die beiden werden unglaublich liebevoll, mutig und stark dargestellt!
Der kleine Karl erwärmt einem das Herz und bringt nicht nur Marie und Anna zum lächeln!
Der tägliche Kampf aber (um Lebensmittel zum überleben oder um Kohle um nicht zu erfrieren), wird so eindrucksvoll beschrieben, dass man schon mal tief durchatmen muss.
Und dann ist da natürlich noch die tapfere Kinderbande! Sie alle haben mich tatsächlich zu Tränen gerührt. Besonders Hilde. Sie war eine "rote Zora" für ihre kleine "Familie"!
Das Ende: Liebe und Hoffnung besiegen alles!
Ich liebe Köln und ich liebe dieses Buch!
Wenn ich Adjektive dafür benennen müsste: Eindrucksvoll und Bildgewaltig!

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.11.2020
Die Dorfärztin - Ein neuer Anfang / Eine Frau geht ihren Weg Bd.1 (eBook, ePUB)
Peters, Julie

Die Dorfärztin - Ein neuer Anfang / Eine Frau geht ihren Weg Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Helene, genannt Leni, stammt aus einem kleinen Dorf, irgendwo in Westfalen.
Gegen alle Widerstände - und nach langem Kampf - erlauben die Eltern ihrer Tochter irgendwann die höhere Schule zu besuchen, Abitur zu machen und Medizin zu studieren.
Aber der Weg dahin ist weit!
Leni, die mit einem "Geburtsfehler" zur Welt kommt, ist für alle die "lahme Ente", die mit dem "Klumpfuß".
Nach diversen schmerzhaften Behandlungen muss sie sich auch noch mehreren Operationen unterziehen.
In der Klinik lernt sie schon als 9jährige Mathias, den Sohn von Nachtschwester Anne kennen.
1928: Leni ist mittlerweile Ärztin und kommt nach einigen Jahren zurück aus Berlin in die Heimat um die alte Dorfpraxis zu übernehmen.
An ihrer Seite: Ihre uneheliche Tochter Marie! Ein Skandal!
Der Vater ist Lenis große Liebe Mathias, der aber nach einem Streit spurlos verschwunden ist.

Die Geschichte um Leni wird unterteilt in zwei Zeitstränge.
1928 kämpft sie als junge Ärztin gegen Vorurteile und um Anerkennung - auch mal wieder innerhalb der eigenen Familie.
Die eigene Praxis soll im Prinzip heißen: Schaut her, ich habe es geschafft. Aber zuerst begegnen ihr die Menschen nur mit Misstrauen...
In abwechselnden Kapiteln erlebt man mit, wie die noch kleine Leni, wie man heute sagen würde, gemobbt und gedisst wurde.
Man traut ihr nichts zu. Sie bekommt das Gefühl lästig zu sein.
Nicht mal zur höheren Schule darf sie. Eine Zukunft als alte Jungfer, die von der Familie durchgefüttert werden muss, scheint vorprogrammiert.
Aber Leni ist zäh und zielstrebig!
Mit Mathias hat sie zum ersten Mal einen echten Freund an ihrer Seite und seine Mutter Anne steht ihr oftmals näher als die eigene.
Diese zweite Zeitebene betrifft die Zeit 1910-1918 und Leni lernt für sich und ihre Träume, trotz aller Steine, die ihr in den Weg gelegt werden, zu kämpfen.
Ich mochte die kleine Kämpferin sehr und hätte ihr gern als Freundin beigestanden und Mut zugesprochen!
In kleinen Zwischenkapiteln ist Leni während des Krieges an der Front um Mathias zu suchen.
Diese fand ich sehr eindringlich beschrieben und zeigen viel von Lenis Charakter.
Über Lenis Mutter musste ich mehrfach den Kopf schütteln. Es war sicher eine harte Zeit, aber ich fand sie ihrer Tochter gegenüber unglaublich gefühlskalt. Ihre Hilfe und Unterstützung Anne gegenüber haben diese Härte für mich nur minimal gemildert.
Mit Mathias hatte ich Probleme. Als Teenager zu Beginn ein wunderbarer Freund für ein krankes, trauriges Mädchen, haben seine späteren Handlungen und Aussagen mich eher etwas verwirrt.
Es sind eben doch nicht alle Soldaten, die den Krieg überlebt haben, ohne psychische Wunden geblieben...
Das Ende lässt auf eine interessante Fortsetzung hoffen.

3 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.11.2020
Der Traum von Übersee / Die Frauen vom Nikolaifleet Bd.1 (eBook, ePUB)
Lansing, Katharina

Der Traum von Übersee / Die Frauen vom Nikolaifleet Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Hamburg 1899: Leonore liebt es im Kolonialwarenladen des Vaters zu stehen und dort die Kunden zu bedienen. Ihr äußerst strenger Vater sieht dies aber gar nicht gern. Nach seinem Willen soll sie Mathias, den Sohn des Bäckers heiraten, ihm den Haushalt führen und mit ihm Kinder bekommen. Den Laden soll Sohn Carl übernehmen! Der aber träumt von einem Leben in Amerika.
Als Leonore den Künstler Julius kennenlernt, verliebt sie sich fast sofort in ihn.
Mit Hilfe ihrer neuen Freundin Sophie lehnt sie sich erstmals gegen den Vater auf und kämpft um ihre Liebe.
Aber auch Julius' wohlhabende Familie ist von der unstandesgemäßen Verbindung des Sohnes zur Tochter eines einfachen Krämers nicht begeistert...

Es handelt sich bei "Der Traum von Übersee" um den ersten Teil einer Triologie, in deren Mittelpunkt die zuerst unglaublich schüchterne Leonore steht.
Nachdem sie ihre Mutter früh verloren hat, ist sie den strengen Regeln des Vaters unterworfen und wehrt sich quasi nie, auch wenn vieles - aus heutiger Sicht - unfassbar ungerecht erscheint.
Gemäß dem damaligen, patriarchalischen Weltbild hat eine Tochter gegenüber dem Vater stets brav zu nicken, immer "folgsam" zu sein und darf niemals Widerworte geben!
Erst als Leonore Julius begegnet, scheint sie wie aus einer Trance zu erwachen.
Leonore wird immer selbstbewusster und als Leser(in) hat man das Gefühl, man sieht ihr zu, wie sie erwachsen wird und sich gleichzeitig emanzipiert!
Durch unglückselige Umstände verlässt Carl das Elternhaus und für Leonore ergibt sich die Chance, dass all ihre Träume wahr werden könnten: Einen Mann zu heiraten, den sie liebt und den Laden des Vaters zu übernehmen.
Aber ganz so einfach ist es im Leben nie...

Leonore ist eine junge Frau, die einem sofort sympathisch ist. Man möchte sie gern aus ihrer Unsicherheit locken und Mut zusprechen.
Das gelingt ihrer mütterlichen Freundin Sophie und so schafft Leonore es sogar, sich gegenüber der hochnäsigen Familie von Julius zu behaupten!
Den Weg von der etwas naiven Tochter zur selbstbewussten Ehefrau, Mutter und Geschäftsführerin fand ich etwas sehr schnell vollzogen - aber es hat Spaß gemacht Leonore auf ihrem Weg zu begleiten!
Ich bin gespannt, wie es im zweiten Teil "Der ferne Glanz", 20 Jahre später mit Tochter Ada weitergeht...

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.11.2020
Weihnachten in der kleinen Bücherei (eBook, ePUB)
Kissel, Amanda

Weihnachten in der kleinen Bücherei (eBook, ePUB)


gut

Annikas Stimmung ist Ende November gar nicht vorweihnachtlich, hat ihr doch Ehemann Heiko eröffnet, sich in eine Kollegin verliebt zu haben und ausziehen zu wollen.
Das tut er auch direkt am nächsten Tag - und zwar ohne sich von seiner Tochter Annika zu verabschieden, die aus allen Wolken fällt, entsetzt, traurig und enttäuscht ist!
Mutter und Tochter finden, gegen diesen Tiefschlag hilft erstmal ein Weihnachtsoverkill mit Mega-Deko noch vor dem ersten Advent und ausgiebigen Backaktionen!
In einem alten Backbuch von Großtante Martha finden sie ein altes Foto von ihr und einem attraktiven jungen Mann.
Wer ist er, dass er noch 60 Jahre nach Aufnahme des Bildes, die Augen der alten Dame zum leuchten bringt?
Weihnachten ist Liebe - und deshalb beschließen Corinna und Annika, zusammen mit Corinnas Schwester Tabea und deren Freund Raphael, den unbekannten Gustav zu finden und für ihn und Martha an Weihnachten ein Treffen zu arangieren.
Aber auch wenn die vier mit der Hilfe des attraktiven Apothekers Lorenz Gustav und dessen Tochter Leni aufspüren können, scheint das Schicksal jedesmal etwas dagegen zu haben, wenn ein Treffen geplant ist. Zum Glück ahnt Martha von all den Dramen nichts....

Die Geschichte dreht sich zu einem eher kleineren Teil um Corinna und Annika und ihren Weg in ein Leben ohne Ehemann und Vater.
Kleiner Kritikpunkt: Annnika kam mir zeitweilig nicht wie dreizehn vor, sondern eher als wäre sie erst sieben oder acht Jahre alt. Naja....
Schwerpunkt ist aber die (recht kurze, weil schnell erfolgreiche) Suche nach Gustav und vor allem um die Planung eines Treffens von Gustav und Martha.
Die "Hindernisse" hatten schon etwas von Slapstick, aber es war zum Glück nicht "drüber".
Das es mit Lorenz auch einen "Neuen" für Corinna gibt, war für eine (vor)weihnachtliche Geschichte abzusehen.
Es ging mir aber etwas zu schnell von "mit Heiko eigentlich glücklich in der Ehe" zu "Lorenz gehört ja schon zur Familie".
Auch braucht es viel Wohlwollen hinzunehmen, dass Annika sich vom Vater so schnell distanziert, weil er eine Neue hat, der Kerl an Mamas Seite aber okay ist. Ja, Heiko ist ein unsensibler Volldepp, da winkt man das durch ;-)
Das Weihnachtsfest im großen Kreis fand ich dann aber wieder sehr schön und gar nicht kitschig.
Fazit für mich: Eine zuckersüße, absehbare Weihnachtsgeschichte mit kleinen Schwächen und ein paar verzeihlichen Klischees.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.