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amena25

Bewertungen

Insgesamt 278 Bewertungen
Bewertung vom 02.09.2018
In Schönheit sterben / Robert Lichtenwald Bd.2
Ulrich, Stefan

In Schönheit sterben / Robert Lichtenwald Bd.2


sehr gut

Sympathisches deutsch-italienisches Ermittlerduo

Der deutsche Rechtsanwalt Robert Lichtenwald, den man schon im 1. Band ,,Die Morde von Morcone“ als Privatermittler erleben durfte, hat sich nun endgültig in der Maremma niedergelassen. Hier in der südlichen Toskana hat er sich ein Rustico ganz nach seinen Wünschen und Vorstellungen eingerichtet. Der einzige Wermutstropfen ist, dass er diesen Traum nun nicht gemeinsam mit seiner Frau Stefanie leben kann, da diese ihn verlassen hat. Noch immer leidet Robert Lichtenberg unter dieser Trennung und hofft nach wie vor, dass er seine Frau zurückgewinnen kann. Aus seiner schwermütigen Zurückgezogenheit holen ihn endlich seine italienischen Freunde. Allen voran die quirlige Reporterin Giada Bianchi, die nun für eine Zeitung in Rom arbeitet und über einen Raubmord in der Kunstszene schreiben soll. Der schwerreiche und ziemlich exzentrische Sammler Annibale Colasanti wurde in seiner Wohnung überfallen und ermordet. Aus seiner exquisiten Sammlung fehlt aber nur ein einziges Kunstwerk: offenbar eine Statue, um die Colasanti aber ein großes Geheimnis gemacht hat. Giada Bianchi bittet Robert Lichtenwald um Unterstützung. Er soll für sie in der Grabräuberszene ermitteln. Lichtenwald und Bianchi kommen sich dabei auch persönlich etwas näher, allerdings bringen sie sich auch beide in Lebensgefahr.
Italienisches Lebensgefühl und natürliche so einige bekannte und weniger bekannte Sehenswürdigkeiten Roms und der Toskana geben einen interessanten und authentischen Hintergrund für die Krimihandlung ab. Diese wirkt allerdings teilweise etwas zu konstruiert, vor allem das Ende scheint mir überspitzt. Dies gleichen die sympathischen Charaktere Giada Bianchi und Robert Lichtenwald allerdings wieder aus, so dass man gerne eine weitere spannende und unterhaltsame Fortsetzung mit dem Ermittlerduo lesen wird.

Bewertung vom 28.08.2018
Die Elternsprecherin
Gelman, Laurie

Die Elternsprecherin


weniger gut

Enttäuschend

Jennifer Dixon wird von ihrer Freundin dazu überredet, in der Klasse ihres Fünfjährigen Sohns das Amt der Elternsprecherin zu übernehmen. Als dreifache Mutter ist sie schon etwas erfahrener und weiser als die meisten anderen Mütter der Vorschulklasse und deshalb, so ihre Freundin, prädestiniert für diesen undankbaren Job. Wie zu erwarten kommt es in diesem Schuljahr zu so manch lustiger und auch merkwürdiger Begebenheit.
Schon die erste Nachricht von Jennifer an die Eltern der Klasse zeigt: sie ist engagiert, hat aber einen ganz eigenen, eher sarkastischen Humor. Das ist für den Leser zunächst recht unterhaltsam. Die Reaktion der Eltern wiederum zeigt, dass nur die wenigsten mit dieser Art der Kommunikation etwas anfangen können. Und schon beim ersten Elternabend wird deutlich, warum. Da gibt es die hysterische Mutter, deren Sohn praktisch jede Form von Allergie hat und die auf nussfreien Snacks usw. besteht, die schönen und schicken Mütter, die zwei Lesben-Mütter, die gut aussehenden Väter....Tatsächlich findet sich auch Jennifers alter Schulschwarm Don darunter, mit dem sie einen heißen Flirt beginnt. Die sehr attraktive, aber auch sehr rätselhafte Lehrerin Miss Ward bietet Jennifer auch keine Unterstützung. Als eine übereifrige und überkorrekte Mutter allerdings Jennifer aus ihrem Amt drängt, holt diese zum Gegenschlag aus.
Das Buch liest sich flott und ist stellenweise auch ganz lustig. Allerdings störten mich die klischeehaften Personen und die oberflächlichen Dialoge zunehmend. Auch Jennifer selbst mit ihrem recht teenagerhaften Verhalten wird mit der Zeit anstrengend und nervig. Da sie den ganzen Tag neben ihrem Elternsprecherjob nichts anderes zu tun hat, als sich mit einem Privattrainer für einen Schlammlauf fit zu machen, bleibt ihr genügend Zeit für ihren sms-Flirt mit Don, diversen Caffè lattes mit anderen Müttern und entsprechenden Gesprächen. Der fünfjährige Sohn Max spielt eher eine Nebenrolle. Dafür wird Jens Leben in breiter Ausführlichkeit dargestellt, was, mit Ausnahme von ein paar lustigen Situationen, immer langweiliger wurde. Für mich war dieser Roman eher eine Enttäuschung.

Bewertung vom 30.07.2018
Ein unvergänglicher Sommer
Allende, Isabel

Ein unvergänglicher Sommer


sehr gut

Ausschweifende Erzählkunst

Isabel Allende ist ein Garant für humorvolle, kluge und mitreißende Unterhaltung.
In ,,Ein unvergänglicher Sommer“ stellt sie drei Personen in den Mittelpunkt, deren Leben sich zufällig kreuzt und dadurch eine unvorhergesehen Wendung nimmt.
Die Handlung beginnt, ganz anders als es der Titel vermuten lässt, mitten im Winter, in Brooklyn während eines Schneesturms, der eigentlich alle zuhause bleiben lässt. Doch Richard Bowmaster, eigenbrötlerischer Professor an der New York University, muss seinen vergifteten Kater zum Tierarzt fahren. Dabei rutscht er auf den eisglatten Straßen in ein anderes Fahrzeug. Dessen Fahrerin steht kurz darauf völlig aufgelöst vor seiner Tür, denn im Kofferraum des Fahrzeugs befindet sich eine Leiche. Die Fahrerin, Evelyn Ortega, ein guatemaltekisches Kindermädchen, traut sich aber nicht zur Polizei, da sie sich illegal in den USA aufhält. Außerdem hat sich panische Angst vor ihrem Arbeitgeber, der offenbar gewalttätig und sehr gefährlich ist. Richard, heillos überfordert mit der Situation, ruft seine chilenische Untermieterin Lucia zu Hilfe. Diese ist wie Richard Anfang 60, anders als er ist sie aber pragmatisch, zupackend und lebensfroh. Sie entscheidet, dass die Leiche und das Unfallauto verschwinden müssen. Mitten im Schneesturm machen sich die drei ungleichen Gefährten auf eine abenteuerliche Reise.
Die einzelnen Kapitel rücken zu Beginn je eine Figur in den Fokus. So erfährt man nach und nach nicht nur die Handlung aus unterschiedlichen Perspektiven, sondern auch das vergangene Leben der einzelnen Figuren. Isabel Allende verwebt dabei geschickt die Geschichte Guatemalas, Chiles, Brasiliens und der USA mit dem jeweiligen Schicksal ihrer Figuren. Auch wenn dabei viel Grausames und Trauriges zur Sprache kommt, schafft es die Autorin dennoch, Hoffnung, Lebensfreude und Herzenswärme zu vermitteln.
Ein berührender Roman für Leser, die ausschweifendes Erzählen lieben.

Bewertung vom 27.07.2018
Opfer
Lemaître, Pierre

Opfer


ausgezeichnet

Sehr eigenwillig

Eigenwillig ist in diesem Krimi nicht nur das Opfer, Anne Forestier, die sich leider zur falschen Zeit am falschen Ort befindet. Bei einem Raubüberfall auf ein Juweliergeschäft sieht sie zufällig die Täter, kurz bevor diese ihre Masken überstreifen. Da sie die Täter also identifizieren könnte, wird sie brutal zusammengeschlagen, doch sie überlebt.
Nun ist Anne Forestier zufällig die Freundin des Kommissars Camille Verhoeven, Chef der Pariser Mordkommission, allerdings weiß fast niemand von dieser Liaison. Er muss ohnmächtig auf den Bildern der Überwachungskameras mitansehen, wie Anne auf extreme Weise misshandelt wird. Er setzt nun alles daran, den Fall zu übernehmen, obwohl dies ja nun gar nicht in seinen Aufgabenbereich fällt. Dazu verstrickt er sich mehr und mehr in Halbwahrheiten und Lügen, um die Täter zu finden. Als klar wird, dass Anne Forestier auch im Krankenhaus, trotz Bewachung, nicht sicher ist, zieht Verhoeven alle Register.
Anne Forestiers Verhalten kann man zunächst schlecht einordnen, ihre Reaktionen und ihre Art, mit Camille umzugehen, sind oft nicht ganz nachvollziehbar. Ebenso eigenwillig ist Camille Verhoeven, nur 1,45 m groß, aber von einer ganz besonderen Autorität. Nach dem Mord an seiner Frau Irène hat ihn die Welt, und besonders die Frauenwelt, nicht mehr interessiert, bis er auf Anne getroffen ist.
Sehr eigenwillig und gewöhnungsbedürftig ist auch der Stil des französischen Autors. Die Unverbundenheit vieler Sätze zwingt den Leser, selbst logische Schlüsse zu ziehen. Einzelne Szenen, die aus der Sicht des geheimnisvollen Täters in der Ich-Perspektive dargestellt sind, werden in einer teilweise vulgären und menschenverachtenden Sprache und sehr brutal bis ins letzte Detail beschrieben. Das charakterisiert zwar den Drahtzieher sehr gut, ist stellenweise aber schwer erträglich.
Eigenwillig und überraschend ist auch, wie sich die Handlung entwickelt, wie aus Täter Opfer werden und umgekehrt, und wie man als Leser immer stärker verunsichert wird.
,,Opfer“ ist keine unterhaltsame Lektüre für zwischendurch, sondern eher ein etwas sperriger, aber interessanter Krimi.

Bewertung vom 21.07.2018
Ins Dunkel
Harper, Jane

Ins Dunkel


sehr gut

Explosive Gruppendynamik


Im australischen Giralang-Massiv brechen eine Männer- und eine Frauengruppe zu einer mehrtägigen Wandertour auf, ausgerüstet mit Zelt, Kompass und Wanderkarte. Die Wanderung wird als Teambildungsmaßnahme von ihrer Firma Bailey Tennants organisiert.
Während die Männer rechtzeitig und vollzählig von der Wanderung zurückkehren, verspätet sich die Frauengruppe um Stunden. Und statt der ursprünglich fünf kehren nur vier Frauen zurück. Über das Schicksal der verschwundenen Alice Russell wissen die anderen Frauen offenbar nichts.
Für Aaron Falk und seine Kollegin Carmen von der australischen Polizei ist Alice Russells Verschwinden ein größeres Problem. Russell ist ihre Undercover-Informantin in der Firma, gegen die sie seit Jahren wegen des Verdachts der Geldwäsche ermitteln. Hat ihr Verschwinden womöglich damit zu tun, dass sie enttarnt wurde? Immerhin befindet sich in der Frauengruppe neben einfachen Sekretärinnen auch die Vorstandschefin Jill Bailey.
Während sich normale Stadtmenschen an sich schon schwer im australischen Busch orientieren können, kommen in diesem Fall noch die Kälte und das schlechte Wetter, aber auch die Angst vor einem Serientäter, der früher in der Region sein Unwesen trieb, hinzu. Außerdem erfährt man nach und nach, welche Konflikte innerhalb der Gruppe schwelen, die in einer Notsituation zu wahrem Sprengstoff werden. Das Geschehen wird aus den verschiedenen Perspektiven der einzelnen Beteiligten erzählt, was allmählich, Puzzlestück für Puzzlestück, zu einem Gesamtbild zusammenwächst. Die Spannung wird eher subtil gesteigert. Nicht Gewaltszenen oder allzu viel Action, sondern eher die geschickte Verflechtung der Perspektiven, die in immer kürzer werdenden Abständen wechseln, lassen das Buch zu einem Thriller werden. Zwar ahnt man durch den Satz im Klappentext ,,Grausamer als die Natur ist nur der Mensch“ schon, in welche Richtung es gehen wird. Dennoch ist ,,Ins Dunkel“ ein spannender Krimi mit überraschenden Wendungen.

Bewertung vom 09.07.2018
Fake
Rayburn, James

Fake


sehr gut

Lieber Fake-News als langweilige Nachrichten

Welche Rolle Nachrichten in der heutigen Politik spielen und wie sie verändert oder verdreht werden, um die eigenen Ziele zu erreichen, wird in diesem Thriller ernüchternd und schonungslos gezeigt.
Die Amerikanerin Catherine Finch ist vor einigen Jahren als freiwillige Ärztin nach Syrien gekommen. Als sie vom IS gefangen genommen wird, dreht sie Propagandavideos für den IS, gegen Amerika. Damit wird sie in ihrer Heimat berühmt und verhasst, aber sie überlebt und wird für ihre Kidnapper wertvoll. Bei einem Besuch des Chefpropagandisten des Kalifats, Ahmed Assir, werden beide durch einen Drohnenangriff getötet. Damit sind aber die Friedenverhandlungen des amerikanischen Präsidenten in Gefahr, sodass der amerikanische Geheimdienst ein fingiertes Lebenszeichen von Catherine Finch verbreiten lässt.
Die Welt der Geheimdienste und der involvierten Personen ist unübersichtlich und kompliziert. Da jeder nicht nur auf einer Seite spielt, sondern mehreren ,,Herren“ dient und zusätzlich noch sein eigenes Schäfchen ins Trockene bringen will, verliert man fast den Überblick. Keiner der Beteiligten ist ein besonderer Sympathieträger. Im Gegenteil, jeder handelt skrupellos und ist, wie z.B. Richard Finch, der Noch-Ehemann des Opfers, nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Der ehemalige CIA-Führungsoffizier Pete Town, jetzt eigentlich im ,,Ruhestand“, wird für diese Aktion reaktiviert. Mit ihm fühlt man etwas mit, muss er sich doch seiner Vergangenheit stellen und von seinem ruhigen, glücklichen und beschaulichen Eheleben verabschieden. Allerdings hat auch er jahrzehntelang seine Ehefrau belogen. Seine Aufgabe ist es, mit einer Doppelgängerin Catherine Finchs die Lüge ihres Überlebens aufrecht zu erhalten.
Der Thriller ist ziemlich brutal und schonungslos, wirkt dadurch aber auch sehr authentisch. Ein Menschenleben mehr oder weniger spielt für kaum einen der Beteiligten keine Rolle! Also nichts für schwache Nerven.

Bewertung vom 05.07.2018
Der Alphabetmörder / Grall und Wyler Bd.1
Schütz, Lars

Der Alphabetmörder / Grall und Wyler Bd.1


sehr gut

Interessanter Ermittler

Jan Grall ist ein besonderer Fallanalytiker beim LKA. Er leidet an Hypersensibilität, was ihn im Alltag des öfteren verzweifeln lässt, ihm bei schwierigen Fällen dafür aber besonders zugute kommt.
Als er mit seiner Kollegin, der Schweizerin Rabea Wyler, zu einem Fall in seine alte Heimat im Westerwald gerufen wird, muss er sich notgedrungen seiner Vergangenheit stellen. Seit Jahren verdrängt er die Schuld, die er am Tod seines Bruders trägt. Doch erfährt man nach und nach, dass der Bruder, der für Jan früher ein großes Vorbild war, in üble Machenschaften verwickelt war, was Jan bis heute nicht verarbeitet hat.
Der Fall, zu dem Jan und Rabea gerufen werden, ist spektakulär. In einem Wildgehege wird ein Mann mit zertrümmertem Schädel gefunden, in seine Brust wurde ein großes A eintätowiert. Bald folgen die Opfer B und C und ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Und Jan Grall ahnt bald, dass der Täter es eigentlich auf ihn abgesehen hat.
Grall und seine Kollegen geben ein interessantes Ermittlerteam mit charakterstarken Typen ab. Durch die erbarmungslose Aufeinanderfolge der Buchstaben und die Perspektive einer gefangen gehaltenen Frau wird die Spannung hochgetrieben.
Allerdings finde ich die Auflösung am Ende zu konstruiert und etwas enttäuschend. Etwas schade, da man Jan Grall mehr zutrauen würde.
Vielleicht darf er ja in einem nächsten Band besser ermitteln.

Bewertung vom 05.07.2018
Der englische Liebhaber
de Cesco, Federica

Der englische Liebhaber


sehr gut

Opfer ihrer Zeit

Nach einer wahren Begebenheit in ihrer eigenen Familie erzählt Federica de Cesco eine schöne, unendlich tragische Liebesgeschichte.
Als die junge Deutsche Anna Henke kurz nach dem 2. Weltkrieg den britischen Besatzungsoffizier Jeremy Fraser kennenlernt, ahnt sie schon, dass er ihr Leben verändern wird. Trotz aller Widrigkeiten gehen die beiden eine Liebesbeziehung ein, die sogar soweit führt, dass Jeremy den Dienst quittieren und sich in Deutschland niederlassen will. Als Anna merkt, dass sie schwanger ist, verschwindet Jeremy spurlos und die englischen Behörden verweigern jede Auskunft. Ihre Briefe an Jeremy werden alle unbeantwortet zurückgesendet. Anna entscheidet sich entgegen jeder Vernunft für das Kind, das sie Charlotte, nach Jeremy Mutter nennt. Charlotte muss sich als uneheliches Kind einer allein erziehenden Mutter, die aufgrund ihrer Arbeit wenig Zeit für sie hat, sehr viel gefallen lassen und lernt, sich durchzuschlagen.
Jahrzehnte später findet Charlotte im Nachlass ihrer inzwischen verstorbenen Mutter Briefe und Tonbandaufnahmen, die von der großen Liebe zwischen Anna und Jeremy erzählen.
Der Roman berührt, gerade auch dadurch, dass eine wahre Geschichte erzählt wird. Die schicksalhafte Liebe zwischen zwei Menschen, die nicht zusammenkommen können, ist zutiefst traurig. Man erahnt, wie Menschen unter den Gegebenheiten ihrer Zeit leiden und welche Blessuren sie dadurch ein Leben lang ertragen müssen.
Allerdings weist die Geschichte auch einige Längen auf und die Dialoge wirken stellenweise auf mich etwas zu gestelzt und künstlich.
Dennoch ist ,,Der englische Liebhaber“ ein sehr interessantes und lesenwertes Buch.

Bewertung vom 17.06.2018
Der einsame Bote / Kommissar Tommy Bergmann Bd.3
Sveen, Gard

Der einsame Bote / Kommissar Tommy Bergmann Bd.3


sehr gut

Nur für Kenner der Reihe

Um diesen dritten Band um den norwegischen Kommissar Tommy Bergmann richtig erfassen zu können, sollte man unbedingt den Vorgänger ,,Teufelskälte“ gelesen haben. Ansonsten tut man sich schwer, Tommy Bergmanns Verhalten, seine Alleingänge, aber auch seine Erinnerungen einzuordnen.
Schon in den vorherigen Bänden war Tommy Bergmann bei seinen Kollegen nicht gerade beliebt. Außer seiner Kollegin Susanne Bech kam niemand mit ihm und seiner düsteren Stimmung zurecht. Seit Monaten sucht Bergmann die 13-jährige Amanda, von der es bis heute keine Spur gibt. Der Mörder wurde angeblich beerdigt und der Fall für abgeschlossen erklärt. Doch Tommy Bergmann zweifelt daran, dass der wahre Täter gefasst wurde. Er verbeißt sich weiter in den alten Fall und ihm droht sogar die Suspendierung. Als er auf Postkarten mit geheimnisvollen Nachrichten aus Litauen stößt, lässt er sich krank schreiben und ermittelt auf eigene Faust. Dabei stößt er auf eine merkwürdige Sekte, die glaubt, dass ein Mörder erlöst werden kann, wenn ein junges Mädchen geboren im Sternzeichen des Widders verstümmelt wird.
Düstere Spannung ist garantiert, allerdings ist der Fall komplex und Tommy Bergmann auch für den Leser nicht unbedingt ein Sympathieträger. Man würde ihm zwar etwas mehr Lebensfreude und Kontakte gönnen, allerdings weist das Ende nicht gerade auf eine positive Fortsetzung hin. Lesenwert, aber nur für Kenner der Reihe.

Bewertung vom 17.06.2018
Sommernachtstod
Motte, Anders de la

Sommernachtstod


ausgezeichnet

Überraschende Wendungen

Als der vierjährige Billy Nilsson aus dem elterlichen Garten spurlos verschwindet und auch die Polizei trotz mehrtägiger Suche keine Spur von ihm findet, zerbricht die Familie an dem Verlust. Die Mutter nimmt sich später das Leben, die älteren Geschwister Vera und Mattias haben nur noch wenig Kontakt. Vera ist inzwischen Therapeutin und kehrt nach Jahren in den kleinen schwedischen Ort zurück. Ein Patient hat ihr eine merkwürdige Geschichte erzählt und sie vermutet, dass Billy vielleicht noch lebt. Doch im Dorf stößt sie auf hartnäckiges Schweigen, selbst ihr Vater und ihr Bruder Mattias, die immer noch im Ort leben, wollen nichts von dieser Sache wissen. Je mehr Vera in der Vergangenheit stöbert, desto mehr merkwürdige Dinge passieren und ihr Leben ist in Gefahr.
Der Krimi baut zunächst langsam Spannung auf. Man lernt Vera, die sich inzwischen Veronica nennt, bei ihrem Job als Therapeutin kennen und merkt, dass sie nach einem Zusammenbruch erst allmählich wieder auf die Beine kommt. Dazu muss sie sich auch bei ihrem Kollegen beweisen und sein Vertrauen erkämpfen, was ihr aber nur schwer gelingt. So hat man auch als Leser bald den Eindruck, dass mit Vera etwas nicht stimmt und man ihrer Sichtweise nicht unbedingt vertrauen darf. Die Spannung steigt, als Vera in ihr Heimatdorf zurückkehrt und sich zeigt, dass kaum jemand das ist, wofür er sich ausgibt.
Ein teils gruseliges Lesevergnügen mit einigen überraschenden Wendungen.