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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Curin
Wohnort: 
Bielefeld

Bewertungen

Insgesamt 346 Bewertungen
Bewertung vom 14.08.2018
Weit weg von Verona
Gardam, Jane

Weit weg von Verona


ausgezeichnet

Jessica ist ein 13-jähriges Mädchen, welches in einem kleinen englischen Badeort zur Zeit des 2.Weltkriegs aufwächst. Aufgrund ihrer etwas direkten Art wird sie von den Lehrern oft als aufmüpfig wahrgenommen und dementsprechend häufig getadelt. Auch hat sie nur wenige Freunde, aber ein großes Ziel: Sie möchte schreiben und Schriftstellerin werden... .
Jane Gardam hat hier mit ,,Weit weg von Verona" eine ganz besondere Geschichte geschrieben, in der man nicht nur durch die Augen einer jungen Heranwachsenden viel über die das Leben der englischen Bevölkerung im Krieg erfährt, sondern auch gleichzeitig eine unterhaltsamen Handlung geliefert bekommt.
Die Protagonistin Jessica hat mir richtig gut gefallen. Sie gehört zu den Menschen, die ehrlich sagen, was sie denken und dabei oft bei anderen anecken. Ihr geht es nicht darum, andere zu beeindrucken und im Mittelpunkt zu stehen. Auf ihre Mitschüler und ihre Lehrerinnen wirkt sie mit ihrer unangepassten Art etwas verrückt und gerät so immer wieder in unangenehme Situationen. Das interessante bei ihr ist allerdings, dass sie eigentlich gar nicht so sein will, aber scheinbar nicht anders kann.
Besonders spannend wird die Geschichte, als Jessica bei einer ihr sehr unangenehmen Feier auf Christian trifft, der aus einer reichen Familie stammt. Zunächst scheint er sich brennend für die Armen in der Gesellschaft einsetzen zu wollen, ohne sich selbst jedoch ein eignes Bild von den Leuten und deren Situation gemacht zu haben.
Jane Gardam schreibt wunderbar anschaulich und schafft es durch kleine Details immer wieder zu zeigen, wie das Leben im Krieg aussieht. So beschreibt sie beispielsweise, wie Jessica immer eine Gasmaske bei sich tragen muss, um auf einen eventuellen Angriff vorbereitet zu sein.
Dieses Hörbuch liest Vanesssa Loibl, die mit ihrer Stimme der Figur Jessica wirklich Leben eingehaucht hat. Sie klingt genauso patzig, aber auch sehr direkt und unbedarft, wie man sich das junge Mädchen vorstellt. Auch die anderen Personen, die in der Geschichte vorkommen wie die Lehrerinnen oder Jessicas Mutter, werden richtig gut gesprochen. Besonders in Erinnerung bleibt mir allerdings der kleine nörgelige Bruder, bei dessen kindlichen Quengeleien ich immer schmunzeln musste.
Insgesamt ist ,,Weit weg von Verona" ein wunderbares und unterhaltsames Hörbuch, welches mir sehr gut gefallen hat. Gerne empfehle ich es hier weiter.

Bewertung vom 11.08.2018
Was Alice wusste
Cotterell, T. A.

Was Alice wusste


gut

Als nach einer Party eine Frau tot in ihrer Wohnung aufgefunden wird, geht die Polizei von einem Mordverbrechen aus und hat bald den Arzt Edward Sheahan unter Verdacht. Dieser führt mit seiner Frau Alice eigentlich ein idyllisches Leben, aber ist in der besagten Nacht nicht nach Hause gekommen. Alice glaubt zunächst an die Unschuld ihres Mannes, doch dann kommt sie ihm auf die Schliche und steht vor der schwierigen Frage, was sie nun tun soll... .
Auf dieses Buch war ich aufgrund des Klappentextes sehr neugierig geworden und habe mir einen spannenden Pychothriller mit vielen unvorhersehbaren Wendungen erhofft. Leider ist die Geschichte größtenteils ziemlich langatmig und zwischendurch habe ich beim lesen das Buch immer wieder zur Seite gelegt, weil es mich nicht richtig packen konnte.
Das besondere an dieser Handlung ist eigentlich die Tatsache, dass Alice schon relativ früh weiß, dass der Verdacht gegen ihren Mann nicht unbegründet ist. Sie gerät so in ein moralisches Dilemma, weil sie einerseits nicht ihre Familie zerstören und Edward ins Gefängnis bringen will, aber andererseits auch nicht mit einer lebenslangen Lüge leben kann.
Im Buch lernt man Alice als engagierte Portraitmalerin kennen, die einen Menschen erst genau studiert und beobachtet, bevor sie mit dem Zeichnen beginnt. Man merkt sofort, dass sie eine sehr aufmerksame Protagonistin ist, die auch schnell Widersprüche erkennt und so auch ihren Mann durchschaut. Dennoch konnte ich mich mit ihr nicht anfreunden und fand sie auch nur wenig sympatisch. Sie blieb einfach die ganze Handlung ziemlich farblos und vieles von dem, was sie tat, war für mich auch nicht ganz nachvollziehbar.
Der Autor T. A. Cotterell schreibt recht passabel, aber verliert sich zu sehr in Details und bestimmten Szenen. So wird zum Beispiel stundenlang beschrieben, wie Alice jemanden malt und worauf sie dabei achtet. Dabei gerät die eigentliche Handlung ins Stocken und kommt überhaupt nicht vorwärts. Auch hat der Autor kaum überraschende Wendungen eingebaut und konnte mich auch nicht mit dem Ende überzeugen, was sehr schade ist.
Insgesamt ist ,,Was Alice wusste" für mich ein langatmiger Roman und kein richtiger Thriller. Da mir die Spannung fast gänzlich gefehlt hat, empfehle ich das Buch hier nur bedingt weiter.

Bewertung vom 02.08.2018
Kleinhirn an alle
Waalkes, Otto

Kleinhirn an alle


sehr gut

Als einer der bekanntesten Komiker Deutschlands ist Otto Waalkes wohl jedem ein Begriff. Auf diesem Hörbuch erzählt er nicht nur aus seiner Kindheit und von den Anfängen seiner Karriere, sondern auch von Pleiten, Pech und Pannen und vielen schönen Erlebnissen auf der Bühne.
Obwohl seine Biographie auch als Buch erschienen ist, habe ich mich für das Hörbuch entschieden, weil Otto es selbst eingesprochen hat. So erfährt man ganz gemütlich beim zuhören, wie er aufgewachsen ist und was ihn schon früh geprägt hat. Dabei erlebt man als Hörer einige Überraschungen und erfährt zum Beispiel, dass er eine baptistische Mutter hatte und schon früh gerne Blödsinn und Witze gemacht hat.
Besonders hat mir gefallen, dass seine Biographie gar nicht wie eine solche klingt, sondern eher wie eines seiner vielen Bühnenprogramme. Nur an wenigen Stellen im Buch, wo er zum Beispiel von der Entstehung des Films ,,7 Zwerge" erzählt, wurde mir ein bisschen langweilig.
Ansonsten erzählt Otto unterhaltsam mit viel Witz, aber ganz geschickt lenkt er von vielen Dingen ab und gibt nicht alles aus seinem Leben preis. Erstaunlich offen spricht er aber über seine erste Ehefrau und erklärt, warum diese Beziehung gescheitert ist.
Mir hat auch gefallen, dass Otto keineswegs mit Erfolgen, die er auf jeden Fall vorzuweisen hat, prahlt, sondern immer wieder erwähnt, dass er sich seinen Aufstiegt kaum selbst erklären kann.
Als Ergänzung zum Hörbuch gibt es in der CD-Hülle ein kleines Booklet, in dem man einige Fotos findet und sich so ein besseres Bild von Otto und seiner Familie machen kann.
Insgesamt ist ,,Kleinhirn an alle" ein tolles und unterhaltsames Hörbuch für alle Ottofans. Auch wenn ich nicht alle seine Witze, besonders die über den christlichen Glauben überhaupt nicht gut finde, habe ich beim zuhören viel gelacht und empfehle diese Cd gerne weiter.

Bewertung vom 31.07.2018
Der Schmetterlingsjunge / Nils Trojan Bd.7
Bentow, Max

Der Schmetterlingsjunge / Nils Trojan Bd.7


sehr gut

Nils Trojan und seine Kollegen sind entsetzt, als sie es mit dem sogenannten ,,Bodypainter" zu tun bekommen, der auf den nackten Rücken seiner Opfer groteske bunte Schmetterlinge malt. Während der Ermittlungen kommt er dem Team immer wieder gefährlich nah, doch sein Motiv bleibt lange im Unklaren... .
Dies ist bereits der siebte Thriller, der sich um den Berliner Komissar Nils Trojan dreht. Dabei muss man nicht die ganze Reihe gelesen haben, sondern kann aus meiner Sicht auch gut mit dem ,,Schmetterlingsjungen" anfangen.
Max Bentow hat es auch dieses Mal geschafft, eine glaubhafte und sehr erschreckende Handlung zu entwerfen, in der gleichermaßen Nils Privatleben, der Fall an sich und auch die Leben der Opfer des Killers eine tragende Rolle spielen. Mir hat auch gefallen, dass es einige Seiten gibt, in denen der Täter aus seiner Vergangenheit erzählt und somit auch sein Motiv nach und nach deutlich wird. Jedoch konnte ich dadurch auch relativ schnell erkennen, wer der Mörder ist, was natürlich einen Teil der Spannung schon vorweg genommen hat.
Nils Trojan beweist auch in diesem Psychothriller, dass er einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hat und es ihm sehr wichtig ist, dass jeder Täter, egal wer es ist, seine Strafe bekommt. Den Täter verfolgt er ohne Kompromisse und ohne Rücksicht auf seine Gesundheit und sein Schlafbedürfnis. Bei ihm mag ich besonders, dass er nicht der perfekte Ermittler ist, der sofort durch wenige Hinweise den Mörder schnappt. Stattdessen hat auch er seine Ecken und Kanten, macht Fehler und erkennt auch nicht immer sofort die bewusst falsch gelegten Spuren des ,,Bodypainters". Genau das macht ihn als Figur so glaubwürdig und auch authentisch.
Vom Schreibstil her lässt sich das Buch gut und auch einfach lesen. Spannung wird von Anfang an erzeugt und kann auch fast durchgängig gehalten werden. Der Fall selbst ist schon etwas gruselig, gerade weil man als Leser oft mit dabei ist, wenn der ,,Bodypainter" seine Tat vorbereitet und begeht. Jedoch wird im Buch gut begründet, warum er bestimmte Dinge tut und was ihn bei seinen Morden antreibt.
Insgesamt ist ,,Der Schmetterlingsjunge" ein gleichsam unterhaltsamer, aber auch erschreckender Thriller, der mir gut gefallen hat. Gerne empfehle ich das Buch hier weiter.

Bewertung vom 24.07.2018
Wo mein Herz dich findet
Taylor, Kathryn

Wo mein Herz dich findet


ausgezeichnet

Als Cara nach einer Autopanne in einer einsamen Gegend nach Hilfe sucht, stößt sie in einer alten Hütte auf Liam, der dort alleine und zurück gezogen lebt. Er ist gar nicht begeistert von der jungen Frau, die nichts von seinem düsteren Geheimnis ahnt, welches auch etwas mit ihrer Familie zu tun hat. Gleichzeitig planen ihr Bruder Patrick und seine Verlobte Jessica ihre Hochzeit, als seine Jugendliebe Amy im Familienhotel auftaucht... .
Für mich war dies das erste Buch von Kathrin Taylor und nach dem ansprechenden Klappentext war ich sehr neugierig auf die Geschichte. Mir hat gleich sehr gefallen, dass die Autorin hier viele Elemente miteinander verbindet, die ich sehr mag. So gibt es neben einer Familiengeschichte auch viel Spannung und eine Portion Liebe.
Die Protagonistin Cara ist eine junge und sehr positiv eingestellte junge Frau, die sich auch nicht von der ruppigen und verschlossenen Art von Liam abschrecken lässt. Man merkt bei ihr sofort, dass andere Menschen ihr sehr wichtig sind und dass sie für die, die sie liebt auch durchs Feuer geht. Später in der Geschichte sieht man noch, wie gerne sie es ihrer Familie in allen Belangen recht machen möchte, weshalb sie auch ein Jurastudium angefangen hat.
Liam kommt am Anfang noch sehr abweisend rüber und war mir nicht gleich sympatisch. Man ahnt zwar, dass unter der rauhen Schale noch etwas anderes vorhanden ist, doch es ist schlimm zu sehen, wie verbittert und verzweifelt er ist.
Neben der Geschichte von Cara und Liam gibt es noch einen wunderbaren Nebenstrang, der sich um ihren Bruder Patrick dreht. Dieser trifft nach Jahren wieder auf Amy, in die er damals verliebt war, aber die ihn abrupt verlassen hat.
Kathrin Taylor hat hier eine wunderbare Handlung entworfen, die weder kitschig noch langweilig ist. Stattdessen zeigt sie, was voreilige Beschuldigungen im Leben eines Menschen anrichten können und das nicht immer alles so ist, wie es hingestellt wird.
Die Sprecherin des Hörbuchs ist Marie Bierstedt, die eine sehr angenehme Stimme hat, der man auch gut zuhören kann. Sie betont gut und schafft es, auch die richtig spannenden Stellen auch mit der nötigen Power und den passenden Emotionen wiederzugeben.
Insgesamt ist ,,Wo mein Herz dich findet" ein wunderbares Hörbuch, welches mich gut unterhalten hat. Gerne empfehle ich es hier weiter.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 24.07.2018
Der Sprengmeister
Mankell, Henning

Der Sprengmeister


gut

Juni 1911: Oskar Johannson arbeitet als Sprengmeister und trägt bei einem schweren Arbeitsunfall mehrere Verletzungen davon. Von seiner ersten Liebe wird er sitzen gelassen und heiratet stattdessen Elvira, die ihm treu zur Seite steht und auch seine sozialistische Gesinnung teilt. Im Alter erwirbt Oskar ein altes Saunahäuschen, in dem er seinen Ruhestand verbringt... .
Tatsächlich ist dieser Roman das Debüt von Henning Mankell, welches allerdings erst jetzt in die deutsche Sprache übersetzt worden ist. Genau deshalb war dieses Buch für mich interessant und ich war neugierig darauf, doch meine Erwartungen an die Handlung wurden nicht ganz erfüllt.
Teilweise habe ich sie als in die Länge gezogen und sogar als langweilig empfunden und konnte mich bis zum Schluss nicht richtig einlesen.
Das Leben des Protagonisten Oskar wird durch einen Ich-Erzähler geschildert, der selbst im Hintergrund bleibt und dessen Rolle mir nicht ganz klar war. Er verbringt viel Zeit mit dem mittlerweile gealterten Mann in dessen Saunahäuschen und gibt seine Geschichten recht unsortiert und auch nicht chronologisch wieder. So entstehen viele Zeitsprünge, so dass ich der Handlung oft nicht ganz folgen konnte.
Oskar selbst ist eine beeindruckende Figur, die selbst nach einem schweren Unfall wieder in seinem Beruf als Sprengmeister arbeitet und weiterhin für die sorgt, die ihm wichtig sind. An ihm sieht man jedoch, wie sich soziale Ungerechtigkeit auf die Arbeiterschicht auswirkt und das selbst politisches Engagement damals kaum etwas verändert hat.
Generell merkt man bei dem Buch, dass damals Mankells Art zu schreiben noch nicht ganz ausgreift gewesen ist. Der Text lässt sich zwar flüssig lesen, aber hat aus meiner Sicht nur wenig mit seinen anderen herausragenden Romanen gemein. Daher denke ich, dass dieses Buch eher etwas für echte Mankell-Fans ist.
Insgesamt konnte mich ,,Der Sprengmeister" leider nicht ganz überzeugen, aber es ist natürlich interessant, mal den ersten Mankell zu lesen.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.07.2018
Das Anwesen
Camden, Elizabeth

Das Anwesen


sehr gut

Elizabeth Camden hat hier einen wunderbaren historischen Roman geschrieben, in dem auch der christliche Glaube eine große Rolle spielt. Für mich war es das erste Buch der Autorin und ich habe etwas gebraucht, um überhaupt richtig in die Handlung hineinzufinden. Anfangs weckte das Buch nicht so richtig mein Interesse, doch umso weiter ich gelesen habe, umso mehr hat es mir gefallen.
Die Protagonistin der Geschichte ist Sophie van Rijn, eine junge Frau, die zwar schon viele Enttäuschungen hinnehmen musste, aber sich dennoch eine liebenswerte und angenehme Art gegenüber ihren Mitmenschen bewahrt hat. Im Buch wird sehr deutlich hervorgehoben, dass sie ihre Kraft nicht aus sich selbst schöpft, sondern aus ihrem christlichen Glauben, welcher ihr viel Halt im Leben gibt. Ansonsten ist sie nicht nur eine ausgezeichnete Köchin, sondern hat auch sehr viel Interesse an technischen Vorgängen und bewirtschaftet selbstständig die Wetterstation auf Dierenpark. So ist sie eine sehr fortschrittlich denkende Frau für ihre Zeit, die für ihre Anliegen kämpft. Manchmal fand ich allerdings, dass sie an einigen Stellen zu übertrieben fröhlich und somit auch etwas unrealistisch wirkt.
Quentin Vandermark kam am Anfang der Handlung sehr kühl und auch recht verbittert rüber. Man merkte zwar immer, dass er für seinen Sohn Pieter immer nur das beste will, aber dennoch wirkte er ziemlich unbeholfen im Umgang mit dem Jungen. Sophie lässt sich allerdings von seiner abweisenden Art nicht abschrecken.
Die Figuren fand ich allesamt zwar authentisch, aber in manchen Situationen lässt die Autorin ihre Eigenschaften zu stark hervortreten, so dass Sophie nur noch fröhlich, Quentin nur verbittert und Pieter nur ängstlich und bockig wirkt.
Vom Schreibstil her, lässt sich das Buch gut und einfach lesen. Es ist unterhaltsam, aber ich hätte mich über ein paar mehr Details zu dem alten Anwesen gefreut. So hatte ich oft Probleme, mir Dierenpark richtig vorzustellen.
Was mir sehr gut gefallen hat, ist die Darstellung des christlichen Glaubens in dem Roman. Es wird sehr deutlich, dass es keineswegs naiv und dumm ist, an Gott zu glauben. Stattdessen sieht man an Sophie, wie Jesus auch in schweren Zeiten trägt und den Menschen bewahrt, zu verbittern, wenn man sich von ihm verändern lässt.
Insgesamt ist ,,Das Anwesen" ein toller und unterhaltsamer Roman, den ich hier gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 14.07.2018
Ein kleines Wunder würde reichen
Joelson, Penny

Ein kleines Wunder würde reichen


ausgezeichnet

Jemma ist ein junges und intelligentes Mädchen, welches in einer Adoptivfamilie aufwächst. Aufgrund einer vollständigen Lähmung ist sie von der Hilfe anderer abhängig und kann sich auch nicht verständigen. Als in der Nachbarschaft ein Mord geschieht, gesteht der Täter ihr gegenüber seine Tat, weil er genau weiß, dass Jemma ihn nicht verraten kann... .
Penny Joelson hat hier einen sehr beeindruckenden Jugenroman geschrieben, der mich von Anfang an sehr bewegt und auch sehr betroffen gemacht hat. Es wird während der ganzen Handlung sehr deutlich, wie der Alltag von Jemma aussieht und mit welchen Problemen körperlicher, aber auch zwischenmenschlicher Art sie zu kämpfen hat.
Mir hat sehr gefallen, dass die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Jemma geschildert wird. Man merkt sofort, wie gerne sie mit anderen sprechen und sich mitteilen würde und wie oft sie Dinge aushalten und ertragen muss, weil sie nicht kommunizieren kann. Trotzdem ist sie nicht verbittert, trägt viel Hoffnung in sich und hat einen wachen Verstand. Mich hat Jemma unglaublich beeindruckt und an ihr als Figur sieht man sehr deutlich, dass man körperlich behinderte Menschen oft unterschätzt.
Erwähnen möchte ich auch Jemmas Adoptiveltern, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Kinder mit Behinderungen bei sich aufzunehmen und ihnen ein liebevolles Zuhause zu schaffen. Ich finde es sehr bewundernswert, wenn Menschen sich bewusst dafür entscheiden, sich um ,,schwierige" Kinder zu kümmern. Allerdings hätte ich gerne noch mehr über die Motivation der Eltern erfahren.
Die Handlung selbst ist sehr spannend und ich habe die ganze Zeit mit Jemma mit gebangt und für sie gehofft, dass es für sie noch einen Weg gibt, den Mörder zu entlarven.
Penny Joelson hat einen einfachen und gut lesbaren Schreibstil und schafft es auf eine sehr authentische Weise wiederzugeben, wie Jemmas Alltag mit der Zerebralparese aussieht und vor allem, was in ihr vorgeht. Es sind besonders die vielen Details und die Art und Weise, wie Menschen mit ihr umgehen und sie zum Teil unfassbar heftig beleidigen, die mich sehr betroffen gemacht und entsetzt haben.
Mich persönlich hat die Geschichte von Jemma so nachdenklich gemacht, dass sie mich auch nach dem Lesen noch beschäftigt. Bei ihr sieht man, wie schnell Menschen ausgehend vom körperlichen Zustand eines anderen auch auf dessen geistige Gesundheit schließen und ihn auch dementsprechend kindlich und entwürdigend behandeln. Ich denke, dass Buch vermittelt daher eindringlich, wie sehr Behinderte dadurch verletzt werden und dass sich da dringend etwas ändern muss.
Insgesamt ist ,,Ein kleines Wunder würde reichen" ein beeindruckendes Buch, welches nicht nur spannend ist, sondern auch eine wichtige Botschaft vermittelt. Gerne empfehle ich diesen Roman hier weiter.

Bewertung vom 10.07.2018
Spinster Girls 01 - Was ist schon normal?
Bourne, Holly

Spinster Girls 01 - Was ist schon normal?


gut

Für ihre Zeit am College hat sich Evie viel vorgenommen. Sie möchte einfach ganz normal sein und vor allem verhindern, dass jemand etwas von ihrer Krankheit mitbekommt. Als sie endlich ein Date hat und in Amber und Lottie zwei tolle Freundinnen findet, mit denen sie den ,,Spinster Club" gründet, scheint ihr Plan aufzugehen... .
Holly Bourne hat hier einen Jugendroman mit starken Mädchen geschrieben, die sich bewusst dafür entscheiden, zusammenzuhalten und Geschlechterklischees kritisch unter die Lupe zu nehmen. Zusätzlich werden auch psychische Krankheiten und Stigmatisierungen, die damit einhergehen, thematisiert.
Erzählt wird die Handlung aus der Sicht von Evie, die an einer Zwangserkrankung und einer Angststörung leidet und in ihrem Genesungstagebuch festhält, was sie auf dem College erreichen will. Ihre Sorgen und ihre Gedanken konnte ich sehr gut nachvollziehen und auch verstehen, warum es ihr so schwer fällt, ihren neuen Freundinnen auch von ihrer Krankheit zu erzählen. Evie ist auf jeden Fall eine außergewöhnliche Protagonistin, die nicht auf den Mund gefallen ist und in bestimmten Situationen eine tolle Reaktion zeigt, die man ihr Anfangs gar nicht zutraut.
Generell wird im Buch sehr anschaulich gezeigt, wie der Alltag mit Schule, Freunden und Partys heute bei vielen Jugendlichen aussieht. Man sieht, dass es noch immer wahnsinnig wichtig ist, möglichst dazuzugehören.
Gut hat mir gefallen, dass die drei Mädels sich gegen gesellschaftliche Rollenbilder stellen wollen und den Jungs klar machen, dass sie nicht so leicht zu haben sind. Leider rutschen sie dabei manchmal in einen ziemlich radikalen Feminismus ab, so mein Eindruck.
Vom Schreibstil her ist es der Autorin Holly Bourne wirklich gut gelungen, ihren Text so klingen zu lassen, als hätte ein 16-jähriges Mädchen alles verfasst. Die einzelnen Situationen konnte ich mir sehr gut vorstellen, weil alles bildlich beschrieben wird.
Insgesamt ist ,,Spinster Girls" ein guter Auftakt zu einer Buchreihe, der leider bei mir einen bitteren Beigeschmack hinterlässt.

Bewertung vom 30.06.2018
Hyde
Wagner, Antje

Hyde


weniger gut

Katrina ist ein junge Tischerlin auf Walz und deshalb ständig auf der Suche nach Arbeitgebern, die ihr für handwerkliche Tätigkeiten Unterschlupf gewähren. So landet sie auch im abgelegenen und etwas unheimlichen,,Haus Waldkauz", welches sonst von den Ortsansässigen strikt gemieden wird... .
Mit ,,Hyde" hat die Autorin Antje Wagner eine eigentlich vielversprechende Handlung entworfen, die leider viele Elemente wie Wahrsagerei enthält, die mir gar nicht gefallen haben. Auch das Ende fand ich merkwürdig und unlogisch und war so letztendlich sehr enttäuscht von dem Buch, von dem ich eigentlich viel erwartet habe.
Im Mittelpunkt der Handlung steht stets Katrina, eine junge 18-jährige Frau, die in ihrem Leben schon viel erlebt und auch durchgemacht hat. Man erfährt immer nur Stückweise Dinge aus ihrer Kindheit, die sie mit ihrer Zwillingsschwester Zoe und ihrem Vater in einem Haus namens ,,Hyde" im Wald verbracht hat. Durch diese Vergangenheit ist Katrina zu einer bemerkenswerten Persönlichkeit herangereift und hat eine besondere Beziehung zur Natur und zu natürlichen Produkten wie Kräutern usw. entwickelt. Mir war sie so von Anfang an sehr sympatisch.
Sehr geschickt wechselt die Autorin zwischen Vergangenheit und Gegenwart von Katrina und lässt sie ihre Erlebnisse stets in der Ich-Perspektive schildern. Auch vom Schreibstil her ist das Buch angenehm zu lesen und auch gut verständlich.
Was mir allerdings überhaupt nicht gefallen hat, ist die unreflektierte Darstellung der Wahrsagerin Josefine, auf die Katrina recht früh zu Beginn der Handlung trifft. Mich hat unheimlich gestört, dass sie und ihre Tätigkeiten überhaupt nicht kritisiert und in Frage gestellt werden, sondern einfach nur positiv besetzt sind. In einem Jugendbuch aber auch in Erwachsenenliteratur finde ich es wichtig, dass bei solchen Dingen auch die Schattenseiten deutlich herausgestellt werden.
Auch das Ende des Buches hat mich sehr enttäuscht. Ich hatte mir erhofft, dass die unheimlichen Dinge im Haus noch irgendwie logisch und zufriedenstellend aufgelöst werden können, doch das ist aus meiner Sicht überhaupt nicht passiert.
Insgesamt ist ,,Hyde" ein Buch mit einer eigentlich tollen und spannenden Idee, welches mich letztendlich nicht überzeugen konnte. Von meiner Seite gibt es daher keine Leseempfehlung.

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