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anette1809 - katzemitbuch.de
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Sulzheim
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Mein Blog: https://katzemitbuch.de/

Bewertungen

Insgesamt 1011 Bewertungen
Bewertung vom 09.10.2019
Der Schatz des Piraten. 2 CDs
Keller, Regina

Der Schatz des Piraten. 2 CDs


sehr gut

Die Hörspiele sind meiner Meinung nach sowohl zum Vertiefen von Sprachkenntnissen, als auch zum Einstieg in eine Sprache geeignet.
Das Lernniveau ist nicht zu schwer angesetzt, es wird jedoch auch für Hörer mit besseren Sprachkenntnissen nicht langweilig, da die Kombination mit dem Hörspiel den eigentlichen Reiz ausmacht. Da die Handlung nicht vorhersehbar ist, hört man immer gebannt zu, auch wenn die Fremdwörter bereits bekannt sind.
Zudem ist es interessant und hilfreich die richtige Aussprache zu hören, denn daran kann es ja selbst hapern, wenn man über einen guten Wortschatz verfügt. Man kann also auch als Erwachsener noch etwas lernen, wenn man diesen Hörspielen mitlauscht.

Für die Schule finde ich die Hörspiele sehr ansprechend, für den privaten Gebrauch sehe ich jedoch ein paar Schwierigkeiten.
Tatsächlich würde ich die Hörspiele zum Lernen Zuhause auf Grund der Traumsequenzen, der Musik und der ständigen Wiederholungen eher für den Abend empfehlen, für ein “traumhaft leichtes Lernen”, wie der Verlag es mit seinem Slogan bewirbt.
Ich kann mir schwer vorstellen, dass sich Kinder tagsüber allein auf die Geschichte in den Hörspielen konzentrieren ohne irgendwann abschalten, weil ihnen gewisse Sequenzen des Hörspiels nicht zusagen.
In der Schule beziehungsweise in einer Gruppe nehmen Kinder so etwas vielleicht eher an.
Auch ist es nicht einfach eine Geschichte zu finden, die tatsächlich allen Kinder im angesprochenen Alter von etwa 8 bis 12 Jahren zusagt.
Was hier allerdings gut umgesetzt ist, sind die Heldinnen und Helden der Geschichten, die Kinder in unterschiedlichen Alterstufen sowie Mädchen und Jungs umfassen, so findet zumindest jeder junge Zuhörer eine Figur, mit der er sich identifizieren kann.
Ein weiterer Anreiz bei den Hörspielen am Ball zu bleiben und nicht nur eine Geschichte anzuhören, ist das Beibehalten der Figuren. Tim besucht sowohl die Black Knights und ist außerdem auf der Suche nach dem Schatz des Piraten.

Dank der fantasievollen Geschichten rückt das Lernen in den Hintergrund, so dass das Erlernen der Fremdsprachen tatsächlich ganz spielerisch von Statten geht.
Als besonderer Clou ist das gesamte Vokabular in einem separaten PDF auf der CD enthalten und kann ausgedruckt werden. So kann man seine Sprachkenntnisse weiter vertiefen, auch ohne das Hörspiel anzuhören.
Bis auf die Musik, die Geschmackssache ist, eine gelungene Alternative zu herkömmlichen Lernmaterialien, die Sprachen erlernen wirklich leicht und dazu noch Spaß macht!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.10.2019
Papas Arme sind ein Boot
Lunde, Stein Erik

Papas Arme sind ein Boot


ausgezeichnet

Mit “Papas Arme sind ein Boot” erzählen Autor und Illustrator eine Geschichte von Verlust und Trauer, in der ein Vater und sein Kind nach dem Tod der Mutter alleine zurückbleiben und sich gegenseitig Halt geben.
Der Tod der Mutter wird nicht näher beleuchtet, auch sind keine Außenstehende oder weitere Familienmitglieder Teil der Geschichte, nur die Oma findet im Text Erwähnung.
Die Texte sind einfach, aber eindringlich, die Bilder fast farblos, aber dennoch beeindruckend, denn Torseter bedient sich einer ganz besonderen Mischtechnik aus Zeichnung und Collage.
Wenn man den Text aufmerksam liest, spürt man die Hilfslosigkeit und die Einsamkeit, die Vater und Sohn gefangen nehmen. Im Haus ist es leise, kein Radio läuft. Die Türen bleiben offen stehen, damit die Träume des Sohnes raus zum Vater können.
Trost und Halt finden die beiden durch Körpernähe, durch Berührungen, durch das füreinander Dasein. Am Ende zieht etwas Hoffnung ins Haus ein, wenn das Wohnzimmer durch das lodernde Feuer im Kamin hell erleuchtet ist und man sieht, dass das Leben auch für Vater und Sohn allein weitergehen wird.

“Wird schon werden”, sagt Papa.
“Sicher?”
“Ganz sicher.”

“Papas Arme sind ein Boot” ist ein Buch – wie eigentlich alle Bücher über Tod, Trauer und Verlust -, das man gemeinsam mit betroffenen Kindern lesen und ansehen, und auf jeden Fall das Gespräch miteinander suchen, sollte.
Genau das zeigt diese Geschichte auch auf, dass Vater und Sohn den Verlust der Mutter nur deshalb verarbeiten und überstehen können, indem sie füreinander da sind.
Der Vater ist für sein Kind da, das Kind kann sich auf seinen Vater verlassen und findet bei ihm nicht nur im übertragenen Sinne Halt. Die beiden spenden sich gegenseitig Wärme und Trost.
Da auf den Tod der Mutter beziehungsweise die Ursache nicht näher eingegangen wird, ist der Einsatz des Buches nicht weiter eingeschränkt, so dass es generell gelesen werden kann bei Verlust von Elternteilen.
Der Begleittext bewegt sich stellenweise auf einer metaphorischen Ebene, die man ausleuchten und diskutieren kann, wenn Kinder in dieser Hinsicht offen sind oder Redebedarf haben, man kann sie meiner Meinung nach aber auch problemlos außen vorlassen und sich im Gespräch auf das Offensichtliche beschränken.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.10.2019
Ich mag keine Bücher. Nie. Niemals. Nie.
Perry, Emma

Ich mag keine Bücher. Nie. Niemals. Nie.


ausgezeichnet

Dieses Buch hat mich direkt angesprochen, da es mich sehr an meine Tochter erinnert hat. Sie hat zwar im Gegensatz zu Marla als Kleinkind und Grundschülerin Bücher nicht komplett abgelehnt, aber von einem Bücherwurm war sie doch sehr weit entfernt. Jedoch gab es auch bei ihr wie bei Marla irgendwann ein Erlebnis, seitdem sie Bücher liebt.

Marla mag keine Bücher. Nie. Niemals Nie. Lesen findet sie nämlich doof! Trotzdem bekommt sie ständig neue Bücher, zum Geburtstag, als Belohnung oder einfach so.
Tatsächlich ist es so, dass sogar Erwachsene, die selbst nicht lesen, immer der Meinung sind, dass Bücher die besten Geschenke für Kinder sind und Kinder auf jeden Fall lesen müssen. Aus eigener Erfahrung, und durch Gespräche mit Bekannten und Freunden, kann ich jedoch sagen, dass Zwang zum Lesen ein vielversprechender Weg ist Kinder auf Dauer von Büchern fern zu halten.
Obwohl sie nicht liest, gebraucht Marla die Bücher dennoch. Allerdings nicht zum Lesen, sondern als Treppe, Rutsche oder Teller bis ihre Bücher endgültig genug von dieser Behandlung haben und anfangen zu rebellieren. In dem Tohuwabohu mit all den Büchern, die Marla um den Kopf schwirren und fliegen, beginnt Marla zu fallen und landet… in einer der bislang ungelesenen Geschichten aus ihren zahlreichen Büchern.
In ihren Büchern erlebt Marla Abenteuer, von denen sie nie zu träumen gewagt hätte, und als sie nach Begegnungen mit einem Detektiv, einer Astronautin und einem Ritter wieder in ihr Zimmer zurückkehrt, sieht sie ihre Bücher plötzlich mit ganz anderen Augen.

Die Typographie in diesem Buch ist sehr verspielt. Durch Schriftarten und Schriftgrößen werden Bewegungen und Lautstärken visualisiert. Auch bei den Illustrationen gibt es jede Menge liebevolle Details zu entdecken. Sehr gut hat mir hier beispielsweise gefallen, dass sich Marlas Reise durch die Welt der Geschichten von den anderen illustrierten Seiten im Buch dadurch unterscheidet, dass jedes Buch, in dem sie sich gerade befindet, durch dessen dargestellte Seitenränder als solches erkennbar ist.

“Ich mag keine Bücher. Nie. Niemals. Nie” ist eine kindgerechte Geschichte darüber, dass Bücher Reisen in viele Welten und Abenteuer ermöglichen, allein durch die Kraft der Fantasie. Jedoch finde ich das Buch auch für Erwachsene sehr ansprechend, da es eine sehr schöne Hommage an Bücher und das Lesen darstellt.

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Bewertung vom 03.10.2019
Die Böckchen-Bande im Schwimmbad
Rørvik, Bjørn F.

Die Böckchen-Bande im Schwimmbad


ausgezeichnet

Die Böckchen-Bande sind drei Geschwister, die jeden Sommer auf die Alm ziehen. Allerdings entdecken sie bei ihrem Weg auf die Alm in diesem Jahr einen neuen Wegweiser, der Richtung Schwimmbad zeigt. Spontan entschließen sie sich zu einem Schwimmbadbesuch, statt wie üblich auf die Alm zu ziehen, auch wenn sie deshalb auf Waffeln mit Sahne verzichten müssen, die sie dort jeden Sonntag essen. Bevor sie ins Becken springen können oder die superduper Riesenrutsche benutzen dürfen, müssen sie Eintritt zahlen (damit ist das Waffelgeld weg!), sich abduschen und Badeklamotten anziehen. Was für Erwachsene selbstverständlich ist, ist für kleine Leser beziehungsweise die Böckchen-Bande ganz neu, schließlich besuchen sie zum ersten Mal ein Schwimmbad.
Neben den drei Böckchen gibt es in der Geschichte auch einen Bösewicht: den Troll, der normalerweise unter der Brücke wohnt, die die Böckchen jedes Jahr in Richtung Alm überqueren müssen. Doch scheinbar ist er ihnen gefolgt, denn plötzlich entsteht im Schwimmbad ein lauter Tumult, der Troll ist aufgetaucht und stiftet jede Menge Ärger. Doch wie in dem Märchen von den drei kleinen Schweinchen sind es hier die drei Geschwister die zusammenhalten und den Troll überlisten, so dass alle Besucher im Schwimmbad wieder ungestört ihrem Badespaß nachgehen können!

Bjørn F. Rørvik hat mit der Böckchen-Bande ein schräges und lustiges Geschwister-Trio erschaffen, das im Klinch mit ihrem Widersacher, dem Troll, liegt. Die Geschichte greift in bester Manier einige bekannte Märchenmotive auf und interpretiert diese neu.
Rørviks moderne Texte und Gry Moursunds wahnwitzige Illustrationen sind zum Brüllen komisch, selbst als Erwachsener hat man jede Menge Spaß mit der Geschichte. Den Besuch der Böckchen-Bande im Schwimmbad kann ich wieder und wieder lesen und mir ansehen, denn auf den positiv bekloppten Wimmelbildern entdeckt man ständig neue Details. Ich finde den Malstil der Illustratorin genial verrückt. Die Bilder sehen aus, als hätten Kindern auf Zuckerschock sie gemalt, die wahrscheinlich wie die Böckchen ein paar Waffeln mit Sahne zu viel gegessen haben :D
Weder Texte noch Bilder verfolgen eine klare Linie, und gerade das macht das Konzept so liebens-, lesens- und anschauenswert. Ich finde es so niedlich, wie Kindern erklärt wird, wie der Besuch eines Schwimmbads funktioniert. Die Interaktionen zwischen Böckchen und Troll erinnern an die bereits erwähnten schlauen kleinen Schweinchen, aber auch an andere bekannte Märchen mit dem Wolf als Bösewicht. Diese Zitate auf klassische Märchen sind eine herrliche Satire auf das Genre und für mich der Grund, dass die Böckchen-Bande auch als Bilderbuch für Erwachsene perfekt funktioniert.
Ich habe nun Lust bekommen auch die weiteren Geschichten der Böckchen zu lesen, wo es sie in die Schule und ins Altersheim verschlägt.

Man nehme drei gutgelaunte Geschwister, einen nicht ganz typischen Märchenbösewicht, eine Alltagssituation und viele Filzstifte, schmeiße alles in einen Mixer und warte, bis ein Buch wie die Böckchen-Bande dabei herauskommt.
Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, welchen Lesern man dieses Buch empfiehlt, ich finde es einfach nur geil und habe tatsächlich Lust bekommen selbst Filzstifte in die Hand zu nehmen und wild drauflos zu malen :D Am besten liest es jeder, der gerne Spaß hat und keine Trolle mag, dafür aber Waffeln mit Sahne und superduper Rutschen im Schwimmbad ;)

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.09.2019
Fritzi war dabei
Schott, Hanna

Fritzi war dabei


ausgezeichnet

In diesem Jahr jährt sich der Mauerfall zum 30. Mal. In diesen dreißig Jahren wurden viele Kinder geboren, die die Teilung Deutschlands glücklicherweise nicht mehr erlebt haben, aber auch unter den Erwachsenen sind viele, die die Teilung nur aus Geschichten kennen, aber zum Zeitpunkt des Mauerfalls so klein waren, dass sie sich an die Ereignisse von damals kaum oder gar nicht mehr erinnern können.
Vom Mauerfall und den Ereignissen in Leipzig, die dem “Wendewunder” im Herbst 1989 vorausgingen, erzählt Hanna Schott in “Fritzi war dabei” aus Sicht eines Mädchens und ihrer Familie.

Fritzi erlebt viele der Ereignisse, die dem Mauerfall damals vorausgingen, aus nächster Nähe mit.
Nach den Ferien fehlen Kinder in ihrer Klasse, deren Eltern nicht mehr aus dem Urlaub in Ungarn zurückgekehrt sind. Aber auch ihre Mutter und ihr Vater erzählen bald von immer mehr Menschen, die nicht mehr zur Arbeit erschienen sind, weil sie sich mit ihrer Familie in Länder abgesetzt haben, aus denen sie vielleicht in den Westen Deutschlands ausreisen können.
Viele Unterschiede zwischen der damaligen BRD und der ehemaligen DDR erfährt man beispielsweise durch den Umstand, dass Fritzis Oma in München lebt. Bei der Oma gibt es Spielsachen, die Fritzi nur aus dem Westfernsehen kennt, das man eigentlich in der DDR gar nicht sehen darf. In der DDR ist es außerdem normal, dass nicht jede Familie ein Auto hat. Dinge, die in der BRD selbstverständlich waren.
Auch das Schulsystem funktioniert bei Fritzi ganz anders. An den Schulen der DDR gibt es Fahnenappelle und die Kinder gehören zu den Pionieren, wo sie die Kinder im Sinne der sozialistischen Ideologie erzogen werden sollten.
Sehr gut spiegelt Hanna Schotts Geschichte die unterschiedlichen Ansichten der ehemaligen Bürger der DDR Wider, denn neben Leuten wie Fritzis Eltern gab es zu dem Zeitpunkt auch immer noch sehr viele systemtreue Bürger, die sich gegen die friedliche Revolution ihres Volkes stellten.
Auf Fritzis Geschichte folgt ein kurzes Statement der Autorin unter der Überschrift “Ist das wirklich alles wahr?” welches aufzeigt, was in dieser Geschichte auf Tatsachen beruht, und was der künstlerischen Freiheit der Autorin zuzuschreiben ist. Tatsächlich haben alle Figuren in diesem Kinderbuch reale Hintergründe, auch wenn es Fritzi an sich nicht gegeben hat. Aus Kindersicht hätte die Erklärung im Anschluss an die Geschichte für meinen Geschmack gerne noch ausführlicher ausfallen dürfen, aber ich denke, dass das Buch sowieso zur Diskussion mit Erwachsenen anregt, und dass Kinder offene Fragen mit diesen klären können. Vielleicht erinnern sich betroffene Erwachsene ja noch an ganz andere Dinge als die, die Fritzi erlebt hat…

“Fritzi war dabei” ist eine spannende und interessante Geschichte über die Ereignisse aus dem Herbst 1989, die aus Kindersicht die damaligen Vorgänge schildert, so dass auch die Generation, die die Teilung Deutschlands nicht miterleben musste, sich in eine Kindheit in der DDR hineinversetzen kann.
Natürlich kratzt dieses Kinderbuch nur an der Oberfläche, aber es bietet eine gute Grundlage, die nichts verklärt, um mit seinen Kindern tiefergehende Diskussionen über das ehemalige geteilte Deutschland zu führen.
Gerda Raidts Illustrationen fügen sich gut in Hanna Schotts Geschichte ein und visualisieren darüber hinaus einige wichtige Eckpunkte und Besonderheiten. Sie haben einen nostalgischen Touch und ermöglichen so noch tiefer beim Lesen in die Ereignisse einzutauchen, die nun schon dreißig Jahre zurückliegen.