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anette1809 - katzemitbuch.de
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Mein Blog: https://katzemitbuch.de/

Bewertungen

Insgesamt 957 Bewertungen
Bewertung vom 18.04.2019
Kekse - Lebkuchen - Teegebäck
Ruckser, Elisabeth

Kekse - Lebkuchen - Teegebäck


sehr gut

Das Buch “Kekse – Lebkuchen – Teegebäck” lässt keine Wünsche offen, was Klassiker und traditionelle Rezepte angeht.
Man findet in dem Buch nicht nur zahlreiche Rezepte für die Weihnachtszeit, sondern auch Gebäcke, die für das ganze Jahr geeignet sind. Zudem wurde nicht nur an süße Kleinigkeiten gedacht. Für all jene, die es lieber herzhaft statt süß mögen, enthält dieses Buch Rezepte wie verschiedene Käsekekse und Knusperstangen mit unterschiedlichen Zutaten. So wurde wirklich an jeden Geschmack und vielerlei Anlässe gedacht.

Da die Autorin aus Österreich stammt, sind die Rezepte und Zutatenliste von österreichischen Ausdrücken geprägt. Diese werden leider nicht alle im angehängten Glossar übersetzt, so dass man sich gegebenenfalls anderweitig über deren Bedeutung informieren muss, falls einem die Begriffe nicht geläufig sind. Hier hätte man das Glossar ausweiten sollen in Hinblick auf die deutschsprachige Leserschaft in anderen Regionen.
Ein weiterer, kleiner Kritikpunkt ist für mich das Layout, dass durch die Farbgestaltung und die Arrangements der Fotos etwas altbacken und sehr auf die Winterzeit hin ausgerichtet wirkt. Es wird dem umfangreichen und äußerst vielseitigen Werk in meinen Augen nicht gerecht und wird die jüngeren Backfans möglicherweise einen Bogen um das Buch machen lassen.

Von der Rezeptauswahl, sowie der Zubereitungsfolge und Zutatenliste, gibt es kaum etwas zu kritisieren. Bestenfalls hätten für Backanfänger einige Erklärungen noch ausführlicher ausfallen können, aber jeder Bäcker mit etwas Backerfahrung sollte keine Probleme beim Nachbacken haben, zudem einem die Fotos der Endprodukte ja auch einen Anhaltspunkt bieten.
Die Zutatenliste ist immer ergänzt darum, wie viele Kekse und Knabbereien aus dem Rezept entstehen. Zudem ist der Zeitaufwand mit aufgeführt.

Neben den Rezepten beinhaltet des Buch ein Inhaltsverzeichnis, ein interessantes und kurzweilig zu lesendes Vorwort, das Glossar und ein Register von A-Z.

Ein umfangreiches “Backwerk”, das hinsichtlich der Rezeptauswahl keine Wünsche offen lässt!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2019
Songbird
Fischer, Anna Rosina

Songbird


sehr gut

Sich in den besten Freund des älteren Bruders verlieben, der selbst fast wie ein Bruder für einen ist, ist die eine Sache. Wenn dieser jedoch sein Referendariat an der eigenen Schule absolviert und man von ihm unterrichtet wird, sind die Probleme vorprogrammiert…
Genau so ergeht es Ella. Sam und sie kennen sich eine gefühlte Ewigkeit. Irgendwann muss sich Ella eingestehen, dass sie für den besten Freund ihres Bruders mehr empfindet als Geschwisterliebe oder Freundschaft. Auch Sam hegt tiefere Gefühle für Ella und bei einem Unfall, der sich auf der Klassenfahrt von Ellas Klasse ereignet, nimmt die Beziehung der beiden eine Entwicklung, die zwischen Schüler und Lehrer verboten ist.
Statt nach einer Lösung zu suchen, wie einem Schulwechsel durch Sam, spielen die beiden ein Versteckspiel, was selbst vor Freunden und Familie nicht Halt macht. Dazu kommen persönliche Probleme wie Sams schwierige Kindheit und Ellas offensichtliche Essstörung… Die Beziehung von Ella und Sam scheint von vornherein zum Scheitern verurteilt. Oder kann ihre Liebe dennoch eine Zukunft haben?

Beim Inhalt von “Songbird” reiht sich ein Klischee an das nächste und die Autorin hat die Figuren eindeutig mit zu vielen Problemen ausgestattet. Dennoch konnte ich nicht von dem Buch lassen. Sie hat einen tollen und flüssigen Schreibstil und einige Charaktere erschaffen, die den Leser für sich einnehmen, auch wenn das für mich auf keinen Fall Ella war. Von Ella – und manchmal auch Sam – war ich stellenweise sehr genervt, aber ich mochte Ellas Eltern beispielsweise unheimlich gerne. Da Ellas Eltern sehr lieb und verständnisvoll sind und Sam wie ein zweiter Sohn für sie ist, habe ich mir häufig die Frage gestellt, warum man solch enge Bezugspersonen nicht in seine Probleme einweiht. Noch unverständlicher war es für mich, warum ständig von Ellas Essstörung zu lesen war, aber keiner eingreift. Gefühlt war jedem bewusst, dass Ella magersüchtig ist, aber außer sie darauf hinzuweisen, dass sie doch bitte mal etwas essen soll, hat keiner etwas getan. Und das hat man verdammt oft gelesen! An manchen Stellen habe ich gedacht, wenn ich das noch einmal lesen muss, schmeisse ich das Buch in die Ecke.

Trotz aller Klischees und Kritik hat “Songbird” irgendetwas, was einen total von sich einnimmt. Ich kann es nicht anders erklären, warum ich trotz aller Probleme, die ich mit dem Buch hatte, es dennoch sehr gerne gelesen habe. Vielleicht soll das Draufstoßen auf Ellas Essstörung auch Lesern die Augen öffnen, dass man jemandem schnellstmöglich helfen muss, wenn man von so einer Erkrankung Wind bekommt. Denn am Ende der Geschichte wirken plötzlich die anderen auf Ella ein und sie erkennt, dass sie Hilfe von außen braucht, um ihre Magersucht zu bekämpfen.
Ich hätte mir diese Wendung dennoch um einiges früher gewünscht, da ich mir gut vorstellen kann, dass es Leser gibt, die das Buch wirklich in die Ecke pfeffern, bevor dieser Umschwung einsetzt – viel hat bei mir dazu ja auch nicht gefehlt!

Sehr schön ist der allgegenwärtige Bezug zur Musik, der dank der angeführten Playlist das Leseerlebnis noch intensiver werden lässt.

“Songbird” ist ein intensives Leseerlebnis mit Charakteren, die greifbar sind. Jedoch hätte ich mir einen sensibleren Umgang mit den angeschnittenen Problemen gewünscht. Auch wäre hier weniger mehr gewesen. Die verbotene Lehrer-Schüler-Beziehung, sowie Ellas Magersucht wiegen alleine schon schwer genug.

Wie schon gesagt: ich kann es niemandem schlüssig erklären, warum ich das Buch letzten Endes dennoch gerne gelesen habe, jedoch kann ich die kritischen Stimmen zu “Songbird” nur zu gut nachvollziehen.

Bewertung vom 18.04.2019
Cat & Cole: Vergessene Wunden (eBook, ePUB)
Suvada, Emily

Cat & Cole: Vergessene Wunden (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

“Vergessene Wunden” ist eine kostenlose Short Story zur Cat & Cole Reihe von Emily Suvada, die die Vorgeschichte von Cole und vier weiteren Kindern erzählt, die abgeschottet von der Außenwelt im Labor des berühmten Genetikers Lachlan Agatta leben, der an ihnen forscht, um einen Impfstoff gegen das ausgebrochene Virus zu finden.

Obwohl es ein Prequel ist, lässt es sich vom Verständis her besser nach dem Reihenauftakt “Die letzte Generation” lesen, da die Autorin hier keine weiteren Erklärungen zu dem Virus oder den Panels, die alle Menschen in sich tragen, gibt, wodurch Leser, denen die Cat & Cole Reihe noch unbekannt ist, mit dieser Kurzgeschichte möglicherweise überfordert sind. Andererseits kann man sich damit einen kostenlosen Appetithappen holen, ob einem der Schreibstil von Emily Suvada zusagt und die Neugierde auf eine höchst technische Dystopie geweckt wird.

Die Leser, die den ersten Band der Serie bereits kennen, dürfen sich hier in fünf Kapiteln über fünf Portraits der Kinder Jun Bei, Cole, Anna, Leoben und Ziana freuen, die jeweils aus der Sicht eines von ihnen erzählt wird, so dass der Leser die Möglichkeit bekommt in die Gefühlswelt von allen fünf einzutauchen und so mehr über die Vorgeschichte der späteren Protagonisten zu erfahren.

Die Geschichte ist interessant zu lesen. Trotz der kapitelweise wechselnden Hauptfigur ist der Ablauf flüssig, da die einzelnen Kapitel zeitlich aufeinander aufbauen, nur der Blickwinkel wechselt von einer Figur zur nächsten.

Man muss die Kurzgeschichte zwar nicht kennen, um die Serie beziehungsweise ihre Figuren zu verstehen, sie ist aber eine nette Ergänzung zum Hauptplot, die gerade in Hinblick auf Jun Beis Charakter einen Mehrwert bietet.

Bewertung vom 18.04.2019
Insekten: Das große Summen
Diterlizzi, Angela

Insekten: Das große Summen


ausgezeichnet

“Das große Summen” ist eine wunderbare Hommage an die Insektenwelt.
In farbenfrohen Bildern gibt es zahlreiche Tiere dieser Spezies zu entdecken. Der Text hält sich dabei angenehm im Hintergrund und erzählt nur in wenigen, dafür umso treffenderen und reimenden, Worten, was diese kleinen Wesen alles können.
Die Darstellung der Insekten ist eine Mischung aus Verniedlichung und Realität. Wobei der Niedlichkeitsfaktor hauptsächlich in den übergroß dargestellten Augen begründet ist.
Die Insekten stehen zwar auf allen Bildern im Vordergrund, aber es gibt auch andere Tiere wie einen Maulwurf oder einen Waschbär zu entdecken. Außerdem laden Autorin und Illustrator in Reim und Bild anhand eines Jungen und seiner Katze kleine Bücherfreunde dazu ein, selbst aktiv zu werden und die Welt der Insekten zu erkunden, denn Insekten findet man nahezu überall, auch im eigenen Garten. Die Farbgestaltung ist kräftig und strahlend. Das weckt zusätzlich die Lust darauf nach draußen und auf Forschungsreise in die Welt der kleinen Krabbeltiere zu gehen.
Auf der letzten Doppelseite des Buches sind noch einmal alle im Buch dargestellten Insekten versammelt. Hier kann man zudem nachlesen, wie sie heißen. Denn nicht jedes im Buch vertretene Insekt ist so bekannt wie eine Spinne oder eine Hummel. Es gibt auch den Schwimmkäfer, die Kamelhalsfliege oder den Rüsselkäfer zu entdecken.
Kleine wie große Naturforscher werden erstaunt sein, wie vielfältig die Welt der Insekten ist und wie wunderschön diese außergewöhnlichen Tiere sind!

Bewertung vom 18.04.2019
LAMA (Kartenspiel)

LAMA (Kartenspiel)


sehr gut

Die Idee hinter L.A.M.A. (L-eg A-lle M-inuspunkte A-b) ist zwar nicht neu, macht aber dennoch großen Spaß. Der Vorteil von diesem – und vielen anderen Kartenspielen – liegt unter anderem darin, dass es schnell erklärt ist und über eine kurze Rundendauer mehrfach hintereinander gespielt werden kann. Außerdem ist der Karton kompakt, so dass man es gut auf Reisen und Ausflügen mitnehmen kann, zudem zum Ausspielen der Karten nicht allzu viel Platz benötigt wird.
Vom Spielprinzip hat es mich zunächst an den Klassiker Mau Mau erinnert, da es ebenfalls ein Ablegespiel ist mit dem Ziel möglichst schnell seine Handkarten loszuwerden.
Das Spielmaterial umfasst 56 Karten mit einem Wert von 1-6, sowie Lama-Karten, von denen jeder Mitspieler zu Beginn sechs Handkarten erhält. In jeder Runde hat der Spieler die Wahl zwischen drei Optionen: eine Karte ablegen, eine Karte nachziehen, oder aus dem Spiel aussteigen. Das heißt, man kann das Spiel auch vorzeitig beenden, obwohl man noch Karten übrig hat. Dies ist die einzige Stelle im Spiel, an der man taktieren kann, ansonsten muss man auf sein Glück beim Ziehen hoffen.
Das Ablegen verläuft folgendermaßen: auf die Vorgängerkarte des Ablagestapels kann immer der gleiche Wert oder ein Zähler höher gelegt werden. Nach einer 6 folgt das Lama, danach geht es mit einer 1 wieder von vorne los. Nach jeder Runde werden Minuspunkte gezählt, dafür erhält man Chips im Gegenwert der Minuspunkte. Man kann über eine bestimmte Anzahl Runden spielen oder bis ein Mitspieler einen bestimmten Wert an Minuspunkten überschreitet. Der Spieler, der dann die wenigsten Minuspunkte gesammelt hat, geht als Sieger hervor.
Die Spielregeln liegen nur in Deutsch vor, obwohl das Spielmaterial sprachneutral ist und von daher auch in anderen Sprachen ohne Einschränkungen funktioniert. Da die Spielregel sehr kompakt ist, hätte ich zumindest eine Ausführung in Englisch erwartet.
Das Spiel ist schon ab zwei Spielern spielbar, was mir sehr zusagt, da ich öfter alleine mit meiner Tochter spiele. Allerdings denke ich, dass es mit mehreren Spielern spannender und reizvoller ist, da es mehr taktisches Denken erfordert, wenn man nicht nur von einem Gegenspieler herausgefordert wird. Zu zweit fehlt es etwas an Reiz, was das taktische Aussteigen aus dem Spiel angeht. Es kommt fast rein auf das Glück beim Ziehen der Karten an, was den Spielspaß doch sehr mindert.
Da die Spielregeln wirklich sehr einfach sind, kann man das Spiel bereits mit fitten Kindern ab sechs Jahren spielen. Notfalls helfen ältere Mitspieler beim Zusammenzählen der Punkte.
Ohne die Lama-Karten wäre das Spielmaterial recht fade, dass finde ich sehr schade, da gerade Kinderspiele in der Ausführung etwas mehr Pepp haben sollten.
Trotz der Kritik kann ich L.A.M.A. empfehlen, allerdings eher für eine größere Runde von Spielern, da es in einer Zweierrunde seinen Reiz nicht voll entfalten kann.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2019
Der große schwarze Vogel
Höfler, Stefanie

Der große schwarze Vogel


ausgezeichnet

An einem sonnigen Herbsttag ist auf einmal nichts mehr wie es war. Bens Mutter stirbt ganz plötzlich und hinterlässt Ben, seinen jüngeren Bruder Krümel und deren Vater. In “Der große schwarze Vogel” erzählt Stefanie Höfler aus Bens Perspektive im zeitlichen Wechsel zwischen “Davor”, “Jetzt” und “Danach” wie Ben und seine Familie mit dem Tod der Mutter klarkommen, aber auch davon, wie das Familienleben vor ihrem Tod war, denn der Tod umfasst nie nur den Verlust eines Menschen, sondern auch die Erinnerung an ihn, die in denen weiterlebt, die er zurücklässt.

Das Buch ist sprachlich auf das Niveau der Zielgruppe abgestimmt, aber dennoch anspruchsvoll und aus meiner Sicht auch für ältere Leser empfehlenswert, da es sehr gut beschreibt, wie unterschiedlich sich Trauer auf Menschen auswirken kann. Ben, Krümel und deren Vater gehen ganz unterschiedlich mit dem Verlust und der Trauer um.
Es gibt Menschen, die scheinbar stark sind und den Schmerz alleine verarbeiten, es gibt Menschen, die leise und zurückgezogen trauern und es gibt solche, die ihre Trauer am besten dadurch verarbeiten, in dem sie mit anderen darüber sprechen. Stefanie Höfler stellt diese unterschiedlichen Arten sehr gut an Bens Familie dar, aber auch an einer neugewonnenen Freundin, die für Ben eine große Stütze in der schweren Zeit nach dem Tod seiner Mutter wird. Umgekehrt wird Ben zu einer Hilfe für seine neue Freundin, was ihm bei seiner Trauerverarbeitung weiterhilft.
Gleichzeitig spart die Autorin aber auch Freunde und Familie nicht aus, die durch den Verlust nicht ganz so nah betroffen sind, die aber gleichermaßen trauern und nun vor der Frage stehen, wie sie Ben und seiner Familie am besten beistehen können.

'Der Tod ist wie ein Flügelschlag, hatte Ma mal gesagt. Sie liebte solche Sprüche. Wie der Flügelschlag von einem großen schwarzen Vogel, der vorbeifliegt, und sein Schatten fällt kurz auf den, der zufällig darunter sitzt, und etwas länger auf diejenigen, die vielleicht gerade drum herum sind.' (S.96f)

Ich finde Stefanie Höflers Buch zum einen sehr authentisch, denn ich kenne Bens Situation aus eigener Erfahrung und habe mich an verschiedenen Stellen wiedererkannt. Schon zu Beginn des Buches konnte ich die Intensität spüren, wie sich Details des Todestages in den Erinnerungen der Hinterlassenen einbrennen, weil die Sinne ganz sonderbar reagieren und sensibilisiert sind, wenn sie mit einer solchen Situation konfrontiert werden.
Zum anderen ist “Der große schwarze Vogel” eine sehr wichtige Geschichte, da sie aufzeigt, dass nicht jeder Mensch gleich mit seiner Trauer umgeht, und dass es in Ordnung ist, wenn auch die scheinbar starken Parts – wie hier der Familienvater – Schwäche zeigen und Zeit und Hilfe brauchen, um den Verlust zu verarbeiten, um irgendwann wieder soweit zu funktionieren, um ihren täglichen Pflichten nachgehen zu können.

Stefanie Höfler meistert die Gradwanderung zwischen Trauer und Hoffnung, dem “Jetzt” und dem “Danach”, zwischen Tränen und dem wieder Lachen können, bravourös.
Es ist eine trostspendende Geschichte, die nicht nur jugendliche Leser anspricht, sondern für die ganze Familie geeignet ist und möglicherweise als Stütze oder gar als Hilfe in ähnlichen Situationen dienen kann.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2019
So sieht es also aus, wenn ein Glühwürmchen stirbt
Voß, Maike

So sieht es also aus, wenn ein Glühwürmchen stirbt


sehr gut

“So sieht es also aus, wenn ein Glühwürmchen stirbt” beginnt mit einem Anfang, der in einem anderen Buch durchaus das Happy End sein könnte. Leon und Viola sind seit über einem Jahr Freunde. Nach einer Feier verbringt Viola die Nacht in Leons Wohnung, da sie ihren Schlüssel vergessen hat und dort führt eins zum anderen.
Die beiden gestehen sich gegenseitig ihre Liebe, und dennoch wacht Leon am nächsten Morgen alleine im Bett auf. Wieso hat Viola sich aus dem Staub gemacht, ihre Nummer gelöscht und Leon über Monate hinweg nie zu sich nach Hause mitgenommen, obwohl die beiden füreinander bestimmt zu sein scheinen?

Die ersten Kapitel überrumpeln den Leser regelrecht, bevor man einen Draht zu Leon und Viola entwickeln kann und insbesondere Violas Beweggründe versteht, warum sie nach der gemeinsam mit Leon verbrachten Nacht, die der Beginn von einer wunderbaren Beziehung hätte sein können, klammheimlich das Weite gesucht hat. Wenn man jedoch die ersten Kapitel bewältigt hat, kann man sich dem Sog der Geschichte und dem wunderbaren Schreibstil von Maike Voß nur noch schwer entziehen.

Zu Leon konnte ich zwar eine bessere Verbindung als zu Viola knüpfen, dennoch sind Violas Beweggründe für ihr Verschwinden aus Angst davor verletzt und enttäuscht zu werden nachvollziehbar, wenn man die Details ihrer vorherigen Beziehungen erfährt. Im späteren Verlauf der Geschichte zieht man zudem aus dem Verhältnis zwischen Viola und ihren Eltern den Schluss, dass hier eine der Ursachen für Violas verkorkstes Selbstbewusstsein liegt und kann sich dadurch besser in sie hineinversetzen.
Einiges an Violas Beziehungsdramen ist selbstverschuldet, da Viola nach der ersten schweren Enttäuschung häufig nur noch das Verhalten ihrer Freunde interpretiert hat, anstatt mit ihnen zu reden und sich darüber hinaus in Beziehungen verrannt hat, um Vergangenes zu vergessen.
Es ist tragisch, wie weit einen mangelndes Selbstwertgefühl treiben kann. Viola treibt es auf die Spitze, man bekommt das Gefühl, dass sie der Meinung ist, dass sie es gar nicht verdient glücklich zu werden, weil sie sich “beschädigt” fühlt und dies niemandem zumuten will, an dem ihr wirklich etwas liegt – Leon.
Doch auch Leon verschweigt Viola in ihrer monatelangen Freundschaft wichtige Dinge über sich und hat Violas Vertrauen möglicherweise so verspielt ohne es jemals gewonnen zu haben.
Es tut wirklich weh zwei Menschen leiden zu sehen, die sich gegenseitig Halt und Liebe hätten geben können :(

Maike Voß treibt ein perfides Spiel mit den Gefühlen ihrer Protagonisten, aber auch mit denen ihrer Leser. Statt Leon und Viola getrennte Wege gehen zu lassen, führt das Schicksal die beiden wieder zusammen, um sie anschließend erneut zu trennen. Es ist zu viel zwischen den beiden vorgefallen, um sie nochmals an dem Morgen nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht anknüpfen zu lassen. Oder sollten die beiden doch noch eine zweite Chance bekommen?

Egal, was ich aus dem Buch bis zu den letzten beiden Kapiteln mitgenommen hätte… Allein das Ende verdient es, dass man dieses Buch liest! Ich feiere Maike Voß für ihre Idee und ihren Mut die Geschichte von Leon und Viola auf diese Art enden – oder beginnen? – zu lassen.
Ob das Glühwürmchen – wie Leon Viola, beziehungsweise ihr Leuchten, bezeichnet – am Ende stirbt, das muss jeder Leser selbst erkunden. Ich kann nur so viel verraten, dass Maike Voß es auch am Ende weder ihren Charakteren noch ihren Lesern einfach macht. Das Buch lässt einen, auch nachdem der Deckel über der letzten Seite zugeklappt ist, noch lange nicht los!

Bewertung vom 18.04.2019
On The Come Up
Thomas, Angie

On The Come Up


ausgezeichnet

Bri wächst nach dem Tod ihres Vaters – einer Rap Legende – mit ihrer Mutter und ihrem älteren Bruder in Garden Heights auf. Ihre Mutter war lange Zeit drogenabhängig und während dieser Zeit wurden Bri und ihr Bruder von ihren Großeltern betreut. Das Verhältnis zwischen Bris Mutter und deren Schwiegereltern liegt nicht nur deswegen im Argen, aber es ist der Hauptgrund für das zerrüttete Verhältnis zwischen ihnen.
In Bris Welt ist so vieles falsch und paradox. Wo Drogen fast ihre Familie zerstört hätten, retten sie sie an anderer Stelle. Würde ihre Aunt Pooh ihre ältere Schwester in finanziellen Engpässen nicht mit dem Geld unterstützen, dass sie durch Dealen verdient, hätte diese wahrscheinlich schon lange ihre Wohnung verloren.
Bri träumt davon mit ihrer Leidenschaft den Durchbruch zu schaffen und dank des Raps der Armut den Rücken zu kehren. Für ihre Mutter ist dies jedoch ein rotes Tuch. Nicht nur, dass Bri über ihre Leidenschaft die Schule vernachlässigt, ihr verstorbener Vater stand damals kurz vor dem Durchbruch und Bris Kampf für ihren Traum reisst schmerzhafte Wunden auf. Mit ihrem ersten Song, den sie ins Netz stellt, erregt sie viel Aufmerksamkeit, jedoch nicht nur von der Art, die man sich wünscht. Sie gerät zwischen die Fronten der Gangs in ihrem Viertel, wird zum Gesprächsstoff bei den Weißen, die sich in ihren rassistischen Vorurteilen bestätigt sehen und riskiert den Rückhalt ihrer Freunde und Familie.
Bri wollte nie zum Politikum werden. Sie ist letzten Endes nur ein Mädchen, dass die gleichen Rechte und Chancen wie alle anderen haben will, unabhängig von ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft oder ihren finanziellen Möglichkeiten. Sie wird jedoch von mehreren Seiten in diese Rolle gedrängt.

Angie Thomas schreibt voller Leidenschaft. Da sie Bri eine ganz eigene Stimme mit deren Rap Songs verleiht, wird dies noch deutlicher als in ihrem Debütroman “The Hate U Give”. Die Songs spiegeln Bris Innersten wider, ihre Gefühle und Gedanken und damit auch Angie Thomas Sicht auf den Rassismus, wie er heute immer noch zum alltäglichen Leben der farbigen Bevölkerung in den USA gehört.
Bris Raps wurden in der Originalfassung im Buch abgedruckt, dass heißt, sie wurden nicht ins Deutsche übersetzt. Da der Inhalt jedoch durch ihre Gedankengänge, bevor sie losrappt, recht gut zusammengefasst wird, kann man sie auch verstehen, wenn man über gute Grundkenntnisse in Englisch verfügt. Auch Jugendsprache und Slangausdrücke wurden im Original belassen, diese sind jedoch in einem angehängten Glossar aufgeführt und erklärt.
“On The Come Up” spricht jedoch nicht nur das Thema Vorurteile und Rassismus an. Angie Thomas nutzt ihre Geschichte, um auch anderen Randgruppen eine Stimme zu verleihen. So ist einer von Bris beiden besten Freunden homosexuell. Dieser verliebt sich über das Internet in einen geheimnisvollen Fremden, dessen Identität bis kurz vor Schluss geheim bleibt und dann für eine große Überraschung sorgt… Kommt jemandem dieser Plot bekannt vor? ;) Angie Thomas zitiert damit Becky Albertallis Roman “Love, Simon”. Der Titel wird im Buch zwar nicht genannt, aber Bri und ihre Freunde witzeln von Anfang an darüber, dass die Geschichte von Sonny und seiner Flamme an einen bekannten Jugendroman erinnert. Überhaupt ist es wieder sehr herzig zu lesen, wie Angie Thomas in ihrem Buch ihre Fangirlmomente zu anderen fiktiven Geschichten auslebt und Harry Potter oder Star Wars zitiert.

“On The Come Up” ist authentisch und facettenreich. Noch weit mehr als in “The Hate U Give” hat man als Leser das Gefühl Angie Thomas selbst zu hören und nicht bloß einer fiktiven Geschichte zu folgen.
Angie Thomas nimmt uns mit in eine Welt, die durch Rassismus, Armut, Vorurteile, Gewalt und Hass geprägt ist, und dennoch schafft sie es, dass Bris Geschichte nicht bedrückt, sondern Hoffnung und Mut verleiht für seine Leidenschaften und Ziele zu kämpfen und eigene Wege zu beschreiten, statt in den Fußstapfen weiter zu laufen, die Eltern und Großeltern für e

Bewertung vom 06.04.2019
Grüne Gurken
Hach, Lena

Grüne Gurken


ausgezeichnet

Ich habe seit “Ja. Nein. Vielleicht” mehrere Bücher von Lena Hach gelesen und gemocht, aber so verliebt wie in genannten Titel bin ich erst mit “Grüne Gurken” wieder.

Landkind Lotte ist neu in Berlin. Ihre Eltern haben sie gegen ihren Willen vom hessischen Dorfleben in die Großstadt verwurzelt, da die beiden dort einen neuen Job antreten. Lottes Eltern, sowie ihre komplette Familie – wie Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen, sind hochbegabt, wohingegen Lotte, wie sie immer betont, nur “normal begabt” ist und auch keine Ambitionen hegt in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten. Ihre Eltern drängen sie immer wieder zu IQ Tests, so dass sich Lotte nicht nur fehl am Platz in Berlin fühlt, sondern auch wie ein Außenseiter in der eigenen Familie.
Durch Zufall findet sie Anschluss in Berlin, als die Lust auf Milchreis sie in den gegenüberliegenden Spätkauf verschlägt, wo der Inhaber sie kurzer Hand als Aushilfe anheuert. Für Lotte startet hier nicht nur ihr erster Job, sondern auch die erste Liebe, die mit “Grünen Gurken” anfängt…
Einmal die Woche kommt ein Junge in den Laden, am selben Tag zur selben Zeit, der exakt 10 grüne Gurken kauft.

Lena Hach hat mit “Grüne Gurken” einen lockeren Teenagerroman mit Tiefgang geschrieben, dem man den Tiefgang auf den ersten Blick gar nicht anmerkt. Lotte hat eine lockere Art. Auch wenn sie teilweise von Selbstzweifeln geplagt wird, da sie den hohen Erwartungen ihrer Eltern nicht gerecht werden kann und will, so zieht sie doch mit ihrer tollpatschigen Art und ihrem Sinn für Humor die Leser auf ihre Seite. Als sie zufällig ihren Job im Spätkauf antritt, kommen Lottes Stärken zu Tage. Es fällt direkt auf, dass ihre Eltern ihr wenig zutrauen und den Job zudem als minderwertig empfinden. Wo Lottes Eltern ihre Tochter leider oft nur auf messbare Intelligenz reduzieren, sehen der Besitzer des Spätkaufs und dessen Freundin viel mehr in Lotte und diese blüht regelrecht auf.
Vielleicht ist dadurch auch zu erklären, dass Lotte über ihren Schatten springt und dem “Grüne Gurken” Einkäufer ein Signal setzt, dass sie ihn gerne näher kennenlernen möchte – manchmal sagen Weingummis eben mehr als Worte ;)

Neben Lotte mochte ich vor allem Yunus vom Spätkauf und seine Freundin Miri, sowie “Vincent” sehr gerne. Neben Lotte schafft es Lena Hach auch diesen Figuren viel Leben und besondere Eigenheiten mit auf den Weg zu geben, obwohl der Umfang des Buches recht überschaubar ist.
Die Entwicklung zwischen Lotte und Luke, wie der grüne Grüne Gurken Käufer “Vincent” tatsächlich heißt, sowie Yunus und Miri war so nicht vorhersehbar. Die Geschichten sind sehr lebensnah und spannen einen Bogen von der ersten Liebe, über die Weiterentwicklung zweier Menschen bis zum Gehen von getrennten Wegen.
Besonders intensiv und bewegend ist das Geheimnis, das hinter den 10 Grünen Gurken steht, die Luke nicht für sich selbst besorgt.

Lena Hachs Roman “Grüne Gurken” ist eine Liebeserklärung an Berlin und die Liebe, es ist aber auch eine Geschichte über das Erwachsenwerden, Verlust und Abschied. Hinter dem farbenfrohen und jugendlichen Cover steckt viel Tiefe, trotz dessen bleibt die Geschichte locker und liebenswert – eine Kunst, die nicht jeder Autor beherrscht!

Besonders erwähnenswert sind die Infografiken von Katja Berlin. Im Buch ein Hobby von Lotte, ergänzen sie die Geschichte auf wunderbare und ungewöhnliche Weise und verkörpern Lottes lakonische Art und ihren speziellen Humor perfekt.

Bewertung vom 28.03.2019
Ein wirklich erstaunliches Ding
Green, Hank

Ein wirklich erstaunliches Ding


ausgezeichnet

April May entdeckt eines Abends in New York eine riesenhafte roboterähnliche Statue. Um diese seltsame Erscheinung zu würdigen, dreht sie gemeinsam mit ihrem Freund ein Video und stellt es auf YouTube. Schon bald geht das Video viral und der Riese – den April CARL nennt – sowie April selbst erlangen schnell so etwas wie Berühmtheit. Außer New York CARL sind zum exakt gleichen Zeitpunkt 63 weitere CARLs weltweit aufgetaucht. Keiner weiß woher sie kommen, noch was es mit ihnen auf sich hat. Das Gerücht, dass es sich bei den CARLs um ein Zeichen Außerirdischer handelt, kommt auf und verstärkt sich, zumal die CARLs, oder deren Erschaffer, einen Weg finden mit den Menschen im Traum zu kommunizieren.

Die Mittzwanzigerin April May zählt zu den sogenannten Digital Natives. Die Generation, die mit den sozialen Medien aufgewachsen ist, im Gegensatz zu den Digital Immigrants, die diese Welt erst im Erwachsenenalter kennengelernt haben. Ich erlebe dieses Zusammentreffen zweier Generationen selbst tagtäglich zwischen meiner Tochter und mir. Obwohl ich selbst in den sozialen Medien nicht nur unterwegs, sondern bis zu einem gewissen Grad auch aktiv bin, erstaunt und erschreckt es mich doch immer wieder, wie die sozialen Medien sich in den letzten Jahren entwickelt haben und unser Leben beeinflussen oder sogar vereinnahmt haben.
Fehler, die man heute macht, ziehen größere Kreise und schwerwiegendere Folgen nach sich, als welche, die man zu Zeiten ohne Internet gemacht hat. Dazu muss man nur eine Generation in die Vergangenheit reisen. Was wäre denn vor dreißig Jahren passiert, wenn man abends einer Skulptur wie CARL begegnet wäre?
Mich fasziniert Hank Greens Spiel mit den sozialen Medien und die Kritik, die sich aus April Mays Geschichte ziehen lässt. Wenn man erst einmal mit etwas an die Öffentlichkeit getreten ist, fällt es schwer sich wieder daraus zurückzuziehen. Es grenzt fast an den Bereich des Unmöglichen.
April steht in der Geschichte irgendwann an dem Punkt, dass sie nur noch den Weg nach vorne sieht, und kein Zurück mehr, unabhängig von den Konsequenzen. Ich dachte häufig, dass die Alternativen größer gewesen wären, ohne die breite Masse an Fans und Feinden durch die sozialen Medien im Hintergrund. April will zwar das Geheimnis der CARLs lösen, aber ihre Follower sind ihr irgendwann nicht minder wichtig.

Das Buch hat mich fasziniert und ich kann es kaum erwarten zu erfahren, wie es mit den CARLs weitergeht. Dennoch bin ich mir sicher, dass das Buch außer auf Faszination auch auf viel Ablehnung stoßen wird. Genauso, wie es April im Buch ergeht. Zum einen passt Hank Greens Debüt in keine Genre-Schublade, zum anderen ist die Geschichte gegen Ende echt brutal. Des Weiteren könnte ich mir vorstellen, dass es Leser gibt, denen die erste Hälfte des Buches zusagt, dann aber von der Entwicklung, die sich logisch nicht erklären lässt, abgeschreckt werden. Aber egal, wie man zu der Geschichte an sich steht, ich denke eines erreicht Hank Green bei jedem Leser: die CARLs regen zum Nachdenken an und lösen Diskussionen aus.

“Ein wirklich erstaunliches Ding” ist modern und am Puls der Zeit. Gerade durch Aprils Perspektive fühlt man sich an ihre Seite gestellt und erlebt ihre Abenteuer hautnah mit.
Das Tempo habe ich als sehr unterschiedlich empfunden. Wo zu Beginn noch alles sehr ausführlich erzählt wird und die Entwicklung der Ereignisse gefühlt so langsam vonstatten geht, dass man stellenweise denkt, dass kaum etwas passiert, so überschlagen sich am Ende die Ereignisse, so dass es nahezu ein Schock ist, wenn man auf der letzten Seite angelangt und mit vielen Fragezeichen im Kopf allein gelassen wird. Trotz des unterschiedlichen Erzähltempos hatte ich dennoch nie das Gefühl, dass die Geschichte sich in die Länge zieht, da Hank Greens Schreibstil jugendlich frisch und flüssig ist und er Kniffe einsetzt, um die Neugierde auf den späteren Verlauf zu schüren.

Hank Greens Debütroman ist in meinen Augen Pflichtprogramm für die Generation