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Elchi130
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Essen

Bewertungen

Insgesamt 421 Bewertungen
Bewertung vom 08.12.2022
Agent Sonja
Macintyre, Ben

Agent Sonja


ausgezeichnet

Eine Biografie, spannend wie ein Roman

Ursula Kuczynski war die Top-Spionin der russischen Kommunisten während der NS-Zeit. Geboren in der Kaiserzeit ist sie als Jüdin des Großbürgertums im Berlin der Weimarer Republik aufgewachsen. Sie war Kommunistin aus Überzeugung und lieferte Russland unter dem Codenamen „Sonja“ entscheidende Hinweise für ein Gleichgewicht des Schreckens in Bezug auf die Atombombe und auch für entscheidende Angriffe auf Nazi-Deutschland gegen Ende des zweiten Weltkrieges.

Der Autor Ben Macintyre liefert mit seiner Biografie „Agent Sonja“ ein Buch ab, das sich fast liest wie ein Roman. Er schreibt sehr lebendig, unterhaltsam und spannend. Selten habe ich eine Biografie gelesen, die mich so mitgerissen hat. Immer wieder musste ich mir während des Lesens vergegenwärtigen, dass ich nicht eine erfundene Geschichte, sondern die Lebensgeschichte einer realen Person lese.

Oft konnte ich das Buch kaum zur Seite legen, da mich die Geschichte so gefangen genommen hat und ich unbedingt wissen musste, wie es weitergeht. So etwas kannte ich bislang nur von sehr guten Romanen. Ben Macintyre hat mich vollkommen begeistert mit seinem Stil. Das Buch ist für mich auf jeden Fall ein Highlight des Jahres 2022.

Aber auch die Zeit, in der Ursula Kuczynski lebte und als Agentin tätig war, ist in meinen Augen eine ungeheuer spannende Zeit. In Anbetracht der politischen Entwicklungen der letzten Jahre, finde ich die Auseinandersetzung mit dem Geschehen vor rund 100 Jahren sehr wichtig. In diesem Buch wird die politische Stimmung der damaligen Zeit sehr gut herausgehoben und der Umgang mit Demokratie, Faschismus und Kommunismus aufgezeigt.

Fazit: Unbedingt lesen!

Bewertung vom 07.12.2022
Der Strand - Vermisst / Engelhardt & Krieger ermitteln Bd.1
Sander, Karen

Der Strand - Vermisst / Engelhardt & Krieger ermitteln Bd.1


gut

Mittelmaß

An einem ganz normalen Nachmittag verschwindet die 19-jährige, gehörlose Lilli in Sellnitz spurlos. Sie war mit ihrer Freundin Fabienne am Strand verabredet. Der erfahrene Ermittler Tom Engelhardt hat sich nach dem Tod seiner Frau von Berlin ins ruhige Sellnitz versetzen lassen. Als alleinerziehender Vater ist er auf feste Arbeitszeiten angewiesen. Doch die rücken mit der Suche nach der Vermissten in weite Ferne. Zur Unterstützung erhält er Hilfe von der Krypotologin Marscha Krieger vom LKA.

Zu Beginn war ich von dem Roman begeistert, denn wir starten schnell mit den Ermittlungen. Dadurch entsteht erst einmal Spannung. Zudem ist es der Autorin, Karen Sander, gelungen, das Privatleben der männlichen Hauptfigur geschickt in die Handlung einfließen zu lassen.

Leider hält die Geschichte den anfänglich von meiner Seite aufgebauten Erwartungen nicht Stand. Die Ermittler sind mir zu durchsetzungsschwach. Die Bewohner des Ortes unterstützen die Polizeiarbeit nicht, sondern hintertreiben diese. Jede Person hat Geheimnisse, lügt oder boykottiert die Ermittlungen wissentlich. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich jemals einen Krimi gelesen habe, bei dem mir alle Figuren, auf die die Ermittler treffen, so unsympathisch waren.

Gefühlt gibt es während der Ermittlungen auch keine Fortschritte bei der Suche nach der Vermissten. Die Autorin fügt zwar immer wieder Ereignisse ein, die die Spannung aufrechterhalten sollen. Doch funktioniert hat dies bei mir nicht. Denn dadurch nehmen ausschließlich die Rätsel zu, Erkenntnisse werden jedoch keine erzielt. Die Spuren laufen dann auch alle ins Leere. Als Leserin erfahre ich nicht, welche Geheimnisse die Bewohner des Dorfes haben, nur dass sie welche haben. Mir fehlt da einfach die Möglichkeit, mitzurätseln. Wenn wenigstens die Ermittler Geheimnisse lüften würden, hätte ich als Leserin nicht das Gefühl, dass die Handlung auf der Stelle tritt.

Dazu kommt, dass auch der Schreibstil nicht von den Lücken in der Handlung ablenken kann. Dieser ist mir einfach zu schlicht. Er fällt durch kurze Sätze und einfaches Vokabular auf. Dadurch habe ich mich auf zwei Ebenen gelangweilt, auf der Sprach- und auf der Erzählebene.

Ob ich die weiteren Teile lesen werde, weiß ich noch nicht. Vielleicht, wenn diese mir über den Weg laufen und ich gerade Zeit und Lust auf einfache Kost habe. Gezielt danach suchen werde ich jedoch nicht.

Bewertung vom 03.12.2022
Die Bücher, der Junge und die Nacht
Meyer, Kai

Die Bücher, der Junge und die Nacht


ausgezeichnet

Ein tolles Buch!

Robert Steinfeld hat 1971 bereits ein bewegtes Leben hinter sich. Seine ersten Lebensjahre hat er eingesperrt mit Büchern in einem Zimmer in der Bücherstadt Leipzig verbracht. Als 1943 Bomben auf Leipzig fallen, wird er von einem Mann gerettet, der ihn für ein Jahr mit sich durch das vom Krieg erschütterte Deutschland nimmt. Doch eines Nachts verschwindet dieser Mann spurlos. Im Jahr 1971 meint Robert, eben diesen Retter auf einer Beerdigung wiederzuerkennen. Durch dieses Ereignis, werden bei ihm viele Erinnerungen ausgelöst und er fängt zusammen mit seiner guten Freundin Marie an, nach diesem Mann zu suchen, um endlich zu klären, wer er ist und woher er stammt.

Kai Meyer lässt in „Die Bücher, der Junge und die Nacht“ eine spannende Geschichte vor uns entstehen. Diese erzählt er auf drei Zeitebenen und das macht er so gut, dass jeder Erzählstrang auch für sich stehen könnte. Allerdings sind diese Erzählstränge miteinander verwoben und ergeben zum Schluss eine runde und schlüssige Geschichte. Selten habe ich so ein komplexes Werk gelesen, das zudem so stimmig erzählt wird.

Kai Meyer war mir bisher aus dem Fantasybereich bekannt und ich lese ihn sehr gerne. Doch dieses Buch ist etwas ganz Anderes und für mich auch ein besonders gelungenes Buch. Der Autor führt uns von den Anfängen der NS-Zeit über die Zeit der Bombardierungen Deutschlands in das Jahr 1971 zu einem geteilten Deutschland. Dieses Buch ist Krimi, Liebesgeschichte, Geschichtsstunde und Mythenlehre in einem. Zudem zieht sich wie ein roter Faden die Liebe zu Büchern durch dieses Buch. Eine Liebe, die man dem Autor anmerkt und die ich mit ihm teile.

Fazit: Eine spannende, komplexe Geschichte, die mich auf ganzer Linie überzeugt hat.

Bewertung vom 26.11.2022
Der mexikanische Fluch
Moreno-Garcia, Silvia

Der mexikanische Fluch


weniger gut

Mir fehlte es an Atmosphäre

Seit ihrer Heirat lebt Catalina in einem abgelegenen Herrenhaus in den mexikanischen Bergen. Als ihren Onkel ein Hilferuf von Catalina in Form eines Briefes erreicht, schickt er seine Tochter Noemi nach High Place, um der Sache nachzugehen. Schnell wird Noemi klar, dass etwas nicht stimmt mit dem Herrenhaus und der Familie Doyle, in die ihre Cousine eingeheiratet hat.

Der Beginn des Buches gestaltete sich für mich schwierig. Von einem selbsternannten Schauerroman erwarte ich vor allen Dingen eine atmosphärische Erzählweise, die meinen Atem stocken und mich nicht mehr loslässt. Doch das habe ich hier vergeblich gesucht. Problematisch war für mich ebenfalls die viel zu ausführliche Erzählweise. Die Gegend und das Herrenhaus wurden bis ins kleinste Detail beschrieben. Ich könnte mir vorstellen, dass die Autorin Silvia Moreno-Garcia damit Atmosphäre erzeugen wollte. Denn das gesamte Anwesen ist düster, heruntergekommen, verwildert. Überall findet sich Schimmel und Verwahrlosung. Doch statt einer unheimlichen Stimmung, lösten diese allzu ausführlichen Beschreibungen nur Langeweile bei mir aus.

Zudem waren mir ohne Ausnahme alle Figuren unsympathisch. Die Bewohner von High Place waren abweisend. Catalina blieb blass und wirkte eher wie eine Puppe und nicht wie ein menschliches Wesen. Noemi lernen wir als oberflächliche, lebenslustige und von sich eingenommene Person kennen, die zudem noch sehr unreif wirkt.

Etwa ab der Hälfte des Buches stellte sich Spannung ein und das Lesen kostete keine Überwindung mehr. Habe ich mich die ersten 200 Seiten eher Seite um Seite durch das Buch gequält, konnte ich nun mit Neugierde die zweite Hälfte lesen.

Allerdings waren die geschilderten Ereignisse immer wieder ekelhaft, sodass ich mich von den Beschreibungen abgestoßen fühlte. Die angedeuteten sexuellen Ereignisse waren für mich regelrecht widerwärtig und abscheulich. Da war ich einfach froh, dass diese nicht ausführlich geschildert wurden. Denn damit wäre für mich eine Grenze überschritten worden, die zu einem Leseabbruch des Buches geführt hätte.

Das Buch hat meine Erwartungen nicht erfüllt und ich werde die Veröffentlichungen dieser Autorin nicht verfolgen.

Bewertung vom 23.11.2022
DAS BRENNEN DER STILLE - Silbernes Schweigen (Band 2)
Brandt, Sandy

DAS BRENNEN DER STILLE - Silbernes Schweigen (Band 2)


ausgezeichnet

Die Geschichte wird immer besser

Liv und Kyle leben wieder in unterschiedlichen Welten. Sie muss als Mitglied der Oberschicht wieder schweigen. Er ist nun Teil der Rebellenbewegung von Jeff. Doch beide kämpfen sie für dasselbe Ziel – eine freie Welt, in der jeder Leben kann, wie er mag.

Zu Beginn habe ich Band 2 von „Das Brennen der Stille“ als zu lang angelegt und somit vom Erzähltempo her als zu langsam empfunden. Diese Einschätzung habe ich allerdings revidiert, denn die Autorin Sandy Brandt hat damit erreicht, dass ich als Leserin einen guten Eindruck darüber erhalte, wie das Leben von Liv an der Seite ihres Mannes, als Teil der Führungselite von Tudor, aussieht. Liv versucht, die Machtverhältnisse von innen heraus zu ändern. Ihr gegenüber stehen jedoch die erfahrenen Hüter der Macht. Nach und nach muss sie also ihre Methoden anpassen.

Spannend fand ich, dass die beiden Hauptfiguren umgeben sind von Lügnern und Intriganten. Sie werden manipuliert, geblendet und tappen immer wieder in Fallen, die ihnen gestellt werden. Doch sie geben den Kampf nicht auf. Denn, wenn sie nicht mehr für die Veränderung der Gesellschaft kämpfen, hat ihre Liebe keine Chance – und das ist für beide keine Lebensalternative.

Von Kapitel zu Kapitel nimmt die Geschichte immer mehr an Fahrt auf. Zum Ende hin konnte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Die Ereignisse überschlugen sich regelrecht. Als Leserin wurde ich in ein Wechselbad der Gefühle geworfen – Freude, Angst, Hoffnung, Entsetzen, Mitgefühl und viele mehr.

Sehr gut eingefangen hat die Autorin die Stimmung der Dystopie. Die Gesellschaft, in der Liv und Kyle leben ist düster, extrem ungerecht, voller Gewalt und ich bin froh, dass ich nicht in dieser Welt leben muss.

Achtung: Das Buch endet auf dem Höhepunkt der Dramaturgie mit einem bösen Cliffhanger. Daher kann ich es kaum erwarten, Band 3 in den Händen zu halten und zu erfahren, wie die Geschichte weitergeht.

Bewertung vom 18.11.2022
Die Schattenrebellin / Prison Healer Bd.2 (MP3-Download)
Noni, Lynette

Die Schattenrebellin / Prison Healer Bd.2 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Auch Band 2 hat mich überzeugt

Kiva hat es geschafft. Sie ist dem Gefängnis Zalindov entkommen. Sie lebt nun mit Tipp bei Jaren und seiner Familie. Doch hier muss sie unter allen Umständen verbergen, wer sie wirklich ist. Als ihre Geschwister von ihr verlangen, dass sie die Königsfamilie von Vallenia ausspioniert, gerät sie immer mehr in einen Gewissenskonflikt.

Mir hat es sehr gut gefallen, wie die Autorin uns in Band 2 von Prison Healer ins Leben der Königsfamilie von Vallenia eintauchen lässt. Dass Jaren ein Schatz ist, war uns bereits aus Band 1 bekannt. Aber der Rest seiner Familie steht ihm scheinbar ins nichts nach. Besonders, wie sie Tipp aufgenommen haben, hat mein Herz erwärmt.

Gut gelungen finde ich zudem die Entwicklung, die Kiva im Laufe der Geschichte durch macht. Der Konflikt, in dem sie sich befindet, ist gut spürbar. Auf der einen Seite steht ihre Vergangenheit, die Rebellen und ihre Geschwister. Auf der anderen Seite Prinz Jaren, seine Familie und eine mögliche gemeinsame Zukunft.

Das Ende des Buches hat mich völlig überrumpelt und ich kann es kaum erwarten, dass der nächste Band der Reihe erscheint. Der Cliffhanger ist wirklich sehr gelungen. Mir schwirren tausend und eine Frage im Kopf herum, auf die ich gerne eine Antwort hätte.

Ein wenig enttäuscht war ich von den Motiven der Verschwörer. Ich hätte diese gerne geschüttelt. Allzu egoistisch und unreif benehmen sie sich. Doch das war eine Kleinigkeit, die mir nicht gefallen hat, in einem Buch, das ich ansonsten rundum gelungen finde.

Gelesen wird das Hörbuch wieder von Nina Reithmeier. Sie hat mir bereits als Sprecherin von Band 1 sehr gut gefallen. Und auch hier hat sie mich wieder begeistert. Ich freue mich schon jetzt auf den dritten Teil, den sie hoffentlich ebenfalls sprechen wird. Sie ist in meinen Augen die perfekte Besetzung für diese tolle Geschichte.

Bewertung vom 18.11.2022
Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1
Sten, Viveca

Kalt und still / Hanna Ahlander Bd.1


ausgezeichnet

Ein Krimi nach meinem Geschmack

Die Polizistin Hanna Ahlander wird von ihrem Chef aufgefordert, sich nach einem neuen Job umzusehen. Als sie völlig niedergeschlagen nach Hause kommt, offenbart ihr Partner ihr, dass er sich von ihr trennt und sie bis zum Wochenende die gemeinsame Wohnung räumen soll. Als ihre Schwester ihr anbietet, in ihr Ferienhaus nach Are zu fahren, um erst einmal Abstand zu gewinnen, nimmt sie das Angebot gerne an. Kaum ist sie in dem kleinen Ferienort angekommen, verschwindet eine 18-Jährige. Hanna hilft spontan bei der Suche nach der jungen Frau, die auf dem Weg von einer Party nach Hause spurlos verschwunden ist.

„Kalt und still“ ist der erste Teil einer neuer Kriminalromanreihe der bekannten Autorin Viveca Sten. Für mich ist das Buch rundum gelungen. Der Autorin schafft es sehr gut, die Kriminalhandlung auf einem durchweg spannenden Niveau zu halten. Das ist nicht selbstverständlich. Geschickt werden die einzelnen Erzählstränge zu einer stimmigen Auflösung zusammengeführt. Es gibt im Laufe der Geschichte mehrere Verdächtige, die alle ein Motiv aufweisen. Als Leserin konnte ich miträtseln, was mir bei einem Krimi sehr wichtig ist.

Ebenfalls gelungen fand ich die erzählerische Mischung aus Ermittlung und Privatleben der Polizisten. Allerdings fand ich die Ermittlerin Hanna Ahlander nicht wirklich sympathisch. Sie macht aus allem ein Geheimnis, anstatt mit ihren Mitmenschen zu kommunizieren. Ihrem Partner hat sie nichts über ihre beruflichen Probleme erzählt. Auf der Arbeit verschweigt sie Ungereimtheiten, die ihr im Ort auffallen und ermittelt auf eigene Faust. Ich hoffe, dass sie ihr Verhalten im Laufe der Reihe ändert.

Insgesamt ist das Buch für mich ein Krimi, wie er sein sollte. Spannend, unterhaltsam, mit einer gelungenen Auflösung.

Bewertung vom 07.11.2022
The Other Side of the Sky / Die Göttin und der Prinz Bd.1
Kaufman, Amie;Spooner, Meagan

The Other Side of the Sky / Die Göttin und der Prinz Bd.1


weniger gut

Das Buch konnte mich nicht fesseln

Dies ist die Geschichte von North und Nimh. Ihre Vorfahren stammten aus derselben Welt. Doch dann schufen sich die Vorfahren von Prinz North eine neue Heimat in den Wolken. Auf der Erde entstand die Legende, dass die Götter sich in den Himmel zurückgezogen haben und die Menschen ihrem Schicksal auf der Erde überließen. Nimh lebt als lebende Göttin in dieser Welt. Doch sie ist eine Göttin, deren Gabe sich noch nicht gezeigt hat. Als North mit seinem Fluggerät abstürzt und auf der Erde landet, trifft er auf Nimh. Der Junge aus den Wolken, der nicht an Götter und Magie glaubt und die lebende Göttin, die North für den Gott aus den Wolken hält, der ihr Volk rettet.

Die Autorinnen Megan Spooner und Amie Kaufman haben mit viel Fantasie eine magische Geschichte geschaffen, die alles hat, was ich mir als Fan von Fantasygeschichten wünsche. Und doch konnte mich das Buch „The other side oft the sky – Die Göttin und der Prinz 1“ nicht begeistern.

Das liegt vor allen Dingen daran, dass jede Szene unendlich lang ausgeführt ist. Jede Szene enthält so viele Details und Beschreibungen, dass das Geschehen viel zu ausführlich angelegt ist. Dadurch habe ich beim Lesen fast immer Ungeduld und in letzter Konsequenz Langeweile empfunden. Alles wirkte so unglaublich langatmig auf mich.

Zudem hat es mich gestört, dass die Antagonistin einfach nur böse, größenwahnsinnig und von sich selbst geblendet war. Die Protagonistin dagegen vergeht in ewigen Selbstzweifeln, traut sich kaum etwas zu, wirkt oft leise und verhuscht. Wie soll ich als Leserin da an die Macht der Guten glauben, wenn diese es nicht einmal selbst tut?

Nachdem ich mich durch Dreiviertel des Buches gequält hatte, kaum vorwärts gekommen bin und immer mehr die Lust an der Geschichte verloren hatte, bin ich auf den Gedanken gekommen, die Seiten einfach nur noch quer zu lesen. Und was soll ich sagen: plötzlich hatte ich eine kurzweilige, spannende und temporeiche Geschichte vor mir. Das Grundgerüst und die Idee des Buches sind gut. Das Ganze hätte nur radikal gekürzt werden müssen, um Spannung zu erzeugen und bei mir Lust auf die Geschichte auszulösen.

Für mich endet die Reise mit Nimh und North hier. Ich spüre keine Neugierde in mir, die gestillt werden möchte, wenn es um die weiteren Entwicklungen der Figuren und ihrer Welten geht.

Bewertung vom 07.11.2022
Hinter den Spiegeln so kalt (MP3-Download)
Grimm, Liza

Hinter den Spiegeln so kalt (MP3-Download)


gut

Es wohnen zwei Seelen in meiner Brust

Finja hat den Verlust ihres geliebten Mannes auch nach Jahren noch nicht wirklich verarbeitet, als ihre kleine Tochter Hannah verschwindet. Daraufhin droht Finja, an ihrer Trauer zu ertrinken. Zudem wird sie geplagt von ihrer Angst vor Spiegeln und ihren Träumen von Eis und Schnee. Einzig ihre beste Freundin bietet ihr Halt.

Der Großteil des Buches „Hinter den Spiegeln so kalt“ von Liza Grimm spielt in unserer realen Welt. Da wir diese durch den Verlust und die Trauer der Hauptfigur Finja erleben, ist diese Welt trist, grau und erdrückend. Selbst die Rückblenden, die uns in eine Zeit entführen, als Finjas geliebter Mann Mika noch lebte oder als Finja in Max eine neue Liebe findet, wirken nicht hell, bunt und sorgenfrei. Daher habe ich das Buch in weiten Teilen als niederdrückend, pessimistisch und hart empfunden. Finja kämpft mit ihren Gefühlen und mit ihren Halluzinationen, hinter denen sie mehr vermutet als nur die Verarbeitung ihrer Trauer. Doch ihre Therapeutin, ihre Eltern, Max und auch ihre beste Freundin versuchen sie mit allen Mitteln in die harte Wirklichkeit zu holen. Das alles war für mich als Hörerin sehr anstrengend. Hatte ich doch gehofft, in eine Fantasiewelt entführt zu werden und damit der Realität unserer Welt zu entfliehen. Stattdessen habe ich mich in einer besonders farb- und trostlosen Variante dieser Welt wiedergefunden.

Erst das Ende des Hörbuchs hat mich dann stark beeindruckt. Hier werden alle Fäden zusammengeführt, und dass auf eine Art und Weise, die das Buch zu etwas Besonderem, etwas Wichtigem machen. Dieses Ende hallt auch nach Tagen noch in mir nach und wird mich wohl auch noch eine ganze Weile begleiten. Mehr kann ich hier leider nicht schreiben, um nicht zu spoilern. Unsicher bin ich mir jedoch, ob es sich lohnt, sich für das Ende durch das gesamte Buch zu kämpfen.

Gelesen wird das Hörbuch von Vera Teltz. Sie hat ihre Sache gut gemacht, wird mir jedoch nicht als herausragende Sprecherin in Erinnerung bleiben. Sie stört nicht, begeistert mich jedoch auch nicht.

Bewertung vom 07.11.2022
EAST. Welt ohne Seele / Jan Jordi Kazanski Bd.1
Jensen, Jens Henrik

EAST. Welt ohne Seele / Jan Jordi Kazanski Bd.1


ausgezeichnet

Kein lauter Action-Agententhriller

Jan Kordi Kazanski befindet sich ganz unten seit dem Tod seiner Frau und seiner kleinen Tochter. Tag für Tag sucht er sein Seelenheil am Grund einer Flasche Schnaps. Doch dann sorgt sein bester Freund beim CIA dafür, dass er noch einmal einen Auftrag erhält, um sich zu beweisen. In Krakau soll er die Königin der Unterwelt „Die Witwe“ aufspüren. Diese hatte Kontakt zum CIA aufgenommen. Doch nun scheint sie es sich anders überlegt zu haben. Kazanski ist kaum in Krakau angekommen, da wird schon der erste Anschlag auf sein Leben verübt und es wird nicht der letzte bleiben.

Zu Beginn war mir „East – Welt ohne Seele“ von Jens Henrik Jensen zu leise erzählt, zu unspektakulär. Die Kunst des Autors besteht nicht darin, mit viel Lärm und Action eine Spionagegeschichte zu erzählen. Vielmehr zieht er uns in die Abgründe seiner Figuren. Er lässt uns ihre ganze persönliche Verlorenheit, ihr gesamtes Versagen spüren. Das hatte auf mich eine unglaubliche Sogwirkung. Ich bin mit Kordi Kazanski durch Krakau gestolpert, habe mich mit ihm bis zur Besinnungslosigkeit betrunken, bin mit ihm durch die zwischenmenschlichen Begegnungen geschlittert. Verwirrt, verloren und mit dem unbedingten Willen, „Die Witwe“ zu finden. Auch die beiden Nebenfiguren Xenia, die Agentin von Europol, und Ewa, eine undurchsichtige Person aus Krakau, waren sehr gut herausgearbeitet in ihren Widersprüchen, Sehnsüchten und Abgründen.

Die Verwicklungen der Suche nach der Witwe haben mich gut unterhalten. Auch die sonstigen Geschichten, die nach und nach aufgedeckt wurden, habe ich als spannend und gut erzählt empfunden. Das Buch hat für mich alles, was ich von einer guten Spionagegeschichte erwarte. Die Guten, die Bösen und das Verwirrspiel, wer letztendlich gut und wer böse ist. Mächtige Geheimdienste, übermächtige Mafiosi. Bis zum Schluss war nicht klar, wer gewinnt und wer verliert.

Fazit: Der Start in die neue Reihe von Jens Henrik Jensen ist gelungen. Ich freue mich schon auf weitere Einsätze von Jan Kordi Kazanski.