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Sophie

Bewertungen

Insgesamt 163 Bewertungen
Bewertung vom 05.05.2021
Die wunderbare Kälte
Rettelbach, Elisabeth

Die wunderbare Kälte


ausgezeichnet

Ein eindringlicher, verstörender, wahnsinniger Roman

Von „Die wunderbare Kälte“ muss man sich erst mal ein paar Tage erholen, bevor man etwas dazu sagen kann. Für diese Rezension habe ich mich nach dem Lesen zunächst eine Woche sammeln müssen, bevor ich meine Empfindungen in Worte fassen kann. Denn diese Roman geht unter die Haut.

Die junge Maskenbildnerin Kai hat kaum ein nennenswertes Sozialleben und konstruiert ihre Geschichten lieber selbst, als Außenstehende … über Menschen, die sie unbemerkt beobachtet. Sie belässt es aber nicht dabei, sondern interveniert ständig im Leben ihrer Opfer, wird zur Regisseurin zwischenmenschlicher Beziehungen, ohne aus dem Schatten hervorzutreten.

Allein diese vielschichtige, verstörende Figur, durch deren Augen wir als Leser*innen blicken, macht „Die wunderbare Kälte“ zu einem Buch, das einem noch lange nachgeht. Kais Empfindungen sind so echt wie unnachvollziehbar, denn man fühlt sich beim Lesen wie im Kopf einer Psychopathin, mit der man trotzdem auf merkwürdige Art und Weise mitfühlt, sie manchmal sogar versteht. Ihr Handeln folgt keiner rationalen Überlegung, auch keiner echten Emotion, sondern einem irrationalen Trieb, der uns fremd bleibt, aber trotzdem manchmal irgendwie nachvollziehbar wird.

Die stärksten Momente im Roman sind die, in denen wir tatsächlich mit Kai empathisieren. Denn als sie Milo, einem ihrer Opfer, unerwartet näherkommt, schleichen sich da manchmal Gefühle in Kais Stream of Consciousness, die uns nicht fremd sind – aber ihr. Kai wehrt sich vehement gegen ihre eigene Menschlichkeit, die immer wieder zum Vorschein kommt. Aber am Ende muss sie alles kontrollieren, auch sich selbst.

„Die wunderbare Kälte“ von Elisabeth Rettelbach ist ein atemberaubendes Buch, erzählt in eleganter, poetischer Prosa, direkt aus dem Kopf einer schwierigen, fremden, ungewöhnlichen Person. Dieser Roman wird mich lange nicht loslassen!

Bewertung vom 04.04.2021
Der gekaufte Tod
Mack Jones, Stephen

Der gekaufte Tod


sehr gut

„Der gekaufte Tod“ von Stephen Mack Jones hat eigentlich zwei Protagonisten: den mittlerweile millionenschweren Ex-Cop August Snow und die Stadt Detroit. Beide hat das Leben hart gemacht, und so stehen Gewalt und Verbrechen an der Tagesordnung.

August Snow, halb Schwarzer, halb Mexikaner, hat sich als Polizist unbeliebt gemacht, als er Korruption in den eigenen Reihen aufdeckte – mit dem Schadenersatz, den er daraufhin ausbezahlt bekam, kommt er nach einem langen Auslandsaufenthalt zurück in seine alte Heimat, um das heruntergekommene Viertel Mexicantown wieder auf Vordermann zu bringen. Unverhofft wird er jedoch in den Mord an einer alten Bekannten verwickelt, der die hässliche Fratze der Welt der Schönen und Reichen am anderen Ende der Stadt offenbart.

Natürlich handelt es sich vordergründig um einen Krimi – ein Verbrechen ist geschehen und August ist auf krummen Wegen in die Ermittlungen involviert. „Der gekaufte Tod“ stellt aber nicht nur ein Verbrechen in den Vordergrund, sondern thematisiert all die Verbrechen, die täglich auf den Straßen Detroits geschehen: Raub, Drogenhandel, Diskriminierung, schreiende Ungerechtigkeit … Das Buch spricht sozialkritische Themen an, die zum Alltag in einer harten Stadt gehören: die Unterschiede zwischen schwarz und weiß, reich und arm, somebodys und nobodys. August befindet sich irgendwo am Schnittpunkt vieler Kategorien und bemüht sich das ganze Buch hindurch, seinen Platz zu finden: Er ist weder ganz schwarz noch ganz mexikanisch. Er war früher nicht reich, hat jetzt Millionen auf dem Konto. Er hat als Polizist das Verbrechen bekämpft, jetzt muss er pragmatisch zu Mitteln greifen, die ihn über die Grenze des Legalen stoßen. August ist ein Grenzgänger, der das Beste aus einer miesen Situation machen muss – dass ihm dabei immer noch ein cooler Spruch über die Lippen kommt, macht ihn für uns Leser*innen nahbar und irgendwie sympathisch.

Eine Schwäche des Romans sehe ich in der deutschen Übersetzung: Der Ton des Buchs ist stark von Slang geprägt und die Dialoge sind meist höchst umgangssprachlich. Dass da einiges etwas holzig rüberkommt, liegt wohl an fehlenden Entsprechungen im Deutschen. Und manchmal erscheinen August und sein Freundeskreis aus teils eher dubiosen Gestalten auch ein wenig zu cool, mit der Hand ein wenig zu schnell an der Waffe. Das mag einer deutschen Leserschaft auch einfach nur sehr fremd sein, aber insgesamt lösen sich viele Probleme wie im Actionfilm. Glücklicherweise gelingt dem Roman aber im Großen und Ganzen die Balance zwischen solchen Szenen und durchaus intelligenten und ernsthaften Episoden, sodass ein spannendes, unterhaltsames und durchaus auch zum Nachdenken anregendes Buch dabei herausgekommen ist.

Bewertung vom 15.03.2021
X
Hermann, Maik

X


sehr gut

Maik Hermanns Debütroman „X: Es wird dich verändern“ entstand vor der Corona-Pandemie – und ist unverhofft so aktuell geworden wie nie zuvor. Ein Virus, das hoch ansteckend ist und die Menschheit in kürzester Zeit dezimieren könnte … da klingelt doch was! Glücklicherweise hat Hermanns Pathogen X nicht viel mit dem Coronavirus zu tun, wir können uns also entspannt zurücklehnen und die Achterbahnfahrt genießen.

Detailliert und hervorragend recherchiert erzählt Maik Hermann die Geschichte eines Pathogens, das, im Labor gezüchtet und von Terroristen zunächst in Deutschland unters Volk gebracht, schnell die ganze Menschheit ausrotten könnte. Die Mikrobiologin Francesca und der Ermittler Miller stellen sich dem entgegen und ermitteln fieberhaft: Er als Kriminalist, sie als Wissenschaftlerin. Das Ergebnis ist eine Mischung aus actionreichem Verschwörungsthriller und realitätsnahem, politischem Kriminalfall.

Eine besondere Stärke des Romans ist der langsame Spannungsaufbau und die detaillierten Beschreibungen von Abläufen: Wissenschaftliche Sachverhalte werden erklärt, politische Reaktionsprozesse auf Krisen erläutert und verblüffende technische Möglichkeiten präsentiert. Als Leserin fühle ich mich dadurch direkt ins Geschehen hineinversetzt. Ebenfalls hervorragend gemacht ist der häufige Wechsel von Schauplätzen: Deutschland, Italien, der Vatikan, Island und Namibia haben alle etwas mit den Entwicklungen zu tun, und die Menschen vor Ort haben zwar lange keinen Kontakt zueinander, tragen aber jeder für sich weitere Puzzlestücke zur Auflösung bei. Das Ergebnis ist ein Buch, das man vor Spannung kaum aus der Hand legen kann.

Ein wenig ernüchternd ist daher leider der Schluss, über den ich natürlich nicht zu viel verraten will. Es sei nur erwähnt, dass viele Handlungsstränge hier zu einem eher hastig wirkenden Ende finden. Der steile Spannungsabbau gegen Ende an vielen Baustellen lässt ein Gefühl zurück, als würde etwas fehlen – da hätte der 450 Seiten starke Band gerne noch 50 oder 100 Seiten länger sein dürfen.

Alles in allem aber ein phantastischer Wissenschafts- und Verschwörungsthriller, der Lust auf mehr macht. Ich hoffe, das wird nicht das Letzte sein, was wir von Maik Hermann hören.

Bewertung vom 15.03.2021
Tief im Keller (eBook, ePUB)
Saunter, Mick

Tief im Keller (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein abgründiger Kriminalroman – für Leser*innen mit etwas Geduld

Das stimmungsvoll düstere Cover von „Tief im Keller“ verheißt grausige Verbrechen und dunkle Geheimnisse … und davon gibt es in Mick Saunters Roman auch genügend – wenn man ein bisschen Geduld hat.

Der Einstieg in den 500 Seiten langen Kriminalroman verläuft etwas schleppend: An der deutsch-österreichischen Grenze wird ein junger Mann mit Downsyndrom tot aufgefunden. Kommissar Manners Ermittlungen führen schnell in eine betreute Wohneinheit, den Sonnenhof, jedoch bleiben die meisten Spuren kalt. Nur sehr zäh entwickeln sich die Ermittlungen, gespickt mit zahllosen Details über die Charaktere, ihr Umfeld und ihre Hintergründe.

Diese leichte Schwäche des Romans, das Verlieren in Details, ist aber auch zugleich eine große Stärke, da mir als Leserin ein tiefer Einstieg ins Geschehen ermöglicht wird. Es empfiehlt sich, sich darauf einzulassen! Man wird nämlich in der zweiten Hälfte mit einer rasanten Entwicklung der Ereignisse belohnt, die an Spannung kaum zu überbieten ist. Hier fügen sich viele Puzzleteile zusammen, und schockierende Erkenntnisse brechen sich Bahn.

„Tief im Keller“ ist ein Kriminalroman für Geduldige. Wer den zähen Einstieg überwindet, kommt in den Genuss einer einzigartigen Geschichte voller Grauen, Emotion und wohl überlegter Wendungen. Wer dem eine Chance gibt, wird es sicher nicht bereuen.

Bewertung vom 15.03.2021
Lügentochter
Peterson, Megan Cooley

Lügentochter


ausgezeichnet

„Lügentochter“ von Megan Cooley Peterson kommt in einer wunderschönen Aufmachung daher und präsentiert sich zunächst als Jugendbuch – schnell wird klar, dass es aber eine erstaunliche Tiefe aufweisen kann.

Die 17-jährige Piper wird aus den Fängen einer Sekte gerettet und lebt nun wieder in der normalen Gesellschaft – nur dass sie es nicht als Rettung empfindet. Sie ist sich, ganz im Gegenteil, sicher, dass sie entführt wurde und mit allen Mitteln versuchen muss, in ihr Zuhause, die „Kolonie“, zurückzukehren. Nach und nach wird in Rückblicken von ihrer Zeit in der Sekte erzählt, während sie in der Gegenwart mit einer anderen Realität konfrontiert wird, der sie sich (widerstrebend) stellen muss.

Piper als unzuverlässige Erzählerin ist eine extrem spannende Figur, die mich als Leserin zum Hadern gebracht hat. Welche Perspektive ist richtig? Was ist die „Wahrheit“? Und vor allem: Muss mir diese Person, durch deren Augen ich blicke, sympathisch sein? Natürlich ist Piper eine junge Frau mit ganz normalen Bedürfnissen – sie sucht nach Freundschaft, Anschluss, erlebt eine erste Liebe … aber zugleich ist sie eben aufgrund ihrer Situation ganz anders als die meisten Menschen ihres Alters. Das macht den großen Reiz dieses Buches aus. Zwar ist es leicht erzählt und spricht Jugendliche sicher an, aber auch für ältere Leser*innen bietet es auf einer sehr viel profunderen Ebene food for thought, nicht zuletzt, weil die Autorin eigene Erfahrungen im Roman verarbeitet.

Ein durch und durch gelungenes Buch mit vielen Gedankenanstößen und dem ein oder anderen Schockmoment – und einer wirklich traumschönen Aufmachung durch den Magellan-Verlag. Absolute Empfehlung für Jugendliche wie auch Erwachsene.

Bewertung vom 15.03.2021
Kinder, die im Dunkeln spielen
Kasper, Daniel

Kinder, die im Dunkeln spielen


gut

„Kinder, die im Dunkeln spielen“ von Daniel Kasper nennt sich selbst eine Sammlung von „unheimlichen Geschichten“. Und diese Bezeichnung ist durchaus zutreffend! Fremde Wesen, Zauberer und Hexen gehören zum Grundinventar der sehr unterschiedlichen Geschichten, die immer auch eine soziale Komponente in sich tragen.

Durch Kinderaugen werden hier in sieben Geschichten übernatürliche und merkwürdige Begebenheiten geschildert. Dabei stellt Daniel Kasper sein außergewöhnliches Talent für atmosphärische Schilderungen und eindringlichen Spannungsaufbau zur Schau. Stilistisch anspruchsvoll und mit einer phantastischen Wortwahl blühen Bilder vor unserem inneren Auge auf, die lebhaft und oftmals tragisch sind.

Leider wird häufig die aufgebaute Spannung nicht eingelöst, sondern flacht zum Ende hin eher ab und verliert sich. Andeutungen bleiben bisweilen so vage, dass sich echter Grusel nicht so recht einstellen mag. Viele Geschichten würde ich daher eher als „düstere Märchen“ lesen – ernste Themen wie Mobbing und Missbrauch werden behandelt, die für den Eskapismus des Horror-Genres ein klein wenig zu real sind.

Wer dieses Buch nicht als Horror liest, sondern eher als Phantastik, wird sicher viel Freude damit haben. Die richtige Erwartungshaltung erscheint mir an dieser Stelle wie das A und O, um das Buch richtig wertschätzen zu können.

Bewertung vom 15.03.2021
Grenzfall - Der Tod in ihren Augen / Jahn und Krammer ermitteln Bd.1
Schneider, Anna

Grenzfall - Der Tod in ihren Augen / Jahn und Krammer ermitteln Bd.1


sehr gut

„Grenzfall – der Tod in ihren Augen“ von Anna Schneider ist der erste Fall um die junge, ehrgeizige Ermittlerin Alexa Jahn, die in ihrer neuen Stelle in Oberbayern die Chance für einen Karrieresprung sucht.

Alexa wird direkt an ihrem ersten Tag mit einem grausamen Mord konfrontiert, der auch noch über die Grenzen Deutschlands hinausgeht, sodass sie mit dem grantligen österreichischen Altkommissar Krammer zusammenarbeiten muss. Auch im eigenen Team hat Alexa keinen leichten Stand und bekommt direkt mehr Verantwortung aufgebürdet, als ihr lieb ist. All das macht sie zu einer durch und durch menschlichen Figur, mit der ich als Leserin leicht empathisieren kann. Hier ermittelt keine Frau mit Superkräften, sondern ein ganz normaler Mensch mit Schwächen und Unsicherheiten. Neben ihrem Innenleben erhalten wir auch Einblick in ihre Gedankengänge zu den Ermittlungen, die sich zunächst sehr rätselhaft und spannungsgeladen gestalten.

Ganz ähnlich seiner Protagonistin ist der Roman jedoch nicht ohne kleine Schwächen: Während Alexa eine sehr runde Figur ist, verblassen die anderen Charaktere ein wenig hinter ihr, und auch der Mordfall und seine Aufklärung können nicht ganz halten, was sie zu Anfang versprechen. Einige plötzliche Wendungen erschweren das „Mitdenken“ beim Lesen, sodass am Ende das Aha-Erlebnis ausbleibt.

Nichtsdestotrotz ist Anna Schneider hier ein lesenswerter und spannender Krimi mit viel sympathischem Lokalkolorit gelungen. Ich blicke gespannt auf die Veröffentlichung des zweiten Bandes.

Bewertung vom 15.03.2021
Fressfeind
Lundt, Mikael

Fressfeind


ausgezeichnet

Ein Buch wie „Fressfeind“ von Mikael Lund kann man nicht mehr aus der Hand legen, wenn man einmal mit dem Lesen angefangen hat. Daher die Empfehlung: Nicht spät am Abend mit dem Lesen anfangen, sonst wird es eine kurze Nacht!

Dieser urkomische Roman begleitet eine Truppe glückloser Alien-Jäger und einen desillusionierten Polizeikommissar dabei, wie sie einer Reihe merkwürdiger Ereignisse auf die Spur zu kommen versuchen: Neben einer Reihe toter Tiere im Zoo und einem überfallenen Butterlaster hat es auch den Freund der etwas ruppigen Jacky erwischt, die nähere Auskunft geben kann – ein schuppiges Alien war es, und es scheint auf Fett aus zu sein!

Die bunt zusammengewürfelte Truppe begibt sich schnurstracks in die Ermittlungen – dabei kommen ihnen ihre jeweiligen Spezialfähigkeiten zugute, die bloß der Rest der Welt nicht so recht anerkennen kann. Mit einer guten Portion Galgenhumor und sarkastischen Wortgefechten improvisieren sie sich durch den Fall und stolpern von einer Absurdität in die nächste.

Mikael Lund ist hier ein WIRKLICH originelles, unfassbar witziges und nonstop spannendes Alien-Abenteuer gelungen. Wer „District 9“ mochte, wird „Fressfeind“ lieben!

Bewertung vom 15.03.2021
Klima
Klass, David

Klima


weniger gut

„Klima – deine Zeit läuft ab“ von David Klass bedient sich prinzipiell einer spannenden Prämisse, kommt aber in der Umsetzung nicht an einer ganzen Reihe amerikanischer Klischees vorbei.

Green Man ist ein Umweltterrorist, der durch drastische Anschläge auf symbolträchtige Ziele versucht, auf den Klimawandel aufmerksam zu machen – dabei nimmt er auch den Verlust von Menschenleben in Kauf. Der junge FBI-Agent Tom Smith heftet sich als Datenanalytiker auf seine Fersen und scheint der Einzige im FBI zu sein, der Green Mans überlegenem Intellekt gewachsen ist.

Die Thematik des Romans könnte aktueller nicht sein, und der Spannungsbogen wird intensiv aufgebaut und über lange Strecken gehalten. Da enden aber leider auch schon die Stärken des Romans, denn „Klima“ bedient sich einfach zu vieler amerikanischer Klischees: Da ist der gewiefte, aber doch menschliche Terrorist, der seinen Häschern immer einen Schritt voraus ist, der brillante „auserwählte“ Agent, der als Einziger von 300 FBI-Agenten zu irgendetwas fähig zu sein scheint, der barsche Vorgesetzte, der tumbe Präsident … diese statischen Topoi gleichen leider auch nicht die etwas halbherzig eingeworfenen Fakten zum Klimawandel und der Dringlichkeit des Handelns aus. Dazu kommt eine durchaus fragwürdige Prämisse, denn Green Man hat bereits mehrere Dutzend Unschuldiger auf dem Gewissen, erfährt aber doch sehr nonchalant breite Unterstützung aus der Bevölkerung.

Alles in allem ein durchaus unterhaltsam zu lesendes Buch, aber ohne den Tiefgang, der der Thematik gerecht würde – ein sehr amerikanischer Thriller, der sein wichtiges Thema leider nur auf sehr oberflächliche Art und Weise zu bearbeiten versteht.

Bewertung vom 17.02.2021
Der Klang der Wälder
Miyashita, Natsu

Der Klang der Wälder


ausgezeichnet

Ein poetischer, leiser Roman über das Klavierstimmen und das Leben selbst

Wer „Der Klang der Wälder“ von Natsu Miyashita nur wegen des bezaubernd gestalteten Buchumschlags gekauft hat, dem kann ich nur sagen: Richtig so! So poetisch, ruhig und beinahe sphärisch, wie das Cover gestaltet ist, so entfaltet sich auch die Geschichte um den angehenden Klavierstimmer Tomura.

Tomura ist in den Bergen aufgewachsen und entscheidet sich nach dem Schulabschluss scheinbar aus dem Blauen heraus für eine Ausbildung als Klavierstimmer, obwohl er das Instrument in seinem Leben nie zuvor berührt hat. Was ihn treibt, ist die Suche nach dem „Klang der Wälder“, dem idealen Klang, der in seinem Kopf die Bergwälder seiner Heimat zum Leben erweckt.

Miyashitas Roman ist ein Buch der leisen Töne: ruhig und persönlich erzählt, unaufgeregt und voller Poesie. Tomura lernt in seiner Ausbildung viel über das Klavierstimmen, aber auch viel über das Leben – die Kunst des Aufgebens zum Beispiel und die Macht individueller Wahrnehmung. Dabei kommt der Roman völlig ohne große Gesten aus: keine große Liebe, keine großen Träume, keine Ausnahmetalente. Ein Roman über das Leben in seiner Alltäglichkeit, die häufig verborgene Schönheit in sich trägt.

„Der Klang der Wälder“ ist ein außergewöhnlich erzähltes Buch über einen gewöhnlichen Menschen – und darin liegt sein Zauber.

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