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Wedma

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Insgesamt 546 Bewertungen
Bewertung vom 14.01.2021
Der Mythos Napoleon (eBook, ePUB)
Willms, Johannes; Willms, Johannes

Der Mythos Napoleon (eBook, ePUB)


gut

Dieses Werk habe ich gern gelesen und kann es gut weiterempfehlen.

Es ist schon sehr ausführlich, die Gedanken, die Absichten Napoleons, seine Widersprüche, die Hintergründe seines Handelns uvm. sind feinsäuberlich ausgearbeitet. Beachtliche Leistung.

Man bekommt tiefe Einsichten in die Persönlichkeit Napoleons. Anhand zahlreicher Zitate aus seinen Werken, Notizen, Gesprächen wird diese vor Augen der Leser in ihren Facetten ausgebreitet. Auch wie er und sein Handeln, die Zukunft Europas unter ihm eingeschätzt wurde, hpts. als er bereits auf St. Helene weilte, erscheint ebenso aufschlussreich und erhellend.

Im letzten Drittel wird der Unterschied zwischen dem, was er war, und dem ihm später angedichteten, in weiten Strecken erfundenen Image, sehr deutlich. Gerade hier blitzt eine gute Portion Humor durch, sodass ich mal schmunzeln, mal auflachen musste. Diese Schere zwischen dem Napoleon, wie er war, und dem später erfundenen Image eines Liberalen, der die Prinzipien der Revolution 1789 verteidigte, und wie und warum sie entstand, wurde prima präsentiert.

Auch diese überaus treffende, die Dinge auf den Punkt bringende Sätze, die schlagfertigen, bildhaften Beschreibungen dessen, was aus einem Tyrannen durch Umdeutung für die Öffentlichkeit gemacht wurde, es geht insbesondere um die kreative Arbeit Las Cases, haben für Heiterkeit gesorgt. Diese Beispiele zeigen nicht nur auf, wie politische Propaganda funktioniert, damals wie heute, es sagt auch etwas aus darüber, wie geistreich und mit viel Sachkenntnis und Hingabe dieses Werk verfasst wurde.
So ein Werk zu lesen macht echt Spaß.

Fazit: Sehr gründliche Recherche mit viel Sachkenntnis. Evtl. zu viele Details, die das Fortkommen hin und wieder erschwerten. Zudem fehlten mir paar Punkte, die ich vom Autor gern kommentiert bekommen hätte.

Dennoch ist es ein wichtiger Beitrag zum Thema Napoleon, recht kritisch, analytisch, wohl durchdacht, prima aufbereitet. Wer sich für Napoleon interessiert, ist hier an der guten Quelle. Als Anfänger sollte man vorher paar Biografien, zumindest eine gute, gelesen haben.

Bewertung vom 07.12.2020
Der Philosoph des Herzens (eBook, ePUB)
Carlisle, Clare

Der Philosoph des Herzens (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Diese Biografie Kierkegaards aus der Feder von Claire Carlisle habe ich sehr gerne gelesen. Sie hat mir den berühmtesten dänischen Philosophen auf eine sehr angenehme Weise nähergebracht, angenehme Lesestunden bereitet und noch in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung dargeboten, weshalb ich dieses Werk gern weiterempfehle, nicht nur auch die Fans von Biografien, sondern auch an die Liebhaber/innen packend wie gekonnt erzählter Lebensgeschichten.
Ich war u.a. entzückt, welch tiefgründige Fragestellungen in dieser Biografie zur Sprache gebracht wurden. Wie so oft ging es hier um Gott und die Welt. Auch wie zugänglich das Leben und die Philosophie Kierkegaards dargeboten wurden, sodass jede(r) von dieser Biografie profitieren kann. Frei nach dem Spruch Einsteins: Kompliziert über komplexe Dinge kann jeder Dummkopf referieren, einfach über die komplexen Dinge reden, da gehört schon einiges dazu. Weshalb Kierkegaard als Philosoph des Herzens bezeichnet wird, wurde prima klargestellt.
Man bekommt nicht nur seinen Lebensweg erzählt. Hier wurde u.a. nachgedacht, wie aus einem Kaufmannssohn, dessen Großvater ein einfacher Bauer war, der berühmteste Philosoph Dänemarks werden konnte. Man bekommt einen griffigen Überblick über die Familie insg., besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Verhältnis des Vaters Kierkegaard zu seinen Söhnen. Auch auf die Lehrer Kierkegaards wurde ausführlich eingegangen, auf ihre Lebenswege und Überzeugungen, sodass man eine bessere Vorstellung davon bekommt, wie Kierkegaard zum Denker wurde, zu dem viele Menschen aufgeschaut, sich von seinen Gedanken inspirieren ließen. Natürlich gab es auch Kritiker, deren bissige Zeilen und Karikaturen man hier ebenfalls präsentiert bekam.
Als roter Faden läuft durch diese Lebensgeschichte die aufgelöste Verlobung mit Regine Olsen. Dies kommt noch paar Mal im Laufe der Erzählung, aus diversen Blickwinkeln betrachtet. Hier wurde auch über die Rolle und Arten der Liebe nachgedacht, aber nicht nur. Die grundlegenden Fragen der Existenz, die sich schon Sokrates und Platon gestellt hatten, bewegten auch Kierkegaard. Auch seine fundierte, kritische Beschäftigung mit dem Christentum wurde hier spannend wie aufschlussreich dargeboten. Bei der Interpretation Christentums, die Kierkegaard am Ende lieferte, wundert es einen nicht, dass die Religion als Mittel zur Unterdrückung der Massen verstanden wurde.
Diese Biografie liefert viel Stoff zum Nachdenken. Schon allein die erniedrigende gesellschaftliche Stellung der Frau in der damaligen Zeit (die Geschichte um den Brief Kierkegaards an Regine, der ungeöffnet zurückkam, da er ihn in der ersten Linie an ihren Mann adressieren musste), auch die abwertende Selbsteinschätzung der Frauen, die man in den Zeilen einer Leserin mitbekam, gab zu denken. Da musste ich an oft „Sexismus“ von S. Arendt denken. Ein sehr lesenswertes Werk.
Es gibt recht viele Zitate aus Kierkegaards Tagebüchern und anderen Werken, die nicht nur verblüffend treffende Gedanken wiedergeben. Sie offenbaren eine sehr sensible Seele, sowie einen forschenden, messerscharfen Verstand, der den Emotionen doch ihren Platz zubilligt. Der Humor kommt dabei auch nicht zu kurz.
Zum Schluss liest man: „Durch seine knapp zehn Jahre währende Autorschaft vermittelte er Unendliches aus seinem eigenen menschlichen Herzen – in prickelnder Prosa, außergewöhnlich sensibel und nuanciert mit einer winzigen Spur von Dogmatismus oder Moralismus.“ In paar Zeilen gibt es ein schönes, bewegendes, sinnerfülltes Ende samt Gebet aus der Feder Kierkegaards, das man sich nicht entgehen lassen sollte.
Wer Kierkegaard nur flüchtig kannte, sollte hier aufmerksam werden, in dieser Biografie kann man ihn besser kennenlernen. So schön, tiefsinnig, spannend und verlockend erzählt! Eine gerechte Vorstellung Kierkegaards für die Leser von heute. Sehr gern gelesen!

Bewertung vom 01.12.2020
Mentalgiganten
Kunhardt, Michael von

Mentalgiganten


ausgezeichnet

Von „Mentalgiganten“ habe ich einen sehr guten Eindruck gewonnen, konnte mich regelrecht dafür begeistern, und empfehle das Buch wärmstens weiter.
Es ist eins der besten auf dem Gebiet der Persönlichkeitsentwicklung. Und ich habe recht viele Titel aus dieser Sparte kennengelernt.
Das Buch ist sowohl für Einsteiger als auch für Fortgeschrittene geeignet. Gerade junge Leute, die ihren Lebensweg noch vor sich haben, sollten unbedingt von diesem Buch profitieren. Es ist grundsätzlich aber für Leser jeden Alters geeignet.
Auch Fortgeschrittene, all diejenigen, für die so manches nicht neu erscheinen mag, können viel Nutzen aus diesem Buch ziehen, denn oft kommt es auf das Wie an. Man mag einige Dinge kennen, wenn man dem aber nicht folgt, dann ist es bloß passives Wissen.
Michael von Kunhardt erzählt die Dinge so schlicht und ergreifend, so einleuchtend und mitreißend, dass sie hängenbleiben, sind jederzeit abrufbar, und man ist versucht, sie auch anzuwenden. Das Beispiel mit der teuren, vergessenen Brille kennt man z.B. in Form von „Wenn dir das Schicksal eine Zitrone serviert, mach einen Zitronensaft daraus“. So einleuchtend, wie der Autor dies bringt, mit dem Beispiel aus dem eigenen Leben, und was er (als Mentalgigant) daraus gemacht hat, bleibt hängen. Man ist versucht, sich in so einer Situation ähnlich zu verhalten, was gar keine üble Idee ist.
Es gibt noch viele andere Beispiele, die zeigen, was die wahre mentale Stärke ausmacht, wie sich die Mentalgiganten in bestimmten, oft nicht einfachen, Lebenslagen verhalten. In diesem Buch wurden die Stärken der Persönlichkeiten aus Wirtschaft und diversen Sportarten (Tennis, Schach, Fußball, Hockey uvm.) besprochen, insb. wie diese Verhaltensmuster und Einstellungen den Lesern auf ihrem Lebensweg weiterhelfen könnten. Konkret wurde gezeigt, wie die Mentalgiganten mit Verlusten umgehen, s. Kap. 4 „Fokus: Verlieren ist kein Thema“. Kap. 5 „Selbstvertrauen: Siegermentalität Nummer 1“. Kap. 6 „Potenziale“, Kap. 7 „Rückschläge“. Gerade das 7.te Kapitel fand ich so aufschlussreich und bereichernd, denn das erzählt u.a., wie die hochrangigen Sportler mit Niederlagen umgehen, wie sie diese verkraften und schon bald weitermachen, um ihre angepeilten Erfolge zu erzielen, insb. die Unterkapitel „Djokovic-Effekt“, „Resilienz – eine Frage der Haltung“, „Die Korkentheorie“.
Weiter geht es um die Dankbarkeit, Kreativität, Gesundheit, Enthusiasmus, Weiterentwicklung uvm.
Sehr schön, zugänglich erzählt, wirkt das Ganze wie ein gutes Gespräch mit einem alten Freund. Viele Beispiele aus dem eigenen Leben schätze ich besonders, u.a. das mit der kleinen Tochter und der gemeinsam zu erlebenden, nächsten Sonnenfinsternis, die noch weit in der Zukunft liegt. Es zeigt, was ein Mentalgigant daraus macht, welche Schlüsse er zieht, was wiederum so vieles in positive Bahnen lenkt. Ein anderer hätte diese Episode mit mildem Lächeln abgetan und vergessen.
Je mehr ich über dieses Buch schreibe, desto mehr Begeisterung kommt wieder hoch.
Obwohl es schon paar Tage her ist, seit ich „Mentalgiganten“ kennenlernen durfte, beschäftig es mich immer noch, im zunehmenden Maße.

Die hochwertige Ausstattung passt wunderbar zum Inhalt: Festeinband, Lesezeichen, schönes Papier. All die Graphiken, besonders die Dinge, die zu beachten sind, wie z.B. die Methoden der Mentalgiganten, sind im Text gut sichtbar hervorgehoben. Dieses Buch ist ein schönes Mitbringsel oder auch Geschenk unter dem Tannenbaum und zu ähnlichen Anlässen.

Fazit: Mentalgiganten würde ich jedem in die Hand drücken: Lese es. Jeder kann davon profitieren. Man muss sich bloß damit aktiv beschäftigen.
Gern vergebe ich die wohl verdienten 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

Bewertung vom 19.11.2020
Spiegel unseres Schmerzes / Die Kinder der Katastrophe Bd.3 (eBook, ePUB)
Lemaitre, Pierre

Spiegel unseres Schmerzes / Die Kinder der Katastrophe Bd.3 (eBook, ePUB)


sehr gut

Diesen Roman von Pierre Lemaitre habe ich ganz gern gelesen. Ich mag seine Art, seinen charmanten, gekonnten, ironischen, mit einem Hauch von Leichtigkeit geküssten Schreibstil. „Spiegel unseres Schmerzes“ fällt aber nicht so stark aus wie die „Die Farben des Feuers“, dennoch durchaus lesenswert.

Ein starker Anfang, die Geschichte um Louise erschien schon recht skurril, dennoch riss sie mich sofort mit. Es blieb keine andere Wahl: Nichts wie weiterlesen.

Aber nach dem furiosen Anfang ließ die Spannung nach. Es gab einige Längen. Die Sprünge in der Handlung von Louise zu den Geschehnissen an der Front warfen Fragen auf, denn lange verstand ich nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hatte, und warum das alles erzählt wurde Dennoch gab es hier so einiges, was so aktuell klingt: die Ströme von Flüchtlingen aus Paris 1940 und all die „Annehmlichkeiten“ in diesem Zusammenhang. Eine knackige wie bildhafte Beschreibung, wie Propaganda funktioniert, damals wie heute, kam noch dazu.

Erst ab der Hälfte ließen sich die Puzzleteile so langsam einordnen, und ein größeres Gemälde kam zum Vorschein. Im kleineren, privaten Rahmen zeichnete sich eine Geschichte ab, die einen erstmal sprachlos ließ.

Im Großen und Ganzen ist dieses Werk auch ein starkes Plädoyer gegen den Krieg, denn seine hässlichen Seiten werden plastisch vor Augen geführt: Das Kopfkino, so lebendig und zum Greifen nah, als ob man selbst dabei wäre. Da läuft man mit Louise und drei kleinen Kindern über das Feld zum nächstgelegenen Wald, um dem Bombardement der deutschen Wehrmacht zu entkommen. Man ist den Herausforderungen ausgeliefert, denen eine junge Frau in dieser Situation gegenübersteht, uvm.

Aber auch für Romantik wurde hier reichlich gesorgt, in der zweiten Hälfte. Allerdings ist es eben kein Wohlfühlroman, trotz dem, dass das Ende doch optimistisch ausfällt.

Ich komme nicht drumherum, diesen Schreibstil nochmals zu loben. So kann man mir alles Mögliche und Unmögliche erzählen. So lässig gekonnt, voller Menschenkenntnis, messerscharfer Beobachtungen, so klug, ja weise, mit feiner Ironie und das Ganze mit bemerkenswerter Leichtigkeit. Herrlich.

Insgesamt fand ich den Roman etwas weniger gewitzt als „Die Farben des Feuers“, was aber auch dem nicht so ganz einfachen Thema geschuldet ist. „Spiegel unseres Schmerzes“ ist aber auch etwas weniger komplex in der Handlung und Figurenaufbau.

Dennoch ist es ein sehr lesenswerter Roman, den ich gern weiterempfehle.

Bewertung vom 19.11.2020
Respekt geht anders (eBook, PDF)
Krone-Schmalz, Gabriele

Respekt geht anders (eBook, PDF)


ausgezeichnet

Frau Krone-Schmal spricht in diesem Buch viele akuten Themen an, zeigt geistreich wie charmant, was seit einigen Jahren im öffentlichen Diskurs hierzulange schiefläuft.

Klappentext beschreibt den Inhalt sehr treffend.

Die Psychologen sagen, wenn einem das Problem bewusst wird, wenn es klar vor Augen steht, dann ist die Lösung nicht mehr weit. Und gerade dafür ist dieses Buch gut: für Einsteiger ein Augenöffner, für Fortgeschrittene, die auch eigene Beispiele aus dem Leben zu den im Buch besprochenen Themen nennen können und evtl. die Dinge ähnlich sehen, ein bereichernder Lesestoff.

Der Anfang ist stark, und es geht dann auch so weiter. Jedes Kapitel, ob „Hysterikerland“, „Die Würde des Andersdenkenden“ oder „Die Aufmerksamkeitshändler“ hat seine Highlights, treffende, reichhaltige Gedanken, Denkanstöße, die man am besten im Freundes- und Bekanntenkreis ausdiskutieren sollte. Man muss sich unbedingt mit diesen Themen befassen.

Frau Krone-Schmalz spricht mit viel Fingerspitzengefühl diese Dinge an (für mehr Details s. Inhaltsverzeichnis.), die gesagt werden müssen, damit diese der Gegenstand der Debatte und des Umdenkens werden und evtl., hoffentlich, eine Besserung eintreten kann. Bleiben wir doch optimistisch. Auch im postdemokratischen Zeitalter ist Platz und Möglichkeit zur Besserung, wenn man sich nicht gedanken- und willenlos in die entgegengesetzte Richtung treiben lässt.

Am Anfang des letzten Kapitels liest man: „Frieden ist kein Geschenk, weder der Frieden, der den Gegensatz zu Krieg darstellt, noch sozialer und gesellschaftlicher Frieden. Frieden, ganz gleich welcher Art, ist harte Arbeit.“ Wie wahr. Das sollte man sich jeden Tag vor Augen führen. Auch die Politiker, die hier effektiv und unmittelbar zum Frieden beitragen könnten.

Und ganz am Schluss: „Streit im Sinne von Streitkultur ist etwas durch und durch Konstruktives und hat nichts mit Ausgrenzung oder gar Vernichtung zu tun. Respektvoll streiten – das wär’s doch.“

Fazit: Ein sehr lesenswertes Buch, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

P.S. Wer nicht genug bekommt, liest „Meinungsunfreiheit“ von Wolfgang Kubicki. In vielen Aspekten ähneln sich die Aussagen der Autoren, insb. was die Hysterie, die Meinungen abseits vom vorgegebenen Mainstream uvm. angeht.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.11.2020
Sexismus (eBook, PDF)
Arndt, Susan

Sexismus (eBook, PDF)


ausgezeichnet

Diese Arbeit stellt einen gewichtigen Beitrag zum Thema Sexismus dar. Fundiert, facettenreich, systematisch, wohl argumentiert, bietet es ein spannendes und aufschlussreiches Hilfswerk für all diejenigen, die sich mit dem Thema befassen (möchten/müssen). Es liefert jede Menge an Denkanstößen und Fragestellungen, die man gern in entspr. Interessenkreisen ausdiskutieren kann/sollte.
Klappentext beschreibt den Inhalt sehr treffend.
Im ersten Kapitel befasst sich die Autorin eingehend mit dem Begriff. Unterkapitel „Sexismus, Macht und die Herrschaft des Patriarchats“ fällt gleich stark aus, denn hier wird das Thema auch etwas breiter aufgefasst und über die Diskriminierung als solche nachgedacht. Hier kommen auch Chauvinismus, Machoismus, Marianismo und „Strategischer Essentialismus“ (Spivak) zur Sprache.
Kapitel 2 „Das Drei-Säulen-Fundament des Sexismus: FrauistnichtMann. Erfindungen des biologischen und sozialen Geschlechts und deren juristische Verankerung“. Man sieht schon der Überschrift an, dass hier reichlich frei gedacht wurde. Die Rahmen der gewöhnlichen Wahrnehmung wurden in diesem Kapitel, wie im gesamten Werk, weitgehend hinterfragt. Besonders interessant fand ich den historischen Aspekt: nicht nur hochamüsant, auch sehr bereichernd.
Im Kapitel 3 „Manifestationen des Sexismus“ wurden u.a. sexuelle Gewalt, Vergewaltigung als sexistische Macht, sexuelle Belästigung, Kleidung und ihre Rolle, Diskriminierung und Homosexualität, Intersexualität und Transgeschlechtlichkeit (So lauten die Unterkapitelüberschriften) ausführlich besprochen.
Im Kapitel 4 geht es um „Bewegungen und Strategien gegen Sexismus“, insb. Frauenbewegungen und Feminismus ist hier viel die Rede, aber auch um die „Internationale Konventionen und Antidiskriminierungsgesetze im deutschsprachigen Raum“, „Empowerement, Awareness, Gender-Mainstreaming, Affirmative Action, Frauenbeauftragte und geschützter Raum“.
Kapitel 5 „Kann es eine Welt ohne Sexismus geben. Kein Resümee“ mit Fragen „Sind Frauen die besseren Menschen? Ist Sexismus vorüber? ‚Die Geschichte war eben so‘ – und wie weiter?“ schließt das Werk ab.
Die sich im Vorwort gestellte Aufgabe: „Es geht … darum herauszuarbeiten, was Sexismus als System in seiner vollen Bandbreite, historischen Beständigkeit und globalen Reichweite ausmacht – und wie sich kollektiv gerahmte individuelle Erfahrungen darin einfügen“, wurde prima gemeistert. Diese Ernsthaftigkeit, die Hingabe und auch das Können, die sich deutlich zwischen den Zeilen herauslesen lassen, beeindrucken dabei am meisten.
Die Zitate geben den Eindruck vom Duktus, der mir am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig erschien, etwas verwissenschaftlicht evtl, ist man heute doch gewohnt, dass auch die Sachbücher in einfacher Sprache verfasst sind. Nach paar Seiten aber erschien er mir sehr gut passend. Es ist eben eine eher wissenschaftliche Abhandlung, die sich doch recht angenehm lesen lässt.
Fazit: Dieses Werk ist eine fundierte Auseinandersetzung mit dem Thema, das viel reichhaltigen Stoff für Diskussionen liefert. Bleibt zu hoffen, dass das Buch viele begeisterte Leser findet, die sich mit seinen Thesen im Kollegen-, Bekannten-, Verwandtenkreis eingehend auseinandersetzen werden.
Besonders zu empfehlen für Schüler, Studenten, Lehrer, aber auch für die Leser, die sich für die Themen wie Macht, Herrschaft und natürlich Sexismus interessieren.
Gekürzt.

Bewertung vom 17.11.2020
Meine Reise zu Beethoven
Thielemann, Christian

Meine Reise zu Beethoven


ausgezeichnet

Ein sehr lesenswertes, aufschlussreiches Werk, das Beethoven und sein Werk von einer spannenden Warte betrachten lässt, tiefe Einblicke in die Dirigentenarbeit gewährt uvm. Ein schönes Geschenk im Jubiläumsjahr Beethovens.
Klappentext beschreibt den Inhalt sehr gut. Der letzte Satz hat besonders gut getroffen: „…Dies ist das Buch eines Künstlers, der wie wenige andere in Beethovens Werkstatt geschaut hat und den Spuren seines Genies nachgegangen ist.“ Während und nach der Lektüre habe ich diesen Eindruck gewonnen: Eine Fülle von spannenden Gedanken, Interpretationen, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Der Blickwinkel der Ausführungen ist auch etwas ganz Besonderes: Der gefeierte Dirigent, der sich seit Jahrzehnten mit Beethoven intensiv beschäftigt, erzählt aus seiner Sicht, wie er die Werke des Komponisten sieht, was Beethoven, seiner Meinung nach, dort hineingelegt hat, bzw. welche Inhalte er mit seinen Kompositionen übermitteln wollte, wie Beethoven die Musik der damaligen Zeit revolutioniert hat uvm. Spannend sind auch die Vergleiche, z.B. mit Mozart, Haydn, Bach.
Die Symphonien 1-9, die Oper Fidelio, Violinkonzerte, Streichquartette und Klaviersonaten, Klavierkonzerte, Missa Solemnis wurden besprochen, stets unter bestimmten, spannenden, ungewöhnlichen Aspekten, die das Wirken und die Musik Beethovens, seine Bedeutung auch für heutige Zuhörer den Lesern näherbringen.
Höchstinteressant ist auch das Kapitel „Helles im Dunkeln. Der deutsche Klang“, in dem sich der Autor mit diesem Thema auseinandersetzt und u.a. über die Dirigenten, die in der Vergangenheit Beethoven interpretiert haben, wie Wilhelm Furtwängler ( s/w Foto mit Berliner Philharmonikern, 1952), Otto Klemperer (Foto, 1957), Herbert von Karajan spricht.
Das vorletzte Kapitel „Eine gnadenlose Aufgabe: Beethoven aufführen“ erzählt von einer Reihe von Dingen, die in diesem Zusammenhang zu beachten gilt: die Auswahl an passenden Räumlichkeiten, der Dialog mit dem Orchester, die Partituren, die zum Einsatz kommen uvm. Das Wälzen der (Fach-) Literatur wurde auch an früheren Stellen erwähnt, das kommt noch dazu. Hier wird einem plastisch vor Augen geführt, was es für ein enormer Auswand ist, Beethoven aufzuführen. Da sieht man, die Kapitelüberschrift stimmt voll und ganz.
Besonders wertvoll fand ich diese persönliche Note, die klare Meinung Thielemanns zu vielen Aspekten: zu bestimmten Werken, ihren Interpretationen, Auffassungen Beethovens zu Gott und zur Welt. Missa Solemnis wird z.B. als Herzstück begriffen und dazu gesagt, dass „… die Missa in gewisser Weise sogar antireligiös“ wäre.
Zum Schluss liest man: „Warum begleitet Beethoven uns das ganze Leben, als Musiker wie als Zuhörer? Wegen seiner Wahnsinnskontraste, zwischen denen alles Platz findet. Zarteste Unschuld und wildes Wühlen, frenetischer Jubel und tiefste Trauer. Deshalb wirkt Beethoven auch so human, er bleibt immer menschlich, erfühlt mit.“ S. 251. Stark.
Das Buch ließ sich angenehm lesen. Für mein Empfinden erschien es stellenweise etwas zu lässig im Ausdruck. Aber gut. Das passt wiederum. Gibt dem Ganzen den persönlichen Charakter und nimmt die Angst, die ein Einsteiger evtl. mit sich herumträgt. Das kann also jeder lesen.
Die hochwertige Buchgestaltung erfreut ebenso wie der Inhalt: Festeinband, Umschlagblatt, Lesebändchen, angenehme Schriftgröße, die s/w Abbildungen, die, wie so oft, mehr sagen als viele Worte.

Fazit: Ein sehr lesenswertes Buch, das den Horizont weitet und für die heutigen Leser/ Zuhörer Beethoven und seine Musik unter ungewöhnlichen, spannenden Aspekten beleuchtet.
Besonders interessant für Musikschüler, Studenten, aber auch für alle Leser, die gern ein gutes, reichhaltiges Buch in den Händen halten. Sehr gern gelesen.

Bewertung vom 06.11.2020
Meinungsunfreiheit
Kubicki, Wolfgang

Meinungsunfreiheit


ausgezeichnet

Dieses Buch ist wichtiger Beitrag zum Thema Meinungsunfreiheit. So eine Fülle von treffend gefassten Punkten zum heutigen Zustand der Demokratie, einleuchtenden Beispielen aus der Praxis, tollen Gedankenanstößen! Die Vorschläge, wie die Lage gerettet werden könnte, sind zum Schluss auch dabei.
Wolfgang Kubicki ist als stellvertretender FDP Vorsitzender und Bundestagsvizepräsident bekannt.
Die Inhalte dieses Buches sind aber parteienübergreifend. Wie man also selbst zur FDP steht, ist nicht von Bedeutung.
Optimal wäre es, das Buch aufmerksam zu lesen und sich im Freundes-/Familienkreis darüber auszutauschen, denn durch die ausführliche Auseinandersetzung mit diesem Thema könnte man evtl. noch zur positiven Lösung beitragen.
Der Stoff ist gut, logisch geordnet: Rechtliche Dimension, gefolgt von der medialen und gesellschaftlichen, um dann über die Verletzlichkeit der Meinungsfreiheit, über die politische Arena und die fortwährende Aufgabe der Demokraten zu reden.
Alle Teile haben ihre starken Seiten. Aber ab der medialen Dimension geht es richtig zur Sache. Hier wurde u.a. über den Bedeutungsverlust der klassischen Medien laut nachgedacht. Die „Leitmedien“ und ihre Propaganda-Methoden, die in der Demokratie, die ihren Namen verdient, nichts verloren haben, wurden sachlich, Punkt für Punkt aufs Korn genommen. Zu Talkshows und sozialen Medien findet man hier ebenfalls treffende Aussagen. In der gesellschaftlichen Dimension geht es u.a. um die heutigen Tendenzen, die zur Unterdrückung der Meinungsfreiheit beitragen, wie z.B. die Tendenz, die Diskussion abzukürzen, um gleich ins Moralische zu verfallen; die Tendenz zur Spaltung der Gesellschaft, die auch aktiv von „Qualitätsmedien“ vorangetrieben wird; die Tendenz zur Hysterie. Auch über die „Sehnsucht nach dem Autoritären und nach Heilgestalten“, S. 108 ff. findet man hier spannende Inhalte, über die man gern im eigenen Kreis mal debattieren könnte. Die letzten Absätze hier fand ich sehr treffend, wie so vieles in diesem Buch.
Im nächsten Teil, über die Verletzlichkeit der Meinungsfreiheit, liest man: „Wenn Schwarz und Weiß die einzigen Schattierungen in der Debatte sind, bekommen wir ein fundamentales Problem für die Demokratie.“ S. 120. Auch die nächsten Unterkapitel „Klima der Angst“, „Zwang zur Konformität“ warten mit guten Punkten und Beispielen aus dem Leben zum Zustand der Meinungsfreiheit auf, die u.a. zur Gleichschaltung der Meinungen führen und der demokratischen Debatte jeden fruchtbaren Boden entziehen.
Im letzten Teil stellt der Autor fest: „Ich kann mich an keine Phase der Bundesrepublik erinnern, in der es um die Freiheit der Meinung so schlecht bestellt war wie heute.“ Und erinnert, dass: „… das Hauptziel unserer Demokratie die friedliche Integration von Meinungen und Interessen ist, nicht deren Ausgrenzung.“ S. 139. Auf den letzten Seiten geht er zur Aufgabe der Demokraten über.
Mehr sage ich zu den Inhalten nicht, mag nicht spoilern. Original ist immer besser als Nacherzählung.
Die Kapitel sind oft kurz, haben es aber in sich. Und wenn man über all diese Missstände in geballter Form liest, kommt einem oft genug der Gedanke, dass man eigentlich die Beschreibungen der Zustände unter einer handfesten Diktatur präsentiert bekommt. Seltsam nur, dass diese immer noch als Demokratie bezeichnet werden will.
Fazit: Ein sehr lesenswertes Buch zu einem Thema, das uns alle angeht. Hier gilt: Selbst lesen, nachdenken, sich darüber austauschen. Vllt wird es noch was mit der Demokratie.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 04.11.2020
Happiness
Turner, Tina

Happiness


ausgezeichnet

Ein sehr schönes, weises, kluges Buch, so lebensbejahend, aufbauend von der ersten bis zur letzten Seite. Eine prima passende Lektüre für trübe Novembertage.
Tina Turner kannte ich bisher als eine stimmgewaltige Rocksängerin. Umso mehr gespannt war ich auf ihr Buch, das „Mein spiritueller Weg“ als Untertitel trägt. Und ja, ich bin beeindruckt.
Hier findet man viele Dinge, die man für sich mitnehmen kann, unabhängig davon, ob man ein Einsteiger oder Fortgeschrittener auf dem Gebiet der Spiritualität ist.
Bitte richtig verstehen, es wurde auch gleich zu Anfang gesagt: Spiritualität ist an keine Religion gebunden. Man muss kein Buddhist sein, um von den Inhalten dieses Buches zu profitieren.
Acht Kapitel gibt es insg. Jedes hat sein Highlight. Tina Turner erzählt u.a. ihr Leben, hier und da manche Ereignisse aus ihrer Vergangenheit eingestreut, um ihre Kernaussagen zu verdeutlichen.
Die Texte sind leicht und verständlich. Sie vermitteln sehr zugänglich die grundlegendsten Dinge wie zehn Welten des Buddhismus, samt positiven und negativen Ausprägungen, den bekannten Chant, von dem hier viel die Rede ist, und wie das Chanten Tina Turner aus den schweren Lebenssituationen geholfen hatte. Es geht auch um den dauerhaften Zustand der Zufriedenheit, und wie man ihn erreichen kann. Tiefe Einsichten, über die es nachzusinnen lohnt. Auch wenn nicht alles neu erscheinen mag, kann sein, dass gerade diese Geschichten die Augen öffnen und den Zugang zur aktiven Arbeit an sich und zur Besserung der Lebenssituation im Endeffekt verschaffen.
Man profitiert vom Buch noch mehr, wenn man sich die Videos (auf der bekannten Plattform) anschaut. Dann kann man sich das Geschriebene und die Menschen, die hier erwähnt wurden und mitgewirkt haben, besser vorstellen. Die Videos sind toll gemacht, großartig gesungen. Gut möglich, dass man dann aus dem „Wow!“ nicht mehr herauskommt. Das Friedenslied mit den Kindern hat es mir besonders angetan. Wenn man all das gehört hat, versteht man das Kap. 7 „Singen trägt dich über alles hinaus“ besser. Auch das gesamte Buch öffnet sich einem dann noch ganz anders.
Die Zitate von Maya Angelou, Indira Ghandi, Louise Hay uvm., die alle paar Seiten auftauchen, unterstreichen das Gesagte. Schöne Sprüche, über die sich jedes Zitatenheft freuen wird.
In jedem Kapitel findet man etwas Gutes, Weises, Kennenlernens- bzw. lesenswertes. Im letzten Kapitel liest man zum Thema, wie man die eigene Vergangenheit ändern kann. Sehr schön erklärt. Viel Wahres dabei. Auch bei anderen Themen. Die letzte Seite ist auch sehr schön.
Im Anschluss folgt das Nachwort, das noch mehr über Tina Turner und ihren spirituellen Weg erzählt, wie die Menschen um sie herum davon profitieren konnten.
Einige Fotos findet man in der Mitte. Manche sind s/w, die jüngere Tina und ihre Söhne zeigen. Sie bereichern die Ausführungen und runden das Portrait Tinas ab.
Die hochwertige Ausstattung, handliches Format machen dieses Buch zu einem schönen, wertvollen Mitbringsel/ Geschenk, das in jede Handtasche passt und immer mit dabei sein kann.
Fazit: Ein sehr schönes, weises, kluges Buch, das die Möglichkeit bietet, dieser starken Frau zu begegnen, von ihrem Weg zu lernen, von ihren Gedanken, Einsichten, Gesängen zu profitieren uvm. Bleibt zu hoffen, dass dieses Buch noch viele begeisterte Leser findet.