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friederickes Bücherblog
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Berlin
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Als Bücherblog rezensieren wir gerne unabhängig und redaktionell frei Bücher für Verlage und Autoren. Schicke uns bitte vorab eine kurze Anfrage (Buchtitel und Klappentext) per Mail. Verlage dürfen uns ebenfalls gerne kontaktieren. Unsere Schwerpunkte sind: Romane der Zeitgeschichte, Historische Romane, Frauenromane, Liebesromane und Biografien.

Bewertungen

Insgesamt 298 Bewertungen
Bewertung vom 03.11.2020
Kinder ihrer Zeit
Winter, Claire

Kinder ihrer Zeit


ausgezeichnet

Eine Berliner Geschichte

Das Cover:
Das Cover weist auf ein Stück begonnene Mauer. Eine junge Frau im Outfit der Zeit und ein Mann mit Koffer, der symbolhaft zeigt, dass zahlreiche Menschen den Ostteil der Stadt verlassen. Eine perfekt passende Buchpräsentation, die mich sehr angesprochen hat.
Die Geschichte:
Die beiden Mädchen Emma und Alice sind mit ihrer Mutter Rosa auf der Flucht aus Ostpreußen. Als die Russen einrücken werden sie getrennt. Beide glauben, dass die jeweils andere nicht überlebt hat. Emme wächst mit ihrer Mutter in Westberlin auf und Alice in einem Heim in der DDR.
Viele Jahre später finden sie sich wieder, doch die unterschiedlichen Lebenshintergründe bereiten Ihnen Schwierigkeiten. Dann lernt Emma durch ihre Schwester den Ost-Berliner Physiker Julius Laakmann kennen. Als der zufällig sieht, wie sein Freund entführt wird, gerät er in die Finger der Geheimdienste. In der Folge steuert der „Kalte Krieg“ seinem Höhepunkt zu und hat auch Alice fest in seinen Krallen. Beide Schwestern sind einer großen Gefahr ausgesetzt, als Berlin für immer geteilt werden soll.


Meine Meinung:
Es ist das zweite Buch der Autorin, das ich gelesen habe und auch dieses hat mich von der ersten Seite an begeistert. Die Protagonisten sind fein gezeichnet und ausgearbeitet. Gerade auch die beiden Schwestern haben mich in ihrer Unterschiedlichkeit sehr überzeugt. Aber auch alle anderen haben sich in ihren verschiedenen Charakteren anschaulich bewegt. Claire Winter schreibt in einer flüssigen, leicht verständlichen und packenden Sprache. Die Schauplätze sind präzise beschrieben. Die Geschichte schreibt sich aus verschiedenen Perspektiven fort, sodass der Spannungsbogen durchgehend hoch ist. Sehr gut recherchierte und perfekt eingebaute Zeitgeschichte spürt man in jeder Zeile, denn die beiden Schwestern sind in einer noch offenen Stadt voller Widersprüche unterwegs, die durch die beiden Systeme Sozialismus und Kapitalismus, zwischen den Militärmächten, der Stasi und den Geheimdiensten hervorgerufen werden, sodass ich des Öfteren den Schmerz der Teilung erneut erfühlen konnte.
Mein Fazit: Ein wunderbares Buch, das sehr unterhaltsam die besondere Geschichte Berlins schildert, indem sie gekonnt in die Geschichte von Emma und Alice hineinprojiziert wurde. Von mir eine ausdrückliche Leseempfehlung
Heidelinde von friederickes bücherblog

Bewertung vom 27.10.2020
Eine Liebe zwischen den Fronten
Peter, Maria W.

Eine Liebe zwischen den Fronten


ausgezeichnet

Krieg und Liebe

Das Cover:
Das Cover ist wunderbar abgestimmt. Gemeinsam mit dem Klappentext ist die Buchpräsentation in sich sehr stimmig und spricht mich an.

Die Geschichte:
Während die Französin Madeleine und der deutsche Militärarzt Paul gerade in Berlin ihre Verlobung feiern wollen kommt die Nachricht, dass zwischen Preußen und dem Kaiserreich Frankreich der Krieg ausgebrochen ist. Paul muss zu seinem Regiment nach Coblenz und Madeleine versucht mit ihrem Vater schnell zurück nach Metz zu reisen. Da sich aber die beiden Länder der Liebenden als Feinde gegenüberstehen, werden sie getrennt und stehen jeweils an wechselnden kriegerischen Schauplätzen, die von den Menschen alles abverlangen. Es geht um das Schicksal von drei Familien unter den Geschehnissen des unsäglichen Krieges. Wird die Liebe das Schreckliche überstehen?


Meine Meinung:
Ich musste die Geschichte einige Tage nachwirken lassen, hat sie mich doch durch die Grausamkeit dieses Krieges sehr beschäftigt. Die Hauptfiguren sind alle in ihren Charakteren sehr glaubhaft und überzeugend. Madeleine und Paul allerdings habe ich wegen ihrer stark ausgeprägten, ja unerschütterlichen Selbstlosigkeit und Hilfsbereitschaft bewundert, aber sie haben mich manchmal auch deswegen etwas erstaunt. Madeleines Bruder Clément, den der Krieg innerlich zerreißt, der voller Unruhe unterwegs ist und auch mit seinem Leben hadert, ist in seiner Widersprüchlichkeit für mich besonders ausdrucksstark. Auch die beiden Geschwister Djamila, die als algerisches Dienstmädchen für Madeleines Mutter arbeitet, sowie ihren Bruder Karim, der als Soldat mit den Franzosen in den Krieg ziehen muss, mochte ich sehr. Die Autorin schreibt in einer sehr flüssigen und leicht verständlichen Sprache, die mich in die Geschehnisse eintauchen lässt. Auch die Schauplätze sind bis ins kleinste Detail bildlich dargestellt und beschrieben, sodass ich, zumal ich viele davon kenne und liebe, sehr gut mitreisen konnte. Die Geschichte wird aus mehreren Perspektiven erzählt, was dafür sorgt, dass der Spannungsbogen an keiner Stelle abflacht. Dadurch, dass die beiden Liebenden auseinandergerissen werden, tritt allerdings die Geschichte sehr lange Zeit in den Hintergrund, und der Krieg dominiert von verschiedenen Fronten die Geschehnisse. In diesem Buch finde ich daher, dass über eine große Strecke die Zeitgeschichte nicht in die Geschichte um die Protagonisten eingearbeitet ist, sondern eher umgekehrt, schleicht sich die Geschichte der beiden Menschen zurückhaltend in die Zeitgeschichte, was meines Erachtens dazu führt, dass der Krieg und die politischen Geschehnisse lange Zeit überwiegen. Der Krieg war brutal in seiner Abfolge und die Schicksale der Menschen gingen mir sehr nahe. Auch die Heftigkeit, sowie die Tiefe, der präzise beschriebenen Ereignisse in den Lazaretten, die ganz sicher so stattgefunden haben, fand ich einschneidend. Nach einem späteren Aufeinandertreffen der beiden Liebenden aber nimmt die Geschichte ihren Faden wieder auf und setzt sich spannend fort. Hervorzuheben ist noch die gefühlt und gut nachvollziehbare, sehr intensive Recherche, die dieses Buch zum 150. Gedenktag erst möglich gemacht hat. Ein großes Lob an Maria W. Peter für diese grandiose Vorarbeit.
Mein Fazit: Ein beeindruckendes Buch, das ich sehr gerne weiterempfehle.
Heidelinde von friederickes bücherblog

Bewertung vom 13.10.2020
Im Sturm der Zeit / Das Brauhaus an der Isar Bd.2
Freidank, Julia

Im Sturm der Zeit / Das Brauhaus an der Isar Bd.2


sehr gut

Das Brauhaus in einer neuen Zeit

Das Cover:
Das Cover des zweiten Bandes ist angelehnt an das erste Buch. Die junge Frau im Outfit der Zeit passt perfekt. Der Wiedererkennungswert beider Bücher ist sehr hoch und schafft eine perfekte Buchpräsentation die zusammen mit dem Klappentext neugierig macht.

Die Geschichte:
Die Geschichte setzt sich Jahre später fort. Nachdem der Sohn verstorben ist wird Tochter Clara 1919 zurückgeholt. Sie soll das Brauhaus weiterführen und zur alten Größe verhelfen. Zunächst ist sie sich unsicher, aber da eine neue Zeit angebrochen ist, den Frauen mehr Möglichkeiten einräumt werden, findet sie die Aufgabe verführerisch. Gemeinsam mit ihrer Freundin Magdalene möchte sie einiges bewegen. Doch der Mann dem sie begegnet, der vermeintlich so gar nicht zu ihren Plänen passt, sowie der gewählte Lebensweg ihrer Freundin, das alles droht alles infrage zu stellen.

Meine Meinung:
Mit großer Erwartungshaltung bin nach dem begeisterten Abschluss des ersten Bandes an das zweite Buch gegangen. Die Geschichte schreibt sich mit Tochter Clara und ihrer Freundin Magdalena in den Hauptrollen fort. Die beiden Frauen entwickeln sich aber total entgegengesetzt und haben es sehr schwer. Über viele Seiten hinweg geht es um die Zeitgeschichte, die schwierigen Verhältnisse, die politischen Brüche und die ersten Schritte in Richtung des Nationalsozialismus, was äußerst interessant und zeitgeschichtlich natürlich wichtig ist, aber sehr viel Raum einnimmt und die Geschichte selbst etwas zurückdrängt. Gerade das Spannende aus dem ersten Band, das Bierbrauen, die fortschreitenden wirtschaftlichen Veränderungen und der Kampf um das Brauhaus treten in den Hintergrund, was ich sehr schade finde. Im letzten Drittel aber, kommt wieder Spannung auf, da sich die beiden jungen Frauen ihren unterschiedlichen Herausforderungen endgültig stellen müssen. Mein Fazit: Insgesamt eine gelungene Fortsetzung, die ich ans Herz legen möchte.

Heideline von friederickes bücherblog

Bewertung vom 13.10.2020
Oktoberfest 1900 - Träume und Wagnis
Grill, Petra

Oktoberfest 1900 - Träume und Wagnis


sehr gut

München und das Oktoberfest

Das Cover:
Der Bucheinband passt wunderbar zur damaligen Zeit und zur Geschichte. Zusammen mit dem Klappentext ist es eine in sich stimmige und gelungene Buchpräsentation.

Die Geschichte:
Colina, ein Schankmädchen verheimlicht ihre bisherige Tätigkeit, um als Gouvernante von Clara beruflich aufsteigen zu können. Deren Vater Herr Prank ist ein Brauereimagnat und will unbedingt Macht und Einfluss auf dem Oktoberfest erlangen. Deshalb will er auch seine Tochter verheiraten, die sich aber widersetzt. Sie flieht von zu Hause und der Skandal nimmt seinen Lauf. Colina aber lässt sich was einfallen, um für Klara und sich selbst eine neue Chance auf das Glück zu bekommen.

Meine Meinung:

Ein Buch, das mich sofort in seinen Bann gezogen hat. Die Protagonisten sind hervorragend gezeichnet. Sie sind jeder an seinem Platz ausdrucksstark und überzeugend. Am meisten beeindruckt aber hat mich Colina mit ihrem Mut und ihrer Tatkraft, weil sie nicht mehr vom Trinkgeld und der Lust der Männer leben wollte. Die Geschichte wird abwechselnd aus der jeweiligen Perspektive von Colina und Aulehner (Wachtmeister) erzählt. Die Autorin lässt die damalige Zeit detailgetreu aufleben. Die eingearbeitete Zeitgeschichte und die dazugehörigen Informationen über die Rechte der Frauen und andere politische Gegebenheiten sind wunderbar eingebunden. Petra Grill schreibt in einer lebhaften, flüssigen und leicht verständlichen Sprache. Die dialektische Einbindung in die Dialoge finde ich sehr bereichernd. Natürlich hat man in so einer kompakten Geschichte Stellen, wo man gerne mehr erfahren hätte, und andere wiederum die einem etwas zu lang erscheinen, was aber immer dem jeweiligen Geschmack geschuldet ist.
Mein Fazit: Eine spannende Geschichte rund um das Oktoberfest zu einer Zeit, die für die Menschen eine tägliche Herausforderung war. Ein Buch, das ich sehr gerne weiterempfehle.
Heidelinde von friederickes Bücherblog

Bewertung vom 12.09.2020
Volkswagen Blues
Poulin, Jacques

Volkswagen Blues


ausgezeichnet

Ein Roadtrip der Besonderheit

Die Geschichte:
Jack Waterman ist ein Autor, der sich in einer Schreibkrise befindet und auf der Suche nach seinem Bruder Theo ist, dem er als Kind sehr nahestand. Er hat ihn aber mehr als zwanzig Jahre nicht gesehen und fühlt sich schuldig. Unterwegs nimmt er die Anhalterin Pitsémine und ihren Kater Chop Suey mit. Sie wird wegen ihrer langen und dünnen Beine auch „Große Heuschrecke“ genannt, ist Automechanikerin und lesewütig. Sie hilft ihm die Karten und Bücher seines Bruders zu entschlüsseln, um die Suche zu erleichtern. Beide sind an sich Einzelgänger, finden aber eine ganz besondere Nähe zueinander, als sie gemeinsam diese Reise antreten.
Meine Meinung:
Ich habe ein bisschen gebraucht, bis ich mich so richtig auf den Inhalt einlassen konnte, weil dieses Buch so ganz anders ist. Es hat mich aber nach einigen Seiten auf eine wunderbare und unvergessliche Reise mitgenommen. Die beiden Protagonisten Jack und die Große Heuschrecke haben mich nach und nach mit ihren feinfühligen aber auch starken Charakteren sehr beeindruckt. Die beiden Figuren ließen mich einsteigen, nahmen mich auf ihre Reise mit, als sie in Jacks altem VW-Bus von Québec bis San Francisco fuhren. Sie erlaubten mir, mal mehr oder weniger aus ihren Leben zu erfahren, zeigten mir ihre Vorlieben, sie diskutierten, lasen Bücher und halfen sich gegenseitig, obwohl, oder gerade, weil sie sich kaum kannten. Auch die gefühlte Distanz, die der Erzähler durch die gewählte Sprache und Perspektive herstellte, löste sich nach und nach völlig auf. Die fein eingearbeitete Kultur- und Literaturgeschichte, über die Siedler und Indianer Amerikas, waren auf der Reise zu den einzelnen Orten ein Sahnehäubchen, das ich sehr genossen habe.
Mein Fazit: Das ist ein ganz besonderes Buch, mit einem unvergesslichen Paar, das ich sehr gerne gelesen habe und das ich wärmstens empfehlen möchte.
Heidelinde von „friederickes bücherblog“

Bewertung vom 01.09.2020
Unruhige Zeiten / Die Porzellan-Erbin Bd.1
Busch, Florian

Unruhige Zeiten / Die Porzellan-Erbin Bd.1


sehr gut

Ein zu Herzen gehendes Buch

Das Cover:
Das Cover ist ein bisschen dem Mainstream angepasst und hat mich zusammen mit dem Klappentext auf eine etwas andere Geschichte vorbereitet, als die, die ich dann überwiegend gelesen habe.

Die Geschichte:
Gern passe ich in der Regel meine Beschreibung etwas dem Klappentext an, um so wenig wie möglich zu spoilern. In diesem Fall aber, geht das nicht. Hier sehe ich Wilhelm und Theresa als Hauptfiguren, die beide zum Gesinde gehören und auf eine bessere Zukunft hoffen. Dazu muss Wilhelm die schwangere Gräfin Thyra von Hardenstein auf einer anstrengenden Reise zu ihrem Vater begleiten, und sie gesund zurückbringen. Sie geraten auf der Rückreise in Turbulenzen. Das Kind wartet nicht auf die Heimkehr, sondern wird unterwegs geboren und gerettet. Die Mutter und Erbin der Porzellanmanufaktur leider nicht.

Meine Meinung:
Das ist kein Buch, das man mal einfach so entspannt lesen kann. Man muss schon sehr dabei sein. Die Protagonisten kehren allesamt ihre Seele, ihr tiefstes Inneres nach außen, sodass ich mit allen Figuren, den Schmerz, das Leid und die Freude miterleben, erleiden und erfühlen durfte, was bei dem, was sie alles mitmachen mussten, eine große Herausforderung war. Etwas lang gezogen fand ich die Rückreise bis zu dem Punkt, als das Kind geboren wurde. Die Schauplätze sind bis ins kleinste Detail beschrieben und haben mich auf diese unglaubliche und schwere Reise mitgenommen. Der Autor schreibt in einer ausladenden, manchmal auch in einer poetischen Sprache, die eine bildliche Darstellung schafft, die nicht nur unter die Haut geht, sondern Gänsehaut erzeugt. Die eingearbeitete schwierige Zeitgeschichte, die den Menschen alles abverlangt hat, ist eindrucksvoll und tiefgründig dargestellt.

Bewertung vom 24.08.2020
Tage des Schicksals / Das Weingut Bd.3 (eBook, ePUB)
Lacrosse, Marie

Tage des Schicksals / Das Weingut Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein grandioser Abschluss

Das Cover:
Das Cover zeigt das Weingut im Herbst. Dazu ein Rosenstrauch, der auch seine auch seine Bedeutung hat. Insgesamt an die Buchreihe angepasst. Sehr harmonisch und einladend.
Die Geschichte:
Im dritten Teil der Geschichte heiratet 1877 das ehemalige Dienstmädchen Irene ihre große Liebe, den Weiguterben Franz Gerban. Die Eingewöhnung in diesen Kreisen fällt ihr allerdings sehr schwer. Als ihr Mann häufig auf Reisen ist, grübelt sie nach, denn die Einsamkeit und Langeweile belasten sie sehr. Sie beginnt das zu tun, was sie vor ihrer Ehe auch tat, und setzt sich für die Rechte der Arbeiterfrauen ein. Dazu bedient sie sich der Hilfe ihres ehemaligen Geliebten, der immer noch als Arbeiterführer aktiv ist. Franz ist sehr eifersüchtig und die Ehe droht zu zerbrechen. Als dann auch noch ein Geheimnis gelüftet wird und Intrigen ausgelöst werden, stehen sie vor einer großen Herausforderung.
Meine Meinung:
Ich bin überwältigt. Das ist ganz großes Kino. Auch im dritten Teil wurde ich von der ersten Zeile an zurückkatapultiert ins 19. Jahrhundert. Die Protagonisten haben sofort dafür gesorgt, dass ich erneut alle Gefühle erlebe, erleide und erdulde, denen sie ausgesetzt sind. Auch die neuen Figuren, sind beeindruckend und fein ausgearbeitet. Die Autorin schreibt in einer sehr spannenden Sprache. Die Verknüpfung der Zeitgeschichte ist gerade in diesem Band von großer Bedeutung und auf jeder Seite spürt man die intensive Recherchearbeit. Besonders das damalige Leben und der Alltag der armen Bevölkerung, hat mich wieder den Tränen nahegebracht. Die zahlreichen Perspektivwechsel und die unerwarteten Wendungen halten die Spannung von Anfang bis Ende hoch.
Mein Fazit: Ein krönender Schluss der dreiteiligen, sehr spannenden Familiensaga, die ich mit allen Bänden sehr ans Herz legen möchte. Meine Buchempfehlung bringe ich gerne zum Ausdruck.

Heidelinde von „friederickes bücherblog“

Bewertung vom 14.08.2020
Die Lilienbraut
Simon, Teresa

Die Lilienbraut


ausgezeichnet

Eine tiefgehende Familiensaga
Das Cover:
Das Cover zeigt eine junge Frau und Lilien. Die Abbildung ist an die Reihe der Teresa Simon-Bücher angelehnt, sodass man gleich die Verbindung herstellen und die Vorfreude genießen kann.

Die Geschichte:
Köln, während des 2. Weltkrieges. Nellie lebt mit ihrer Mutter und ihrem Bruder zusammen. Sie betreiben mehr recht als schlecht die kleine Familienkneipe. Zusätzlich arbeitet Nellie bei 4711, wo sie ihre zufällig entdeckte feine Nase für neue Düfte einsetzen darf. Und wäre der Krieg nicht schon schlimm genug, verliebt sie sich auch noch in einen Mann, der ihr verwehrt bleiben müsste.
Jahrzehnte später eröffnet Liv in Ehrenfeld einen kleinen Laden für Düfte und Seifen. Sie trifft eines Tages zufällig auf eine Frau, die sie aufgeregt mit einem anderen Namen anspricht. Wer ist sie und was will sie von ihr?

Meine Meinung:
Ein Teresa Simon Roman, der mich in gewohnter Weise von der ersten Seite an mitgenommen hat. Die Protagonisten sind wie immer sehr stimmig und fein gezeichnet. Auch einige Nebendarsteller gehören für mich in diesem Buch zu den absoluten Gewinnern. Sie bewegen sich alle sehr authentisch in ihrem Umfeld und lassen mich intensiv spüren, wie es ihnen gerade geht. Die Geschichte wird über zwei Ebenen erzählt. Nellie, berichtet überwiegend aus der „Ich“-Perspektive, aus ihrem Tagebuch während der 40-er Jahre und Liv ist in der Gegenwart unterwegs. Das Ganze meisterhaft erzählt von Teresa Simon. Einzig, die langen kursiven Einschübe, finden meine Augen anstrengend, auch wenn ich weiß, dass manche Texte gekennzeichnet werden müssen. Die Schauplätze sind bis ins kleinste Detail beschrieben und die Einarbeitung der Zeitgeschichte ist wie immer exzellent. Beides bestätigt die gewohnt intensive Recherche, die uns dieses Mal tief in die Zeiten des 2. Weltkrieges in Köln blicken lässt. Auch Wissenswertes über die Unternehmen Farina und 4711, sowie andere Organisationen ist hervorragend eingeflochten, was ich sehr lehrreich finde. Daneben hat es mir Freude bereitet, viel über Düfte und ihre Zusammensetzung erfahren. Interessant auch der Blick auf die gleiche Gegend und ihre jeweiligen Bewohner in verschiedenen Epochen. Darin eingebunden zwei zarte Liebesgeschichten zu unterschiedlichen Zeiten, mit unterschiedlichen Fragen und Antworten.
Mein Fazit: Wieder ein Buch von Teresa Simon, das ich mit sehr viel Freude gelesen habe. Schön auch das beigefügte Lesezeichen und die Rezepte. Eine zu Herzen gehende spannende Familiengeschichte, die ich sehr gerne weiterempfehle.

Heidelinde von „friederickes bücherblog“

Bewertung vom 12.08.2020
Nachtfeuer / Gut Greifenau Bd.2
Caspian, Hanna

Nachtfeuer / Gut Greifenau Bd.2


ausgezeichnet

Eine spannende Fortsetzung der Familiensaga

Das Cover:
Das Cover ist sehr ausdrucksstark und ist an den ersten Band angelehnt. Eine sehr passende und intensive Einladung, das Buch lesen zu wollen.

Die Geschichte:
Die Saga schreibt sich in diesem Band im Jahr 1914 fort. Der Krieg beginnt und Konstantin muss an die Front. Sein Vater ist unfähig, das Gut zu führen, das mittlerweile überschuldet ist. Um so wichtiger wird es, dass seine kleine Schwester Katharina den Kaiserneffen Ludwig von Preußen heiratet. Dieser aber grapscht nicht nur bei seiner Verlobten, was beinahe einen Skandal auslöst. Katharina hat sich außerdem in den Industriellensohn Julius verliebt, was natürlich aus dem Adelsstand kommend nicht vorgesehen ist. Ob er sie retten kann? Auch die Geheimnisse um Kutscher Albert wollen gelüftet werden.

Meine Meinung:
Das Buch knüpft nahtlos am ersten Teil an und setzt sich ebenso spannend fort. Die Protagonisten sind und bleiben intensiv und stark, lassen es zu mit mancher Gänsehaut an ihrem Leben teilzuhaben. Die Schauplätze sind sehr gut beschrieben und die Einbindung der Zeitgeschichte zeichnet die verheerenden Zeiten des Krieges und all seine Auswirkungen mit viel Feingefühl nach. Sowohl die Adligen, besonders auch die Armen, die ihre schweren Dienste tun, die unendlich hungern und um den Alltag kämpfen, werden wunderbar nachgezeichnet und in Szene gesetzt. Die Autorin schreibt in einer sehr unterhaltsamen Sprache. Die zahlreichen Perspektivwechsel sorgen für einen durchgängigen hohen Spannungsbogen, der dafür sorgt, dass ich das Buch sehr gerne gelesen habe.
Mein Fazit: Eine wunderbare Familiensaga in mehreren Teilen, die mich in eine Zeit und in ein Leben der Menschen zurückführt, die mich immer wieder nachdenklich zurücklässt. Ein Buch, das auch hilft, in die Zeitgeschichte einzutauchen. Ich kann es nur weiterempfehlen.
Heidelinde von friederickes-bücherblog

Bewertung vom 02.08.2020
Der Dünensommer (eBook, ePUB)
Lott, Sylvia

Der Dünensommer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ein Sommerroman mit Tiefgang

Das Cover:

Luftig leichte Sommerstimmung, zwischen Dünen, Strand und Meer. Dazu ein Klappentext der Spannung und Unterhaltung verspricht. Ich finde, alles zusammen passt sehr gut zu diesem Liebesroman und ist stimmig.

Die Geschichte:
Da ist Ulla, die Frau eines Hamburger Verlegers. Sie hat in den 50er-Jahren so ihre liebe Not mit der steifen Etikette der Familie, auch mit ihrer Schwiegermutter, sowie der Hamburger High Society überhaupt. Außerdem steht sie unter dem Druck, baldmöglichst einen Erben präsentieren zu sollen. Ihr Arzt schickt sie ins Nordseeheilbad Norderney. Dort lernt den Fotografen Hans kennen, der ihr ein völlig anderes Leben zeigt, als ihr Mann. Zusammen mit ihm und ihrer Freundin erlebt sie in der Hitze des Jahrhundertsommers verrückte Monate. Als das Ende naht und die Gefühle neu sortiert und bewertet werden müssen, fallen auch schwere Entscheidungen.

Meine Meinung:
Es ist eine leichte Sommergeschichte, in die man sich gerne hineinfallen lässt. Erzählt wird über zwei Zeitebenen. Einmal aus der überwiegenden Perspektive von Ulla im Jahr 1959 und dann aus der Perspektive ihrer Enkelin Kim in der Gegenwart. Die Protagonisten sind sehr fein, ausdrucksstark und individuell gezeichnet. Ich mochte sie alle sehr. Die Autorin schreibt in einer sehr leichten und unterhaltsamen Sprache, die sich durch dialektische Einwürfe und phasenweise umgangssprachliche Anlehnung an die damalige Zeit sehr lebhaft und vielseitig präsentiert. Norderney durfte ich sehr intensiv und gut beschrieben kennenlernen und das gleich zweimal, denn in den 50-er Jahren sah es natürlich ganz anders aus, als heute. Die sehr klugen Perspektivwechsel zwischen Oma und Enkelin haben dem Buch was ganz Besonderes gegeben.
Mein Fazit: Es ist ein wunderbarer und leichter Liebesroman, aber mit dem gewissen Etwas, auch mit wohltuendem, nicht anstrengendem Tiefgang. Ein Roman, der zwar vermuten, aber nicht sicher sein lässt und nicht bereits auf den ersten Seiten verdeutlicht, wer da zu seinem Glück findet. Dieses Buch gehört in jede Reisetasche.