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Bella von www.bellaswonderworld.de
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Karlsruhe
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Ich bin 31 Jahre alt und mein größtes Hobby ist das Lesen. Ich verschlinge alle möglichen Titel querbeet durch die verschiedensten Genres. Meine Leseleidenschaft teile ich mit anderen Lesebegeisterten auf meinem Blog www.bellaswonderworld.de

Bewertungen

Insgesamt 1143 Bewertungen
Bewertung vom 11.06.2021
Kat Menschiks und des Diplom-Biologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes Illustrirtes Thierleben / Kat Menschiks Lieblingsbücher Bd.9
Benecke, Mark;Menschik, Kat

Kat Menschiks und des Diplom-Biologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes Illustrirtes Thierleben / Kat Menschiks Lieblingsbücher Bd.9


ausgezeichnet

Meine Meinung

Die Berliner Künstlerin Kat Menschik konnte sich für den neunten Band ihrer Reihe »Illustrierte Lieblingswerke« im Galiani Verlag die Zusammenarbeit mit dem von ihr bewunderten Diplom-Biologen Mark Benecke sichern, und was sich aus der Zusammenarbeit ergeben hat und sich nun zwischen den wundervoll bebilderten Buchdeckeln findet, lässt einen auf jeden Fall schlauer als zuvor zurück.

Das Büchlein ist alleine schon durch seine beeindruckende Aufmachung ein regelrechter Augenschmaus, auf den schwarzen Buchdeckeln finden sich allerlei Tiere, die noch durch eine zusätzliche Stanzung etwas Plastisches verliehen bekommen und der schwarze Hintergrund setzt sich über den Buchschnitt auch im Inneren fort.

Der bekannte Kriminalbiologe Doctor Mark Benecke führt seine Leser*innen mit sechzehn informativen, skurrilen wie auch faszinierenden Geschichten die Eigenheiten unterschiedlicher Tierchen und weiß mit Anekdoten, die man sicherlich nicht wieder so schnell vergisst, zu begeistern. Eigentlich hatte mich Mark Benecke bereits mit dem einführenden Zitat von Gandalf zu dem Kat Menschik ein träges Faultier zeichnete gewonnen, und genau die Essenz trifft er in den nachfolgenden Geschichten auf den Punkt.

Unterhaltsam, treffend und natürlich alles wissenschaftlich fundiert reichert Mark Benecke durch sein Buch das Wissen der Leser*innen von den Alexandersittichen über Hunde, betrunkene Elche und nekrophile Enten bis hin zu Oktopusse und Vampirfledermäuse an. Aber es wird auch aufgeführt, warum zum Beispiel Meerjungfrauen und Einhörner früher in Naturkundebücher zu finden waren. Spannend, oder?

Wenn man auf außergewöhnliche Geschichten steht, die auch noch wahr sind, und eine Vorliebe für wundervolle Illustrationen hat, sollte man auf jeden Fall zu »Kat Menschiks und des Diplom-Biologen Doctor Rerum Medicinalium Mark Beneckes Illustrirtes Thierleben« greifen!

Fazit

Dieses thierisch gute Buch aus Kat Menschiks »Lieblingsbuchreihe« kann mit fesselnden, wie auch humorvollen Geschichten von Mark Benecke auftrumpfen und gehört durch die detaillierten Illustrationen der Berliner Künstlerin nun definitiv auch zu meinen Lieblingsbüchern!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 28.12.2020

Bewertung vom 11.06.2021
Vampire State Building. Band 2
Ange;Renault, Patrick

Vampire State Building. Band 2


gut

Meine Meinung

Der Abschlussband der zweiteiligen Mini-Serie »Vampire State Building« von Ange, Patrick Renault und Charlie Adlard knüpft direkt an den Splatter-Horror des ersten Bandes an. Terry und Mary sind im Empire State Building mit den zombiemäßigen Vampiren gefangen während die Polizei alle Hebel in Bewegung setzt, um die Weltmetropole New York City vor einem Ausbruch der Monster zu retten.

Ich hatte ja sehr gehofft, dass sich die Story ihren »unique Point«, die besondere Herkunft des Vampir-Kollektivs und ihres Anführers, die sich auf die mysteriöse Geschichte der Geheimgesellschaft der Hamatsa zurückführen lässt, aufgreift und eine interessante Handlung liefert, die sich von den üblichen Monster- und Zombie-Apokalypsen unterscheidet. Leider wird sich in der Geschichte jedoch so gut wie gar nicht damit auseinandergesetzt und die Leser*innen erhalten lediglich auf den letzten Seiten ein paar Satzfetzen hierzu geliefert.

Im Vordergrund steht das hollywoodreife Drama um Terry und Mary, die versuchen ihre Haut zu retten, dabei ihre Freunde verlieren und von den Einsatzkräften vor Ort als Opfer (Kollateralschäden) bei der Eindämmung der Monsterpandemie in Kauf genommen werden.

Die bildgewaltigen Panels von Charlie Adlard sind für mich das Highlight dieser Mini-Serie, denn mit seinen feinen Pinselstrichen lässt er die Häuserschluchten der Metropole lebendig werden und verwandelt das Empire State Building durch das feurige Endszenario in eine leuchtende Fackel.

Fazit

Ein bildgewaltiger Abschlussband der mich storytechnisch leider nicht vom Hocker reißen konnte.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 01.12.2020

Bewertung vom 11.06.2021
Die Unheimlichen: Frankenstein nach Mary Shelley
König, Ralf;Shelley, Mary

Die Unheimlichen: Frankenstein nach Mary Shelley


sehr gut

Meine Meinung

In seinem Comic befasst sich Ralf König mit dem klassischen und immer noch aktuellen Stoff der Schauerliteratur – »Frankenstein« von Mary Shelley – und versucht dem Mythos, um die Wissenschaft aus dem Tod etwas Lebendes zu erwecken, auf den Grund zu gehen.

Ralf König zieht sich für die Comic-Adaption des Klassikers in der von Isabel Kreitz herausgegebenen Reihe »Die Unheimlichen« einen anonymen Protagonisten heran, der 1818 die Geschichte über den modernen Prometheus lies und voller Leidenschaft einen Leserbrief an die Autorin verfasst, in welchem er seine eigenen Erfahrungen mit dem Tod und der Erweckung schildert.

Der Erzähler hat das Studium zum Arzt abgebrochen und arbeitet nun als Totengräber, wo er auch dem wunderschönen männlichen Exemplar begegnet, dass er aus dem Reich der Toten zurückholen will. Dem schaurig-schönen Szenario haucht Ralf König mit seinen Zeichnungen seinen ganz eigenen Stil ein und dadurch gelingt es ihm dieser düsteren Geschichte mit Humor zu begegnen.

In der Comic-Serie »Die Unheimlichen« haben deutsche Comickünstler*innen bereits Klassiker von Edgar Allan Poe, Theodor Fontane, und einigen mehr in Szene gesetzt – für mich war Königs »Frankenstein« nun der erste Titel aus dieser schaurig-schönen Reihe.

Fazit

Den absoluten Klassiker der Schauerliteratur – Frankenstein – neu erleben!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 30.11.2020

Bewertung vom 11.06.2021
QualityLand 2.0 / QualityLand Bd.2
Kling, Marc-Uwe

QualityLand 2.0 / QualityLand Bd.2


ausgezeichnet

Beschreibung

Endlich kann Peter Arbeitsloser seiner Arbeit als Maschinentherapeut nachgehen, ungestört Probleme der technischen Geräte lösen und Spannungen zwischen Haushaltsgeräten nachgehen, wäre da nicht ein Billionär der mit Peters Hilfe Präsident werden will, die Sache mit dem Dritten Weltkrieg und Kiki Unbekannt, die endlich mehr über ihre wahre Herkunft herausfinden will und dabei von einem Killer verfolgt wird.

Meine Meinung

Drei Jahre ist es her, dass mich Marc-Uwe Kling mit seiner intelligenten, humorvollen, gesellschaftskritischen und bissigen Dystopie »QualityLand« begeisterte – höchste Zeit für einen würdigen Nachfolger. Also Vorhang auf für »QualityLand 2.0 – Kikis Geheimnis«!

Auch im zweiten »QualityLand« Band hält uns Marc-Uwe Kling gekonnt den Spiegel vor die eigene Nase und lässt seine Leser*innen in humorvoll überspitzten Episoden erleben, wohin uns die digitalisierte Zukunft, Klimawandel und kopflose Politik führen könnten.

Der Handlungsrahmen spinnt sich um Protagonisten, die aus dem ersten Band bekannt sein dürften, falls eine Auffrischung nötig sein sollte ist das auch kein Problem, denn zu Beginn der Geschichte liefert Kling noch einem einen Überblick über seine Figuren. Eine wichtige Rolle nimmt der Maschinentherapeut Peter Arbeitsloser ein, der immer wieder in bester Action-Streifen-Manier von einem reichen Geschäftsmann gekidnappt wird, um ihm bei der Wahl zum Präsidenten behilflich zu sein, und dann ist da natürlich noch Kiki Unbekannt, die endlich mehr über ihre Herkunft in Erfahrung bringen will und dabei von einem mörderischen Killerroboter verfolgt wird.

Außerdem wird den Leser*innen auf eine skurril-komische und dennoch erschreckende Art und Weise der Absturz von Martyn aus den hohen Levelkreisen bis zum gesellschaftlichen Abschaum vor Augen geführt.

»QualityLand 2.0« mutet im Vergleich zu seinem Vorgänger um einiges düsterer an, kann mit seinen zahlreichen popkulturellen Einflüssen (wie. z. B. Monty Pythons »Ritter mit der Kokosnuss« uvm.) und Klings urkomischer und scharfer Betrachtungsgabe zu Lachflashs verleiten. Ein wirklich grandioses Stück dystopischer Unterhaltungskunst, dass zum Nachdenken anregt und für jeden Fan schwarzhumoriger Satire ein absolutes MUST-READ ist.

Fazit

Eine herrlich schräge Dystopie mit viel Witz und gesalzener Gesellschafts-Satire!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 26.11.2020

Bewertung vom 11.06.2021
Als die Welt stehen blieb
Lunde, Maja

Als die Welt stehen blieb


gut

Meine Meinung

Die norwegische Bestseller-Autorin Maja Lunde wurde mit ihrem dystopischen Roman »Die Geschichte der Bienen« bekannt, welcher erst den Auftakt zu einem bewegenden Klimaquartett darstellt. Eigentlich wollte die Autorin den vierten Teil ihres Quartetts schreiben, doch die weltweite Corona-Pandemie ähnelt viel zu sehr den Szenarien, die Lunde in ihren Geschichten spinnt und so erschien kürzlich, mit dem dünnen Büchlein »Als die Welt stehen blieb«, das bisher persönlichste Werk der Schriftstellerin.

Das Buch lässt sich wie eine Art Corona-Tagebuch lesen und wir begleiten die Norwegerin, wie sich das Leben für sie durch den Virus verändert hat, wie sie zwischen Homeschooling, der Bewältigung des Alltags und der nervenzehrenden Nachrichtenflut verzweifelt.

Ohne Filter präsentiert Maja Lunde ihre Ängste, Sorgen und ihre Wut gegenüber dem unsichtbaren Weltveränderer, der zwar auch das Thema, dass ihr besonders am Herzen liegt, nämlich den Klimaschutz, präsenter macht, aber auch viele andere Dinge grundlegend verändert.

Die Gefühle und Empfindungen die Maja Lunde in dieser Zeit des Lockdowns in sich trägt dürften vielen von uns bekannt vorkommen. Auch die Phasen, die sie in ihrem Tagebuch schildert, fühlen sich vertraut an. Hilflosigkeit und die eigene Nutzlosigkeit gegenüber der Situation und den schrecklichen Bildern, die aus Europa und dem besonders schlimm getroffenen Italien die Nachrichten beherrschen, greifen um sich.

Die persönlichen Erlebnisse der Schriftstellerin lassen sich leicht weglesen und zeichnen ein authentisches Bild ihrer eigenen Wahrnehmung und Reflexion ihrer Erfahrungen während der ersten Welle der Pandemie. Allerdings hätte ich mir eine etwas differenzierte und tiefgehendere Auseinandersetzung und Betrachtung des Themas gewünscht. So bleibt das Buch einfach ein persönlicher Corona-Tagebuch-Bericht, der sich zwar gut lesen lässt und einem das Gefühl vermittelt nicht alleine mit Sorgen, Ängsten, Wut und Verzweiflung zu sein, aber eben auch nicht mehr.

Fazit

Das private Corona-Tagebuch einer Ehefrau, Mutter, Tochter und Autorin, dass persönliche Einblicke in den Alltag und die Gefühlswelt offenbart, es aber an einem differenzierten Blick und mutmachender Hoffnung fehlen lässt.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 25.11.2020

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Bewertung vom 11.06.2021
Die Drehung der Schraube
James, Henry

Die Drehung der Schraube


gut

Beschreibung

Nachdem der zehnjährige Miles und seine Schwester, die achtjährige Flora ihre Eltern verloren haben, kommt eine junge Gouvernante nach Bly Manor, um die beiden Kinder auf dem entlegenen Landsitz zu unterrichten. Die junge Frau scheint mit den engelsgleichen und lieblichen Kindern das große Los gezogen zu haben, doch schon bald verwandelt sich das Paradies auf Erden in den reinsten Albtraum. Miles hat einen Schulverweis erhalten und auf dem Anwesen scheinen böse Geister ihr Unwesen zu treiben…

Meine Meinung

Henry James Novelle »Die Drehung der Schraube« erschien 1898 zum ersten Mal und ist ganz im Stile einer klassischen Gothic Novel gehalten. James lässt einen unbekannten Erzähler die Aufzeichnungen einer Gouvernante in einer gesellschaftlichen Runde am Kamin erzählen und baut dabei auf den authentischen Eindruck, den diese Erzählung aus zweiter Hand auf die Zuhörer haben mag.

Die Gouvernante berichtet davon, wie es zu ihrer Anstellung als Erzieherin für die engelsgleichen Kinder Miles und Flora kam, deren Onkel aus unerfindlichen Gründen mit keinerlei Problemen behelligt werden möchte und die gesamte Verantwortung der jungen Gouvernante überträgt. Das Leben auf dem idyllischen Anwesen Bly gestaltet sich zunächst Recht angenehm, in der Haushälterin Mrs. Gros findet die Gouvernante schnell eine Vertraute und die Kinder sind ohne Fehl und Tadel erzogen und haben fabelhafte Manieren.

Doch schnell wird das traumhafte Bild dieses ländlichen Paradieses durch mysteriöse Erscheinungen getrübt. Sind es womöglich die bösen Geister der letzten Gouvernante Miss Jessel und des ehemaligen Butlers Peter Quint, die eine skandalöse Liebe miteinander verband, und die nun wie im Leben auch im Tod auf Bly ihr Unwesen treiben? Und was hat Miles im Internat schlimmes angestellt, um von der Schule verwiesen zu werden?

Fragen über Fragen, die sich im Laufe der Handlung zu einem ganzen Berg ungeklärter Fragezeichen anhäufen, denn Henry James Geschichte baut auf die subtile Spannung des Nicht-Gesagten. In meinem Empfinden geht er hierbei etwas zu weit, denn für mich ging einiges an schauderhafter Spannung dadurch flöten, dass einfach zu viele Dinge (bis zum Ende) fraglich blieben.

Die junge Frau steigert sich zusehends in ihre Angst um ihre jungen Zöglinge und möchte sie um jeden Preis vor den bösen Dämonen schützen. Bei diesem Unterfangen greift ein leichter Gruselfaktor, vor allem auf der psychologischen Schiene, da man sich bei diesem Augenzeuginnenbericht zu keiner Zeit sicher sein kann, wie viel der Geschichte wahr und was der Einbildung der Erzählerin entsprungen ist.

»Die Drehung der Schraube« von Henry James ist ein nicht ganz perfekter Gruselroman für kalte Herbst- und Winterabende, der mit seinen langen und verschachtelten Satzkonstruktionen den perfekten Klassiker-Charme versprüht.

Fazit

Eine Geistergeschichte ganz im Sinne eines Schauerromans, die zum Ende allerdings noch zu viele Fragen offen lässt.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 24.11.2020

Bewertung vom 11.06.2021
Little Bird Bd.1
van Poelgeest, Darcy

Little Bird Bd.1


sehr gut

Meine Meinung

Auf das Eisner-Award prämierte Fantasy-Highlight »Little Bird – Der Kampf um Elders Hope« von Darcy von Poelgeest, Ian Bertram und Matt Hollingsworth habe ich mich im Vorfeld schon wahnsinnig gefreut – und das zurecht!

Die epische Endzeit-Geschichte über die junge Little Bird, die sich einem schier aussichtslosen Freiheitskampf verschrieben hat und sich gegen die überwältigende Macht der Kirche, die über den Nordkontinent herrscht, stellt. Little Bird stammt aus Kanada, wo sich in der Wildnis noch der Widerstand gegen die repressive Herrschaft von New Vatican findet. Doch der Widerstand ist so gut wie besiegt und nun liegt es an der unerschrockenen Titelheldin das Blatt zu wenden.

In einem temporeichen Verlauf befreit Little Bird den berühmtesten Widerstandskämpfer und je näher sie dem Zentrum der Glaubensgemeinschaft kommt, desto näher rückt sie auch ihrer eigenen Familiengeschichte. Der Kampf um Freiheit verbindet Darcy Poelgeest auf äußerst geschickte Weise mit der Suche nach der eigenen Identität und wartet mit dem ein oder anderen Plottwist auf, den man so vielleicht nicht gleich kommen sieht.

Das klar gezeichnete Geschichtskonstrukt wandelt sich im Lauf der Geschichte zu einem verqueren Leseerlebnis, dass durch die faszinierenden Zeichnungen der Illustratoren Ian Bertram und Matt Hollingswohrt mit Leben erfüllt werden. Jedoch muss ich gestehen, dass ich nicht mit soviel Brutalität und Gedärm gerechnet hätte, denn die kleine Little Bird ist genauso erbarmungslos wie ihr „scheinheiliger“ Gegner.

Der Auftakt zur dystopischen Fantasy-Saga »Little Bird« hinterlässt mit »Der Kampf um Elders Hope« mit einer stimmigen Story, kantigen Charakteren und einem fantasievollen Artwork einen bleibenden Eindruck. Blutige Kämpfe, dramatische Entwicklungen und das persönliche Schicksal der Titelheldin machen definitiv Lust auf mehr. Jedoch muss ich sagen, dass ich mir in der Fortsetzung etwas mehr Emotionen wünsche.

Fazit

Der Auftakt zu einem fulminanten Epos über eine kleine Freiheitskämpferin, die großes bewirkt und sich mit Kraft und Grips in einem radikalisierten Glaubenskrieg beweist.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 22.11.2020

Bewertung vom 11.06.2021
Der Bär und die Nachtigall / Winternacht-Trilogie Bd.1
Arden, Katherine

Der Bär und die Nachtigall / Winternacht-Trilogie Bd.1


ausgezeichnet

Beschreibung

Am Rande des Waldes, im Norden Russlands, wo viele Monate des Jahres eine Eiseskälte herrscht, wohnt der Bojar Pjotr Wladimirowitsch mit seiner Familie in einem kleinen Dorf. In dieser Wildnis herrschen noch immer die Geschichten über den Frostkönig und der uralten Magie von Hausdämonen und Kobolden. Doch der christliche Glaube duldet diese Märchen und die Opfergaben an diese uralten Gottheiten nicht neben sich. Wasja, die Tochter des Bojaren kann jedoch die Geister sehen, die sie vor der dunklen Magie beschützen und so ist es an ihr, die Brücke in das Reich des mystischen Waldes zu überqueren.

Meine Meinung

Katherine Arden entführt ihre Leser*innen mit ihrem Debütroman »Der Bär und die Nachtigall« in die schneebedeckte Wildnis im Norden Russlands, zu einem Fleckchen Erde namens Lesnaja Semlja, wo die Mythen und Legenden der russischen Folklore tief verwurzelt sind.

Mit ihrem zauberhaften Schreibstil lässt die Autorin eine fesselnde Atmosphäre entstehen, die zum träumen und fürchten zugleich einlädt und das Gefühl von alten Märchenfilmen aufkommen lässt. Besonders gut gelungen ist Katherine Arden die Einwebung einer modernen Note, die sich übergangslos mit dem historischen Setting von Rus Mitte des 14. Jahrhunderts verbindet. Der Alltag der Menschen und die Ereignisse dieser Zeit, wie die Christianisierung, die auch an diesen entfernten Fleck Erde mit einem neuen Priester vordringt, werden authentisch geschildert und mit einer starken Protagonistin angereichert, deren Emanzipation eine tragende Rolle einnimmt.

Der Handlungsfaden mag einen zunächst auf den Pfad eines klassischen Märchens lenken, denn Pjotr Wladimirowitschs Frau Marina stirbt nach der Geburt ihrer Tochter Wasilisa, die kurz auch Wasja genannt wird, und der Vater sieht sich gezwungen eine neue Frau zu heiraten, die ihrer Rolle als Stiefmutter alle Ehre macht. Wasja wächst aber nicht zu einer typischen Prinzessin heran die ihren Retter auf dem weißen Ross erwartet, sondern zu einer wilden Naturgewalt, die als einzige die Geister in ihrem Haus und im Dickicht des Waldes zu sehen vermag und die Zügel selbst in die Hand nimmt.

Eine große Faszination übten auf mich die Wesen und Geister der russischen Folklore aus, die in der Küche (Domovoi), im Stall (Dwornik), im Wasser (Rusalka) und den eiskalten Winternächten (Frostkönig) ihre Heimat haben. Gerne wäre ich noch viel tiefer in ihre Welt eingetaucht und freue mich daher schon unheimlich auf den nächsten Band von Katherine Ardens Winternacht Trilogie.

Fazit

Dieser Mischung aus Fantasy, History und slawischer Mythologie konnte ich mich nicht entziehen. Ein wundervoller Debütroman, der die Faszination von Folklore und modernem Storytelling mit Bravour vereint!

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 21.11.2020

Bewertung vom 11.06.2021
Albas Sommer
Casanova, Claudia

Albas Sommer


sehr gut

Beschreibung

Als sie mit ihrer Familie ins Valle de Valcabriel am Fuße der Pyrenäen zieht, kommt das der Leidenschaft der jungen Alba zur Natur zugute. Gemeinsam mit ihrer Schwester genießt Alba die langen Sommer und die wunderschöne Botanik Spaniens. In ihrem Drang, die Pflanzen zu studieren und zu erforschen, wird Alba von ihrer liebevollen Mutter unterstützt.

Die Bekanntschaft mit dem deutschen Botaniker Heinrich Willkomm eröffnet Alba schließlich eine vollkommen neue Welt. Eine von Alba entdeckte Pflanze will er schließlich auf der Pariser Weltausstellung präsentieren und benennt sie voller Stolz nach ihrer Entdeckerin. Alba träumt schließlich von einem Studium und will sich vollkommen der Wissenschaft verschreiben, doch das Schicksal hält etwas anderes für sie bereit…

Meine Meinung

Der historische Roman »Albas Sommer« von Claudia Casanova entführt seine Leser*innen in die bezaubernde Landschaft der spanischen Region Aragonien, nach Valdecabriel, einen Ort nahe Teruel.

Claudia Casanova hat sich das Leben der spanischen Botanikerin Blanca Catalán de Ocón y Gayolá zum Vorbild für ihre Protagonistin Alba genommen und daraus einen zauberhaften fiktionalen Roman gedichtet, der sich zart wie ein mit Morgentau benetztes Blütenblatt anfühlt.

Alba hegt eine tiefe Leidenschaft zur Natur, insbesondere zu den Pflanzen, ebenso wie ihre Schwester, deren Herz für Schmetterlinge schlägt. Doch Ende des 19. Jahrhunderts sehen die gesellschaftlichen Verpflichtungen für heranwachsende Frauen ein Leben als Ehefrau und Mutter vor. Das Glück der Schwestern liegt in ihrer aufgeschlossenen Mutter, der es selbst vergönnt war in der Schweiz zu lernen und die ihre Mädchen in ihrem wissenschaftlichen Eifer unterstützt.

Verzaubert von der poetischen und sanften Note des Romans verfolgt man die schicksalshafte Geschichte der Schwestern, die viel Zeit gemeinsam in der Natur, mit dem Studium der Flora und Fauna verbringen und mit ihrem eigenen Erblühen sich schließlich auch zarte Gefühle ihre Bahnen brechen. Das besondere Augenmerk liegt hierbei immer bei Alba, deren Begegnung mit dem deutschen Botaniker Heinrich Willkomm ihr schließlich die Pforten zu einer wunderbaren Welt aufstößt.

Ein weiterer Bestandteil von »Albas Sommer« lässt neben dem traumhaften Leben der Familie auch die Realität mit einfließen, denn Ende des 19. Jahrhunderts befindet sich die gesamte Welt durch die Industrialisierung im Umbruch und Albas vermögender Vater investiert in das heikle Eisenbahngeschäft ihres Verlobten, welches die Zukunft der Familie einschneidend verändern wird.

Das Ende dieses feinen Romans kam für mich etwas schnell und generell hätte ich gerne noch ein paar Seiten mehr gelesen, denn Claudia Casanovas Erzählstil hat mich richtig verzaubert!

Fazit

Eine poetische Ode an die Natur und eine Zeit, in der die Wissenschaft auf dem Vormarsch war und sich eine Frau ihren Platz in dieser Welt suchte.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 14.11.2020

Bewertung vom 11.06.2021
Die tote Meerjungfrau
Rydahl, Thomas;Kazinski, A. J.

Die tote Meerjungfrau


sehr gut

Meine Meinung

In ihrem historischen Roman »Die tote Meerjungfrau« spinnt das Autoren-Trio um Thomas Rydahl und A. J. Kazinski einen mitreißenden Krimi um die Entstehung von Hans Christian Andersens melancholisches und weltbekanntes Märchen »Die kleine Meerjungfrau«, bei der der Autor selbst unter Mordverdacht gerät und ihn die spannende Suche nach dem wahren Mörder in die dunkelsten Abgründe des 19. Jahrhunderts führt.

Die Geschichte ist nichts für zarte Nerven, denn das Schriftsteller-Team schildert auf beeindruckende Art und Weise die Lebensumstände und liefert eine detaillierte und äußerst bildhafte Darstellung des Settings. Soziale und gesellschaftliche Strukturen der Zeit werden gekonnt aufgegriffen und es wird auch nicht an den entsprechenden Umgangsformen gespart.

Vor diesem Hintergrund ist es äußerst spannend den damals noch recht unbekannten und erfolglosen Dichter Hans Christian Andersen auf seinem Weg zwischen Hurenhaus, dem Gefängnisaufenthalt, nachdem er unter Mordverdacht gerät, und seiner faszinierenden und träumerischen Gedankenwelt mit der er versucht dem wahren Mörder auf die Schliche zu kommen. Ungemein reizend ist die Art und Weise wie Andersen in diesem Roman mit Dingen spricht, ihnen zuhört und ihnen somit Leben einhaucht. Zum Dank geben die Gegenstände ihrem Zuhörer Informationen preis, die ihn auf die richtige Spur bringen. Seine Vorgehensweise erinnerte teilweise schon an modernes Profiling.

Für die Leser*innen ist schon zu Beginn der Geschichte recht klar, dass der spätere Märchenerschaffer nicht der Täter sein kann, denn die Geschichte wird auch noch aus einer zweiten Perspektive, die des Mörders, erzählt.

Heimlicher Star der Geschichte ist für mich eindeutig der queere Antagonist, eine Transfrau, die äußerst clever vorgeht und mit allen Mitteln ihren Traum wahr werden lassen möchte. Natürlich steht die kunstvolle Darstellung des berühmten Schriftstellers, der sich damals nicht offen zu seiner Homosexualität bekennen konnte, dem in fast nichts nach. Beide Protagonisten verstoßen mit ihrer Sexualität und Identität gegen die Moralvorstellungen ihres Jahrhunderts und dennoch gab es viele von ihnen – Thomas Rydahl und A. J. Kazinski versinnbildlichen genau dies mit ihrem Roman und machen dadurch sichtbar, wie schrecklich dieser Zustand war.

»Die tote Meerjungfrau« ist ein beeindruckender Roman, in dem ein ungeschöntes Bild der Sozialkultur des 19. Jahrhunderts gezeichnet wird und damit indirekt gegen Rassismus, Sexismus und für mehr Toleranz und Selbstbestimmung geworben wird – ein Märchen vor einem äußerst authentischen Hintergrund. Der Clou bei der Sache ist, dass diese fiktionale Geschichte so geschickt eingebettet wurde, dass sich Bezüge zur Inspirationsquelle zu Andersens wohl berühmtesten Märchen, das der kleinen Meerjungfrau, ergeben! Es findet sich aber auch noch der Zusammenhang zu einem weiteren Werk, »Das Mädchen mit den Schwefelhölzern«, welcher bei mir alle Dämme brechen lies.

Fazit

Ein beachtenswerter Kriminalroman, der sich den bekanntesten dänischen Dichter und Schriftsteller und sein berühmtes Märchen zum Motiv genommen hat und mit einem außerordentlichen Antagonisten auftrumpft.

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© Bellas Wonderworld; Rezension vom 12.11.2020